Verfahren zur enzymatischen Herstellung von 5-Norbornen-2-carbonsäure
Beschreibung
Vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von 5-Norbornen-2- carbonsäure aus 5-Norbornen-2-endo-carbonotril und/oder 5-Norbornen-2-exo- carbonitril. Insbesondere betrifft die Erfindung ein Verfahren bei der 5-Norbornen-2- carbonsäure bei einer hohen Substratkonzentration hergestellt werden kann. Des weiteren betrifft die Erfindung ein Polypeptid geeignet zur enzymatischen Umsetzung von 5-Norbornen-2-carbonitril zu 5-Norbornen-2-carbonsäure, insbesondere auch bei einer hohen Substratkonzentration sowie eine Nukleinsäure codierend das Polypeptid, eine Zusammensetzung enthaltend 5-Norbornen-2-carbonitril zu 5-Norbornen-2-endo- carbonsäure und 5-Norbornen-2-exo-carbonsäure, und die Verwendung des Polypeptids.
5-Norbornen-2-carbonsäure wird als Substrat für eine Vielzahl organischer Synthesen verwendet und eignet sich besonders für die Herstellung von cyclisches Olefin- Copolymere (COC), pharmazeutische Intermediaten, Pestiziden oder Riechstoffen.
Bisher kann 5-Norbornen-2-carbonsäure im wesentlichen wirtschaftlich nur chemisch hergestellt werden. Nachteilig ist insbesondere, dass die bekannten Verfahren zu Isomerengemischen führen, aus denen durch aufwendige Aufreinigungsverfahren die I- someren isoliert werden müssen.
Ein Verfahren zur enzymatischen Herstellung von 5-Norbornen-2-carbonsäure wird beschrieben in Eur. J. Biochem. 182, 349-156, 1989. Die dort beschriebene Nitrilase aus Rhodococcus rhodochrous zeigt jedoch eine sehr geringe Aktivität bei Umsetzung von 5-Norbornen-2-carbonitril (Tabelle 5) und kommt daher nicht in Frage, um in einem fermantativen Prozess eine wirtschaftliche 5-Norbornen-2-carbonsäureproduktion zu ermöglichen. Es wurde zudem festgestellt, dass das in Eur. J. Biochem. 182, 349-156, 1989 als Nitrilase beschriebene Enzym eine Nitril-Hydratase ist.
Der Erfindung lag daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Verfügung zu stellen, mit dem fermentativ wirtschaftlich 5-Norbornen-2-carbonsäure herzustellen wäre.
Die Aufgabe wird durch das hierin beschriebene erfindungsgemäße Verfahren und die in den Ansprüchen charakterisierten Ausführungsformen gelöst.
Folglich betrifft die Erfindung ein Verfahren zur enzymatischen Herstellung von
206/2005 StK/Ass 26.09.2006
Verbindung Il wobei
R1-R9 jeweils unabhängig voneinander sein können: H. lineares oder verzweigtes Al- kyl mit ein bis sechs Kohlenstoffatomen, Cycloalkyl mit zwei bis sechs Kohlenstoffatomen, unsubstituiertes, Amino-, Hydroxy- oder halo-substituiertes Aryl mit 3 bis 10 Kohlenstoffatomen, und wobei
R5 und R7 sowie R8 und R9 auch ein Cycloalkyl mit 3 bis 6 Kohlenstoffenato- men formen können, z.B. Cyclopropyl, Cyclobutyl, Cyclopentyl oder Cyclohexyl;
R8 und R9 sowie R5 und R7 auch exocyclische Doppelbindungen mit optionalen Substituenten tragen können; und
R3 und R4 einen Ring (4,5,6) bilden können oder Teil eines annelierten Aromaten sein können;
aus
Verbindung I mit R1 bis R9 wie oben,
mittels einer Arylaceto-Nitrilase.
Überraschenderweise wurde festgestellt, dass sich Verbindung I, insbesondere 5- Norbornen-2 -carbonitril, zu Verbindung II, insbesondere 5-Norbornen-2-carbonsäure mit Arylacetonitrilasen (EC 3.5.5.5) vorteilhaft herstellen lässt.
Nitrilasen sind Enzyme die die Hydrolyse von Nitrilen in die entsprechende Carbonsäuren und Ammoniumionen katalysieren (Faber, Biotransformations in Organic Che- mistry, Springer Verlag Berlin/Heidelberg, 1992). Nitrilasen wurden zuerst in Pflanzen beschrieben (Thimann and Mahadevan (1964) Arch Biochem Biophys 105:133-141 ) und später in vielen Mikroorganismen ebenfalls gefunden. Nitrilasen haben unterschiedliche Substratspezifitäten, können aber grob in drei Gruppen eingeordnet werden: Nitrilasen spezifisch für aliphatische Nitrile, Nitrilasen, spezifisch für aromatische Nitrile und Nitrilasen spezifisch für Arylacetonitrile.
Die enzymatische Synthese von chiralen und achiralen Carbonsäure und α-Hydroxycarbonsäuren mit Nitrilasen ist im Stand der Technik beschrieben. Die meisten Nitrilasen sind sehr substratspezifisch und können nur wenige Substrate umsetzen; somit ist ihre Anwendung auf die Umsetzung von nur einem oder wenigen Nitrilen mit einer wirtschaftlichen Effizienz beschränkt. Es ist daher vorteilhaft, Nitrilasen zur Verfügung zu stellen, die neue Verbindungen mit hoher Effizienz oder vorteilhaften Bedingungen umsetzen können.
Der Begriff "Nitrilase" wie hierin benutzt, umfasst alle Polypeptide, die eine Nitrilaseak- tivität besitzen.
Der Begriff "Nitrilaseaktivität" bedeutet hierin die Fähigkeit, Nitrile in ihren entsprechenden Carbonsäuren und Ammonium zu hydrolysieren. Vorzugsweise bedeutet "Nitrilaseaktivität" die Fähigkeit eines Enzyms die Addition von zwei molaren Äquivalenten Wasser an einen Nitrilrest zu katalysieren, so dass die entsprechende Carbonsäure gebildet wird: R-CN + 2 H2O ► R-COOH + NH3.
Vorzugsweise umfasst der Begriff "Nitrilase" Enzyme der EC-Klassen 3.5.5.1 (Nitrilasen), 3.5.5.2 (Ricininnitrilasen), 3.5.5.4 (Cyanoalaninnitrilasen), 3.5.5.5 (Arylacetonitri- lasen), 3.5.5.6 (Bromoxynil), sowie 3.5.5.7 (aliphatische Nitrilasen). Am meisten bevorzugt sind Arylacetonitrilasen (EC 3.5.5.5).
Arylacetonitrilasen (EC 3.5.5.5) sind in der Regel mit Aliphaten, z.B. Propionitril oder Korksäurenitril sowie Benzonitrilen kaum bis gar nicht aktiv. Daher war es überra- sehend, dass eine Arylaceto-Nitrilase gefunden wurde, mit der 5-Norbornen-2- carbonotril mit einer hohen Aktivität umgesetzt werden kann.
Vorzugsweise ist in dem erfindungsgemäßen Verfahren Verbindungen II:
Verbindung IIb
mit R1-R9 jeweils unabhängig voneinander sein können: H. lineares oder verzweigtes Alkyl mit ein bis sechs Kohlenstoffatomen, Cycloalkyl mit zwei bis sechs Kohlenstoffatomen, unsubstituiertes, Amino-, Hydroxy- oder halo-substituiertes Aryl mit 3 bis 10 Kohlenstoffatomen, und wobei
R5 und R7 sowie R8 und R9 auch Cycloalkyl mit 3 bis 6 Kohlenstoffenatomen formen können, z.B. Cyclopropyl, Cyclobutyl, Cyclopentyl oder Cyclohexyl; R8 und R9 sowie R5 und R7 auch exocyclische Doppelbindungen mit optionalen Substituenten tragen können, wie z.B. gezeigt in Verbindung IIb mit R5, R7, R10,11 jeweils unabhängig voneinander gleich H, Alkyl oder Aryl mit ein bis sechs Kohlenstoffatomen; und
R3 und R4 einen Ring (4,5,6) bilden können oder Teil eines annelierten Aromaten sein können;
und Verbindung I ist:
1
Verbindung I
mit R1 bis R1 1 wie oben.
Erfindungsgemäß können die verwendeten Enzyme mit erfindungsgemäßer Aktivität zur Umsetzung der Verbindung I zu Il im erfindungsgemäßen Verfahren als prozessierte Mikroorganismen oder Zellen, z.B. als aufgeschlossen, freie oder immobilisierte En- zyme, Mikroorganismen oder Zellen, oder als teilweise oder vollständig gereinigte Enzympräparationen, beispielweise frei oder immobilisiert, verwendet werden.
Für das erfindungsgemäße Verfahren können folglich auch wachsende Zellen verwendet werden, die die erfindungsgemäßen Nukleinsäuren, Nukleinsäurekonstrukte oder Vektoren enthalten. Auch ruhende oder aufgeschlossene Zellen können verwendet werden. Unter aufgeschlossenen Zellen sind beispielsweise Zellen zu verstehen, die über eine Behandlung mit beispielsweise Lösungsmitteln durchlässig gemacht worden sind, oder Zellen die über eine Enzymbehandlung, z.B. lysiert, über eine mechanische Behandlung (z.B. French Press oder Ultraschall) oder über eine sonstige Methode auf- gebrochen wurden. Die so erhaltenen Rohextrakte sind für das erfindungsgemäße Verfahren vorteilhaft geeignet. Auch gereinigte oder angereinigte Enzyme können für das Verfahren verwendet werden. Ebenfalls geeignet sind immobilisierte Mikroorganismen oder Enzyme, die vorteilhaft in der Reaktion Anwendung finden können.
Werden für das erfindungsgemäße Verfahren freie Organismen oder Enzyme verwendet, so werden diese vor der Extraktion zweckmäßigerweise abgetrennt beispielsweise über eine Filtration oder Zentrifugation.
Ein Mikroorganismus gemäß dieser Erfindung kann gezüchtet oder vermehrt werden in einem Medium, das das Wachstum dieses Mikroorganismus erlaubt. Das Medium kann synthetischem oder natürlichem Ursprung sein. Verschiedene Medien für Mikroorganismen sind bekannt. Zum Wachstum von Mikroorganismen enthält das Medium eine Kohlenstoffquelle, eine Stickstoffquelle, anorganische Salze und optional, geringe Mengen von Vitaminen und/oder Spurenelementen.
Bevorzugte Kohlenstoffquellen sind z.B. Polyole, wie z.B. Glycerol, Zucker wie z.B. Mono-, Di- oder Polysaccaride (z.B. Glucose, Fructose, Manose, Xylolose, Galactose, Ribose, Sorbose, Ribulose, Lactose, Maltose, Succose, Rafinose, Stärke oder Zellulose) komplexe Zuckerquellen (z.B. Molasse), Zuckerphosphate (z.B. Fructose-1-ex- biphosphat), Zuckeralkohole (z.B. Mannit), Alkohole (z.B. Methanol oder Ethanol), Carbonsäuren (z.B. Sojaöl oder Leinenöl), Aminosäuren oder Aminosäurengemische (z.B. Casaminosäuren, Difco) oder bestimmte Aminosäuren (z.B. Glycin, Asparagin) oder Aminozucker, wobei die letzteren auch als Stickstoffquellen dienen können. Besonders bevorzugt sind Glucose und Polyole, besonders Glycerol.
Bevorzugte Stickstoffquellen sind organische und anorganische Stickstoffverbindungen oder Materialien, die diese Verbindungen enthalten. Z.B. sind Ammoniumsalze (z.B.
NH4CI oder (NhU)2SO4), Nitrate, Harnstoff und komplexe Stickstoffquellen wie z.B. He- felysate, Sojabohnenmehl, Weizengluten, Hefeextrakt, Pepdon, Fleischextrakt, Ka- seinhydrolysate, Hefe- oder Kartoffelprotein, gute Stickstoffquellen, wobei letztere auch als Kohlenstoffquellen dienen können.
Beispiele für anorganische Salze umfassen Calcium, Magnesium, Natrium, Kobalt, Mangan, Kalium, Zink, Kupfer und Eisensalz. Als entsprechende Anionen sind Chlorid, Sulfat, Sulfit und Phosphationen besonders bevorzugt. Wichtig für eine gute Produktivität ist die Kontrolle der Fe2+ oder Fe3+ lonenkonzentration im Medium.
Optional kann das Medium zusätzlich Wachstumsfaktoren enthalten wie z.B. Vitamine oder Wachstumsverstärker wie Biotin, 2-Keto-l-gulonsäure, Ascorbinsäure, Thiamin, Folsäure, Aminosäuren, Carbonsäuren oder Substanzen wie z.B. DTT.
Die Fermentation und Wachstumsbedingungen werden ausgewählt, so dass ein hoher Ertrag an dem gewünschten Produkt erzielt werden kann (z.B. hohe Nitrilaseaktivität, insbesondere hohe Arylacetonitrilase aktivität). Bevorzugte Fermentationsbedingungen sind zwischen 15°C und 40°C, vorzugsweise 25°C bis 37°. Der pH wird vorzugsweise im Bereich von pH 3 bis 9 noch mehr bevorzugt zwischen pH 5 und 8 reguliert. Im AII- gemeinen dauert die Fermentation zwischen einigen Stunden und einigen Tagen, vorzugsweise zwischen 8 Stunden und 21 Tagen, mehr bevorzugt 4 Stunden und 14 Tagen. Verfahren zur Optimierung von Medium und Fermentationsbedingungen sind im Stand der Technik bekannt (Applied Microbiol Physiology, A practical approach 1997, Seite 53 bis 73).
In einer Ausführungsform wird das erfindungsgemäße Verfahren so durch geführt, dass die enzymatische Umsetzung von Verbindung I zu Verbindung Il erfolgt durch die Inkubation mit einem Polypeptid oder einem Medium enthaltend ein Polypeptid und wobei das Polypeptid dadurch gekennzeichnet ist, dass das Polypeptid codiert wird von einem Nukleinsäuremolekül das ein Nukleinsäuremolekül umfasst ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus:
(a) Nukleinsäuremolekül, das ein Polypeptid codiert, das in Seq. ID No.: 2 oder 4 gezeigt wird; (b) Nukleinsäuremolekül, das zumindest das Polynukleotid der codierenden Sequenz nach Seq. ID No.: 1 oder 3 umfasst;
(c) Nukleinsäuremolekül, dessen Sequenz aufgrund der Degen eriertheit des genetischen Codes abgeleitete werden kann von einer Polypeptidsequenz, die von einem Nukleinsäuremolekül nach (a) oder (b) codiert wird; (d) Nukleinsäuremolekül, das ein Polypeptid codiert, dessen Sequenz eine Identität von mindestens 60% zu der Aminosäuresequenz des Polypeptids hat, welches durch das Nukleinsäuremolekül nach (a) oder (b) codiert wird;
(e) Nukleinsäuremolekül, das ein Polypeptid codiert, das von einem Arylacetonitrila- se-Polypeptid abgeleitet wird wobei bis zu 25% der Aminosäurereste gegenüber SEQ ID NO:2 durch Deletion, Insertion, Substitution oder einer Kombination davon verändert sind und das noch mindestens 30% der enzymatischen Aktivität von SEQ ID NO: 2 besitzt; und
(f) Nukleinsäuremolekül, das ein Fragment oder ein Epitop einer Arylaceto-Nitrilase codiert, das von einem der Nukleinsäuremoleküle nach (a) bis (c) codiert wird;
oder eine komplementären Sequenz davon umfasst; und wobei optional das gebildete Produkt isoliert wird.
Bevorzugte Enzyme mit erfindungsgemäßer Aktivität umfassen eine Aminosäuresequenz gemäß SEQ ID NO: 2 oder 4.
Die erfindungsgemäße Nitrilase verseift sehr gut Phenylaceto- nitril>Phenylpropionitrl>Mandelonitril (mäßige Enantioselektivität) und ist mit Aliphaten (z.B. Propionitril, Korksäuredinitrl) oder Benzonitrilen kaum bis gar nicht aktiv. Daher ist insbesondere Aktivität mit Norbornennitrilen überraschend.
Vorteilhaft ist zudem die Stabilität und Produktivität des erfindungsgemäßen Enzyms unter Reaktorbedingung enorm und die Handhabung einfach, da ein weiter Temperatur- und pH-Bereich zur Verfügung steht und das Enzym eine hohe Nitril-Toleranz besitzt, d.h. es ist keine Nitrildosierung notwendig.
Erfindungsgemäß mit umfasst sind ebenfalls „funktionale Äquivalente" der konkret offenbarten Enzyme mit erfindungsgemäßer Aktivität und die Verwendung dieser in den erfindungsgemäßen Verfahren.
„Funktionale Äquivalente" oder Analoga der konkret offenbarten Enzyme sind im Rah- men der vorliegenden Erfindung davon verschiedene Polypeptide, welche weiterhin die gewünschte biologische Aktivität, wie z.B. Substratspezifität, besitzen. So versteht man beispielsweise unter „funktionalen Äquivalenten" Enzyme, die von Verbindung I zu Verbindung Il umsetzen und die mindestens 50 %, bevorzugt 60 %, besonders bevorzugt 75 %, ganz besonders bevorzugt 90 % oder mehr der Aktivität eines Enzyms mit der in SEQ ID NO:2 aufgeführten Aminosäuresequenz aufweisen. Funktionale Äquivalente sind außerdem vorzugsweise bei Temperaturen von 00C bis 700C stabil und besitzen vorteilhaft ein pH-Optimum zwischen pH 5 und 8 sowie ein Temperaturoptimum im Bereich von 100C bis 50°C.
Unter „funktionalen Äquivalenten" versteht man erfindungsgemäß insbesondere auch Mutanten, welche in wenigstens einer Sequenzposition der oben genannten Aminosäu-
resequenzen eine andere als die konkret genannte Aminosäure aufweisen aber trotzdem eine der oben genannten biologischen Aktivitäten besitzen. „Funktionale Äquivalente" umfassen somit die durch eine oder mehrere Aminosäure-Additionen, - Substitutionen, -Deletionen und/oder -Inversionen erhältlichen Mutanten, wobei die genannten Veränderungen in jeglicher Sequenzposition auftreten können, solange sie zu einer Mutante mit dem erfindungsgemäßen Eigenschaftsprofil führen. Funktionale Äquivalenz ist insbesondere auch dann gegeben, wenn die Reaktivitätsmuster zwischen Mutante und unverändertem Polypeptid qualitativ übereinstimmen, d.h. beispielsweise gleiche Substrate mit unterschiedlicher Geschwindigkeit umgesetzt wer- den.
Beispiele für geeignete Aminosäuresubstitutionen sind folgender Tabelle zu entnehmen:
Ursprünglicher Rest Beispiele der Substitution
AIa Ser
Arg Lys
Asn GIn; His
Asp GIu
Cys Ser
GIn Asn
GIu Asp
GIy Pro
His Asn ; GIn
He Leu; VaI
Leu Me; VaI
Lys Arg ; GIn ; GIu
Met Leu ; Me
Phe Met ; Leu ; Tyr
Ser Thr
Thr Ser
Trp Tyr
Tyr Trp ; Phe
VaI Me; Leu
Unter „funktionalen Äquivalenten" versteht man erfindungsgemäß insbesondere auch Mutanten, welche in wenigstens einer Sequenzposition der oben genannten Aminosäuresequenzen eine andere als die konkret genannte Aminosäure aufweisen aber trotzdem eine der oben genannten biologischen Aktivitäten besitzen. „Funktionale Äquiva-
lente" umfassen somit die durch eine oder mehrere Aminosäure-Additionen, - Substitutionen, -Deletionen und/oder -Inversionen erhältlichen Mutanten, wobei die genannten Veränderungen in jeglicher Sequenzposition auftreten können, solange sie zu einer Mutante mit dem erfindungsgemäßen Eigenschaftsprofil führen. Funktionale Äquivalenz ist insbesondere auch dann gegeben, wenn die Reaktivitätsmuster zwischen Mutante und unverändertem Polypeptid qualitativ übereinstimmen, d.h. beispielsweise gleiche Substrate mit unterschiedlicher Geschwindigkeit umgesetzt werden, wobei die Geschwindigkeit nicht weniger als 30% der des unveränderten Polypeptids beträgt, vorzugsweise mehr als 100%, insbesondere mehr als 150%, besonders bevorzugt eine um den Faktor 2, 5, oder 10 erhöhte Geschwindigkeit.
„Funktionale Äquivalente" im obigen Sinne sind auch „Präkursor" der beschriebenen Polypeptide sowie „funktionale Derivate" und „Salze" der Polypeptide.
„Präkursor" sind dabei natürliche oder synthetische Vorstufen der Polypeptide mit oder ohne der gewünschten biologischen Aktivität.
Unter dem Ausdruck „Salze" versteht man sowohl Salze von Carboxylgruppen als auch Säureadditionssalze von Aminogruppen der erfindungsgemäßen Proteinmoleküle. SaI- ze von Carboxylgruppen können in an sich bekannter Weise hergestellt werden und umfassen anorganische Salze, wie zum Beispiel Natrium-, Calcium-, Ammonium-, Eisen- und Zinksalze, sowie Salze mit organischen Basen, wie zum Beispiel Aminen, wie Triethanolamin, Arginin, Lysin, Piperidin und dergleichen. Säureadditionssalze, wie zum Beispiel Salze mit Mineralsäuren, wie Salzsäure oder Schwefelsäure und Salze mit organischen Säuren, wie Essigsäure und Oxalsäure sind ebenfalls Gegenstand der Erfindung.
„Funktionale Derivate" erfindungsgemäßer Polypeptide können an funktionellen Aminosäure-Seitengruppen oder an deren N- oder C-terminalen Ende mit Hilfe bekannter Techniken ebenfalls hergestellt werden. Derartige Derivate umfassen beispielsweise aliphatische Ester von Carbonsäuregruppen, Amide von Carbonsäuregruppen, erhältlich durch Umsetzung mit Ammoniak oder mit einem primären oder sekundären Amin; N-Acylderivate freier Aminogruppen, hergestellt durch Umsetzung mit Acylgruppen; oder O-Acylderivate freier Hydroxygruppen, hergestellt durch Umsetzung mit Acylgrup- pen.
"Funktionale Äquivalente" umfassen natürlich auch Polypeptide welche aus anderen Organismen zugänglich sind, sowie natürlich vorkommende Varianten. Beispielsweise lassen sich durch Sequenzvergleich Bereiche homologer Sequenzregionen festlegen und in Anlehnung an die konkreten Vorgaben der Erfindung äquivalente Enzyme ermitteln.
„Funktionale Äquivalente" umfassen ebenfalls Fragmente, vorzugsweise einzelne Domänen oder Sequenzmotive, der erfindungsgemäßen Polypeptide, welche z.B. die gewünschte biologische Funktion aufweisen.
„Funktionale Äquivalente" sind außerdem Fusionsproteine, welche eine der oben genannten Polypeptidsequenzen oder davon abgeleitete funktionale Äquivalente und wenigstens eine weitere, davon funktionell verschiedene, heterologe Sequenz in funktioneller N- oder C-terminaler Verknüpfung (d.h. ohne gegenseitigen wesentliche funktionelle Beeinträchtigung der Fusionsproteinteile) aufweisen. Nichtlimitierende Beispie- Ie für derartige heterologe Sequenzen sind z.B. Signalpeptide oder Enzyme.
Erfindungsgemäß mit umfasste „funktionale Äquivalente" sind Homologe zu den konkret offenbarten Proteinen. Diese besitzen wenigstens 60 %, vorzugsweise wenigstens 75% ins besondere wenigsten 85 %, wie z.B. 90%, 95% oder 99%, Homologie zu einer der konkret offenbarten Aminosäuresequenzen, berechnet nach dem Algorithmus von Pearson und Lipman, Proc. Natl. Acad, Sei. (USA) 85(8), 1988, 2444-2448. Eine prozentuale Homologie eines erfindungsgemäßen homologen Polypeptids bedeutet insbesondere prozentuale Identität der Aminosäurereste bezogen auf die Gesamtlänge einer der hierin konkret beschriebenen Aminosäuresequenzen.
Im Falle einer möglichen Proteinglykosylierung umfassen erfindungsgemäße „funktionale Äquivalente" Proteine des oben bezeichneten Typs in deglykosylierter bzw. glyko- sylierter Form sowie durch Veränderung des Glykosylierungsmusters erhältliche abgewandelte Formen.
Homologe der erfindungsgemäßen Proteine oder Polypeptide können durch Mutage- nese erzeugt werden, z.B. durch Punktmutation oder Verkürzung des Proteins.
Homologe des erfindungsgemäßen Proteine können durch Screening kombinatorischer Banken von Mutanten, wie z.B. Verkürzungsmutanten, identifiziert werden. Beispielsweise kann eine variegierte Bank von Protein-Varianten durch kombinatorische Muta- genese auf Nukleinsäureebene erzeugt werden, wie z.B. durch enzymatisches Ligieren eines Gemisches synthetischer Oligonukleotide. Es gibt eine Vielzahl von Verfahren, die zur Herstellung von Banken potentieller Homologer aus einer degenerierten Oligo- nukleotidsequenz verwendet werden können. Die chemische Synthese einer degenerierten Gensequenz kann in einem DNA-Syntheseautomaten durchgeführt werden, und das synthetische Gen kann dann in einen geeigneten Expressionsvektor ligiert werden. Die Verwendung eines degenerierten Gensatzes ermöglicht die Bereitstellung sämtlicher Sequenzen in einem Gemisch, die den gewünschten Satz an potentiellen Protein- Sequenzen kodieren. Verfahren zur Synthese degenerierter Oligonukleotide sind dem Fachmann bekannt (z.B. Narang, S.A. (1983) Tetrahedron 39:3; Itakura et al. (1984)
Annu. Rev. Biochem. 53:323; Itakura et al., (1984) Science 198:1056; Ike et al. (1983) Nucleic Acids Res. 1 1 :477).
Im Stand der Technik sind mehrere Techniken zum Screening von Genprodukten kombinatorischer Banken, die durch Punktmutationen oder Verkürzung hergestellt worden sind, und zum Screening von cDNA-Banken auf Genprodukte mit einer ausgewählten Eigenschaft bekannt. Diese Techniken lassen sich an das schnelle Screening der Genbanken anpassen, die durch kombinatorische Mutagenese erfindungsgemäßer Homologer erzeugt worden sind. Die am häufigsten verwendeten Techniken zum Screening großer Genbanken, die einer Analyse mit hohem Durchsatz unterliegen, umfassen das Klonieren der Genbank in replizierbare Expressionsvektoren, Transformieren der geeigneten Zellen mit der resultierenden Vektorenbank und Exprimieren der kombinatorischen Gene unter Bedingungen, unter denen der Nachweis der gewünschten Aktivität die Isolation des Vektors, der das Gen kodiert, dessen Produkt nachgewiesen wurde, erleichtert. Recursive-Ensemble-Mutagenese (REM), eine Technik, die die Häufigkeit funktioneller Mutanten in den Banken vergrößert, kann in Kombination mit den Screeningtests verwendet werden, um Homologe zu identifizieren (Arkin und Yourvan (1992) PNAS 89:7811-7815; Delgrave et al. (1993) Protein Engineering 6(3):327-331 ).
In einer Ausführungsform wird das erfindungsgemäße Verfahren bei einer Reaktionstemperatur 5 bis 75°C durchgeführt. Bevorzugt beträgt die Reaktionstemperatur Um- gebungs- oder Raumtemperatur oder mehr, beispielsweise 30°C oder mehr, jedoch weniger als 700C, bevorzugt 600C, 500C oder weniger. In einer bevorzugten Ausfüh- rungsform beträgt die Reaktionstemperatur ungefähr 35 bis 45°C, z.B. 40°C, für die xNon-Herstellung. In einer bevorzugten Ausführungsform beträgt die Reaktionstemperatur zwischen Umgebungstemperatur und 50°C für die Herstellung von eNon.
Verbindung I kann sowohl ein Enantiomerengemisch, z.B. R1S oder end/exo- Enantiomere, als auch enantiomerenrein sein, d.h. überwiegend ein Enantiomer enthalten. In einer Ausführungsform wird in dem erfindungsgemäßen Verfahren ein enan- tiomerreines Substrat umgesetzt.
Unter isomerenreinen, enantiomerenreinen bzw. chiralen Produkten bzw. optisch aktiven Verbindungen sind im erfindungsgemäßen Verfahren Enantiomere zu verstehen, die eine Enantiomerenanreicherung zeigen. Bevorzugt werden im Verfahren Enantio- merenreinheiten von mindestens 70 % ee, bevorzugt von min. 80 %ee, besonders bevorzugt von min. 90 %ee, ganz besonders bevorzugt min. 98 %ee, noch mehr bevorzugt von 99%ee, und meisten bevorzugt von min. 99,5%ee erreicht.
In einer Ausführungsform wird in dem erfindungsgemäßen Verfahren R-5-Norbornen-2- endo-carbonitril, S-5-Norbornen-2-endo-carbonitril, R-5-Norbornen-2-exo-carbonitril, und/oder S-5-Norbornen-2-exo-carbonitril zur entsprechenden S-5-Norbornen-2-exo-
carbonsäure, S-5-Norbornen-2-endo-carbonsäure, R-5-Norbornen-2-exo-carbonsäure bzw. R-5-Norbornen-2-endo-carbonsäure verseift.
In einer weiteren Ausführungsform ist Verbindung I gleich R-5-Norbornen-2-endo- carbonitril und S-5-Norbornen-2-endo-carbonitril oder R-5-Norbornen-2-exo-carbonitril und S-δ-Norbornen^-exo-carbonitril.
In einer anderen Ausführungsform ist Verbindung I gleich R-5-Norbornen-2-endo- carbonitril oder S-5-Norbornen-2-endo-carbonitril oder R-5-Norbornen-2-exo-carbonitril oder S-5-Norbornen-2-exo-carbonitril.
Folglich betrifft die Erfindung auch ein Verfahren, wobei ein enantiomerreines Produkt erhalten wird.
In einer Ausführung betrifft die Erfindung ein Verfahren, in dem bei einer Substratkonzentration mindestens 2OmM, vorzugsweise 5OmM, 7OmM, 10OmM, 15OmM, 20OmM, 25OmM, 30OmM, 40OmM, 50OmM, 70OmM, 100OmM, 200OmM, oder mehr beträgt und wobei das Substrat, also Verbindung I, insbesondere R-5-Norbornen-2-endo- carbonitril, S-5-Norbornen-2-endo-carbonitril, R-5-Norbornen-2-exo-carbonitril, und/oder S-5-Norbornen-2-exo-carbonitril zu mindestens 50 %, vorzugsweise zu 60%, 65%, 70%, 75%, 80%, 85%, 90%, 95% oder mehr zu Verbindung Il umgesetzt wird.
In einer Ausführungsform wird als Substrat ein Isomerengemisch, insbesondere ein Enatiomerengemisch, der Verbindung I als Substrat eingesetzt wird und im Produkt kommt es zu einer Anreicherung eines Isomers, insbesondere eines Enatiomers der Verbindung II. Vorzugsweise wird in dem erfindungsgemäßen Verfahren ein endo- und exo-Enantiomer der Verbindung I eingesetzt und es kommt zu einer Anreicherung des endo- oder exo-Enantiomers der Verbindung II. Besonders bevorzugt wird in dem erfindungsgemäßen Verfahren zur Anreicherung ein Gemisch aus R-5-Norbornen-2- endo-carbonitril und/oder S-5-Norbornen-2-endo-carbonitril und R-5-Norbornen-2-exo- carbonitril und/oder S-5-Norbornen-2-exo-carbonitril zur entsprechenden S-5- Norbornen-2-exo-carbonsäure und/oder R-5-Norbornen-2-exo-carbonsäure und R- 5- Norbornen-2-endo-carbonsäure und/oder S-5-Norbornen-2-endo-carbonsäure verseift, wobei es vorzugsweise zu einer Anreicherung der endo-Enantiomere der Norbornen- säure kommt.
Der pH-Wert im erfindungsgemäßen Verfahren wird vorteilhaft zwischen pH 6 und 10, bevorzugt zwischen pH 7 und 9 , besonders bevorzugt zwischen pH 7,5 und 8,5 gehalten.
Das im erfindungsgemäßen Verfahren hergestellte Produkt, beispielsweise R- und/oder S-5-Norbornen-2-exo-carbonsäure und/oder R- und/oder S-5-Norbornen-2-
endo-carbonsäurej. lässt sich vorteilhaft aus der wässrigen Reaktionslösung über Extraktion oder Destillation gewinnen. Die Extraktion kann zur Erhöhung der Ausbeute mehrfach wiederholt werden. Beispiele für geeignete Extraktionsmittel sind Lösungsmittel, wie Toluol, Methylenchlorid, Butylacetat, Diisopropylether, Benzol, MTBE oder Essigester, ohne darauf beschränkt zu sein.
Nach Einengen der organischen Phase können die Produkte in der Regel in guten chemischen Reinheiten, das heißt größer 80 %, vorzugsweise 85%, 90%, 95%, 98% oder mehr, chemische Reinheit, gewonnen werden. Nach Extraktion kann die organi- sehe Phase mit dem Produkt aber auch nur zum Teil eingeengt werden und das Produkt auskristallisiert werden. Dazu wird die Lösung vorteilhaft auf eine Temperatur von 0°C bis 10°C abgekühlt. Die Kristallisation kann auch direkt aus der organischen Lösung oder aus einer wässrigen Lösung erfolgen. Das auskristallisierte Produkt kann nochmals im gleichen oder in einem anderen Lösungsmittel zur erneuten Kristallisation aufgenommen werden und nochmals kristallisiert werden.
Durch die anschließende optionale, vorzugsweise mindestens einmalig, durchgeführte Kristallisation kann die Enantiomerenreinheit des Produktes falls erforderlich weiter gesteigert werden.
Bei den genannten Aufarbeitungsarten lässt sich das Produkt des erfindungsgemäßen Verfahrens in Ausbeuten von 60 bis 100 %, bevorzugt von 80 bis 100 %, besonders bevorzugt von 90 bis 100 %, bezogen auf das für die Reaktion eingesetzte Substrat, wie z.B. von R-5-Norbornen-2-endo-carbonitril, R-5-Norbornen-2-exo-carbonitril S-5- Norbornen-2-endo-carbonitril, und/oder S-5-Norbornen-2-exo-carbonitril isolieren. Das isolierte Produkt zeichnet sich durch eine hohe chemische Reinheit von > 90 %, bevorzugt > 95 % besonders bevorzugt von > 98 % aus. Weiterhin haben die Produkt eine hohe Enantiomerenreinheit, die vorteilhaft falls erforderlich durch die Kristallisation weiter gesteigert werden kann.
Das erfindungsgemäße Verfahren kann batchweise, semi-batchweise oder kontinuierlich betrieben werden.
Die Durchführung des Verfahrens kann vorteilhafterweise in Bioreaktoren erfolgen, wie z.B. beschrieben in Biotechnology, Band 3, 2. Auflage, Rehm et al Hrsg., (1993) insbesondere Kapitel II.
In einer Ausführungsform betrifft die Erfindung auch ein Polypeptid, das geeignet zur enzymatischen Verseifung der Verbindung I zur Verbindung Il ist. Vorzugsweise codiert das Polypeptid eine Nitrilase, insbesondere eine Arylacetonitrilase .
In einer Ausführungsform ist das Polypeptid dadurch gekennzeichnet ist, dass es codiert wird von einem Nukleinsäuremolekül, das ein Nukleinsäuremolekül umfasst ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus:
(a) Nukleinsäuremolekül, das ein Polypeptid codiert, das in Seq. ID No.: 2 oder 4 gezeigt wird;
(b) Nukleinsäuremolekül, das zumindest das Polynukleotid der codierenden Sequenz nach Seq. ID No.: 1 oder 3 umfasst;
(c) Nukleinsäuremolekül, dessen Sequenz aufgrund der Degen eriertheit des geneti- sehen Codes abgeleitete werden kann von einer Polypeptidsequenz, die von einem Nukleinsäuremolekül nach (a) oder (b) codiert wird;
(d) Nukleinsäuremolekül, das ein Polypeptid codiert, dessen Sequenz eine Identität von mindestens 60% zu der Aminosäuresequenz des Polypeptids hat, welches durch das Nukleinsäuremolekül nach (a) oder (b) codiert wird; (e) Nukleinsäuremolekül, das ein Polypeptid codiert, das von einem Arylacetonitrila- se-Polypeptid abgeleitet wird wobei bis zu 15% der Aminosäurereste gegenüber SEQ ID NO:2 oder 4 durch Deletion, Insertion, Substitution oder einer Kombination davon verändert sind und das noch mindestens 30% der enzymatischen Aktivität von SEQ ID NO: 2 oder 4 besitzt; und (f) Nukleinsäuremolekül, das ein Fragment oder ein Epitop einer Arylaceto-Nitrilase codiert, das von einem der Nukleinsäuremoleküle nach (a) bis (c) codiert wird;
oder eine komplementären Sequenz davon umfasst.
In einer Ausführungsform besitzt das Polypeptid nicht die Sequenz nach Seq ID No.: 2 und/oder 4. In einer Ausführungsform besitzt das Polypeptid auch nicht die Sequenz der in Eur. J. Biochem. 182, 349-156, 1989 genannte Nitrilase. In einer Ausführungsform besitzt das Polypeptid auch nicht die Sequenz des Datenbankeintrags AY885240.
In einer Ausführungsform hat das erfindungsgemäße Polypeptid die Eigenschaft, auch bei hoher Substratkonzentration, d.h. bei hoher Konzentration von Verbindung I im Medium zu hohem Prozentsatz Verbindung II, insbesondere Norbornensäure, herszu- stellen. Vorzugsweise kann das Polypeptid bei einer 5-Norbornen-2-endo-carbonitril- Konzentration von 2OmM, vorzugsweise 5OmM, 7OmM, 10OmM, 15OmM, 20OmM, 25OmM, 30OmM, 40OmM, 50OmM, 70OmM, 100OmM, 200OmM, oder mehr, das Substrat zu mindestens 50 %, vorzugsweise zu 60%, 65%, 70%, 75%, 80%, 85%, 90%, 95% oder mehr zu Verbindung Il umgesetzt wird, wobei das Substrat, also Verbindung I, insbesondere R-5-Norbornen-2-endo-carbonitril, S-5-Norbornen-2-endo-carbonitril, R-5-Norbornen-2-exo-carbonitril, und/oder S-5-Norbornen-2-exo-carbonitril ist. Beson- ders bevorzugt ist, wenn das Polypeptid bei einer Substratkonzentration von mindestens 15OmM das Substrat zu mindestens 65% innerhalb 24h bei 400C umsetzt
Folglich betrifft die Erfindung auch ein Nukleinsäuremolekül, das das erfindungsgemäße Polypeptid codiert. Weiterhin betrifft die vorliegende Erfindung ein Nukleinsäuremolekül, umfassend ein Polynukleotid codierend ein erfindungsgemäßes Polypeptid. In einer Ausführungsform besitzt das Nukleinsäuremolekül nicht die Sequenz der Seq. ID No. 1. In einer Ausführungsform codiert das Nukleinsäuremolekül nicht die Nitrilase aus Eur. J. Biochem. 182, 349-156, 1989. In einer Ausführungsform besitzt das Nukleinsäuremolekül auch nicht die Sequenz des Datenbankeintrags AY885240.
Gegenstand der Erfindung sind insbesondere Nukleinsäuresequenzen (einzel- und doppelsträngige DNA- und RNA-Sequenzen, wie z.B. cDNA und mRNA), die für ein Enzym mit erfindungsgemäßer Aktivität kodieren oder in dem erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzt werden können. Bevorzugt sind Nukleinsäuresequenzen, welche z.B. für Aminosäuresequenzen gemäß SEQ ID NO:2 oder 4 oder charakteristische Teilsequenzen davon kodieren, oder Nukleinsäuresequenzen gemäß SEQ ID NO:1 oder 3 oder charakteristische Teilsequenzen davon umfassen.
Alle hierin erwähnten Nukleinsäuresequenzen sind in an sich bekannter Weise durch chemische Synthese aus den Nukleotidbausteinen, wie beispielsweise durch Fragmentkondensation einzelner überlappender, komplementärer Nukleinsäurebausteine der Doppelhelix herstellbar. Die chemische Synthese von Oligonukleotiden kann beispielsweise, in bekannter Weise, nach der Phosphoamiditmethode (Voet, Voet, 2. Auflage, Wiley Press New York, Seiten 896-897) erfolgen. Die Anlagerung synthetischer Oligonukleotide und Auffüllen von Lücken mit Hilfe des Klenow-Fragmentes der DNA- Polymerase und Ligationsreaktionen sowie allgemeine Klonierungsverfahren werden in Sambrook et al. (1989), Molecular Cloning: A laboratory manual, CoId Spring Harbor Laboratory Press, beschrieben.
Gegenstand der Erfindung sind auch Nukleinsäuresequenzen (einzel- und doppelsträngige DNA- und RNA-Sequenzen, wie z.B. cDNA und mRNA), kodierend für eines der obigen Polypeptide und deren funktionalen Äquivalenten, welche z.B. unter Verwendung künstlicher Nukleotidanaloga zugänglich sind.
In einer Ausführungsform unterscheidet sich die erfindungsgemäße Nukleinsäurese- quenz in mindestens einer Base von der aus Seq. ID No. 1 oder 3. In einer Ausfüh- rungsform besitzt das Nukleinsäuremolekül auch nicht die Sequenz der in Eur. J. Biochem. 182, 349-156, 1989 genannte Nitrilase. In einer Ausführungsform besitzt das Nukleinsäuremolekül auch nicht die Sequenz des Datenbankeintrags AY885240.
Die Erfindung betrifft sowohl isolierte Nukleinsäuremoleküle, welche für erfindungsge- mäße Polypeptide bzw. Proteine oder biologisch aktive Abschnitte davon kodieren, als auch Nukleinsäurefragmente, die z.B. zur Verwendung als Hybridisierungssonden oder
Primer zur Identifizierung oder Amplifizierung von erfindungsgemäßer kodierenden Nukleinsäuren verwendet werden können.
Die erfindungsgemäßen Nukleinsäuremoleküle können zudem untranslatierte Sequen- zen vom 3'- und/oder 5'-Ende des kodierenden Genbereichs enthalten
Die Erfindung umfasst weiterhin die zu den konkret beschriebenen Nukleotidsequen- zen komplementären Nukleinsäuremoleküle oder einen Abschnitt davon.
Die erfindungsgemäßen Nukleotidsequenzen ermöglichen die Erzeugung von Sonden und Primern, die zur Identifizierung und/oder Klonierung von homologer Sequenzen in anderen Zelltypen und Organismen verwendbar sind. Solche Sonden bzw. Primer umfassen gewöhnlich einen Nukleotidsequenzbereich, der unter „stringenten" Bedingungen (siehe unten) an mindestens etwa 12, vorzugsweise mindestens etwa 25, wie z.B. etwa 40, 50 oder 75 aufeinanderfolgende Nukleotide eines Sense-Stranges einer erfindungsgemäßen Nukleinsäuresequenz oder eines entsprechenden Antisense-Stranges hybridisiert.
Ein "isoliertes" Nukleinsäuremolekül wird von anderen Nukleinsäuremolekülen abge- trennt, die in der natürlichen Quelle der Nukleinsäure zugegen sind und kann überdies im wesentlichen frei von anderem zellulären Material oder Kulturmedium sein, wenn es durch rekombinante Techniken hergestellt wird, oder frei von chemischen Vorstufen oder anderen Chemikalien sein, wenn es chemisch synthetisiert wird.
Ein erfindungsgemäßes Nukleinsäuremolekül kann mittels molekularbiologischer Standard-Techniken und der erfindungsgemäß bereitgestellten Sequenzinformation isoliert werden. Beispielsweise kann cDNA aus einer geeigneten cDNA-Bank isoliert werden, indem eine der konkret offenbarten vollständigen Sequenzen oder ein Abschnitt davon als Hybridisierungssonde und Standard-Hybridisierungstechniken (wie z.B. beschrie- ben in Sambrook, J., Fritsch, E. F. und Maniatis, T. Molecular Cloning: A Laboratory
Manual. 2. Aufl., CoId Spring Harbor Laboratory, CoId Spring Harbor Laboratory Press, CoId Spring Harbor, NY, 1989) verwendet werden. Überdies lässt sich ein Nukleinsäuremolekül, umfassend eine der offenbarten Sequenzen oder ein Abschnitt davon, durch Polymerasekettenreaktion isolieren, wobei die Oligonukleotidprimer, die auf der Basis dieser Sequenz erstellt wurden, verwendet werden. Die so amplifizierte Nukleinsäure kann in einen geeigneten Vektor kloniert werden und durch DNA- Sequenzanalyse charakterisiert werden. Die erfindungsgemäßen Oligonukleotide können ferner durch Standard-Syntheseverfahren, z.B. mit einem automatischen DNA- Synthesegerät, hergestellt werden.
Die erfindungsgemäßen Nukleinsäuresequenzen lassen sich prinzipiell aus allen Organismen identifizieren und isolieren. Vorteilhaft lassen sich die erfindungsgemäßen
Nukleinsäuresequenzen oder die Homologen davon, aus Pilzen, Hefen, Archeen oder Bakterien isolieren. Als Bakterien seien gram-negative und gram-positive Bakterien genannt. Bevorzugt werden die erfindungsgemäßen Nukleinsäuren aus gramnegativen Bakterien vorteilhaft aus α-Proteobakterien, ß-Proteobakterien oder v- Proteobakterien, besonders bevorzugt aus Bakterien der Ordnungen der Burkholdeήa- les, Hydrogenophilales, Methylophilales, Neisseriales, Nitrosomonadales, Procabacte- riales oder Rhodocyclales. Ganz besonders bevorzugt aus Bakterien der Familie der Rhodocyclaceae.
Besonders bevorzugt verwendet man Arylacetonitrilasen aus Pseudomonas spec.
Erfindungsgemäße Nukleinsäuresequenzen lassen sich beispielsweise mit üblichen Hybridisierungsverfahren oder der PCR-Technik aus anderen Organismen, z.B. über genomische oder cDNA-Banken, isolieren. Diese DNA-Sequenzen hybridisieren unter Standardbedingungen mit den erfindungsgemäßen Sequenzen. Zur Hybridisierung werden vorteilhaft kurze Oligonukleotide der konservierten Bereiche beispielsweise aus dem aktiven Zentrum, die über Vergleiche mit einer erfindungsgemäßen Nitrilase, insbesondere Arylacetonitrilasen, in dem Fachmann bekannter Weise ermittelt werden können, verwendet. Es können aber auch längere Fragmente der erfindungsgemäßen Nukleinsäuren oder die vollständigen Sequenzen für die Hybridisierung verwendet werden. Je nach der verwendeten Nukleinsäure (Oligonukleotid, längeres Fragment oder vollständige Sequenz) oder je nachdem welche Nukleinsäureart DNA oder RNA für die Hybridisierung verwendet werden, variieren diese Standardbedingungen. So liegen beispielsweise die Schmelztemperaturen für DNA:DNA-Hybride ca 10°C niedri- ger als die von DNA:RNA-Hybriden gleicher Länge.
Gegenstand der Erfindung sind auch Derivate der konkret offenbarten oder ableitbaren Nukleinsäuresequenzen.
So können weitere erfindungsgemäße Nukleinsäuresequenzen von SEQ ID NO:1 oder 3 abgeleitet sein und sich davon durch Addition, Substitution, Insertion oder Deletion einzelner oder mehrerer Nukleotide unterscheiden, aber weiterhin für Polypeptide mit dem gewünschten Eigenschaftsprofil kodieren.
Erfindungsgemäß umfasst sind auch solche Nukleinsäuresequenzen, die sogenannte stumme Mutationen umfassen oder entsprechend der Codon-Nutzung eins speziellen Ursprungs- oder Wirtsorganismus, im Vergleich zu einer konkret genannten Sequenz verändert sind, ebenso wie natürlich vorkommende Varianten, wie z.B. Spleißvarianten oder Allelvarianten, davon.
Gegenstand sind ebenso durch konservative Nukleotidsubstutionen (d.h. die betreffende Aminosäure wird durch eine Aminosäure gleicher Ladung, Größe, Polarität und/oder Löslichkeit ersetzt) erhältliche Sequenzen.
Gegenstand der Erfindung sind auch die durch Sequenzpolymorphismen von den konkret offenbarten Nukleinsäuren abgeleiteten Moleküle. Diese genetischen Polymorphismen können zwischen Individuen innerhalb einer Population aufgrund der natürlichen Variation existieren. Diese natürlichen Variationen bewirken üblicherweise eine Varianz von 1 bis 5 % in der Nukleotidsequenz eines Gens.
Unter Derivaten einer erfindungsgemäßen Nukleinsäuresequenz sind beispielsweise Allelvarianten zu verstehen, die mindestens 50 % Homologie auf der abgeleiteten Aminosäureebene, bevorzugt mindestens 75 % Homologie, ganz besonders bevorzugt mindestens 80, 85, 90, 93, 95, 98 oder 99 % Homologie über den gesamten Sequenz- bereich aufweisen (bezüglich Homologie auf Aminosäureebene sei auf obige Ausführungen zu den Polypeptiden verwiesen auf). Über Teilbereiche der Sequenzen können die Homologien vorteilhaft höher liegen.
Weiterhin sind unter Derivaten auch Homologe der erfindungsgemäßen Nukleinsäure- Sequenzen beispielsweise pilzliche oder bakterielle Homologe, verkürzte Sequenzen, Einzelstrang-DNA oder RNA der kodierenden und nichtkodierenden DNA-Sequenz, zu verstehen. So besitzen z.B. auf DNA-Ebene eine Homologie von mindestens 50 %, bevorzugt von 75 % oder mehr, besonders bevorzugt von 80 %, ganz besonders bevorzugt von 90 %, am meisten bevorzugt 95%, insbesondere 98%, oder mehr über den gesamten angegebenen DNA-Bereich.
Unter „Homolog" oder "wesentlicher Sequenzhomologie" wird erfindungsgemäß allgemein verstanden, dass die Nukleinsäure- bzw. Aminosäuresequenz eines DNA- Moleküls bzw. eines Proteins zu mindestens 40%, bevorzugt zu mindestens 50%, wei- ter bevorzugt zu mindestens 60%, ebenfalls bevorzugt zu mindestens 70%, besonders bevorzugt zu mindestens 90%, insbesondere bevorzugt zu mindestens 95% und am meisten bevorzugt zu mindestens 98% zu den Nukleinsäure- bzw. Aminosäuresequenzen der Arylacetonitrilasen, insbesondere zu SEQ ID No. :1 , 2, 3 bzw. 4 oder dessen funktionell äquivalenten Teilen identisch ist. Vorzugsweise wird die Homologie über die gesamte Sequenzlänge der Arylacetonitrilasen, insbesondere zu SEQ ID No. :1 , 2, 3 bzw. 4 bestimmt.
Unter "Identität zwischen zwei Proteinen" wird die Identität der Aminosäuren über einen bestimmten Proteinbereich verstanden, vorzugsweise die gesamte Proteinlänge,
insbesondere die Identität, die durch Vergleich mit Hilfe der Lasergene-Software der Firma DNA Star Inc., Madison, Wisconsin (USA) unter Anwendung der CLUSTAL- Methode (Higgins et al., 1989), Comput. Appl. Biosci., 5 (2), 151 ) berechnet wird. Homologien können ebenfalls mit Hilfe der Lasergene-Software der Firma DNA Star Inc., Madison, Wisconsin (USA) unter Anwendung der CLUSTAL-Methode (Higgins et al., 1989), Comput. Appl. Biosci., 5 (2), 151 ) berechnet werden. Für die Sequenzvergleiche können die voreingestellten Parameter der Seite http://www.ebi.ac.uk/clustalw/ Last updated: 10/17/2005 1 1 :27:35 mit folgenden Programmen der FTP DIRECTORY: ftp://ftp.ebi.ac.uk/pub/software/unix/clustalw/ ParClustalO.Ltar.gz [Nov 28 2001] 823975
ParClustalO.2.tar.gz [Jun 27 2002] 2652452
README [Jun 13 2003] 673 clustalwi .δ.UNIX.tar.gz [JuI 4 1999] 4725425 clustalwi .δ.mp.tar.gz [May 2 2000] 174859 clustalw1.81.UNIX.tar.gz [Jun 7 2000] 555655 clustalwi .82.UNIX.tar.gz [Feb 6 2001] 606683 clustalw1.82.mac-osx.tar.gz [Oct 15 2002] 669021 clustalw1.83.UNIX.tar.gz [Jan 30 2003] 166863
wie in Figur 2 gezeigt verwendet werden.
Bevorzugt wird die Homologie also über den gesamten Aminosäure- bzw. Nuklein- säuresequenzbereich berechnet. Neben den oben genannten Programmen stehen dem Fachmann für den Vergleich verschiedener Sequenzen noch weitere Programme zur Verfügung, die auf verschiedenen Algorithmen beruhen. Dabei liefern die Algorithmen von Meedleman und Wunsch oder Smith und Waterman besonders zuverlässige Ergebnisse. Für die Sequenzvergleiche kann z.B. auch das Programm PiIe Aupa verwendet werden (J. Mol. Evolution. (1987), 25, 351 - 360; Higgins et al., (1989) Cabgos, 5, 151 - 153) oder die Programme Gap und Best Fit (Needleman und Wunsch, (1970), J. Mol. Biol., 48, 443 - 453 sowie Smith und Waterman (1981 ), Adv., Appl. Math., 2, 482 - 489), die im GCG-Software-Paket der Genetics Computer Group (575 Science Drive, Madison, Wisconsin, USA 5371 1 ) enthalten sind. In einer weiteren besonders bevorzugten Ausführung der vorliegenden Erfindung wird die Homologie mit dem Programm Gap über die cDNA-Volllängensequenz bestimmt. In einer weiteren besonders bevorzugten Ausführung der vorliegenden Erfindung wird die Homologie mit dem Programm Gap über die gesamte genomische Sequenz bestimmt. In einer ganz beson-
ders bevorzugten Ausführung der vorliegenden Erfindung wird die Homologie mit dem Programm Gap über die codierende Vollängensequenz bestimmt.
Außerdem sind unter Derivaten beispielsweise Fusionen mit Promotoren zu verstehen. Die Promotoren, die den angegebenen Nukleotidsequenzen vorgeschalten sind, können durch ein oder mehrere Nukleotidaustausche, Insertionen, Inversionen und/oder Deletionen verändert sein, ohne dass aber die Funktionalität bzw. Wirksamkeit der Promotoren beeinträchtigt sind. Des weiteren können die Promotoren durch Verände- rung ihrer Sequenz in ihrer Wirksamkeit erhöht oder komplett durch wirksamere Promotoren auch artfremder Organismen ausgetauscht werden.
Unter Derivaten sind auch Varianten zu verstehen, deren Nukleotidsequenz im Bereich von -1 bis -1000 Basen stromaufwärts vor dem Startkodon oder 0 bis 1000 Basen stromabwärts nach dem Stopkodon so verändert wurden, dass die Genexpression und/oder die Proteinexpression verändert, bevorzugt erhöht wird.
Weiterhin umfasst die Erfindung auch Nukleinsäuresequenzen, welchen mit oben genannten kodierenden Sequenzen unter „stringenten Bedingungen" hybridisieren. Der Begriff "stringente Bedingungen" bezieht sich damit auf Bedingungen, unter denen eine Nukleinsäuresequenz präferentiell an eine Zielsequenz bindet, aber nicht oder zumindest wesentlich reduziert an andere Sequenzen.
Diese Polynukleotide lassen sich bei der Durchmusterung von genomischen oder cDNA-Banken auffinden und gegebenenfalls daraus mit geeigneten Primern mittels PCR vermehren und anschließend beispielsweise mit geeigneten Sonden isolieren. Darüber hinaus können erfindungsgemäße Polynukleotide auch auf chemischem Wege synthetisiert werden. Unter dieser Eigenschaft versteht man die Fähigkeit eines PoIy- oder Oligonukleotids unter stringenten Bedingungen an eine nahezu komplementäre Sequenz zu binden, während unter diesen Bedingungen unspezifische Bin- düngen zwischen nicht-komplementären Partnern unterbleiben. Dazu sollten die Sequenzen zu 70-100%, vorzugsweise zu 90-100%, komplementär sein. Die Eigenschaft komplementärer Sequenzen, spezifisch aneinander binden zu können, macht man sich beispielsweise in der Northern- oder Southern-Blot-Technik oder bei der Primerbindung in PCR oder RT-PCR zunutze. Üblicherweise werden dazu Oligonukleotide ab einer Länge von 30 Basenpaaren eingesetzt.
Unter Standardbedingungen sind beispielsweise je nach Nukleinsäure Temperaturen zwischen 42 und 58°C in einer wässrigen Pufferlösung mit einer Konzentration zwischen 0,1 bis 5 x SSC (1 X SSC = 0,15 M NaCI, 15 mM Natriumeitrat, pH 7,2) oder zusätzlich in Gegenwart von 50% Formamid wie beispielsweise 42°C in 5 x SSC, 50% Formamid zu verstehen. Vorteilhafterweise liegen die Hybridisierungsbedingungen für
DNA: DNA-Hybride bei 0,1 x SSC und Temperaturen zwischen etwa 20°C bis 45°C, bevorzugt zwischen etwa 30°C bis 45°C. Für DNA:RNA-Hybride liegen die Hybridisie- rungsbedingungen vorteilhaft bei 0,1 x SSC und Temperaturen zwischen etwa 30°C bis 55°C, bevorzugt zwischen etwa 45°C bis 55°C. Diese angegebenen Temperaturen für die Hybridisierung sind beispielhaft kalkulierte Schmelztemperaturwerte für eine Nukleinsäure mit einer Länge von ca. 100 Nukleotiden und einem G + C-Gehalt von 50 % in Abwesenheit von Formamid. Die experimentellen Bedingungen für die DNA- Hybridisierung sind in einschlägigen Lehrbüchern der Genetik, wie beispielsweise Sambrook et al., "Molecular Cloning", CoId Spring Harbor Laboratory, 1989, beschrie- ben und lassen sich nach dem Fachmann bekannten Formeln beispielsweise abhängig von der Länge der Nukleinsäuren, der Art der Hybride oder dem G + C-Gehalt berechnen. Weitere Informationen zur Hybridisierung kann der Fachmann folgenden Lehrbüchern entnehmen: Ausubel et al. (eds), 1985, Current Protocols in Molecular Biology, John Wiley & Sons, New York; Harnes and Higgins (eds), 1985, Nucleic Acids Hybridi- zation: A Practical Approach, IRL Press at Oxford University Press, Oxford; Brown (ed), 1991 , Essential Molecular Biology: A Practical Approach, IRL Press at Oxford University Press, Oxford.
Unter stringenten Bedingungen versteht man beispielsweise in der Northern-Blot- Technik die Verwendung einer 50 - 70 0C, vorzugsweise 60 - 65 0C warmen Waschlösung, beispielsweise 0,1x SSC-Puffer mit 0,1 % SDS (2Ox SSC: 3M NaCI, 0,3M Na- Citrat, pH 7,0) zur Elution unspezifisch hybridisierter cDNA-Sonden oder Oligonukleoti- de. Dabei bleiben, wie oben erwähnt, nur in hohem Maße komplementäre Nukleinsäuren aneinander gebunden. Die Einstellung stringenter Bedingungen ist dem Fachmann bekannt und ist z:B. in Ausubel et al., Current Protocols in Molecular Biology, John Wiley & Sons, N.Y. (1989), 6.3.1-6.3.6. beschrieben.
Mit dem Begriff "Komplementarität" wird die Fähigkeit eines Nukleinsäuremoleküls beschrieben, mit einem anderen Nukleinsäuremolekül aufgrund von Wasserstoffbrücken zwischen komplementären Basen zu hybridisieren. Der Fachmann weiß, dass zwei Nukleinsäuremoleküle nicht über eine 100%ige Komplementarität verfügen müssen, um miteinander hybridisieren zu können. Bevorzugt ist eine Nukleinsäuresequenz, die mit einer anderen Nukleinsäuresequenz hybridisieren soll, zu dieser zu mindestens 40%, zu mindestens 50%, zu mindestens 60%, bevorzugt zu mindestens 70%, beson- ders bevorzugt zu mindestens 80%, ebenfalls besonders bevorzugt zu mindestens 90%, insbesondere bevorzugt zu mindestens 95% und am meisten bevorzugt zu mindestens 98% bzw. 100% komplementär.
Bevorzugt sind Homologie-, Komplementaritäts- und Identitätsgrade über die gesamte Protein- bzw. Nukleinsäurelänge zu bestimmen.
Nukleinsäuremoleküle sind identisch, wenn sie gleiche Nukleotide in gleicher 5'-3'- Reihenfolge aufweisen.
Folglich betrifft die Erfindung auch ein Verfahren zur Herstellung eines Vektors oder Expressionskonstrukts, umfassend die Insertion des erfindungsgemäßen Nukleinsäu- remoleküls in einen Vektor oder Expressionskonstrukts.
Folglich betrifft die Erfindung auch ein Nukleinsäurekonstrukt oder Vektor, enthaltend das erfindungsgemäße Nukleinsäuremolekül oder hergestellt im erfindungsgemäßen Verfahren oder enthaltend ein Nukleinsäurekonstrukt geeignet zur Verwendung im erfindungsgemäßen Verfahren.
Gegenstand der Erfindung sind folglich Expressionskonstrukte, enthaltend unter der genetischen Kontrolle regulativer Nukleinsäuresequenzen eine für ein erfindungsgemäßes Polypeptid kodierende Nukleinsäuresequenz; sowie Vektoren, umfassend wenigstens eines dieser Expressionskonstrukte.
Vorzugsweise umfassen solche erfindungsgemäßen Konstrukte 5'-stromaufwärts von der jeweiligen kodierenden Sequenz einen Promotor und 3'-stromabwärts eine Terminatorsequenz sowie gegebenenfalls weitere übliche regulative Elemente, und zwar jeweils operativ verknüpft mit der kodierenden Sequenz.
Unter einer „operativen Verknüpfung" versteht man die sequentielle Anordnung von Promotor, kodierender Sequenz, Terminator und gegebenenfalls weiterer regulativer Elemente derart, dass jedes der regulativen Elemente seine Funktion bei der Expression der kodierenden Sequenz bestimmungsgemäß erfüllen kann. Beispiele für operativ verknüpfbare Sequenzen sind Targeting-Sequenzen sowie Enhancer, Polyadenylie- rungssignale und dergleichen. Weitere regulative Elemente umfassen selektierbare Marker, Amplifikationssignale, Replikationsursprünge und dergleichen. Geeignete regulatorische Sequenzen sind z.B. beschrieben in Goeddel, Gene Expression Technology: Methods in Enzymology 185, Academic Press, San Diego, CA (1990).
Unter einem erfindungsgemäßen Nukleinsäurekonstrukt sind insbesondere solche zu verstehen, bei weichen das Gen für eine erfindungsgemäße Umsetzung mit einem oder mehreren Regulationssignalen zur Steuerung, z.B. Erhöhung, der Genexpression operativ oder funktionell verknüpft wurden.
Zusätzlich zu diesen Regulationssequenzen kann die natürliche Regulation dieser Sequenzen vor den eigentlichen Strukturgenen noch vorhanden sein und gegebenenfalls genetisch verändert worden sein, so dass die natürliche Regulation ausgeschaltet und
die Expression der Gene erhöht wurde. Das Nukleinsäurekonstrukt kann aber auch einfacher aufgebaut sein, das heißt es wurden keine zusätzlichen Regulationssignale vor die kodierende Sequenz insertiert und der natürliche Promotor mit seiner Regulation wurde nicht entfernt. Stattdessen wird die natürliche Regulationssequenz so mutiert, dass keine Regulation mehr erfolgt und die Genexpression gesteigert wird.
Ein bevorzugtes Nukleinsäurekonstrukt enthält vorteilhafterweise auch eine oder mehrere der schon erwähnten Εnhancer" Sequenzen, funktionell verknüpft mit dem Promotor, die eine erhöhte Expression der Nukleinsäuresequenz ermöglichen. Auch am 3'-Ende der DNA-Sequenzen können zusätzliche vorteilhafte Sequenzen inseriert werden, wie weitere regulatorische Elemente oder Terminatoren. Die erfindungsgemäßen Nukleinsäuren können in einer oder mehreren Kopien im Konstrukt enthalten sein. Im Konstrukt können noch weitere Marker, wie Antibiotikaresistenzen oder Auxotrophien komplementierende Gene, gegebenenfalls zur Selektion auf das Konstrukt enthalten sein.
Vorteilhafte Regulationssequenzen für das erfindungsgemäße Verfahren sind beispielsweise in Promotoren wie cos-, tac-, trp-, tet-, trp-tet-, Ipp-, lac-, Ipp-lac-, laclq"' T7- , T5-, T3-, gal-, trc-, ara-, rhaP (rhaPBAD)SP6-, Iambda-PR- oder im Iambda-PL-Promotor enthalten, die vorteilhafterweise in gram-negativen Bakterien Anwendung finden. Weitere vorteilhafte Regulationssequenzen sind beispielsweise in den gram-positiven Promotoren amy und SPO2, in den Hefe- oder Pilzpromotoren ADC1 , MFalpha , AC, P-60, CYC1 , GAPDH, TEF, rp28, ADH enthalten. In diesem Zusammenhang sind auch die Promotoren der Pyruvatdecarboxylase und der Methanoloxidase, beispielswei- seaus Hansenula vorteilhaft. Es können auch künstliche Promotoren für die Regulation verwendet werden.
Das Nukleinsäurekonstrukt wird zur Expression in einem Wirtsorganismus vorteilhafterweise in einen Vektor, wie beispielsweise einem Plasmid oder einem Phagen inse- riert, der eine optimale Expression der Gene im Wirt ermöglicht. Unter Vektoren sind außer Plasmiden und Phagen auch alle anderen dem Fachmann bekannten Vektoren, also z.B. Viren, wie SV40, CMV, Baculovirus und Adenovirus, Transposons, IS- Elemente, Phasmide, Cosmide, und lineare oder zirkuläre DNA zu verstehen. Diese Vektoren können autonom im Wirtsorganismus repliziert oder chromosomal repliziert werden. Diese Vektoren stellen eine weitere Ausgestaltung der Erfindung dar. Geeignete Plasmide sind beispielsweise in E. coli pLG338, pACYC184, pBR322, pUC18, pUC19, pKC30, pRep4, pHS1 , pKK223-3, pDHE19.2, pHS2, pPLc236, pMBL24, pLG200, pUR290, plN-IN113-B1 , Igt1 1 oder pBdCI, in Streptomyces plJ101 , plJ364, plJ702 oder plJ361 , in Bacillus pUB110, pC194 oder pBD214, in Corynebacterium pSA77 oder pAJ667, in Pilzen pALS1 , plL2 oder pBB116, in Hefen 2alphaM, pAG-1 , YEp6, YEp13 oder pEMBLYe23 oder in Pflanzen pLGV23, pGHIac+, pBIN19, pAK2004 oder pDH51. Die genannten Plasmide stellen eine kleine Auswahl der möglichen
Plasmide dar. Weitere Plasmide sind dem Fachmann wohl bekannt und können beispielsweise aus dem Buch Cloning Vectors (Eds. Pouwels P. H. et al. Elsevier, Ams- terdam-New York-Oxford, 1985 , ISBN 0 444 904018) entnommen werden.
Vorteilhafterweise enthält das Nukleinsäurekonstrukt zur Expression der weiteren enthaltenen Gene zusätzlich noch 3'- und/oder 5'-terminale regulatorische Sequenzen zur Steigerung der Expression, die je nach ausgewähltem Wirtorganismus und Gen oder Gene für eine optimale Expression ausgewählt werden.
Diese regulatorischen Sequenzen sollen die gezielte Expression der Gene und der Proteinexpression ermöglichen. Dies kann beispielsweise je nach Wirtsorganismus bedeuten, dass das Gen erst nach Induktion exprimiert oder überexprimiert wird, oder dass es sofort exprimiert und/oder überexprimiert wird.
Die regulatorischen Sequenzen bzw. Faktoren können dabei vorzugsweise die Genexpression der eingeführten Gene positiv beeinflussen und dadurch erhöhen. So kann eine Verstärkung der regulatorischen Elemente vorteilhafterweise auf der Transkriptionsebene erfolgen, indem starke Transkriptionssignale wie Promotoren und/oder "Enhancer" verwendet werden. Daneben ist aber auch eine Verstärkung der Translation möglich, indem beispielsweise die Stabilität der mRNA verbessert wird.
In einer weiteren Ausgestaltungsform des Vektors kann der das erfindungsgemäße Nukleinsäurekonstrukt oder die erfindungsgemäße Nukleinsäure enthaltende Vektor auch vorteilhafterweise in Form einer linearen DNA in die Mikroorganismen eingeführt werden und über heterologe oder homologe Rekombination in das Genom des Wirtsorganismus integriert werden. Diese lineare DNA kann aus einem linearisierten Vektor wie einem Plasmid oder nur aus dem Nukleinsäurekonstrukt oder der erfindungsgemäßen Nukleinsäure bestehen.
Für eine optimale Expression heterologer Gene in Organismen ist es vorteilhaft die Nukleinsäuresequenzen entsprechend des im Organismus verwendeten spezifischen "codon usage" zu verändern. Der "codon usage" läßt sich anhand von Computerauswertungen anderer, bekannter Gene des betreffenden Organismus leicht ermitteln.
Die Herstellung einer erfindungsgemäßen Expressionskassette erfolgt durch Fusion eines geeigneten Promotors mit einer geeigneten kodierenden Nukleotidsequenz sowie einem Terminator- oder Polyadenylierungssignal. Dazu verwendet man gängige Rekombinations- und Klonierungstechniken, wie sie beispielsweise in T. Maniatis, E. F. Fritsch und J. Sambrook, Molecular Cloning: A Laboratory Manual, CoId Spring Harbor Laboratory, CoId Spring Harbor, NY (1989) sowie in TJ. Silhavy, M. L. Berman und L.W. Enquist, Experiments with Gene Fusions, CoId Spring Harbor Laboratory, CoId
Spring Harbor, NY (1984) und in Ausubel, F. M. et al., Current Protocols in Molecular Biology, Greene Publishing Assoc. and Wiley Interscience (1987) beschrieben sind.
Das rekombinante Nukleinsäurekonstrukt bzw. Genkonstrukt wird zur Expression in einem geeigneten Wirtsorganismus vorteilhafterweise in einen wirtsspezifischen Vektor insertiert, der eine optimale Expression der Gene im Wirt ermöglicht. Vektoren sind dem Fachmann wohl bekannt und können beispielsweise aus "Cloning Vectors" (Pou- wels P. H. et al., Hrsg, Elsevier, Amsterdam-New York-Oxford, 1985) entnommen werden.
Folglich betrifft die Erfindung auch eine Wirtszelle, die mit dem erfindungsgemäßen Vektor oder mit dem erfindungsgemäßen Polynukleotid stabil oder transient transformiert oder transfiziert wurde oder in der das erfindungsgemäße Polynukleotid oder ein für das erfindungsgemäße Verfahren geeignetes Polynukleotid wie oben beschrieben exprimiert wird oder in dem ein solches im Vergleich zu einem Wildtyp erhöht expri- miert wird.
Mit Hilfe der erfindungsgemäßen Vektoren oder Konstrukte sind rekombinante Mikroorganismen herstellbar, welche beispielsweise mit wenigstens einem erfindungsgemä- ßen Vektor transformiert sind und zur Produktion der erfindungsgemäßen Polypeptide eingesetzt werden können. Vorteilhafterweise werden die oben beschriebenen erfindungsgemäßen rekombinanten Konstrukte in ein geeignetes Wirtssystem eingebracht und exprimiert. Dabei werden vorzugsweise dem Fachmann bekannte geläufige KIo- nierungs- und Transfektionsmethoden, wie beispielsweise Co-Präzipitation, Pro- toplastenfusion, Elektroporation, retrovirale Transfektion und dergleichen, verwendet, um die genannten Nukleinsäuren im jeweiligen Expressionssystem zur Expression zu bringen. Geeignete Systeme werden beispielsweise in Current Protocols in Molecular Biology, F. Ausubel et al., Hrsg., Wiley Interscience, New York 1997, oder Sambrook et al. Molecular Cloning: A Laboratory Manual. 2. Aufl., CoId Spring Harbor Laboratory, CoId Spring Harbor Laboratory Press, CoId Spring Harbor, NY, 1989 beschrieben.
Erfindungsgemäß sind auch homolog rekombinierte Mikroorganismen herstellbar. Dazu wird ein Vektor hergestellt, der zumindest einen Abschnitt eines erfindungsgemäßen Gens oder einer kodierenden Sequenz enthält, worin gegebenenfalls wenigstens eine Aminosäure-Deletion, -Addition oder -Substitution eingebracht worden ist, um die erfindungsgemäße Sequenz zu verändern, z.B. funktionell zu disrumpieren ("Knockouf- Vektor). Die eingebrachte Sequenz kann z.B. auch ein Homologes aus einem verwandten Mikroorganismus sein oder aus einer Säugetier-, Hefe- oder Insektenquelle abgeleitet sein. Der zur homologen Rekombination verwendete Vektor kann alternativ derart ausgestaltet sein, daß das endogene Gen bei homologer Rekombination mutiert oder anderweitig verändert ist, jedoch noch das funktionelle Protein kodiert (z.B. kann der stromaufwärts gelegene regulatorische Bereich derart verändert sein, dass da-
durch die Expression des endogenen Proteins verändert wird). Der veränderte Abschnitt des erfindungsgemäßen Gens ist im homologen Rekombinationsvektor. Die Konstruktion geeigneter Vektoren zur homologen Rekombination ist z.B. beschrieben in Thomas, K.R. und Capecchi, M. R. (1987) Cell 51 :503.
Als rekombinante Wirtsorganismen für die erfindungsgemäße Nukleinsäure oder dem Nukleinsäurekonstrukt kommen prinzipiell alle prokaryontischen oder eukaryontischen Organismen in Frage. Vorteilhafterweise werden als Wirtsorganismen Mikroorganismen wie Bakterien, Pilze oder Hefen verwendet. Vorteilhaft werden gram-positive oder gram-negative Bakterien, bevorzugt Bakterien der Familien Enterobacteriaceae,
Pseudomonadaceae, Rhizobiaceae, Streptomycetaceae oder Nocardiaceae, besonders bevorzugt Bakterien der Gattungen Escherichia, Pseudomonas, Streptomyces, Nocardia, Burkholderia, Salmonella, Agrobacterium oder Rhodococcus verwendet. Ganz besonders bevorzugt ist die Gattung und Art Escherichia coli. Weitere vorteilhafte Bakterien sind darüber hinaus in der Gruppe der alpha-Proteobacterien, beta- Proteobacterien oder gamma-Proteobacterien zu finden.
Der Wirtsorganismus oder die Wirtsorganismen gemäß der Erfindung enthalten dabei vorzugsweise mindestens eine der in dieser Erfindung beschriebenen Nukleinsäurese- quenzen, Nukleinsäurekonstrukte oder Vektoren, die für ein Enzym mit erfindungsgemäßer Aktivität zur Umsetzung von Verbindung I zu Il kodieren.
Die im erfindungsgemäßen Verfahren verwendeten Organismen werden je nach Wirtsorganismus in dem Fachmann bekannter Weise angezogen bzw. gezüchtet. Mikroor- ganismen werden in der Regel in einem flüssigen Medium, das eine Kohlenstoffquelle meist in Form von Zuckern, eine Stickstoffquelle meist in Form von organischen Stickstoffquellen wie Hefeextrakt oder Salzen wie Ammoniumsulfat, Spurenelemente wie Eisen-, Mangan-, Magnesiumsalze und gegebenenfalls Vitamine enthält, bei Temperaturen zwischen 0°C und 100°C, bevorzugt zwischen 10°C bis 60°C unter Sauerstoff- begasung angezogen. Dabei kann der pH der Nährflüssigkeit auf einen festen Wert gehalten werden, das heißt während der Anzucht reguliert werden oder nicht. Die Anzucht kann „batch"-weise, „semi batch"-weise oder kontinuierlich erfolgen. Nährstoffe können zu beginn der Fermentation vorgelegt oder semikontinuierlich oder kontinuierlich nachgefüttert werden. Das Keton kann direkt zur Anzucht gegeben werden oder vorteilhaft nach Anzucht. Die Enzyme können nach dem in den Beispielen beschriebenen Verfahren aus den Organismen isoliert werden oder als Rohextrakt für die Reaktion verwendet werden.
Gegenstand der Erfindung sind weiterhin Verfahren zur rekombinanten Herstellung erfindungsgemäße Polypeptide oder funktioneller, biologisch aktiver Fragmente davon, wobei man einen Polypeptide-produzierenden Mikroorganismus kultiviert, gegebenenfalls die Expression der Polypeptide induziert und diese aus der Kultur isoliert. Die Po-
lypeptide können so auch in großtechnischem Maßstab produziert werden, falls dies erwünscht ist.
Der rekombinante Mikroorganismus kann nach bekannten Verfahren kultiviert und fer- mentiert werden. Bakterien können beispielsweise in TB- oder LB-Medium und bei einer Temperatur von 20 bis 4O0C und einem pH-Wert von 6 bis 9 vermehrt werden. Im Einzelnen werden geeignete Kultivierungsbedingungen beispielsweise in T. Maniatis, E. F. Fritsch and J. Sambrook, Molecular Cloning: A Laboratory Manual, CoId Spring Harbor Laboratory, CoId Spring Harbor, NY (1989) beschrieben.
Die Zellen werden dann, falls die Polypeptide nicht in das Kulturmedium sezerniert werden, aufgeschlossen und das Produkt nach bekannten Proteinisolierungsverfahren aus dem Lysat gewonnen. Die Zellen können wahlweise durch hochfrequenten Ultraschall, durch hohen Druck, wie z.B. in einer French-Druckzelle, durch Osmolyse, durch Einwirkung von Detergenzien, lytischen Enzymen oder organischen Lösungsmitteln, durch Homogenisatoren oder durch Kombination mehrerer der aufgeführten Verfahren aufgeschlossen werden.
Eine Aufreinigung der Polypeptide kann mit bekannten, chromatographischen Verfah- ren erzielt werden, wie Molekularsieb-Chromatographie (Gelfiltration), wie Q-
Sepharose-Chromatographie, lonenaustausch-Chromatographie und hydrophobe Chromatographie, sowie mit anderen üblichen Verfahren wie Ultrafiltration, Kristallisation, Aussalzen, Dialyse und nativer Gelelektrophorese. Geeignete Verfahren werden beispielsweise in Cooper, F. G., Biochemische Arbeitsmethoden, Verlag Walter de Gruyter, Berlin, New York oder in Scopes, R., Protein Purification, Springer Verlag, New York, Heidelberg, Berlin beschrieben.
Vorteilhaft kann es sein, zur Isolierung des rekombinanten Proteins Vektorsysteme oder Oligonukleotide zu verwenden, die die cDNA um bestimmte Nukleotidsequenzen verlängern und damit für veränderte Polypeptide oder Fusionsproteine kodieren, die z.B. einer einfacheren Reinigung dienen. Derartige geeignete Modifikationen sind beispielsweise als Anker fungierende sogenannte "Tags", wie z.B. die als Hexa-Histidin- Anker bekannte Modifikation oder Epitope, die als Antigene von Antikörpern erkannt werden können (beschrieben zum Beispiel in Harlow, E. and Lane, D., 1988, Antibo- dies: A Laboratory Manual. CoId Spring Harbor (N.Y.) Press). Diese Anker können zur Anheftung der Proteine an einen festen Träger, wie z.B. einer Polymermatrix, dienen, die beispielsweise in einer Chromatographiesäule eingefüllt sein kann, oder an einer Mikrotiterplatte oder an einem sonstigen Träger verwendet werden kann.
Gleichzeitig können diese Anker auch zur Erkennung der Proteine verwendet werden. Zur Erkennung der Proteine können außerdem übliche Marker, wie Fluoreszenzfarbstoffe, Enzymmarker, die nach Reaktion mit einem Substrat ein detektierbares Reakti-
onsprodukt bilden, oder radioaktive Marker, allein oder in Kombination mit den Ankern zur Derivatisierung der Proteine verwendet werden.
In dem erfindungsgemäßen Verfahren können auch Organismen, insbesondere Mikro- Organismen eingesetzt werden, die eine erhöhte Acetonitrilase-Aktivität haben oder bei denen die Aktivität des erfindungsgemäßen Polypeptids erhöht ist im Vergleich zum Wildtyp.
Beispielsweise kann eine solche Erhöhung durch Einbringen eines entsprechenden Nukleinsäurekonstruktes, wie z.B. dem erfindungsgemäßen Nukleinsäurekonstrukt oder Vektor oder durch gezielte oder ungezielte Mutagnese des Organismus erreicht werden
Die ausgewählten Mikroorganismen werden erfindungsgemäß mutagenisiert. Unter mutagenisiert wird verstanden, dass in die Erbinformationen, d.h. in das Genom der Mikroorganismen gezielt oder ungezielt Mutationen eingeführt werden. Bei gezielten oder ungezielten Mutationen werden eine oder mehr Erbinformationen verändert, d.h. die Mikroorganismen werden genetisch verändert. In der Regel führt diese Veränderung dazu, dass die betroffenen Gene nicht oder fehlerhaft exprimiert werden, so dass die Aktivität des Genproduktes reduziert oder inhibiert ist.
Bei gezielten Mutationen wird ein bestimmtes Gen mutiert oder dessen Aktivität inhibiert, reduziert oder verändert. Bei ungezielten Mutationen wird zufällig eine oder mehrere Gene mutiert oder dessen/deren Aktivität inhibiert, reduziert oder verändert.
Um gezielte Mutationen in einer großen Anzahl von Mikroorganismen durchzuführen, kann eine Population z.B. mit einer DNA-Population oder Bank, die sich zur Inhibierung von verschiedenen, möglichst vielen, im optimalen Fall aller Gene eignet, transformiert werden, so dass statistisch gesehen in jedes Gen des Mikroorganismus ein, vorzugsweise identifizierbares, DNA-Fragment integriert wird. Durch Analyse des Integrationsorts kann das ausgeschaltete Gen identifiziert werden.
Bei ungezielten Mutationen wird eine große Anzahl an Mikroorganismen mit einem mutagenen Reagenz behandelt. Die Menge des Reagenz oder die Intensität der Behandlung wird so gewählt, dass statistisch gesehen, eine Mutation eines jeden Gens erfolgt. Verfahren und Reagenzien zur Mutagenese von Mikroorganismen sind dem Fachmann ausreichend bekannt. Die praktische Durchführung der verschiedenen Methoden sind in zahlreichen Publikationen zugänglich, z.B. auch in A.M. van Harten (1998), "Mutation breeding: theory and practical applications", Cambridge University Press, Cambridge, UK, E Friedberg, G Walker, W Siede (1995), „DNA Repair and Mu- tagenesis", Blackwell Publishing, K. Sankaranarayanan, J. M. Gentile, L. R. Ferguson (2000) „Protocols in Mutagenesis", Elsevier Health Sciences. Der Fachmann weiß, dass die spontane Mutationsrate in Zellen sehr niedrig ist und es eine große Anzahl
von chemischen, physikalischen und biologischen Agenzien gibt, die Mutationen induzieren können. Diese Agenzien werden Mutagene genannt. Man unterscheidet biologische, physikalische und chemische Mutagene.
Es gibt verschiedene Klassen von ehem. Mutagenen, die sich in ihrer Wirkungsweise unterscheiden: Z.B. Basenanaloga, wie z.B. 5-Bromuracil, 2-Aminopurin; Chemikalien, die mit DNA reagieren, wie z.B. salpetrige Säure, Hydroxylamin; oder alkylierende Verbindungen, wie monofunktionale (z.B. Ethylmethansulfonat, Dimethylsulfat, Methyl- methansulfonat), bifunktionale (z.B. Stickstoff-Senfgas, Mitomycin, Nitrosoguanidine - Dialkylnitrosamine, N-Nitrosoharnstoffderivate, N-Alkyl-N-nitro-N-nitroso-guanidine-), interkalierende Farbstoffe (z.B. Acridine, Ethidiumbromid).
Physikalische Mutagenisation erfolgt z.B. über Bestrahlung der Organismen. Mehrere Formen von Strahlung sind stark mutagen. Man kann 2 Klassen unterscheiden: nicht- ionisierende Strahlung (z.B. UV) und ionisierende Strahlung (z.B. Röntgenstrahlung). Auch durch biologische Prozesse könne Mutationen induziert werden. Das Standard- vorgehen ist dabei die Transposonmutagenese, bei der es durch Insertion eines transponierbaren Elementes innerhalb oder in der Umgebung eines Genes zur Veränderung, in der Regel zum Verlust einer Genaktivität kommen. Durch die Identifizierung des Insertionsorts des Transposons kann das Gen, dessen Aktivität verändert wurde, isoliert werden.
Durch die Mutagenese kann die zelluläre Aktivität von ein oder mehreren Genprodukten verändert werden. Vorzugsweise ist die zelluläre Aktivität der hierein beschriebenen Arylacetonitrilase , besonders bevorzugt des hierin beschriebenen Polypeptids erhöht. Bevorzugt können die erfindungsgemäß nicht-transgenen Organismen, insbesondere
Mikroorganismen, Pflanzen und Pflanzenzellen, die sich durch eine Modulation der Expression und/oder des Bindungsverhaltens der endogenen Arylacetonitrilase auszeichnen und eine permanente oder transiente Pathogenresistenz besitzen, durch den so genannten "TILLING"-Ansatz (Targeting Induced Local Lesion in Genomes) herge- stellt werden. Dieses Verfahren ist im Detail in Colbert et al. (2001 , Plant Physiology, 126, 480 - 484), McCallum et al. (2000, Nat. Biotechnol., 18, 455 - 457) und McCallum et al. (2000, Plant Physiology, 123, 439 - 442) beschrieben worden. Die vorgenannten Referenzen werden hier explizit als Offenbarung hinsichtlich der "TILLING"-Methode eingeführt.
Das TILLING-Verfahren ist eine Strategie der so genannten reversen Genetik, das die Produktion hoher Dichten von Punktmutationen in mutagenisierten Mikroorganismen-
oder Pflanzenkollektionen, z.B. durch chemische Mutagenese mit Ethylmethansulpho- nat (EMS), mit der schnellen systematischen Identifizierung von Mutationen in Zielsequenzen kombiniert. Zunächst wird die Zielsequenz über PCR in DNA-Pools mutageni- sierter M2-Populationen amplifiziert. Denaturierungs- und Annealingsreaktionen der heteroallelischen PCR-Produkte erlauben die Ausbildung von Heteroduplexen, bei denen ein DNA-Strang von dem mutierten und der andere vom „Wildtyp" PCR-Produkt stammt. An der Stelle der Punktmutation erfolgt ein sogenannter Mismatch, der entweder über denaturierende HPLC (DHPLC, McCallum et al., 2000, Plant Physiol., 123, 439-442) oder mit dem Cel\ Mismatch-Detektionssystem (Oleykowsky et al., 1998, Nucl. Acids Res. 26, 4597-4602) identifiziert werden kann. Cel\ ist eine Endonuklease, die Mismatche in Heteroduplex-DNA erkennt und spezifisch an diesen Stellen die DNA spaltet. Die Spaltungsprodukte können dann über automatisierte Sequenzierungs- Gelelektrophorese aufgetrennt und detektiert werden (Colbert et al., 2001 , vide supra). Nach Identifizierung von Zielgen-spezifischen Mutationen in einem Pool werden indivi- duelle DNA-Proben entsprechend analysiert, um den Mikroorganismus oder die Pflanze mit der Mutation zu isolieren. Auf diese Weise wird bei den erfindungsgemäßen Mikroorganismen, Pflanzen und Pflanzenzellen nach der Herstellung der mutagenisier- ten Populationen durch Verwendung gegen Arylacetonitrilase gerichtete Primerse- quenzen die Identifizierung der mutagenisierten Pflanzenzellen bzw. Pflanzen durchge- führt. Das TILLING-Verfahren ist generell für alle Mikroorganismen und Pflanzen und Pflanzenzellen anwendbar.
In einer Ausführungsform betrifft die Erfindung auch eine Zusammensetzung, enthaltend im wesentlichen R- und/oder S-5-Norbornen-2-endo-carbonitril und Zusammensetzungen enthaltend: R- und/oder S-5-Norbornen-2-endo-carbonsäure zu mehr als 60%, 70%, 80%, 90%, 95%, 99%; und/oder enthaltend R- und/oder S-5-Norbornen-2- exo-carbonsäure-Verhältnis weniger als 40%, 30%, 20%, 10%, 5%, 1 %. Eine solche Zusammensetzung wurde bisher im Stand der Technik nicht hergestellt. Die chemische Herstellung von Norbornensäure führte immer zu einem Enantiomerengemisch von 5- Norbornen-2-endo-carbonsäure zu 5-Norbornen-2-exo-carbonsäure-Verhältnis von ungefähr 0,6:ungefähr 0,4.
Die vorliegende Erfindung betrifft auch eine Zusammensetzung, enthaltend im wesentlichen R- und/oder S-5-Norbornen-2-exo-carbonitril und eine Zusammensetzung enthaltend R- und/oder S-5-Norbornen-2-endo-carbonsäure zu R- und/oder S-5- Norbornen-2-exo-carbonsäure in einem Verhältnis von weniger als 0,6 zu mehr als 0,4. Eine solche Zusammensetzung wurde bisher im Stand der Technik nicht hergestellt.
Die chemische Herstellung von Norbornensäure führte immer zu einem Enantiomeren- gemisch von 5-Norbornen-2-endo-carbonsäure zu 5-Norbornen-2-exo-carbonsäure- Verhältnis von ungefähr 0,6: ungefähr 0,4
Folglich betrifft die Erfindung auch eine Zusammensetzung, herstellbar nach dem erfindungsgemäßen Verfahren. In einer Ausführungsform betrifft die Erfindung eine Zusammensetzung hergestellt nach dem erfindungsgemäßen Verfahren.
In einer weiteren Ausführungsform betrifft die Erfindung die Verwendung eines En- zyms, insbesondere einer Nitrilase, bevorzugt einer Arylacetonitrilase , besonders bevorzugt eines erfindungsgemäßen Polypeptids mit der Sequenz gezeigt in SEQ ID No. 2 oder 4 oder ein Homolog oder ein funktionelles Fragment davon zur Anreicherung eines Isomers der Verbindung Il aus einem Isomerengemisch der Verbindung I.
In einer weiteren Ausführungsform betrifft die Erfindung die Verwendung eines Enzyms, insbesondere einer Nitrilase, bevorzugt einer Arylacetonitrilase , besonders bevorzugt eines erfindungsgemäßen Polypeptids mit der Sequenz gezeigt in SEQ ID No. 2 oder 4 oder ein Homolog oder ein funktionelles Fragment davon zur Anreicherung von R- und/oder S-5-Norbornen-2-endo-carbonsäure aus einem Gemisch enthaltend R- und/oder S-5-Norbornen-2-endo-carbonitril und R- und/oder S-5-Norbornen-2-exo- carbonitril.
Weiterhin betrifft die Erfindung die Verwendung einer Arylacetonitrilase zur Umsetzung von R- und/oder S-5-Norbornen-2-endo-carbonitril und/oder R- und/oder S-5- Norbornen-2-exo-carbonitril zu R- und/oder S-Norbornen-2-endo-carbonsäure und/oder R- und/oder S-Norbornen-2-exo-carbonsäure.
Die Erfindung betrifft zudem die Verwendung einer Arylacetonitrilase zur Umsetzung von R- und/oder S-5-Norbornen-2-endo-carbonitril und/oder R- und/oder S-5- Norbornen-2-exo-carbonitril zur R- und/oder S-Endo- und/oder R- und/oder S- Norbor- nen-2-exo-carbonsäure.
Zudem betrifft die Erfindung die Verwendung eines Enzyms, insbesondere einer Nitrilase, bevorzugt einer Arylacetonitrilase , besonders bevorzugt eines erfindungsgemä- ßen Polypeptids mit der Sequenz gezeigt in SEQ ID No. 2 oder 4 oder ein Homolog oder ein funktionelles Fragment davon zur Umsetzung von R- - und/oder S-5- Norbornen-2-Endo-carbonitril zur isomerenreiner R- und/oder S-5-Norbornen-2-endo- carbonsäure bei hoher Substratkonzentration.
In einer weiteren Ausführungsform betrifft die Erfindung die Verwendung eines Enzyms, insbesondere einer Nitrilase, bevorzugt einer Arylacetonitrilase , besonders bevorzugt eines erfindungsgemäßen Polypeptids, dadurch gekennzeichnet, dass ein Po-
lypeptid verwendet wird, dass codiert wird von einem Nukleinsäuremolekül , das ein Nukleinsäuremolekül umfasst, ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus:
(a) Nukleinsäuremolekül, das ein Polypeptid codiert, dass in Seq. ID No.: 2 oder 4 gezeigt wird;
(b) Nukleinsäuremolekül, das zumindest das Polynukleotid der codierenden Sequenz nach Seq. ID No.: 1 oder 3 umfasst;
(c) Nukleinsäuremolekül, dessen Sequenz aufgrund der Degen eriertheit des genetischen Codes abgeleitete werden kann von einer Polypeptidsequenz, die von ei- nem Nukleinsäuremolekül nach (a) oder (b) codiert wird;
(d) Nukleinsäuremolekül, das ein Polypeptid codiert, dessen Sequenz eine Identität von mindestens 60% zu der Aminosäuresequenz des Polypeptids hat, welches durch das Nukleinsäuremolekül nach (a) oder (b) codiert wird;
(e) Nukleinsäuremolekül, das ein Polypeptid codiert, das von einem Arylacetonitrila- se-Polypeptid abgeleitet wird wobei bis zu 25% der Aminosäurereste gegenüber
SEQ ID NO:2 oder 4 durch Deletion, Insertion, Substitution oder einer Kombination davon verändert sind und das noch mindestens 30% der enzymatischen Aktivität von SEQ ID NO: 2 oder 4 besitzt; und
(f) Nukleinsäuremolekül, das ein Fragment oder ein Epitop einer Arylaceto-Nitrilase codiert, das von einem der Nukleinsäuremoleküle nach (a) bis (c) codiert wird;
oder eine komplementären Sequenz davon umfasst.
In einer Ausführungsform besitzt das Polypeptid nicht die Sequenz nach Seq ID No.: 2 oder 4. In einer Ausführungsform besitzt das Polypeptid auch nicht die Sequenz der in Eur. J. Biochem. 182, 349-156, 1989 genannte Nitrilase. In einer Ausführungsform besitzt das Polypeptid auch nicht die Sequenz des Datenbankeintrags AY885240.
Schließlich betrifft die Erfindung die Verwendung eines Polypeptids zur Herstellung einer Verbindung der Formel Il durch enzymatische Umsetzung einer Verbindung der Formel I, wobei das Polypeptid dadurch gekennzeichnet ist, dass es codiert wird von einem Nukleinsäuremolekül, das Nukleinsäuremolekül umfasst ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus:
(a) Nukleinsäuremolekül, das ein Polypeptid codiert, dass in Seq. ID No.: 2 oder 4 gezeigt wird;
(b) Nukleinsäuremolekül, das zumindest das Polynukleotid der codierenden Sequenz nach Seq. ID No.: 1 oder 3 umfasst;
(c) Nukleinsäuremolekül, dessen Sequenz aufgrund der Degen eriertheit des genetischen Codes abgeleitete werden kann von einer Polypeptidsequenz, die von ei- nem Nukleinsäuremolekül nach (a) oder (b) codiert wird;
(d) Nukleinsäuremolekül, das ein Polypeptid codiert, dessen Sequenz eine Identität von mindestens 60% zu der Aminosäuresequenz des Polypeptids hat, welches durch das Nukleinsäuremolekül nach (a) oder (b) codiert wird;
(e) Nukleinsäuremolekül, das ein Polypeptid codiert, dass von einem Arylacetonitri- lase-Polypeptid abgeleitet wird wobei bis zu 25% der Aminosäurereste gegenüber SEQ ID NO:2 oder 4 durch Deletion, Insertion, Substitution oder einer Kombination davon verändert sind und das noch mindestens 30% der enzymati- schen Aktivität von SEQ ID NO: 2 oder 4 besitzt;
(f) Nukleinsäuremolekül, das ein Fragment oder ein Epitop einer Arylaceto-Nitrilase codiert, das von einem der Nukleinsäuremoleküle nach (a) bis (c) codiert wird;
oder eine komplementären Sequenz davon umfasst.
In einer Ausführungsform besitzt das Polypeptid nicht die Sequenz nach Seq ID No.: 2 oder 4. In einer Ausführungsform besitzt das Polypeptid auch nicht die Sequenz der in Eur. J. Biochem. 182, 349-156, 1989 genannte Nitrilase. In einer Ausführungsform besitzt das Polypeptid auch nicht die Sequenz des Datenbankeintrags AY885240.
Figuren:
Figur 1 zeigt Enzyme mit erfindungsgemäßer Aktivität. Bei Einsatz des isomerenreinen exo-Norbornennitrils konnte eine hohe Aktivität beobachtete werde. Eine hohe Aktivität konnte auch bei einer hohen Nitrilkonzentration beobachtet werden.
Die obige Beschreibung und die nachstehenden Beispiele dienen nur der Verdeutlichung der Erfindung. Die für den Fachmann offensichtlichen, zahlreich möglichen Abwandlungen sind erfindungsgemäß ebenfalls umfasst.
Beispiele
1. Umsetzung von 5-Norbornen-2-endo/exo-carbonitril mit verschiedenen Nitrilasen
Nitrilasen der Firma Biocatalytics („Nit101-108") wurden als BTM mit 2 mg/ml eingesetzt. Die BASF-Nitrilasen wurden als rekombinante Ganzzellbiokatalysatoren einge- setzt (E. coli TGl OpDHE-System mit GroELS-Chaperonen vgl. PCT/EP 03/13367) und dazu über Nacht in 30 ml LB mit Ampicillin (100 μg/ml), Spectinomycin (100 μg/ml), Chloramphenicol (20 μg/ml), IPTG (0,1 mM) und Rhamnose-Monohydrat (0,5 g/L) im 100 ml-Erlenmeyer bei 37°C angezogen. Die Zellen wurden 1x in 30 ml 10 mM Pipes pH7.0 gewaschen und in 3 ml Puffer aufgenommen und ggf. bei -20°C verwahrt. Als Nitril wurde das Isomerengemisch der Fa. Aldrich eingesetzt.
Assay:
10 - 200 μl Zellen (10fach-Konzentrat) 100 μl lOO mM Nitril in MeOH ad 1000 μl 10 mM Pipes pH7,0 3 bis 21 h bei 40 °C schütteln
Die Proben wurden zentrifugiert und die Überstände per RP-HPLC auf 5-Norbornen-2- endo/exo-carbonsäure untersucht.
Die Ergebnisse sind in dem Diagramm der Figur 1 dargestellt.
2. Umsetzung von 5-Norbornen-2-endo-carbonitril mit Nitrilase 338 und Isolierung
30 ml Nitril und 1-20 g/L Zellen TG10+pDHE338 wurden in 0,5 L 10 mM NaH2PO4, pH7,5 in einem Glasreaktor bei 250 rpm und 40°C gerührt. Nach 7-24 h wurde der Umsatz zu 5-Norbornen-2- endo-carbonsäure per HPLC analysiert und war fast vollständig (<3 mM Nitril).
Nach Abtrennung der Zellen wurde die Roh-5-Norbornen-2-carbonsäure im Rotationsverdampfer aufkonzentriert (ca. 2 M) und mit einem Volumen Heptan sauer (pH2 mit H2SO4) extrahiert. Nach Abziehen des Lösungsmittels und Trocknen wurde 5- Norbornen-2- endo-carbonsäure als Feststoffe (Smp. 46°C) in über 99%iger Reinheit (H-NMR, HPLC) erhalten.
3. Umsetzung von 5-Norbornen-2-exo-carbonitril mit Nitrilase 338 und Isolierung
30 ml Nitril und 1-20 g/L Zellen TG10+pDHE338 wurden in 0,5 L 10 mM NaH2PO4, pH7,5 in einem Glasreaktor bei 250 rpm und 40°C gerührt. Nach 1-7 d wurde der Umsatz zu 5-Norbornen-2-endo-carbonsäure per HPLC analysiert und war fast vollständig (<3 mM Nitril). Nach Abtrennung der Zellen wurde die Roh-5-Norbornen-2-carbonsäure im Rotations- Verdampfer aufkonzentriert (ca. 2 M) und mit einem Volumen Heptan sauer (pH2 mit H2SO4) extrahiert. Nach Abziehen des Lösungsmittels und Trocknen wurde 5- Norbornen-2-endo-carbonsäure als Feststoffe (Smp. 42°C) in über 99%iger Reinheit (H-NMR, HPLC) erhalten.
4. Vergleichsbeispiel Rhodococcus rhodochrous J1-Nitrilase, Klonierung und Expression
Zur Klonierung der Nitrilase aus Rhodococcus rhodochrous J1 (FERM BP-1478) wurden an Hand der Sequenz D1 1425 (J. Biol. Chem. 267 (29), 20746-20751 (1992)) die Primer Mke 638 und Mke639 ausgesucht und das Nitrilasegen durch PCR von einer Einzelkolonie des Stammes amplifiziert.
PCR:
Primer:
Die PCR wurde nach Stratagene-Standardvorschrift mit Pfu ultra-Polymerase (Strata- gene) und dem folgenden Temperatur-Programm durchgeführt: 95°C für 5 Minuten; 30 Zyklen mit 95°C für 45 sec, 50°C für 45 sec, und 72°C für 1 min 30 sec; 72°C für 10 min.; 10°C bis zur Verwendung. Das PCR-Produkt (1 ,2 kB) wurde durch Agarosegel- Electrophorese (1 ,2%E-Gel, Invitrogen) und Säulen-Chromatographie (GFX-Kit, A- mersham) isoliert und anschließend mit Ndel/Hindlll verdaut und in entsprechend verdauten pDHE19.2-Vektor (ein pJOE-Derivat, DE19848129) kloniert. Die Ligationsan- sätze wurden in E. coli TG10 pAgro4 pHSG575 transformiert (TG10: ein RhaA"-Derivat von E. coli TG1 (Stratagene); pAgro4: Takeshita, S; Sato, M; Toba, M; Masahashi, W; Hashimoto-Gotoh, T (1987) Gene 61 , 63-74; pHSG575: T. Tomoyasu et al (2001 ), Mol. Microbiol. 40(2), 397-413). 6 Transformanten wurden gepickt und analysiert: Die 6 Transformanten wurden in 3OmL LBAmp/Spec/Cm 0,1 mM IPTG/0,5g/L Rhamnose in 10OmL EMK (Schikanen) 18 h bei 37°C angezogen, bei 5000g/10min zentrifugiert , einmal mit 1 OmM KH2PO4 pH8,0 gewaschen und in 3 ml des gleichen Puffers resuspendiert. Sie wurden 1 :10 verdünnt mit 1 OmM KH2PO4 pH8,0 und 6 mM Benzonitril auf ihre Aktivität hingetestet. Die Proben wurden zentrifugiert und die Überstände per RP-HPLC auf Benzoesäure und Benzonitril untersucht. 4 Klone waren aktiv und zeigten bereits nach 15 min Vollumsatz zu Benzoesäure. Die Sequenzierung dieser 4 Klone ergab als Insert des erhaltenen Plasmids pDHErrhJI die in D11245 dargestellte Nukleinsäuresequenz der Nitrilase aus R. rhodochrous J1
5. Umsetzung von 5-Norbornen-2-endo/exo-carbonitril mit verschiedenen Nitrilasen
Rhodococcus rhodochrous J1 (FERM BP-1478) wurde wie in der Literatur beschieben angezogen (Nagasawa etc al., Arch. Microbiol. 1988: 150,89-94) und geerntet. Die Zellen wurden wie in Beispiel 4 auf ihre Benzonitrilase-Aktivität getestet und zeigten Vollumsatz nach 15 min. Die BASF-Nitrilase-Stämme und E. coli TG10+pDHE9632J1 (Beispiel 4) wurden wie in Beispiel 1 angezogen und geerntet. Anschließend wurden die Biotrockenmassen bestimmt (R. rhodochrous J1 : 3.5 g/L, E.coli-Stämme: 0,8 g/L).
Assay: x μl Zellsuspension (6 g/L BTM)
200-1000 mM Nitril
0 - 0,5mM DTT ad 1000 μl 20 mM KH2PO4 pH8,0
0,3 - 6d bei 40 °C schütteln
Zur Verfolgung der Umsetzung wurden Proben gezogen, zentrifugiert und die Über- stände per RP-HPLC auf 5-Norbornen-2- endo/exo-carbonsäure und deren Säureami- de untersucht.
Gebildete eNOS bei verschiedenen eNON-Konzentrationen:
Gebildete eNOSamid bei verschiedenen eNON-Konzentrationen:
Gebildete xNOS bei verschiedenen eNON-Konzentrationen:
Gebildete xNOSamid bei verschiedenen eNON-Konzentrationen:
Übersicht Vergleichssequenzen:
1. a)Polypeptidsequenz der Nitrilase NitA aus Pseudomonas fluorescens EBC191 (DSM7155) aus AY885240
2. Polypeptidsequenz der Nitrilase Nit aus ADI64602 (WO2003097810-A2 Seq. ID175)
3. Polypeptidsequenz der Nitrilase Nit aus ADG93882 (WO2003097810-A2 Seq. ID349)