PROTEINE MIT (R) -HYDROXYNITRIL LYASE-AKTIVITÄT AUS PRUNUS LAUROCERASUS UND SORBUS AUCUPARIA
Die Erfindung betrifft neuartige Proteine mit (R)-Hydroxynitril Lyase ((R)-Mandelonitril Lyase)- Aktivität pflanzlichen Ursprungs, dafür kodierende Nukleinsäuresequenzen, Expressionskassetten, Vektoren und rekombinante Mikroorganismen; Verfahren zur Herstellung dieser Proteine und deren Verwendung zur enzymatischen, insbesondere enantioselektiven enzymatischen Synthese von Mandelonitril und/oder Mandelsäure.
Hintergrund der Erfindung
Mandelsäure ist ein wichtiges, optisch aktives Zwischenprodukt in der chemischen Synthese. (R)- und (S)-Mandelsäure werden beide nachgefragt. Optisch aktive Mandelsäure wird entweder aus (R/S)-Mandelonitril durch enzymatische Verseifung eines Enantiomeren oder direkt aus HCN und Benzaldehyd durch enzymatische Synthese mit Hilfe von Hydroxynitril Lyasen hergestellt. Diese Lyasen sind insbesondere aus Pflanzen zugänglich. Es gibt bisher nur eine begrenzte Anzahl von Hydroxynitril Lyasen.
Kurze Beschreibung der Erfindung
Aufgabe der vorliegenden Erfindung war daher die Bereitstellung weiterer (R)-Hydroxynitril Lyasen aus neuen pflanzlichen Quellen, um für die enzymatische Synthese von Mandelonitril- und Mandelsäure-Enantiomeren auf eine breitere Palette von brauchbaren Enzymen zurückgreifen zu können. Insbesondere sollten Enzyme bereitgestellt werden, welche im Vergleich zum ent- sprechenden Enzym aus Mandel (Prunus duicis) eine erhöhte Stabilität gegenüber oberflächenaktiven Substanzen, wie z.B. SDS (Natriumdodecylsulfat), aufweisen.
Diese Aufgabe konnte überraschenderweise durch die Bereitstellung neuer Proteins mit (R)- Hydroxynitril Lyase-Aktivität (E.C.4.1.2.10) isolierbar aus Blättern von Prunus laurocerasus oder Samen von Sorbus aucuparia, gelöst.
Detaillierte Beschreibung der Erfindung
Insbesondere wurde die obige Aufgabe gelöst durch Bereitstellung von a) Proteinen isolierbar aus Blättern von Prunus laurocerasus, die gekennzeichnet sind durch eine Aminosäuresequenz umfassend wenigstens 10, wie z.B. 10 bis 15, aufeinanderfolgende Aminosäurereste gemäß SEQ ID NO: 1 , 2, oder 3 oder funktionale Äquiva- lente davon; sowie b) Proteinen isolierbar aus Samen von Sorbus aucuparia, gekennzeichnet durch eine Aminosäuresequenz umfassend wenigstens 10, wie z.B. 10 bis 24, aufeinanderfolgende A- minosäurereste gemäß SEQ ID NO: 4 oder funktionale Äquivalente davon;
wobei das funktionale Äquivalent ebenfalls wenigstens eine Teilsequenz von wenigstens 5, wie z.B. 5 , 6, 7, 8, 9, 10 oder mehr aufeinanderfolgenden Aminosäureresten aus einer Aminosäuresequenz gemäß SEQ ID NO: 1 , 2, 3 oder 4 umfasst.
LAETSAHDFSYLKFV (SEQ IN NO:1) LAXTSAHDFSYLKFV (SEQ IN NO:2) SPTHDFEYLKFVYNA (SEQ IN NO:3) LATPSEHDFSYXLVWDATDLETE (SEQ IN NO:4)
worin X für eine beliebige Aminosäure steht.
Nichtlimitierende Beispielen für bevorzugte Teilsequenzen sind:
SEQ ID NO:3: aa1-aa5, aa1-aa6 oder aa1-aa7
SEQ ID NO:4: aa1-aa5, aa1-aa7, aa4-aa8, aa13-aa17, aa13-aa18, aa13-aa23 (aa= Aminosäurerest)
Die oben genannten Proteine werden im Folgenden der Einfachheit halber als (R)-Hydroxynitril Lyasen bezeichnet.
"Funktionale Äquivalente" oder Analoga der konkret offenbarten Polypeptide oder Proteine sind im Rahmen der vorliegenden Erfindung insbesondere von den konkret Beschriebenen verschiedene Polypeptide oder Proteine, welche weiterhin die gewünschte biologische Aktivität, insbesondere Enzymaktivität besitzen.
Unter "funktionalen Äquivalenten" versteht man erfindungsgemäß insbesondere Mutanten, welche in wenigstens einer der oben genannten Sequenzpositionen eine andere als die konkret genannte Aminosäure aufweisen aber trotzdem wenigstens eine erfindungsgemäße biologische Aktivität besitzen. "Funktionale Äquivalente" umfassen somit die durch eine oder mehrere Aminosäure-Additionen, -Substitutionen, -Deletionen und/oder -Inversionen erhältlichen Mutanten, wobei die genannten Veränderungen in jeglicher Sequenzposition auftreten können, solange sie zu einer Mutante mit dem erfindungsgemäßen Eigenschaftsprofil führen. Beispiele geeigneter Aminosäuresubstitutionen sind in folgender Tabelle zusammengefasst:
Ursprünglicher Rest Beispiele der Substitution
Ala Ser
Arg Lys
Asn Gin; His
Asp Glu
Cys Ser
Gin Asn
Glu Asp
Gly Pro
His Asn ; Gin lle Leu; Val
Leu lle; Val
Lys Arg ; Gin ; Glu
Met Leu ; lle
Phe Met ; Leu ; Tyr
Ser Thr
Thr Ser
Trp Tyr
Tyr Trp ; Phe
Val lle; Leu
Funktionale Äquivalenz ist insbesondere auch dann gegeben, wenn die Reaktivitätsmuster zwischen Mutante und unverändertem Polypeptid qualitativ übereinstimmen, d.h. beispielsweise gleiche Substrate mit unterschiedlicher Geschwindigkeit umgesetzt werden.
"Funktionale Äquivalente" umfassen natürlich auch Polypeptide welche aus anderen Quellen oder Organismen zugänglich sind, sowie natürlich vorkommende Varianten. Beispielsweise las-
sen sich durch Sequenzvergleich Bereiche homologer Sequenzregionen festlegen und in Anlehnung an die konkreten Vorgaben der Erfindung äquivalente Enzyme ermitteln.
"Funktionale Äquivalente" umfassen ebenfalls Fragmente, vorzugsweise einzelne Domänen oder Sequenzmotive, der erfindungsgemäßen Polypeptide, welche z.B. die gewünschte biologische Funktion aufweisen.
„Funktionale Äquivalente" im obigen Sinne sind auch Präkursoren der beschriebenen Polypeptide sowie funktionale Derivate und Salze der Polypeptide. Unter dem Ausdruck „Salze" versteht man sowohl Salze von Carboxylgruppen als auch Säureadditionssalze von Aminogruppen der erfindungsgemäßen Proteinmoleküle. Salze von Carboxylgruppen können in an sich bekannter Weise hergestellt werden und umfassen anorganische Salze, wie zum Beispiel Natrium-, Cal- cium-, Ammonium-, Eisen- und Zinksalze, sowie Salze mit organischen Basen, wie zum Beispiel Aminen, wie Triethanolamin, Arginin, Lysin, Piperidin und dergleichen. Säureadditionssalze, wie zum Beispiel Salze mit Mineralsäuren, wie Salzsäure oder Schwefelsäure und Salze mit organischen Säuren, wie Essigsäure und Oxalsäure sind ebenfalls Gegenstand der Erfindung.
„Funktionale Derivate" erfindungsgemäßer Polypeptide können an funktioneilen Aminosäure- Seitengruppen oder an deren N- oder C-terminalen Ende mit Hilfe bekannter Techniken eben- falls hergestellt werden. Derartige Derivate umfassen beispielsweise aliphatische Ester von Carbonsäuregruppen, Amide von Carbonsäuregruppen, erhältlich durch Umsetzung mit Ammoniak oder mit einem primären oder sekundären Amin; N-Acylderivate freier Aminogruppen, hergestellt durch Umsetzung mit Acylgruppen; oder O-Acylderivate freier Hydroxygruppen, hergestellt durch Umsetzung mit Acylgruppen.
„Funktionale Äquivalente" umfassen außerdem Enzymformen, welche durch Variation des Koh- lenhydratanteils (chemischen Modifikation, teilweise oder vollständige Abspaltung oder Hinzufügung von Kohlehydratresten) aus der ursprünglichen Form erhältlich sind.
"Funktionale Äquivalente" sind außerdem Fusionsproteine, welche ein der oben genannten Po- lypeptidsequenzen oder davon abgeleitete funktionale Äquivalente und wenigstens eine weitere, davon funktionell verschiedene, heterologe Sequenz in funktioneller N- oder C-terminaler Verknüpfung (d.h. ohne gegenseitigen wesentliche funktionelle Beeinträchtigung der Fusionsprote-
inteile) aufweisen. Nichtlimitierende Beispiele für derartige heterologe Sequenzen sind z.B. Sig- nalpeptide, Enzyme oder Immunoglobuline.
Erfindungsgemäß mit umfasste "funktionale Äquivalente" sind Homologe zu den konkret offen- barten Polypeptiden oder Proteinen. Diese besitzen wenigstens 60 %, vorzugsweise wenigstens 75% ins besondere wenigsten 85 %, wie z.B. 90, 95, 96, 97 98 oder 99%, Homologie zu einer der konkret offenbarten Sequenzen, berechnet nach dem Algorithmus von Pearson und Lipman, Proc. Natl. Acad, Sei. (USA) 85(8), 1988, 2444-2448. „Offenbarte Sequenzen" im Sinne der Erfindung sind auch solche Protein-Vollsequenzen, welche unter Zuhilfenahme allgemein bekann- ter Arbeitsmethoden, ausgehend von der hierin beschriebenen Teilsequenzen, identifizierbar- sind. Beispielsweise können derartige Vollsequenzen durch Herstellung und Sequenzierung von Peptidfragmenten der Enzyme oder durch Isolierung, Sequenzierung und Translation der korrespondierenden kodierenden Nukleinsäuresequenz bereitgestellt werden. „Homologie" im Sinne der Erfindung bezieht sich insbesondere auf die Gesamtlänge solcher Vollsequenzen. „Ho- mologie" bedeutet bevorzugt prozentuale Identität der Aminosäurereste zwischen einer hierin „offenbarten" Sequenz und einer damit zu vergleichenden weiteren Sequenz.
Homologe der erfindungsgemäßen Proteine oder Polypeptide können durch Mutagenese erzeugt werden, z.B. durch Punktmutation oder Verkürzung des Proteins. Der Begriff "Homolog", wie er hier verwendet wird, betrifft eine Variante Form des Proteins, die als Agonist oder Antago- nist der Protein-Aktivität wirkt.
Homologe des erfindungsgemäßen Proteine können durch Screening kombinatorischer Banken von Mutanten, wie z.B. Verkürzungsmutanten, identifiziert werden. Beispielsweise kann eine variegierte Bank von Protein-Varianten durch kombinatorische Mutagenese auf Nukleinsäure- ebene erzeugt werden, wie z.B. durch enzymatisches Ligieren eines Gemisches synthetischer Oligonukleotide. Es gibt eine Vielzahl von Verfahren, die zur Herstellung von Banken potentieller Homologer aus einer degenerierten Oligonukleotidsequenz verwendet werden können. Die chemische Synthese einer degenerierten Gensequenz kann in einem DNA-Syntheseautomaten durchgeführt werden, und das synthetische Gen kann dann in einen geeigneten Expressionsvektor ligiert werden. Die Verwendung eines degenerierten Gensatzes ermöglicht die Bereitstellung sämtlicher Sequenzen in einem Gemisch, die den gewünschten Satz an potentiellen Proteinsequenzen codieren. Verfahren zur Synthese degenerierter Oligonukleotide sind dem Fachmann bekannt (Z.B. Narang, S.A. (1983) Tetrahedron 39:3; Itakura etal. (1984)
mann bekannt (Z.B. Narang, S.A. (1983) Tetrahedron 39:3; Itakura etal. (1984) Annu. Rev. Bio- chem. 53:323; Itakura et al., (1984) Science 198:1056; Ike et al. (1983) Nucleic Acids Res. 11:477).
Zusätzlich können Banken von Fragmenten des Protein-Codons verwendet werden, um eine variegierte Population von Protein-Fragmenten zum Screening und zur anschließenden Selektion von Homologen eines erfindungsgemäßen Proteins zu erzeugen. Bei einer Ausführungsform kann eine Bank von kodierenden Sequenzfragmenten durch Behandeln eines doppelsträngigen PC(R)-Fragmentes einer kodierenden Sequenz mit einer Nuklease unter Bedingungen, unter denen ein Nicking nur etwa einmal pro Molekül erfolgt, Denaturieren der doppelsträngigen DNA, Renaturieren der DNA unter Bildung doppelsträngiger DNA, die Sense-/Antisense-Paare von verschiedenen genickten Produkten umfassen kann, Entfernen einzelsträngiger Abschnitte aus neu gebildeten Duplices durch Behandlung mit S1-Nuclease und Ligieren der resultierenden Fragmentbank in einen Expressionsvektor erzeugt werden. Durch dieses Verfahren kann eine Expressionsbank hergeleitet werden, die N-terminale, C-terminale und interne Fragmente mit verschiedenen Größen des erfindungsgemäßen Proteins kodiert.
Im Stand der Technik sind mehrere Techniken zum Screening von Genprodukten kombinatorischer Banken, die durch Punktmutationen oder Verkürzung hergestellt worden sind, und zum Screening von cDNA-Banken auf Genprodukte mit einer ausgewählten Eigenschaft bekannt. Diese Techniken lassen sich an das schnelle Screening der Genbanken anpassen, die durch kombinatorische Mutagenese von erfindungsgemäßer Homologer erzeugt worden sind. Die am häufigsten verwendeten Techniken zum Screening großer Genbanken, die einer Analyse mit hohem Durchsatz unterliegen, umfassen das Klonieren der Genbank in replizierbare Expressi- onsvektoren, Transformieren der geeigneten Zellen mit der resultierenden Vektorenbank und Exprimieren der kombinatorischen Gene unter Bedingungen, unter denen der Nachweis der gewünschten Aktivität die Isolation des Vektors, der das Gen codiert, dessen Produkt nachgewiesen wurde, erleichtert. Recursive-Ensemble-Mutagenese (REM), eine Technik, die die Häufigkeit funktioneller Mutanten in den Banken vergrößert, kann in Kombination mit den Screeningtests verwendet werden, um Homologe zu identifizieren (Arkin und Yourvan (1992) PNAS 89:7811- 7815; Delgrave et al. (1993) Protein Engineering 6(3):327-331 ).
Bevorzugte erfindungsgemäße funktionale Äquivalente weisen eine von SEQ ID NO: 1 , 2, 3 oder 4 in mindestens einer Position abweichende Sequenz auf oder sie zeigen, verglichen mit mit dem unveränderten nativen Enzym, eine Abweichung in einer Position der Aminosäurevollsequenz außerhalb des Sequenzbereichs gemäß SEQ ID NO: 1 , 2, 3 oder 4, wobei diese Veränderung in der Sequenz die (R)-Hydroxynitril Lyase-Aktivität vorzugsweise nur unwesentlich, d.h. nicht um mehr als etwa 90 %, insbesondere 50 % oder nicht mehr als 30 %, 20% ,10% oder 5% verändert, d.h. erhöht oder erniedrigt. Diese Veränderung kann unter Verwendung eines Referenzsubstrates, wie z.B. (R)-Mandelonitril unter standardisierten Bedingungen (wie z.B. 40mM Substrat, 0,2M Citratpuffer, pH 5, T = 20 °C) bestimmt werden.
Gegenstand der Erfindung sind insbesondere solche funktionalen Äquivalente, welche wenigstens eine Teilsequenz von mindestens 10 aufeinanderfolgenden Aminosäuren aus der Sequenz gemäß SEQ ID NO: 1 , 2, 3 oder 4 umfassen und obige Aktivität gegenüber dem Referenzsubstrat besitzen.
Die erfindungsgemäßen (R)-Hydroxynitril Lyasen weisen vorzugsweise ein Molekulargewicht von etwa 85 ± 5 kDa, bestimmt durch SDS-Gelelektrophorese unter reduzierenden Bedingungen auf.
Die Erfindung umfasst auch Polynukleotide, die für die obigen (R)-Hydroxynitril Lyasen kodieren.
Gegenstand der Erfindung sind insbesondere Nukleinsäuresequenzen (einzel- und doppelsträn- gige DNA- und RNA-Sequenzen, wie z.B. cDNA und mRNA), kodierend für eines der obigen Polypeptide oder Proteine und deren funktionalen Äquivalenten. Diese können auch z.B. unter Verwendung künstlicher Nukleotidanaloga zugänglich sein.
Die Erfindung betrifft sowohl isolierte Nukleinsäuremoleküle, welche für erfindungsgemäße Polypeptide bzw. Proteine oder biologisch aktive Abschnitte davon kodieren, sowie Nukleinsäure- fragmente, die z.B. als Hybridisierungssonden oder Primer zur Identifizierung oder Amplifizierung von erfindungsgemäßer kodierenden Nukleinsäuren verwendet werden können.
Die erfindungsgemäßen Nukleinsäuremoleküle können zudem untranslatierte Sequenzen vom 3'- und/oder 5'-Ende des kodierenden Genbereichs enthalten
Ein "isoliertes" Nukleinsäuremolekül wird von anderen Nukleinsäuremolekülen abgetrennt, die in der natürlichen Quelle der Nukleinsäure zugegen sind und kann überdies im wesentlichen frei von anderem zellulären Material oder Kulturmedium sein, wenn es durch rekombinante Techniken hergestellt wird, oder frei von chemischen Vorstufen oder anderen Chemikalien sein, wenn es chemisch synthetisiert wird.
Ein erfindungsgemäßes Nukleinsäuremolekül kann mittels molekularbiologischer Standard- Techniken und der erfindungsgemäß bereitgestellten Sequenzinformation isoliert werden. Beispielsweise kann cDNA aus einer geeigneten cDNA-Bank isoliert werden, indem eine der kon- kret offenbarten vollständigen Sequenzen oder ein Abschnitt davon als Hybridisierungssonde und Standard-Hybridisierungstechniken (wie z.B. beschrieben in Sambrook, J., Fritsch, E.F. und Maniatis, T. Molecular Cloning: A Laboratory Manual. 2. Aufl., Cold Spring Harbor Laboratory, Cold Spring Harbor Laboratory Press, Cold Spring Harbor, NY, 1989) verwendet werden. Überdies läßt sich ein Nukleinsäuremolekül, umfassend eine der offenbarten Sequenzen oder ein Abschnitt davon, durch Polymerasekettenreaktion isolieren, wobei die Oligonukleotidprimer, die auf der Basis dieser Sequenz erstellt wurden, verwendet werden. Die so amplifizierte Nukleinsäure kann in einen geeigneten Vektor kloniert werden und durch DNA-Sequenzanalyse charakterisiert werden. Die erfindungsgemäßen Oligonukleotide können ferner durch Standard- Syntheseverfahren, z.B. mit einem automatischen DNA-Synthesegerät, hergestellt werden.
Die Erfindung umfasst weiterhin die zu den konkret beschriebenen Nukleotidsequenzen komplementären Nukleinsäuremoleküle oder einen Abschnitt davon.
Die erfindungsgemäßen Nukleotidsequenzen ermöglichen die Erzeugung von Sonden und Pri- mem, die zur Identifizierung und/oder Klonierung von homologer Sequenzen in anderen Zelltypen und Organismen verwendbar sind. Solche Sonden bzw. Primer umfassen gewöhnlich einen Nukleotidsequenzbereich, der unter stringenten Bedingungen an mindestens etwa 12, vorzugsweise mindestens etwa 25, wie z.B. etwa 40, 50 oder 75 aufeinanderfolgende Nukleotide eines Sense-Stranges einer erfindungsgemäßen Nukleinsäuresequenz oder eines entsprechenden Antisense-Stranges hybridisiert.
Weitere erfindungsgemäße Nukleinsäuresequenzen sind abgeleitet von den für obige Aminosäuresequenzen (umfassend Teilsequenzen gemäß SEQ ID NO:1, 2, 3 oder 4) kodierenden
Nukleinsäuresequenzen und unterscheiden sich davon durch Addition, Substitution, Insertion oder Deletion einzelner oder mehrerer Nukleotide, kodieren aber weiterhin für Polypeptide mit dem gewünschten Eigenschaftsprofil, wie insbesondere die erfindungsgemäße (R)-Hydroxynitril Lyase-Anktivität.
Erfindungsgemäß umfasst sind auch solche Nukleinsäuresequenzen, die sogenannte stumme Mutationen umfassen oder entsprechend der Codon-Nutzung eins speziellen Ursprungs- oder Wirtsorganismus, im Vergleich zu einer konkret genannten Sequenz verändert sind, ebenso wie natürlich vorkommende Varianten, wie z.B. Spleißvarianten oder Allelvarianten, davon. Gegens- tand sind ebenso durch konservative Nukleotidsubstutionen (d.h. die betreffende Aminosäure wird durch eine Aminosäure gleicher Ladung, Größe, Polarität und/oder Löslichkeit ersetzt) erhältliche Sequenzen.
Gegenstand der Erfindung sind auch die durch Sequenzpolymorphismen von den konkret offen- harten Nukleinsäuren abgeleiteten Moleküle. Diese genetischen Polymorphismen können zwischen Individuen innerhalb einer Population aufgrund der natürlichen Variation existieren. Diese natürlichen Variationen bewirken üblicherweise eine Varianz von 1 bis 5 % in der Nukleotidse- quenz eines Gens.
Weiterhin umfasst die Erfindung auch Nukleinsäuresequenzen, welchen mit oben genannten kodierenden Sequenzen hybridisieren oder dazu komplementär sind. Diese Polynukleotide lassen sich bei Durchmusterung von genomischen oder cDNA-Banken auffinden und gegebenenfalls daraus mit geeigneten Primern mittels PCR vermehren und anschließend beispielsweise mit geeigneten Sonden isolieren. Eine weitere Möglichkeit bietet die Transformation geeigneter Mikroorganismen mit erfindungsgemäßen Polynukleotiden oder Vektoren, die Vermehrung der Mikroorganismen und damit der Polynukleotide und deren anschließende Isolierung. Darüber hinaus können erfindungsgemäße Polynukleotide auch auf chemischem Wege synthetisiert werden.
Unter der Eigenschaft, an Polynukleotide "hybridisieren" zu können, versteht man die Fähigkeit eines Poly- oder Oligonukleotids unter stringenten Bedingungen an eine nahezu komplementäre Sequenz zu binden, während unter diesen Bedingungen unspezifische Bindungen zwischen nicht-komplementären Partnern unterbleiben. Dazu sollten die Sequenzen zu 70-100%, vor-
zugsweise zu 90-100%, komplementär sein. Die Eigenschaft komplementärer Sequenzen, spezifisch aneinander binden zu können, macht man sich beispielsweise in der Northern- oder Sou- thern-Blot-Technik oder bei der Primerbindung in PCR oder RT-PCR zunutze. Üblicherweise werden dazu Oligonukleotide ab einer Länge von 30 Basenpaaren eingesetzt. Unterstringenten Bedingungen versteht man beispielsweise in der Northem-Blot-Technik die Verwendung einer 50 - 70 °C, vorzugsweise 60 - 65 °C warmen Waschlösung, beispielsweise 0,1x SSC-Puffer mit 0,1% SDS (20x SSC: 3M NaCI, 0,3M Na-Citrat, pH 7,0) zur Elution unspezifisch hybridisierter cDNA-Sonden oder Oligonukleotide. Dabei bleiben, wie oben erwähnt, nur in hohem Maße komplementäre Nukleinsäuren aneinander gebunden. Die Einstellung stringenter Bedingungen ist dem Fachmann bekannt und ist z.B. in Ausubel et al., Current Protocols in Molecular Biology, John Wiley & Sons, N.Y. (1989), 6.3.1-6.3.6. beschrieben.
Gegenstand der Erfindung sind auch Expressionskassetten, die wenigstens ein erfindungsgemäßes Polynukleotid umfassen, das mit regulatorischen Nukleinsäuresequenzen operativ ver- knüpft ist. Vorzugsweise liegt 5'-stromaufwärts vom erfindungsgemäßen Polynukleotid eine Promotorsequenz und ermöglicht auf diese Weise eine kontrollierte Expression der (R)- Hydroxynitril Lyase. Besonders bevorzugt liegt 3'-stromabwärts vom erfindungsgemäßen Polynukleotid eine Terminatorsequenz sowie gegebenenfalls weitere übliche regulatorische Elemente, und zwar jeweils operativ verknüpft mit der die (R)-Hydroxynitril Lyase kodierenden Sequenz. Unter einer operativen Verknüpfung versteht man die sequentielle Anordnung von Promotor, kodierender Sequenz, Terminator und gegebenenfalls weiterer regulatorische Elemente derart, dass jedes der regulatorischen Elemente seine Funktion vor, während oder nach Expression der kodierenden Sequenz bestimmungsgemäß erfüllen kann. Beispiele für weitere operativ verknüpfbare Sequenzen sind Targeting-Sequenzen sowie Translationsverstärker, Enhancer, Polyadenylierungssignale und dergleichen. Weitere brauchbare regulatorische Elemente umfassen selektierbare Marker, Reportergene, Amplifikationssignale, Replikationsursprünge und dergleichen.
Zusätzlich zu den artifiziellen Regulationssequenzen kann die natürliche Regulationssequenz vor dem eigentlichen Strukturgen noch vorhanden sein. Durch genetische Veränderung kann diese natürliche Regulation gegebenenfalls ausgeschaltet und die Expression der Gene erhöht oder erniedrigt werden. Die Expressionskassette kann aber auch einfacher aufgebaut sein, d.h. es werden keine zusätzlichen Regulationssignale vor das Strukturgen insertiert und der natürli-
ehe Promotor mit seiner Regulation wird nicht entfernt. Stattdessen wird die natürliche Regulationssequenz so mutiert, dass keine Regulation mehr erfolgt und die Genexpression gesteigert oder verringert wird. Die Nukleinsäuresequenzen können in einer oder mehreren Kopien in der Expressionskassette enthalten sein.
Beispiele für brauchbare Promotoren sind: cos-, tac-, trp-, tet-, trp-tet-, Ipp-, lac-, Ipp-lac-, laclq-, T7-, T5-, T3-, gal-, tre-, ara-, SP6-, lambda-P(R)-oderlambda-PL-PiOmotorI die vorteilhafterweise in gram-negativen Bakterien Anwendung finden; sowie die gram-positiven Promotoren amy und SPO2, die Hefepromotoren ADC1 , MFalpha , AC, P-60, CYC1 , GAPDH oder die Pflanzen- promotoren CaMV/35S, SSU, OCSrlib4, usp, STLS1, B33, nos oder der Ubiquitin- oder Phaseo- lin-Promotor. Besonders bevorzugt ist die Verwendung induzierbarer Promotoren, wie z.B. licht- und insbesondere temperaturinduzierbarer Promotoren, wie der PrPI-Promotor.
Prinzipiell können alle natürlichen Promotoren mit ihren Regulationssequenzen verwendet wer- den. Darüber hinaus können auch synthetische Promotoren vorteilhaft verwendet werden.
Die genannten regulatorischen Sequenzen sollen die gezielte Expression der Nukleinsäuresequenzen und die Proteinexpression ermöglichen. Dies kann beispielsweise je nach Wirtsorganismus bedeuten, dass das Gen erst nach Induktion exprimiert oder überexprimiert wird, oder dass es sofort exprimiert und/oder überexprimiert wird.
Die regulatorischen Sequenzen bzw. Faktoren können dabei vorzugsweise die Expression positiv beeinflussen und dadurch erhöhen oder erniedrigen. So kann eine Verstärkung der regulatorischen Elemente vorteilhafterweise auf Transkriptionsebene erfolgen, indem starke Transkripti- onssignale wie Promotoren und/oder Enhancer verwendet werden. Daneben ist aber auch eine Verstärkung der Translation möglich, indem beispielsweise die Stabilität der mRNA erhöht wird.
Weiterer Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung eines Proteins gemäß obiger Definition, wobei man einen mit einem geeigneten Expressionsvektortransformierten Mikro- Organismus kultiviert und das Protein aus der Kultur isoliert; sowie die dafür verwendeten re- kombinanten Mikroorganismen.
Gegenstand der Erfindung sind weiterhin Verfahren zur rekombinanten Herstellung einer der erfindungsgemäßen Lyasen, wobei man einen Lyase-produzierenden Mikroorganismus kultiviert,
gegebenenfalls die Expression der Lyase induziert und die Lyase aus der Kultur isoliert. Die Lyase kann so auch in großtechnischem Maßstab produziert werden, falls dies erwünscht ist.
Der rekombinante Mikroorganismus kann nach bekannten Verfahren kultiviert und fermentiert werden. Bakterien können beispielsweise in TB- oder LB-Medium und bei einer Temperatur von 20 bis 40°C und einem pH-Wert von 6 bis 9 vermehrt werden. Im Einzelnen werden geeignete Kultivierungsbedingungen beispielsweise in T. Maniatis, E.F. Fritsch and J. Sambrook, Molecu- lar Cloning: A Laboratory Manual, Cold Spring Harbor Laboratory, Cold Spring Harbor, NY (1989) beschrieben.
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Die Zellen werden dann, falls die Monooxygenase nicht in das Kulturmedium sezerniert wird, aufgeschlossen und das Enzym nach bekannten Proteinisolierungsverfahren aus dem Lysat gewonnen. Die Zellen können wahlweise durch hochfrequenten Ultraschall, durch hohen Druck, wie z.B. in einer French-Druckzelle, durch Osmolyse, durch Einwirkung von Detergenzien, lyti- 15 sehen Enzymen oder organischen Lösungsmitteln, durch Homogenisatoren oder durch Kombination mehrerer der aufgeführten Verfahren aufgeschlossen werden.
Eine Aufreinigung der Lyase kann mit bekannten, chromatographischen Verfahren erzielt werden, wie Molekularsieb-Chromatographie (Gelfiltration), wie Q-Sepharose-Chromatographie,
20 lonenaustausch-Chromatographie und hydrophobe Chromatographie, sowie mit anderen üblichen Verfahren wie Ultrafiltration, Kristallisation, Aussalzen, Dialyse und nativer Gelelektrophorese. Geeignete Verfahren werden beispielsweise in Cooper, F. G., Biochemische Arbeitsmethoden, Verlag Walter de Gruyter, Berlin, New York oder in Scopes, R., Protein Purification, Springer Verlag, New York, Heidelberg, Berlin beschrieben.
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Besonders vorteilhaft ist es, zur Isolierung des rekombinanten Proteins Vektorsysteme oder Oligonukleotide zu verwenden, die die cDNA um bestimmte Nukleotidsequenzen verlängern und damit für veränderte Polypeptide oder Fusionsproteine kodieren, die einer einfacheren Reinigung dienen. Derartige geeignete Modifikationen sind beispielsweise als Anker fungierende so-
30 genannte 'Tags", wie z.B. die als Hexa-Histidin-Anker bekannte Modifikation oder Epitope, die als Antigene von Antikörpern erkannt werden können (beschrieben zum Beispiel in Harlow, E. and Lane, D., 1988, Antibodies: A Laboratory Manual. Cold Spring Harbor (NN.) Press). Diese Anker können zur Anheftung der Proteine an einen festen Träger, wie z.B. einer Polymermatrix,
dienen, die beispielsweise in einer Chromatographiesäule eingefüllt sein kann, oder an einer Mikrotiterplatte oder an einem sonstigen Träger verwendet werden kann.
Gleichzeitig können diese Anker auch zur Erkennung der Proteine verwendet werden. Zur Er- kennung der Proteine können außerdem übliche Marker, wie Fluoreszenzfarbstoffe, Enzymmar- ker, die nach Reaktion mit einem Substrat ein detektierbares Reaktionsprodukt bilden, oder radioaktive Marker, allein oder in Kombination mit den Ankern zur Derivatisierung der Proteine verwendet werden.
Weitere bevorzugte Verfahren betreffen die Isolierung eines Proteins mit (R)-Hydroxynitril Lyase- Aktivität, wobei man Blätter von Prunus laurocerasus zerkleinert, einen wässrigen Extrakt herstellt und diesen durch lonenaustauscherchromatogrophie aufreinigt; oder Samen von Sorbus aucuparia zerkleinert, einen wässrigen Extrakt herstellt und diesen durch Gelchromatographie und lonenaustauscherchromatogrophie aufreinigt.
Gegenstand der Erfindung sind auch die nach obigen Verfahren hergestellten Proteine.
Die Isolierung bevorzugter Enzyme wird in den Ausführungsbeispielen näher beschrieben. Soweit keine näheren Angaben gemacht werden, erfolgt die Enzym-Anreicherung mit Hilfe biochemischer Standardverfahren, wie z.B. beschrieben von T.G. Cooper in Biochemische Arbeitsme- thoden, Verlag Walter de Gruyter, Berlin, New York, (1981 ). Beispielsweise eignen sich Reinigungsverfahren, wie Fällung, z. B. mit Ammoniumsulfat, lonenaustauschchromatographie, Gelchromatographie, Affinitätschromatographie, z. B. Immunoaffinitätschromatographie, und isoelektrische Fokussierung, sowie Kombinationen solcher Verfahren.
Weiterhin betrifft die Erfindung ein Verfahren zur vorzugsweise enantioselektiven Synthese von (R)-Mandelsäure unter Verwendung eines der neuartigen erfindungsgemäßen Proteine, wobei
a) das Protein oder ein dieses Protein exprimierender Mikroorganismus mit Benzaldehyd und HCN in Kontakt gebracht wird; und b) das gebildete (R)-Mandelonitril (ein Cyanhydrin) gegebenenfalls isoliert und anschließend zu (R)-Mandelsäure umsetzt.
Die Umsetzung gemäß Schritt b) erfolgt vorzugsweise auf chemischem Weg. Geeignete Methoden dafür sind dem Fachmann bekannt. So beschreibt beispielseweise die EP-A-1 160 235, worauf hiermit ausdrücklich Bezug genommen wird, einen chemischen Weg zur Herstellung von alpha-Hydroxycarbonsäuren durch Hydrolyse der entsprechenden Cyanhydrine.
Die erfindungsgemäß hergestellten Mikroorganismen können kontinuierlich oder diskontinuierlich im batch- Verfahren (Satzkultivierung) oder im fed batch (Zulaufverfahren) oder repeated fed batch Verfahren (repetitives Zulaufverfahren) zur Produktion des Nitrits kultiviert werden. Eine Zusammenfassung über bekannte Kultivierungsmethoden ist im Lehrbuch von Chmiel (Biopro- zeßtechnik 1. Einführung in die Bioverfahrenstechnik (Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, 1991)) oder im Lehrbuch von Storhas (Bioreaktoren und periphere Einrichtungen (Vieweg Verlag, Braunschweig/Wiesbaden, 1994)) zu finden.
Das zu verwendende Kulturmedium hat in geeigneter Weise den Ansprüchen der jeweiligen Stämme zu genügen. Beschreibungen von Kulturmedien verschiedener Mikroorganismen sind im Handbuch "Manual of Methods für General Bacteriology" der American Society für Bacteriol- ogy (Washington D. O, USA, 1981) enthalten.
Diese erfindungsgemäß einsetzbaren Medien umfassen gewöhnlich eine oder mehrere Koh- lenstoffquellen, Stickstoffquellen, anorganische Salze, Vitamine und/oder Spurenelemente.
Bevorzugte Kohlenstoffquellen sind Zucker, wie Mono-, Di- oder Polysaccharide. Sehr gute Kohlenstoffquellen sind beispielsweise Glucose, Fructose, Mannose, Galactose, Ribose, Sorbose, Ribulose, Lactose, Maltose, Saccharose, Raffinose, Stärke oder Cellulose. Man kann Zucker auch über komplexe Verbindungen, wie Melassen, oder andere Nebenprodukte der Zucker- Raffinierung zu den Medien geben. Es kann auch vorteilhaft sein, Gemische verschiedener Kohlenstoffquellen zuzugeben. Andere mögliche Kohlenstoffquellen sind öle und Fette wie z. B. Sojaöl. Sonnenblumenöl. Erdnußöl und Kokosfett, Fettsäuren wie z. B. Palmitinsäure, Stearinsäure oder Linolsäure, Alkohole wie z. B. Glycerin, Methanol oder Ethanol und organische Säu- ren wie z. B. Essigsäure oder Milchsäure.
Stickstoffquellen sind gewöhnlich organische oder anorganische Stickstoffverbindungen oder Materialien, die diese Verbindungen enthalten. Beispielhafte Stickstoffquellen umfassen Ammo-
niak-Gas oder Ammoniumsalze, wie Ammoniumsulfat, Ammoniumchlorid, Ammoniumphosphat, Ammoniumcarbonat oder Ammoniumnitrat, Nitrate, Harnstoff, Aminosäuren oder komplexe Stickstoffquellen, wie Maisquellwasser, Sojamehl, Sojaprotein, Hefeextrakt, Fleischextrakt und andere. Die Stickstoffquellen können einzeln oder als Mischung verwendet werden.
Anorganische Salzverbindungen, die in den Medien enthalten sein können, umfassen die Chlorid-, Phosphor- oder Sulfatsalze von Calcium, Magnesium, Natrium, Kobalt, Molybdän, Kalium, Mangan, Zink, Kupfer und Eisen
Als Schwefelquelle können anorganische schwefelhaltige Verbindungen wie beispielsweise Sulfate, Sulfite, Dithionite, Tetrathionate, Thiosulfate, Sulfide aber auch organische Schwefelverbindungen, wie Mercaptane und Thiole, verwendet werden.
Als Phosphorquelle können Phosphorsäure, Kaliumdihydrogenphosphat oder Dikaliumhydro- genphosphat oder die entsprechenden Natrium haltigen Salze verwendet werden.
Chelatbildner können zum Medium gegeben werden, um die Metallionen in Lösung zu halten. Besonders geeignete Chelatbildner umfassen Dihydroxyphenole, wie Catechol oder Protocate- chuat, oder organische Säuren, wie Citronensäure.
Die erfindungsgemäß eingesetzten Fermentationsmedien enthalten üblicherweise auch andere Wachstumsfaktoren, wie Vitamine oder Wachstumsförderer, zu denen beispielsweise Biotin, Riboflavin, Thiamin, Folsäure, Nikotinsäure, Panthothenat und Pyridoxin gehören. Wachstumsfaktoren und Salze stammen häufig von komplexen Medienkomponenten, wie Hefeextrakt, Me- lassen, Maisquellwasser und dergleichen. Dem Kulturmedium können überdies geeignete Vorstufen zugesetzt werden. Die genaue Zusammensetzung der Medienverbindungen hängt stark vom jeweiligen Experiment ab und wird für jeden spezifischen Fall individuell entschieden. Information über die Medienoptimierung ist erhältlich aus dem Lehrbuch "Applied Microbiol. Physi- ology, A Practical Approach" (Hrsg. P.M. Rhodes, P.F. Stanbury, IRL Press (1997) S. 53-73, ISBN 0 199635773). Wachstumsmedien lassen sich auch von kommerziellen Anbietern beziehen, wie Standard 1 (Merck) oder BHI (Brain heart infusion, DIFCO) und dergleichen.
Sämtliche Medienkomponenten werden, entweder durch Hitze (20 min bei 1 ,5 bar und 121°C)
oder durch Sterilfiltration, sterilisiert. Die Komponenten können entweder zusammen oder nötigenfalls getrennt sterilisiert werden. Sämtliche Medienkomponenten können zu Beginn der Anzucht zugegen sein oder wahlfrei kontinuierlich oder chargenweise hinzugegeben werden.
Die Temperatur der Kultur liegt normalerweise zwischen 15°C und 45°C, vorzugsweise bei 25°C bis 40°C und kann während des Experimentes konstant gehalten oder verändert werden. Der pH-Wert des Mediums sollte im Bereich von 5 bis 8,5, vorzugsweise um 7,0 liegen. Der pH-Wert für die Anzucht läßt sich während der Anzucht durch Zugabe von basische Verbindungen wie Natriumhydroxid, Kaliumhydroxid, Ammoniak bzw. Ammoniakwasser oder saure Verbindungen wie Phosphorsäure oder Schwefelsäure kontrollieren. Zur Kontrolle der-Schaumentwicklung können Antischaummitte.l wie z. B. Fettsäurepolyglykolester, eingesetzt werden. Zur Aufrechterhaltung der Stabilität von Plasmiden können dem Medium geeignete selektiv wirkende Stoffe, wie z. B. Antibiotika, hinzugefügt werden. Um aerobe Bedingungen aufrechtzuerhalten, werden Sauerstoff oder Sauerstoff haltige Gasmischungen, wie z. B. Umgebungsluft, in die Kultur einge- tragen. Die Temperatur der Kultur liegt normalerweise bei 20°C bis 45°C und. Die Kultur wird solange fortgesetzt, bis sich ein Maximum des gewünschten Produktes gebildet hat. Dieses Ziel wird normalerweise innerhalb von 10 Stunden bis 160 Stunden erreicht.
Die so erhaltenen Fermentationsbrühen haben üblicherweise eine Trockenmasse von 7,5 bis 25 Gew.-%.
Vorteilhaft ist außerdem auch, wenn die Fermentation zumindest am Ende, insbesondere jedoch über mindestens 30% der Fermentationsdauer zuckerlimitiert gefahren wird. Das heißt, dass während dieser Zeit die Konzentration an verwertbarem Zucker im Fermentationsmedium auf >0 bis 3 g/l gehalten, beziehungsweise abgesenkt wird.
Die Fermentationsbrühe wird anschließend weiterverarbeitet. Je nach Anforderung kann die Biomasse ganz oder teilweise durch Separationsmethoden, wie z. B. Zentrifugation, Filtration, Dekantieren oder einer Kombination dieser Methoden aus der Fermentationsbrühe entfernt oder vollständig in ihr belassen werden.
Anschließend kann die Fermentationsbrühe mit bekannten Methoden, wie z. B. mit Hilfe eines Rotationsverdampfers, Dünnschichtverdampfers, Fallfilmverdampfers, durch Umkehrosmose,
oder durch Nanofiltration, eingedickt beziehungsweise aufkonzentriert werden. Diese aufkonzentrierte Fermentationsbrühe kann anschließend durch Gefriertrocknung, Sprühtrocknung, Sprühgranulation oder durch anderweitige Verfahren aufgearbeitet werden.
Es ist aber auch möglich die gewünschte Verbindung, weiter aufzureinigen. Hierzu wird die pro- dukthaltige Brühe nach dem Abtrennen der Biomasse einer Chromatographie mit einem geeigneten Harz unterworfen, wobei das gewünschte Produkt oder die Verunreinigungen ganz oder teilweise auf dem Chromatographieharz zurückgehalten werden. Diese Chromatographieschritte können nötigenfalls wiederholt werden, wobei die gleichen oder andere Chromatographieharze verwendet werdenr Der Fachmann ist in der Auswahl der geeigneten Chromatographieharze und ihrer wirksamsten Anwendung bewandert. Das gereinigte Produkt kann durch Filtration oder Ultrafiltration konzentriert und bei einer Temperatur aufbewahrt werden, bei der die Stabilität des Produktes maximal ist.
Die Identität und Reinheit der isolierten Verbindung(en) kann durch Techniken des Standes der Technik bestimmt werden. Diese umfassen Hochleistungs-Flüssigkeitschromatographie(HPLC), spektroskopische Verfahren, Färbeverfahren, Dünnschichtchromatographie, NIRS, Enzymtest oder mikrobiologische Tests. Diese Analyseverfahren sind zusammengefaßt in: Patek et al. (1994) Appl. Environ. Microbiol. 60:133-140; Malakhova et al. (1996) Biotekhnologiya 11 27-32; und Schmidt et al. (1998) Bioprocess Engineer. 19:67-70. Ulmann's Encyclopedia of Industrial Chemistry (1996) Bd. A27, VCH: Weinheim, S. 89-90, S. 521-540, S. 540-547, S. 559-566, 575- 581 und S.581-587; Michal, G (1999) Biochemical Pathways: An Atlas of Biochemistryand Mo- lecular Biology, John Wiley and Sons; Fallon, A. et al. (1987) Applications of HPLC in Biochemistry in: Laboratory Techniques in Biochemistry and Molecular Biology, Bd. 17.
Weiterhin ist Gegenstand der Erfindung die Verwendung eines erfindungsgemäßen Proteins, eines Polynukleotids, einer Expressionskassette, eines Vektors oder eines Mikroorganismus gemäß obiger Definition zur enantioselektiven Herstellung eines Mandelsäure- und/oder Mandelonitril-Isomers.
Die Erfindung wird durch die nachfolgenden Beispiele und unter Bezugnahme auf die beiliegenden Figuren näher erläutert. Dabei zeigt:
Figur 1 (A) ein SDS-Gel der (R)-Hydroxynitril Lyase aus P. laurocerasus; Bahnen 1 und 4: Markerproteine (von oben: 106 kDa, 77 kDa, 50,8kDa), Bahnen 2 und 3: Hydroxynitril Lyase; und (B) ein SDS-Gel der (R)-Hydroxynitril Lyase aus S. aucuparia; Bahnen 1 und 4:Markerproteine (von oben: 106 kDa, 77 kDa, 50,8kDa), Bahnen 2 und 3: Hydroxynitril Lyase.
Figur 2 (A) ein Aminosäuresequenz-Alignment zwischen SEQ ID NO:2 (P. laurocerasus), oben und (R)-Mandelonitril Lyase Isoform aus Mandel (Prunus duicis), unten (Swiss-Prot Accession No: O 24243); Smith-Waterman-Score:-93.333% Identität bei Overlap von 15 Aminosäuren
(B) ein Aminosäuresequenz-Alignment zwischen SEQ ID NO:4 (S. aucuparia), oben, und (R)-Mandelonitril Lyase aus Prunus serotina, unten ( Swiss-Prot Accession No: P
52706);
Smith-Waterman-Score: 66.667 % Identität bei Overlap von 24 Aminosäuren
Beispiel 1 : Messung der enzymatischen Aktivität
a) ee-Test R/S-Mandelonitril zur Bestimmung der Spezifität von Hydroxynitril Lyasen
Testansatz:
n μl Probe (Volumen n abhängig von Enzymaktivität) (als positiv Kontrolle dient das Enzym aus Mandeln, es setzt (R)-Mandelonitril um) ad 600μl mit Wasser verdünnen - 200μl 1mol/l Na-Citrat pH 5,0
- 200μl 250 mmol/l R/S-Mandelonitril in 0,1 M Na-citrat (+ 0,2 % Triton X-100 red.) suspendiert
Probenverdünnung für die chirale HPLC: - 200μl Ansatz entnehmen und 1/5 mit 100 mmol/l HCI verdünnen, pH sollte unter 3,0 sein
- zentrifugieren
- Überstand auf HPLC geben (5μl bei -10 mmol/l Lösungen)
(HPLC: Agilent 1100; Säule: Nucleodex ß-PM; Macherey & Nagel; T= 40 °C; 0,8ml/min; E-
luent A: 14,8 mM H3PO4; Eluent B: Methanol) Retentionszeiten: R-Mandelsäureamid 4,7 min S- Mandelsäureamid 4,9
R- Mandelsäure 10,0
S- Mandelsäure 10,7
R-Mandelonitril 24,5
S-Mandelonitril 25,6
Benzaldehyd 26,8
b) Benzaldehyd-Bestimmung (HPLC)
Testpuffer: Na-Citrat 1 M pH 5,0
Substrat: Mandelonitril (Aldrich 11 ,602-5) 40 mM in 0, 1 M Na-Citrat-Puffer, frisch ansetzen
Proben: Verdünnung in Testpuffer, pH 5,0
Kontrollen: Positiv-Kontrolle
Reagenzien-Blank Testansatz: (in 1 ,5 ml Eppendorfgefäß)
Max. 500μl Probe (bei Blank 500 μl MES-Puffer) ad 600 μl mit H20 200 μl 1 M Na-Citrat
100 μl 40 mM Mandelonitril
in Thermoblock bei 25 °C unter Schütteln inkubieren für 1-2 h
Stoppen mit 200 μl 2 M HCI (pH-Kontrolle!)
Abzentrifugieren, in HPLC-Probegläschen überführen
Gerät: Beckmann; Säule: Merck LiChrosorb RP18 (5μm); Eluent A:H2O/ 0,1% TFA; Eluent B:
Acetonitril/0,1% TFA
c) Test für die Mikrotiterplatte
Testpuffer: Na-Citrat 0,1 M pH 5,0
Substrat: Mandelonitril (Aldrich 11 ,602-5) 8mM in Testpuffer, frisch ansetzen Proben: Verdünnung in Testpuffer, pH wichtig
Kontrollen: positiv: Enzym aus Mandeln Neagtiv: Probe ohne Substrat Reagenzienblank
Mikrotiterplatte: UV Star Fa.Greiner 655801
Messung: 10 Min. Kinetik Spectramax 280nm (Values=Vmax=mOD/min.;
U/ml=(Vmax/1000)*2,643*Verdünnung d.Probe
Ansatz:
100μl Probenverdünnung 100μl Substratlösung Messung bei 280nm
Beispiel 2: Reinigung der (R)-Hvdroxynitril Lyase aus Prunus laurocerasus (Kirschlorbeer)
a) Extraktion
350g Blätter (bei -20Grad Celsius eingefroren) werden in einem Haushaltsmixer zusammen mit Trockeneis zu feinem Pulver zermahlen. Das Pulver wird dann bei 4 Grad Celsius in 20mM MES, 20mM Ascorbinsäure, 100mM Lysin, pH 6,5 resuspendiert und zwei Stunden gerührt. Grobteile werden über Gaze entfernt und die Lösung durch Zentrifugation geklärt. Der Überstand wird eine Woche gegen 5mM MES, pH 6,5 bei täglichem Pufferwechsel dialysiert. Dies entfernt die großen Mengen an Benzaldehyd, die sich in der Lösung befinden und den Test stören. Das Dialysat (750ml) enthält ca 0,05mg/ml Protein (38mg gesamt). Diese Lösung wird an Q- Sepharose chromatographiert (Aktivität 7U/mg vor Säulenauftrag).
b) Q-Sepharose Chromatographie
Durchmesser der Säule 5cm, Länge 5,5cm, Volumen 108ml. Die Säule war äquilibriert in 200mM Natriumphosphat, pH 7,2. Nach dem Auftrag des Dialysats (pH nachgestellt ebenfalls auf 7,2) wurde die Säule mit gleichem Puffer bis zur Grundlinie der Absorption gewaschen und dann im
linearen Gradienten nach 20mM Natriumphosphat, 1 M Natriumchlorid, pH 7,2 eluiert. Die enzymatische Aktivität eluiert ab ca 600mM Salz. In der Wertfraktion waren noch 0,96mg Protein mit einer spezifischen Aktivität von 197U/mg enthalten.
c) N-terminale Sequenzbestimmung
Das so gereinigte Protein wurde durch SDS-Polyacrylamidgelelektrophorese analysiert. Das Präparat besteht zu über 99% nur aus einer Proteinbande. Das Protein hat ein Molekulargewicht von ca 85kDa (Figur 1 (A)). Das durch SDS-Polyacrylamidgelelektrophorese getrennte Protein wurde auf eine PVDF-Membran geblottet und die N-terminale Sequenz bestimmt. Man erhielt drei verschieden N-terminale Sequenzen (SEQ ID NO:1, 2 und 3) was auf das Vorkommen von Isoenzymen in der Präparation hindeutet.
Die ermittelten Sequenzen zeigten signifikante Sequenzübereinstimmung mit ©-Mandelonitril Lyase aus Mandel (Figur 2(A)).
Beispiel 3: Reinigung der (R)-Hvdroxynitril Lyase aus Sorbus aucuparia (Vogelbeere)
a) Extraktion
200g Samen werden in einem Haushaltsmixer zusammen mit Trockeneis zu feinem Pulver zer- mahlen. Das Pulver wird dann bei 4 Grad Celsius in 20mM MES, 20mM Ascorbinsäure, 100mM Lysin, pH 6,5 resuspendiert und zwei Stunden gerührt. Bereits in dieser Stufe machen sich große Mengen HCN (>20ppm) sowie starker Benzaldehydgeruch bemerkbar. Grobteile werden über Gaze entfernt und die Lösung durch Zentrifugation geklärt. Der Überstand wurde mit 80%iger Ammoniumsulfat-Sättigung gefällt, in 100ml 20mM MES, pH 6,5 resuspendiert und gegen den gleichen Puffer dialysiert.
b) Superdex Gelfiltration
12ml des Dialysats wurden auf einer Superdex Molekularsiebsäule getrennt (4ml/min, 2Minuten Fraktionen, 2Stunden, Laufpuffer wie oben, Durchmesser der Säule 2,6cm, Länge 50cm, Volumen 320ml). Aktive Fraktionen wurden gesammelt und vereinigt. In der Wertfraktion waren noch
5,8mg Protein mit einer spezifischen Aktivität von 9U/mg enthalten.
c) Präparative Q-Sepharose Chromatographie
Die Wertfraktion der Superdex-Chromatographie wurde dann auf einer Q-Sepharose (Waters, Protein PAK (HRP, Volumen 8ml) weiter gereinigt. Die Säule wurde in 20mM Phosphatpuffer pH 7,2 äqulibriert und die Probe aufgetragen. Nach dem Waschen wurde im linearen Gradienten nach 20mM Phosphat, pH 7,2, 1 M NaCI eluiert. Die Aktivität eluierte scharf in einem Peak. (94U/mg spezifische Aktivität).
d) N-terminale Sequenzbestimmung
Das so gereinigte Protein wurde durch SDS-Polyacrylamidgelelektrophorese analysiert. Das Präparat besteht zu über 80% nur aus einer Proteinbande. Das Protein hat ein Molekulargewicht von ca 85kDa (Figur 1(B)). Das durch SDS-Polyacrylamidgelelektrophorese getrennte Protein wurde auf eine PVDF-Membran geblottet und die N-terminale Sequenz bestimmt. Man erhielt eine N-terminale Sequenz gemäß SEQ ID NO:4 welche eine ausgeprägte Sequenzübereinstimmung mit der Oxynitril Lyase aus Prunus serotina (Späte Traubenkirsche) zeigte (Figur 2(B)).
Beispiel 4: Bestimmung der SDS-Stabilität
Die erfindungsgemäßen Enzympräparate wurde auf ihre Stabilität gegenüber verschiedene SDS-Konzentrationen untersucht. Die absolute und relative Aktivitätsabnahme bei steigender SDS-Konzentration wurde jeweils bestimmt und mit den für das Mandel-Enzym ermittelten Werten verglichen. Die Ergebnisse sind in folgender Tabelle zusammengefasst:
Überraschenderweise wurde festgestellt, dass die erfindungsgemäßen Enzyme weniger empfindlich auf SDS reagieren (geringerer prozentualer Aktivitätsverlust) und bei gleicher SDS- Konzentration eine höhere Restaktivität aufweisen als das Mandel-Enzym.