Beschreibung
Piezoaktor und Verfahren zur Herstellung desselben
Die vorliegende Erfindung betrifft einen Piezoaktor, vorzugsweise in monolithischer Vielschicht-Bauweise, und ein Verfahren zur Herstellung desselben.
Piezoaktoren bestehen üblicherweise aus mehreren in einem Stapel angeordneten Piezoelementen . Jedes dieser Elemente wiederum besteht aus einer Piezokeramikschicht, die beider¬ seits mit metallischen Elektroden versehen ist. Wird an diese Elektroden eine Spannung angelegt, so reagiert die Piezo¬ keramikschicht mit einer Gitterverzehrung, welche entlang einer Hauptachse zu einer nutzbaren Längenausdehnung führt. Da diese wiederum weniger als 2 Promille der Schichtdicke entlang der Hauptachse beträgt, muss zur Erzielung einer gewünschten absoluten Längenausdehnung eine entsprechend höhere Schichtdicke aktiver Piezokeramik bereitgestellt werden. Mit zunehmender Schichtdicke der Piezokeramikschicht eines einzelnen Piezoelementes steigt jedoch auch die zum Anspre¬ chen des Piezoelementes erforderliche Spannung. Um diese in handhabbaren Grenzen zu halten, liegen die Dicken von Piezo- einzelelementen üblicherweise zwischen 20 und 200 μm. Ein Piezoaktor in Mehrschicht-Bauweise muss für eine gewünschte Längenausdehnung daher eine entsprechende Anzahl an Einzelelementen bzw. -schichten aufweisen.
Bekannte Piezoaktoren in Vielschicht-Bauweise bestehen daher im Allgemeinen aus insgesamt zahlreichen Einzelschichten. Zu deren Herstellung werden Piezokeramikschichten alternierend mit Elektrodenmaterial zu einem Stapel angeordnet und ge¬ meinsam zu einem monolithischen Verbund laminiert und gesintert. Ein solches Verfahren ist beispielsweise aus der euro- päischen Patentschrift EP 0 894 340 Bl bekannt. Dabei werden piezokeramische Grünfolien mit einem Elektrodenmaterial be¬ druckt. Das Bedrucken erfolgt gemäß einem Muster, welches
bedruckte Bereiche und unbedruckte freigebliebene Bereiche umfasst. Die Elektrodenschichten werden alternierend derart gestapelt, dass über jedem unbedruckten Bereich in einer ersten Elektrodenschicht eine mit Elektrodenmaterial be- druckte Fläche in der nächsten benachbarten zweiten Elektrodenschicht angeordnet ist. Durch die alternierende Anordnung ist jede zweite Elektrodenschicht deckungsgleich bezüglich ihres Elektrodenmusters. In den dazwischenliegenden ebenfalls zueinander deckungsgleichen Elektrodenschichten sind die unbedruckten freigebliebenen Bereich diagonal versetzt.
An diesem Ansatz gemäß dem Stand der Technik hat sich jedoch die Tatsache als nachteilig herausgestellt, dass bei einer Sinterung ein interner Druck- und Volumenausgleich erfolgt, wobei beispielsweise die unbedruckten freigebliebenen Berei¬ che im Elektrodenmuster vollständig von Keramikmaterial der benachbarten Keramikschichten ausgefüllt werden. Bei einer elektrischen Kontaktierung der Elektrodenschichten erfahren alle Keramikschichten eine Ausdehnung, mit Ausnahme der die unbedruckten Bereiche umfassenden Eckbereiche, da in diesen beiden diagonal gegenüberliegenden Eckbereichen keine wirksame elektrische Feldstärke aufgebaut werden kann. Diese Eckbereiche erfahren daher im Unterschied zu den restlichen Keramikbereichen keine Ausdehnung bei Ansteuerung, wodurch mechanische Spannungen zwischen den aktiven Bereichen und den inaktiven Bereichen entstehen. Diese mechanischen Spannungen verursachen eine Bildung von Rissen, die ausgehend von den inaktiven Eckbereichen in die aktiven Keramikbereiche hineinführen können. Derartige Risse können sich unkon- trolliert durch die Keramik hindurch auch in Längsrichtung ausbreiten und die Lebensdauer des Piezoaktors erheblich einschränken .
Es ist der Anmelderin bekannt, Entlastungsschichten nach ei- ner vorbestimmten alternierenden Abfolge an Keramik- und E- lektrodenschichten in den Stapel zu integrieren, um vorbe-
stimmte Trennbereiche zum Verringern von mechanischen Spannungen zu schaffen.
An diesem Ansatz hat sich jedoch die Tatsache als nachteilig herausgestellt, dass das Einbringen von zusätzlichen Entlas¬ tungsschichten mit einem zusätzlichen Herstellungsaufwand und zusätzlichen Herstellungskosten verbunden ist. Zudem vergrößern diese Entlastungsschichten den Stapelaufbau nachteilig.
Ferner sind der Anmelderin weitere Maßnahmen bekannt, um mechanische Spannungen in dem Piezoaktor zu verringern, welche allerdings nicht eine Rissbildung generell, sondern ledig¬ lich eine Bildung von Rissen in Längsrichtung des Piezoak- tors verhindern, wodurch die Funktion des Piezoaktors weit¬ gehend erhalten bleibt. Trotz alledem besteht bei diesen Maßnahmen weiterhin das Risiko der unkontrollierten Rissausbreitung aufgrund von verbleibenden Querrissen, wodurch der Piezoaktor in seiner Leistung gemindert oder eventuell sogar zerstört werden kann.
Der vorliegenden Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, einen Piezoaktor und ein Herstellungsverfahren für denselben anzugeben, wobei trotz inaktiver Bereiche in den Elektroden- schichten Polungsrisse verringert bzw. minimiert werden.
Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch das Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 und durch den Piezoaktor mit den Merkmalen des Patentanspruchs 7 gelöst.
Die der vorliegenden Erfindung zugrunde liegende Idee be¬ steht darin, dass der Piezoaktor aus mehreren zu einem Stapel zusammenfügbarer piezo-elektrischer Materialschichten hergestellt wird, wobei Elektrodenschichten mit jeweils ei- ner Aussparung auf die mehreren piezo-elektrischen Materialschichten derart aufgebracht werden, dass sich im Stapel ei¬ ne alternierende Abfolge von piezo-elektrischen Material-
schichten und Elektrodenschichten ergibt, wobei Elektrodenschichten mit einer Aussparung in einem ersten Aussparungsbereich und Elektrodenschichten mit einer Aussparung in einem zweiten, sich von dem ersten Aussparungsbereich unter- scheidenden Aussparungsbereich im Stapel alternierend vorgesehen werden. Ferner wird ein Entlastungsmaterial jeweils in den ersten und zweiten Aussparungen vorgesehen, welches nach einer Sinterung des Stapel elektrisch isolierende und die einzelnen Materialschichten nicht zusammenhaftende Eigen- schaften aufweist.
Somit weist die vorliegende Erfindung gegenüber den bekannten Ansätzen den Vorteil auf, dass die vorgesehenen freigebliebenen Bereiche bzw. Aussparungen der Elektrodenschichten bei einer Sinterung des Stapels nicht vollständig mit Kera¬ mikmaterial ausgefüllt werden, sondern aufgrund der nicht haftenden Eigenschaften des Entlastungsmaterials eine mecha¬ nische Trennstelle bzw. Entlastungsaussparung zwischen zwei aufeinanderfolgenden Keramikschichten im Bereich der Ausspa- rungen schaffen. Für den Fall einer Diffusion des eine hohe Diffusionsfähigkeit aufweisenden Entlastungsmaterials wäh¬ rend der Sinterung sind die Trennstellen als Hohlräume zwischen benachbarten Keramikschichten ausgebildet. Somit besteht zwischen den Keramikschichten in diesem Bereich keine Haftung miteinander, so dass in diesen inaktiven Bereichen keine wesentlichen mechanischen Spannungen entstehen können. Die - wenn überhaupt vorhandenen - mechanischen Spannungen reichen nicht weiter für eine Bildung von schädlichen Rissen aus .
Des Weiteren weist die vorliegende Erfindung den Vorteil auf, dass in den Bereichen der Aussparungen aufgrund der e- lektrisch isolierenden Eigenschaften des Entlastungsmaterials elektrisch isolierte Bereiche entstehen, welche eine Au- ßenmetallisierung des Piezoaktors für eine elektrische An¬ steuerung jeder zweiten Elektrodenschicht auf einfache und kostengünstige Weise gewährleisten.
Zudem muss zur Herstellung des erfindungsgemäßen Piezoaktors keine neue Technologie eingeführt werden, d.h. es können die gängigen und bisher bekannten Fertigungseinrichtungen und Fertigungsprozesse mit geringfügigen Modifikationen, d.h. lediglich dem Aufbringen des Entlastungsmaterials im Bereich der Aussparungen, verwendet werden. Somit können insgesamt auf einfache und kostengünstige Weise schädliche Risse in den Keramikschichten verhindert bzw. minimiert werden.
Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung sind Gegenstand der weiteren Unteransprüche sowie der Beschreibung unter Bezugnahme auf die Figuren der Zeichnung.
Gemäß einer bevorzugten Weiterbildung wird auf die piezoelektrischen Materialschichten als Elektrodenschichten jeweils eine Edelmetall-haltige Metallisierungspaste mit einer niedrigen Diffusionsfähigkeit der elektrisch leitenden Partikel bei einer Sinterung des Stapels aufgedruckt. Bei- spielsweise wird eine Silber-Palladium-haltige Paste verwen¬ det, wobei der Palladiumanteil einen Verbleib des Silbers in der Paste und der Silberanteil eine gute elektrische Leitfä¬ higkeit der Paste gewährleisten.
Gemäß einer weiteren bevorzugten Weiterbildung wird in die Aussparungen eine Edelmetall-haltige Paste mit einer sehr hohen Diffusionsfähigkeit der elektrisch leitenden Partikel bei einer Sinterung des Stapels als Entlastungsmaterial auf¬ gedruckt. Beispielsweise wird eine Silber-haltige Paste ver- wendet, wobei das Silber während der Sinterung in die be¬ nachbarten Elektrodenbereiche hinein diffundiert.
Gemäß einem weiteren bevorzugten Ausführungsbeispiel werden jede zweite Elektrodenschicht im Stapel mit einer Aussparung in einem ersten Eckbereich und jede dazwischen vorgesehene Elektrodenschicht mit einer Aussparung in einem dem ersten Eckbereich gegenüberliegenden zweiten Eckbereich ausgebil-
det . Auf diese Weise kann eine kostengünstige und einfache Außenkontaktierung derart gewährleistet werden, dass eine Metallisierung über die ganze Längserstreckung des Piezoak- tors in den Eckbereichen vorgesehen wird, wobei lediglich jede zweite Elektrodenschicht kontaktiert und somit elekt¬ risch angesteuert wird.
Nach einer weiteren bevorzugten Weiterbildung wird der Pie- zoaktor mit mindestens zwei in Längsrichtung verlaufenden Bohrungen ausgebildet, wobei der erste Aussparungsbereich im Bereich der einen Bohrung und der zweite Aussparungsbereich im Bereich der anderen Bohrung im Stapel in alternierender Abfolge vorgesehen werden. Beispielsweise können die einzel¬ nen Elektrodenschichten über die Bohrungen mit einer elekt- rischen Kontaktierung derart gekoppelt werden, dass wiederum pro Bohrung lediglich jede zweite Elektrodenschicht elekt¬ risch kontaktiert wird. Die beiden Bohrungen haben typischerweise, jedoch nicht notwendigerweise einen relativ gro¬ ßen Durchmesser im mm-Bereich, da wegen der zu großen Stei- figkeit nicht einfach ein massiver Draht eingelötet werden kann, sondern eher ein viel feine Drähte aufweisender Draht (z.B. ähnlich einer Flaschenbürste) verwendet werden kann.
Die Erfindung wird nachfolgend anhand der in den schemati- sehen Figuren der Zeichnung angegebenen Ausführungsbeispiele näher erläutert. Es zeigen dabei:
Figur 1 eine Explosionsansicht von mehreren zu einem Sta¬ pel zusammenfügbarer Keramikschichten mit aufge- brachten Elektrodenschichten gemäß einem bevorzugten Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung;
Figur 2 die Explosionsansicht aus Figur 1 mit in den Aus- sparungen aufgebrachtem Entlastungsmaterial gemäß einem bevorzugten Ausführungsbeispiel der vorlie¬ genden Erfindung; und
Figur 3 eine perspektivische Ansicht eines Piezoaktors in zusammengebauter monolithischer Vielschicht- Bauweise gemäß einem bevorzugten Ausführungsbei- spiel der vorliegenden Erfindung.
In den Figuren bezeichnen dieselben Bezugszeichen gleiche oder funktionsgleiche Komponenten, soweit nichts Gegenteili¬ ges angegeben ist.
Der erfindungsgemäße Piezoaktor und dessen Aufbauverfahren sind generell unabhängig von den verwendeten Materialien. Als piezo-elektrische Materialschichten können beispielswei¬ se beliebige PZT- (Bleizirkonattitanat) Keramiken eingesetzt werden. Beispielsweise werden aus diesem Material so genann¬ te Grünfolien gezogen oder gegossen, die nach einem Trocknen eine Dicke von beispielsweise 20 bis 200 μm aufweisen.
Nach dem Trocknen der Grünfolien werden diese mit Elektro- denschichten versehen, beispielsweise mit einer geeigneten Silber-Palladium-Paste bedruckt. Die Paste enthält vorzugs¬ weise die Partikel einer Silber/Palladium-Legierung in einem Binder mit insgesamt druckbarer Konsistenz. Diese Siebdruckpaste weist beispielsweise neben organischen Hilfsstoffen feinkörniges Silberpulver und Palladiumpulver auf. Der Silberanteil in der Paste gewährleistet die gute elektrische Leitfähigkeit der Elektrodenschicht nach einer Sinterung, wohingegen der Palladiumanteil gewährleistet, dass trotz der hohen Diffusionsfähigkeit des Silbers bei den auftretenden Temperaturen während einer Sinterung dieses in der aufgedruckten Elektrodenschicht verbleibt. Das in der Paste ent¬ haltene Silber erreicht bei einer Diffusion während der Sinterung bei Anwesenheit von Palladium eine gleichmäßige Kon¬ zentrationsverteilung in dem Palladium. Die Diffusionsfähig- keit von Palladium ist derart gering, dass diese im Weiteren nicht zu berücksichtigen ist.
Figur 1 illustriert eine Explosionsansicht von vier piezo¬ elektrischen Keramikschichten 2, die jeweils mit einer E- lektrodenschicht 3, beispielsweise aus der oben beschriebe¬ nen Silber-Palladium-Paste, einseitig bedruckt sind. Obwohl in den Figuren 1 und 2 lediglich vier Keramikschichten beispielhaft illustriert sind, ist es für einen Fachmann offen¬ sichtlich, dass eine beliebige Anzahl an piezo-elektrischen Keramikschichten in einem Stapel miteinander auf analoge Weise verbunden werden können.
Wie in Figur 1 ferner ersichtlich ist, erfolgt das Bedrucken der Keramikschichten 2 gemäß einem Muster derart, dass auf jeder Keramikschicht ein bedruckter Elektrodenbereich 3 und ein unbedruckter, freigebliebener Aussparungsbereich 4 bzw. 4λ vorgesehen ist. Beispielsweise wird für die Elektroden¬ schichten 3 einseitig so viel der Silber-Palladium-Paste auf die zugeordneten Keramikschichten 2 aufgedruckt, dass sich nach der Sinterung eine 2-3 μm dicke zusammenhängende Elekt¬ rodenschicht 3 ergibt.
Die mit Elektrodenmaterial bedruckten Piezokeramikschichten 2 werden gegebenenfalls getrocknet und anschließend in ge¬ eigneter Weise übereinander gestapelt, wobei sich eine al¬ ternierende Anordnung von Piezokeramikschichten 2 und Elekt- rodenschichten 3 ergibt.
Bei den Elektrodenschichten 3 wird ebenfalls alternierend derart gestapelt, dass über jeder Aussparung 4 bzw. 4λ in einer ersten Elektrodenschicht, die den unbedruckten Elekt- rodenbereichen 4 bzw. 4λ entsprechen, eine mit Elektrodenmaterial bedruckte Fläche in der nächsten benachbarten Elekt¬ rodenschicht angeordnet ist, wie in Figur 1 ersichtlich ist. Bei dem in Figur 1 dargestellten Ausführungsbeispiel sind die Aussparungen 4 bzw. 4λ alternierend jeweils in diagonal gegenüberliegenden Eckbereichen vorgesehen. Es ist allerdings für einen Fachmann offensichtlich, dass die Aussparungen 4 bzw. 4λ auch an beliebig anderer Stelle in alternie-
render Abfolge auf den Keramikschichten vorgesehen werden können .
Durch die alternierende Anordnung ist jede zweite Schicht deckungsgleich bezüglich ihres Elektrodenmusters mit vorge¬ sehenen Aussparungen 4. In den dazwischen liegenden ebenfalls zueinander deckungsgleichen Schichten sind die Aussparungen 4λ gegenüber den Aussparungen 4 versetzt angeordnet.
Auf diese Weise wird ein Stapel aus so vielen übereinander gelegten Einzelschichten gebildet, dass eine gewünschte Ge¬ samthöhe des Piezoaktors erreicht wird.
Anschließend wird gemäß einem Ausführungsbeispiel der vor- liegenden Erfindung zusätzlich zu jedem Silber-Palladium- Druck ein zusätzlicher Druckvorgang durchgeführt, bei welchem eine Silberpaste 5 in die Aussparungen 4 bzw. 4λ gedruckt wird, wie in Figur 2 schematisch illustriert ist. So¬ mit werden lediglich die Aussparungen 4 bzw. 4λ der Ausspa- rungsbereiche mit der Silberpaste 5 bedruckt, wohingegen die weiteren Fertigungsprozesse unverändert bleiben. Folglich besteht jede Schicht aus einem mit einer Silber-Palladium- Paste bedruckten Elektrodenbereich 3 und einem mit einer Silberpaste 5 bedruckten Aussparungsbereich.
Nach einem geeigneten Ausrichten und Stapeln der einzelnen Schichten erfolgt eine Sinterung beispielsweise unter leichtem Druck in einer oxidierenden Atmosphäre für einen vorbestimmten Zeitraum und bei einer vorbestimmten Sintertempera- tur, die beispielsweise bis über 1000 0C betragen kann. Wäh¬ rend der Sinterung erreicht das Silber in der Silber- Palladium-Paste durch Diffusion aufgrund der Anwesenheit des Palladiums eine gleichmäßige Konzentrationsverteilung im Palladium. Somit verbleibt das Silber in den Elektrodenbe- reichen 3, die einen Palladiumanteil aufweisen.
Im Unterschied dazu diffundiert das Silber in der Silberpas¬ te 5 in den Aussparungen 4 bzw. 4λ aufgrund seiner hohen Diffusionsfähigkeit nahezu vollständig aus den Aussparungs¬ bereichen 4 bzw. 4λ heraus und in die benachbarten Silber- Palladium-Elektrodenbereiche 3 hinein. Durch die Diffusion des Silbers aus den Aussparungsbereichen 4 bzw. 4λ in die benachbarten Elektrodenschichten 3 werden Entlastungsaussparungen 6 bzw. 6λ in den Bereichen der Aussparungen 4 bzw. 4λ gebildet, wie in Figur 3 schematisch durch die gestrichelten Linien angedeutet ist.
Die die Aussparungen 4 bzw. 4λ umfassenden Aussparungsbereiche weisen aufgrund der Diffusion der elektrisch leitenden Silberpartikel eine elektrisch isolierende bzw. elektrisch nicht-leitende Eigenschaft auf, welche für eine anschließen¬ de Außenkontaktierung lediglich jeder zweiten Schicht erforderlich ist. Dadurch kann die bewährte und gängige Kontak- tierungstechnologie des Piezoaktors unverändert aufrecht er¬ halten bleiben.
Des Weiteren haften zwei benachbarte Elektrodenschichten in den Aussparungsbereichen 4 bzw. 4λ aufgrund der erzeugten Entlastungsaussparungen 6 und 6 λ in diesen Bereichen nicht aneinander, da gemäß dem vorliegenden Ausführungsbeispiel in jedem der beiden diagonal gegenüberliegenden Eckbereiche nach jeder zweiten Schicht eine Trennstelle durch die aus¬ diffundierte Silberpaste erfolgt ist. Es können sich folg¬ lich bei einer Polarisierung des Piezoaktors 1 keine wesent¬ lichen mechanischen Spannungen zwischen den inaktiven Aus- sparungsbereichen 4 bzw. 4λ und den aktiven, die Elektrodenschichten 3 aufweisenden Bereichen der Piezokeramik aufbauen .
Figur 3 illustriert eine perspektivische Ansicht eines fer- tigen Piezoaktors 1, der zur elektrischen Kontaktierung an einander gegenüberliegenden Ecken streifenförmig mit einer Außenmetallisierung 8 kontaktiert ist. Aufgrund der von Ein-
zelschicht zu Einzelschicht alternierenden Elektrodenstruktur erreicht ein derartiger Außenkontakt 8 nur jeweils jede zweite Elektrodenschicht, während der an der gegenüberlie¬ genden Kante befestigte Außenkontakt 8 die jeweils dazwi- sehen liegenden Elektrodenschichten kontaktiert. Somit ist eine elektrisch parallele Verschaltung der zwischen den E- lektrodenschichten liegenden piezo-elektrischen Materialschichten möglich, die einen optimalen Betrieb des Piezoak- tors 1 ermöglichen.
Die vorliegende Erfindung schafft demnach einen Piezoaktor und ein Verfahren zur Herstellung desselben, wobei aufgrund der während der Sinterung erzielten Trennstellen bzw. Entlastungsaussparungen in den Bereichen der Aussparungen 4 bzw. 4λ elektrisch nicht-leitende Bereiche sowie mechanisch entlastete Bereiche zum Verhindern von mechanischen Spannungen erreicht werden. Durch das erfindungsgemäße Verfahren wird gewährleistet, dass keine neue Technologie eingeführt werden muss und keine neuen Fertigungseinrichtungen notwen- dig werden. Des Weiteren werden aufgrund der Verwendung der Silberpaste und der Silber-Palladium-Paste dem chemischen System des Piezoaktors keine neuen chemischen Verbindungen oder Elemente zugeführt, welche zu unbekannten Effekten führen könnten. Des Weiteren ist Silber verglichen zu Palladium kostengünstig, so dass zusätzliche Materialkosten unwesent¬ lich sind. Der zusätzliche Siebdruckvorgang zum Aufdrucken der Silberpaste ist verglichen zu zusätzlichen Fertigungs¬ schritten bei bisherigen Maßnahmen zur Vermeidung von Rissen einfach und kostengünstig zu bewerkstelligen.
Obwohl die vorliegende Erfindung anhand bevorzugter Ausführungsbeispiele vorstehend beschrieben wurde, ist sie darauf nicht beschränkt, sondern auf vielfältige Weise modifizier¬ bar .
Beispielsweise kann anstatt der Silber-Palladium-Paste eine andere Edelmetall-haltige Metallisierungspaste mit einer
niedrigen Diffusionsfähigkeit der elektrisch leitenden Partikel bei einer Sinterung des Stapels verwendet werden. Des Weiteren kann auch anstelle der Silberpaste als Entlastungs¬ material eine andere Edelmetall-haltige Paste oder ein ande- res geeignetes Entlastungsmaterial mit einer sehr hohen Dif¬ fusionsfähigkeit der elektrisch leitenden Partikel bei einer Sinterung des Stapels verwendet werden. Generell ist jedes Entlastungsmaterial geeignet, welches in den Aussparungsbe¬ reichen einen elektrisch nicht-leitenden Bereich gewährleis- tet und eine Haftung zwischen benachbarten Schichten zum
Bilden einer Entlastungsaussparung bzw. eines Entlastungsbereiches verhindert.
Ferner können die Aussparungsbereiche anstelle an diagonal gegenüberliegenden Eckbereichen auch innerhalb der Schichtfläche beispielsweise derart vorgesehen werden, dass Loch¬ bohrungen in Längsrichtung des Piezoaktors jeweils durch die einzelnen Aussparungsmuster verlaufen. Somit kann eine Kon- taktierung von der Außenseite des Piezoaktors zur Innenseite hin vorteilhaft verlegt werden. Beispielsweise werden geeig¬ nete Kontaktierungsmittel in die mindestens zwei Bohrungen derart eingebracht, dass wiederum lediglich jede zweite E- lektrodenschicht elektrisch kontaktiert und die dazwischen liegenden Schichten aufgrund der vorgesehenen Aussparungsbe- reiche nicht kontaktiert sind. Zusätzlich haften benachbarte Schichten in diesen Aussparungsbereichen aufgrund der Entlastungsaussparungen nicht aneinander.