Lager und Verwendung von UHMWPE in Lagern im Bauwesen
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Lager zum Einsatz im Bauwesen, insbesondere im Brückenbau, Verfahren zur Herstellung einer Komponente eines Lagers zum Einsatz im Bauwesen, insbesondere im Brückenbau, sowie Verwendungen von UHMWPE (Ultra High Molecular Weight PoIy Ethylene) in Lagern im Bauwesen, insbesondere im Brückenbau und im Hochbau.
Lager im Bauwesen, und besonders im Brückenbau, sind in der Regel hohen Belastungen ausgesetzt. Bei Gleitlagern treten zusätzlich Reibungskräfte im Bereich der Gleitfläche des Lagers auf, die eine Abnutzung des Gleitelements bewirken können. Als Standardmaterial für das Gleitteil wird in herkömmlichen Lagern üblicherweise PTFE (PoIy Tetra Fluor E- thylene) eingesetzt. Um die Gleiteigenschaften zu verbessern können zusätzlich Schmierta¬ schen an der Gleitfläche vorgesehen sein.
Allerdings begrenzen die Materialeigenschaften insbesondere die maximale Flächenpres¬ sung bzw. die Tragfähigkeit, wodurch auch die Einsatzmöglichkeiten des Materials gewis¬ sen Grenzen unterliegen.
Als alternatives Material wurde daher für das Bauwesen UHMWPE (Ultra High Molecular Weight PoIy Ethylene) vorgeschlagen, welches verbesserte Materialeigenschaften aufweist, wie in der WO 2004/009908 Al gezeigt. Insbesondere ist sowohl die zulässige als auch die tatsächliche Tragfähigkeit des Materials etwa doppelt so hoch wie die von PTFE. Damit können höhere Kippmomente aufgenommen werden. Außerdem besitzt das UHMWPE her- vorragende Eigenschaften sowohl hinsichtlich Verschleiß, Gleiteigenschaften sowie mecha¬ nischer Beanspruchbarkeit.
Allerdings wurde der Einsatz von UHMWPE bisher darauf beschränkt, Gleitelemente aus PTFE zu ersetzen, um die Lebensdauer des Gleitteils zu erhöhen. Die übrigen vorteilhaften
Materialeigenschaften des UHMWPE wurden dagegen bisher konstruktiv nur in geringem Maße umgesetzt.
Es ist daher eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, Lager bereitzustellen, bzw. durch die Verwendung von UHMWPE so zu verbessern, dass die Lager sicherer, zuverlässiger, bei höheren Belastungen und dauerhafter einsetzbar sind.
Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Lager gemäß Anspruch 1 oder 10, ein Verfahren zur Herstellung einer Komponente eines Lagers gemäß Anspruch 18,20, 22 oder 23, und die Verwendungen von UHMWPE gemäß den Ansprüchen 26, 27, 30 und 35.
Ein Lager zum Einsatz im Bauwesen, insbesondere im Brückenbau, weist einen Gleitkörper umfassend UHMWPE (Ultra High Molecular Weight PolyEthylene) auf, mit einer Zug- und Schubhaftung, die größer als die jeweilige äußere Lagerbelastung ist, mit einer Lager¬ komponente verbunden ist.
Eine derartige gute Haftung erlaubt es, auf die normalerweise notwendige Kammerung des Gleitelements zu verzichten. Folglich ist auch eine Mindesthöhe, die das Gleitelement bei einer sicheren Kammerung einhalten muss, nicht mehr erforderlich. Vielmehr können sogar Folien aus UHMWPE mit der Lagerkomponente verbunden werden.
Vorgaben für die Beanspruchbarkeit von Brückenlagern sind zum Beispiel in der DIN Norm EN 1337/ Teil 2, z.B. im Hinblick auf die Beanspruchbarkeit, insbesondere die Flä¬ chenpressung, den Gleitweg und/ oder die Gleitgeschwindigkeit, gegeben. Insbesondere die Flächenpressung bis zu einem mehrfachen des maximalen Normwerts nach o.g. Norm, das Gleit- und Kälteverhalten sorgen für die gute Eignung von UHMWPE als Lagerwerkstoff. Zudem kann ein Gleitkörper aus UHMWPE sowohl Gleitbewegungen als auch Kippbewe¬ gungen ohne Entkopplung dieser Freiheitsgrade aufnehmen.
Der Gleitkörper aus UHMWPE (Ultra High Molecular Weight PolyEthylene) kann mit der Lagerkomponente mittels eines Klebers verbunden sein.
Der Gleitkörper aus UHMWPE (Ultra High Molecular Weight PolyEthylene) ist insbeson¬ dere an der Oberfläche ohne mechanische und/oder chemische Vorbehandlung der Oberflä¬ che befestigbar. Eine einfache Reinigung von Fettrückständen ist ausreichend. Eine Verän¬ derung, beispielsweise Aufrauen der Oberfläche, ist hingegen nicht erforderlich.
Das Lager kann alternativ eine aus einem Elastomer gebildete Komponente aufweisen, und der Gleitkörper aus UHMWPE (Ultra High Molecular Weight PolyEthylene) kann an die Komponente anvulkanisiert sein.
Die aus dem Elastomer gebildete Komponente ist insbesondere mit dem Gleitkörper aus UHMWPE (Ultra High Molecular Weight PolyEthylene) zu einem Verbundwerkstoff ver¬ bunden.
hi einer weiteren Ausfuhrungsform des Lagers ist der Gleitkörper durch Einlagerung von Teilchen aus UHMWPE (Ultra High Molecular Weight PolyEthylene) in ein Elastomer ge¬ bildet. Dies bedeutet, dass der Gleitkörper im Prinzip aus einer Elastomerbahn besteht, in der UHMWPE Teilchen in einer mehr oder weniger großen Konzentration vorkommen, um die Gleiteigenschaften des Gleitlagers zu gewährleisten. Durch diese Maßnahme wird eine besonders feste Verbindung zwischen dem Elastomer und dem UHMWPE erzielt. Es han¬ delt sich bei diesem Gleitkörper um einen Mischkörper.
Der Gleitkörper aus UHMWPE (Ultra High Molecular Weight PolyEthylene) ist bevorzugt an einer im wesentlichen ebenen Oberfläche der Lagerkomponente befestigt. Dies bedeutet, dass keine Stufen oder Vertiefungen notwendig sind, die über die Wirkung des Klebers bzw. der Vulkanisierung hinaus den Gleitkörper mechanisch festhalten. Auf eine Kammerung des Gleitkörpers kann in diesem Fall wegen der guten Haftung verzichtet werden.
Der Gleitkörper aus UHMWPE (Ultra High Molecular Weight PolyEthylene) kann als dünne Folie ausgebildet sein. Dieser Vorteil resultiert in erster Linie daraus, dass auf eine Einkammerung des Gleitteils durch die direkte Befestigung auf der ebenen Oberfläche einer Lagerkomponente verzichtet werden kann. Zum anderen sind die Materialeigenschaften von
UHMWPE so günstig, dass bereits eine dünne Folie den mechanischen Belastungen gerecht werden kann.
Der Gleitkörper aus UHMWPE (Ultra High Molecular Weight PolyEthylene) kann auch in einer Kammerung der Lagerkomponente befestigt sein.
Ein anderes Lager zum Einsatz im Bauwesen weist einen Gleitkörper, insbesondere aus UHMWPE (Ultra High Molecular Weight PolyEthylene), und eine Lagerkomponente auf, in die der Gleitkörper gekammert ist, wobei der Gleitkörper wenigstens zum Teil seitlich von einer Stützvorrichtung umfasst wird, die das Material des Gleitkörpers von einem Aus¬ fließen in einen durch die Lagerkomponente und eine Gleitplatte gebildeten Gleitspalt zu¬ rückhält. Die Stützvorrichtung kann beispielsweise aus Teflon, (PTFE), jedoch auch aus anderen Materialien, wie z.B. kohlefaserverstärktem Kunststoff oder kevlarfaserverstärkten Kunstharzen, bestehen. Wegen der nur geringen möglichen Kontaktfläche mit einer Gleit¬ fläche muss sie keine besonders gute Reibung besitzen. Allerdings darf sie die darüber lie¬ gende Gleitplatte auch bei Kontakt mit dieser nicht beschädigen, d.h. die Stützvorrichtung muss in axialer Richtung in einem bestimmten Maß nachgiebig sein. Durch den Einsatz der Stützeinrichtung wird also ein Fließen des Gleitkörpermaterials in den Spalt weitgehend verhindert.
Die Stützvorrichtung ist bevorzugt als Stützring ausgebildet. Dieser liegt an der Seitenwand des Gleitkörpers an, um das Material des Gleitkörpers gegen ein Fließen nach außen unter Belastung von oben zu schützen.
Die Stützvorrichtung wird insbesondere so ausgebildet sein, dass sie in Umfangsrichtung hohe Zugkräfte aufnehmen kann.
Die Stützvorrichtung ist außerdem vorzugsweise so ausgebildet, dass bei einem Kontakt der Stützvorrichtung mit der Gleitplatte keine Beschädigungen des Lagers auftreten.
Der Gleitkörper kann an seiner Oberfläche Taschen zur Aufnahme von Schmierstoff auf¬ weisen.
Der Gleitkörper kann auch eine im wesentlichen zentrale Bohrung zur Aufnahme eines Schmierstoffs aufweisen.
Alternativ kann der Gleitkörper an einer Oberfläche eine im wesentlichen zentral angeord¬ nete Ausnehmung zur Aufnahme eines Schmierstoffs aufweisen.
Der Schmierstoff kann bevorzugt bei der Herstellung des Gleitkörpers und/oder nachträg¬ lich wenigstens in einen gleitflächennahen Bereich des Gleitkörpers mikroskopisch fein verteilt eingebracht werden.
m einem Verfahren zur Herstellung einer Komponente eines Lagers zum Einsatz im Bau¬ wesen, insbesondere im Brückenbau, werden ein Gleitkörper aus UHMWPE (Ultra High Molecular Weight PolyEthylene) und eine Komponente aus einem Elastomer aufeinander gepresst, und dabei wird er Gleitkörper an das Elastomer anvulkanisiert, um mit dem E- lastomer einen Verbund zu bilden.
Auf diese Weise kann eine sichere Verbindung hergestellt werden. Speziell für Gleitkippla¬ ger, die regelmäßig Kippmomente durch ein Elastomer aufnehmen, und für translatorische Relativbewegungen einen Gleitkörper benötigen, eignet sich der Verbundwerkstoff. Die Verbindung ist fest und sicher. Auf eine Kammerung des Gleitkörpers in einem Zwischen¬ teil, z.B. aus Stahl, kann in der Regel verzichtet werden.
Dabei kann als Gleitkörper ein Verbundkörper aus UHMWPE (Ultra High Molecular Weight PolyEthylene) mit wenigstens einer Gummischicht und wenigstens einem Stahl¬ blech verwendet werden.
Ein anderes Verfahren zur Herstellung einer Komponente eines Lagers zum Einsatz im Bauwesen, insbesondere im Brückenbau, umfasst die Schritte: Einlagerung von Teilchen aus UHMWPE (Ultra High Molecular Weight PolyEthylene) in ein Elastomer, und Vulka¬ nisieren des Elastomers.
Insbesondere werden in dem zuletzt genannten Verfahren die Teilchen aus UHMWPE (Ult¬ ra High Molecular Weight PolyEthylene) vor dem Vulkanisieren in ein Elastomer einge¬ mischt. Auf diese Weise entsteht ein Stoffgemisch, welches durch das Vulkanisieren zu einem Gleitkörper mit in der Regel gleichmäßig verteiltem UHMWPE-Anteil entsteht. Die Konzentrationsverteilung in der Elastomerbahn ist also relativ konstant.
Alternativ werden die Teilchen aus UHMWPE (Ultra High Molecular Weight PolyEthyle¬ ne) in eine äußere angelöste Schicht eines Rohelastomers eindrückt oder eingerührt. Mit diesem Verfahren kann eine nach innen hin abnehmende Konzentration des UHMWPE in der Elastomerbahn erreicht werden. Durch das anschließende Vulkanisieren wird der Zu¬ stand fixiert, d. h. auch nach dem Vulkanisieren verbleibt mehr UHMWPE an der Gleitober¬ fläche als im Inneren des Körpers, so dass an der Oberfläche eine Gleitschicht entstehen kann.
In einem anderen Verfahren zur Herstellung einer Komponente eines Lagers zum Einsatz im Bauwesen, insbesondere im Brückenbau, werden ein Gleitkörper aus UHMWPE (Ultra High Molecular Weight PolyEthylene) und eine Komponente aus einem Elastomer unter Zwischenlagerung eines Klebers aufeinander gepresst, so dass der Gleitkörper mit dem E- lastomer verklebt wird, um mit dem Elastomer einen Verbund zu bilden.
Als Gleitkörper kann insbesondere ein Verbundkörper aus UHMWPE (Ultra High Molecu¬ lar Weight PolyEthylene) und wenigstens einer Gummischicht und wenigstens einem Stahl¬ blech verwendet werden.
In einem kombinierten Verfahren zur Herstellung einer Komponente eines Lagers zum Ein¬ satz im Bauwesen, insbesondere im Brückenbau, werden ein Gleitkörper aus UHMWPE (Ultra High Molecular Weight PolyEthylene) und eine Komponente aus einem Elastomer aufeinander gepresst werden, und dabei der Gleitkörper an das Elastomer anvulkanisiert wird, um mit dem Elastomer einen Verbund zu bilden. Ferner wird eine weitere Kompo¬ nente, insbesondere aus einem anderen Werkstoff, mit dem Gleitkörper und/oder mit dem Elastomer verklebt.
Ein weiteres Verfahren zur Herstellung einer Komponente eines Lagers zum Einsatz im Bauwesen, insbesondere im Brückenbau, umfasst die Schritte: Einlagerung von Teilchen aus UHMWPE (Ultra High Molecular Weight PolyEthylene) in ein Elastomer, und Vulka¬ nisieren des Elastomers.
Insbesondere werden die Teilchen aus UHMWPE (Ultra High Molecular Weight PolyE¬ thylene) vor dem Vulkanisieren in ein Elastomer eingemischt.
Die Teilchen aus UHMWPE (Ultra High Molecular Weight PolyEthylene) werden bevor¬ zugt in eine äußere Schicht eines Rohelastomers eingedrückt oder einmischt.
Die Aufgabe wird auch gelöst durch eine Verwendung von UHMWPE (Ultra High Mole¬ cular Weight PolyEthylene) in Lagern im Bauwesen, insbesondere im Brückenbau, wobei das UHMWPE (Ultra High Molecular Weight PolyEthylene) als Gleitteil ausgebildet ist, welches gleichzeitig die Funktion einer Dichtung und eines Deckels in einem Topflager aufweist Mit Hilfe von Topflagern können insbesondere auch Drehbewegungen abgetragen werden.
Ohne Abdichtung kann es in Topflagern bei Belastungen zum Ausfließen von Elastomer¬ masse durch einen Spalt zwischen Topfwand und Auflageplatte kommen. Ein Abdichten mit einem Dichtring aus UHMWPE erweist sich wegen der Festigkeit und der guten Gleit¬ eigenschaften des UHMWPE als besonders günstig.
Bei einer weiteren Verwendung von UHMWPE (Ultra High Molecular Weight PolyEthy¬ lene) in Lagern im Bauwesen, insbesondere im Brückenbau, ist eine Dichtung aus UHMW- PE (Ultra High Molecular Weight PolyEthylene) in einem Topflager eingesetzt.
Die Dichtung kann mit einer im wesentlichen aus einem Elastomer bestehenden ersten Komponente des Lagers mittels eines Klebers verbunden sein.
Die Dichtung aus UHMWPE (Ultra High Molecular Weight PolyEthylene) kann insbeson¬ dere an eine aus einem Elastomer bestehende erste Komponente des Topflagers anvulkani¬ siert sein.
Eine weitere erfindungsgemäße Verwendung von UHMWPE (Ultra High Molecular Weight PolyEthylene) liegt bei Lagern im Bauwesen, insbesondere im Hochbau. Das Gleitteil eines Gleitlagers besteht im wesentlichen aus UHMWPE (Ultra High Molecular Weight PolyE¬ thylene), und das Gleitteil ist durch seine Dimensionierung derart verformbar, dass es Ver¬ drehungen aufnehmen kann. Die Verdrehungen können beispielsweise durch von oben un¬ gleichmäßig bzw. einseitig auf die Oberfläche des Gleitteils einwirkende Kräfte entstehen.
Bevorzugt verbleibt auch bei maximaler Verdrehung im Gebrauchszustand ein Gleitspalt von mindestens 1 mm. Anders ausgedrückt kommt die Gleitplatte auch bei starken auf sie einwirkenden Drehmomenten der Lagerkomponente nicht näher als 1 mm. Dreht sich die Gleitplatte um eine Querachse, so verbleibt sie zudem dennoch in einem Zustand, in dem sie vollflächig auf dem Gleitteil aufliegt. Durch die Verformbarkeit des UHMWPE wird ein kleiner Teil des Materials in den Gleitspalt gequetscht, wodurch ein Klaffen verhindert wird.
Auch bei maximaler Verdrehung im Gebrauchszustand verbleibt insbesondere ein Gleitspalt von mindestens 1 mm und kein Klaffen tritt auf.
Das Gleitteil kann in eine Lagerkomponente gekammert sein.
Die Lagerkomponente besteht bevorzugt im wesentlichen aus Stahl.
Das Gleitteil kann als Abhebesicherung an der Lagerkomponente mittels eines Klebers be¬ festigt oder an die Lagerkomponente anvulkanisiert sein.
Eine weitere erfindungsgemäße Verwendung von UHMWPE führt zur Bereitstellung eines verbesserten Lagers im Bauwesen, insbesondere im Hochbau. Das Gleitteil eines Verfor¬ mungsgleitlagers besteht dabei aus UHMWPE (Ultra High Molecular Weight PolyEthyle- ne), wobei das Gleitteil an einer ersten im wesentlichen aus einem Elastomer bestehenden Komponente des Lagers anvulkanisiert oder mit ihr verklebt ist.
Insbesondere besteht das Gleitteil aus UHMWPE (Ultra High Molecular Weight PolyEthy- lene) besteht, und ist in einer durch eine zweite Komponente gebildeten Kammer angeord¬ net derart, dass es die Kammer verschließt, um ein Austreten der ersten Komponente aus der Kammer zu verhindern.
Weitere Merkmale und Vorteile des Gegenstandes der Erfindung ergeben sich aus der nach¬ folgenden Beschreibung spezieller Ausfuhrungsbeispiele anhand der Figuren. Es zeigen:
Fig. 1 ein erfindungsgemäßes Lager zum Einsatz im Bauwesen;
Fig. 2 ein schematisches Verfahren zur Herstellung einer Lagerkomponente;
Fig. 3 eine Topflagerdichtung aus UHMWPE;
Fig. 4 ein herkömmliches Gleitkipplager mit Schmiertaschen im Gleitteil;
Fig. 5 ein erfindungsgemäßes Gleitkipplager mit Schmiertaschen im Gleitteil;
Fig. 6 ein Gleitkipplager für den Hochbau;
Fig. 7 ein verbessertes Gleitkipplager für den Hochbau;
Fig. 8a ein verbessertes Gleitlager;
Fig. 8b das Lager aus Fig. 8a unter Einwirkung eines Drehmoments; und
Fig. 9a bis 9c Gleitlager mit einem Schmierstoffreservoir.
Auf das Gleitteil eines Gleitlagers, das relative Bewegungen zweier Bauwerkskomponenten aufnehmen soll, wirken durch die Reibung große Kräfte insbesondere in seitlicher Richtung. Diese Kräfte müssen sicher auf die benachbarte Komponente übertragen und abgeleitet werden. Dazu muss das Gleitteil, in herkömmlichen Lagern meist aus PTFE bestehend, möglichst sicher an eine Lagerkomponente, bspw. an eine Stahlplatte, angebunden werden, so dass das Gleitteil die durch die Relativbewegung der anderen Komponente entstehenden Reibungskräfte an die Lagerkomponente weitergeben kann.
Zu diesem Zweck wird das Gleitteil in der Regel in der Lagerkomponente, mit der sie ver¬ bunden sein soll, beispielsweise in einer Stahlplatte, eingekammert. Dies bedeutet einerseits, dass die Stahlplatte vorher bearbeitet werden muss, andererseits, dass die genaue Position des Gleitkörpers bereits vor dem Einsatz des Lagers festgelegt ist.
Ein besonderes Problem kann sich jedoch dadurch ergeben, dass bei besonders starken Be¬ lastungen, bspw. bei einem Taktschiebelager, die Lagesicherung bzw. das Setzungsverhal¬ ten nicht zuverlässig gewährleistet sind, und ein Abheben des Gleitteils vom Boden der Kammerung auftreten kann. Das Gleitlager ist in diesem Fall sehr einseitig belastet und das Material kann in der Folge aus der Kammer heraus in den zwischen den zueinander ver¬ schiebbaren Lagerkomponenten gebildeten Spalt abfließen. Dieser Zustand ist natürlich höchst unerwünscht.
In Fig. 1 ist eine erfindungsgemäße Lösung gezeigt, bei der dieses Problem vermieden wer¬ den kann. Ein Gleitteil 1 aus UHMWPE ist hier an eine Stahlplatte 2 angebunden, jedoch nicht eingekammert. Vielmehr ist das Gleitteil 1 an die Stahlplatte 2 anvulkanisiert oder mit einer Zug- und Schubhaftung, die größer als die jeweilige äußere Lagerbelastung ist, an die Stahlplatte angeklebt. Die Verbindungsschicht zwischen Gleitteil 1 und Stahlplatte 2 ist mit dem Bezugszeichen 3 gekennzeichnet.
Beim Verkleben von PTFE, das im Stand der Technik vorwiegend eingesetzt wird, wurden bei anderen Befestigungsmethoden als dem Einkammern keine besonders hohen Zughaftun¬ gen erreicht. Eine Einkammerung war also stets notwendig. UHMWPE kann jedoch mit den erforderlichen Zughaftungen anvulkanisiert oder angeklebt werden, so dass eine zuverlässi¬ ge Lagesicherung erreicht und ein Abheben des Gleitteils 1 von der Stahlplatte 2 auch bei hohen einseitigen Belastungen verhindert wird.
Auf eine besondere mechanische oder chemische Vorbehandlung der Stahlplatte 2 kann dabei weitestgehend verzichtet werden.
Ein weiterer Vorteil der genannten Anbindungsmöglichkeiten liegt darin, dass im vorlie¬ genden Fall nicht mehr unbedingt mit massiven Gleitkörpern 1 mit großer Dicke gearbeitet werden muss, wie dies bei einer Kammerung erforderlich ist, sondern dass sogar dünne UHMWPE-Folien verwendet werden können. Im Ergebnis werden Herstellungsaufwand und Kosten des Lagers gesenkt, während die Sicherheit, insbesondere die Lagesicherung des Gleitkörpers 1, verbessert wird.
In Fig. 2 ist schematisch gezeigt, wie eine Anbindung von UHMWPE an ein Elastomer durch Anvulkanisieren durchgeführt werden kann.
In Gleitkipplagern ist eine (meist bewehrte) Elastomerkomponente zur Aufnahme von Kippmomenten vorgesehen. Zur Aufnahme gegenseitiger lateraler Verschiebungen der Bauwerkskomponenten ist das Elastomer mit einem Gleitkörper verbunden, der über eine Gleitfläche eine relative Translationsbewegung zulässt.
Üblicherweise wird der Gleitkörper zur Schaffung einer sicheren Anbindung in einem Stahlteil eingekammert, welches auf der Elastomerkomponente angeordnet und mit dieser verbunden wird.
Erfindungsgemäß kann allerdings eine Anbindung auch durch Anvulkanisieren des UHMWPE an einer Elastomerkomponente stattfinden. Dies ist schematisch in Fig. 2 ge¬ zeigt. In einer HeizpPresse 4 wird eine Gummischicht 5, unter der ein Körper 6 aus UHMWPE angeordnet ist, vulkanisiert. Durch die einwirkende Kraft und bei geeigneten Temperatureinstellungen findet in einem Grenzbereich 7 eine Durchmischung der Materia¬ lien der Gummischicht 5 und des Körpers 6 statt, was zu einer guten Anbindung der beiden Komponenten aneinander führt. Ln Ergebnis entsteht eine Lagerkomponente für ein Gleit¬ kipplager, bei dem auf eine Kammerung der Gleitkomponente 6 verzichtet werden konnte.
In Fig. 3 ist eine weitere Anwendung von UHMWPE in einem Topflager 8 gezeigt.
Das Topflager 8 weist eine Komponente 9 aus Stahl mit einer Vertiefung in ihrem zentralen Bereich, ähnlich wie bei einem Topf, auf. In der Vertiefung ist ein Elastomerkörper 10 an-
geordnet. Über dem Elastomerkörper 10 befindet sich ein Stahldeckel 11, auf dem die gela¬ gerte Last aufliegen kann.
Im Randbereich der Vertiefung muss der Stahldeckel 11 einen gewissen Abstand zur Sei¬ tenwand der Stahlkomponente 9 als Spiel für Bewegungen des Stahldeckels 9 zur Aufnah¬ me von Kippmomenten durch das Elastomer 10 aufweisen. Ohne entsprechende Abdichtung des dadurch entstehenden freien Spalts 12 kommt es allerdings bei Belastungen des Lagers zum Ausfließen von Elastomermasse aus dem Elastomerkörper 10 durch den Freiraum 12. Aus diesem Grund wird erfmdungs gemäß ein Dichtring 13 aus UHMWPE in einem Ab¬ schnitt im oberen Randbereich des Elastomerkörpers 10 eingesetzt, um ein Ausfließen von Elastomermaterial durch den Zwischenraum 12 zu verhindern. Vorzugsweise kann der Dichtring 13, wie vorher beschrieben, in die Elastomermasse 10, insbesondere in eine dafür vorgesehene Nut im an die Topfwand angrenzenden Bereich des Elastomermaterials, einge¬ klebt oder an die Elastomermasse 10 anvulkanisiert sein. Dadurch ergeben sich eine beson¬ ders stabile Fixierung und eine besonders gute Abdichtung der Elastomermasse 10. Das UHMWPE ist als Dichtungsmaterial insbesondere aufgrund seiner Festigkeit und seiner guten Gleiteigenschaften geeignet, da es bei der Ausübung eines Kippmoments auf den Stahldeckel 11 zu einer Verschiebung des Deckels 11 gegenüber dem Elastomerkern 10 kommen kann.
m Fig. 4 ist ein Gleitkipplager 14 gemäß dem Stand der Technik dargestellt. Zur Aufnahme von Kippmomenten ist ein bewehrtes Elastomer 15 vorgesehen. Darüber ist eine Stahlkom¬ ponente 16 mit einer Kammerung angeordnet, die mit dem Elastomerkörper 15 verbunden ist. Innerhalb der Kammerung ist ein Gleitteil 17, im Stand der Technik in der Regel aus PTFE, mit Schmiertaschen 18 zum Einbringen eines Schmiermittels angeordnet. Auf der Gleitfläche des Gleitteils 17 lagert eine Last. Zur Aufnahme von Transversalbewegungen dieser Last steht eine Edelstahlplatte 19 mit der Gleitfläche des Gleitteils 17 in Kontakt.
Um eine ausreichende Lagesicherung des Gleitteils 17 in der Kammerung zu gewährleisten, und aufgrund des Platzbedarfs durch die Schmiertaschen, muss das Gleitteil 17 wenigstens eine Mindesthöhe aufweisen.
Der Aufbau eines erfindungsgemäßen Gleitkipplagers 20, wie in Fig. 5 gezeigt, ist dem ge¬ genüber einfacher. An dem Elastomerkörper 15 ist unmittelbar ein Gleitkörper 17 aus UHMWPE mit hoher Haftfestigkeit angeklebt bzw. anvulkanisiert. Aufgrund des Vorhan¬ denseins von Schmiertaschen 18 ähnlich denen in Fig. 4 weist der Gleitkörper 17 etwa die gleiche Höhe auf wie der Gleitkörper 17 in Figur 4. Allerdings konnte auf eine Einkamme- rung des Gleitkörpers 17 wegen der Auswahl von UHMWPE verzichtet werden. Eine aus¬ reichende Lagesicherung wird durch die hohe Zughaftung bei einer entsprechenden Anbin¬ dung an den Elastomerkörper 15 durch Kleben bzw. Anvulkanisieren erreicht.
Außerdem ergibt sich im Stand der Technik das zusätzliche Problem, dass ein relativ hoher Körper aus PTFE bei hohen auftretenden Flächenpressungen, insbesondere bei einseitigen Belastungen, ohne Kammerung zusammengequetscht werden und nach außen fließen wür¬ de. Eine direkte Verbindung mit UHMWPE dagegen besitzt eine Tragfähigkeit und eine Festigkeit, die etwa doppelt so hoch ist wie die von PTFE. Damit können relativ hohe Gleit¬ körper 17, wie sie etwa bei der Ausstattung mit Schmiertaschen 18 notwendigerweise aus¬ gebildet werden, direkt an den Elastomerkörper 12 angebunden werden, ohne dass bei höhe¬ ren Belastungen mit einem Ausfließen des Materials gerechnet werden müsste.
Fig. 6 zeigt ein Kippgleitlager 21, wie es beispielsweise im Hochbau zum Einsatz kommt. Innerhalb einer Stahlkomponente 22 befindet sich eingekammert ein Gleitkörper 23 aus UHMWPE. Ein mit einem Stahlträger 24 verbundenes Edelstahlblech 25 steht in Kontakt mit der Gleitfläche des Gleitkörpers 23. Das dargestellte Lager kann sowohl lineare Ver¬ schiebungen als auch Kippmomente, die in erster Linie um eine senkrecht zur Papierebene stehende Achse auftreten (vgl. Pfeil), aufnehmen. Während bei herkömmlichen Kippgleitla¬ gern mit Elastomeren ein Klaffen entstehen kann, wobei das Material aus der gewünschten Position herausgequetscht wird, wird dies beim Einsatz von UHMWPE verhindert. Das im Schnitt gezeigte Lager 21 kann beim Einsatz von UHMWPE relativ schmal, d.h. mit gerin¬ ger Breite B, ausgebildet sein. Dies liegt wiederum an der guten Tragfähigkeit von UHMWPE. Beispielsweise kann im vorliegenden Beispiel die Breite B des Gleitkörpers 23 ca. 75 mm betragen, während die Länge (senkrecht zur Papierebene) wesentlich größer ge¬ wählt werden kann. Trotz der geringen Breite B kann die schmale Leiste 23 aufgrund der
Stabilität des UHMWPE die im Hochbau auftretenden Kippmomente zuverlässig aufneh¬ men.
hl Fig. 7 ist ein weiterentwickeltes Hochbaulager 26 gezeigt. Ähnlich wie beim in Figur 3 gezeigten Topflager ist in einer Stahlkomponente 27 eine zentrale Vertiefung ausgebildet. In dieser Vertiefung ist eine Elastomermasse 28 angeordnet. Darüber befindet sich ein Gleit¬ körper 29 aus UHMWPE mit Schmiertaschen 30. Der Gleitkörper 29 kann sowohl translato¬ rische Bewegungen aufnehmen, als auch Kippbewegungen an die Elastomermasse 28 wei¬ tergeben. Dabei dient der Gleitkörper 29 gleichzeitig als Gleitelement mit der nach außen gerichteten Gleitfläche, als auch als Deckel für die Vertiefung und als Dichtung gegen ein Ausfließen der Elastomermasse 28. Auf diese Weise wird ein Hochbaulager realisiert, wel¬ ches höhere Kippkräfte aufnehmen kann als herkömmliche Lager.
Oberhalb des Lagers ist eine Gleitplatte angeordnet. Die Schmiertaschen können selbstver¬ ständlich wahlweise auch weggelassen werden.
In den Fig. 8a und 8b ist eine weitere erfindungsgemäße Ausführungsform eines Lagers dargestellt. Ein Gleitkörper 1 aus UHMWPE ist in eine Lagerkomponente 2 gekammert. Auf dem Gleitkörper 1 ist eine Gleitplatte 19 gelagert. Der Randbereich des Gleitkörpers 1 wird von einem schmalen Stützring 31 aus CFK (kohlefaserverstärkter Kunststoff) um¬ schlossen, der mit hoher Zugfestigkeit ausgestattet ist. Insbesondere ist der Stützring so konzipiert, dass er in axialer Richtung nachgiebig gegenüber Krafteinwirkungen von oben bzw. unten ist, in Umfangsrichtung dagegen steif ist. Zwischen der Gleitplatte 19 und dem Stützring 31 bleibt im in der Fig. 8a gezeigten Grundzustand ein kleiner Spalt frei.
In Fig. 8b ist eine Situation gezeigt, in der eine Verkippung der Gleitplatte 19, beispielswei¬ se durch Einwirkung eines Drehmoments, auftritt. Durch seine Nachgiebigkeit in axialer Richtung kann der Stützring auf der rechts dargestellten Seite nach unten gestaucht werden und sogar mit der Gleitplatte in Kontakt treten, ohne dass ein Lagerschaden an Ring 31 und/ oder der Gleitplatte 19 auftreten können. Gleichzeitig verhindert der Stützring 31 durch sei¬ ne Steifigkeit in Umfangsrichtung ein Ausfließen des Materials des Gleitkörpers 1. Dadurch ist eine höhere Belastbarkeit des Lagers möglich, insbesondere eine höhere Tragfähigkeit.
Der CFK-Stützring 31 beschädigt andererseits selbst bei Kontakt mit der Gleitplatte 19 die¬ se nicht.
Zusätzlich kann der Gleitkörper 1 mit der Lagerkomponente 2 verklebt sein, um einen noch sichereren Halt zu erreichen.
Der Gleitkörper 1 ist in diesem Beispiel aus UHMWPE hergestellt. Er kann jedoch auch aus weicheren Materialien, beispielsweise aus PTFE, bestehen.
Die Fig. 9a bis 9c zeigen unterschiedliche Möglichkeiten, wie das Gleitlager mit Schmier¬ stoffversorgt werden kann.
hi der Ausführung in Fig. 9a ist ein Ring aus UHMWPE als Gleitkörper 1 in eine Lager¬ komponente 2 gekammert. Zusätzlich kann der Gleitkörper 1 an Kontaktflächen mit der Lagerkomponente 2 verklebt sein. Auf dem Gleitkörper 1 sitzt eine Gleitplatte 19 auf. Der Raum 32 innerhalb des Rings 1 kann als Reservoir für Schmierstoff dienen. Als Schmier¬ stoff kann dabei ein Festschmierstoff, z.B. PTFE, ein Silikonfett in pastöser Form, ein Schmierstoff in flüssiger Form oder eine Kombination daraus verwendet werden.
Fig. 9b zeigt eine ähnliche Konfiguration wie Fig. 9a mit einem in eine Lagerkomponente 2 gekammerten Gleitkörper 1 und einer auf dem Gleitkörper 1 aufliegenden Gleitplatte 19. Allerdings ist in dieser Ausführungsform keine durchgehende Bohrung im Gleitkörper 1 als Schmierstoffreservoir vorgesehen. Vielmehr ist hier eine zentrale, topfartige Ausnehmung 33 im oberen, an die Gleitplatte 19 anschließenden Teil des Gleitkörpers 1 ausgebildet, die mit Schmierstoffmasse gefüllt werden kann.
Die Ausfülirungsform gemäß Fig. 9c unterscheidet sich von der Ausführungsform gemäß Fig. 9b dadurch, dass der Gleitkörper an seiner Kontaktfläche 34 mit der Lagerkomponente 2 verklebt und nicht gekammert ist. Eine Kombination beider Maßnahmen ist ebenso denk¬ bar wie der Einsatz eines Stützrings 31, wie im Zusammenhang mit der Fig. 8 beschrieben, als zusätzliche Maßnahme, um die Belastbarkeit zu erhöhen.
In allen Fällen wird das Schmierstoffreservoir durch die Gleitplatte 19 nach oben hin ver¬ schlossen, so dass die Gleitplatte ständig mit Schmierstoff versorgt werden kann.
Die gezeigten Ausführungsbeispiele zeigen, dass UHMWPE aufgrund seiner vorteilhaften Materialeigenschaften in vielfacher Weise bei Lagern, besonders im Brückenbau, eingesetzt werden kann. Im Vergleich zum Stand der Technik wurden unterschiedliche Anordnungen und Einsatzmöglichkeiten beim Einsatz von Komponenten aus UHMWPE aufgezeigt.