Beschreibung
Rechteckspule aus bandförmigen Supraleitern mit Hoch-Tc- Supraleitermaterial und Verwendung derselben
Die Erfindung bezieht sich auf eine Rechteckspule mit mehre¬ ren aneinander liegenden Windungen aus einem bandförmigen Supraleiter, der wenigstens einen in ein normal leitendes Matrixmaterial eingebetteten Kern aus Hoch-Tc-Supraleiter- material enthält. Eine entsprechende Spule ist der WO 01/20756 Al zu entnehmen.
Um bandförmige Hoch-Tc-Supraleiter (nachfolgend als „HTS- Leiter" bezeichnet) insbesondere in rotierenden elektrischen Maschinen wie gemäß der vorstehend genannten WO-Al-Schrift einsetzen zu können, ist es erforderlich, diesen Leiter zu Spulen zu verarbeiten. Bevorzugt werden hierfür planare Spu¬ lentypen, insbesondere vom so genannten Rechteck-Typ, vorge¬ sehen. Hierunter werden alle Spulentypen verstanden, die zu- mindest annähernd eine rechteckige Grundfläche einnehmen, wo¬ bei sie auch abgerundete Ecken haben können. Rechteckspulen mit abgerundeten Ecken , die stirnseitig zusammen jeweils halbkreisförmige , gegebenenfalls durch gerade Bahnteile ver¬ bundenen Bogenteile bilden, werden auch als „Rennbahnspulen" (bzw. „Race track-Spulen") bezeichnet. Dabei geht man zum
Aufbau entsprechender Spulen von in konventioneller Cu-Tech- nik ausgeführten Spulen aus, die in sich und gegen die Umge¬ bung elektrisch isoliert sind. Insbesondere wegen den Anfor¬ derungen der Beschleunigertechnik und der MR-Technik, wo hohe Anforderungen an die Feldqualität gestellt werden, die für den Strom nur Fehler im Sub-ppm-Bereich zulassen, werden bis¬ her serienmäßig supraleitende Rennbahnspulen eingesetzt, die so hergestellt sind, dass ihre Leiter innerhalb der einzelnen Windungen und gegenüber Masse elektrisch isoliert sind.
Bekannte Rechteckspulen unter Verwendung von bandförmigen HTS-Leitern werden bisher mit isoliertem Leitermaterial er-
stellt. Derzeit existieren für die Isolation dreigängige Me¬ thoden, nämlich a. eine Lackisolation, beispielsweise eine UV-Lack- beschichtung (vgl. EP 1 075 030 A2), b. eine Kapton-Wrap-Umhüllung (vgl. DE 38 23 938 Al) oder c. eine PEEK-Extrusionsbeschichtung (vgl. WO 01/61712 Al) . Entsprechende Verfahren sind jedoch verhältnismäßig aufwän¬ dig, erhöhen die Herstellungskosten der Leiter und bergen Ge- fahr von Leiterbeschädigungen.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es deshalb, eine Rechteckspule mit den eingangs genannten Merkmalen zur Verfü¬ gung zu stellen, bei der die vorgenannten Schwierigkeiten nicht gegeben sind.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß mit den in Anspruch 1 an¬ gegebenen Maßnahmen gelöst. Dementsprechend soll die Recht¬ eckspule mit den eingangs genannten Merkmalen einen Aufbau aus dem hergestellten bandförmigen Supraleiter ohne zusätzli¬ che Isolationsmittel aufweisen. Entsprechende Spulen lassen sich bevorzugt für elektrische Maschinen verwenden.
Die Erfindung geht dabei von der Erkenntnis aus, dass es zum Aufbau von Rechteckspulen unter Verwendung von bandförmigen HTS-Leitern keiner besonderen Isolationsmittel bedarf. D.h., auf eine Zusatzisolation nach der Herstellung der Leiter soll verzichtet werden. Die Rechteckspule soll demnach aus einem unisolierten Leiter gewickelt werden. Der große Vorteil ge- genüber einer Verwendung von isoliertem Leitermaterial liegt also zum einen in der Reduzierung des Beschädigungsrisikos durch den Isolationsprozess und zum anderen in einer Kosten¬ reduzierung für den Leiter. Da mit solchen Leitern gefertigte Spulen nicht gegenüber Masse isoliert sein müssen, können auch die bisher hierfür notwendigen Isolationsprüfungen bei der Spulenfertigung entfallen. Dies führt ebenfalls zu einer entsprechenden Kostenreduzierung.
Vorteilhafte Ausgestaltungen der erfindungsgemäßen Rechteck¬ spule gehen aus den von Anspruch 1 abhängigen Ansprüchen her¬ vor. Dabei kann die Ausführungsform nach Figur 1 mit den Merkmalen eines der Unteransprüche oder vorzugsweise auch de¬ nen aus mehreren Unteransprüchen kombiniert sein. Demgemäß kann die Spule noch folgendermaßen ausgebildet sein:
- Der hergestellte Supraleiter weist auf wenigstens einer Seite eine herstellungsbedingte Beschichtung aus einem oxidischen Material auf. Bei diesem Material kann es sich insbesondere um AI2O3 handeln.
- Alternativ kann der hergestellte Supraleiter in dem Auf¬ bau an seinen Außenseiten herstellungsbedingte Verunrei¬ nigungen aufweisen, indem insbesondere der hergestellte Supraleiter einem Reinigungsprozess nicht unterzogen worden ist.
- Die Spule kann für eine maximale Verlustleistung von 10 W ausgelegt sein, wobei ein Nebenschlusswiderstand von mindestens 100 mΩ vorhanden ist. - Bevorzugt kann ein Übergangswiderstand zwischen benach¬ barten Windungen von mindestens 10 μΩ, vorzugsweise 20 μΩ, gegeben sein.
Vorteilhaft ist die Verwendung der erfindungsgemäßen Spule in einer elektrischen Maschine. Wegen der fehlenden Isolation weist sie dabei eine entsprechend hohe Wicklungsdichte auf.
Die Erfindung wird nachfolgend unter Bezugnahme auf die
Zeichnung noch weiter erläutert. Dabei zeigen in jeweils schematisierter Darstellung deren Figuren 1 eine Schrägansicht einer Rechteckspule vom
Rennbahntyp und deren Figur 2 einen Ausschnitt aus der Wicklung dieser Spule.
Die in Figur 1 nur angedeutete, allgemein mit 2 bezeichnete Spule ist insbesondere zum Aufbau der Erregerwicklung einer elektrischen Maschine geeignet (vgl. die eingangs genannte WO-Al-Schrift. Sie soll vom so genannten Rechteck-Typ sein. Unter einer entsprechenden Rechteckspule sei in diesem Zusam¬ menhang jede flache Spule oder (Teil-)Wicklung verstanden, die eine zumindest annähernd rechteckige Fläche einnimmt. Im Allgemeinen hat die Spule abgerundete Ecken. Die Spule 2 ist gemäß dem dargestellten Ausführungsbeispiel vom so genannten Rennbahn-Typ. Sie besitzt deshalb gerade Seitenteile 2a und 2b, die über beispielsweise halbkreisförmige, stirnseitige Bogenteile 2c und 2d ineinander übergehen. Die Spule soll mit mindestens einem bandförmigen Leiter aus einem der bekannten oxidischen Hoch-Tc-Supraleitermaterialien (HTS-Materialien) wie z.B. YBa2Cu3O7-X, Bi2Sr2CaCu208+x oder (Bi, Pb) 2Sr2Ca2Cu3Oi0+x aufgebaut sein. Hierbei kann es sich um Leiter mit von einer normalleitenden Hülle oder Matrix wie z.B. aus Ag oder einer Ag-Legierung eingeschlossenen HTS-Mono- oder Multifilamenten handeln. Entsprechende, an sich bekannte Leiter haben ein ho- hes Aspektverhältnis (= Leiterbreite/Leiterdicke) von mindes¬ tens 3, vorzugsweise mindestens 10. Die HTS-Leiter sind ins¬ besondere auf einem Temperaturniveau von höchstens 77 K (Sie¬ detemperatur von LN2), insbesondere aber darunter zu halten.
Außerdem sollen die bandförmigen HTS-Leiter zu den Windungen der Spule in ihrer „leichten Richtung", d.h. über ihre Breit¬ seite gebogen sein. Auf diese Weise ist eine unzulässige Deh¬ nung beim Biegen und eine damit verbundene Einbuße an Strom¬ tragvermögen zu vermeiden. Entsprechende HTS-Leiter mit einem oder mehreren supraleitenden Leiterkernen (Mono- oder Multi- filamentleiter) sind allgemein bekannt. Dabei sind Leiter mit einer Hülle aus einer Silberlegierung wie AgMg oder AgPd hin¬ sichtlich der Wickeltechnik unempfindlicher. Die Leiter kön¬ nen in der Spule 2 mittels einer an sich bekannten Verguss- technik unter Verwendung eines aushärtbaren Kunststoffes in mehreren Lagen von Windungen fixiert sein.
Erfindungsgemäß soll ein entsprechender bandförmiger HTS- Leiter nach seinem Herstellungsprozess keinem besonderen Iso¬ lationsverfahren unterzogen werden, bevor mit ihm die Recht¬ eckspule erstellt wird.
Figur 2 zeigt in einem Querschnitt einen Teilbereich des all¬ gemein mit 3 bezeichneten Aufbaus einer mit mindestens einem solchen HTS-Leiter hergestellten Rechteckspule. Die Spule weist in mehreren übereinander liegenden Lagen 4i mehrere Windungen 5j aus dem oder den bandförmigen HTS-Leitern 6j auf. Bevorzugt können zum Wickeln der Rennbahnspule ungerei¬ nigte HTS-Bandleiter verwendet werden. Es ist dann davon aus¬ zugehen, dass zwischen benachbarten Bandleitern 6j wie z.B. an Grenzflächen 7 verhältnismäßig hohe Nebenwiderstände aus- gebildet sind. Dies kann insbesondere auch darauf zurückzu¬ führen sein, dass entsprechende HTS-Bandleiter herstellungs¬ bedingt auf einer Seite mit einem Trennmaterial wie z.B. ei¬ ner Al2O3-Beschichtung versehen sein müssen, um so ein Anei- nanderbacken von benachbarten Windungen des Leiters in einem Ofen während des erforderlichen Glühvorgangs zu vermeiden. Zu einer Kontaktierung an den Wicklungsenden sind dann die Lei¬ ter erst von dieser isolierenden Schicht zu befreien. Sieht man außerdem eine Imprägnierung mit einem aushärtbaren Kunst¬ stoff, beispielsweise einem Harz vor, das bei einer Nasswi- ckeltechnik zur Erstellung der Spule und/oder deren Fixierung innerhalb einer Maschine verwendet wird, so ergibt sich dann eine Beschichtung der Leiter, die eine hinreichend gute Iso¬ lierung der Windungen untereinander und gegenüber Masse ge¬ währleistet.
Für eine Beurteilung des mit den erfindungsgemäßen Maßnahmen verbundenen Effektes seien nachfolgend einige Abschätzungen vorgenommen: Bei einer typischen Anwendung z.B. für die Läu¬ ferwicklung einer Synchronmaschine beträgt der Läuferstrom 100 A. Ein Fehlerstrom von 1 %, also von 1 A, kann hierbei im Allgemeinen durch eine Stromerhöhung aus einer Erregermaschi¬ ne leicht ausgeglichen werden, und die durch den Fehlerstrom
hervorgerufenen Felder sind für motorische Anwendungen irre¬ levant. Im Betrieb befinden sich die Spulen im supraleitenden Zustand. Aus ökonomischen Gründen wird bei realistischen Aus¬ führungsformen für die Spulen gemäß dem vorstehend angespro- chenen Anwendungsfall eine Verlustleistung von maximal 10 W zugelassen. Daraus ergibt sich dann ein Spannungsabfall von 100 mV über die gesamte Länge der Läuferwicklung. Der sich eventuell durch die Verwendung von unisoliertem Leiter erge¬ bende (Kurzschluss oder Neben-)Widerstand sollte deshalb den Wert von 100 mΩ nicht unterschreiten. Eine komplette Läufer¬ wicklung besteht z.B. aus etwa 25 Teilspulen. Über jeder Teilspule steht dann eine Spannung von etwa 4 mV, so dass der (Kurzschluss- oder Neben-)Widerstand den Wert von etwa 4 mΩ je Teilspule nicht unterschreiten darf. Geht man davon aus, dass jede dieser Spulen aus etwa 100 Windungen besteht, dann reduziert sich der zulässige Widerstand zwischen zwei benach¬ barten Windungen auf etwa 40 μΩ. Auf alle Fälle sollte in der Spule ein Übergangswiderstand zwischen benachbarten Win¬ dungen 5j von mindestens 10 μΩ, vorzugsweise 20 μΩ gegeben sein. Wenn diese Widerstände nicht unterschritten werden, dann fließt durch den sich daraus ergebenden Nebenschluss ein Strom von etwa 1 A. D.h., dieser Nebenschlussstrom liegt in der zulässigen Größenordnung.
Um die vorstehend skizzierten Nebenschlusswiderstände in ei¬ nem Aufbau 3 nach Figur 2 einschätzen zu können, sei zum Ver¬ gleich auf eine bekannte 2 mm-Steckverbindung für 6 A verwie¬ sen, die Durchgangswiderstände bis etwa 6 mΩ aufweist. Wenn man Schaltkontakte z.B. für Relais betrachtet, so treten dort Kontaktwiderstände von einigen 100 mΩ auf. Bei diesen be¬ kannten Einrichtungen wurden zudem noch spezielle Maßnahmen ergriffen, um die Kontaktwiderstände möglichst gering zu hal¬ ten. Trotzdem liegen sie in der Größenordnung, die nach der vorstehenden Abschätzung lediglich einen Fehler von etwa 1 % im Strom verursachen würde. D.h., bei dem erfindungsgemäßen
Aufbau der Spule kann unter Weglassung besonderer Reinigungs¬ maßnahmen ohne weiteres davon ausgegangen werden, dass hin-
reichend hohe Nebenschlusswiderstände zwischen benachbarten Windungen 5j vorhanden sind.