siRNA-Selektionsverfahren
Die vorliegende Erfindung betrifft eine Verfahren zur Identifikation von kleinen interferierenden Oligonukleotiden, die in der siRNA (Short interfering RNA) Technologie zum Knock-Down von Genen eingesetzt werden können. Die Erfindung umfasst die zu diese Verfahren benötigten Konstrukte, Zellen, die mit diesen Konstrukten transfiziert sind und einen Kit der die essentiellen Konstrukte und/oder Zellen zur Ausführung dieses Verfahrens enthält.
Hintergrund der Erfindung
Kurze doppelsträngige RNA Moleküle (dsRNA) (nachfolgend auch "siRNA" - small interfering RNA genannt) mit einem doppelsträngigen Bereich von einer Länge von 23 oder weniger Basenpaaren können die Degradation von mRNA mit komplementären Sequenzen, hervorrufen. Diesen Vorgang nennt man RNA Interferenz (Elbashir et al., EMBO 20, 6877-6888 (2001)). Er wurde in niederen Organismen schon lange verwendet, um bestimmte RNA-Spezies zu depletieren (Fire et. al., Nature 391, 806-811 (1998); Guo et al., Cell 81, 611- 620 (1995)). Dies führt zu einem "Knock-down"-Phänotyp. In Drosophila ist dieses Phänomen auch bekannt und wird für in vitro und in vivo Studien genutzt (WO 01/75164; WO 02/44321). Erst seit kurzem wird diese Technik auch bei humanen und murinen Zellen angewandt (Elbashir et al, Nature 411: 494-498. (2001); Holen et al., Nucleic Acids Research 30(8): 1757-1766 (2002); Brown et al., (TechNotes 9(l):3-5 (2002)) (2000); Doi et al., (Curr Biol. 2003 Jan 8;13(l):41-6) (2003); WO 02/44321). Kürzlich wurde beobachtet, dass kurze einzelsträngige siRNAs Teil des "RNA inducing silencing complex" (RISC) sind und das der Zusatz von 21 bis 29 Nukleotid langen ein- zelsträngigen antisense RNAs zu Zellen auch die RISC-Bildung bewirkt und mRNA-Degradation induziert (Martinez et al., Cell 110, 563-574 (2002)). Einzelsträngige RNA-Moleküle in antisense-Orientierung können somit auch als siRNAs eingesetzt werden.
Ein Problem bei der Nutzung der siRNA Technik ist die Auswahl von siRNAs. Nicht alle komplementären siRNA induzieren Degradation ihrer Ziel-mRNA. Die Gründe hierfür sind unbekannt. Beim Design von siRNAs wurden bislang gewisse Erfahrungswerte berücksichtigt; beispielsweise ist bekannt, dass siRNAs mit einem G/C Anteil zwischen 40% und 55% aktiver sind, als solche mit einem G/C Anteil von mehr als 55% (Ambion Technical Bulletin 506). Von den so entworfenen siRNAs reduzieren in der Regel die Hälfte ihre korrespondierenden Ziel-mRNAs um 50%. Lediglich eine siRNA von vier entworfenen siRNAs induziert eine Reduktion ihrer Ziel mRNA zwischen 75% und 95% (Brown et al., TechNotes 9(l):3-5 (2002)). Es müssen daher immer mehrere Oligonukleotide ausgetestet werden. Die Anzahl der verschiedenen Oligonukleotide die komplementär zu einer bestimmten mRNA sind, ist aber zu groß, um alle einzeln auf ihre Fähigkeit zur Interferenz zu testen. Eine Methode zur effizienten Identifikation von aktiven siRNAs mit hohem Knock- Down-Potential fehlt bislang.
EP 1229134 beschreibt eine Methoden zur Identifikation von Nukleinsäuren, die die Zellfunktionen, die Aktivität von Proteinen und die Exprimierung von Nukleinsäuren einer Zelle modulieren. Dabei wird eine doppelsträngige RNA Expressionsbank in Zellen transfiziert und die Zellen auf einen Modulationseffekt hin untersucht. Dabei ist der Modulationseffekt immer abhängig von dem ausgewählten Zielgen und es muss eine spezifische Untersuchung je nach Zielgen erfolgen.
Eine weitere Methode zur Identifikation von RNA-Molekülen, die die Exprimierung einer Ziel-RNA reduzieren, ist in US 2002/0002278 offenbart. Bei dieser Methode wird ein Nukleinsäurekonstrukt, das ein Fusionsgen bestehend aus einem Reportergen und dem auszuschaltendem Gen von Interesse umfasst, sowie ein zweites Reportergen und auch ein "Zielgen" das die RNA-Moleküle kodiert, in Zellen transfiziert. Identifikationskriterium ist die Reduktion der Exprimierung des ersten Reportergens. Dieses Identifikationskriterium wäre auch erfüllt, wenn die Ziel-RNA sequenz-spezifische Interaktionen mit der RNA
des ersten Reportergens eingehen kann; d. h. eine hohe Anzahl an falsch-positiven Zielgenen/RNA-Molekülen macht diese Methode ineffizient.
Zusammenfassung der Erfindung
Es wurde ein Selektionsverfahren entwickelt, welches ermöglicht, die besten siRNA zu finden, die zum Knock-down eines bestimmten Gens führen. Die Technik beruht auf einem Positiv/Negativ-Selektionsschema und ist daher weniger aufwendig als das direkte Testen von siRNAs und/oder Oligonukleoti- den (die die Formation von siRNAs erlauben) auf ihre Interferenzfähigkeit. Die Erfindung betrifft im Einzelnen:
(1) ein Verfahren zur Identifikation von kurzen Oligonukleotiden, die kurze interferierenden RNAs (siRNAs) exprimieren, das folgende Schritte umfasst:
(a) Transfektion/Transformation von Ausgangszellen mit einem Suppressor- konstrukt, das ein erstes und ein zweites Reportergen umfasst, wobei das erste Reportergen translatierbar und das zweite Reportergen nicht translatierbar ist;
(b) Transfektion/Transformation der in Schritt (a) erhaltenen transformierten Zellen mit einem Zielkonstrukt, das eine Kopie des zweiten Reportergens, und ein beliebiges Zielgen, dessen Expression durch die zu identifizierende siRNA vermindert werden soll, umfasst, wobei das zweite Reportergen translatierbar und das Zielgen nicht translatierbar ist;
(c) Transfektion/Transformation der in Schritt (b) erhaltenen transformierten Zellen mit Plasmiden die eine Oligonukleotid-Bank aus kurzen Oligonukleotiden enthalten;
(d) Kultivierung der transfizierten/transformierten Zellen unter Selektionsbedingungen für das erste und das zweite Reportergen; und
(e) Identifikation und Isolation der Zellen, die ein Oligonukleotid-Plasmid tragen, dessen exprimierte siRNA die Degradation der mRNA des Zielgens induziert;
(2) ein Suppressorkonstrukt, wie in (1) definiert;
(3) Zellen, die mit einem Suppressorkonstrukt, wie in (1) und (2) definiert, und optional mit einem Zielkonstrukt, wie in (1) definiert, transfi- ziert/transformiert sind; und
(4) einen Kit zur Identifikation von Oligonukleotiden, die zur Exprimierung von siRNA einsetzbar sind, umfassend wenigstens ein Suppressorkonstrukt, wie in (1) und (2) definiert, und/oder mit dem Suppressorkonstrukt transfizierte/transformierte Zellen, wie in (3) definiert.
Kurzbeschreibung der Figuren
Fiα. 1: Schematisierte Darstellung der Ziel- und Suppressorkonstrukte und der Oligo-Plasmidbank.
(A) Zielkonstrukt: Unter der Kontrolle eines Promoters steht ein Fusionsgen, umfassend die Thymidinkinase des Herpes-simplex-Virus (HSV-TDK) mit einem Translations-Stopcodon an deren 3' Ende und die cDNA eines beliebigen Zielgens, für das ein kurzer Oligo, von dem eine siRNA exprimiert werden kann, gefunden werden soll. An das 5' Ende des Zielgens schließt sich eine Poly-A-Sequenz (pA) an. Durch Transkription entsteht eine Fusions-mRNA, von der aber nur die HSV-TK translatierbar ist, nicht aber das Zielgen.
(B) Suppressorkonstrukt: Unter der Kontrolle eines Promoters steht ein Fusionsgen, umfassend das Gen für Neomycin-Resistenz (Neomycin R) mit einem Translations-Stopcodon an dessen 3' Ende und die Gensequenz für die Thymidinkinase des Herpes-simplex-Virus (HSV-TDK). An das 5' Ende der HSV-TDK schließt sich eine Poly-A-Sequenz (pA) an. Durch Transkription entsteht eine Fusions-mRNA, von der aber nur das Neomycin-R translatierbar ist, nicht aber die HSV-TK.
(C) Oligo-Plasmidbank: Klonierung von degenerierten zufälligen Oligonukleotiden, umfassend 21 Nukleotide (Quadrate) in ein Plasmid mit einem Polyme- rase-III-Promoter.
Fig. 2: Selektion von transfizierten/transformierten Zellen mit G418 und Gan- cyclovir
(A) unspezifische siRNA: Zellen exprimieren mRNAs des Ziel-Konstrukts, des Suppressorkonstrukt und eine unspezifische siRNA, die weder an die mRNA des Ziel-Konstrukts, noch an die des Suppressorkonstrukts anbinden kann. Die mRNAs werden nicht degradiert, so dass der negative Selektionsmarker Thymidinkinase exprimiert wird. Durch die Thymidinkinase wird das Nukleotidderi-
vat-Gancyclovir umgewandelt, was zu dessen Einbau in die zelluläre DNA führt, wodurch schließlich der Zelltod induziert wird.
(B) siRNA spezifisch für HSV-TK: Zellen exprimieren mRNAs des Zielkon- strukts, des Suppressorkonstrukts und eine siRNA mit Spezifität für die HSV- TK-mRNA. Die siRNA interagiert mit beiden Fusions-mRNAs des Ziel-Konstrukts und des Suppressorkonstrukts, was zur Degradation beider mRNAs führt. Die Zellen sind nicht mehr resistent gegen Neomycin und sterben ab.
(C) siRNA für das Zielgen : Zellen exprimieren mRNAs des Ziel-Konstrukts, des Suppressorkonstrukt und eine siRNA spezifisch für das Zielgen. Die siRNA interagiert mit der mRNA des Zielgens und induziert Degradation dieser, so dass der negative Selektionsmarker Thymidinkinase nicht mehr exprimiert wird. Die mRNA des Suppressorkonstrukts wird nicht angegriffen und bleibt stabil, so dass der positive Selektionsmarker Neomycin-Acyltransferase auch translatiert wird. Die Zellen überleben die Selektion mit Gancyclovir und G418.
Fig. 3: siRNA Selektionskit
Ein Kit umfasst eine stabil mit dem Suppressorkonstrukt transfizierte Zelllinie (A) und einen "leeres" Zielkonstrukt (B), in das gewünschte Zielgene in Restriktionsstellen 3' von dem Translations-Stopcodon der HSV-TK eingesetzt werden können. Das "gefüllte" Ziel-Konstrukt wird in die stabil transfizierte Zelllinie des Kits transfiziert (C). Ebenso werden Vektoren der Oligo-Plasmidbank (D) in die Zelllinie des Kits transfiziert. Die entstehenden Zellen tragen und exprimieren das Suppressor-Konstrukt, das Ziel-Konstrukt und Vektoren der Oligo-Plasmidbank (E).
Fig. 4: Klonierungsstrategie für das Suppressorkonstrukt. Zwei Klonie- rungsschritte umfassende Strategie zur Herstellung des Suppressorkonstrukts (die exakte Sequenz des abgebildeten Suppressorkonstrukts ist in SEQ ID NO: 13 gezeigt).
Fig. 5: Klonierungsstrategie für das Zielkonstrukt. Drei Klonierungsschritte umfassende Strategie zur Herstellung des Zielkonstrukts (die exakte Sequenz des abgebildeten Zielkonstrukts ist in SEQ ID NO: 19 gezeigt).
Detaillierte Beschreibung der Erfindung
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Selektionsverfahren zur Identifikation von siRNA kodierenden Oligonukleotiden. Das Verfahren beruht auf einer Kombination von positiver und negativer Selektion und findet vorzugsweise in vitro statt. Zum Einsatz kommen ein Suppressorkonstrukt und ein Zielkonstrukt sowie Plasmide einer Oligonukleotid-Expressionsbank. Von dem Sup- pressionskonstrukt wird z. B. eine mRNA exprimiert, die einen positiven als auch einen nicht-translationsfähigen negativen Reporter (nachfolgend auch "Selektionsmarker") kodiert, wohingegen von dem Zielkonstrukt eine mRNA exprimiert wird, die eine translationsfähige Version des negativen Selektions- markers des Suppressorskonstrukts kodiert als auch ein nicht-translationsfähiges Zielgen, für das eine siRNA zu identifizieren ist. Als zusätzliches Element kann das Zielkonstrukt noch eine zweite mRNA für ein weiteren positiven Selektionsmarker exprimieren.
Positive und/oder negative Selektionsmarker bewirken in Zellen, die mit DNA für Suppressions- und/oder Zielkonstrukt transfiziert oder transformiert sind, die Ausprägung einer positiven und/oder negativen Eigenschaft, die charakteristisch für den gewählten Selektionsmarker ist. Die Selektion auf den positiven Selektionsmarker umfasst das Zusammenbringen der mit Suppressor- und/oder Zielkonstrukt transfizierten oder transformierten Zellen mit einer Substanz, die lethal für die Zelle ist, sofern sie den entsprechenden positiven Selektionsmarker nicht exprimiert (mRNA und Protein). Unter negativer Selektion versteht man das Kontaktieren der mit Suppressor- und/oder Zielkonstrukt transfizierten oder transformierten Zellen mit einer Substanz, die lethal für die Zelle ist, sofern sie den entsprechenden negativen Selektionsmarker exprimiert (mRNA und Protein).
Positive und negative Slektionsmarker sind dem Fachmann hinreichend bekannt (z. B. aus US-Patent Nr. 5,631,153). Positive Selektionsmarker für das Suppressorkonstrukt und das Zielkonstrukt sind bevorzugt ausgewählt aus der Gruppe von Genen, umfassend das Neomycin-Acyltransferase-Gen (Neo), das
Hygromycin-B-Kinase-Gen (Hyg), das Histidinol-Dehydrogenase-Gen (HisD), das Xanthin-Guanine Phosphoribosyl-Transferase-Gen (Gpt), das Bleomycin- Resistenz-Gen (Ble), das Hypoxanthine-Phosphoribosyl-Transferase-Gen (Hprt) usw. Negative Selektionsmarker für das für das Suppressorkonstrukt und das Zielkonstrukt sind bevorzugt ausgewählt aus der Gruppe von Genen, umfassend das Herpes-simplex-Virus-Thymidinkinase-Gen (HSV-TK), das Hypoxanthine-Phosphoribosyl-Transferase-Gen (Hprt), das Diphterie-Toxin- Gen, das Ricin-Toxin-Gen, das Cytosin-Deaminase-Gen usw. Als selektive Substanzen für die vorstehend genannten bevorzugten positiven Selektionsmarker werden eingesetzt: G418, Kanamycin oder Neomycin-R für Neo, Hygromycin für Hyg, Histidinol für HisD, Xanthine für Gpt, Bleomycin für Ble und Hypoxanthine für Hprt. Als selektive Substanzen für die negativen Selektionsmarker werden eingesetzt: Gancyclovir, Acyclovir oder FIAU für die HSV- TK, 6-Thioguanin für Hprt, 6-Thioxanthin für Gpt und 5-Fluorocytosin für die Cytosin-Deaminase. Bei Verwendung des Ricin Toxin Gens oder des Diphterie Toxin Gens muss keine selektive Substanz den Zellen zugefügt werden. Bei Verwendung der letzteren muss dieses im Zielkonstrukt unter der Kontrolle eines induzierbaren Promoters stehen. Die Selektionsmarker können auch als Fusionsproteine eingesetzt werden.
Zu den positiven und negativen Selektionsmarkern werden auch membranständige Oberflächenproteine und intrazelluläre bio-fluoreszierende Proteine gerechnet, die mittels immuno-cytochemischer, immuno-magnetischer und Fluoreszenz Methoden, z. B. FACS, MACS Sortierung oder visueller Sortierung nach farbigen (z. B. grünen oder roten) Zellen, selektioniert werden können. Geignete Oberflächenproteine sind solche Proteine, die natürlicherweise nicht in den zu transformierenden Zellen exprimiert werden, wie z. B. CD4, CD8 usw. Geeignete bio-fluoreszierende Proteine sind vorzugsweise ausgewählt aus der Gruppe umfassend GFP, RFP, DsRed, YFP usw. Bei dieser Art von Selektion werden die transfizierten oder transformierten Zellen nicht mit einer lethalen Substanz in Kontakt gebracht. Falls Oberflächenproteine als Marker eingesetzt werden, werden die transformierten Zellen mit Fluoreszenz-markierten Antikörpern oder mit an magnetische Partikel gekoppelten Antikörpern
in Kontakt gebracht. Eine Selektion wird als positiv definiert, wenn die Zellen, die ein Oberflächenmarker, Markermolekül oder ein intrazelluläres bio-fluoreszierende Protein exprimieren, aus dem Zellgemisch isoliert werden und in Kultur verbleiben können. Eine Selektion wird als negativ definiert, wenn die Zellen, die ein Oberflächenmarker, Markermolekül oder ein intrazelluläres bio-flu- oreszierendes Protein nicht exprimieren, aus dem Zellgemisch isoliert werden und weiter kultiviert werden können bzw. in der Kultur verbleiben können.
Die Erfindung wird nachfolgend in Bezug auf die genannten bevorzugten Reportergenen beschrieben. Zunächst wird durch Transfektion einer Zelllinie mit einem Suppressorkonstrukt eine Zeillinie generiert, die konstitutiv ein Transgen ausprägt, welches eine mRNA bildet, die zur Bildung des positiven Selektionsmarkers Neomycin-Acyltransferase führt. Nach dem Translationsstop der Neomycin-Acyltransferase RNA folgt auf derselben mRNA die kodierende Sequenz des negativen Selektionsmarkers Herpes-simplex-Virus-Thymidinkinase (HSV-TK). Dieses gesamte Transgen ist im Folgenden das Suppressorkonstrukt.
Das Zielkonstrukt, das in die oben beschriebene etablierte Zelllinie transfiziert wird, exprimiert ein zweites heterologes Transgen, das den negativen Selektionsmarker Thymidinkinase (HSV-TK) umfasst, und hinter dessen Translations- Stopcodon auf derselben mRNA die kodierende Sequenz der Ziel-mRNA folgt. Ein "leere" Vorstufe des Zielkonstrukt trägt stromabwärts (3') des Translations-Stopcodon der HSV-TK eine oder mehrere multiple Restriktionsenzymsschnittstellen, die es erlauben eine jede beliebige cDNA in das Zielkonstrukt einzuklonieren. Geeignete Restriktionsenzymschnittstellen sind dem Fachmann bekannt und er weiß sie entsprechend den jeweilig ausgewählten Markergenen auszuwählen; bevorzugt sind dabei singuläre Schnittstellen, die nicht in den Selektionmarkern selber vorliegen, oder nur in deren untranslatierten 5'- und 3'- Regionen vorkommen.
Die auszutestenden Oligonukleotide, die für potentielle siRNA Moleküle kodieren, werden als Oligonukleotide mit zufälliger Sequenz hergestellt und in ge-
eigneten Vektoren, wie z. B. einer Phagenbank (ähnlich einer Phage-Display- Library) oder einen siRNA Expressionsvektor, der auch ein retroviraler Vektor sein kann, kloniert. Alternativ zu der direkten Klonierung der kommerziell synthetisierten Oligonukleotide, kann ein zusätzlicher Selektionsschritt durchgeführt werden. Dieser umfasst eine Anlagerungsreaktion ("Annealing") der kurzen Oligonukleotide an das isolierte denaturierte Zielgen und eine anschließende Nuclease-vermittelte Degradation der ungepaarten Bereiche. Es verbleiben somit kurze doppelsträngige Fragmente mit der gleichen Länge wie die ursprünglichen Oligonukleotide, die dann in einen Vektor ligiert werden.
Ein alternativer Weg zur Gewinnung von doppelsträngigen Fragmenten mit einer Länge von bis zu 23 Nukleotiden (23 bzw. 21mer Bank) ist der partielle DNAse I- oder Restriktionsenzymsverdau der cDNA des Zielgens. Die dabei generierten Fragmente werden auf einem Sequenzgel aufgereinigt und Fragmente mit der korrekten Länge isoliert. Diese werden in die siRNA Expressionsplasmide oder Phagenplasmide kloniert, die auch retrovirale Vektoren sein können.
Als Alternative zu der Aufreinigung der Fragmente mit gewünschter Länge ist es auch möglich an die 3' und 5' Enden der durch DNAse I Verdau oder mittels Restriktionsenzymverdau gewonnenen Fragmente mit einem kurzen haarnadelförmigen DNA Adaptor zu ligieren, der eine Erkennungsstelle für ein Restriktionsenzym mit 21 bis 23 Basenpaare versetzter Schnittstelle umfasst. Die Erkennungsstellen können ausgewählt sein aus der Gruppe von Mmel, Alol, Ball, BsaXI, Fall, etc. Bevorzugt ist eine Erkennungsstelle für M el. Nach der Ligation des Adaptormoleküls wurden die Fragmente mittels Mmel verdaut, was zur Freisetzung von um zwei Nukleotide 3' überhängenden Fragmenten, die 20 oder 21 Nukleotide des Zielgens enthielten führte. Diese Fragmente wurden mit einem zweiten Adaptormolekül ligiert, welches 2 degenerierte Nukleotide an seinem 3' Ende trug, um die überstehenden Enden aufzufüllen. Dies geschieht mit den beiden phosphorilierten Primern Primer-up (SEQ ID NO:25), der an seinem 3' Ende 2 degenerierte Basen trägt und dem Primer Primer-down (SEQ ID NO:26), der an den Primer-up unter Standardreaktionsbedingungen hybridisiert ("annealed") wurde. Optional kann
eine Amplifikation der Fragmente mittels PCR erfolgen (Primer 3 SEQ ID NO:27), und die Amplifikate oder die nicht amplifizierten Fragmente werden nach Restriktionsenzymverdau mit Mlγl in einen mit Restriktionsenzym Mscl und StuI glatt (blunt) geöffneten RNA Expressionsvektor pSilencer 1.0-U6 (SEQ ID NO: 14) ligiert. Die von diesem Vektor exprimierte RNA bildet haarnadelartige Strukturen.
Bei der Klonierung der ursprünglichen Oligonukleotide oder der selektionierten Fragmente in Vektoren der Plasmidbank, die auch solche Reportergene tragen können, die weder im Suppressorkonstrukt noch im Zielkonstrukt enthalten sind, werden Plasmide generiert, welche die Oligonukleotid-kodierende Sequenz hinter einem Polymerase-III-Promoter tragen. In einer weiteren Ausführungsform wird das klonierte Oligonukleotid sowohl an seiner 5'- als auch 3'- Flanke von einem Polymerase-III-Promoter flankiert. Je nach Herstellungsweise der Oligonukleotide, entstehen bei der Exprimierung entweder haarnadelförmige oder lineare siRNAs.
Bei der Klonierung der ursprünglichen Oligonukleotide oder der selektionierten Fragmente in einen siRNA Expressionsvektor, zu denen pSilencer 1.0-U6 (Ambion) gehört, werden die Oligoπukleotid-kodierenden Sequenzen ebenfalls hinter einen Polymerase III Promoter eingesetzt, der deren Exprimierung steuert. In einer weiteren Ausführungsform weist die klonierte Oligonukleotidse- quenz sowohl an seiner 5'- als auch der 3'- Flanke einen Polymerase-III-Promoter auf. Diese Phagen-DNA oder siRNA-Expressionsvektoren werden nun in die etablierte Zelllinie oder auch mit Suppressor- und Zielkonstrukt transient transfizierte Zellen übertransfiziert, die das Suppressor- sowie das Zielkonstrukt exprimieren Die Gesamtheit der transfizierten Zellen wird einer G418- (positive Selektion) und Gancidovir-Selektion (negative Selektion) unterzogen.
Unter dieser Selektionsbedingungen überleben nur solche Zellen, deren Thymidinkinase kodierende und translationsfähige mRNA (d.h. die Ganciclovir- Sensitivität) durch Bindung einer siRNA, exprimiert von einem Oligonukleotid eines siRNA Expressionsvektors, an die 3'-untranslatierte Region (die Test-
mRNA), abgebaut wird. Natürlich ist dies auch durch Bindung von Oligonukle- otid-kodierten siRNAs an die Sequenz der Thymidinkinase möglich. Diese Zellen werden aber durch das Suppressorkonstrukt gegenselektioniert. In diesem Fall bindet die Oligo-kodϊerte siRNA auch an die Thymidinkinase-Sequenz 3' von der Neomycin-Resistenz. Die mRNA der letzteren wird hierdurch ebenfalls abgebaut, und die Zellen verlieren so nicht nur den negativen Selektionsmarker Thymidinkinase, sondern auch den positiven Selektionsmarker Neomycin- Resistenz, und überleben nicht die Selektion mit G418. Nur Zellen die eine Oligonukleotid-kodierte siRNA spezifisch für das Zielgen ausprägen, d. h. in denen die siRNA mit Bereichen der Zielkonstrukt-mRNA-3' von der HSV-TK interagiert, überleben die Selektion (siehe Figur 2).
Nach Klonierung der Zellen kann das siRNA kodierende Oligonukleotid amplifi- ziert und sequenziert werden. Durch PCR oder andere Methoden kann auch das ganze Expressionskonstrukt aus den Zellen gewonnen und für RNAi- Experimente in anderen Systemen wie z. B. transgenen Mäusen oder anderen Zelllinien verwendet werden.
Das oben beschriebene Verfahren zeichnet sich durch ein Suppressorkonstrukt aus, dass einen Promoter stromaufwärts (5') des ersten Reportergens (positiven Selektionsmarkers), und ein zweites Reportergen (negativer Selektionsmarker) stromabwärts (3') des Stopcodons des ersten Reportergens besitzt. Weiterhin zeichnet sich das oben beschriebene Verfahren durch ein Zielkonstrukt aus, in welchem das mit dem zweiten Reportergen des Suppressorkonstrukt identische Reportergen (negativer Selektionsmarker) stromaufwärts (5') von einem zweiten Promoter flankiert wird, und stromabwärts (3') des Stopcodons flankiert wird von der kodierenden Sequenz des Zielgens. Vorzugsweise enthalten das Suppressionskonstrukt und/oder das Zielkonstrukt zumindest ein RNA/mRNA stabilisierendes Element. Ein RNA/mRNA stabilisierendes Element, insbesondere eine Poly-A-Sequenz, kann sich im Suppressorkonstrukt stromabwärts (3') des zweiten Reportergens (negativer Selektionsmarker) befinden. Im Zielkonstrukt kann sich ein RNA/mRNA stabilisieren-
des Element, insbesondere eine PolyA-Sequenz, stromabwärts (37) des Zielgens befinden.
Das erste Reportergen und das zweite Reportergen des Suppressorkonstrukts und/oder das zweite Reportergen und das Zielgen des Zielkonstrukts, sind direkt miteinander verknüpft oder durch einen in beiden Konstrukten vorhandenen identischen kurzen Spacer mit einer Länge von bis zu 20 Nukleotiden voneinander getrennt sind, wobei kürzere Spacer mit einer Länge von bis zu 10 Nukleotiden bevorzugt sind.
Das Suppressorkonstrukt und/oder Zielkonstrukt und/oder die siRNA- Expressionsbank können weitere funktionelle Sequenzen umfassen, die insbesondere ausgewählt sind aus weiteren Reportergenen/Selektionsmarkern und/oder Rekombinase Erkennungssequenzen (Recombinase Recognition Sites (RRS)), wie z. B. loxP-, FRT-, attP- und/oder attB- Sequenzen usw. Zusätzliche Reportergene/Selektionsmarker, wie sie z. B. eingesetzt werden zur Kontrolle der Transfektionseffizienz, haben eigene Expressionskontrollelemente (Promoter, Terminationssignale, Translationssignale usw.), d. h. ihre Exprimierung ist unabhängig von der des ersten und zweiten Reportergens. In dem Suppressionskonstrukt und Zielkonstrukt sind der erste und zweite Promoter unabhängig voneinander ausgewählt aus der Gruppe von konstitutiv aktiven Promotern, induzierbaren Promotern, zellspezifischen oder gewebsspezifischen Promotern, und insbesondere aus Pol I-, Pol II-, Pol III - Promotern, Sp6-, oder T7-Promotem. Ein Promoter für ein zusätzliches Reportergen/Selektionsmarkern ist auch aus dieser Gruppe auszuwählen. Falls Sp6- und/oder T7- Promoter ausgewählt sind für ein jegliches Gen, müssen die oben genannten Zellen die Sp6 und/oder T7 Polymerase exprimieren.
In dem oben besagten Selektionsverfahren, sind die Reportergene unabhängig voneinander positiv und/oder negativ selektierbare Markergene (Selektionsmarker). Vorzugsweise werden Markergene ausgewählt aus der Gruppe von Genen umfassend das Acyltransferase Gen (Neo), das Hygromycin B Kinase (Hyg) Gen, das Histidinol Dehydrogenase Gen (HisD), das Xanthin-
Guanine Phosphoribosyl-transferase (Gpt) Gen, das Bleomycin Resistenz Gen (Ble), das Hypoxanthine Phosphoribosyl-transferase (Hprt) Gen, das Herpes Simplex Virus Thymidinkinase Gen (HSV-TK), das Hypoxanthine Phosphoribosyl-transferase (Hprt) Gen, das Diphterie Toxin Gen, das Ricin Toxin Gen und das Cytosin Deaminase Gen. Besonders bevorzugt wird als erstes Reportergen ein positiv selektierbares Reportergen (positiver Selektionsmarker), insbesondere wird bevorzugt ein Neomycin-Acyltransferase Gen (Neo), und/oder als zweites Reportergen ein negativ selektierbares Markergen (negativer Selektionsmarker), insbesondere ein Thymidinkinase Gen des Herpes Simplex Virus (HSV-TK). Ein in dem oben beschriebenen Verfahren einsetzbares Suppressorkonstrukt weist die SEQ ID NO: 13 auf und ein Zielkonstrukt die SEQ ID NO:19. Das Zielkonstrukt kann eine weitere Expressionskassette für einen positiven Selektionsmarker enthalten, insbesondere ein Puromycin Resistenzgen, das es ermöglicht, auf Transfektanten zu selektieren.
Das oben beschriebene Selektionsverfahren für siRNAs verwendet als Ausgangszellen, die in vitro transfiziert oder transformiert werden, Eukaryonten- zellen einschließlich niederer Eukaryontenzellen wie Hefezellen, Algen- und Schleimpilzzellen, Pflanzenzellen, Vertebratenzellen wie Säuger-, Vögel-, Fisch- und Reptilienzellen, Invertebratenzellen wie Nematoden- und Insektenzellen, wobei Säugerzellen, insbesondere humane und murine Zellen, Nema- todenzellen, insbesondere Zellen von C. elegans, und Insektenzellen, insbesondere Zellen von Drosophila melanogaster und Tribolium confusum (Reismehlkäfer) besonders bevorzugt sind. Die Eukaryontenzellen können dabei sowohl primäre als auch transformierte (d. h. immortalisierte) Zellen sein. Besonders bevorzugt sind humane K562- und murine A20-Zellen. Dabei können die Zellen das Suppressorkonstrukt und/oder Zielkonstrukt transient oder stabil tragen. Insbesondere kann das Suppressorkonstrukt stabil in das Genom der Zelle integriert sein.
Das oben beschriebene Selektionsverfahren für siRNA umfasst die Transfektion/Transformation der oben benannten eukaryontischen Zellen mit Plasmiden einer Oligonukleotid-Plasmidbank oder einer vergleichbaren
Oligonukleotid-Expressionsbank. Die in diesen Plasmiden enthaltenen Oligonukleotide kodieren die zu selektionierenden siRNA Moleküle und deren Exprimierung ist Promoter gesteuert. Die Promoter sind ausgewählt aus der Gruppe der Promoter spezifisch für kurze RNA Moleküle. Die Gruppe der Promoter umfasst doppelsträngige und einzelsträngige (U6 oder Hl) Promoter für Pol III und Sp6 und T7 Promoter. Falls Sp6 und T7 Promoter ausgewählt sind, müssen die oben genannten Zellen Sp6 und/oder T7 Polymerase exprimieren. Die Oligonukleotide kodieren vorzugsweise eine siRNA mit einer zufälligen Sequenz, die 19 bis 25 Nukleotide (NT) aufweist, bevorzugt eine zufällige Sequenz, die 21 bis 23 NT aufweist, am stärksten bevorzugt eine Sequenz, die 21 NT aufweist. In einer besonderen Ausführungsform kodieren die Oligonukleotide vorzugsweise eine doppelsträngige siRNA, die eine zufällige zentralen basengepaarten Sequenz mit 19 bis 25 Nukleotiden (NT), bevorzugt eine basengepaarte zufällige zentrale Sequenz mit 21 bis 23 NT und am stärksten bevorzugt eine basengepaarte zufällige zentrale Sequenz mit 21 NT.
In dem oben beschriebenen Verfahren zur Selektion von siRNAs erfolgt die Transfektion/Transformation von in vitro kultivierten Zellen mit den verschiedenen Konstrukten und Plasmiden gemäß bekannter Methoden.
Das oben beschriebene Verfahren umfasst die Kultivierung der Zellen in einem Selektionsmedium. Die Wahl des Mediums wird von dem Zelltyp und den verwendeten Reportergenen/Seiektionsmarkern bestimmt. Die transformierten Zellen werden in einem Selektionsmedium kultiviert, das eine Selektion auf das gewählte erste und zweite Reportergen/Selektionsmarker ermöglicht. Insbesondere falls das erste Reportergen die Neomycin-Acyltransferase und das zweite Reportergen die HSV-TK ist, erfolgt die Selektion mit G418 und Gancyclovir und/oder Acyclovir und/oder FIAU. Die Selektion erlaubt die Identifikation von Zellen, die eine siRNA exprimieren, welche die Degradation der mRNA des Zielgens bewirkt. Zellen, die mit einem Suppressorkonstrukt, einem Zielkonstrukt und einem mRNA Degradation induzierenden siRNA Molekül exprimierenden Oligonukleotid-Expressionsplasmid transfiziert/transformiert
sind, sind so identifizierbar. An diese erste Identifikation schließt sich ein zweiter Identifikationsschritt an, mit dem die genaue Identität des die siRNA kodierenden Oligonukleotids zu bestimmen ist. Die Identifikation des mRNA Degradation induzierenden siRNA Moleküls kodierenden Oligonkcleotids erfolgt vorzugsweise durch PCR und Sequenzierung.
Für das oben beschriebene Selektionsverfahren von siRNA ist das Suppressorkonstrukt essentiell. Die oben beschriebenen verschiedenen Ausführungsformen des Suppressorkonstrukts werden beansprucht. Weiterhin werden Zellen, die mit einem Suppressorkonstrukt wie es oben definiert ist, und optional mit einem Zielkonstrukt transfiziert/transformiert sind, beansprucht. Das oben beschriebene Selektionsverfahren für siRNAs ist mit hoher Effizienz für ein beliebiges Zielgen ausführbar, wenn mit dem Suppressionskonstrukt stabil transfizierte Zellen, d. h. Zellen in deren Genom das Suppressionskonstrukt integriert ist, vorliegen. Zellklone in deren Genom das Suppressionskonstrukt integriert ist, stellen eine neue Zelllinie dar. Ein Kit zur Identifikation von Oligonucleotiden, die zur Exprimierung von mRNA induzierenden siRNA Molekülen einsetzbar sind, umfasst das Suppressorkonstrukt oder eine mit dem Suppressorkonstrukt transfizierte/transformierte Zelle. Ein solcher Kit umfasst weiterhin ein Zielkonstrukt oder eine Vorstufe davon, und/oder ein Plasmid zur Klonierung der zufälligen Oligonukleotidsequenzen; vorzugsweise weist das Zielkonstrukt stromabwärts (3') des Translations-Stopcodon des zweiten Reportergens/Selektionsmarkers multiple Restriktionsschnittstellen auf.
Beispiele
1. Herstellung des Zielkonstrukts: Das Thymidinkinase-Gen (SEQ ID NO:9) wird einschliesslich Promoter mit den Primern 5 '-CGAGCAGTGTGGTTTTGCAAG-3 ' (SEQ ID NO:l) und 5 '-CTCGAGCCTGCAGGTTAGCCTCCCCCATCTCCCG-3 ' (SEQ ID NO:2) durch PCR vom Plasmid pEasyflox amplifiziert und in pGEM-Teasy(Promega) kloniert (pGEM-Teasy+TK (SEQ ID NO: 10)).
Aus demselben Plasmid pEasyflox oder auch aus pBS-TK, wird die Poly- Adenylierungsstelle (polyA) mittels PCR durch die Primer 5 '-CTCGAGTTTGTTCATAAACGCGGGGTT-3 ' (SEQ ID NO:3), 5 '-CTCGAGCTGAAACACGGAAGGAGACAA-3 ' (SEQ ID NO:28), 5 '-CTCGAGCCTGCAGCCAAGCTTGGGTC-3 ' (SEQ ID NO: 4) und/oder 5 '-CTCGAGAGCTTGGGTCGTCCACCAGAC (SEQ ID NO:29) amplifiziert und in richtiger Orientierung in die Xhol Schnittstelle von pGEM-Teasy+TK eingesetzt (=pGEM-Teasy+TK+polyA (SEQ ID NO: 11)). pGEM-Teasy+TK+polyA wird mit Sall und Spei geschnitten aufgefüllt und religiert. Hierdurch wird eine Sbfl Schnittstelle entfernt. Als weiterer Selektionsmarker wird ein aus pPur (Clontech) (SEQ ID NO:18) isoliertes Puromycin Gen in das Zielkonstrukt eingesetzt; das Puromycin Gen wird mittels Pvu II and Bam HI aus pPur herausgeschnitten und die Bam HI Überhänge mit Klenow Polymerase gefüllt; das Fragment wird in das mit Sac II geöffnete und mit der T4 Polymerase geglättete pGem-Teasy+TK+PolyA (SEQ ID NO: 11) ligiert, und es entsteht pGem-Teasy+TK+PolyA +Puro (SEQ ID NO:19). In die Sbfl Schnittstelle des Konstrukts pGem-Teasy+TK+ PolyA +Puro (SEQ ID NO: 19) kann eine jede beliebige zu testende Ziel-cDNA eingesetzt werden.
Zur Herstellung eines kompletten Zielkonstrukts, welches die BCL10 Sequenz trägt wurde mittels der Primer bcIlO-F (5'-GGCCTGCAGGCCGCTTCTGTTCCTAGTCCCC-3'; SEQ ID NO:22) und bdlO-r (5'-GGCCTGCAGGTGTTAATAGCAAATTTTCATTTC-3 ' ; SEQ ID NO:23) das BCL10 Gen (Zielgen) isoliert Das aufgereinigte BCL10 PCR Produkt (SEQ ID NO:20) wurde mit Sbfl verdaut und in die Sbfl Schnittstelle des leeren Zielkonstrukts pGem-Teasy+TK+ PolyA +Puro (SEQ ID NO: 19) eingesetzt. Das entstehende komplette Zielkonstrukt mit BCL10 Sequenz (SEQ ID NO:21) wurde in ToplO Bakterien transformiert. Plasmid DNA für Transfktionen wurde mittels Maxi Prep (Qiagen) isoliert.
2. Herstellung des Suppressorkonstrukts: Das Gen für die Neomycin-Resistenz wird aus dem Plasmid pEasyFlox (SEQ ID NO: 15) durch PCR mit den Primern 5 '-AATTCTACCGGGTAGGGGAGG-3' (SEQ ID NO:5) und 5 '-TTAATTAACCTCAGAAGAACTCGTCAAGAAG-3' (SEQ ID NO:6)
mit Promoter aber ohne Polyadenylierungsstelle amplifiziert und in pGEM- Teasy kloniert (=pGEM-Teasy+Neomycin-R (SEQ ID NO: 12)). Das Gen für die Thymidinkinase wird ohne Promoter aber mit Polyadenylie- rungstelle mittels PCR unter Verwendung der Primer 5 '-TTAATTAAATGGCTTCGTACCCCGGCCAT-3 ' (SEQ ID NO:7) und 5 '-TTAATTAACCTGCAGCCAAGCTTGGGTCG-3 ' (SEQ ID NO:8) oder 5 '-TT TTA GCTTGGGTCGTCCACCAGAC-3 ' (SEQ ID NO: 30) von pEasyflox bzw. pBS-TK amplifiziert und in die Pacl-Schnittstelle von pGEM-Teasy+Neomycin-Resistenz kloniert (Suppression Construct (SEQ ID NO: 13)). Der ORF der Thymidinkinase befindet sich zwar auf der mRNA, die von diesem Konstrukt produziert wird, kann aber nicht translatiert werden, da sich ein Translationsstop davor befindet.
3. Herstellung einer siRNA Expressions Plasmidbank:
(A) Generierung der Oligonukleotide: Eine "random" 21mer Zufallsoligonukleo- tidbibliothek wird synthetisiert. Die cDNA des Zielgens, für die homologe und hybridisierungsfähige Oligonukleotide ausgewählt werden müssen, wird aus einem Plasmid (pGem-Teasy-bcHO) mittels Restriktionsenzymen (Sbfl) isoliert. Die DNA des Zielgen wird auf einem Agarosegel (0,7 bis 1,5%) von der verbleibenden Plasmid DNA getrennt, und dann mittels QuiaQuick-Säule (Quiagen) oder QuiEx2 Milch (Quiagen) gemäß der Angaben des Herstellers aufgereinigt. Die isolierte cDNA des Zielgens und die Oligonukleotide werden in einem molaren Mengenverhältnis von l: 10"u gemischt. Das Gemisch wird für 5 Minuten auf 95 °C erhitzt und dann langsam auf Raumtemperatur abkühlt, um so die Anlagerung der Oligonukleotide an die einzelsträngige cDNA zu ermöglichen. Die Überhänge der cDNA werden durch Verdau mit Mung Bean Nuclease oder einer anderen Exonuclease beseitigt. Oligonukleotide die nicht vollständig gebunden haben werden durch T7 Endonuclease oder entsprechende Endonucleasen beseitigt. Die verbleibenden doppelsträngigen Fragmente mit einer Länge von 21 Nukleotiden werden aufgereinigt und stehen der Klonierung in die siRNA Expressionsplasmide oder Phagenplasmide zur Verfügung. Die mit einem Restriktionsenzym, welche glatte Enden ("blunt-end" ) schafft, geöffneten Vektoren werden mit Shrimp Alkaline Phosphatase (USB,
Cleveland) für 1 h bei 37 °C dephosphoriliert. Das Enzym wird anschließend für 15 min bei 65 °C inaktiviert. Die Ligation der phosphorilierten Oligonukleotide bzw. der aufgereinigten Fragmente erfolgt mittels Ligase (NEB) gemäß der Angaben des Herstellers für 1 h bei 20 °C oder über Nacht bei 16 °C. Chemisch kompetente ToplO Bakterien werden einem Hälfte des Ligations- ansatzes transformiert.
(B) In den siRNA Expressionsvektor pSilencer 1.0-U6 (Ambion) werden mittels Sequenz-spezifische Mutagenese vermittelt durch den ExSite Kit von Stratage- ne ("site directed mutagenesis") vorhandene Restriktionsschnittstellen umgewandelt und Terminations-signale eingebracht; die 30 Nukleotide stromabwärts der TATA Sequenz gelegene singuläre Apa I Restriktionsschnittstelle (Position 994 in pSilencer 1.0-U6) wird in eine Msc I Restriktionsschnittstelle umgewandelt; die singuläre Not I Schnittsstelle (Position 1069 in pSilencer 1.0-U6) wird in eine Stu I Schnittstelle umgewandelt und fünf T Nukleotide angefügt als Transkriptions-Terminationssignal.
Der modifizierte Vektor pSilencer 1.0-U6 (SEQ ID NO: 14) wird mit Msc I and Stu I glatt ("blunt end") geöffnet und mit den doppelsträngigen 21mer Fragmente (21mer Bank) ligiert. Von diesen Vektor transkribierte anti-sense RNA hat am 3' Ende einen Überhang von 2 Nukleotiden.
4. Herstellung der mit Zielkonstrukt und Suppressorkonstrukt transformierten Zellen:
(A) Humane K562 werden mit dem Suppressorkonstrukt transfiziert. Dafür werden die Zellen 48 h vor der Transfektion mit einer Zelldichte von 1 x 104 Zellen/ml ausgesät. Die Transfektion von 1 - 5 μg/μl Plasmid DNA erfolgt mittels Nukleofektor (Amaxa) gemäß der Transfektionsvorschriften des Herstellers. 48 h nach der Transfektion wird dem Zellkultivierungsmedium G418 (1 mg/ml) zur Selektion des Suppressionskonstrukt zugefügt. Die Zellen werden für 5 bis 10 Tage unter anhaltenden Selektionsbedingungen selektioniert und vereinzelt bis stabile Zellklone vorliegen. Es folgt die Isolation von zellulä-
rer DNA, die mittels Southern Blot, PCR und Sequenzierung auf die Integration des Suppressorkonstrukts hin untersucht wird.
(B) Transfektion der mit dem Suppressorkonstrukt stabil transfizierten Zelllinie mit dem Zielkonstrukt. Zellen der Suppressorzelllinie werden mit Plasmid-DNA des Zielkonstrukts mittels Nukleofaktor (Amaxa) transfiziert. 48 h nach der Transfektion wird das Medium mit Puromycin (5 mg/ml) versetzt, um die Selektion des Zielkonstrukts zu erzielen. Zellklone werden nach 2 Tagen vereinzelt.
(C) Transiente Tansfektion von Suppressorkonstrukt und Zielkonstrukt. Anstelle der Herstellung einer stabil mit dem Suppressorkonstrukt transfizierten Zelllinie und der anschließenden Transfektion mit dem Zielkonstrukt werden humane K562- transient mit beiden Konstrukten parallel transfiziert. Die Transfektion erfolgt mittels Nukleofaktor (Amaxa) gemäß der Anweisung des Herstellers.
(D) Murine A20 Zellen werden entsprechend der oben beschriebenen Schritte (A) bis (C) mit Suppressor und/oder Zielkonstrukt transfiziert.
5. Selektion und Identifikation der siRNA:
(A) Humane K562 Zellen, die mit dem Suppressorkonstrukt und dem Zielkonstrukt transfiziert (stabil oder transient) sind (siehe 4 A - 4D), werden über- transfiziert mit den Oligonukleotidexpressionsplasmiden (siehe 3B). Transfektion von 1-5 μg/μl Plasmiden vermischt mit Nukleofektor (Amaxa) erfolgt gemäß der vom Hersteller beschriebenen Transfektionsbedingungen. 48 h post- Transfektion aller Plasmide (Suppressorkonstrukt, Zielkonstrukt und Oligo- nukleotidexpressionsvektoren) wird dem Zellkultivierungsmedium G418 (zwischen 0,8 und 1 mg/ml) sowie Gancyclovir in einer Konzentration von 100 μM zugesetzt. Je höher die Konzentration an Gancyclovir gewählt ist, desto stringenter sind die Selektionsbedingungen. Die Zellen werden unter diesen Bedingungen für 5 bis 10 Tage kultiviert. Die überlebenden Zellen werden iso-
liert und vereinzelt. Aus den überlebenden Zellen wird DNA isoliert (Sambrook et al., Molecular Clonfng: A Laboratory Manual).
(B) Aus der isolierten DNA werden mittels PCR die Bereiche des Oligonukleo- tidexpressionsvektor amplifiziert, in welche die Oligonukleotide bzw Fragmente
(siehe 3A) kloniert wurden. PCR Reaktionen werden mit den sich im Bereich von Nukleotid 654 anlagenden Primer siRNA-F (CCTTAATTAAGTACCCGCTCTAGAACTAGTG) (SEQ ID NO: 16) und dem sich im Bereich von Nukleotid 1078 anlagernden Primer siRNA-R (CCTTAATTAACTGGAGCTCCACCGCGGTGGCG) (SEQ ID NO: 17), Taq
Polymerase sowie Pfu. DNA aus positiven Reaktionen wird auf einem ABI
Sequenzer sequenziert.