Vorrichtung zur dentalen und parodontalen Behandlung und/oder Prophylaxe
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Behandlung von Parodontose sowie eine Vorrichtung zur dentalen und parodontalen Behandlung und/oder Prophylaxe.
Es ist bekannt, Entzündungen des Zahnfleisches, insbesondere Parodontose und Parodontitis, durch Spülen mit therapeutisch wirksamen Lösungen zu behandeln. Zur Erleichterung wurden hierzu Vorrichtungen vorgeschlagen, die eine gezielte Zufuhr der Behandlungsflüssigkeit zu den betroffenen Stellen ermöglichen.
Die EP 0 865 770 A beschreibt eine Spülvorrichtung, bei welcher auf einer nach dem Zahnabdruck des Patienten geformten Schale Spülkanäle angeordnet und befestigt sind, deren als Sprühdüse ausgebildeten Enden auf die betroffenen Stellen gerichtet sind. Wird die Schale über den Kiefer des Patienten gestülpt, kann über eine Pumpe die Flüssigkeit gezielt gleichzeitig auf die betroffenen Stellen gesprüht werden.
Weiters sind Vorrichtungen bekannt, mit deren Hilfe Flüssigkeiten, wie Anästhetika, Fluorierungsmittel, Bleichmittel und dergleichen, ohne die Gefahr, dass diese in die Mundhöhle gelangen oder geschluckt werden, auf Zähne bzw. Zahnfleisch aufgebracht werden können.
Gemäß US 4,560,351 wird hierzu eine U-förmige, flexible Schale auf die Zähne aufgesetzt, in deren kanalförmigen Inneren die Zähne und das Zahnfleisch Platz finden. An der Innenwand der Schale ist an deren äußersten Rand ein elastischer Schlauch angebracht, der mittels Druckluft aufgeblasen werden kann und sich entsprechend dessen Form an das Zahnfleisch anlegt, wodurch eine luftundurchlässige Dichtung bewirkt wird. Die Schale weist ferner zwei Schlauchanschlüsse auf, mittels denen vor der Behandlung der Innenlcanal evakuiert und Speichel abgesaugt sowie anschließend die Behandlungsflüssigkeit eingebracht werden kann.
Die US 5,895,218 beschreibt eine dem Zahnbogen angepasste verformbare Schale, die über Zähne und Zahnfleisch gestülpt werden kann. Über dem kanalförmigen Innenraum der Schale, der zur Aufnahme von Zähnen und Zahnfleisch dient und mit der Behandlungsflüssigkeit befüllt wird, ist eine als Dichtung fungierende, verformbare Abdeckung angebracht, welche einen Spalt definiert, der schmäler ist als die Zahnbreite, so dass sich durch Anpressen der Abdeckung an das Zahnfleisch eine Abdichtung ergibt, wenn die Schale über die Zähne gestülpt wird.
In der US 5,928,187 A ist eine Vorrichtung zur parodontalen Behandlung von Zähnen und Zahnfleisch mit Sauerstoff beschrieben, welche aus einem den Zahiireihen angepassten Grundkörper und mindestens einer darin vorgesehenen Rinne zur Aufnahme der Zähne und des Zahnfleisches besteht und einen Sauerstoffanschluss mit einem Verbindungskanal zur Rinne aufweist. Gemäß diesem Dokument ist die Vorrichtung so gestaltet, dass eine dichte Kammer um Zähne und Zahnfleisch entsteht, damit kein Sauerstoff in die Mundhöhle entweichen kann.
Im Vergleich zur Haut bietet die Mundhöhle als Biotop Mikroorganismen aufgrund der Feuchtigkeit, der Temperatur von 25-38°C, des günstigen pH- Werts von 6,0-7,8 und nicht zuletzt des andauernden Nahrungsangebots günstige Lebensbedingungen. In diesem Lebensraum sind an die 250 Arten identifiziert, die in unterschiedlicher Weise und zu unterschiedlichen Zeiten pathogen werden oder sind.
Die Erfindung stellt sich die Aufgabe, eine Vorrichtung zur Behandlung und/oder Prophylaxe von bakteriell bedingten Entzündungen des Zahnfleischs, insbesondere Parodontose und Parodontitis, zur Verfügung zu stellen.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß mittels einer Vorrichtung gelöst, welche eine U- förmige, über Zähne und im Wesentlichen auch über Zahrifleisch des Kiefers stülpbare Schale aus flexiblem Material umfasst, wobei die Schalenwand ein Anschlussstück für eine Gasquelle aufweist, und welche dadurch gekennzeichnet ist, dass der Schalenrand in Längsrichtung eine Fältelung aufweist.
Unter „flexibel" im Sinne der vorliegenden Erfindung wird die Eigenschaft eines Materials verstanden, sich der Kiefergeometrie eines Patienten anzupassen.
Die Erfindung beruht auf der Erkenntnis, dass bakteriell bedingte Entzündungen des Zahnfleischs auf einfache Weise behandelt werden können, indem die entzündeten Bereiche mit einem sauerstoffhältigen Gas bespült werden, dessen Sauerstoffgehalt über 20 Vol.%, vorzugsweise über 80 Vol.%, besonders bevorzugt über 90 Vol.%, liegt.
Die Sauerstoffanwendung stört offenbar den Lebenszyklus zumindest aller Anaerobier und aller fakultativ Anaeroben, wie beispielsweise Veillonellen, Leptotrichia, Fusobacterium, Eikenella, Treponema, Campylobacter, Peptostreptococcus und Actinobacillus mactinomycetum (falcultativ anaerober Keim, der einen Immunsuppressionsfaktor produziert, welcher Lymphozytenfunktionen, wie Antikörperbildung und Lymphokinsynthese, negativ
beeinflusst und bei rasch fortschreitenden und therapieresistenten Paroditiden häufig anzutreffen ist) und fördert so die erfindungsgemäße Behandlung der Entzündung.
Mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung wird ein intensives Bespülen des Zahnfleisches mit Gas ermöglicht. Insbesondere wird ein gleichzeitiges Bespülen sämtlicher Zähne des Oberoder Unterkiefers auf einfache Weise ermöglicht, wobei die Behandlungszeit herabgesetzt und ein Werkzeug für die Prophylaxe, speziell für die parodontale Therapie, zur Verfügung gestellt wird. Durch die Fältelung wird eine längere Verweildauer des Gases im bespülten Bereich und damit eine verbesserte Wirkung erzielt, da die Fältelung eine gewisse Abdichtung der Schale bewirkt, und das Gas dadurch weniger rasch entweichen kann.
Ferner ist bei einer Ausführungsform bevorzugt, dass in der Schalenwand ein mit Öffnungen versehener Schlauch vorgesehen ist, wobei das Anschlussstück für die Gasquelle in den Schlauch mündet.
Das Anschlussstück für die Gasquelle ist in bevorzugter Weise am Scheitel des Schalenbogens vorgesehen. Hierdurch wird eine besonders leichte Handhabung bezüglich des Anschlusses der Gasquelle und eine gleichmäßige Verteilung des Gases gewährleistet.
Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist das Anschlussstück gegenüber der Ebene der Schalenöffnung in einem spitzen Winkel geneigt, vorzugsweise in einem Winkel von 45°, angeordnet. Diese Position des Anschlussstücks ist, insbesondere wenn dieses am Scheitel des Schalenbogens angeordnet ist, für den Patienten am bequemsten.
Vorzugsweise ist das Anschlussstück als Luer-Anschluss ausgebildet.
Für eine bessere Fixierung und Dichtung der Vorrichtung im Mund ist die Schale bevorzugt aus elastischem Material.
Vorzugsweise ist die Schale aus Kunststoff, insbesondere Silikon, gebildet. Dies lässt aufgrund der hierfür verwendbaren bekannten und technisch ausgereiften Technologien eine kostengünstige Produktion in hoher Stückzahl zu.
In einer bevorzugten Ausführungsform ist die Vorrichtung als Einwegvorrichtung ausgebildet, was hinsichtlich der Hygiene von großem Vorteil ist, da beispielsweise Reinigungs- und Sterilisationsvorgänge entfallen können.
Die Erfindung wird nachfolgend anhand der Zeichnung näher erläutert, wobei Fig. 1 eine Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung im Grundriss, Fig. 2 die Ausführungsform von Fig. 1 in Seitenansicht und Fig. 3 einen Schnitt entlang der Linie A-A in Fig. 1 veranschaulicht.
Fig. 1 zeigt eine erfindungsgemäße Vorrichtung 1 mit einer Schale 2 in Form eines Abdrucklöffels, d.h. von im Wesentlichen U-förmiger bzw. halbkreisförmiger Gestalt, deren Wände 3 einen Innenraum bilden, der Zähne und Zahnfleisch aufnimmt, wenn die Schale 2 darüber gestülpt wird. In der Schalenwand 3, und zwar am Scheitel des Schalenbogens, ist ein Anschlussstück 4 für eine Gasquelle vorgesehen, beispielsweise ein Luer-Anschluss, an welches auf einfache Weise ein Schlauch angekoppelt werden kann, der mit einer Gasquelle, insbesondere Sauerstoffquelle, verbunden ist. Über das Anschlussstück 4 wird Gas in den Innenraum der Schale 2, insbesondere in den Zwischenraum zwischen dem Inneren der Schale 2 und den Zähnen bzw. dem Zahnfleisch, eingebracht, nachdem die Vorrichtung 1 auf die Zähne aufgesetzt wurde.
Wie aus Fig. 3 zu ersehen, weist der Schalenrand sowohl zungenseitig als auch wangenseitig in Längsrichtung der Schale eine Fältelung 6 auf. Diese ziehharmonikaartige Fältelung 6 dient zur Dichtung der Schale 2 in der Mundhöhle des Patienten. Aufgrund ihrer Flexibilität, vorzugsweise Elastizität, kann die Schale 2 derart eingesetzt werden, dass die Fältelung 6 im Bereich der Umschlagfalte des Zahnfleisches zu liegen kommt und an diese angepresst wird. Die Vorrichtung 1 kann so über Zähne und Zahnfleisch gestülpt werden und hält danach durch Schließen des Mundes selbstständig.
Die Fältelung 6 sorgt insbesondere für die Abdichtung des Zwischenraums zwischen dem Inneren der Schale 2 und den Zähnen bzw. dem Zahnfleisch des Patienten. Diese Dichtung, die jedoch nicht völlig gasundurchlässig ist, sorgt für eine intensive Bespülung des Zahnfleisches und der Zähne, da das zugeführte Gas nicht sofort in die Mundhöhle entweichen kann.
In der in Fig. 2 dargestellten Seitenansicht befindet sich auf der linken Seite die Schalenöffnung 5 mit dem sie bildenden gefältelten Schalenrand. Das Anschlussstück 4 ist gegenüber der Ebene der Öffnung 5 in einem Winkel von etwa 45° geneigt in der Schalenwand 3 vorgesehen.
In Fig. 3 ist ein weitgehend rechteckiger Querschnitt dargestellt. Es sind jedoch auch halbkreisförmige oder ähnliche Querschnitte der Schale 2 möglich.
Vor Verwendung der erfindungsgemäßen Vorrichtung wird die Schale, falls nötig, an den Patienten angepasst, indem die Enden der Schale entsprechend der Kieferlänge des Patienten, z.B. mittels einer Schere, gekürzt werden.
Mit der erfmdungsgemäßen Vorrichtung wird somit ein einfaches dentales Instrument zur Behandlung von Parodontose und Parodontitis sowie ein Werkzeug für die Prophylaxe zur Verfügung gestellt.
Zur Untersuchung der Wirksamkeit der Sauerstoff-Bespülung wurde bei einer Reihe von Patienten mit entsprechenden parodontalen Problemen eine Behandlung auf die folgende Weise durchgeführt: Vor Beginn der Behandlung mit Sauerstoff wurde bei den Patienten ein Abstrich des Sulcussekrets genommen. Dieser Abstrich wurde dann mikrobiologisch ausgewertet. Nach Abnahme des Abstrichs wurde den Patienten nacheinander im Ober- und Unterkiefer die erfindungsgemäße Vorrichtung angelegt und über Sauerstoffzufuhr aus dem Medizinbereich, sei es aus einer stationären Sauerstoffleitung, wie in Spitälern üblich, sei es aus Sauerstoffbomben oder -tanlcs, sei es aus Sauerstoffkonzentratoren eine Bespülung des Löffels durchgeführt.
Im Anschluss an diese Sauerstoffbehandlung wurde an denselben Stellen wie vor der Behandlung ein Abstrich des Sulcussekrets vorgenommen und mikrobiologisch untersucht, um die Wirkung der Sauerstoffbespülung auf das Keimspektrum, vor allem die anaeroben Keime, zu bestimmen. Bereits nach einmaliger Durchführung der Behandlung war eine deutliche Reduktion der anaeroben Keime feststellbar.
Es kann daraus abgeleitet werden, dass die durch die Erfindung erzielte erhöhte Konzentration bzw. Einwirkzeit des Sauerstoffs im unmittelbaren Bereich des Sulcus einen positiven Effekt auf Erkrankungen des Parodonts, insbesondere bei wiederholter Anwendung, besitzt.
Die etwa 15-30 minütige Bespülung mit sauerstoffhältigem Gas und die folgende Inhalation der sauerstoffreichen Abluft führt zu keinen schädlichen oder nachteiligen Nebenwirkungen, sondern bewirkt zusätzlich sogar die mit einer Sauerstoffbehandlung sonst einhergehenden positiven Effekte.
Durchführung der Sauerstoff-Therapie
Vor Beginn der Behandlung erfolgt die Erstadaption der erfindungsgemäßen Vorrichtung, die entweder als Einmalgerät oder je Patient nach Sterilisation verwendet wird. Im Fall einer Parodontosebehandlung werden vor der Sauerstoff-Bespülung eine professionelle Reinigung der Taschen sowie allfällige chirurgische Maßnahmen durchgeführt.
Nach dem Aufsetzen des Löffels auf den Kiefer wird z.B. ein handelsübliches Infusionsgerät an das Anschlussstück, beispielsweise einen Luer-Anschluss, gesteckt. Das andere - tropfglasnahe - Ende des Infusionsgerätes wird mit einer Befeuchterflasche am Ausgang der Sauerstoffquelle verbunden oder gegebenenfalls mittels Adapter an diese angelegt. Bei Verwendung eines Sauerstoffkonzentrators als Sauerstoff quelle strömen z.B. 5 1 O2/min mit maximal 37,95 kPa in den Löffel. Der aus dem Gerät austretende Sauerstoff passiert ein regulierbares Flowmeter und eine Befeuchtungsflasche, die mit Wasser, destilliertem Wasser, Ringer- oder Kochsalzlösung gefüllt ist. Das Parodont wird unter der Sauerstoffatmosphäre hellrot, was dem erhöhten O2-Partialdruck im Gewebe entspricht.
Als Behandlungsdauer je Kiefer sind etwa 15 bis maximal 30 Minuten empfehlenswert. Üblicherweise wird die Behandlung in einem 2-Tage-Rhythmus durchgeführt, womit auch der biologischen Halbwertszeit der bakteriellen Population Rechnung getragen wird.
Weitere Verwendungsmöglichkeiten der erfindungsgemäßen Vorrichtung sowie der Sauerstoff-Therapie umfassen den Einsatz vor und nach Parodontalchirurgie, nach allen oralchirurgischen Eingriffen, bei der professionellen Mundhygiene und bei ulcerösen Entzündungen und viral bedingten Aphten der Mundschleimhaut sowie zur Verbesserung der lokalen Durchblutung bei Implantationen.
Die Anwendung der erfindungsgemäßen Vorrichtung ist jedoch nicht auf das Spülen mit sauerstoffhältigen Gasen beschränkt.