Verfahren und Vorrichtung zur Identifikation der Art der Belegung einer Auflagefläche
Beschreibung
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Identifikation der Art der Belegung einer Auflagefläche, insbesondere eines Kraftfahrzeugsitzes, mit Hilfe kraftsensorgestützter Signale.
Die Erfindung betrifft weiterhin eine Vorrichtung zur Identifikation der Art der Bele- gung einer Auflagefläche, insbesondere eines Kraftfahrzeugsitzes, bei der an der Auflagefläche mindestens drei Kraftsensoren oder mindestens eine Drehachse in Verbindung mit mindestens einem Kraftsensor angeordnet sind, über die, mit einer mit den Sensoren verbundenen Messelektronik, auf die Auflagefläche einwirkende Kräfte messbar sind, und bei der, über eine mit der Messelektronik verbundenen Steuereinheit, eine Einrich- tung in Abhängigkeit der Messwerte ansteuerbar ist.
Die spezifische Erkennung und Unterscheidung von Lasten auf Auflageflächen, wie beispielsweise Sitze, Liegen oder Ladeflächen, ist ein Entwicklungsziel der modernen Wägetechnik, dass mittlerweile über diesen Bereich hinaus zunehmende Bedeutung, beispielsweise in der Fahrzeugtechnik, erlangt hat.
In Kraftfahrzeugen soll aus Sicherheitsgründen und zur Vermeidung von Verletzungen ein Airbag im Falle einer Kollision nicht oder nur mit einer reduzierten Stärke entfaltet,
bzw. aufgeblasen werden, wenn der betroffene Fahrzeugsitz mit einem Kindersitz und einem Kind belegt ist.
Dazu ist es bekannt, in der Sitzfläche Kraftsensoren anzuordnen, die eine Gewichtsmes- sung durchführen und aus dem gemessenen Gesamtgewicht auf die Art der Belegung zu schließen. Das Messergebnis kann von einer Airbagsteuereinheit verwendet werden.
Problematisch dabei ist, dass durch die übliche Befestigung des Kindersitzes mit dem Sicherheitsgurt die Steuerung irregeführt werden kann. Der Sicherheitsgurt erzeugt bei der Befestigung des Kindersitzes durch eine Gurtstraffung erhöhte Kräfte, die den eingebauten Sensoren höhere Gewichtskräfte signalisieren, als dem tatsächlichen Gewicht des Kindes mit dem Kindersitz entsprechen. Dadurch kann die Airbagsteuerung fälschlicherweise von einer Sitzbelegung mit einem leichten Erwachsenen anstelle von der eines Kindes ausgehen. Im Kollisionsfalle würde dann der Airbag normal ausgelöst, obwohl der Sitz mit einem Kindersitz und einem Kind belegt ist. Es sind sogar Gurtkräfte von 100 kg bei einer Kindersitzbefestigung möglich, so dass eine Unterscheidung zwischen Erwachsenem und Kindersitz nur aufgrund der gemessenen Masse, mit der der Sitz belegt ist, gänzlich unmöglich wird. Insbesondere bei Gurtsfraffungen im Zusammenhang mit einer elektrischen Höhenverstellung des Fahrzeugsitzes nach dem Festschnallen des Kindersitzes sind diese hohen Gurtkräfte von 100 kg nicht ungewöhnlich. Weiterhin sind auch Kindersitzmodelle auf dem Markt, die durch ihr hohes Eigengewicht mit einem Kind zusammen, selbst bei nicht oder nur schwach verzurrtem Gurt, durchaus in den Gewichtsbereich des aus der Kraftfahrzeugtechnik bekannten Begriffes der „5%-Frau" gelangen, so dass eine Unter- Scheidung aufgrund der Belegungsmasse nicht möglich ist.
Eine verbesserte Methode zur Bestimmung des tatsächlichen Belegungsgewichtes eines Kraftfahrzeugsitzes ist aus der WO 01/18507 AI (Verfahren und Vorrichtung zur Messung von Sitzbelegungsgewichten) bekannt. Dabei wird neben dem Gesamtgewicht der Gewichtsschwerpunkt, bzw. die Massenverteilung auf der Sitzfläche ausgenutzt. Dazu sind im Sitz 4 Kraftsensoren, jeweils ein Sensor im Bereich einer Sitzflächenecke, in-
tegriert. Die Methode geht davon aus, dass die erhöhte Gurtstraffung bei der Kindersitzbefestigung, im Gegensatz zu der Belegung und Gurtanlegung durch eine erwachsene Person, zu einer Asymmetrie der Gewichtsverteilung im Bereich des zu der Gurthalte- rung benachbarten Sensors führt. In Richtung der Gurthalterung ist dann ein erhöhter Kraftvektor gerichtet. Überschreitet eine gemessene Asymmetrie in Bezug auf das Gesamtgewicht einen vorgegebenen Grenzwert, wird ein Kompensationsfaktor errechnet und damit das gemessene Gesamtgewicht nach unten korrigiert. Dadurch soll eine Fehl- steuerung eines Airbagsystems vermieden werden. In einer bevorzugten Ausführungsform gelten für den Korrekturfaktor feste Grenzwerte (Minimalgewicht / Maximalge- wicht), außerhalb derer er nicht angewandt wird und innerhalb derer eine lineare Abhängigkeit benutzt wird.
Nachteilig wirkt sich bei der bekannten Methode aus, dass bei bestimmten Kindersitzmodellen Gewichtsverteilungen auftreten, die die für das Funktionieren der Methode vorausgesetzte Asymmetrie nicht oder nur in geringer Größe verursachen, so dass eine Fehlinterpretation der Sitzbelegung nicht auszuschließen ist. Schwerpunktverschiebungen beim Festzurren von Kindersitzen können zwar vorkommen, sind jedoch stark abhängig von der Bauart des jeweiligen Kindersitzes und von der Handhabung der jeweiligen Bedienperson. Es kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass ein Erwachsener durch die Einnahme einer die Sitzfläche einseitig belastenden Sitzposition eine asymmetrische Massenverteilung verursacht. Daher kann das bekannte Verfahren die besonders hohen Zuverlässigkeitsanforderungen an Systeme für sicherheitsrelevante Einrichtungen in Fahrzeugen nicht erfüllen.
Aus der WO 01/12473 AI ist ein Fahrzeuginsassen - Positionsdetektor und ein Airbag - Steuerungssystem bekannt. Dabei wird neben der Gesamtmasse, mit der der Sitz belegt ist, und einer Schwerpunkts Verlagerung nach außerhalb eines bestimmten Bereiches, noch die Neigung der Sitzlehne berücksichtigt. Zweck ist es, in Abhängigkeit des Belegungsgewichts und der Sitzposition einen Airbag zu aktivieren, bzw. zu deaktivie- ren oder mit einer reduzierten Stärke zu aktivieren. Die Sitzlehnenneigung wird indirekt durch ein, über jeweils zwei Kraftsensoren gemessenes Massenverhältnis von einem
vorderen zu einem hinteren Sitzflächenbereich und durch Vergleich der Messwerte mit gespeicherten, vorgegebenen Vergleichswerten, festgestellt. Bei einer aufrechten Sitzhaltung oder einer Sitzposition im vorderen Bereich des Sitzes, wird ein höherer Wert des Massenverhältnisses erwartet, im Vergleich zu einer nach hinten zurückgelehnten Sitzposition eines Insassen. Wird auf eine eher aufrechte oder nach vorne verlagerte Sitzposition geschlossen, wird der Airbag auf eine reduzierte Entfaltungsstärke eingestellt oder deaktiviert. Darüber hinaus wird eine Unterscheidung zwischen der Belegung mit einem Erwachsenen von der mit einem Kind aufgrund des gemessenen Gesamtbele- gungsgewichtes vorgenommen. Unterschreitet der Messwert ein bestimmtes Minimum, wird der Airbag deaktiviert oder mit reduzierter Entfaltungsstärke aktiviert.
Nachteilig wirkt sich aus, dass, wie bereits oben erläutert, durch besonders schwere Kindersitzmodelle oder durch die Gurtstraffung auch bei Kindersitzen mit Kindern hohe Gewichtskräfte auftreten können, wodurch die Heranziehung des Gesamtgewichts als alleiniges Kriterium zur Unterscheidung zwischen einer Sitzbelegung mit einem Kindersitz und der mit einem Erwachsenen untauglich ist. Weiterhin wirkt sich nachteilig aus, dass Kindersitze aufgrund unterschiedlicher Bauweisen, Größen, und Massen sowie durch die Gurtsfraffung bei der Befestigung, verschiedene Gewichtsverteilungen erzeugen können, die einen Massenschwerpunkt in einem vorderen Sitzbereich, einem hinte- ren Sitzbereich oder auch eine gleichmäßige Gewichtsverteilung ergeben. Bei einem Erwachsenen könnte zwar anhand des Massenverhältnisses mit der bekannten Methode festgestellt werden, ob sich der Insasse in einer eher aufrechten oder einer eher zurück- gelehnten Sitzposition befindet, da aber die Identifizierung des Erwachsenen nur aufgrund der Masse relativ unsicher ist, könnte ein Kindersitz mit einer nach hinten gerich- teten Schwerpunktsverlagerung als eine zurückgelehnte Person identifiziert werden, was in der Folge fälschlicherweise zu einer Aktivierung des Airbags fuhren würde, obwohl der Sitz mit einem Kindersitz und einem Kind belegt ist.
Insgesamt führt also eine Messung des Gewichtes und der Gewichtsverteilung nicht ohne Weiteres zu einer zuverlässigen Unterscheidung zwischen einer Sitzbelegung mit einem Kindersitz und einem Kind und der mit einem Erwachsenen.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es. daher, ein Verfahren zu entwickeln, mit dem eine zuverlässige Identifikation der Art der Belegung einer Auflagefläche und insbesondere eine sichere Unterscheidung der Belegung eines Kraftfahrzeugsitzes mit einer er- wachsenen Person von der Belegung mit einem Kindersitz und einem Kind erreicht wird.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß in Verbindung mit dem Oberbegriff des Anspruches 1 dadurch gelöst, dass die zu vorgegebenen Zeitpunkten t; registrierten Sensor- Signale Sj oder aus diesen abgeleitete Größen fortlaufend so in einem Speicher abgespeichert werden, dass zu jedem Zeitpunkt die Sensorsignale s; oder die aus diesen abgeleiteten Größen jeweils aus der letzten Vergangenheit zur Auswertung zur Verfügung stehen, und dass aus diesen abgespeicherten Werten mittels mindestens zweier unabhängiger Rechenmethoden oder mittels eines neuronalen Netzes auf die Art der Bele- gung geschlossen wird.
In bzw. unter der Auflagefläche angeordnete Kraftsensoren liefern auf an sich bekannte Weise Sensorsignale, die in direktem physikalischem Zusammenhang mit den auf die Auflagefläche ausgeübten Gewichtskräften stehen. Bei den bisherigen Verfahren zur Identifikation der Belegung von Kraftfahrzeugsitzen, wurde aus diesen Signalen auf eine Belegmasse, d.h. auf das Gewicht des Belegers, und auf einen Schwerpunkt der Belegmasse geschlossen. Die gemessenen Gewichtskräfte geben aber nicht unbedingt das tatsächliche Gewicht der Belegperson wieder, da durch Gurtkräfte, wie bereits einleitend erläutert, Verfälschungen auftreten können. Die gemessene Belegungsmasse ist das Resultat aus der auf der Auflagefläche aufliegenden tatsächlichen Masse m0 und allen auf die Auflagefläche zusätzlich einwirkenden Kräften. Auch der Massenschwerpunkt ist an sich nicht aussagekräftig genug, da bestimmte Massenverteilungen, wie bereits ebenfalls einleitend erläutert, auf vielfältige Weise entstehen können. Die bisherigen Verfahren betrachten jeweils nur eine aktuelle Momentaufnahme der Belegung, dabei wird die Historie außer Acht gelassen. Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
werden nun hingegen aus der Größe einer Anzahl der über einen bestimmten Zeitraum in vorgegebenen Zeitabständen hinweg registrierten und in dem Speicher abgespeicherten Sensorsignale s; , bzw. aus daraus abgeleiteten Größen, der zeitliche Verlauf der Massenänderungen betrachtet.
Der Speicher ist nach einer bevorzugten Ausführungsform als ein Schieberegister ausgebildet. Unter dem Schieberegister wird zum einen, wie im herkömmlichen Sinn, ein sich zeitlich verschiebendes elektronisches Fenster verstanden, in dem sich ein über die Zeit hin ändernder jeweiliger Satz von Messgrößen befindet. Dabei werden bei einem Verschieben des Registers die jeweils ältesten Daten verworfen. Darüber hinaus kann das Schieberegister auch in einem allgemeineren Sinn als ein elektronisches Fenster ausgebildet sein, in dem alle in der zeitlichen Abfolge registrierten Informationen erhalten bleiben. Insbesondere ist ein Schieberegister denkbar, bei dem die Informationen (INFO) im Zeitverlauf eine Gewichtung c(t) erhalten, beispielsweise INFO = INFO(t) *c(t) , mit l/2 ≤ c(t) ≤ l für t > t0 , t0 : Messbeginn, und c(t) → 0 , für t -» ∞ . Dabei würden alle Informationen der Vergangenheit zur weiteren Verwertung herangezogen, wobei die Informationen durch die Wirkung des Schieberegisters mit einer sich mit der Zeit ändernden Gewichtung versehen werden können.
Maximal können drei unabhängige Messgrößen gemessen werden. Die erste Messgröße
R ist die Masse m = jTsr , R: Anzahl der Sensoren, d.h. die Masse als Summe der Sen- f=l sorsignale über die Anzahl der vorhandenen Sensoren zu einem jeweiligen Abtastzeitpunkt. Da der zeitliche Verlauf ausgewertet wird, sind die absoluten Werte nicht unbedingt notwendig. Es kann eine auf den Maximalwert normierte Massenskala verwendet werden. Die zweite und dritte Messgröße sind die Schwe unktskoordinaten
x = ^ (ar * sr )/m und y = T (br *sr )/m , dabei sind ar und br Hebelarme (Abstände r=l r=l in x und y Richtung in einem kartesischen Koordinatensystem), die sich durch die Sensoranordnung ergeben. Ist die Anzahl der Sensoren R > 3 gibt es redundante Informati-
onen, d.h. es werden nur drei Informationen von den z.B. R=4 Sensorsignalen benutzt. Ist R < 3 werden alle Sensorsignale betrachtet.
Aus dem zeitlichen Verlauf der Belegung der Auflagefläche lassen sich eine Fülle zu- sätzlicher Informationen gewinnen, die eine sichere Identifikation ermöglichen. Absolute Massenwerte können darüber hinaus als zusätzliche Informationen, wie in den Unteransprüchen näher beschrieben, berücksichtigt werden. Aus dem zeitlichen Verlauf der Sensorsignale und den daraus abgeleiteten Größen ergeben sich insbesondere typische Strukturmerkmale anhand derer es möglich ist, Erwachsene, Kinder oder gegenständli- ehe Lasten als Beleger zu unterscheiden. Beispielsweise können große Massensprünge oder der Zeitraum, bis sich ein relativ konstantes Messsignal einstellt, herangezogen werden. Durch eine Auswertung der Straktiirmerkmale mit geeigneten Rechenmethoden, beispielsweise statistischen Verfahren, bei denen aktuelle Messwerte mit bereits von dem Auswertungsalgorithmus erlernten Strukturmerkmalen verglichen werden, und bei denen der historische Verlauf der Messgrößen Berücksichtigung findet, ist es möglich, zuverlässige Aussagen über die Art der Belegung zu machen.
Der Rechenalgorithmus verwertet dazu ein Ensemble von Messdaten aus einem Klassifizierungsfenster, das eine bestimmte Zahl von Messdaten, die über einen bestimmten Zeitraum hinweg gemessen wurden, enthält, und erkennt daraus letztlich die Art der Belegung des Sitzes.
Die Zuverlässigkeit der Aussagen lässt sich mit der Anzahl der eingesetzten Rechenmethoden und sonstigen Nebeninformationen, wie absolute Massen oder Beschleunigun- gen im Fahrbetrieb, die in den Unteransprüchen beschrieben sind, verbessern.
Gemäß einer bevorzugten Ausfuhrungsform der Erfindung wird die Belegung des Kraftfahrzeugsitzes durch eine erwachsene Person von der Belegung mit einem Kindersitz und einem Kind unterschieden.
Das Verfahren ist in besonderer Weise zur Unterscheidung der Belegung eines Kraft- fahrzeugsitzes durch eine erwachsene Person von der Belegung mit einem Kindersitz und einem Kind geeignet. Kindersitze erzeugen Belegungsmuster, die von den Belegungsmustern von Erwachsenen differieren. Dadurch ist es beispielsweise möglich, eine Belegung durch die sogenannte 5%-Frau von einer Belegung durch einen gleich schweren Kindersitz mit einem Kind zu unterscheiden. Es wird auch eine sichere und zuverlässige Unterscheidung eines mit einer hohen Kraft fest verzurrten Kindersitzes von einer gleich schweren erwachsenen Person getroffen. Durch die treffsichere Klassifizierung ist das Verfahren besonders zur Ansteuerung sicherheitsrelevanter Fahrzeugein- richtungen, wie Airbags, geeignet.
Nach einer weiteren bevorzugten Ausführungsformen der Erfindung wird die Registrierung der Sensorsignale ss über ein externes Startsignal gestartet. Das externe Startsignal kann vom Öffnen einer Fahrzeugtür geliefert werden, und die fortlaufende Registrierung der Sensorsignale kann mindestens bis zur Beendigung eines Einsitzvorganges erfolgen.
Die Betrachtung des zeitlichen Verlaufs eines sogenannten Einsitzvorgangs eignet sich besonders zur St ktnrmerkmalerkennung der Sitzbelegung. Dabei wird u.a. die Erfahrung ausgenutzt, dass das Hinsetzen und Anschnallen einer erwachsenen Person wesent- lieh schneller vonstatten geht im Vergleich zu dem Festschnallen eines Kindersitzes mit anschließendem Hineinsetzen und Anschnallen des Kindes. Typischerweise dauert ein Einsitzvorgang eines Erwachsenen nur einige Sekunden. Der Einsitzvorgang bei einem Kindersitz kann in den Minutenbereich gehen. In diesem Zeitraum werden verschiedene Massenänderungen durch die typischen Handhabungen aufgezeichnet, etwa mehrmali- ges Gurtanziehen, Knie aufstemmen, Einsetzen des Kindes, usw., die dann ein charakteristische Strukturmerkmale für den Kindersitz erzeugen. Diese Merkmale werden dann über die eingesetzte^) Rechenmethode(n) interpretiert. Vom Zeitpunkt der Beendigung des Einsitzvorgangs an, kann nach etwa 3 Sekunden eine entsprechende Aussage über die Belegung getroffen werden. Als Startsignal für den Messbeginn kommt ein Öffnen einer Fahrzeugtür in Frage. Grundsätzlich sind jedoch auch andere Startsignale für sich alleine oder in Kombinationen möglich.
Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausfuhrungsform der Erfindung wird durch eine fortlaufende Registrierung und Auswertung der Sensorsignale ss oder der aus diesen abgeleiteten Größen die Art der Belegung kontinuierlich überwacht.
Durch eine kontinuierliche Überwachung können auch sich während der Benutzung der Auflagefläche ergebende Änderungen erkannt werden. Unter kontinuierlicher Überwachung wird hier verstanden, dass in vorgegeben Zeitabständen die Identifikation erneuert wird oder dass das System selbständig auf Änderungen der Belegung reagiert und eine Erneuerung der Identifikation einleitet. Insbesondere ist es dadurch möglich, grundsätzlich denkbare Sitzplatzwechsel in einem Kraftfahrzeug während der Fahrt, beispielsweise in einem Wohnmobil, zu erkennen und entsprechende Steuersignale, etwa für ein Airbagsystem, zu generieren.
In den Unteransprüchen 7 bis 12 sind die einzelnen Schritte des Verfahrens in bevorzugten Ausführungsformen beschrieben.
Durch die Rechenmethode(n) werden Belegungswahrscheinlichkeiten Wk(t;) aus n (vorzugsweise n = 64 nach Unteranspruch 10) Messungen zu den Zeitounkten tj (i=l...n) für verschiedene Arten der Belegung der Auflagefläche, bzw. des Kraftfahrzeugsitzes, gewonnen (Unteranspruch 7). Diese Belegungsarten werden nach einer Klassifizierung eingeteilt (Unteranspruch 8): KONSTANT, UNBELEGT, PERSON,
KINDERSITZ. Dabei bedeutet „KONSTANT", dass der Auswertungsprozess zu einem „stabilen" Ergebnis gelangt ist und keine weitere Urnklassifizierung vorgenommen wird. Das Ergebnis kann „UNBELEGT" lauten, d.h. dass der Sitz nicht belegt ist. In der Folge wird die Historie, d.h. eine davor liegende Belegung gelöscht, d.h. es wird ein Grundzustand für einen neuen Identifikationsprozess eingestellt. Lautet das Ergebnis „PERSON" oder
„KINDERSITZ", wird eine entsprechende Klasse festgelegt und in der Folge ein entsprechendes Steuersignal, vorzugsweise für einen Airbag (Unteransprüche 13 und 14) die Signale „AIRBAG EIN" bzw. „AIRBAG AUS", generiert. Die Rechenmethoden haben einen deterministischen Charakter, die Ergebnisse werden allerdings als Wahr- scheinlichkeiten ausgegeben. Daher durchläuft die Klassifizierung vor der Festschreibung der Klasse einen Vertrauens- oder Konfidenzalgorithmus (Unteranspruch 23). Dabei werden die einzelnen eingesetzten Methoden mit einem Konfϊdenzfaktor c} gewich- tet und ergeben dann in der Summe eine Gesamtwahrscheinlichkeit Wk (t;) zu einem jeweiligen Abtastzeitpunkt tj (Unteranspruch 23). Für eine Klassifizierung muss eine Wahrscheinlichkeit Wk(t;) für die Klasse k = ρ für „PERSON" oder k = cs für „KINDERSITZ", einen Mindestwert überschreiten. Vorzugsweise liegt dieser Mindestwert bei Wlim = 0,9 (Unteranspruch 11), d.h. bei einer Wahrscheinlichkeit von 90%. Zur weiteren Absicherung muss für die Festschreibung der Klasse noch die Historie der Klassierung betrachtet werden. Dazu wird anschließend ein Klassifizierungsfenster, in dem die Wahrscheinlichkeiten Wk (tj) über n Zeitpunkte tj abgelegt sind, ausgewertet. Dabei wird als Kriterium angesetzt, wie groß die Spanne von Werten ist, in der sich die Klassifizierung nicht ändert. Daraus erhält man einen Konfidenzkoeffizienten Ck . Erst wenn der Konfidenzkoeffizient Ck einen Mindestwert, vorzugsweise Cliπl = 0,75 (75%) (Unteranspruch 12) überschreitet, wird die Klasse entgültig festgeschrieben. Durch diese Prozedur erhält man ein Höchstmaß an Sicherheit des Auswertungsergebnisses. Dadurch erfolgt insbesondere eine Unterscheidung der Sitzbelegung mit einem Erwachsenen von der eines Kindes in einem Kindersitz mit einer sehr hoher Zuverlässigkeit, die den Sicherheitsansprüchen in der Fahrzeugtechnik genügt.
In dem Konfidenzalgorithmus können weitere Randbedingungen berücksichtigt werden, z.B. eine Einstufung „NICHT KLASSIFIZIERBAR" aufgrund eines schlechten Signalm-Rausch-Verhältnisses oder absolute Massenwerte zur Übeφrüfung eines festgelegten Mindestgewichts mpmin für einen Erwachsenen (Unteransprüche 15 und 16) oder eine
Eliminierung von Gurtkräften bei der Gewichtsmessung durch Berücksichtigung von Beschleunigungskräften, die während der Fahrt auf den Sitz einwirken (Unteranspruch
17), oder Kräfte durch Gegenstände, die unter dem Sitz verstaut sind und nach oben drücken (Unteranspruch 18), um die Zuverlässigkeit der Identifizierung noch weiter zu erhöhen.
Die Methode ist grundsätzlich für alle am Markt vertretenen Kindersitzmodelle einsetzbar und ist im Gegensatz zu den bisherigen Methoden nicht störanfällig gegenüber hohen Gurtkräften, besonderen Sitzpositionen oder ungewöhnlichen Massenverteilungen. Ein Gurtkraftsensor ist dabei nicht notwendig.
In den Unteransprüchen 13 und 14 sind bevorzugte Ausfuhrungsformen der Erfindung für die Ansteuerung eines Airbagsystems beschrieben. Danach wird ein einem Kraftfahrzeugsitz zugeordnetes Airbagsystem über das Steuersignal deaktiviert, wenn die Belegungsklasse k = es ermittelt wird, und aktiviert, wenn die Belegungsklasse k = p ermittelt wird. Es ist auch möglich, dass das dem Kraftfahrzeugsitz zugeordnete Airbag- System über das Steuersignal derart aktiviert wird, dass es im Auslösungsfall mit einer verminderten Druckkraft aufgeblasen wird, wenn die Belegungsklasse k = es ermittelt wird, und dass das Airbagsystem im Auslösungsfall mit voller Druckkraft aufgeblasen wird, wenn die Belegungsklasse k = p ermittelt wird.
Die Identifikation der Belegung kann für eine situationsbezogene Ansteuerung eines Airbagsystems besonders vorteilhaft eingesetzt werden. Durch die Deaktivierung oder Reduzierung der A fblasstärke des Airbags, wenn der Fahrzeugsitz mit einem Kind belegt ist, kann eine mögliche Verletzungsgefahr des Kindes durch die Funktion des Airbags mit seiner vollen Aufblasstärke vermieden werden. Es ist auch möglich, durch eine Reduzierung der Aufblasstärke des Airbags die Schutzfunktion des Airbags für ein Kind optimal zu nutzen, ohne dass der Airbag selbst eine Verletzungsgefahr darstellt. Weiterhin können auch alle Airbags, die aktuell während der Fahrt unbelegten Sitzen zugeordnet sind, ausgeschaltet werden. Dadurch ergibt sich ein potenzieller Reparaturkostenvorteil nach einer Kollision. Weiterhin ist es auch denkbar, den Airbag auszu- schalten, wenn ein Gegenstand auf dem entsprechenden Sitz abgelegt ist.
In den Unteransprüchen 15 und 16 sind bevorzugten Ausführungsformen der Erfindung beschrieben, die eine Verwendung absoluter Werte für die Belegmasse betreffen.
Durch die Berechnung einer absoluten Belegmasse, mit der der Sitz belegt ist, können Zusatzinformationen gewonnen werden, die die Zuverlässigkeit des Verfahrens weiter verbessern. Vorzugsweise wird der Grenzwert mpmin als Mindestgewicht für einen Erwachsenen vorausgesetzt (mpmin = 32,5kg), der als Mindestkraft gemessen werden muss, wenn ein Erwachsener den Sitz belegt, d.h. bei einem Messwert unter mpmiπ wird die Klasse p ausgeschlossen. Ein Airbag könnte dann, unabhängig von der tatsächli- chen Belegung, sicherheitshalber deaktiviert werden. Der Umkehrschluss ist nach dem bisher Gesagten natürlich nicht möglich. Aus einer Schweφunktsermittlung können vergleichbare Informationen gewonnen werden.
In den Unteransprüchen 17 und 18 sind bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung beschrieben, die eine Eliminierung von möglichen Einflüssen durch Fahreffekte und / oder unter dem Sitz befindliche Gegenständen betreffen.
Gemäß der in Unteranspruch 17 beschriebenen bevorzugten Ausfuhrungsform der Erfindung werden während des Fahrbetriebes des Kraftfahrzeuges durch Fahreffekte ver- ursachte und auf den Kraftfahrzeugsitz einwirkende, über die Sensorsignale s{ registrierte, Beschleunigungskräfte bei der Klassifizierung berücksichtigt.
Die Methode dient zur Erkennung der wahren Masse m0 auf dem Sitz. Mit wahrer Masse ist dabei die Last ohne Gurtkraft gemeint. Die Methode greift erst nach einigen Minu- ten im Fahrbetrieb, im Vergleich zu der oben beschriebenen Strukturmerkmalerkennung, die im Idealfall eine Identifikation bereits 3 Sekunden nach Beendigung des Einsitzvorgangs ermöglicht. Sie wird daher als eine zusätzliche „Rückversicherung" betrachtet, die der bereits getroffenen Entscheidung weitere Evidenz verleiht. Die Zuverlässigkeit des Verfahrens lässt sich also mit dieser Methode noch weiter erhöhen. Die
Funktionsweise der Methode wird mit typischen Werten anhand folgender Betrachtung verdeutlicht:
Ein erster Effekt entsteht durch zusätzliche vertikale Beschleunigungen. Die scheinbare Masse m und die Schwerpunktskoordinaten (x, y) werden als Funktion der Zeit im Fahrbetrieb gemessen und daraus statistische Kenngrößen ermittelt (Standardabweichungen). An der Masse m0 greife durch Fahrwerksunruhen eine zusätzliche vertikale Beschleunigung an. Es wird eine Person von mQ = 90kg sowie ein Kindersitz mit m0 = 30kg und einer zusätzlichen Gurtkraft von 60 kg betrachtet, also m = m0 + 60kg = 90kg . Während also die Lastanzeige m jeweils 90 kg beträgt, ist die typische Reaktion auf die Fahrwerksunruhen mit vertikalen Beschleunigungsänderungen von beispielsweise ± 0.1g für die Person δm = ± 9kg und für den Kindersitz δm = ± 3 kg, also 3 mal kleiner als der angezeigten Last m entspricht. Der Effekt wird mit δm — Reduktion bezeichnet.
Ein zweiter Effekt entsteht durch eine Einengung einer horizontale Bewegung des Schweφunktes durch eine Gurtkraft. Je nach Gurtkraft kann dieser Effekt bis zu einem Faktor 10 die Beweglichkeit des Schweφunktes verringern. Dieses, im zeitlichen Verlauf sehr auffällige Merkmal ist unabhängig von der unverspannten (nicht festgeschnall- ten) Masse m0 bzw. von der Lastanzeige m (da der Schweφunkt definiert ist als Drehmoment pro Masse). Der Effekt wird als δ(x, y) - Reduktion bezeichnet.
Nach einer in Unteranspruch 19 beschriebenen weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung werden durch Langzeiteffekte auftretende Messgrößenänderungen δm, δx, δy bei der Klassifizierung berücksichtigt.
Unter einem Langzeiteffekt wird beispielsweise ein sogenanntes Gurtkrafteinlaufen verstanden. Dies zeigt sich dadurch, dass Schweφunkt und Massenanzeige direkt nach dem Festzurren des Gurtes bei der Befestigung eines Kindersitzes exponentiell absättigen zu einem langfristig nahezu konstanten Niveau. Das Gurtkrafteinlaufen kann sowohl im
fahrenden als auch im ruhenden Fahrzeug auftreten, wobei im Fahrbetrieb durch die Fahrwerksunruhen das Gurtkrafteinlaufen beschleunigt werden kann. Dieser Effekt kann als weiteres zusätzliches Kriterium zur Sitzbelegungsidentifizierung Berücksichtigung finden.
In den Unteransprüchen 20 bis 25 sind bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung beschrieben, die verschiedene geeignete Rechenmethoden betreffen.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform nach Unteranspruch 20 der Erfindung, be- ruht die Belegungserkennung eines Kraftfahrzeugsitzes auf einer Erkennung eines für die Art der Sitzbelegung charakteristischen Sitzbelegungsmusters anhand der Auswertung der Speicherinhalte mit Hilfe des neuronalen Netzes.
Neuronale Netze sind wirkungsvolle Werkzeuge zur Mustererkennung statistischer Messdaten. Ihre Funktionsweise ist an sich bekannt, beispielsweise aus der WO 95/24616. Das neuronale Netz beinhaltet die in Unteranspruch 21 beschriebenen speziellen Eigenheiten. Als Speicher- bzw. Schieberegisterinhalte werden die Messgrößen m, x, y, verstanden. Wenn alle vorhandenen Muster implementiert sind, reicht ein neuronales Netz als alleinige Rechenmethode für eine zuverlässige Identifizierung der Sitz- belegung aus. Das neuronale Netz ist eine indeterministische Methodik mit dem Ziel, eine Übereinstimmung von m(t) mit fest vorgegebenen Mustern zu erreichen. Als Ausgabewerte werden Wahrscheinlichkeiten für p und es ermittelt.
Gemäß der in Unteranspruch 22 beschriebenen bevorzugten Ausführungsform der Er- findung sind mindestens zwei unabhängige Rechenmethoden vorgesehen. Eine erste Rechenmethode beruht zum Beispiel auf einer Strukturmerkmalerkennung der Sitzbelegung anhand der Auswertung der Speicher- oder Schieberegisterinhalte mit Hilfe einer Regressionsanalyse. Eine zweite Rechenmethode beruht zum Beispiel auf der Strukturmerkmalerkennung anhand der Auswertung der Speicher- oder Schieberegisterinhalte mit Hilfe einer Belegungsentropieanalyse.
Die Regressionsanalyse in Kombination mit der Belegungsentropieanalyse bietet eine besonders hohe Zuverlässigkeit bei der Identifikation der Sitzbelegung. Zudem ist der Speicherbedarf relativ niedrig. Es sind die in den Unteransprüchen 25 und 26 beschriebenen speziellen Schritte vorgesehen. Die Regressionsanalyse ist eine deterministische Methode (vgl. Methode der kleinsten Fehlerquadrate). Als Ausgabe werden Korrelationskoeffizienten und quantitative Aussagen- Werte (Stufenhöhe, Steigung, ..) ermittelt. Die Werte werden in einer sogenannten Memberfunktion eingespeist, d.h. (i.a. nichtlinear) abgebildet auf 0 (^unwahrscheinlich) bis l(sehr wahrscheinlich). Bei der Belegungsentropie handelt es sich um ein statistisches Verfahren ohne bestimmte Muster. Als Ausgabe wird ein Entropiewert S ermittelt. Eine geringe Entropie lässt auf eine kon- tante Belegung oder auf eine Belegung durch eine Person schließen, eine hohe Entropie ist dagegen ein Hinweis auf einen Kindersitz.
Nach weiteren, in den Unteransprüchen 27 und 28 beschriebenen, bevorzugten Ausfüh- rungsformen der Erfindung, ist als eine zusätzliche Rechenmethode eine Strukturmerkmalerkennung der Sitzbelegung mit Hilfe einer Fast-Fourier-Transformations-Analyse der Speicherinhalte vorgesehen. Es kann auch als eine zusätzliche Rechenmethode eine Strakturmerkmalerkennung mit Hilfe einer Autokorrelationsanalyse der Speicherinhalte vorgesehen sein.
Bei der Fast-Fourier-Transformations-Analyse wird die Fast-Fourier-Transformierte fft zu mehreren Zeitpunkten tj berechnet. Es wird geprüft, ob die Gesamtstruktur bei zeitlicher Verschiebung sich selbst ähnlich belibt. Ist dies der Fall, so sind die Fourier- Transformierten zu verschiedenen Zetpunkten in einfacher Weise miteinander ver- knüpft. Die erwartete Selbstännlichkeit gilt für die Strukturen PERSON und KONSTANT, nicht aber für die Struktur KINDERSITZ. Eine Autokorrelationsanalyse führt zu einem vergleichbaren Resultat. Die beiden Methoden können jeweils als zusätzliche Methoden, insbesondere als Ergänzung der Regressionsanalyse, die Aussagesicherheit über die Klassifizierung weiter erhöhen.
Während die Methode des neuronalen Netzes als alleinige Methode funktioniert, wenn alle wesentlichen Muster implementiert sind, funktionieren die anderen Methoden als Kombinationen, insbesondere als Kombination der Regressionsanalyse und der Belegungsentropie. Diese Methoden benötigen nur Strukturmerkmale, d.h. keine feste Mor- phologie wie das neuronale Netz. Sie sind daher noch allgemeiner anwendbar und haben , da sie durch zahlreiche Parameter gesteuert werden, eine hohe Flexibilität in der Anpassung an unterschiedliche Problemfelder. Besonders vorteilhaft können diese beiden Methoden noch mit der Fast-Fourier-Transformation kombiniert werden. Kombiniert man schließlich alle besprochenen Methoden miteinander, erhält man zumindest in Tei- len redundante Aussagen. Dadurch kann die Treffsicherheit nochmals verbessert werden.
Zusammenfassend sind im Überblick im Folgenden einige Strukturmerkmale für eine Person und für einen Kindersitz aufgeführt:
Notwendige Strukturmerkmale für eine Person sind: Eine große Stufe in m, eine hohe Steigung dm /dt der Stufe, eine gute Korrelation einer gemessenen Stufe mit einer the- ta-Funktion (Sprungfunktion), Anzahl der Stufen =1, keine Stufe abwärts, keine signifikante weitere Struktur außer Rauschen, eine kleine Belegungsentropie (S=0), ein in der Zeit translationsinvariantes Muster, Muster p wird vom neuronalen Netz erkannt. Optionale Strukturmerkmale für eine Person sind: hohes Rauschen in x(t) und y(t) durch Personenbewegung, m(t) bleibt auch längere Zeit auf hohem Niveau.
Notwendige Strukturmerkmale für einen Kindersitz sind: Belegungsentropie groß (S=2). Muster es wird vom neuronalen Netz erkannt. Optionale Strukturmerkmale: Eindeutiger Trend in x(t) oder y(t) in eine Richtung (zur Seite oder nach hinten), x(t) und y(t) ändern sich letztlich wenig (geringes Rauschen), wesentliche Strukturen in m(t) (mehrere Stufen), kurzzeitig hohe Auslenkungen in m(t) oder x(t), y(t) (Spitzen).
Die bekanten Vorrichtungen zur Bestimmung einer Belegungsmasse einer Auflageflä- che haben den Nachteil, dass sie für eine sichere Identifikation der Art der Belegung unzureichend ausgebildet sind.
Weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, die bekannten Vorrichtungen derart weiterzubilden, dass mit ihnen ein Verfahren zur Identifikation der Art der Belegung der Auflagefläche, das den Anforderungen an Zuverlässigkeit und Informationsvielfalt genügt, durchführbar ist.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß in Verbindung mit dem Oberbegriff des Anspruches 29 dadurch gelöst, dass die Messelektronik mit einem Speicher verbunden ist, in dem die zu vorgegebenen Zeitpunkten t; registrierten Sensorsignale Sj oder aus diesen abgeleitete Größen fortlaufend so abspeicherbar sind, dass zu jedem Zeitpunkt die Sensorsignale S; oder die aus diesen abgeleiteten Größen jeweils aus der letzten Vergan- genheit zur Auswertung zur Verfügung stehen, und dass eine Datenverarbeitungseinheit vorgesehen ist, die aus den im Speicher abgespeicherten Werten mittels mindestens zweier unabhängiger Rechenmethoden oder mittels eines neuronalen Netzes die Art der Belegung ermittelt..
In dem Speicher sind die Sensorsignale s; , bzw. die Messgrößen m, x, y zeitlich fortlaufend ablegbar, so dass der zeitliche Verlauf der Belegung der Auflagefläche erfassbar ist. Über die Datenverarbeitungseinheit ist dann der Rechenalgorithmus mit Messdaten speisbar, der Basis eines Verfahrens ist, mit dem aus dem zeitlichen Verlauf der Daten die Art der Belegung der Auflagefläche identifizierbar ist und darüber hinaus, für eine einmalige oder ständige Überwachung, eine Fülle von Informationen extrahierbar ist. Dadurch ergeben sich erheblich erweiterte Möglichkeiten zur Ansteuerung von Einrichtungen im Zusammenhang mit der Art der Belegung der Auflagefläche.
Nach einer bevorzugten Ausfuhrungsform der Erfindung ist die ansteuerbare Einrich- tung ein Airbagsystem.
Die Vorrichtung kann besonders vorteilhaft für die Ansteuerung von Airbagsystemen in der Kraftfahrzeugtechnik verwendet werden. Dadurch ist es möglich, die Airbags gezielt ein- oder auszuschalten oder auch mit verminderter Aufblasstärke anzusteuern. Damit kann der Airbag individuell auf die aktuelle Belegung eines Sitzes abgestimmt werden, insbesondere um Kinder vor einer potenziellen Verletzungsgefahr durch den Airbag zu bewahren.
Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist ein von einer Bordspannungsversorgung eines Kraftfahrzeuges unabhängiger Ergebnisspeicher zur Speicherung der über die Datenverarbeitungseinheit ausgewerteten Daten vorgesehen. Der Ergebnisspeicher wird zumindest dann gelöscht, wenn der Speicher bzw. das Schieberegister komplett gelöscht wird (bei unbelegtem Sitz).
Durch den Ergebnisspeicher kann die Historie der Sitzbelegung auch unabhängig von der Energieversorgung des Fahrzeuges gespeichert und gesichert werden. Dadurch kann gewährleistet werden, dass auch bei einer Unterbrechung der Energieversorgung, beispielsweise durch einen Defekt oder bei einem Abklemmen der Batterie, die Funktion der Ansteuerung des Airbags durch die von der Art der Sitzbelegung abhängigen Steuersignale gewährleistet und erhalten bleibt. Das Maß an Funktionssicherheit und Zuver- lässigkeit des Airbagsystem wird dadurch weiter erhöht.
Das Verfahren und die Vorrichtung sind nicht auf die Identifikation der Belegung von Kraftfahrzeugsitzen beschränkt. Grundsätzlich ist das erfindungsgemäße Verfahren bei allen Arten von Auflageflächen geeignet, bei denen über Kraftsensoren eine Belegmasse messbar ist. Insbesondere ist das erfindungsgemäße Verfahren auch für Krankenbetten und Krankensitze geeignet, beispielsweise um bestimmte Krankheitsbilder, die mit Patientenbewegungen verknüpft sind, wie etwa das „Restless-Leg-Syndrom", zu erkennen, in der Schlafforschung oder um Gewichtsverlagerungen eines Patienten zu registrieren. Obwohl das erfindungsgemäße Verfahren besonders auf die Identifikation der Belegung eines Kraftfahrzeugsitzes ausgerichtet ist, kann es bei einer vergleichbaren Vorgehensweise an die Erfordernisse für die speziellen Krankenbetten, bzw. -sitze angepasst wer-
den. Insbesondere eignen sich die Methoden der Regressionsanalyse und der Belegungsentropieanalyse für eine entsprechende Anpassung durch Einlesen der Systemparameter.
Weitere Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden ausführlichen Beschreibung und den beigefügten Zeichnungen, in denen bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung beispielsweise veranschaulicht sind.
In den Zeichnungen zeigen:
Figur 1 : Ein Blockschaltbild einer Vorrichtung zur Identifikation der Art der Belegung eines Kraftfahrzeugsitzes und
Figur 2: Diagramme des zeitlichen Verlaufs der Belegung des Kraftfahrzeugsitzes für verschiedene Belegungsarten.
Eine Vorrichtung zur Identifikation der Art der Belegung eines Kraftfahrzeugsitzes 2 besteht im Wesentlichen aus vier Kraftsensoren 1, die mit einer Messelektronik 3 und einem Speicher 4 verbunden sind. Der Messelektronik 3 ist eine Datenverarbeitungseinheit 5 nachgeschaltet, mit der über eine Steuereinheit 6 ein Airbagsystem 7 ansteuerbar ist.
In bzw. unter der Sitzfläche des Kraftfahrzeugsitzes 2 sind auf an sich bekannte Weise vorteilhaft vier Kraftsensoren 1 in den Eckbereichen der Sitzfläche angeordnet, mit denen über die Messelektronik 3 die auf die Sitzfläche einwirkende Gewichtskraft, bzw. Masse, messbar ist. Als Sensoren kommen grundsätzlich mindestens drei Kraftsensoren 1, aber auch eine Drehachse in Verbindung mit mindestens einem Kraftsensor oder auch Sensorfolien in Betracht, mit denen über die Sitzfläche eine Belegungsmasse und eine
Lastverteilung messbar ist. Die Messelektronik 3 ist derart ausgebildet, dass sie in dem Speicher 4 die zu vorgegebenen Zeitpunkten t; registrierten Sensorsignale s; oder aus diesen abgeleitete Größen jeweils aus der letzten Vergangenheit mit vorgebbarer Abtastrate fortlaufend ablegt. Die Sensorsignale s; werden von der Datenverarbeitungseinheit 5 aufgenommen und mittels mindestens zweier unabhängiger Rechenmethoden oder mittels eines neuronalen Netzes weiterverarbeitet. Als Ergebnis wird ein Steuersignal bereitgestellt, das von der Steuereinheit 6 verwertbar ist, um die Funktionsbereitschaft des Airbagsystems 7 zu aktivieren, zu deaktivieren oder mit verminderter Funktionsstärke zu aktivieren. Ein von der Bordspannungsversorgung eines Kraftfahrzeuges un- abhängiger Ergebnisspeicher 8 zur Speicherung der über die Datenverarbeitungseinheit 5 ausgewerteten Daten steht mit der Datenverarbeitungseinheit 5 in Verbindung.
Ein Verfahren zur Identifikation der Art der Belegung eines Kraftfahrzeugsitzes 2 beruht im Wesentlichen darauf, dass aus der Größe und dem zeitlichen Verlauf der in dem Speicher 4, bspw. einen als Schieberegister fungierenden Zeitfenster, zu vorgegebenen Zeitpunkten t{ registrierten Sensorsignale auf die Art der Belegung geschlossen wird.
Als ein mögliches Ausführungsbeispiel wird im Folgenden die Identifikation der Art der Sitzbelegung anhand eines neuronalen Netzes beschrieben:
Diese Methode beruht auf der Erkennung eines Musters der Sitzbelegung. Dabei wird der zeitliche Verlauf, beispielsweise der eines Einsitzmusters der Messgröße m(t) und/oder des Schweφunktvektors (x, y)(t). betrachtet. Mit Einsitzmuster ist hier die zeitabhängige Messgröße m(t) oder die Fouriertransformierte eines solchen Verlaufs ge- meint. Die Messgrößen m(t) müssen nicht als absolute Massen bekannt sein. Stattdessen wird eine zwischen 0 und 1 normierte Last eingesetzt. Erwachsene und Kindersitze erzeugen typische Einsitzmuster, die in den Diagrammen Fig. 2a und Fig. 2b dargestellt sind. Als Klassifizierungsfenster werden die Daten m(t) der letzten 64 Sekunden (nach Start der Messung) herangezogen. Bei einer typischen Abtastrate von lsec also 64 Ab- tastzeitpunkte. Diese Abtastzeitpunkte bilden in den Diagrammen das Klassifizierungsfenster (Abszissenachse). Dagegen aufgetragen sind die normierten Lasten (Ordinaten-
achse). Die Kurven in den Diagrammen sind das Ergebnis rechnerischer Simulationen, in die Messdaten aus Versuchsreihen mit einer Vielzahl von Kindersitzen und verschiedenen erwachsenen Personen eingeflossen sind. Die Kurven geben dadurch sehr realitätsnahe Abbilder der tatsächlichen Praxis der Sitzbelegung wider. Das neuronale Netz wurde an diesen Belegungsmustern getestet und daraus Korrelationskoeffizienten errechnet. Als Ergebnis ergeben sich Aussagen wie beispielsweise „9% Korrelation mit einer Person und 87% Korrelation mit einem Kindersitz", trotz durch Signalrauschen (Laufen des Fahrzeugmotors, Fahrwerksunruhe, u.a.) verursachten Störungen.
Diagramm 2a zeigt typische Einsitzmuster für das Belegen eines Sitzes für fünf verschiedene Personen P-IN-1, P-IN-2, P-IN-3, P-IN-4, P-IN-5. Die jeweilige Person öffnet die Fahrzeugtür, setzt sich hin und schnallt den Sicherheitsgurt fest. Die Klassifizierung ist drei Sekunden nach Beendigung des Einsitzvorgangs abgeschlossen. Dabei werden die im Klassifizierungsfenster fehlenden Daten durch rückwärtiges Ergänzen des ersten erfassten Wertes aufgefüllt, so dass das Fenster stets mit 64 Werten gefüllt ist. Das Klassifizierungsfenster ändert sich im Sinne des Schieberegisters, die sich daraus ergebende jeweilige Klassifizierung verläuft dann in einem prinzipiellen Beispiel wie folgt (die rückwärtig ergänzten Werte sind kursiv dargestellt):
Bei der Angabe der Konfidenz (letzte Spalte der Tabelle) wurde vorausgesetzt, dass zu allen Zeitpunkten die Klassifizierung PERSON erfolgte. Lag zu bestimmten Zeiten eine andere Klassifizierung vor, z.B. KINDERSITZ oder NICHT KLASSIFIZIERBAR, so
erreicht die Konfidenz nicht 100%. Im Extremfall einer ständigen Urnklassifizierung verbleibt die Konfidenz bei 0% .
Es ergibt sich also eine fortwährende Erhärtung der Klassifizierung während der Zeitspanne t; (i=1...64), die das Klassifizierungsfenster füllt. Um die Einstufung „KONSTANT" im weiteren Verlauf zu erhalten, werden, nachdem zunächst ungefilterte Messwerte {m} in den Klassifikationsalgorithmus eingegeben wurden, anschließend gefilterte Werte {M} eingespeist, um eine Umklassifikation durch verrauschte Signale zu unterdrücken. Dabei wird ausgenutzt, dass ein neuronales Netz bei entsprechender Auslegung automatisch filtert, d.h. „KONSTANT-PERSON" ist das Erkennen einer konstanten Last im Mittel, auch mit einem eingebrachten Rauschniveau.
Deutlich erkennbar ist in Diagramm 2a bei allen Einsitzkurven jeweils eine „scharf abgegrenzte Stufe mit einem großen Massensprung und einer Steigung von bis zu lOOkg/sec. Diese Stufe wird dem neuronalen Netz als Erkennungsmerkmal für eine Person eingegeben.
In Fig. 2b ist ein Verlaufsdiagramm für den Einsitzvorgang für vier verschiedene Kindersitze (ohne Kind), CS-IN-1, CS-IN-2, CS-IN-3, CS-IN-4, dargestellt. Die folgende Tabelle als Beispiel zeigt zwei typische Klassifizierungs verlaufe:
Das Diagramm 2b zeigt differenziertere Kurvenverläufe im Vergleich zu Diagramm 2a.
Insbesondere fällt auf, dass der Kindersitz-Einsitzvorgang im Verlauf zeitweise das Per- sonenmuster enthält. Dies wird daher bei der Eingabe der Parameter für das neuronale
Netzwerk ausdrücklich zugelassen. Als Erkennungsmerkmale für einen Kindersitz werden dem neuronalen Netz mehrere zeitlich aufeinanderfolgende Anteile eingegeben:
• Einbringen des Kindersitzes ohne Kind: Masse ändert sich rasch auf ein relativ niedriges Niveau und ist dann zeitweise nahezu konstant,
• Anziehen der Gurte mit einem oder mehreren Versuchen (hohe Last), stark verrauschtes Signal durch Knie aufstemmen, anschließend nahezu linearer Anstieg mit etwa 10 kg/sec,
• Langsamer exponentieller Abfall der maximal erreichten Kraft auf ein um ca. 10% abgesenktes Gleichgewichtsniveau durch sogenanntes Gurtkrafteinlaufen.
Für das Einsitzen des Kindes in den installierten Kindersitz und für das Aussitzen, können auf gleiche Weise weitere Diagramme und Muster erstellt werden. Diese spielen bei der Klassifizierung jedoch nur eine ergänzende, untergeordnete Rolle.
Anhand der von dem neuronalen Netz erlernten Merkmale sind dann letztlich insgesamt die Unterscheidungsmöglichkeiten: KONSTANT, PERSON, KINDERSITZ, NICHT KLASSIFIZIERBAR und/oder
AUSSITZEN, als Wahrscheinlichkeiten gegeben, mit denen eine sichere und zuverlässige Identifizierung der Art der Sitzbelegung erfolgt.