Mehrrollenwalzgerust
Die Erfindung betrifft ein Mehrrollenwalzgerust, insbesondere ein 20-Rollen- Walzgerüst, umfassend obere und untere Stützachsen, obere und untere seitliche Stützwalzen, obere und untere Zwischenwalzen, obere und untere Konuswalzen sowie eine obere und eine untere Arbeitswalze.
Derartige Mehrrollenwalzgerüste werden zum Walzen bzw. Vorwalzen oder Nachwalzen von aus metallischen Werkstoffen bestehenden Bändern oder Blechen eingesetzt. Bei den 20-Rollen-Walzgerüsten sind die einzelnen Walzen vornehmlich übereinander bzw. nebeneinander in einer sogenannten 1-2-3-4- Walzenanordnung einander zugeordnet. Hierbei werden die Arbeitswalzen über ihre gesamte Länge abgestützt, so daß ihre Verformung während des Betriebes auf ein Minimum beschränkt bleibt und dadurch über die gesamte Breite des gewalzten Materials äußerst enge Toleranzen eingehalten werden können. Zwischen den oberen Stützachsen und den oberen und unteren seitlichen Stützwalzen sind jeweils Exzenterverstelleinrichtungen angeordnet. Durch eine Anstellung der Stützachsen wird indirekt über die weiteren Zwischenwalzen der Walzspalt zwischen den Arbeitswalzen verändert und somit auch die von den Arbeitswalzen ausgeübte Walzkraft eingestellt.
Die Exzenterverstellungen erlauben bauartbedingt eine nur geringe Walzspaltöffnung. Diese geringe Öffnung des Walzspaltes reicht in der Praxis nicht aus, um relativ unplanes bzw. gewelltes Warmband zum ersten Walzstich in das Walzgerüst einzufädeln. Es ist daher unumgänglich, beim ersten Walzstich die Arbeitswalzen zum Bandeinfädeln auszubauen. Da üblicherweise die ersten Walzstiche des neuen zu walzenden Bandes mit den gebrauchten Arbeitswalzen aus dem letzten Stich des zuvor gewalzten Bandes gewalzt werden, stellt
der Walzenwechsel zum Bandeinfädeln einen unerwünschten und zeitraubenden Aufwand dar, der insbesondere auch die Stillstandszeit der gesamten Walzstraße unnötig verlängert und somit zu einem Produktionsausfall führt.
Ein weiteres Problem der nur geringen Walzspaltöffnung tritt bei einem Bandriß auf. Hierbei gerät durch ungeregeltes Abwickeln von einem einlaufseitigen Haspel mehr Band in das Walzgerüst als durch den geringen Walzspalt austreten kann. Durch den dabei entstehenden Bandstau wird das Walzgerüst zusätzlich über die anstehende Walzkraft hinaus verspannt. Weiterhin erschwert die durch das Anstellsystem nur geringe Verstellung des Walzspaltes dann ein Entfernen von Bandrißresten. Die Arbeitswalzen müssen daher zum Entfernen der Bandreste komplett ausgebaut werden.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Einfädeln der Bänder in ein Mehrrollenwalzgerust sowie ein Entfernen von Bandresten aus dem Mehrrol- lenwalzgerüst zu verbessern.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß mindestens die unteren Stützachsen absenkbar im Walzgerüst angeordnet sind. Durch das Absenken der unteren Stützachsen werden gleichzeitig damit sowohl die unteren Zwi- schenwalzen als auch die unteren Konuswalzen und in der Folge die darauf aufliegende untere Arbeitswalze abgesenkt, wodurch sich der Walzspalt deutlich (ca. 50 mm) weiter öffnen läßt. Damit wird vorteilhaft erreicht, daß selbst relativ unplanes Band lediglich durch ein Absenken der Stützachsen beim ersten Walzstich in den ausreichend groß geöffneten Walzspalt eingefädelt wer- den kann.
Eine bevorzugte Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, daß die unteren Stützachsen zusammen mit den unteren seitlichen Stützwalzen als ein Walzblock absenkbar sind. Diese Ausführung hat den Vorteil, daß auch schon im Einführ- bereich vor dem Walzspalt ein größerer Freiraum zur Verfügung steht. Somit
wird nicht nur das Einfädeln des Bandes in den Walzspalt vereinfacht, sondern auch ein Entfernen von Bandresten nach einem Bandriß.
Gemäß einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung wird vorgeschlagen, daß allein die unteren Stützachsen oder die unteren Stützachsen zusammen mit den seitlichen unteren Stützwalzen auf einer Hubbrücke angeordnet sind. Dies ermöglicht vorteilhaft, daß entweder die auf der Hubbrücke gelagerten Stützachsen oder der gesamte Walzblock, bestehend aus Stützachsen und seitlichen Stützwalzen, durch ein einziges Stellmittel angehoben bzw. abgesenkt werden können.
Als Stellmittel sieht die Erfindung einen unterhalb der Hubbrücke abgeordneten Verstellkeil vor, der mit seiner Schrägfläche mit einer komplementären, gegenläufig geneigten Schrägfläche der Hubbrücke zusammenwirkt. In Walzposition liegt die Hubbrücke vollständig auf dem eingeschobenen Verstellkeil auf. Das heißt, es wirkt der maximale Keilanzug, bei dem dann der kleinstmögliche Walzspalt zwischen den Arbeitswalzen eingestellt ist. Zum Einfädeln des Bandes wird der Verstellkeil, beispielsweise mittels eines Hydraulikzylinders ausgezogen, so daß sich die Hubbrücke aufgrund des abnehmenden Keilanzuges absenkt. Die maximale Absenkung der Hubbrücke entspricht dabei dann der maximal möglichen Öffnung des Walzspaltes zwischen den Arbeitswalzen.
Des weiteren sieht die Erfindung hierbei vor, daß die Hubbrücke an allen vier Eckpunktbereichen mit seitlichen Vorkragstegen ausgebildet ist, denen außen am Walzgerüst angeflanschte Hubzylinder zugeordnet sind. Über die Hubzylin- der wird die Hubbrücke bei der Keilverstellung angehoben und zum Walzen abgesenkt, so daß die relativ zueinander verschobenen Keilflächen dann in der Betriebsposition wieder aufeinanderliegen. Durch die zur Walzspaltöffnung erreichte Entlastung der gesamten Keilverstelleinrichtung wird die zur Verschiebung des Keiles benötigte Kraft wesentlich verringert.
Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den Ansprüchen und der nachfolgenden Beschreibung von in den Zeichnungen anhand eine 20-Walzengerüstes dargestellten Ausführungsbeispielen der Erfindung. Es zeigen:
Fig.1 eine Seitenansicht eines Mehrrollenwalzgerüstes mit einer 1-2-3-4- Walzenanordnung; und
Fig. 2 eine Ansicht im Schnitt entlang der Linie ll-ll von Fig. 1.
Die Fig. 1 zeigt ein mit einer 1-2-3-4-Walzenanordnung arbeitendes Mehrrollenwalzgerust 1 zum Walzen von metallischen Bändern, bei dem in einem Gehäuse 2 die Walzenanordnung mit einer oberen und einer unteren Arbeitswalze 3, 4, oberen und unteren Konuswalzen 5a bis 5d, oberen und unteren nicht angetriebenen Zwischenwalzen 6, 7, oberen und unteren angetriebenen Zwi- schenwalzen 8a bis 8d - die allsamt mit ihren Lagern vertikal beweglich an Druckplatten geführt sind -, oberen und unteren Stützachsen 9, 10 sowie oberen und unteren seitlichen Stützwalzen 11 , 12 untergebracht ist.
Die beiden oberen Stützachsen 9 und die beiden oberen seitlichen Stützwalzen 11 sind mittels einer hydraulisch betätigten Exzenterverstellung 13 anstellbar. Durch die Anstellung der Stützachsen 9 und Stützwalzen 11 wird einerseits über die Zwischenwalzen 6 und 8a, b sowie die Konuswalzen 5a und 5b die Walzkraft auf die Arbeitswalze 3 aufgebracht und andererseits der Walzspalt 14 zwischen den Arbeitswalzen 3, 4 eingestellt.
Die beiden unteren Stützachsen 10 sind auf einer Hubbrücke 15 angeordnet, wobei die Hubbrücke 15 auf einem Verstellkeil 16 aufliegt, der mit seiner Schrägfläche 17 mit der komplementären, gegenläufig geneigten Schrägfläche 18 der Hubbrücke 15 zusammenwirkt (vgl. hierzu Fig. 2).
In der dargestellten Walzposition befinden sich die Hubbrücke 15 und der verschiebbare Verstellkeil 16 in Deckungslage. Sowohl die Hubbrücke 15 und der Verstellkeil 16 als auch der Unterblock 19 des Walzgerüstes 1 sind hier mit vertikalen Bohrungen 20 ausgebildet, durch die ein beim Walzen verwendetes Walzöl ablaufen kann.
Zum besseren Einfädeln des Walzbandes 21 zwischen die Arbeitswalzen 3, 4 wird der Verstellkeil 16 mittels eines Hydraulikzylinders 22 aus seiner Betriebslage herausgezogen. Nach dem Ausziehen des Verstellkeils 16 senken sich nämlich die Hubbrücke 15 mit den unteren Stützachsen 10 und damit einherge- hend auch die unteren Zwischenwalzen 7, 8c, 8d, die unteren Konuswalzen 5c, 5d und die untere Arbeitswalze 4 ab, wodurch sich der Walzspalt 14 deutlich größer als mit einer Exzenterverstellung öffnen läßt. Die üblich lose obere Arbeitswalze 3 besitzt eine Aufhängung, z.B. an den beiden oberen Walzspalt- spritzbalken, so daß sie sich beim Absenken der unteren Stützachsen nicht mit absenkt.
Zur Minderung der Verschiebekraft des Verstellkeils 16 wird die Hubbrücke 15 an seitlichen Vorkragstegen 23 durch insgesamt vier, außen am Walzgerüst 1 angeflanschten Hydraulikzylindern 24 zur Entlastung angehoben und erst zum erneuten Walzen in der Betriebsposition wieder auf den Verstellkeil 16 abgesenkt (vgl. Fig. 2).
Des weiteren ist in Fig. 1 in sehr schematischer Weise ein gestrichelt dargestellter Walzenblock 25, umfassend die unteren Stützachsen 10 und die unteren seitlichen Stützwalzen 12, gezeigt. Es werden nach dieser alternativen Anordnung somit bei einer Senkbewegung der Hubbrücke 15 auch gleichzeitig die seitlichen Stützwalzen 12 mit abgesenkt, wodurch schon im Einführbereich 26 vor dem Walzspalt 14 ein größerer Freiraum zum Bandeinfädeln bzw. zum Entfernen von Bandresten nach einem Bandriß zur Verfügung steht.