System zur Fernübertragung von Sprache
Die Erfindung betrifft ein System zur Fern Übertragung von Sprache gemäß Patentan- spruch 1.
Aus US 5,714,948 ist ein System zur Fernübertragung von Sprache zwischen einem Flugzeug und der Bodenstation, z.B. Flugsicherung (Air Traffic Control - ATC) bekannt, bei der die Kommunikation einerseits mittels Funkverkehr (halb-duplex Kom- munikation) erfolgt. Das Flugzeug und die Bodenstation sind dabei mit herkömmlichen Sende/Empfangsfunkgeräten ausgestattet. Eine derartige halb-duplex Kommunikation wird gerade in der Flugsicherung zur Vermeidung von Mißverständnissen zwischen Pilot und Fluglotse eingesetzt.
Anderseits ist bei dem in US 5,714,948 beschriebenen System auch eine Kommunikation über eine Satellitenverbindung möglich, wobei das Flugzeug die zu übertragenden Daten direkt an einen Satelliten schickt, welcher diese Daten an die Bodenstation weitersendet. Der Nachteil dieses Systems ist, dass mittels dieser Satellitenverbindung keine halb-duplex Kommunikation möglich ist. Folglich würde ein derarti- ge Verbindung lediglich zur Übertragung von Daten aber nicht zur Übertragung von Sprache eingesetzt werden.
Da die Reichweite von Funkverbindungen sehr eingeschränkt ist (je nach Flughöhe ca. 20-200 km), erweist es sich somit als sehr problematisch, eine halb-duplex Sprachverbindung zwischen einer Bodenstation und einem Flugzeug herzustellen, sobald sich das Flugzeug in einem Gebiet befindet, in dem sich nur sehr wenige Bodenstationen befinden, z.B. Zentralafrika.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein System zu schaffen, mit dem über eine große Ent- fernung ein problemloser Betrieb einer halb-duplex Sprachkommunikation zwischen zwei herkömmlichen Sende-/Empfangsfunkgeräten möglich ist.
Diese Aufgabe wird durch das System gemäß Anspruch 1 gelöst. Vorteilhafte Ausführungen sind Gegenstand von Unteransprüchen.
Mit dem erfindungsgemäßen System zur Fernübertragung von Sprache zwischen zwei auf dem PTT/SQ-Protokoll (push-to-talk/squelsh) basierenden Sende- /Empfangsfunkgeräten werden Sprach- und Tastinformationen, wobei letztere insbesondere Signalisierungsinformationen sind, verlustfrei übertragen. Die zur Fernübertragung benötigte Kommunikationsverbindung ist in dem erfindungsgemäßen System folgendermaßen aufgebaut:
- eine erste Funkverbindung zwischen einem ersten Sende-/Empfangsfunkgerät und einer ersten Kommunikationsstation,
- eine zweite Funkverbindung zwischen einem zweiten Sende-/Empfangsfunkgerät und einer zweiten Kommunikationsstation, - eine auf dem E&M-Protokoll (Ear&Mouth-Protokoll) basierende Satellitenverbindung zwischen der ersten Kommunikationsstation und der zweiten Kommunikationsstation, wobei in den Kommunikationsstationen jeweils ein Konverter vorhanden ist, mittels dem zur Übertragung der Sprach- und Signalisierungsinformationen das PTT/SQ-Protokoll der Funkverbindung in das E&M-Protokoll der Satelli- tenverbindung und umgekehrt konvertiert wird.
In einer vorteilhaften Ausführung der Erfindung ist eines der beiden Sende- /Empfangsfunkgeräte ein stationäres Funkgerät mit Funkanbindung an eine Kommunikationsstation, wobei sich dieses stationäre Funkgerät z.B. an einem Lotsenar- beitsplatz im Aera-Control-Center (ACC) der Flugsicherung befinden kann.
In dem erfindungsgemäßen System werden somit zur Bereitstellung einer halb- duplex Sprachverbindung zwischen zwei Sende-/Empfangsfunkgeräten, im weiteren als Funkgeräte bezeichnet, eine Funkverbindung mit einer Satellitenverbindung kombiniert. Mittels der Satellitenverbindung wird somit insbesondere eine Verlängerung der Funkverbindung zwischen den beiden Funkgeräten ermöglicht, welche weit
über die maximal mögliche Reichweite einer herkömmlichen Funkverbindung hinausgeht.
Mit dem erfindungsgemäßen System wird eine halb-duplex Sprachkommunikation realisiert, wie sie bei Funkgeräten üblich ist. Das bedeutet, in dem erfindungsgemäßen System werden neben Sprachinformationen auch die Tastinformationen übertragen. Aufgrund der Übertragung der Signalisierungsinformationen ist es, wie bei einer herkömmlichen Funkverbindung bekannt, möglich, dass bei Drücken der „push-to- talk"-Taste an dem ersten Funkgerät das Empfangsteil im zweiten Funkgerät einge- schaltet wird, wodurch eine halb-duplex Sprachkommunikation möglich ist. Ein Loslassen der „push-to-talk"-Taste an dem ersten Funkgerät beendet die Verbindung und schaltet das Empfangsteil des zweiten Funkgerätes wieder aus. Eine erneute Verbindung z.B. von dem zweiten Funkgerät ausgehend zu dem ersten Funkgerät kann nun aufgebaut werden. Während einer Verbindung sendet ausschließlich ein Funkgerät, wohingegen das andere Funkgerät ausschließlich empfängt.
Mittels der Satellitenverbindung wird eine sogenannte point-to-point Verbindung zwischen den beiden Kommunikationsstationen hergestellt. Die Satellitenverbindung erfolgt insbesondere über geostationäre Satelliten. In den Kommunikationsstationen des erfindungsgemäßen Systems erfolgt eine Konvertierung der einzelnen Protokolle in das jeweils andere Protokoll. Das bedeutet, dass in den Kommunikationsstationen das für Funkverbindungen standardisierte PTT/SQ-Protokoll in das für Satellitenverbindungen standardisierte E&M-Protokoll (Ear&Mouth-Protokoll) und umgekehrt konvertiert wird.
Mittels dem, in den Kommunikationsstationen des erfindungsgemäßen Systems vorhandenen Konverter erfolgt eine Konvertierung der einzelnen Übertragungsprotokolle. In diesem Zusammenhang kann auch von einer Anpassung der einzelnen Protokolle gesprochen werden. Die Anpassung erfolgt mittels des Konverters dabei derart, dass eine Tastinformation des PTT/SQ-Protokolls in einen Puls, entsprechend dem standardisierten Pulswahlverfahren, konvertiert wird. Dieser Puls wird dann mittels dem E&M-Protokoll via Satellitenverbindung von der ersten zu der zweiten Kommuni-
kationsstation übertragen. In der zweiten Kommunikationsstation wird dieser Puls in dem E&M-Protokoll mittels eines Konverters wieder in eine Tastinformation konvertiert, die mittels des PTT/SQ-Protokolls übertragbar ist.
Insbesondere werden in dem Konverter die Signalisierungs- und Sprachinformationen separiert, das bedeutet die Verarbeitung der Informationen erfolgt unabhängig voneinander.
Durch diese Konvertierung der Signalisierungsinformation des PTT/SQ-Protokolls in einen Puls für das E&M-Protokoll ist eine für den Endteilnehmer lautlose Steuerung der Funkgeräte möglich. Hieraus ergeben sich weitere Vorteile gegenüber bekannten Systemen mit Satellitenverbindungen, die auf dem DTMF-(dual tone multi-frequency) Verfahren basieren.
In einer weiteren vorteilhaften Ausführung des erfindungsgemäßen Systems ist mindestens ein redundanter Kommunikationszweig vorhanden, mittels dem eine Kommunikation zwischen den beiden Kommunikationsstationen möglich ist. Dieser Kommunikationszweig kann dabei insbesondere eine weitere Satellitenverbindung oder eine leitungsgeführte Telefonverbindung sein.
Vorteilhaft sind in den Kommunikationsstationen Überwachungseinrichtungen vorhanden, welche die Kommunikationszweige ständig überwachen. Dabei kommunizieren die einzelnen Kommunikationszweige untereinander insbesondere über einen sogenannten CAN-Bus (Controller Area Network), wobei die Verbindungsqualität- und Stabilität der einzelnen Zweige ständig überwacht und gegebenenfalls den Endteilnehmern an den Funkgeräten angezeigt wird.
Bei einem Ausfall eines aktiven Kommunikationszweiges schaltet die Überwachungseinrichtung des erfindungsgemäßen Systems selbsttätig und ohne Abbruch der Sprachverbindung auf den redundanten Kommunikationszweig um. Dadurch wird z.B. gerade für den Einsatz des Systems in der Flugsicherung eine sichere und zu-
verlässige Kommunikationsverbindung zwischen dem Fluglotsen in der Leitstelle und dem Piloten im Flugzeug gewährleistet.
Selbstverständlich ist es auch möglich, dass einer der beiden Endteilnehmer an den Funkgeräten auf einen redundanten Kommunikationszweig umschaltet.
Die Satellitenverbindung zwischen den Kommunikationsstationen ist vorteilhaft eine permanente Verbindung, auch als Standleitung bezeichnet. Der Vorteil dabei ist, dass die Teilnehmer an den Funkgräten jederzeit miteinander kommunizieren kön- nen. Somit entfallen lange Wartezeiten für den Verbindungsaufbau. Im Falle einer Verbindungsunterbrechung leitet das erfindungsgemäße System automatisch eine Wiederaufbau der Verbindung ein. Selbstverständlich ist es dabei möglich, dass auf den redundanten Kommunikationszweig umgeschaltet werden kann.
Insbesondere können die einzelnen Kommunikationsstationen selbständig arbeiten, was einen unbemannten Einsatz der Stationen ermöglicht. Das erfindungsgemäße System ist nicht auf die Kommunikation zwischen lediglich zwei Kommunikationsstationen beschränkt. Selbstverständlich ist die Kommunikation zwischen einer beliebigen Anzahl von Kommunikationsstationen möglich.
Mit dem erfindungsgemäßen System ist es ferner möglich, in der Sprachübermittlung externes Echo zu unterdrücken. Insbesondere kann ein lokales Echo simuliert werden, welches z.B. beim Einsatz in der Flugsicherung nur auf der Seite des Fluglotsen zu hören ist.
Das erfindungsgemäße System ist nicht auf die Anwendung in der Flugsicherung beschränkt. Es kann grundsätzlich überall dort eingesetzt werden, wo eine Funkübertragung über große Distanzen verlangt werden soll, z.B. Bohrinseln mit Kontrollzentren auf dem Festland geeignet.
Weitere Vorteile des erfindungsgemäßen Systems:
- es ist ein verzögerungsfreies Gegensprechen möglich, d.h. bei schnellem Wechsel der Gespräche (entsprechendes Drücken der „push -to-talk"-Tasten) zwischen den Teilnehmern wird ein gegenseitiges Blockieren der Sprachverbindung verhindert, - das Abschneiden der Anfangs- oder Endsequenzen bei der Sprachübertragung wird verhindert, z.B. durch Kompressionstechniken,
- sehr kurzen Sprachsequenzen, insbesondere auch Sequenzen einer Länge kleiner als 500 ms.
Die Erfindung sowie weitere Vorteile der Erfindung werden im weiteren anhand von Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 eine erste Ausführungsform des erfindungsgemäßen Systems mit zwei Kommunikationsstationen, Fig. 2 eine weitere Ausführungsform des erfindungsgemäßen Systems mit mehr als zwei Kommunikationsstationen.
Fig. 1 zeigt eine erste Ausführungsform des erfindungsgemäßen Systems zur halb- duplex Sprachkommunikation zwischen zwei Funkgeräten. Das erste Funkgerät 1 ist mittels einer Funkverbindung 2, welche auf dem PTT/SQ-Protokoll basiert, mit einer ersten Kommunikationsstation 3 verbunden. Diese erste Kommunikationsstation 3 ist via einer, auf dem E&M-Protokoil basierenden Satellitenverbindung 4, 5 über einen Satelliten 6 mit einer zweiten Kommunikationsstation 7 verbunden. Diese zweite Kommunikationsstation 7 steht mit einem zweiten Funkgerät 8 über eine zweite, auf dem PTT/SQ-Protokoll basierende Funkverbindung 9 in Verbindung.
Die Kommunikationsstationen 3, 7 umfassen dabei einen Konverter 10, zur Anpassung der Protokolle (PTT/SQ und E&M), eine erste Sende/Empfangsstation 11 zum Senden und Empfangen der Funksignale, eine zweite Sende/Empfangsstation 12 zum Aufbau einer Satellitenverbindung sowie weitere Kommunikationsgeräte 13 zum Aufbau einer redundanten Verbindung 14. Die redundante Verbindung kann sowohl über terrestrische Kabel wie über Satellit erfolgen.
Das erste Funkgerät 1 kann z.B. ein stationäres Funkgerät an einem Arbeitsplatz in der Fluglotsenleitstelle sein, welches mittels einer Funkverbindung 2 an eine zentralen Kommunikationsstation 3 angebunden ist. Das zweite Funkgerät 8 kann z.B. ein Funkgerät in einem Flugzeug sein. Es ist aber auch möglich, dass das zweite Funkgerät 8 z.B. ein Funkgerät an einem Arbeitsplatz auf einer Bohrinsel ist und das erste Funkgerät 1 ein stationäres Funkgerät an einem Arbeitsplatz in einer Kontrollzentrale auf dem Festland ist.
Die Kommunikationsgeräte 13 zum Aufbau einer redundanten Verbindung 14 können z.B. herkömmliche Teilnehmervermittlungsanlagen (PBX) sein, die an ein öffentliches Telefonnetz angeschlossen sind. Als Funkgeräte 1, 8 können herkömmliche Funkgeräte verwendet werden, wie sie z.B. von den Herstellern R&S, Garrex, Becker, Par- kAir bekannt sind.
In den Konvertern 10 der Kommunikationsstationen 3, 7 wird das PTT/SQ-Protokoll der Funkverbindung an das E&M-Protokoll der Satellitenverbindung angepaßt. Die Konverter umfassen bevorzugt zwei voneinander unabhängige Hauptmodule (nicht dargestellt) mit denen jeweils eine von dem anderen Hauptmodul unabhängige Kommunikationsverbindung möglich ist. Das eine aktive Modul ist z.B. mit einem, bei der Satellitenkommunikation standardmäßig eingesetzten 4 Draht E&M- Multiplexer 15 verbunden. Das andere Modul ist z.B. mit einer Teilnehmervermittlungsanlage verbunden. Diese beiden Module kommunizieren dabei über einen sogenannten CAN-Bus (contoller area network) miteinander.
In Fig. 2 ist eine weitere vorteilhafte Anwendung des erfindungsgemäßen Systems dargestellt. Ein Anwendungsgebiet einer derartigen Ausführungsform ist z.B. die Flugleitung von Flugzeugen über einem geographischem Gebiet, z.B. Zentralafrika, in welchem Bodenstationen zur Flugüberwachung, z.B. Flughafentower nur unzurei- chend oder gar nicht vorhanden sind.
Fig. 2 zeigt ein Flugzeug 16, welches ein geographisches Gebiet 17 überfliegt, in welchem sich vorteilhaft mehrere Kommunikationsstationen 7 befinden. Sie entspre-
chen in ihrem Aufbau den bisher beschriebenen Kommunikationsstationen und enthalten insbesondere den Konverter zur Konvertierung des PTT/SQ-Protokolls der Funkverbindung in das E&M-Protokoll der Satellitenverbindung.
Die Kommunikationsstationen 7 sind in dem Gebiet 17 dabei derart verteilt, dass sich bei jeder Position des Flugzeugs 16 mindestens eine Kommunikationsstation 7 im Funkbereich des Flugzeugs 16 befindet. Die Kommunikationsstationen 7 sind über jeweils eine Satellitenverbindung 5 mit einem Satelliten 6 verbunden, welcher wiederum über eine weitere Satellitenverbindung 4 mit mindestens einer weiteren Kom- munikationsstation 18 verbunden ist, welche sich in der Nähe, d.h. in Funkreichweite 2 einer Bodenstation 1 (ACC-Center = Area-Control-Center oder TWR = Flughafentower) befindet. Die weitere Kommunikationssstation 18 ist technisch identisch zu den Kommunikationsstationen 7 aufgebaut, sie unterscheidet sich von den Kommunikationsstationen 7 jedoch konzeptionell dadurch, dass sie der Bodenstation 1 zu- geordnet ist, indem sie in deren Funkbereich liegt.
Das Flugzeug 16 tritt beim Überfliegen des geographischen Gebietes 17 in direkten Funkkontakt 9 mit einer der Kommunikationsstationen 7, welche sich in seinem Funkbereich befindet. Über die Satellitenverbindungen 4, 5 zwischen der betreffen- den Kommunikationsstation 7 im Gebiet 17 und der weiteren Kommunikationssstation 18, welche sich im Funkbereich des ACC-Centers 1 befindet, kann das Flugzeug 16 somit eine Funkverbindung zum ACC-Center 1 aufbauen.
So ist es möglich, dass ein Flugzeug 16 beim Überfliegen eines geographischen Ge- bietes 17 mit dem ACC-Center 1 in Verbindung steht, welches sich außerhalb seines Funkbereichs befindet.
Selbstverständlich können auch mehrere ACC-Center vorhanden sein, mit denen das Flugzeug während des Überflugs im Kontakt steht. Dabei ist jedem ACC-Center eine Kommunikationsstation zugeordnet, welche sich innerhalb des Funkbereichs des betreffenden ACC-Centers befindet.