Mikrobiologisches Verfahren zur Biosynthese der natürlichen blau-violetten Farbstoffe Violacein und Desoxyviolacein und deren Verwendung.
Beschreibung
Die Erfindung bezieht sich auf ein mikrobiologisches Verfahren zur Biosynthese der natürlichen blau-violetten Farbstoffe Violacein und Desoxyviolacein aus einem pigmentbildenden Bakterium durch Kultivieren des Bakteriums, Abzentrifugieren der Zellmasse, Extrahieren eines Farbstoffrohextraktes aus der Zellmasse und Isolieren der Farbstoffe aus dem Farbstoffrohextrakt, und auf eine Verwendung der mit dem mikrobiologischen Verfahren hergestellten Farbstoffe.
Farbstoffe sind in mehr als einer Hinsicht interessant für die Mikrobiologie und Chemie. Da die Fähigkeit, Pigmente zu produzieren, genetisch fixiert ist, ist die Bildung von Farbstoffen auch ein erster Hinweis auf die Mitbildung antibio- tischer Wirkstoffe. Mikrobielle Pigmente weisen eine große strukturelle Vielfalt auf. So kann es sich um Derivate aus den Stoffklassen der Carotinoide, der Phenazinfarbstoffe, der Pyrrolfarbstoffe, der Azachinone usw. handeln.
In den Vereinigten Staaten von Amerika und in Japan wird mit thermophilen Bakterien aus Tiefseeschloten und mit symbiontischen Bakterien aus Inverte- braten und Vertebraten bereits seit etwa 20 Jahren nach bioaktiven Natur- Stoffen gesucht, die biotechnologisch genutzt werden können. In Ländern der Europäischen Gemeinschaft wurde die Nutzbarkeit mariner Organismen für die pharmazeutische Industrie, für Aquakultur, für mikrobielle Reinigungen von öl- kontaminierten Meeresregionen und für Vorgänge bei der Entstehung von Biofilmen und Bioadhäsionen erkannt. Erst seit 3 Jahren jedoch werden vermehrt auch Projekte mit marinen Mikroorganismen in einer mehr anwendungsorientierten Forschungsrichtung in Deutschland konzipiert. In der Textil-, Lebensmittel-, Kosmetik- und Pharmaindustrie werden eine Vielzahl
von Farbstoffen eingesetzt. Hier ist in den letzten Jahren seitens der Verbraucher ein deutlicher Trend zur Bevorzugung von Produkten zu beobachten, welche natürliche Farbstoffe enthalten. Gelbe und rote Farbstoffe werden bereits heute im industriellen Maßstab aus pflanzlichen Rohstoffen gewonnen. Dagegen besteht in den genannten Industriezweigen immer noch ein hoher Bedarf an natürlichen blauen und violetten Farbstoffen. Die Suche nach einem Farbstoff aus diesem Spektrum gewinnt durch das lebensmittelrechtliche Verbot des rot-blauen Farbstoffs Monascin, isoliert aus Monascus purpureus, besondere Bedeutung. Eine Einordnung von Monascin als färbendes Lebensmittel ist wegen auftretender allergologischer Probleme nicht möglich. Ein mikrobiologisch gewonnener blau-violetter Farbstoff kann somit helfen, die entstandene Lücke zu schließen und ökonomisch hochinteressante Wege zu beschreiten.
Pigmente aus dem blau-violetten Spektrum werden unter anderem durch Mikroorganismen gebildet. Das Azachinon Indigoidin wird von mehreren Organismen (Pseudomonas indigofera, Corynebacterium insidiosum, Arthro- bacter arthrocyaneus und Arthrobacter polychromogenes) gebildet und in das umgebende Medium ausgeschieden. Dieses ist für eine kontinuierliche Prozessführung und für eine vereinfachte Produktaufarbeitung von Vorteil. Hierdurch kann auf den Schritt des Zellaufschlusses verzichtet werden. Indigoidin ist bereits lebensmittelrechtlich zugelassen (E 132). Weitere zugelassene Lebensmittelfarbstoffe aus dem blauen Farbspektrum sind Patentblau V (E 131 ), Brillantblau FCF und Brillantschwarz (E 151). Diese Verbindungen weisen Absorptionsspektren im Bereich 570 nm bis 638 nm auf und eignen sich daher sehr gut für einen Einsatz in Prozessen der Lebensmitteltechnik.
Das blau-schwarze Pigment Violacein, ein Indolderivat, wird in der Literatur erstmals 1882 beschrieben. Damals wurde ein violetter Farbstoff aus einem Bakterium isoliert, das heute als Chromobacterium violaceum bekannt ist. Violacein kann bislang aus den Bakterienstämmen Janthinobacte um lividum, Chromobacterium lividum und Alteromonas luteoviolacea (vergleiche H.
Laatsch et al., „Spectroscopic Properties of Violacein und Related Compounds : Crystal Structure of Tetramethylviolacein", J. Chem. Soc. Perkin Trans 2., 1984, pp. 13331 - 1339) isoliert werden. Die Struktur des Violaceins wurde 1960 durch Synthese bewiesen. Chemisch ist Violacein 3-[1 ,2-dihydro-5-(5- hydroxy-1 H-indol-3-yl)-2-oxo-3-H-pyrrol-3-yliden]-1 ,3-dihydro-2H-indol-2-on mit der Summenformel C20-H13-N3-O3 (Molekulargewicht 343,33) charakterisiert. Die maximale Absorptionsbande liegt in methanolischer Lösung bei 570 nm. Violacein ist in Wasser nahezu unlöslich, jedoch löslich in Aceton, Ethanol und Dioxan. Violacein ist der Hauptbestandteil eines blauvioletten Pigmentes in Chromobacterium violaceum, ein aus Erde und Gewässer tropischer Gebiete erhältlicher Mikroorganismus, wobei als Nebenbestandteil Desoxyviolacein mit identischem Strukturaufbau, aber einem Sauerstoffatom weniger als Violacein auftritt (Summenformel C20-H13-N3-O2). Sogenanntes „natives Violacein" besteht aus einer Mischung von Violacein mit bis zu 10 % Desoxyviolacein. Das Violacein dient der Zelle zum Schutz vor Strahlung und zur Regelung der Tryptophankonzentration unter das toxische Niveau. Violacein besitzt antibiotische, antivirale und antitumorale Eigenschaften, zeigt aber keine zytotoxische oder pathogene Wirkung. In neueren Untersuchungen wurde Violacein außerdem zur Färbung von Textilien eingesetzt, wobei nicht nur auf natürlichen Stoffen, wie Seide, Wolle und Baumwolle, sondern auch auf synthetischen Fasern, wie Nylon, gute Färberesultate erzielt wurden (vgl. Shirata et al. „Isolation of Bacteria Producing Bluish-Purple Pigment and Use for Dyeing", Jpn. Agr. Res. Q 2000, 34(2), pp. 131-140, mit einer Pigmentgewinnung aus Janthinobacterium lividum).
Die Biosynthese aus bekannten Mikroorganismen wird in verschiedenen Druckschriften beschrieben. Ein Verfahren zur Herstellung nativen Violaceins, ausgehend von dem pigmentbildenden Bakterium Chromobacterium violaceum, für eine Verwendung zur Behandlung von Viruserkrankungen wird in der DE3935066 beschrieben. Die Biosynthese basiert auf den Verfahrensschritten „Kultivieren des Bakteriums", „Abzentrifugieren der Zellmasse", „Extrahieren eines Farbstoffrohextraktes aus der Zellmasse" und „Isolieren des Farbstoffs
aus dem Farbstoffrohextrakt". Die als Ausgangsmaterial verwendeten Bakterien werden auf festen oder flüssigen Nährmedien kultiviert. Vorzugsweise werden die Bakterien in flüssigen Nährmedien gezüchtet, da sie aus dem Nährmedium dann durch Zentrifugieren leicht abgetrennt werden können. Die Bakterienkultivierung kann in Fermentern mit unterschiedlichen Verfahrensparametern erfolgen. Bei dem bekannten Verfahren wird der nach Bebrütung gewachsene Bakterienrasen abgelöst und gefriergetrocknet. Die Extraktion des Roh-Violaceins erfolgt mit Ethanol im Soxhiet. Das Ethanol wird im Vakuum abdestilliert. Zur Isolierung des Violaceins wird das Roh-Violacein zweimal mit n-Heptan extrahiert und dann abgefiltert. Der Rückstand wird in einem Gemisch aus Chloroform / Aceton / Pyridin 50:40:10 aufgelöst. Das Farbstoffgemisch wird dann mittels Kieselgel-Dünnschichtchromatographie aufgetrennt und gereinigt.
Aus dem Aufsatz „Production, extraction and purification of violacein : an antibiotic pigment produced bei Chromobacterium violaceum ( Rettori, Duran, World Journal of Microbiology & Biotechnology 14 (1998) pp. 685-688) ist eine einfache Methode zur Erzielung hochreinen Violaceins bekannt. Zur Kultivierung des Bakteriums werden unsterile Baumwollläppchen mit einer Suspen- sionskultur des pigmentbildenden Chromobacterium violaceum CCT 3496 geimpft und in einem stark durchlüfteten Brutschrank gelagert, wo ein starkes Bakterienwachstum eintritt. Die Zellmasse wird anschließend aus den Baumwollläppchen mit Lösungsmittel ausgewaschen und gefiltert, woraus ein Farbstoffrohextrakt gewonnen wird. Daraus wird durch mehrfache Reinigung mit unterschiedlichen Verfahren (Soxhiet, HPLC) hochreines Violacein als Farbstoff isoliert. Die Ausbeute ist jedoch relativ gering und bewegt sich im mg- Bereich pro Liter Nährmedium.
Aus dem Aufsatz „Biosynthesis of Violacein : a Novel Rearrangement in Tryptophan Metabolism with a 1 ,2-Shift of the Indole Ring" (T. Hoshino et al.,
Agric. Biol. Chem. 51 (3), 1987, pp. 965-968) ist es bekannt, Violacein aus L-
Tryptophan als biosynthetischem Ausgangsmaterial herzustellen, wobei das
Kohlenstoffgerüst des Pyrrolinon-Rings durch die Kondensation der Seitengruppen zweier Tryptophanmoleküle unter 1 ,2-shift des Indol-Rings gebildet wird. Gegenüber der Herstellung von Violacein aus einer reinen Suspensionskultur von Chromobacterium violaceum JCM 1249 kann zwar durch eine Zugabe von L-Tryptophan in die Suspensionskultur eine Ausbeutesteigerung um ca. das 1 ,5fache erreicht werden. Dies entspricht aber bei einer üblichen Ausbeute im mg-Bereich pro Liter Nährlösung immer noch einer sehr geringen Ausbeute.
Zusammenfassend gesehen sind die bekannten Verfahren zur Biosynthese von Violacein und Desoxyviolacein nicht dazu geeignet, diese Farbstoffe in größeren Mengen zur Verfügung zu stellen. Für Anwendungen im Pharma- bereich ist dies auch nicht unbedingt erforderlich, da hier bereits kleinste Mengen wirkungsvoll eingesetzt werden können. Bei anderen Anwendungen kann der industrielle Bedarf an den blau-violetten Farbstoffen jedoch sehr groß sein. Werden diese nach den bekannten Verfahren synthetisiert, sind große Mengen an eingesetzter Suspensionskultur erforderlich, deren Bearbeitung dann entsprechend gerate- und zeitaufwändig ist. Aufgabe für die vorliegende Erfindung ist es daher, ein Verfahren der eingangs beschriebenen Art anzugeben, mit dem erheblich größere Ausbeuten an Violacein und Desoxyviolacein als mit den bekannten Verfahren auf ökonomischem Wege und mit einfachen prozesstechnischen Mitteln erzielbar sind. Dadurch sollen auch spezielle Anwendungen mit größeren Farbstoffmengen möglich werden.
Als Lösung dafür ist bei dem erfindungsgemäßen mikrobiologischen Verfahren zur Biosynthese der natürlichen blau-violetten Farbstoffe Violacein und Desoxyviolacein aus einem pigmentbildenden Bakterium deshalb vorgesehen, dass als pigmentbildendes Bakterium das neu entdeckte marine Sedimentbakterium Pseudoalteromonas spezies Stamm „Black Beauty" (ersthinterlegt nach dem Budapester Vertrag für die Zwecke von Patentverfahren unter der Eingangsnummer DSM 13623 bei der Deutschen Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH, Braunschweig, Deutschland)
eingesetzt wird, wobei als geringfügiges Nebenprodukt ein gelber Farbstoff auftritt, der durch eine weitere Extraktion des Farbstoffrohextraktes mit Dichlormethan separiert wird.
Vorteilhafte Weiterbildungen des erfindungsgemäßen Verfahrens bezüglich der einzelnen Verfahrensschritte „Kultivieren des Bakteriums", „Abzentrifugieren der Zellmasse", „Extrahieren eines Farbstoffrohextraktes aus der Zellmasse" und „Isolieren der Farbstoffe aus dem Farbstoffrohextrakt" sind den Unteransprüchen und der nachfolgenden Beschreibung zu entnehmen. Besonders vorteilhaft sind die mit dem erfindungsgemäßen Verfahren prozesstechnisch einfach und ökonomisch biosynthetisierten blau-violetten Farbstoffe Violacein und Desoxyviolacein bei Verbraucher- und umweltfreundlichen Produkten aus dem Bereich der Lebensmittel-, Textil-, Pharma- oder Spielzeugindustrie einzusetzen.
Eine lebende Bakterienkultur wurde bei der Internationalen Hinterlegungsstelle DSMZ - Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH, Braunschweig - nach dem Budapester Vertrag über die internationale Anerkennung der Hinterlegung von Mikroorganismen für die Zwecke von Patentverfahren hinterlegt. Mit dem Datum vom 28.07.2000 gingen der Anmelderin von der DSMZ eine Empfangsbestätigung bei Ersthinterlegung, ausgestellt gemäß Regel 7.1 , und eine Lebensfähigkeitsbescheinigung, ausgestellt gemäß Regel 10.2, zu. Damit ist das neu entdeckte marine Sedimentbakterium Pseudoalteromonas spezies Stamm „Black Beauty" unter der Eingangs- nummer DSM 13623 in seinen Anwendungen für die Anmelderin geschützt. Mit vorliegendem erfindungsgemäßen Verfahren wird die Erzeugung von zwei blau-violetten Farbstoffen unter Einsatz dieses Sedimentbakteriums und die Anwendung in Industrien (Pigment- und Lebensmittelindustrien) mit einem hohen Bedarf an natürlichen blauen Farbstoffen beansprucht. Nach Kenntnis der Anmelderin ist es das erste Mal, dass für derartige Zwecke ein mariner Mikroorganismus eingesetzt wird. Farbstoffe aus marinen Bakterien sind
bislang kaum untersucht worden, sodass hier ein größeres Potenzial für die Naturstoffchemie zu sehen ist.
Die mit dem erfindungsgemäßen Verfahren erzielbare Ausbeute an Violacein mit dem marinen Sedimentbakterium Pseudoalteromonas spezies Stamm „Black Beauty" ist in einem Bereich des Dreizehnfachen höher als mit Chromobacterium violaceum. Beispielsweise erhält man aus 38,97 g „Black Beauty"-Bakterien-Feuchtmasse durch mehrmalige Extraktion mit heißem Methanol eine stark violett gefärbte Lösung, aus der sich nach Entfernung des Lösungsmittels dann 2,10 g eines tiefschwarzen Rohextraktes isolieren lassen. Gegenüber den bekannten Verfahren hat damit das erfindungsgemäße Verfahren, das auf der Biosynthese der blauen Farbstoffe aus „Black Beauty" basiert, einen sehr hohen Ausbeutefaktor. Das marine Sedimentbakterium „Black Beauty" weist also einen sehr hohen Pigmentanteil auf, der es zur Produktion der natürlichen blau-violetten Farbstoffe Violacein und Desoxyviolacein besonders geeignet macht. Die Pigmentausbeute ist darüber hinaus durch Parameteroptimierungen bei den verschiedenen Verfahrensschritten (Verweilzeiten, Lösungsmittelverhältnisse etc.), insbesondere bei der Kultivierung der Bakterien (Nährmedium, Schüttelfrequenz, Sauerstoffeintrag, pH-Wert, Salzgehalt, Temperatur etc.), noch steigerungsfähig. Insgesamt gesehen ergeben sich bei dem erfindungsgemäßen Verfahren bei einer moderaten Prozessführung und einem relativ geringen Zeitaufwand große ökonomische Vorteile, insbesondere in Hinblick auf großtechnische Nutzungen. Aufgrund der humanfreundlichen Eigenschaften des Violaceins ist es in diesem Zusammenhang besonders sinnvoll, wenn die biotechnologisch hergestellten Farbstoffe in Industriezweigen mit einem großen Bedarf an umweltfreundlichen blauen Farbstoffen eingesetzt werden, insbesondere Lebensmittel-, Spielzeug und Textilindustrie.
Dünnschichtchromatographische Untersuchungen zeigen, dass sich der aus dem marinen Sedimentbakterium „Black Beauty" gewonnene Farbstoffrohextrakt aus drei Pigmentfraktionen zusammensetzt: ein „schwacher", unpolarer,
gelber Farbstoff, ein weiterer „schwacher", wenig polarer, violetter Farbstoff sowie ein „sehr starker", polarer, tief violett gefärbter Farbstoff. Der tief violett gefärbte Farbstoff macht dabei ca. 90% des Farbstoffrohextraktes aus. Strukturanalytische Untersuchungen mittels hochauflösender Massenspektro- metrie und mehrdimensionaler NMR-Spektroskopie ergeben, dass es sich bei dem tief violett gefärbten Farbstoff um Violacein und bei dem violetten Farbstoff um Desoxyviolacein handelt. Der gelbe Farbstoff, der im Rohstoffextrakt als geringfügiges Nebenprodukt mit einem Anteil unter 2% auftritt, weist als Hauptkomponente Palmitoleinsäure auf. Hierbei handelt es sich um eine Fettsäure, die sowohl in pflanzlichen als auch in tierischen Fetten und Ölen als untergeordnete Nebenkomponente vorkommt. Der gelbe Farbstoff ist jedoch nicht Gegenstand der vorliegenden Erfindung und bedarf weiterer Strukturuntersuchungen. Für die Erfindung ist es wichtig, dass sein Anteil am Rohstoffextrakt nur sehr gering ist, sodass er die Ausbeute an den blau-violetten Farbstoffen kaum mindert, und dass er leicht aus dem Rohstoffextrakt zu entfernen ist, um daraus problemlos die beiden blauvioletten Farbstoffe gewinnen zu können.
Im Folgenden werden die einzelne Schritte des erfindungsgemäßen Verfah- rens in beispielhaften Ausführungsvarianten näher beschrieben. Grundsätzlich sind jedoch auch andere Parametervariationen möglich, die aus gattungsgemäßen Verfahren (vgl. zitierten Stand der Technik, beispielsweise DE3813465) bekannt sind, da es sich bei den einzelnen Verfahrensschritten letztendlich um solche von ganz allgemeiner Natur, dem Durchschnittsfach- mann vertrauten Schritten handelt, wodurch sich auch die Verfahrenseinfachheit begründet.
• Kultivierung der Bakterien
Als Ausgangskultur zur Synthese der Biomasse wurde eine seit 1985 bei -80°C im Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung, Bremerhaven, Deutschland, aufbewahrte Bakteriendauerkultur (Fundstelle in diesem Falle
aus dem Borkumer Watt) aufgetaut und in mariner Kulturbrühe in vier 2 I-Erlen- meyerkolben mit je 1 I-Nährlösung bei 25°C auf einem Rundschüttler (100 bis 110 Upm) kultiviert. Nach vier Tagen wurden die Zellen durch Abzentrifugieren geerntet und die gewonnene Zellmasse für die Farbstoffextraktion verwendet.
• Isolierung des Rohextraktes
38,97 g der Bakterienzellmasse (nass) werden in einen Erlenmeyerkolben überführt und mit ca. 250 ml heißem Methanol aufgeschlämmt. Dieses Gemisch lässt man etwa 2 Stunden stehen, bis sich die Zellen deutlich abgesetzt haben. Der Überstand wird abdekantiert und der Vorgang mehrmals wiederholt, bis die Zellen als farblose, graue Masse zurückbleiben. Diese Masse kann beispielsweise als Zusatz für Tierfuttermittel verwendet werden. Die vereinigten methanolischen Extrakte werden am Rotationsverdampfer vom Lösungsmittel befreit, und man erhält nach Trocknen im Olpumpenvakuum 2,10 g eines tiefschwarzen Rohextraktes.
• Isolierung des gelben Farbstoffes
514 mg des Rohstoffextraktes werden in 50 ml Dichlormethan suspendiert und unter Lichtausschluss und Argonatmosphäre ca. eine Stunde gerührt. Der verbleibende feste Rückstand (Farbstoffgemisch) wird abgetrennt, mit Dichlormethan gewaschen und im Olpumpenvakuum getrocknet. Aus der Mutterlauge wird nach Entfernung des Lösungsmittels am Rotationsverdampfer 29,8 mg einer gelbbraunen, öligen Flüssigkeit isoliert, welche über Kieselgel mit Dichlormethan/ Essigester 1+1 säulenchromatographiert wird. Man erhält 10,2 mg einer gelben Flüssigkeit, die in der Kälte kristallisiert.
• Isolierung der beiden blau-violetten Farbstoffe
73,5 mg des von dem gelben Farbstoff abgetrennten Farbstoffgemisches werden in 15 ml Dichlormethan/Methanol (6+1) suspendiert und über Nacht stehen gelassen. Am nächsten Morgen wird der Überstand (13,5 mg) über 100 g Kieselgel mit Dichlormethan/Methanol (6+1) chromatographiert. Man erhält 0,4 mg Desoxyviolacein und 2,9 mg Violacein. Dieses kann für analytische Zwecke sowohl durch präparative HPLC als auch durch isotherme Umkristallisation aus Methanol/ n-Hexan zusätzlich gereinigt werden.
Die vorbeschriebenen Präparations- und Untersuchungsschritte sind Teil der Diplomarbeit „Isolierung und Strukturaufklärung von Pigmenten aus marinen Sedimentbakterien", die im Oktober 2000 der Institutsleitung für Organische Chemie, Fachbereich 2 der Universität Bremen, Deutschland, vorgelegt wurde. Der Diplomarbeit können im Bedarfsfall nach ihrer Veröffentlichung Anfang 2001 weitere Details bezüglich einzelner Prozess- und Untersuchungsparameter und -ergebnisse entnommen werden. Außerdem besteht ein Antrag auf Projektförderung im Zeitraum 01.04.2001 bis 31.03.2002 durch das BMBF, Biologie, Energie, Umwelt (BEO) beim Forschungszentrum Jülich, Bereich Meeres- und Polarforschung, Geowissenschaften, zum Thema „Marine Naturstoffforschung -Anwendung natürlicher Farbstoffe aus marinen Sedimentbakterien". In diesem Zusammenhang werden auch Industriepartner gesucht.