Unkompetitive Inhibitoren der Helikase-Primase
Die vorliegende Erfindung betrifft Inhibitoren des viralen Helikase-Primase Enzym- komplexes mit anti-Heφes Aktivität sowie Medikamente, die diese Verbindungen in geeigneter Formulierung enthalten. Die Erfindung beschreibt weiterhin ein Verfahren zur Identifizierung von anti-viral wirksamen Substanzen, um heφes Infektionen bei Mensch und Tier zu behandeln.
Die Wirkung der Verbindungen beruht im wesentlichen auf der unkompetitiven
Hemmung der viralen Helikase-Primase, der simultanen Bindung der Substanzen an die Helikase und die Primase Untereinheit des Enzymkomplexes, der Inhibition der Virusreplikation in vitro und in vivo sowie nicht zuletzt auf den sehr guten pharma- kokinetischen und pharamakodynamischen Eigenschaften, die _uι einer bislang nicht erreichten Wirkung im Tiermodell führen.
Im folgenden werden die einzelnen Aspekte wie der virale Replikationsassay in Zellkultur, die Bindung eines Moleküls an zwei Targets, die Heφes Viren sowie das Forschungsumfeld, der Stand der Technik und die Erfindung selbst beschrieben.
In dieser Anmeldung ist ein viraler Replikationsassay beschrieben, der es erlaubt, wirksame und verträgliche antivirale Verbindungen zu identifizieren. Die Strategie basiert auf der simultanen Auswahl von Molekülen nach 2 wesentlichen Kriterien und zwar erstens mit Bezug zur anti-mikrobiellen Wirkung (das Molekül bindet funktionell an ein relevantes Target (Positivselektion)) und zweitens müssen die
Verbindungen verträglich sein, d.h. die Moleküle binden oder modulieren dann keine unerwünschten (Wirts-) Targets (Negativselektion).
Zahlreiche Medikationen und Therapien wurden erfunden und in der jüngeren Ver- gangenheit werden diese Methoden zunehmend kombiniert, um die therapeutische
Wirksamkeit zu erhöhen, weil Monotherapien in einigen Fällen nicht den gewünsch-
ten profunden Nutzen bei der Applikation am Patienten gezeigt haben. Leider werden bei der Anwendung der Kombinationstherapie in einigen Fällen neben der erwünschten Potenzierung des Therapieeffektes auch verstärkt Nebenwirkungen beobachtet, die auf eine geringe Verträglichkeit .αiriickzuführen sind. Als ein klassi- sches Beispiel der Kombinationtherapie kann hier die Behandlung der HιV-rnfizier- ten bzw. das Therapieschema der AIDS Patienten aufgeführt werden.
Im Bereich der Antiinfektiva Forschung zum Beispiel, kann ein Wirkstoff, der simultan zwei essentielle Targets im Vermehrungszyklus eines Pathogens inhibiert, einen verstärkten Therapieeffekt entfalten. Diese Wirkungsverstärkung basiert auf kumulativen, inhibitorischen Effekten wie das in der Vergangenheit für den analogen Fall der Kombinationstherapie, die häufig der (ein Molekül Chemo-) Monotherapie, bei welcher der Wirkstoff des Therapeutikums in der Regel nur eine relevante Bindungstasche eines Proteins oder einer Untereinheit eines Proteinkomplexes modu- liert, überlegen ist, gezeigt wurde. Bindet der Wirkstoff im Bereich der Kontaktstelle von zwei Targets so kann häufig eine stärkere Bindung aufgrund von Aviditäts- effekten festgestellt werden. Die besseren Bindungseigenschaften und oder die kummulativen inhibitorischen Effekte resultieren in einer überlegenen therapeutischen Wirkung, die sich idealerweise ohne Nebenwirkungen entfaltet, d.h. durch eine sehr gute Verträglichkeit auszeichnet. Für den Patienten bedeutet das erfreulicherweise in der Konsequenz niedrigere Dosen.
Die Heφesviridae entwickelten sich in der Evolution über Millionen von Jahren und sind in der Natur sehr weit verbreitet. Mitglieder dieser Familie wurden im Men- sehen, nicht-humanoiden Primaten und den meisten anderen Säugetieren und Verte- braten nachgewiesen (Virology, 1996, Fields et al. Lippincott-Raven Publishers, Philadelphia, PA 19106, USA). Bei den Heφesviren handelt es sich um umhüllte, doppelsträngige DNA Viren, die permissive Zellen infizieren, welche auf ihrer Zelloberfläche neben negativen Ladungen des Heparansulfates und oder der Glykosami- noglycane zusätzlich noch den sogenannten herpes viral entry mediator tragen. Eine bemerkenswerte Eigenschaft der Viren ist ihre Fälligkeit, eine lebenslange Latenz im
infizierten Wirt auszubilden und bei endogenen oder externen Stimuli aus dem Pool der latent infizierten Zellen mehr oder weniger häufig zu reaktivieren und rekurrente Infektionen auszulösen.
Acht humane Heφesvirusen (HHVl to HHV8) wurden bislang beschrieben. Die viralen Genome (~ 125-230 kbp Information) wurden sequenziert und in den gängigen Datenbanken, die auch über das Internet verfügbar sind, hinterlegt (GeneBank, EMBL database etc.). Hohe Sequenzhomologien wurden beim Vergleich der Genome identifiziert. Im besonderen trifft dieses auf die für die Helikase und Primase kodierenden Gene zu; das bedeutet, daß die Replikationsmaschinerie unter den Heφes Viren hochkonserviert ist aber beim Vergleich mit eukaryontischen Genen klar von der DNA Replikation des Wirtes abgegrenzt werden kann. Die Genome kodieren für mehr als 50 Leserahmen, die für den Vermehrungszyklus der Viren in vitro und oder in vivo essentiell sind. Zahlreiche Publikationen diskutieren die Relevanz oder die Eignung dieser potentiellen Targets für eine erfolgreiche anti- virale Therapie. Die Funktion des Helikase-Primase Enzymkomplexes im Replika- tionszyklus und dessen Eignung als Target für eine effiziente antivirale (Che o) Therapy einer Heφes-viralen Infektion ist bereits veröffentlicht (Heφes Simplex Virus Replication, 1997, Annual review of Biochemistry, Boehmer PE & Lehmann IR, 66, 347-384; The Structure and function of the HSV DNA replication proteins: defining novel antiviral targets, 1993, Antiviral Research, Matthews JT, Terry BJ, Field AK, 20, 89-114).
Aufgrund von ähnlichen biologischen Eigenschaften wurden die Heφesviren in 3 Subfamilien, und zwar in α-(HHVl bis 3), ß-(HHV5 bis 7), und γ-(HHV4 und
HHV8) Heφesviren, eingeteilt. Trivialnamen wurden auf Grundlage der klinischen Symptome des Krankheitsbildes oder einfach aus historischen Gründen wie folgt abgeleitet: Heφes simplex virus 1 und 2 (HSV-1 und -2 verursachen Heφes labialis und genitalis) stehen auch fiir HHVl und 2, das Varicella Zoster Virus (VZV ist der Erreger der Windpocken und der Gürtelrose) wird synonym mit HHV3 und das
Epstein-Barr- Virus (EBV) und das Cytomegalievirus (HCMV) werden synonym mit der Bezeichnung HHV4 und 5 benutzt.
Innerhalb einer Population liegt der Anteil der mit einem oder mehreren Heφes Viren Infizierten zwischen weniger als 10 und mehr als 90 % abhängig von der
Altersgruppe, dem Geschlecht, dem sozialen Status, geographischen Aspekten und natürlich davon welches Heφesvirus untersucht wird. Gerade weil es sich bei einigen Heφesviren um ubiquitär vorkommende Pathogene handelt, die eine Reihe von Krankheiten auslösen, welche von leichten Symptomen, die nur die normalen Tages- aktivitäten beeinträchtigen, bis hin zu Visus oder lebensbedrohlichen Erkrankungen reichen kann; insbesondere seien hier die bei immunsupprimierten Patienten die Keratitis, eine generalisierte Virämie oder bei AIDS Patienten eine Retinitis, bei Schwangeren der Abort und bei Neugeborenen eine Hepatitis, Enczephalitis oder Taubheit genannt; ist ein starker medizinischer Bedarf an einer sicheren und wirksa- men Medikation vorhanden und es wurden umfangreiche Forschungsprogramme aufgelegt, um neue, effektivere Virustherapeutika zu finden.
Zovirax™ (Acyclovir), ein selektiver und spezifischer Inhibitor der Heφes Virus Replikation, war Ende der 70iger Jahre des 20. Jahrhunderts der erste Meilenstein in der Entwicklung antiviraler Wirkstoffe. Neue Abkömmlinge dieses kommerziell sehr erfolgreichen Nukleosids sind Penciclovir oder die or pharmakokinetisch optimierten Pro-drugs Valacyclovir und Famciclovir, die dem Patienten bequemere Dosis oder Theφieregime eröffnen, wurden Mitte bis Ende der 90iger Jahre ausgeboten. Nukleoside sind heute in Ermangelung einer Alternative in der Tat die Therapeutika der Wahl bei Heφes Infektionen. Bei den Nukleosiden handelt es sich jedoch um sogenannte Pro-drugs, die zuerst durch die virale Thymidin-Kinase (TK) phosphory- liert und dann nachfolgend von zellulären Kinasen umgesetzt werden müssen, damit der eigentliche Wirkstoff das Nukleosidtriphosphat die Aktivität der viralen DNA- polymerase hemmen kann. Weist der Virus keine funktionell aktive TK auf, wie das zum Beispiel bei resistenten HHVl Mutanten, bei TK negativen Viren wie HCMV oder Viren, die nicht über eine optimale Primärstruktur mit Bezug zur viralen DNA-
Polymerase aufweisen, der Fall ist, so kann der Wirkstoff nicht sein volles Potenital entfalten, der Selektivitätsindex ist deutlich reduziert und höhere Dosen müssen appliziert werden, die wiederum zu vermehrten Nebenwirkungen führen können. Da es sich bei den Nucleosiden und Nukelotiden um obligate oder nicht-obligate Termi- natoren der DNA-Polymerization handelt, besitzen sie mutagenes Potential was für das Nucleosid Cymevene™ (Ganciclovir) umfangreich dokumentiert ist. Zusam- mengefast kann man feststellen, daß eine mögliche Breitbandspektrum anti-Heφes Aktivität, die Wirksamkeit der Medikamente besonders bei spät einsetzender Therapie, die Arzneimittelsicherheit und das Auftreten von Nukleosid-resistenten Viren, die anvisierten Ziele für die nächste Generation von Therapeutika, die auf neuen
Wirkmechanismen beruhen, klar umreissen.
Eine neue Option, der ternäre Heφes Helikase Primase Komplex bestehend aus UL5, UL 8 und UL 52, ist bekannt (Ann. Ref. Biochem. 1990, 59, 289-329), ebenso wie seine Eignung als Anti-Heφes-Target (Antiviral Research 20, 1993, 89-114.
Inhibitoren der Heφes-Helicase-Primase sind ebenfalls bekannt aus J. Med. Chem. 1995, 38, 1811-1819.
Die Patentanmeldung WO 97/24343 beschreibt eine Methode, um Inhibitoren mit anti-heφes Eigenschaften zu identifizieren, die dadurch gekennzeichnet ist das Verbindungen ausgewählt werden, die, sofern sie and den DNA-Helikase-Primase Komplex binden, den DNA-Enzymkomplex stabilisieren. Es wird angenommen, daß diese Inhibitoren an allosterische Bindungsstellen auf dem UL5 oder UL52 Genprodukt der HSV Helikase-Primase oder homologer heφes viraler Enzymkomplexe binden, und somit den Stabilisierungseffekt auslösen. Diese allosterische Bindungstasche soll im Bereich der A-B Sequenz auf der UL52 Untereinheit lokalisiert sein und die Inhibition wird durch Blockierung eines terminalen Zinkfingers auf einer katalytischen Untereinheit des Heφes Helikase-Primase vermittelt. Ein entscheidender Nachteil dieser Methode ist es, daß häufig Verbindungen identifiziert werden, die nicht den notwendigen Selektivitätsindex in vitro oder die gewünschte Verträglichkeit in vivo
aufweisen, und in der Konsequenz in der Regel nicht für die Behandlung von Heφes Infektionen aufgrund der nicht gewährleisteten Arzneimittelsicherheit eingesetzt werden können.
Die Anmeldung WO 99/42455 und die Veröffentlichung von Spector, F.C., Journal of Virology 1998, Vol 72, No 9, pages 6979-6987 beschreibt Verbindungen die exklusiv an die UL5 Untereinheit des Helikase-Primase Enzymkomplexes binden, was durch umfangreiche Mutationsanalyse von mindestens 25 unterschiedlichen UL5 Mutanten nachgewiesen wird. Es wird weiterhin festgestellt, daß z.B Tl 57602 als Verteter dieser Verbindungsklasse weder ATP noch DNA kompetitiv vom Enzymkomplex verdrängt. Substituierte Thiazolylphenylderivate sind bemerkenswerterweise auch als essentielles und zentrales Strukturmotiv für die Verbindungen der oben zitierten Anmeldung WO 97/24343 beschrieben.
Obwohl der Helicase-Primase-Komplex schon geraume Zeit bekannt ist und ein dringendes Bedürfnis nach neuen antiviralen Targets vorherrscht (Antiviral Research, 20, 1993, 89-114), konnte trotz diverser Patentanmeldungen auf diesem Gebiet bisher keine Klasse von geeigneten Verbindungen identifiziert werden, die es bis zur Marktreife geschafft hätte. Dies ist neben mangelnder Aktivität zum großen Teil auf das Auftreten starker Nebenwirkungen zurückzuführen.
Ziel dieser Erfindung ist es deshalb ein Verfahren bereitzustellen, mit dem nicht nur alternative oder wirksamere Verbindungen identifiziert werden können, sondern vor allem Wirkstoffe mit einem verbesserten Selektivitätsindex in vitro und einer überle- genden Verträglichkeit mit Bezug zum Stand der Technik gefunden werden können.
Ein weiterer Aspekt dieser Erfindung ist es Wirkstoffe zu identifizieren und bereitzustellen, die zur Therapie von Infektionen eingesetzt werden können, die durch Nukleosid/Nukleotid resistente Heφes Viren ausgelöst werden.
Es wurde nun überraschend gefunden, dass sich Arzneimittel, die die nachfolgend aufgeführten Merkmale bzw. Eigenschaften aufweisen und den Heφes-Helikase-
Primase Komplex in einer hier beschriebenen neu gefundenen Art und Weise inhibi- ieren zur Behandlung von Heφes-Infektionen geeignet sind.
Die vorliegende Erfindung löst die oben beschriebene Problemstellung indem Arzneimittel, die unkompetitive Inhibitoren der Heφes-Helicase-Primase enthalten, zur Verfügung gestellt werden.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform, sind die Arzneimittel nach dadurch gekennzeichnet, daß die Helicase-Primase mindestens 50 % homolog ist zur Heli- case-Primase des Heφes-Simplex- Virus 1, bezogen auf die Nukleotid-Sequenz oder die Aminosäure-Sequenz, je nachdem was höher ist.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform, sind die Arzneimittel dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei dem Helikase-Primase tragenden Virus um Heφes- Simplex- Virus 1 handelt.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform, sind die Arzneimittel dadurch gekennzeichnet, dass solche in dem Arzneimittel enthaltenden Verbindungen ausgewählt werden, die die Fähigkeit besitzen, gleichzeitig an die Helikase und die Primase Untereinheit des Helikase-Primase Komplexes zu binden.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform, sind die Arzneimittel dadurch gekennzeichnet, dass solche in dem Arzneimittel enthaltenden Verbindungen ausgewählt werden, die die Fähigkeit besitzen, die DNA-abhängige NTPase Aktivität der Helikase-Primase zu inhibieren.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform, sind die Arzneimittel dadurch gekennzeichnet, dass solche in dem Arzneimittel enthaltenden Verbindungen ausgewählt werden, die die Fähigkeit besitzen, die Replikation eines Heφes Virus zu inhi- bieren.
In einer weiteren bevorzugten Ausfuhrungsform, sind die Arzneimittel dadurch gekennzeichnet, dass solche in dem Arzneimittel enthaltenden Verbindungen ausgewählt werden, die die Fähigkeit besitzen, die Replikation eines Heφes Virus in Zellkultur bei einer Konzentration von 10 μM um mindestens 50 % zu inhibieren.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform, sind die Arzneimittel dadurch gekennzeichnet, dass solche in dem Arzneimittel enthaltenden Verbindungen ausgewählt werden, die die Fähigkeit besitzen die Replikation eines Heφes Virus in Zellkultur bei einer Konzentration von < 500 nM um mindestens 50 % zu inhibieren.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform, sind die Arzneimittel dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei dem Helikase-Primase tragenden Viren um PRV oder BHV handelt.
In einer bevorzugten Ausführungsform ist ein Verfahren zum Identifizieren von Verbindungen mit Anti-Heφes-Aktivität beschrieben, daß dadurch gekennzeichnet ist, daß die Verbindungen auf ihre Fähigkeit, die Helikase-Primase zu inhibieren, getestet werden und solche Verbindungen ausgewählt werden, die den Helikase-Primase Enzymkomplexes unkompetitiv inhibieren.
In einer weiteren Ausführungsform betrifft die Erfindung Verbindungen, die nach irgendeiner hier beanspruchten Methode oder Verfahren identifiziert wird.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist die Erfindung dadurch gekenn- zeichnet, daß die Verbindung kein Nukleosid oder Nukleotid ist.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform betrifft die Erfindung Verbindungen, die zur Herstellung von Medikamenten zur Behandlung und Prophylaxe von Heφes Infektionen verwendet werden.
In einer weiteren bevorzugten Ausfuhrungsform betrifft die Erfindung Arzneimittel oder pharmazeutische Formulierungen, die Verbindungen entsprechend den oben aufgeführten Methoden oder Verfahren enthalten.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform beschreibt die Erfindung ein Verfahren zur Behandlung und Prophylaxe von Heφes Infektionen in Säugern, daß dadurch gekennzeichnet ist, daß dem Säuger, der eine derartige Therapie benötigt, eine therapeutisch wirksame Menge des hier beanspruchten Arzneimittels oder der pharmazeutischen Formulierung verabreicht wird.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform betrifft die Erfindung Arzneimittel, die dadurch gekennzeichnet sind, daß sie Verbindungen enthalten, die folgende allgemeine Strukturformel (I) aufweisen,
Z-Y-A-X-SO2NR , l1τR>2 (I), worin
Z für (C6-C1o)-Aryl, das gegebenenfalls durch 1 bis 3 Substituenten, ausgewählt aus (CrC Alkanoyl, ( -C^-Alkoxy, (Ct-C6)-Alkyl, Halogen, ( -C^Al- koxycarbonyl, Nitro, Halogen(Cι-C6)alkyl, Halogen(C_-C6)alkoxy, Amino, (C1-C6)Alkylthio, Hydroxy, Carboxyl, Carbamoyl, Mono- oder Di(Cι-
C6)alkylaminocarbonyl, Mono- oder Di(C.-C6)alkanoylamino, (CrC^Al- koxycarbonylamino, (Cι-C6)Alkylsulfoxy, (C.-Cö^Alkylsulfonyl, Tr^d-Cö)- alkylsilyloxy, einem gegebenenfalls über ein Stickstoffatom gebundenen 3- bis 8- gliedrigen gesättigten oder ungesättigten, nicht aromatischen mono- oder bicyclischen Heterocyclus mit bis zu 3 Heteroatomen aus der Reihe S, N und/oder O, und/oder Cyano substituiert sein kann, oder
Z steht für einen gegebenenfalls über ein Stickstoffatom gebundenen 5- bis 6- gliedrigen aromatischen Heterocyclus mit bis zu 3 Heteroatomen aus der Reihe S, N und/oder O, der gegebenenfalls durch 1 bis 3 Substituenten,
ausgewählt aus (C1-C6)Alkanoyl, (C1-C6)-Alkoxy, (Cι-C6)-Alkyl, Halogen, (Cι-C6)Alkoxycarbonyl, Nitro, Halogen(Cι-C6)alkyl, Halogen(C;ι-C6)alkoxy, Amino, (C_-C6)Alkylthio, Hydroxy, Carboxyl, Carbamoyl, Mono- oder Di(Cι-C6)alkylaminocarbonyl, Mono- oder Di(Cι-C6)alkanoylamino, (Ci- C6)Alkoxycarbonylamino, (Cι-C6)Alkylsulfoxy, (CrC6)Alkylsulfonyl, einem gegebenenfalls über ein Stickstoffatom gebundenen 3- bis 8- gliedrigen gesättigten oder ungesättigten, nicht aromatischen mono- oder bicychschen Heterocyclus mit bis zu 3 Heteroatomen aus der Reihe S, N und oder O, und/oder Cyano substituiert sein kann, oder
Z steht für einen gegebenenfalls über ein Stickstoffatom gebundenen 3- bis 8- gliedrigen gesättigten oder ungesättigten, nicht aromatischen, mono- oder bicychschen Heterocyclus mit bis zu 3 Heteroatomen aus der Reihe S, N und/oder O, der gegebenenfalls durch 1 bis 3 Substituenten ausgewählt aus Oxo, Halogen, Hydroxy, (Q-C^-Alkoxycarbonyl, (C.-C6)-Alkoxy- carbonylamino, (Cι-C6)-Alkyl, Halogen(Cι-C6)alkyl und Hydroxy(C1-C6)- alkyl substituiert sein kann, oder
Z steht für -OR19, -NR20R21 oder -CO-NR22R23 ,
worin
R Phenyl bedeutet, das seinerseits gegebenenfalls durch eine Gruppe der Formel -NR24R25 substituiert ist,
worin
R24 und R25 gleich oder verschieden sind und Wasserstoff, (C Cö)- Alkyl oder (Cι-C6)-Acyl bedeuten,
oder
R19 (C.-C6)-Alkyl oder (C3-C8)-Cycloalkyl bedeutet, das gegebenenfalls ein- bis dreifach durch Hydroxy und/oder Halogen substituiert ist,
R20 und R21 gleich oder verschieden sind und Wasserstoff, Carbamoyl, Mono- oder Di(Ci-C6)a_kylammocarbonyl, Phenyl, (C1-C6)-Acyl oder (Ci- C6)-Alkyl bedeuten,
wobei zuvor genanntes (Cι-C6)-Alkyl gegebenenfalls durch (Cι-C6)-
Alkoxy, (Cι-Ce)-Acyl, durch Phenyl oder durch einen 5- bis 6- gliedrigen aromatischen Heterocyclus mit bis zu 3 Heteroatomen aus der Reihe S, N und/oder O substituiert ist,
wobei zuvor genanntes Phenyl und zuvor genannter aromatischer
Heterocyclus gegebenenfalls ein- bis dreifach gleich oder verschieden durch Halogen und/oder Hydroxy substituiert sind, und
R22 und R23 gleich oder verschieden sind und Wasserstoff oder (d-C^-Alkyl bedeuten,
für (C6-Cιo)-Aryl, einen 5- bis 6-gliedrigen aromatischen Heterocyclus, einen 5- bis 6-gliedrigen aromatischen benzokondensierten Heterocyclus, einen gegebenenfalls über ein Stickstoffatom gebundenen 3- bis 8- gliedrigen ge- sättigten oder ungesättigten, nicht aromatischen Heterocyclus steht
und gegebenenfalls mit ein bis drei Substituenten substituiert sein kann, die aus der Gruppe ausgewählt werden, die aus
Halogen, (d-C6)-Alkoxy, (d-C^-Alkoxycarbonyl, (CrC^-Alkylthio, Hydroxy, Carboxyl, partiell fluoriertem (C_-C6)-Alkoxy mit bis zu 6 Fluoratomen, (d-C6)-Alkyl,
A für eine Gruppe der Formeln -CR4 R5'-C(O)-CR4R5- , -CR4 R5'-C(O)-NR9- ,
-NR9'-C(O)-CR4R5- oder-NR9'-C(O)-NR9- steht,
woπn
R4, R4 ,R5, R5 , R9 und R9 gleich oder verschieden sind und für Wasserstoff,
(d-C6)-Alkyl, (C2-C6)-Alkenyl, (d-C6)-Alkoxy-(Cl-C6)-Alkyl, oder (C3-C8)-Cycloalkyl stehen,
X für (C6-C1o)-Aryl, einen 5- bis 6-gliedriger aromatischen Hetero- cyclus, einen 5- bis 6-gliedrigen aromatischen benzokondensierten
Heterocyclus, einen gegebenenfalls über ein Stickstoffatom gebundenen 3- bis 8- gliedrigen gesättigten oder ungesättigten, nicht aromatischen Heterocyclus steht,
R1 und R2 gleich oder verschieden sind und für Wasserstoff, (Cι-C6)-
Alkyl oder (C3-C8)-Cycloalkyl stehen,
wobei der Winkel A-X-SO2, 153° ± 15 % beträgt und die Verbindung eine Molmasse von kleiner als 500 g/mol aufweist,
und deren Salze.
Die hier dargelegte Erfindung löst die oben aufgeführten Probleme bzw. erfüllt die gesteckten Ziele für neue Therapeutika, indem Verfahren zur Identifizierung neuer (nicht-nukleosidischer) Wirkstoffe, die direkt die enzymatische Aktivität des Heφes
Helikases Primase Komplexes auf eine neue hier erstmalig beschriebene Art und
Weise inhibieren, beschrieben werden. Die Inhibition dieses essentiellen Enzymkomplexes führt bei geeigneter Struktur der Verbindung, die hier durch ein gene- risches Pharmakophormodel neben Beispielhaft konkret aufgeführten Wirkstoffen offenbart wird, nicht nur zur Inhibition der DNA replication sondern auch insbeson- dere zur Inhibition der Heφesvirus Replikation in vitro und in vivo. Darüber hinaus, gerade weil der Enzymkomplex der Helikase-Primase bei der Familie der Heφes viridae hoch konserviert ist, konnten mit der vorliegenden Erfindung eine Breitbandspektrum anti-Heφesvirus Aktivität der Verbindungen zeigen (Tabelle 1). Die selektive Wirkung der Inhibitoren auf Mitglieder der Familie der Heφesviren und insbe- sondere gegen Acyclovir-resistente Heφesvirusen, in Kombination mit einem geeigneten Sicherheitsprofil machen diese Wirkstoffe zu einem seit Jahren gewünschten Agens, um Heφes Infectionen zu behandeln.
Der Begriff "Heφes", sofern er im Kontext dieser Erfindung gebraucht wird, schließt alle Viren der Familie der Heφes Viren ein und umfaßt insbesondere die Heφesviren, die für Helikase-Primase Proteine kodieren. Dies gilt besonders für Proteine, die homolog sind mit Bezug zur Heφes Helikase-Primase des HSV Virus. Insbesondere gilt dies für solche, bei denen die Helikase oder Primase mindestens 50 % homolog zur Helikase oder Primase des Heφes simplex Virus 1 ist, basierend auf der Nukleo- tid oder Aminosäure-Sequenz, je nachdem was höher ist. Zur Familie der Heφesviren gehören zum Beispiel HHV-1 bis HHV-8, EHV, BHV, PRV usw.
Die Heφes simplex Viren 1 and 2 werden entsprechend ihrem Serotyp bezeichnet die auf Basis spezifischer monoklonaler Antiköφerreaktionen charakterisiert sind.
Der Begriff Helikase-Primase bezieht sich auf den Helikase-Primase Enzymkomplex, der zur Replikation der viralen DNA notwendig ist. Im Falle der Heφes simplex Viren besteht dieser Erizymkomplex aus den Proteinen der Gene UL5, UL8 und UL52 oder zumindest den (notwendigen oder essentiellen) UL5 und UL52 Genpro- dukten; handelt es sich um weitere Mitglieder der Heφesfamilie, so wird Bezug auf die korrespondierenden Homologe genommen.
Der Begriff Helikase bezeichnet die Untereinheit des Helikase-Primase Komplex der an der viralen DNA-Replikation beteiligt ist. Im Falle der Heφes simplex Viren handelt es sich hierbei um das UL5 Genprodukt; handelt es sich um weitere Mitglieder der Heφesfamilie, so wird Bezug auf die korrespondierenden Homologe genommen.
Der Begriff Primase bezeichnet die Untereinheit des Helikase-Primase Komplex der an der viralen DNA-Replikation beteiligt ist. Im Falle der Heφes simplex Viren han- delt es sich hierbei um das UL52 Genprodukt; handelt es sich um weitere Mitglieder der Heφesfamilie, so wird Bezug auf die korrespondierenden Homologe genommen.
Die Abkürzung moi steht für „multiplicity of infection" und ist der Quotient der Zahl der infektiösen Partikel oder Zellen des Pathogens dividiert durch die Zellzahl der zu infizierenden Zellen.
(MOI = Zellzahl oder Zahl der infektiösen Partikel des Erregers / Zahl der Zellen, die infiziert werden).
Der Begriff IC50 oder EC50 beschreibt die Konzentration oder die Menge an Wirkstoff, die benötigt wird um eine 50%ige Inhibition in einem gegebenen Testsystem zu erreichen oder die effektive Konzentration, die benötigt wird um ein halbmaximales Signal in einem Assay zu erreichen.
Der Begriff Selektivitätsindex (SI) bezieht sich auf den Quotient der Konzentrationen, bei der die Zellvitalität auf 50 % gegenüber der Zellkontrolle reduziert ist, dividiert durch die Konzentration, bei der die anti-mikrobielle Wirkung mindestens 50 % einer maximal möglichen Inhibition der Erregervermehrung erreicht, d.h. SI = (CC50/IC50). Je größer diese Zahl ist, um so größer ist die Verträglichkeit der Ver- bindung. Bevorzugt werden Verbindungen mit SI- Werten größer 10.
Der Begriff therapeutischer Index (TI; Verträglichkeit) bezieht sich auf einen Quotient der lefhalen Dosis (LD; lethal dose) bei der 50 % der Versuchstiere aufgrund der Substanzwirkungen sterben und der effektiven Dosis (ED; effective dose) bei der 50 % der Versuchtiere die Infektion überleben TI = (LDso/ED5o).
Der Begriff Formulierung mit Bezug zu Wirkstoffen beschreibt eine pharmazeutische Zusammensetzung, die aus nicht-toxischen, generell inerten Hilfsstoffen und Träger- materialen, die keinen negativen Effekt auf die Wirkung des aktiven Bestandteil verursachen, besteht, sondern vielmehr eine optimale Applikation des Wirkstoffes mit Bezug zur Pharmakokinetik und Pharmakodynamik erlauben.
Der Begriff inhibieren beschreibt, wenn er im Zusammenhang mit der enzymatischen Aktivität Verwendnung findet, die Inhibition der maximal möglichen Enzymaktivität um mindestens 50 % bei einer Konzentration von etwa IC5υ = 100 μM oder weniger und bevorzugt bei einer Konzentration die so niedrig wie möglich ist in einem entsprechenden in vitro Assay der zur Bestimmung der enzymatischen Aktivität eingesetzt wird.
Der Begriff unkompetitive Hemmung beschreibt einen seltenen Hemmtyp, bei wel- chem der Hemmstoff an den Enzym-Substrat-Komplex bindet Bei diesem Hemmtyp ändert sich die Maximalgeschwindigkeit, Km bleibt im Rahmen der experimentellen Unsicherheit unverändert. Der Begriff unkompetitiv schließt ausdrücklich die partiell unkompetitiven Hemmtypen mit ein.
Der Begriff inhibieren beschreibt, wenn er im Zusammenhang mit dem in vitro viralen Replikationassay gebraucht wird, generell die Inhibition des Mikrobenwachstums um ca. 50 % bei einer Konzentration von IC50 = 100 μM oder geringer und bevorzugt eine Konzentration, die so niedrig ist wie möglich, um den Wert zu erreichen.
Der Begriff Target bezieht sich hier in der Regel auf das Zielmolekül, welches gegebenenfalls durch Wirkstoffe in seiner Aktivität moduliert wird. Das Target ist allge-
meiner gesprochen häufig ein Genprodukt, das essentiell an der Entstehung eines Krankheitsbildes beteiligt ist.
Der Begriff der Mutation in einem Target beschreibt eine Mutation in einem Gen, die zu einer Änderung der Aminosäuresequenz des entsprechenden Protein führt.
Der Begriff Reduktion mit Bezug zum Verlust der Erhöhung oder Erniedrigung der Aktivität wird verwendet, wenn die Änderung der Aktivität signifikant ist, besser den Faktor 2 erreicht und bevorzugt sich um eine Größenordnung ändert.
(C.-C6)-Alkyl steht zweckmäßig für einen geradkettigen oder verzweigten Alkylrest mit 1 bis 6 Kohlenstoffatomen. Bevorzugt ist ein geradkettiger oder verzweigter Alkylrest mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen (Cι-C4). Beispielsweise seien genannt: Methyl, Ethyl, n-Propyl, Isopropyl, n-Butyl, sek.-Butyl, tert.-Butyl, n-Pentyl und n- Hexyl. Besonders bevorzugt ist ein geradkettiger oder verzweigter Alkylrest mit 1 bis
3 Kohlenstoffatomen ((C1-C3)Alkyl).
(C6-Cιo)-Aryl steht im allgemeinen für einen aromatischen Rest mit 6 bis 10 Kohlen- stoffatomen. Bevorzugte Arylreste sind Phenyl und Naphthyl.
(C3-C8)-Cycloalkyl steht im Rahmen der Erfindung für Cyclopropyl, Cyclopentyl, Cyclobutyl, Cyclohexyl, Cycloheptyl oder Cyclooctyl. Bevorzugt seien genannt: Cyclopropyl, Cyclopentyl und Cyclohexyl. Die Bedeutung von (C3-C6)Cycloalkyl steht entsprechend zweckmäßig für Cyclopropyl, Cyclopentyl, Cyclobutyl, Cyclo- hexyl.
Ein 5- bis 6-gliedriger aromatischer Heterocyclus mit bis zu 3 Heteroatomen aus der Reihe S, O und/oder N steht beispielsweise für Pyridyl, Pyrimidyl, Thienyl, Furyl, Pyrrolyl, Thiazolyl, N-Triazolyl, Oxazolyl oder nidazolyl. Bevorzugt sind Pyridyl, Furyl, Thiazolyl und N-Triazolyl.
Ein 5- bis 6-gliedriger aromatischer benzokondensierter Heterocyclus mit bis zu 3 Heteroatomen aus der Reihe S, O und/oder N steht beispielsweise für Benz- imidazolyl.
Ein gegebenenfalls über ein Stickstoffatom gebundener 3- bis 8- gliedriger gesättigter oder ungesättigter, nicht aromatischen Heterocyclus mit bis zu 3 Heteroatomen aus der Reihe S, N und/oder O schließt z.B. Moφholinyl, Piperidinyl, Piperazinyl, Methylpiperazinyl, Thiomoφholinyl oder Pyrrolidinyl ein sowie 3-, 7- und 8-gliedrige Heterocyclen, wie z.B. Aziridine (z.B. 1-Azacyclopropan-l-yl), Azetidine (z.B. 1-Azacyclobutan-l-yl) und Azepine (z.B. 1-Azepan-l-yl) ein. Die ungesättigten Vertreter können 1 bis 2 Doppelbindungen im Ring enthalten.
Die in dieser Patentanmeldung beschriebenen Verbindungen bzw. die Pharma- kophorformel sowie der Wirkmechanismus der Substanzen ist neu und kann klar insbesondere gegen die Anmeldungen WO 97/24343, WO 99/42455 sowie alle bis zur Priorität veröffentlichten Publikationen abgegrenzt werden. Während die in der Anmeldung WO 97/24343 offengelegten Substanzen an eine allosterische Bindungsstelle auf dem UL5 oder dem UL52 Genprodukt der HSV Helikase Primase binden, und somit die Bindung Enzymkomplexes an das DNA-Substrat verstärken bzw. sta- bilisieren (den Autoren zufolge liegt diese allosterische Bindungsstelle innerhalb der sogenannten A-B Sequenz auf der UL52 Untereinheit und der inhibitorische Effekt wird durch Modulation eines terminalen Zinkfingermotivs auf einer katalytischen Untereinheit des Heφes Helikase-Primase Komplexes verursacht), binden die in der Anmeldung WO 99/42455 veröffentlichten Substanzen exklusiv an die UL5 Unter- einheit des Komplexes, was explizit in der Veröffentlichung von Spector, F.C., Journal ofVirology 1998, Vol 72, No 9, pages 6979-6987 festgestellt wird.
Geeignete Verbindungen, die entsprechend dem oben genannten Mechanismus den
Helikase-Primase Komplex inhibieren, können identifiziert werden, indem die Fähigkeit der Substanzen auf Bindung an die Helikase (Untereinheit) und oder die
Primase (Untereinheit) des Helikase-Primase Komplexes geprüft wird. Bevorzugt
wird die Fälligkeit der Wirkstoffe die Enzym-assoziierte DNA-abhängige NTPase Aktivität der Heφes Helikase-Primase (wie zum Beispiel Helikase-Primase des Heφes simplex virus) zu inhibieren geprüft, was vorteilhafterweise technisch mittels eines Hochdurchsatzscreenings (HTS, high throughput screening) durchgeführt wird. Alternativ kann auch die Fähigkeit der Substanzen die virale Replikation in einem in vitro Zellkultursystem zu inhibieren getestet werden und anschließend die Substanzen ausgewählt werden, die die DNA abhängige Hydrolyse relevanter Nukleotide unkompetitiv inhibieren.
Zahlreiche Methoden sind beschrieben, um direkt die Bindung von Molekülen an
Proteine zu messen, jedoch erfordern viele dieser Testsysteme, um zu quantitativen Ergebnissen zu gelangen, gereinigtes Protein oder zumindest eine angereicherte Fraktion. Es sollte an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, daß nicht alle an das Protein oder Enzym bindenden Moleküle die Funktion des Targets in der gewünsch- ten Art und Weise modulieren.
Der enzymatische Assay kann einfach durchgeführt werden, aber das Enzym muß funktionell aus einer Heφes infizierten Zellkultur gereinigt werden. Alternativ können die Gene des Enzymkomplexes mit gentechnologischen Methoden in ein ent- sprechendes Expressionssystem Moniert und dann exprimiert werden. Wird das
Enzym ftinktionell produziert, so muß es mit den gängigen Aufreinigungstechniken angereichert oder bevorzugt rein dargestellt werden.
Ein viraler Replikationsassay kann sehr einfach wie in dieser Anmeldung beschrie- ben in einem Zellkultursystem durchgeführt werden. Dieser Assay ist möglicherweise sensitiver als die genannten enzymatischen Testsysteme, weil die Virusver- mehrung in Zellkultur das reale Infektionsgeschehen am besten simuliert und gegebenenfalls die Zahl der Enzymmoleküle niedriger ist mit Bezug zum Inhibitor als im Enzymassay. Werden Inhibitoren der Virusreplikation identifiziert, so müssen jedoch weitere Methoden wie z.B das Herstellen von Mutanten mit anschließender Genomsequenzierung in Kombination mit einer Komplementationsanalyse angewendet wer-
den, um den Wirkmechanismus aufzuklären bzw. das zugrundeliegende Target (im vorliegenden Beipiel die virale Helikase-Primase) zu identifizieren.
Wirkstoffe, die einen Effekt im Enzymassay zeigen oder die Virusreplikation im Zellkultursystem hemmen, können näher in einem Test charakterisiert werden, der
Rückschlüsse auf die Bindungseigenschaften des Moleküls an den Helikase-Primase Komplex erlaubt. Andererseits können Verbindungen die einen Effekt im Bindungstest hervorrufen nachfolgend mittels eines Enzymtestes funktioneil genauer untersucht oder auf Hemmung der Virusreplikation in Zellkultur geprüft werden. Auch wenn die nachfolgend beschriebenen Testsyteme in einer möglichen Reihenfolge aufgeführt werden, so ist darunter nicht zu verstehen, daß alle Tests für eine erfolgreiche Identifizierung von Heφes Helikase-Primase hihibitoren in exakt dieser Reihenfolge durchgeführt werden müssen, sondern daß vielmehr die Zahl der verschiedenen Tests wie auch deren Reihenfolge im Ermessensbereich des Fachmannes liegt, um effizient zum Ziel zu gelangen.
Wiederum andere Testsysteme erlauben es festzustellen, ob ein gegebener Wirkstoff die Enzym-vermittelte RNA Primer Biosynthese inhibiert oder ob die Substanz die Helikaseaktivität des Komplexes moduliert.
DNA und zwar bevorzugt Einzelstrang-DNA mit einer entsprechenden Primase Konsensus Sequenz im Falle des Primase Assays oder ein DNA Substrat das eine Replikationgabel ähnliche Struktur ausbildet kann im Helikase Assay eingesetzt werden. Zahlreiche Optionen sind beschrieben und an dieser Stelle sei auf die Über- Sichtsliteratur (Boehmer PE & Lehmann IR 1997) oder die speziellen Publikationen
(High-Throughput Screening Assay for Helicase Enzymes, 1998, Analytical Bio- chemistry, M Sivaraja, H Giordano, MGPeterson, 265, 22-27) verwiesen
Bevorzugte oder geeignete Verbindungen, die in dieser Anmeldung beschrieben wer- den, interkalieren nicht in noch binden sie auf andere Weise direkt an doppel- strängige DNA.
In all den oben beschriebenen Verfahren kann die (nicht-nucleosidische) Verbindung auch auf die Fähigkeit geprüft werden, die Heφes Helikase-Primase vermittelte RNA Primer Biosynthese oder die or Helikase Aktivität zu inhibieren. Entscheidend ist jedoch, daß die in dieser Erfindung beschriebenen (nicht-nukleosidischen) Wirkstoffe auf ihre Fähigkeit geprüft werden, die Virusreplikation in Zellkultur bei einer Konzentration von weniger als 10 μM um mindestens 50 % zu inhibieren. Bevorzugt werden die Verbindungen ausgewählt, die bei so niedrigen Konzentrationen wie möglich die Virusreplikation hemmen. Es muß jedoch hierbei beachtet werden, daß diese Verbindungen auch die gewünschten phaπnakokinetischen pharmakodyna- mischen Eigenschaften aufweisen.
Es sollte nicht unerwähnt bleiben, daß die Verbindungen, die formulierten Wirkstoffe und die offenbarten Verfahren geeignet sind, um erfolgreich Heφesinfektionen, die nicht auf eine Nukleosidtherapie ansprechen und in der Regel durch Nukleosid- resistente Heφesviren ausgelöst werden, zu behandeln.
Dieser Aspekt der Erfindung schließt natürlich das Verfahren ein, Acyclovir-resis- tente Heφesinfektionen dadurch zu behandeln, daß dem infizierten Säugetier wirk- same Dosen einer der offenbarten Verbindungen, die gegebenenfalls entsprechend formuliert sein kann, verabreicht werden.
Unter Anwendung der oben beschriebenen Verfahren konnten Inhibitoren der Heφes Helikase-Primase erfolgreich identifiziert werden. Die spezifische und selektive Wir- kung der Verbindungen gegen Heφesviren in Kombination mit einem entsprechendem Sicherheitsprofil machen die Wirkstoffe zu dem gewünschten Agens um zukünftig Heφesinfektionen zu behandeln.
Anti-Herpes Aktivität und Testsysteme
Die antivirale Aktivität der Verbindungen kann mit biochemischen, microbiologischen und biologischen Verfahren gezeigt werden.
Diese Erfindung offenbart die Inhibition der viralen Replikation der Heφes Viren in Zellkultur, was exemplarisch für Mitglieder der Heφesfamilie wie HSV, BHV und PRV gezeigt wird (siehe Tabelle 1).
Der in Zellkultur durchzuführende HTS fähige virale Replikationstest liefert auf effizientere Art und Weise analoge Daten wie der sogenannte Plaque Reduction Assay und ist nachfolgend beschrieben.
Ein biochemisches Verfahren, um die Wirksamkeit der Verbindung gegen das virale Target Helikase-Primase zu demonstrieren, wird im Abschnitt biochemische Assay beschrieben. Dieser ATPase Assay ist nur eine der zahlreichen Optionen die dem Fachmann zur Verfügung stehen und Beispielsweise in ,,High-Throughput Screening Assay for Helicase Enzymes, 1998, M. Sivaraja, H. Giordano and M.G. Peterson, Analytical Biochemistry, 265, 22-27" aufgeführt sind. Weitere Testsysteme die dort in diversen Konfigurationen aufgeführt sind, eignen sich um festzustellen, ob gegebenenfalls Verbindungen direkt die Helikase oder die Primase Aktivität des Helikase-Primase Komplexes hemmen.
Der Nachweis eines therapeutischen Effektes der Verbindungen wird mittels eines in vivo Modells geführt. Das so bezeichnete lethal challenge Tiermodel sowie die
Applikationsdosen und Therapieregime sind unten detailiert zusammengefaßt.
Beschreibung der Tabellen
Tabelle 1 faßt die Hemmdaten des Helikase-Primase Enzymkomplexes (Ki Werte), Ergebnisse zum Wirkmechanismus, die IC50 und EC50 Hemmdaten der Virusreplika- tion der Wildtyp und Therapie-resistenten HSV Stämme, die ED50 Werte vom Wildtypvirus im Tiermodel und die relevanten Mutations- sowie Kreuzresistenzmuster zusammen.
Ein direkter Vergleich der in Zellkultur gewonnenen IC50 Werte zeigt, daß einige ausgewählte Verbindungen um mindestens eine Größenordnung potenter sind als der
Marktstandard Acyclovir (ZoviraxTM). Die in vivo erzielten Daten zeigen klar, daß sich diese in vitro gefundene Wirkung der Verbindungen in einer überlegenden Potenz und Wirksamkeit im Tiermodel wiederspiegelt. Die Beispielverbindungen hemmen Acyclovir resistente HSV-1 (F) Mutanten und Wildtyp HSV-1 F) mit nahezu identischen IC50 Werten. Breitbandspektrum anti-Heφes Aktivität wird mit den ausgewählten Verbindungen Beispiel 1, 4, 5, 6 und 7, die so unterschiedliche Heφes Viren wie z.B. das humane Heφes simplex Virus genauso wie das schweine (PRV) und Rinder (BHV) Tierheφesvirus hemmen, gezeigt. Diese Verbindungen sind auch gegen alle bislang getesteten klinischen Isolate wirksam (geprüft wurden 39 HSV-1 und 19 HSV-2 Isolate). Erstmalig wird offenbart, daß Verbindungen, die die Kriterien der oben aufgeführten Merkmale erfüllen oder mit anderem Worten ausgedrückt unter die nachfolgend aufgeführten Ansprüche fallen, neu sind mit Bezug zum Stand der Technik und den Therapiestandard im Tiermodel um mindestens eine Größenordnung übertreffen.
Assays und Testsvsteme
HSV-1 DNA-abhängiger ATPase Assay (dieser in vitro Assay erlaubt die Prüfung auf hihibition der HSV- 1 Helikase-Primase).
a) Herstellung und Aufreinigung des Enzyms
Der HSV-1 Helikase-Primase Heterodimer Enzymkomplex wurde mit Hilfe des rekombinanten Baculovirus Expressionssystems in doppelinfizierten Sf9 (Spodoptera frugiperda) Zellen. Ein rekombinantes Baculovirus codiert für das Helicasegen UL5 und das zweite Virus für das manipulierte Primasegen UL52-6xHis.
Die Gene wurden mittels PCR aus dem HSV-1 (F) Genom amplifiziert (American Tissue Culture Collection ATCC VR-733) und in das Baculovirus Moniert (UL5 -> pFASTBACl; UL52 -> pFASTHTb) wie dieses im Instruction Manual BAC-TO-
BAC Baculoviras Expression Systems, Life-Technologies ausführlich beschrieben ist. Der Heterodimere Enzymkomplex wurde mit der sogenannten IMAC-Chromato- graphy, wie in "Inhibition of Heφes Simplex Virus Replication by a 2-Amino Thia- zole via interactions with the Helicase Component of the UL-5-UL8-UL52 Complex", 1998, Journal of Virology, F.C. Spector, L. Liang, H. Giordano, M. Siva- raja and M.G. Peterson, 74:6979-6987 publiziert, aufgereinigt.
b) Der ATPase Assay :
Der aufgerefnigte heterodimere Helikase-Primase Komplex (200 ng) wurde mit 1 μg
DNA (Sigma D3287 oder D8681) in 20 mM HEPES (pH 7.6; 4-(2-hydroxyethyl)-l- piperazineethanesulfonic acid), 5 mM MgCl2, 0,2-5 mM ATP, 100 μg BSA (bovine serum albumin) per ml, 10 % Glycerin, 1 mM DTT (DL-(üthiothreitiol) und gegebenenfalls Inhibitor in der entsprechenden Konzentration für 60 min bei 37 °C inku- biert. Das freigesetzte anorganische Phosphat wurde colorimetrisch bestimmt, wie dieses in "An improved assay for nanomole amounts of inorganic phosphate", 1979,
P.A. Lanzetta, I.J. Alvarez, P.S. Reinach and O.A. Candia, Analytical Biochemistry, 100:95-97 veröffentlicht wurde.
Die Inhibition der DNA-abhängigen ATPase Aktivität wurde aus der Änderung der Absoφtion in Gegenwart und Abwesenheit von Inhibitor berechnet.
Die enzymkinetischen Auswertungen wurden entsprechend den Standardwerken der Literatur wie z.B. Enzymkinetik by Hans Bisswanger, Theorie und Methoden, VCH Verlagsgesellschaft, 1994 vorgenommen. Die Berechnung der K Werte erfolgte unter Zuhilfenahme der Sigma Plot Software 4.0 und der Methode der nicht-linearen
Kurvenregression.
Die Tabelle 2 zeigt die Dosis abhängige Inhibition/Titration der ATPase Aktivität des HSV-1 Helikase-Primase Enzymkomplexes mit dem representativen Beispiel 6. Zu diesem Zweck, wurde die ATPase Aktivität des Helikase-Primase Heterodimers
(Nachweis durch Bildung von anorganischem Phosphat (Pi)) in Gegenwart von gesättigten DNA Konzentrationen und variierenden ATP und hihibitorkonzentra- tionen, wie unter dem Punkt ATPase Assay erläutert, gemessen. Die Hemmung der ATPase Aktivität durch die Beispielverbindung 6 ist dosisabhängig und wird darüber hinaus von der ATP Konzentration beeinflußt.
(Die ATP Kontrolle wird ohne Enzym und ohne DNA durchgeführt).
Dieses läßt sich natürlich besser durch den Vergleich der mathematischen Modelle für diverse hibitionsmechanismen belegen. Die experimentellen Hemmdaten mit Bezug zum Hemmtyp werden am besten durch die nicht-lineare Regression basierend auf der Formeln für das unkompetitive Hemmverhalten abgebildet.
Viraler Replikationsassay in Zellkultur
a) Virusvermehrung und Bestimmung der Virastiter
HSV (HSV-1 Walki, HSV-1F oder HSV-2G) wurde auf Vero-Zellen (ATCC CCL-
81) unter folgenden Bedingungen vermehrt: Die Zellen wurden in Ml 99 Medium (5 % fötales Kälberserum, 2mM Glutamin, lOOIU/ml Penicillin, lOOμg/ml streptomycin) in Zellkulturflaschen bei 37°C und 5% CO2 gezüchtet. Die Zellen wurden zweimal pro Woche jeweils 1:4 gesplittet. Für die Infektion wurde das Medium abgenommen, die Zellen mit „Hank's solution" gewaschen, mit 0.05%Trypsin,
0.02%EDTA (Seromed L2143) abgelöst und mit einer Dichte von 4xl05 Zellen pro ml unter den oben genannten Bedingungen für 24 Stunden inkubiert. Dann wurde das Medium abgenommen und die Viruslösung mit einer m.o.i von < 0.05 in einem Volumen von 2 ml pro 175 cm2 Oberfläche dazugegeben. Nach einstündiger Inkuba- tion unter den genannten Bedingungen wurde das Medium auf ein Volumen von
50ml pro 175 cm2 -Flasche aufgefüllt. 3 Tage nach Infektion zeigten die Kulturen deutliche Zeichen eines zytopathischen Effektes. Das Virus wurde durch zweimaliges Frieren (-80°C) und Tauen (37°C) freigesetzt. Der Zelldebris wurde durch Zentrifu- gation (300g, 10min, 4°C) abgetrennt und der Überstand in Aliquots bei -80°C weg- gefroren.
Der Virastiter wurde über einen Plaque- Assay bestimmt. Dafür wurden Verozellen in einer Dichte von 4x105 Zellen pro Vertiefung in 24 well Platten ausgesät und nach 24 Stunden Inkubation (37°C, 5% CO2) mit Verdünnungen des Virusstocks von 10"2 bis 10"12 (lOOμl Inokulum) infiziert. 1 Stunde nach Infektion wurde das Medium abgenommen und die Zellen mit 1 ml Overlay-Medium (0.5% Methylcellulose, 0.225 Natriumbikarbonat, 2mM Glutamin, 100 IU/ml Penicillin, lOOμg/ml Streptomycin, 5% fötales Kälberserum in MEM-Eagle Medium mit Earfs Salz) überschichtet und für 3 Tage inkubiert. Im Anschluß wurden die Zellen mit 4% Formalin für 1 Stunde fixiert, mit Wasser gewaschen, mit Giemsa (Merck) für 30 min gefärbt und im
Anschluß gewaschen und getrocknet. Mit einem Plaque-viewer wurde der Virastiter
bestimmt. Die für die Experimente verwendeten Virusstocks hatten einen Titer von lxl06/ml - lxl08/ml.
b) Messung der antiviralen Aktivität von Testsubstanzen im in vitro Zellkultur- system
Die Anti-HSV- Wirkung wurde in einem Screening-Testsystem in 96-Well-Mikro- titeφlatten unter Zuhilfenahme von diversen ZeHinien neuronalen, lymphoiden und epithelialen Ursprungs wie zum Beispiel Vero (Nierenzellinie der grünen Meer- katze), MEF (murine embryonale Fibroblasten), HELF (humane embryonale
Fibroblasten), NT2 (humane neuronale Zellinie) oder Jurkat (humane lymphoide T- Zellinie) bestimmt. Der Einfluß der Substanzen auf die Ausbreitung des cytopatho- genen Effektes wurde im Vergleich zu der Referenzsubstanz Acyclovir-Natrium (ZoviraxR), einem Minisch zugelassenen anti-Heφes-Chemotherapeutikum, bestimmt.
Die in DMSO (Dimethylsulfoxid) gelösten Substanzen (50 mM) werden auf Mikro- titeφlatten (z.B. 96-Well MTP) in Endkonzentrationen von 250 - 0,5 μM (mikromolar) in Doppelbestimmungen (4 SubstanzenPlatte) untersucht. Bei potenten Sub- stanzen werden die Verdünnungen über mehrere Platten bis 0,5 pM (picomolar) weitergeführt. Toxische und cytostatische Substanzwirkungen werden dabei miterfaßt. Nach den entsprechenden Substanzverdünnungen (1 :2) auf der Mikrotiteφlatte in Medium wird eine Suspension von Zellen (lxlO4 Zellen pro Vertiefung) wie zum Beispiel von Vero-Zellen in Ml 99 (Medium 199) mit 5 % fötalem Kälberserum, 2 mM Glutamin und optional 100 IU/ml Penicillin und 100 μg/ml Streptomycin oder
MEF-Zellen in EMEM (Eagle's Minimum Essential Medium) mit 10 % fötalem Kälberserum, 2 mM Glutamin und optional 100 IU/ml Penicillin und 100 μg/ml Streptomycin, oder HELF-Zellen in EMEM mit 10 % fötalem Kälberserum, 2 mM Glutamin und optional 100 IU/ml Penicillin und 100 μg/ml Streptomycin, oder NT2- und Jurkat-Zellen in DMEM (4,5 mg/1 Glukose plus Pyridoxin) mit 10 % fötalem
Kälberserum 2 mM Glutamin, 1 mM Natrium Pyravat, nicht essentiellen Amino-
säuren und optional 100 IU/ml Penicillin und 100 μg/ml Streptomycin in jedes Näpfchen gegeben und die Zellen in den relevanten Vertiefungen mit einer entsprechenden Virusmenge infiziert (HSV-1 F oder HSV-2 G mit einer m.o.i (multiplicity of infection) von 0,0025 für HELF, Vero und MEF Zellen sowie einer m.o.i von 0,1 für NT2- und Jurkat-Zellen). Die Platten werden anschließend bei 37°C in einem CO2-
Brutschrank (5 % CO2) über mehrere Tage inkubiert. Nach dieser Zeit ist der Zellrasen von z.B. Vero-Zellen in den substanzfreien Viraskontrollen, ausgehend von 25 infektiösen Zentren, durch den cytopathogenen Effekt der HSV- Viren völlig lysiert bzw. zerstört (100 % CPE). Die Platten werden zunächst optisch mit Hilfe eines Mikroskopes ausgewertet und dann mit einem Fluoreszenzfarbstoff analysiert.
Hierzu wird der Zellkulturüberstand aller Näpfchen der MTP abgesaugt und mit 200 μl PBS-Waschlösung befüllt. Das PBS wird abermals abgesaugt und alle Wells mit 200 μl Fluoreszenzfarbstofflösung (Fluorescein-diacetate, 10 μg/ml in PBS) befüllt. Nach einer Inkubationszeit von 30-90 min werden die Testplatten in einem Fluores- zenzmessgerät bei einer Anregungswellenlänge von 485 nm und einer Emissionswellenlänge von 538 nm vermessen.
Der IC50 ist die Konzentration des Inhibitors, bei der die virale Replikation in Zellkultur um 50 % gehemmt ist im Vergleich zur nicht infizierten Zellkontrolle oder alternativ zu einer mit der 20 fachen IC5υ Konzentration behandelten Acyclovir- kontrolle. Die Reduktion wird hier dadurch bestimmt, daß das Fluoreszenzsignal des infizierten Näpfchens einer MTP 50 % des Signals der oben aufgeführten Kontrolle erreicht.
Die erzielten Ergebnisse sind in der Tabelle 1 in der Zusammenfassung dargestellt.
c) Generierung und Sequenzierung der resistenten viralen Mutanten
Natürlich vorkommende, resistente virale Mutanten wurden in Gegenwart von 1 μM der Beispielsubstanz 7 oder mindestens der 100 fachen IC5o Konzentration der weiteren Beispiele, wie in Tabelle 1 aufgeführt, mit Hilfe des viralen Replikationsassay in Zellkultur selektiert. 10 000 Vero Zellen werden in Mikrotiteφlatten mit 96 Vertie-
fungen wie oben beschrieben ausgesäht und über Nacht inkubiert. Die Substanz wird in der entsprechenden Konzentration hinzugegeben und die Zellen werden dann mit 1000 PFU (plaque forming units; m.o.i. 0,1) infiziert. Mutanten traten mit einer Frequenz von 1x10-6 bis 5x10-6 im Falle des HSV-1 (F) auf. Die Mutanten wurden durch mikroskopische Beobachtung oder einfach durch Wegfrieren (-80°c) von 10 μl
Aliquots und anschließender Analyse der 20-40 MTP mit dem Fluoreszenzfarbstoff Fluoreszeindiacetat wie oben beschrieben ermittelt. Befindet sich ein resistentes Virus in einer Vertiefung, so sink das korrespondierende Fluoreszenzsignal um mindestens den FaMor 3 gegenüber einer Mutantenfreien Vertiefung ab. Die positiv getesteten Überstände oder die eingefrorenen Aliquots wurden benutzt, um größere
Mengen des resistenten Virus anzuziehen und dann den Titer zu bestimmen. Die Virus-DNA wurde entsprechend den Protokollen die im Methodenhandbuch "Heφes Simplex Virus Protocols, 1998, Ed. S.M. Brown & A.R. MacLean, Humana Press, Totowa, New Jersey" zu finden sind präpariert und nach dem Protokoll "DNA sequencing with chain-terminating inhibitors, 1977, Sanger F, Nicklen S, Coulson
AR, PNAS, 74, 5463-5467" und Verwendung des ABI PRISM Big Dye Terminator Kit der Firma Applied Biosystems oder unter Verwednung des DYEnamic ET Terminator Cycle Sequencing Kit der Firma Amersham (apbiotech) sequenziert. Die Analyse der Proben wurde auf einem der gängigen Sequenzierautomaten ausgeführt.
Die gefundenen Mutationen der resistenten Viren sind beispielhaft in der Tabelle 1 zusammengestellt.
Tabelle 1 Pharmakologisches Profil der Helikasse-Primasse Inhibitoren
Tabelle 2
Hemmdaten der UL5-UL52-6xHis ATPase Reaktion
Titration der Enzymaktiviät mit der als Beispiel 6 genannten Verbindung
Bevorzugt sind Verbindungen, die im oben beschriebenen viralen Replikationsassay basierend auf dem Fluoreszenzsignal einen IC50 (HSV-1 F/Vero Zellen) Wert von weniger als 50 μM aufweisen, bevorzugter sind natürlich Verbindungen mit einem IC50 Wert von kleiner als 25 μM und die besten Verbindungen weisen in der Regel einen IC50 Wert von kleiner als 10 μM auf.
Die erfindungsgemäßen Verbindungen stellen somit wertvolle Wirkstoffe zur Behandlung und Prophylaxe von Erkrankiingen dar, die durch Heφes- Viren, insbesondere Heφes Simplex-Viren ausgelöst werden. Als Indikationsgebiete können beispielsweise genannt werden :
1) Behandlung und Prophylaxe von Heφes-Infektionen, insbesondere Heφes Simplex-Infektionen bei Patienten mit Krankheitsbildem wie Heφes labialis, Heφes genitalis, und HSV bedingter Keratitis, Enzephalitis, Pneumonie, Hepatitis etc.
2) Behandlung und Prophylaxe von Heφes-Infektionen, insbesondere Heφes Simplex-Infektionen bei immunsupprimierten Patienten (z.B.ATDS-Patienten, Krebspatienten, Patienten mit genetisch bedingter hnmundefiziens, Trans- plantationspatienten)
3) Behandlung und Prophylaxe von Heφes- rfektionen, insbesondere Heφes Simplex-Infektionen bei Neugeborenen und lOeinkindem
4) Behandlung und Prophylaxe von Heφes-Infektionen, insbesondere Heφes
Simplex-Infektionen und Heφes-, insbesondere Heφes Simplex-positiven Patienten zur Unterdrückung der Rekurrenz (Suppressionstherapie)
d) In vivo- Aktivität / Tiermodelle
Tiere:
6 Wochen alte weibliche Mäuse, Stamm BALB/cABom, wurden von einem kommerziellen Züchter (Bomholtgard Breeding and Research Centre Ltd.) bezogen.
Infektion:
Die Tiere wurden in einem dichten Glasgefäß mit Diethylether (Merck) anästhesiert. 50μl einer Verdünnung des Virasstocks (Infektionsdosis 5xl04 Pfu) wurden mit einer Eppendorfpipette in die Nase der anästhesierten Tiere eingebracht. Diese Infektionsdosis führt bei 90-100 % der Tiere durch eine generalisierte Infektion mit prominen- ten respiratorischen und zentralnervösen Symptomen im Mittel zwischen 5 und 8
Tagen zum Tode.
Behandlung und Auswertung:
6 Stunden nach Infektion wurden die Tiere mit Dosen von 0,1-100 mg/kg Köφer- masse 3 mal täglich 7.00 Uhr, 14.00 Uhr und 19 Uhr über einen Zeitraum von
5 Tagen behandelt. Die Substanzen wurden in DMSO vorgelöst und in
Tylose/PBS(Hoechst) resuspendiert (Endkonzentration 1,5 % DMSO, 0,5 % Tylose in PBS).
Nach der letzten Applikation wurden die Tiere weiter beobachtet und die Todeszeit- punkte festgestellt.
Ein Vergleich der Überlebenskurven erbrachte für die Verbindung des Beispiels 7 z.B eine ED50 von etwa 0,5 mg/kg für HSV-2, wobei ED50 bedeutet, das bei dieser
Dosis 50 % der Tiere überleben.
Die aufgeführten Wirkstoffe Beispiel 1 bis 7 wurden entsprechend dem nachfolgend aufgeführten allgemeinen Schema synthetisiert (Abbildung 2 zeigt das Schema zur Synthese der Thiazolylamide und Abbildung 3 zeigt den Syntheseweg zu den Thiazolylharnstoffderivaten).
Der Wirkstoff kann systemisch und/oder lokal wirken. Zu diesem Zweck kann er auf geeignete Weise appliziert werden, wie z.B. oral, parenteral, pulmonal, nasal, sublin- gual, lingual, buccal, rectal, transdermal, conjunctival, otisch oder als Implantat.
Für diese Applikationswege kann der Wirkstoff in geeigneten Applikationsformen verabreicht werden.
Für die orale Applikation eignen sich bekannte, den Wirkstoff schnell und/oder modifiziert abgebende Applikationsformen, wie z.B. Tabletten (nichtüberzogene sowie überzogene Tabletten, z.B. magensaftresistente Überzüge), Kapseln, Dragees, Granulate, Pellets, Pulver, Emulsionen, Suspensionen und Lösungen.
Die parenterale Applikation kann unter Umgehung eines Resoφtionsschrittes geschehen (intravenös, intraarteriell, intrakardial, intraspinal oder intralumbal) oder unter Einschaltung einer Resoφtion (intramuskulär, subcutan, intracutan, percutan, oder intraperitoneal). Für die parenterale Applikation eignen sich als Applikationsformen u.a. Injektions- und Infusionszubereitungen in Form von Lösungen, Suspensionen, Emulsionen, Lyophilisaten und sterilen Pulvern.
Für die sonstigen Applikationswege eignen sich z.B. Inhalationsarzneiformen (u.a. Pulverinhalatoren, Nebulizer), Nasentropfen / -lösungen, Sprays; lingual, sublingual oder buccal zu applizierende Tabletten oder Kapseln, Suppositorien, Ohren- und Augen-präparationen, Vaginalkapseln, wäßrige Suspensionen (Lotionen, Schüttel- mixturen), lipophile Suspensionen, Salben, Cremes, Milch, Pasten, Streupuder oder
Implantate.
Die Wirkstoffe können in an sich bekannter Weise in die angeführten Applikationsformen überführt werden. Dies geschieht unter Verwendung inerter nichttoxischer, pharmazeutisch geeigneter Hilfsstoffe. Hierzu zählen u.a. Trägerstoffe (z.B. mikro- kristalline Cellulose), Lösungsmittel (z.B. flüssige Polyethylenglycole), Emulgatoren
(z.B. Natriumdodecylsulfat), Dispergiermittel (z.B. Polyvinylpyrrolidon), synthetische und natürliche Biopolymere (z.B. Albumin), Stabilisatoren (z.B.Antioxi- dantien wie Ascorbinsäure), Farbstoffe (z.B. anorganische Pigmente wie Eisenoxide) oder Geschmacks- und / oder Gerachskorrigentien.
Im allgemeinen hat es sich als vorteilhaft erwiesen, bei parenteraler Applikation Mengen von etwa 0,01 bis 100 mg/kg, vorzugsweise etwa 0,1 bis 10 mg/kg Köφer- gewicht zur Erzielung wirksamer Ergebnisse zu verabreichen. Bei oraler Applikation beträgt die Menge etwa 0,1 bis 50 mg/kg, vorzugsweise etwa 0,5 bis 15 mg/kg Kör- pergewicht.
Trotzdem kann es gegebenenfalls erforderlich sein, von den genannten Mengen abzuweichen, und zwar in Abhängigkeit von Köφergewicht, Applikationsweg, individuellem Verhalten gegenüber dem Wirkstoff, Art der Zubereitung und Zeitpunkt bzw. Intervall, zu welchem die Applikation erfolgt.