VERFAHRENUNDVORRICHTUNGZUMBEHANDELNUND
BESCHICHTENVON OBERFLÄCHENAUSNICHTLEITENDEN,
DIELEKTRISCHENMATERIALIENMITTELS
MIKROWELLENANGEREGTERPLASMEN
[Beschreibung]
[Stand der Technik]
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Behandeln und Beschichten von Oberflachen aus nichtleitenden, dielektri- sehen Materialien mittels mikrowellenangeregter Plasmen und eine Vorrichtung zur Durchfuhrung des Verfahrens.
Bekannt ist die Innenbeschichtung von elektrisch leitenden Hohlkörpern mittels laufender Plasmen in einer Niederdruckat- mosphare (EP 0568049 AI) .
Bekannt ist weiterhin die Behandlung von Flaschen zwecks Desinfektion (Sterilisierung) mit sich stationär ausbreitendem großvolumigen Plasma, welches den gesamten Hohlraum mit einem möglichst gleichmaßigen Plasma ausfüllt. Die Erzeugung des Plasmas erfolgt dabei über Masseelektroden mittels Hochfrequenz (DE 197 19 911, DE 196 15 735) unter Normaldruck, vorzugsweise unter Zufuhrung eines geeigneten Fremdgases oder unter Vakuum.
Diese Losungen erfordern einen hohen technischen Aufwand im Zusammenhang mit der Vakuumerzeugung und lassen ein gleichmaßiges Plasma im gesamten Hohlraum, besonders bei langgestreckten Hohlkörpern mit einer kleinen Öffnung nicht zu bzw. fuh- ren, bedingt durch eine sehr hohe Energiezufuhr, zu Schädigungen der zu behandelnden Oberflachen. Eine Innenbeschichtung
bzw. Innenbehandlung und/oder Außenbehandlung von langge¬ streckten Hohlkörpern und Gegenstanden aus nichtleitenden, dielektrischen Materialien ist mit den genannten Vorrichtungen bzw. Verfahren unter Normaldruckatmosphare nicht möglich.
[Aufgabe der Erfindung]
Der vorliegenden Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, eine Behandlung oder Beschichtung von Oberflachen an langge- streckten Hohlkörpern oder Gegenstanden aus nichtleitenden, dielektrischen Materialien mittels einem modulierten, mikro¬ wellenangeregten, laufenden Plasma im Bereich des atmosphäri¬ schen Luftdrucks und darüber zu ermöglichen, ohne daß es zu einer thermischen Schädigung der zu behandelnden Materialien kommt .
Gelost wird diese Aufgabe durch eine technische Losung, bei der a) die für die Plasmabildung notwendige Energie einer wel- lenleitenden Hohlstruktur, m der sich der zu behandelnde
Gegenstand befindet und die allseitig mikrowellentech- nisch verschlossenen ist, mittels modulierter Mikrowellen zugeführt wird, b) die Plasmazundung an einem vorbestimmten Ort, raumlich getrennt von der Mikrowelleneinspeisung erfolgt, c) das laufende, sich selbst fortbewegende, lokalisierte Plasma sich innerhalb der wellenleitenden Hohlstruktur vom Ort der Zündung über die zu behandelnden Oberflachen in Richtung auf die Mikrowelleneinspeisung bewegt, wobei ein für den Plasmalauf ausreichender Hohlraum über der zu behandelnden Oberflache vorhanden ist, d) die Plasmabehandlung im Bereich des atmosphärischen Luft¬ drucks und darüber durchgeführt wird, e) das laufende Plasma unterbrochen wird, sobald es die zu behandelnde Oberflache überstrichen hat, f) die für eine Plasmabehandlung geeignete Atmospharenzusam- mensetzung genutzt wird,
g) die Plasmabehandlung so oft wiederholt wird, bis ein gewünschtes Arbeitsergebnis erreicht ist, h) die Zündung des Plasmas am definiertem Ort selbsttätig erfolgt, i) durch Einbringen einer zusatzlichen Begrenzung aus nichtleitendem, dielektrischen Material in die Behandlungska - mer eine gezielte Behandlung mittels laufender Plasmen an definierten Oberflachen von Behaltern und Gegenstanden realisiert wird.
Die gesteuerte stabile Bewegung (Lauf) des Plasmas wird dadurch erzielt, daß die Zündung an einem vorher bestimmten Ort innerhalb der Behandlungskammer erfolgt, der eine genügend raumliche Distanz zur Mikrowelleneinspeisung aufweist und daß diese Mikrowellenenergie moduliert ist, so daß sich das Plasma innerhalb der definierten Hohlräume zum Ort der Mikrowelleneinspeisung hin bewegt.
Das Plasma ist durch geeignete Maßnahmen, wie z.B. Mikrowel- lenabschaltung durch Zeitsteuerung oder Lichtsensor zu unterbrechen, sobald das laufende Plasma die zu behandelnde Oberflache überstrichen hat. Durch erneutes Starten des Behandlungsvorganges kann der Plasmalauf beliebig oft wiederholt werden, bis der gewünschte Effekt erreicht ist.
Die Zündung des Plasmas erfolgt mit bekannten Zündvorrichtungen, wie z.B.: feldstarkesteuerndes Element Zusatzentladung/Zusatzplasma - Zundflamme Laserstrahl - UV-Strahlung sonstige energiereiche Strahlung
Durch Variation in der Modulation der eingespeisten Mikrowellenenergie, z.B. in Form von 100 Hz Sinushalbwellen, und Variation der Frequenz, durch Veränderung der Druckverhältnisse
auch oberhalb des atmosphärischen Luftdrucks und/oder der Gaszusammensetzung werden Laufgeschwindigkeit, Große, Wirkzeit, Temperatur, Energiegehalt und somit die Wirkung des laufenden Plasmas auf die zu behandelnde Oberflache verändert.
Durch Änderungen in der Geometrie der wellenleitenden Hohlstruktur ist eine Steuerung des Plasmas in Gleichmäßigkeit und Anpassung an die Geometrie des zu behandelnden Gegenstandes möglich.
Zusatzlich können, je nach gewünschter Wirkung, dem Plasma Zusatzstoffe in gasformiger, fester und flussiger Form, einzeln oder in Gemischen zugeführt werden.
Die Plasmabehandlung kann angewendet werden für jede Art von:
- Keimabtotung (Sterilisierung) von Oberflachen, Gasen und Gasgemischen,
Glättung von nichtmetallischen Oberflachen durch kurzzeitiges Anschmelzen einer dünnen Oberflachenschicht, wobei der Energieeintrag derart gesteuert ist, daß ein thermischer Glattungseffekt einsetzt, ohne daß schädigende Wirkungen bezuglich der vorgesehenen Verwendung des zu glattenden Objektes/Gegenstandes eintreffen,
- Reinigung von Oberflachen, - Modifizierung der Oberflachenstruktur,
- Veränderung der Oberflacheneigenschaften,
- Beschichten von Oberflachen,
- Analyse und Diagnostik von in die Plasmabehandlung gelangenden Stoffen, z.B. Erkennung von Fremdstoffen in Getran- keflaschen durch Spektralanalyse.
Eine bevorzugte Vorrichtung zur Durchfuhrung des Verfahrens enthalt folgende Elemente: a) eine Behandlungskammer 9, die aus einer wellenleitenden Hohlstruktur 1 gebildet und allseitig mikrowellentechnisch verschlossenen ist,
b) einen Mikrowellengenerator 15 einschließlich einer Vorrichtung zur Modulation der eingespeisten Mikrowellen, c) eine Koppelvorrichtung 5 zur Einspeisung der Mikrowellen in die Behandlungskammer 9, d) eine Zündvorrichtung 11, die das Plasmas an einem definierten Ort zündet, e) eine Vorrichtung 13 zum Abschalten des Plasmas.
Eine Vorrichtung mit diesen Merkmalen kann dadurch, daß f) eine Vorrichtung 12, mittels der der Behandlungskammer 9 die für die Plasmabehandlung erforderliche Gasatmosphäre zugeführt wird, g) in der Behandlungskammer 9 eine zusätzliche, den Plasmalauf führende Begrenzung 6 aus dielektrischem Material angeordnet ist, h) durch Änderungen der Geometrie der wellenleitenden Struktur 1 und/oder der Begrenzung 6 das Plasmas 4 an die Geometrie des zu behandelnden Gegenstandes 2 angepaßt wird, i) die Zündvorrichtung 11 aus einem feldstärkesteuernden Element besteht und an den zur Zündung 3 vorbestimmten Ort bewegt wird, j) die Zündvorrichtung 11 als feldstärkesteuerndes Element an der Spitze einer in und aus dem Hohlraum des zu behandelnden Gegenstandes 2 verfahrbaren Lanze 10 aus dielek- frischem Material angeordnet ist, k) die Lanze 10 hohl ist und durch sie dem Plasma flüssige und/oder feste und/oder gasförmige Stoffe zugeführt werden, 1) die Zündvorrichtung 11 aus einem feldstärkesteuernden Element besteht und im unteren Bereich der Behandlungskammer 9 angeordnet ist, m) die Behandlungskammer 9 als wellenleitende Hohlstruktur 1 in zwei Teile 7 und 8 geteilt ist, wobei Teil 8 bewegt wird und Teil 7 ortsfest ist, n) die wellenleitende Hohlstruktur 1 zwischen der Zündvorrichtung 11 und der Koppelvorrichtung 5 zwei gegenüberliegende Öffnungen 14 hat, durch die die zu behandelnden
bahn-, platten- oder prismenfor igen Gegenstande 2 während der Plasmabehandlung durch die Behandlungskammer 9 hindurch gefuhrt werden, o) die Lanze 10 durch einen Hohlraum der Koppelvorrichtung 5 gefuhrt wird zweckmäßig ausgestaltet werden.
[Beispiele]
Nachfolgend wird die Erfindung anhand von Ausfuhrungsbeispielen erläutert.
Es zeigen:
Figur 1: eine schematische Darstellung einer Vorrichtung zur Innenbehandlung eines Hohlkörpers, Figur 2: eine schematische Darstellung einer Vorrichtung zur Außenbehandlung eines Hohlkörpers, Figur 3: eine schematische Darstellung zur Behandlung von Oberflachen eines Körpers durch Anordnung einer zusatzlichen Begrenzung Figur 4: den prinzipiellen Aufbau einer Anlage mit feststehendem und beweglichem Teil der wellenleitenden Hohlstruktur, Figur 5: den prinzipiellen Aufbau einer Anlage zur
Behandlung von band-, platten- oder prismen¬ formigen Gegenstanden aus dielektrischem Material.
In Fig.l ist der schematische Aufbau einer Vorrichtung zur In- nenbehandlung von Hohlkörpern 2 dargestellt, bestehend aus ei¬ ner wellenleitenden Hohlstruktur 1, Koppelvorrichtung 5, Be¬ handlungskammer 9, Lanze 10, Zündvorrichtung 11, Vorrichtung zur Zufuhrung 12 der für die Behandlung erforderlichen Atmo¬ sphäre, Abschaltvorrichtung 13 für das Plasma 4, Einrichtung 15 zur Erzeugung der Mikrowellen und deren Modulation.
Bei einer beispielsweise verwendeten Speisefrequenz von 2,45 GHz, moduliert mit 100 Hz Sinushalbwellen, lassen sich mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung gemäß Figur 1 Hohlkörper 2 (Flaschen) mittels laufender Plasmen 4 unter atmosphärischen Be- dingungen besonders vorteilhaft sterilisieren. Vorteilhafterweise steht der zu behandelnde Hohlkörper 2 aufrecht mit dem Boden nach unten, so daß die offene Mündung nach oben weist. Die Zündung 3 des modulierten mikrowellenangeregeten Plasmas 4 erfolgt im Bodenbereich innerhalb der zu behandelnden Flasche 2 mittels einer Zündvorrichtung 11 (hier ein feldstärkesteu- erndes Element) an der Spitze einer in die Flasche eintauchenden Lanze 10 aus dielektrischem Material. Dazu wird die Lanze 10 mit der Zündvorrichtung 11 an der Spitze bis in Bodennähe eingefahren und - sobald die Zündvorrichtung den Bodenbereich erreicht hat - die modulierten Mikrowellen zugeschaltet, so daß die Zündung 3 des Plasmas 4 am definierten Ort erfolgt. Nach erfolgter Plasmazündung 3 bewegt sich das Plasma zur Öffnung der Flasche 2 in Richtung der Einkoppelvorrichtung 5. Die Lanze 10 wird wieder aus dem Hohlkörper 2 ausgefahren. Sobald das Plasma 4 den Hals der Flasche 2 erreicht hat, wird es durch Ansprechen einer Abschaltvorrichtung 13 (z.B. eines Lichtsensors) gelöscht, indem die Energiezufuhr zum Mikrowellengenerator 15 unterbrochen wird. Der gesamte Vorgang kann bei Bedarf beliebig oft wiederholt werden.
Durch eine Ausführung der Lanze 10 als Hohlstab, können durch die Lanze 10 ein oder mehrere Zusatzstoffe direkt in die Plasmazone injiziert werden. Die Lanze 10 kann aber auch nach der Behandlung zum Befüllen der Verpackung genutzt werden.
In Fig. 2 ist der schematische Aufbau einer Vorrichtung zur Außenbehandlung von Hohlkörpern 2 dargestellt, bestehend aus einer wellenleitenden Hohlstruktur 1, Koppelvorrichtung 5, Behandlungskammer 9, Zündvorrichtung 11, Vorrichtung zur Zufüh- rung 12 der für die Behandlung erforderlichen Atmosphäre, Abschaltvorrichtung 13 für das Plasma 4, Einrichtung 15 zur Erzeugung der Mikrowellen und deren Modulation.
Der Aufbau der m Figur 2 dargestellten Vorrichtung ist prinzipiell identisch mit dem der m Figur 1 dargestellten Vorrichtung. Allerdings erfolgt die Zündung 3 des Plasmas 4 hier mittels Zündvorrichtung 11 an definierter Stelle außerhalb des zu behandelnden Gegenstandes 2 (Flasche) , aber innerhalb des nun hergestellten Hohlraumes zwischen Flasche 2 und wellenlei- tender Hohlstruktur 1, so daß sich das Plasma 4 innerhalb dieses Hohlraumes über die Flaschenaußenflache der Flasche 2 be- wegt.
Figur 3 zeigt den Aufbau einer Vorrichtung zur Außenbehandlung von Gegenstanden 2. Der Aufbau dieser Vorrichtung ist prinzipiell identisch mit dem Aufbau der m den Figuren 1 und 2 dar- gestellten Vorrichtungen. Die m Figur 3 gezeigte Vorrichtung enthalt m der Behandlungskammer 9 lediglich eine zusätzliche Begrenzung 6 aus dielektrischem Material
Durch das Einbringen dieser spezifischen, zusatzlichen Begren- zung 6 aus dielektrischem Material m die Behandlungskammer 9 ist eine gezielte Plas abehandlung an ausgesuchten Oberflachen des zu behandelnden Gegenstandes möglich, indem definierte Hohlräume über den zu behandelnden Oberflachen geschaffen werden und die Plasmazundung 3 so erfolgt, daß der Lauf des Plas- mas 4 über diese Oberflachen erfolgt.
Das Einbringen einer zusätzlichen Begrenzung kann aber auch zu dem Zweck erfolgen, daß bestimmte Teile der Oberflache durch die zusatzliche Begrenzung so abgedeckt werden, daß eine Plas- mabehandlung an diesen Teilen der Oberflache nicht erfolgt.
Fig.4 zeigt den prinzipiellen Aufbau einer Behandlungskammer 9 im Schnitt, bei der die wellenleitende Hohlstruktur 1 aus einem feststehenden Teil 7 (Mantel) und einem bewegten Teil 8 gebildet wird. Die Behandlungskammer 9 als wellenleitende Hohlstruktur 1 ist so ausgeführt, daß ein kontinuierlicher Lauf der Flaschen realisiert wird. Je nach geforderter Fla-
schendurchlaufzahl, ist die Anordnung einer oder mehrerer Behandlungskammern 9 möglich. Die Behandlungskammern 9 sind auf dem bewegten Teil 8 so angeordnet, daß die äußere Seite der Behandlungskammer 9 offen ist, um den reibungslosen Ein- und Auslauf der Flaschen in und aus den Behandlungskammern 9 zu gewahrleisten. Zwecks Herstellung einer wellenleitenden Hohlstruktur 1 wird außerhalb des Ein- und Auslaufbereiches der Flaschen die offene Seite durch einen feststehenden Teil 7 (Außenwand) begrenzt, an dem die Kammern 9 vorbei gefuhrt wer- den, so daß wahrend der Drehbewegung des beweglichen Teils 8 die wellenleitende Hohlstruktur 1 der Behandlungskammern 9 im Bereich des feststehenden Teils 7 permanent erhalten bleibt.
In Fig.5 wird der prinzipielle Aufbau einer Anlage zur Plasma- behandlung von band-, platten- oder prismenformigen Gegenstanden dargestellt, z.B. zum Plasmareinigen von Glasplatten vor dem Beschichtungsprozeß . Der Aufbau dieser Anlage ist grundsatzlich identisch mit dem Aufbau der m den Figuren 1 und 2 dargestellten Anlagen.
Die wellenleitende Hohlstruktur 1 hat hier zwischen der Zündvorrichtung 11 und der Koppelvorrichtung 5 zwei gegen berliegende Offnungen 14, durch die die zu behandelnden bahn-, platten- oder prismenformigen Gegenstande 2 wahrend der Plasmabe- handlung kontinuierlich oder diskontinuierlich durch die Behandlungskammer 9 hindurch gefuhrt werden. Auf diese Weise entsteht zwischen der zu behandelnden Oberflache des Gegenstandes 2 und der wellenleitenden Hohlstruktur 1 ein Hohlraum, durch den das Plasma 4 über die zu behandelnde Oberflache lauft.
[Bezugszeichenliste]
1 wellenleitende Hohlstruktur 2 zu behandelnder Hohlkörper/Gegenstand
3 Ort der Plasmazündung
4 Plasma
5 Koppelvorrichtung
6 zusätzliche Begrenzung 7 feststehender Teil der wellenleitenden
Hohlstruktur (Wand)
8 bewegter Teil der wellenleitenden Hohlstruktur
9 Behandlungskammer
10 Lanze 11 Zündvorrichtung
12 Vorrichtung zur Zuführung der für die
Behandlung erforderlichen Atmosphäre
13 Abschaltvorrichtung für das Plasma
14 Durchführöffnung 15 Vorrichtung zur Erzeugung der Mikrowellen und deren Modulation