Verfahren und Vorrichtung zur Erkennung von Driften, Sprüngen und/oder Ausreißern von Meßwerten
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erkennung eines Alarmzustands bzw. zur Erkennung von Driften, Sprüngen und/oder Ausßreißern von über Meßwerterfas- sungsmittel empfangenen Meßsignalwerten, wobei ein Alarmzustand ausgelöst wird, wenn für einen aktuell empfangenen Meßsignalwert bzw. für einen aus Meßwerten abgeleiteten Wert ein vorgegebener Grenzwert oder vorgegebene Intervallgrenzen überschritten wird bzw. werden. Als Beispiele für die äußerst zahlreichen Anwendungen des erfindungsgemäßen Verfahrens seien insbesondere auf dem Gebiet der Medizin die perioperative Überwachung, die Überwachung von Vitalparametern auf Intensivstationen, die Schlafüberwachung, CTG (Cardio-Tocographie), und auf anderen Gebieten Feuer- und Rauchwarnsysteme, akustische Überwachungssysteme, wie z. B. Babyphon, genannt.
Alarmsysteme bei intensivmedizinischen Monitoren, die typischerweise Herz- Kreislaufparameter (EKG, Blutdruck), Sauerstoffsättigung (SpO2), Gasaustausch und Stoffwechselparameter als auch EEG und EMG online darstellen und analysieren, sollen die Aufmerksamkeit des behandelnden Arztes oder Krankenpfle- gers auf potentiell lebensbedrohliche Bedingungen für den überwachten Patienten lenken. Ein ideales Alarmsystem würde sich durch folgende Eigenschaften auszeichnen, die alle beim Stand der Technik nicht optimal verwirklicht sind:
1. Geringe Fehlalarmrate, um den unerwünschten Effekt der Gewöhnung an die Alarmsituation zu vermeiden und um der Neigung zum Desaktivieren des oft als störend empfundenen Alarms entgegenzuwirken.
2. Kurze Verzögerungszeiten zwischen Anbahnung einer krititschen Situation und der Auslösung des Alarms, um einen unter Umständen lebenswichtigen Zeit- vorsprung für therapeutische Eingriffe zu gewährleisten.
3. Hohes Maß an Adaptionsvermögen, um zu vermeiden, daß allzuviele Parameter von Hand voreingestellt und während der Behandlung nachgestellt werden müssen, und damit von der eigentlichen Überwachungsaufgabe ablenken. Insbe- sondere sollen mehrere mit gewissem Zeitabstand aufeinanderfolgende Alarmsitutationen erkannt werden können.
4. Hohes Maß an Aussagekraft der einstellbaren Parameter, um zu gewährleisten, daß das Alarmsystem auch leicht und fehlerfrei bedienbar ist.
5. Größtmögliche Einfachheit und damit größtmögliche Rechengeschwindigkeit, um aufwendige Rechnungen zu vermeiden, die nur mit teuren Prozessoren und Speicherelementen durchführbar wären, und um etwaige Rechenzeitbeschränkungen zu umgehen.
6. Große Aussagekraft, um differenzierte Reaktionen zu ermöglichen.
7. Integrierte Erkennung von Ausreißern, um eine Differenzierung zwischen lebensbedrohlichen Zuständen, Gerät- und Zuleitungsversagen und Fehlmessungen zu ermöglichen.
8. Klare Entscheidungsregeln, um Exportierbarkeit zu gewährleisten und eine retrospektive Analyse und Parameterkorrektur zu ermöglichen.
Derzeitige Alarmsysteme in der Intensivmedizin haben eine Fehlalarmrate von 70% bis 99,5%, und zwar in Abhängigkeit von der überwachten physiologischen
Größe. Die hohe Fehlalarmrate führt zur Desensibilisierung des Überwachungspersonals und zur häufigen manuellen Alarmdeaktivierung. Die bekannten Alarmsysteme werden ausgelöst, wenn die zu überwachende Größe voreingestellte obere bzw. untere Grenzen überschreitet. Derartige Alarmsysteme werden als Schwellenwertalarmsysteme bezeichnet. Um die Fehlalarmrate zu senken muß die obere Grenze eher hoch und die untere Grenze eher niedrig gewählt werden, was bei alarmwürdigen Situationen allerdings unvermeidlich zu größeren Zeitverzögerungen führt. Außerdem entspricht solch ein Alles-oder-Nichts- System nicht der ISO-Norm, die ein abgestuftes Alarmierungssystem mit ver- schiedenen Warnungseinteilungen vorschlägt.
Bei dem bekannten Schwellenalarmsystem wird für ein fluktuierendes Signal eine obere und eine untere Schwelle vorgegeben, wobei, wenn sich das Signal aus dem von den Schwellenwerten definierten Intervall bewegt, ein Alarm ausgelöst wird. Der Schwellenwertalarm hat folgende Nachteile. Er ist instabil gegenüber
Ausreißern. Er ist nicht adaptiv, d. h. Grenzen müssen per Hand eingestellt und, insbesondere bei einem Signal mit einer Drift, z. B. verursacht durch eine zeitli-
ehe Änderung der Detektorempfindlichkeit, permanent nachgestellt werden. Werden die Grenzen des Schwellenwertalarms zu weit eingestellt, kommt es zu langen Verzögerungszeiten, bis ein Alarm erkannt wird. Bei zu engen Grenzen treten dagegen häufig Fehlalarme auf. Daher wird in der Praxis ein sog. „Grenzen- spagat" beziehungsweise eine Option, wie zum Beispiel „all alarms off for two minutes", eingestellt. Ferner ist das Schwellenwertalarmsystem nicht für den Fall geeignet, daß eine Vielzahl von Signalen durch ein Alarmsystem überwacht werden muß.
Zum Stand der Technik wird auf die Patentschrift DE 35 23 232 C2 verwiesen.
Aus dieser Druckschrift ist ein Feueralarmsystem zum Ermitteln und Abgeben eines einer Änderung in einer physikalischen Erscheinung der Umgebungsverhältnisse entsprechenden analogen Wertes bekannt. Dabei sind eine Abtasteinrichtung zum Abtasten eines aus einem Ermittlungsabschnitt abgegebenen analogen Erfassungssignals innerhalb einer bestimmten Zeitspanne, eine Datenverarbeitungseinrichtung zur Bildung eines Mittelwertes aus den Abtastdaten, sowie eine Speichereinrichtung, in der diese Abtastdaten speicherbar sind und eine Alarmeinrichtung, die das Vorliegen eines Feuers nach Auswertung des Mittelwerts anzeigt, vorgesehen. Charakteristischerweise ist die Datenverarbeitungseinrich- tung derart ausgebildet, daß die Abtastdaten sequentiell in die Speichereinrichtung eingeschrieben werden, und aus einer bestimmten Zahl der zuletzt gespeicherten Abtastdaten wird fortlaufend ein gleitender Mittelwert gebildet, wobei jeweils der in der Sequenz älteste Abtastdaten-Speicherwert durch den neuesten ersetzt wird.
Ferner ist aus der DE 31 27 324 A1 ein Verfahren und eine Anordnung zur Erhöhung der Ansprechempfindlichkeit und der Störsicherheit in einer Gefahren-, insbesondere Brandmeldeanlage, bekannt.
Aus beiden oben genannten Druckschriften ist insbesondere nicht bekannt, einen
Streuparameter aus den aufeinanderfolgenden Meßwerten zu berechnen, so daß das zur Alarmauslösung dienende Verfahren adaptiv, und somit lernfähig, ist. Daher sind die obigen Verfahren nicht in der Lage sich beispielsweise einer zeitlichen Änderung der Detektorempfindlichkeit anzupassen.
Schließlich betrifft die DE 44 17 574 C2 eine Patientenalarmerfassung unter Verwendung eines Zielmodus. Bei diesem Verfahren werden bei einer beabsich-
tigten Änderung eines physiologischen Parameters eines Patienten dynamische
Grenzen definiert und dann ein Alarm erzeugt, wenn die gemessenen Parameterwerte außerhalb der dynamischen Grenzen liegen. Diese Druckschrift offenbart daher lediglich eine Variante des an sich bekannten Schwellenalarms.
Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht daher darin, die Nachteile des Standes der Technik zu vermeiden, und insbesondere ein Verfahren der eingangs genannten Art derart weiterzubilden, daß gegenüber dem Stand der Technik eine "Alarmsituation" schneller und mit einer geringeren Fehlalarmrate er- kannt wird.
Die Aufgabe wird in verfahrenstechnischer Hinsicht dadurch gelöst, daß in einem ersten Schritt für zeitlich aufeinanderfolgende Meßsignalwerte in einem einstellbaren Zeitfenster deren Mittelwert und die entsprechende Streuung dieser Meß- signalwerte von dem Mittelwert berechnet wird, daß in einem zweiten Schritt jeder weitere nachfolgende Meßsignalwert zur Gewinnung einer jeweiligen Bewertungsgröße mit dem Mittelwert verglichen und mit der Streuung gewichtet wird, und daß in einem dritten Schritt bei einer einen einstellbaren Ausreißerparameter überschreitenden Bewertungsgröße ein Ausreißerzustand detektiert wird, während bei einer einen einstellbaren Alarmparameter überschreitenden
Bewertungsgröße ein das Vorliegen eines signifikanten Drifts oder Sprungs der Meßsignalwerte indizierender Alarmzustand detektiert wird.
Mithin wird bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zwischen zwei Phasen unter- schieden, wobei in einer ersten Phase ein Zeitfenster bereitgestellt wird, in dem der charakteristische Verlauf der darin erfaßten Meßsignalwerte ausgewertet wird, wobei der statistische Mittelwert und die Fluktuationsbreite der erfaßten Meßsignalwerte um diesen Mittelwert ermittelt wird. In der zweiten Phase des erfindungsgemäßen Verfahrens werden die aktuell empfangenen Meßsignalwerte mit dem Mittelwert und der die Fluktuationsbreite repräsentierenden Streuung verglichen, wobei die dabei ermittelte Bewertungsgröße ein Maß für das Vorliegen einer signifikanten Drift darstellt. Indem in diese so gewonnene Bewertungsgröße die zeitliche Entwicklung der in dem Zeitfenster erfaßten Meßsignalwerte eingeht, ergibt sich insgesamt ein höherer Zuverlässigkeitsgrad bei der Erken- nung von Alarmzuständen gegenüber Verfahren nach dem Stand der Technik, so daß sich mithin eine geringere Fehlalarmrate erzielen läßt. Dies beruht insbesondere auf der automatischen Nachführung der Intervallgrenzen. Durch die auf-
grund des erfindungsgemäßen Verfahrens vorgesehene Unterscheidung zwischen, zu Verfälschungen und/oder Fehlalarmen führenden, Ausreißerzuständen und Alarmzuständen wird bei intensivmedizinischen Anwendungen eine Differenzierung zwischen lebensbedrohlichen Zuständen einerseits und zu Fehlmessun- gen führenden Geräte- oder Zuleitungsversagen andererseits ermöglicht, was zu einer weiteren Reduktion der Fehlalarmrate führt.
Ein Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht darin, daß eine on-line Erkennung von Ausreißern vorgesehen wird. Ferner ist vorteilhaft, daß das erfin- dungsgemäße Verfahren adaptiv ist, d. h. beispielsweise nur physiologische
Grenzen voreingestellt werden müssen. Ferner können erfindungsgemäß Driften und/oder Sprünge automatisch erkannt werden. Schließlich weist das erfindungsgemäße Verfahren lediglich eine kurze Verzögerungszeit auf.
Um eine hohe Rechengeschwindigkeit zu erzielen, wird die Bewertungsgröße durch Differenzbildung zwischen dem Meßsignalwert und dem berechneten Mittelwert mit anschließender Normierung der Differenz ermittelt. Dabei wird die Wichtung der Bewertungsgröße durch eine Divisionsbildung aus der normierten Differenz zwischen dem Meßsignalwert und dem Mittelwert mit der berechneten Streuung vorgenommen.
Nach einer vorteilhaften Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird ein Ausreißerzustand detektiert, wenn die mit der berechneten Streuung ge- wichtete normierte Differenz zwischen Meßsignalwert und Mittelwert den einge- stellten Ausreißerparameter übersteigt. Hingegen wird ein Alarmzustand detektiert, wenn die mit der berechneten Streuung gewichtete normierte Differenz zwischen Meßsignalwert und Mittelwert den eingestellten Alarmparameter übersteigt.
Um Meßfehler, die beispielsweise durch gerätetechnisches Versagen oder meßtechnische Artefakte Zustandekommen, zu eliminieren, wird bei Auftreten eines Ausreißerzustands der entsprechende Meßsignalwert durch den aktuellen, in dem zeitversetzten Fenster berechneten, Mittelwert ersetzt und der nächstfolgende Meßsignalwert bearbeitet.
Alternativ dazu kann auch eine anders geartete Ersetzung vorgenommen werden, welche insbesondere aus statistischen Gründen bevorzugt ist. Es kann bei-
spielsweise ein Rauschen addiert werden oder eine sonstige Imputation durchgeführt werden. Dabei kann der Ausreißerwert insbesondere durch einen Mittelwert plus addierter Zufallszahl, welche einer Wahrscheinlichkeitsverteilung entstammt, ersetzt werden. Schließlich kann ein derartiger verfälschender bzw. ver- fälschter Meßwert für die weitere Berechnung auch einfach ignoriert werden.
Als zweckmäßig hat sich erwiesen, wenn der Mittelwert der aufeinanderfolgenden Meßsignalwerte aus der Summation der einzelnen Meßsignalwerte gebildet wird, wobei die Anzahl der Summationsschritte durch die Breite des Zeitfensters bestimmt wird. Dabei wird als Streuung die Standardabweichung zugrundegelegt, wobei die Anzahl der Summationsschritte durch die Breite des Zeitfensters bestimmt wird.
Eine in rechentechnischer Hinsicht besonders vorteilhafte Weiterbildung des er- findungsgemäßen Verfahrens besteht darin, daß mittels einer Zeitverzögerung eine Positionierung des Zeitfensters vorgenommen wird, um auch kleine Steigungen im zeitlichen Verlauf der erfaßten Meßgröße erkennen zu können, so daß sich auch Langzeitdrifts durch ein entsprechend weit entferntes, verzögertes Fenster (delayed moving window) erfassen lassen. Ebenso können auch kurz- zeitige Driften bei entsprechend nahem, verzögertem Fenster (delayed moving window) erkannt werden.
Um eine Unterscheidung zwischen auftretenden Ausreißerzuständen und Alarmzuständen zu erleichtern, wird der Ausreißerparameter auf einen höheren Wert als der Alarmparameter gesetzt.
Es hat sich als besonders zweckmäßig erwiesen, wenn die Breite des Zeitfensters vorzugsweise auf 10 zeitlich aufeinanderfolgende Meßsignalwerte festgelegt wird und der Ausreißerparameter auf 6 und der Alarmparameter auf 3 fest- gelegt wird.
In vorrichtungstechnischer Hinsicht wird die oben angegebene Aufgabe bei einer Vorrichtung mit einer Meßwerterfassungseinrichtung zum Empfang von Meßwertsignalen und einer Meßwertübertragungseinrichtung zur Wandlung und Ver- arbeitung der empfangenen Meßwertsignale sowie einer bei Überschreiten eines
Grenzwerts auslösbaren Alarmeinrichtung dadurch gelöst, daß zur Erfassung der Meßsignalwerte in einem nach Breite und Zeitverzögerung einstellbaren Zeitfen-
ster eine Speichereinrichtung vorgesehen ist, daß in einer Initialisierungsphase für zeitlich aufeinanderfolgende Meßsignalwerte in dem einstellbaren Zeitfenster Berechnungsmittel zur Berechnung der Mittelwerte und der entsprechenden Streuungen vorgesehen sind und daß in einer Prozeßphase für die Gewinnung einer Bewertungsgröße eine Prozessoreinrichtung vorgesehen ist, die bei einer einen einstellbaren Alarmparameter überschreitenden Bewertungsgröße die Alarmeinrichtung betätigt.
Durch Zusammenwirken der einzelnen Komponenten sind somit nach Maßgabe einer dadurch gewonnenen Bewertungsgröße Ausreißerzustände und Alarmzustände voneinander unterscheidbar, so daß sich mithin die Fehlalarmrate gegenüber Verfahren nach dem Stand der Technik signifikant reduzieren läßt.
Anhand der beigefügten Zeichnung soll nachstehend eine Ausführungsform der vorliegenden Erfindung erläutert werden. In teilweise schematischen Ansichten zeigen:
Fig. 1 ein Flußdiagramm mit den wesentlichen Prozeßschritten des erfindungsgemäßen Verfahrens;
Fig. 2 ein Meßwertspektrum der zeitlichen Entwicklung einer physiologischen Meßgröße;
Fig. 3a eine stark schematische Darstellung einer Drift;
Fig. 3b eine stark schematische Darstellung eines Sprungs; und
Fig. 3c eine stark schematische Darstellung eines Ausreißers.
Das erfindungsgemäße Verfahren, das vorzugsweise als Softwareprogramm implementiert wird, ist mit seinen wesentlichen Prozeßschritten in einem im ganzen mit 10 bezeichneten Ablaufschema in Fig. 1 veranschaulicht. Während einer Initialisierungsphase 1 wird ein Zeitfenster bereitgestellt, in dem auf einer Länge von i zeitlich aufeinanderfolgenden Schritten für die in dem Zeitfenster erfaßten Meßsignalwerte ein Mittelwert 2 und die dazugehörige Streuung 3 der Meßsignalwerte um diesen Mittelwert errechnet wird. Der Mittelwert wird allerdings nicht aus einer Serie der unmittelbar vorangehenden Meßwerte berechnet, son-
dem aus einem Zeitfenster der Breite ω in der Vergangenheit mit der wählbaren Zeitverzögerung d. Die untere Summationsgrenze für die Ermittlung des Mittelwerts ergibt sich somit aus der Subtraktion n-d-ω, wobei n die Anzahl der ausgeführten Zeitschritte, d die Zeitverzögerung und ω die Fensterbreite bezeichnet. Demgegenüber ergibt sich die obere Summationsgrenze aus der Subtraktion n-d, so daß der Summationsindex i von n-d-ω bis n-d läuft. Die gleichen Summations- grenzen gelten für die Ermittlung der Streuung 3.
In der eigentlichen Prozeßphase wird in einem Prozeßschritt 4 eine Inkrementie- rung vorgenommen. In einem weiteren Prozeßschritt 5 wird der in einem bestimmten Zeitschritt erfaßte Meßsignalwert Yn mit dem in der Initialisierungsphase ermittelten Mittelwert verglichen, indem eine Differenzbildung durchgeführt und diese Differenzbildung mit einer Betragsnormierung versehen wird. Um bei dem Vergleich auch die Streuung mitzuberücksichtigen, wird die betragsnor- mierte Differenz mit der Streuung gewichtet, indem die Streuung als Divisor einbezogen wird. Die dadurch gewonnene Bewertungsgröße dient als Maß bei der Erkennung von auftretenden Ausreißerzuständen in diesem Prozeßschritt 4. Ist nämlich die für den aktuell erfaßten Meßsignalwert gewonnene Bewertungsgröße größer als ein voreingestellter Ausreißerparameter o (o >0), so ergibt die Abfrage in diesem Prozeßschritt 4, daß ein Ausreißerzustand 6 vorliegt. Der Ausreißerzustand kann für die folgende Berechnung ignoriert oder durch einen "vernünftigen" Wert ersetzt werden. Dazu eignen sich insbesondere Imputationsverfahren. Für diesen Fall kehrt das Ablaufprogramm zur Inkrementierungsanweisung 4 zurück.
Ergibt die Abfrage in dem Block 5 ein negatives Ergebnis, so wird in dem Abfrageblock 7 ermittelt, ob die für den aktuell erfaßten Meßsignalwert gewonnene Bewertungsgröße größer als ein voreingestellter Alarmparameter a ist. Bei einem positiv ermittelten Ergebnis liegt ein Alarmzustand 8 vor. Im Ausführungsbeispiel wird in diesem Fall ein Rücksprung zur Initialisierungsphase vorgenommen, wäh- rend bei einem negativen Ergebnis ein Rücksprung zur Inkrementierungsanweisung vorgenommen wird. Als Randbedingung bei der Unterscheidung zwischen Ausreißerzuständen und Alarmzuständen wird dem Ausreißerparameter ein höherer Wert als dem Alarmparameter zugewiesen. Durch die Unterscheidung zwischen Ausreißerzuständen und Alarmzuständen wird eine Differenzierung zwi- sehen signifikanten Zuständen und Fehlmessungen erzielt, wobei Fehlmessungen durch Zuleitungsversagen oder meßtechnische Artefakte entstehen können.
Die Erkennung und Eliminierung derartiger Fehlmessungen führt somit zu einer Reduktion von Fehlalarmen.
Fig. 2 zeigt den zeitlichen Verlauf einer physiologischen Meßgröße. Dabei dient die Abszissenachse als Zeitachse τCp, während die Ordinatenachse die Amplitude des Meßsignals wiedergibt.
Fig. 3a zeigt eine stark schematische Darstellung einer Drift. Fig. 3b zeigt eine stark schematische Darstellung eines Sprungs. Fig. 3c zeigt eine stark schemati- sehe Darstellung eines Ausreißers. Es ist dabei die zeitliche Abhängigkeit eines gemessenen Signals dargestellt.
Zusammenfassend ist für das erfindungsgemäße Verfahren mithin charakteristisch: Die internen Kenngrößen des Algorithmus sind die Fensterbreite ω (ω>0), die Verzögerung d (d>0), die Initialisierungslänge i (i>ω+d), der Ausreißerparameter o (o >0) und der Alarmparameter a (a>0).
Nach einer Initialisierungsphase der Länge von i Zeitschritten wird der jeweils neu gemessene Wert mit einem aus den bisherigen Meßwerten geschätzten Mittelwert samt zugehöriger Streuung (der empirischen Standardabweichung) verglichen - insofern ist der Algorithmus eine natürliche Verallgemeinerung des normalen Schwellenwertalarms, bei dem Mittelwert und Streubreite als bekannt vorausgesetzt werden. Der Mittelwert wird allerdings nicht aus einer Serie der unmittelbar vorangehenden Meßwerte berechnet, sondern aus einem Zeitfenster der Breite ω in der Vergangenheit, mit der wählbaren Zeitverzögerung d. Diese
Art der Berechnung umgeht das Problem, daß die zur Schätzung des Mittelwertes und der Streubreite verwendeten Meßwerte bereits abzudriften begonnen haben und damit zu einem erheblichen Bias beitragen, der soweit gehen kann, daß eine genügend langsame Drift überhaupt nicht erkannt wird. Vielmehr ist über die frei wählbare Verzögerung d die Möglichkeit gegeben, den Grenzwinkel derjenigen Steigung zu wählen, die man gerade noch erkennen will. Naturgemäß muß d umso größer gewählt werden, je kleiner die Steigung ist. Jeder neu gemessene Wert wird mit dem aktuellen nach dem erfindungsgemäßen Verfahren geschätzten Mittelwert folgendermaßen verglichen: liegt der Meßwert mehr als das Pro- dukt aus wählbarem Ausreißerfaktor und Streuung vom geschätzten Mittelwert
entfernt, so wird er als Ausreißer klassifiziert und für weitere Berechnungen durch den aktuellen Mittelwert (plus eine Zufallszahl mit Erwartungswert Null und Streuung entsprechend der geschätzten Streuung) ersetzt. Falls dies nicht der Fall ist, der Meßwert jedoch mehr als das Produkt aus (wählbarem) Alarmfaktor a und Streuung vom geschätzten Mittelwert entfernt liegt, wird ausgegeben, daß eine signifikante Drift vorhanden ist, und zwar je nach Richtung der Abweichung eine Drift nach oben oder unten. In allen anderen Fällen wird keine Meldung ausgegeben. Danach wird der nächste Zeitschritt abgearbeitet. Es ist wählbar, ob nach einem ausgegebenen Alarm neu initialisiert werden soll, unter Umständen mit einer weiteren wählbaren Zeitverzögerung, oder ob ohne neue Initialisierung weitergerechnet werden soll. Die Fensterbreite ω beeinflußt die Schwankungen des geschätzten Mittelwertes - die Schwankungen verringern sich dabei proportional zur Wurzel aus ω.
Für viele Zwecke erweisen sich folgende Werte als günstige Ausgangswerte, die dann optimiert werden können: Fensterbreite ω>10, Ausreißerparameter o=6 und der Alarmparameter a=3. Die berechneten Informationen Ausreißer Ja/Nein, Alarm für Drift nach oben/unten, beziehungsweise keine signifikante Drift können entweder direkt am Bildschirm oder akustisch über vereinbarte Tonsequenzen ausgegeben werden, oder aber am Eingang in ein intelligentes Alarmsystem.
Die Erfindung wurde zuvor anhand eines bevorzugten Ausführungsbeispiels näher erläutert. Für einen Fachmann ist es jedoch offensichtlich, daß verschiedene Abwandlungen und Modifikationen gemacht werden können, ohne von dem der Erfindung zugrundeliegenden Gedanken abzuweichen. Insbesondere sei bemerkt, daß in der vorliegenden Beschreibung unter dem Ausdruck "Lageparameter" insbesondere ein Mittelwert, Mediän, o.a. und unter dem Ausdruck "Streuparameter" eine Standardabweichung, Quantil, o.a. verstanden wird.