Beschreibung
Verfahren zur Bestimmung von schaltgerätespezifischen Daten an Kontakten in Schaltgeräten und/oder von betriebsspezifi- sehen Daten im damit geschalteten Netz
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Bestimmung von schaltgerätespezifischen Daten an Kontakten in Schaltgeräten, insbesondere Schützkontakten, und/oder zur Besti - mung von betriebsspezifischen Daten im damit geschalteten Netz gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruches 1. Daneben bezieht sich die Erfindung auch auf die zugehörige Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens.
In der vorveröffentlichten DE 44 27 006 AI sowie in den nichtvorveröffentlichten DE 196 03 310 AI und DE 196 03 319 AI werden Verfahren zur Bestimmung der Restlebensdauer von Schützen beschrieben, bei denen aus der Zeitdifferenz zwischen dem Beginn der Ankeröffnungsbewegung und dem Kontaktöffnungsbeginn der im Verlauf der elektrischen Lebensdauer zunehmende Kontaktverschleiß erfaßt wird. Mit Hilfe eines Mikroprozessors sowie spezifisch angepaßter elektronischer Schaltungen zur Erfassung der benötigten Meßgrößen wird dabei der aktuellen Wert des sog. Kontakt-Durchdruckes be- stimmt, welcher durch Abbrand von seinem Neuwert (= 100 % Restlebensdauer) auf seinen Mindestwert (= 0 % Restlebensdauer) abnimmt. Als Kontakt-Durchdruck wird diejenige Wegstrecke bezeichnet, welche der Magnetanker beim Ausschaltvorgang zwischen dem Ankeröffnungsbeginn und dem Kontakt- Öffnungsbeginn zurücklegt.
Davon ausgehend ist es Aufgabe der Erfindung, in die vorbeschriebenen Verfahren zusätzliche Funktionalitäten einzubinden und die zugehörige Vorrichtung zu schaffen.
Die Aufgabe ist erfindungsgemäß durch die Gesamtheit der Merkmale des Verfahrensanspruches 1 gelöst. Eine zugehörige Vorrichtung ergibt sich aus dem nebengeordneten Vorrichtungs¬ anspruch 15. Weiterbildungen des erfindungsgemäßen Verfahrens und der zugehörigen Vorrichtung sind in den Unteransprüchen angegeben.
Im Rahmen der vorliegenden Erfindung kann die vorhandene Elektronik einerseits dazu benutzt werden, bestimmte Stör- zustände bei der Restlebensdauererfassung zu erkennen und eine Fehlauswertung zu vermeiden, sowie andererseits für eine Schaltgeräteüberwachung nützliche Daten zu gewinnen, wie bestimmte Zustände des Schaltgerätes oder des damit geschalteten elektrischen Netzes. Mit dieser Funktionserweiterung ist erreicht, daß die weiteren Meßdaten mit geringstem
Zusatzaufwand gewonnen und mit einem üblicherweise bereits vorhandenen Mikroprozessor ausgewertet werden können.
Mit der Erfindung ist also die Erfassung zusätzlicher Zu- stände am Schaltgerät und/oder am elektrischen Netz mit Hilfe der vorhandenen ""Restlebensdauerelektronik' möglich. Diese ohne oder nur mit geringem zusätzlichen technischen Aufwand erfaßbaren Zustände sind bei Verwendung speziell eines Schützes als Schaltgerät vorzugsweise:
1. Erfassung ""Schützantrieb elektrisch Ein/Aus'
2. Anzahl der Schaltspiele
3. Erfassung ΛPhasenausfall'
4. Erfassung ""Netzspannungsausfall' 5. Erfassung Kontaktverschweißen'
6. Erfassung ""Kurzschluß'
Dabei betreffen die Punkte 1, 2 und 5 schaltgerätespezifische Daten des als Schaltgerät verwendeten Schützes und die Punkte
3 3, 4 und 6 betriebsspezifische Daten im damit geschalteten Netz.
Bei Phasenausfall liegt die Spannung am künstlichen Stern- punkt nicht auf Nullpotential, sondern es steht Wechselspannung an mit der Amplitude Ustrang bei zwei intakten Phasen oder 1 Ustrang bei einer intakter Phase. Die elektronische Auswerteschaltung für das Kontaktöffnen erzeugt daher trotz geschlossener Brückenkontakte ein periodisches Ausgangssignal, woraus im Normalfall eine Fehlauswertung der Restlebensdauer durch eine fehlerhaft bestimmte Zeitdifferenz folgen würde.
Letzteres Problem wird nun dadurch gelöst, daß der Mikroprozessor vorteilhafterweise die Auswertung der Restlebensdauer sperrt, wenn die beiden Zustände ΛSchütz eingeschaltet' und "-Phasenausfall' gleichzeitig bestehen. Die Auswertesperre wird vom Mikroprozessor in einem vorgegebenen Zeitintervall aktualisiert und bei unverändertem Zustand im jeweils folgenden Intervall fortgesetzt. Als Intervallänge bietet sich der Maximalwert der Schütz-Ausschaltzeit an.
Bei Netzspannungsausfall sind dagegen alle drei Außenleiter Ll, L2, L3 des Drehstromnetzes unterbrochen. Im Idealfall wäre die Sternpunktspannung auf der Lastseite des Schützes Null, gleichgültig ob das Schütz ein- oder ausgeschaltet ist. Tatsächlich verhalten sich die vom Netz getrennten, d.h. floatenden Strombahnen wie Antennen und es können Störspannungen induktiv und kapazitiv eingekoppelt werden. Die elektronische Auswerteschaltung für das Kontaktöffnen reagiert hierauf mit von den Störsignalen sporadisch erzeugten Ausgangssignalen.
Auch hier wird durch den Mikroprozessor die Auswertung der
Restlebensdauer gesperrt, wenn die beiden Zustände "-Schütz eingeschaltet' und "'Netzspannungsausfall' gleichzeitig be-
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4 stehen. Die Auswertesperre wird in analoger Weise wie oben angegeben aufrecht erhalten.
Während im allgemeinen Fall die Sternpunktspannung gegen ein Bezugspotential gemessen wird, kann in eigenerfinderischer Weiterbildung bei der Realisierung der Vorrichtung das Auftreten einer Schaltspannung als Spannungsabfall in einem Stromzweig der Sternpunktschaltung detektiert werden.
Weitere Vorteile und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Figurenbeschreibung von Ausführungsbeispielen anhand der Zeichnung. Es zeigen jeweils als Schaltbild
Figur 1 die Erfassung der Restlebensdauer von Schützkontakten beim Ausschaltvorgang mit gleichzeitiger Ermittlung von betriebsrelevanten Daten bzw. Zuständen, Figur 2 die Generierung des Öffnungszeitpunktes Tκ für die erstöffnenden Schaltkontakte von Schützen beim Aus- schaltvorgang in Drehstromnetzen und Überwachung der
Netzspannung durch Spannungsmessung an einem künstlichen Sternpunkt, Figur 3 ein Beispiel für die Restlebensdauererfassung mit integrierter Magnetosensorik, Figur 4 die Erfassung des Kontaktöffnens am künstlichen
Sternpunkt ohne Verwendung eines weiteren Bezugspotentials und Figur 5 die Auswertung zur Erfassung der Strangspannungen an den Stromzweigen am künstlichen Sternpunkt gemäß Figur 4.
Gleiche bzw. gleichwirkende Elemente haben in den einzelnen Figuren gleiche Bezugszeichen. Die Figuren werden teilweise gemeinsam beschrieben.
5 Figur 1 zeigt die schematische Darstellung einer Einrichtung zur Erkennung der Restlebensdauer und deren Zuordnung zu einem Schütz 1 . Ein Auswertegerät 100 befindet sich auf der Lastseite 10 zwischen dem Schütz und einem elektrischen Ver- braucher, beispielsweise einem Motor 20 und ist über ein erstes Überwachungsmodul 101 zur Erkennung des Kontaktöffnens mit den Außenleitern Ll, L2 und L3 kontaktiert. Die Überwachungseinheit 101 steuert einen Mikroprozessor 105 an, der den Kontakt-Durchdruck und zusätzliche Schaltbetriebszustände ermittelt. Dazu erhält der Mikroprozessor weitere Signale zur Überwachung des Ankeröffnens des Schützmagnetantriebes von einer Einheit 102. Der Mikroprozessor gibt die Ergebnisdaten auf eine Ausgabeeinheit 106, von der gegebenenfalls eine Ausgabe aller schaltgerätespezifischen Daten über einen Bus zur weiteren Auswertung erfolgt.
Dem Schütz ist ein Schützmagnetantrieb 5 zugeordnet, der aus einem Anker 3 mit zugehörigem Joch 4 besteht. Auf dem Joch sind Schützspulen 6 bzw. 6' angebracht. Die Spulen werden über einen Steuerschalter angesteuert. Die Spannung an den Schützmagnetspulen wird der Einheit 102 zur Überwachung des Ankeröffnens zugeführt und das Ankeröffnungssignal an die Auswerteeinheit 100 übermittelt.
Mit der beschriebenen Schaltung ist es möglich, aus den von den Überwachungsmodulen gelieferten Zeitsignalen über den Mikroprozessor 105 den aktuellen Kontaktdurchdruck und daraus die elektrische Lebensdauer der Hauptschaltstücke zu bestimmen. Zusätzlich werden nunmehr auch weitere schaltgerätespe- zifische Daten ermittelt, auf die eingangs bereits hingewiesen wurde. Dies sind im einzelnen:
1.) Schützantrieb „elektrisch Ein/Aus"
Die elektronische Schaltung zur Erfassung des Ankeröffnungs- beginns aus der Spulenspannung erzeugt bei den Nulldurchgän-
6 gen der Sinus-Wechselspannung Spannungspulse. Diese Spannungspulse können dem Mikroprozessor 105 über einen Optokoppler zur direkten Auswertung zugeführt werden, oder es kann z.B. mit einer nachtriggerbaren Zeitstufe ein Rechtecksignal erzeugt werden, das mit einer vorgegebenen Verzögerung dem Wechsel des Schaltzustandes von Ein nach Aus mit dem Spannungswechsel z.B. von Λhoch' nach λtief folgt. Für die Verzögerungszeit kann die Dauer einer Netzhalbperiode vorgegeben sein.
2.) /Anzahl der Schaltspiele der Mikroprozessor 105 zählt hierzu z.B. die Anzahl der Signalwechsel hoch => tief der in 1. ) beschriebenen Rechteckpulse.
3.) Phasenausfall
Der Phasenausfall wird im Einschaltzustand des Schützes 1 als periodisches Sternpunktsignal erfaßt und kann bei der Auswerteschaltung des Kontaktöffnens nach Figur 2 unmittelbar als periodisches (doppelte Netzfrequenz) Ausgangssignal vom Mikroprozessor erkannt werden.
4.) Netzspannungsausfall
Es wird an einem Spannungsteiler der künstlichen Sternpunkt- Schaltung, der zwischen dem lastseitigen Meßanschluß eines Außenleiters und der Meßerde angeschlossen ist, eine zur Strangspannung proportionale Spannung abgegriffen und als digitales Signal weiterverarbeitet.
Wird im Einschaltzustand des Schützes keine derartige Spannung gemessen und erkennt der Mikroprozessor auch keinen Phasenausfall, so wird als Ergebnis ein Netzspannungsausfall angezeigt.
7 5. ) Kontaktverschweißen
Das Kontaktverschweißen kann im Ausschaltzustand des Schützes bei anliegender Netzspannung erkannt werden.
Der Extremfall der dreipoligen Verschweißung wird anhand der Zustände ΛSchützantrieb elektrisch Aus' und ""kein Netzspannungsausfall' erkannt.
Die ein- oder zweipolige Verschweißung wird als solche er- kannt, wenn die Zustände λSchützantrieb elektrisch Aus' und
"'Phasenausfall' zusammentreffen. Die einseitige Verschweißung einer Schaltbrücke kann im Ausschaltzustand des Schützes nicht gemessen werden, da die betroffene Schaltstrecke noch elektrisch trennt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird dieser Brückenkontakt jedoch im Schütz-Einschaltzustand auf der Lastseite einen Phasenausfall erzeugen. Daher ist bei der Störmeldung "*Phasenausfall' der zusätzliche Hinweis auf die beiden möglichen Ursachen "'Unterbrechung eines Außenleiters - oder - Schütz-Schaltpol offen' notwendig.
6.) Kurzschluß
Zur Kurzschlußerkennung können Stromwandler, wie sie in einem Überlastrelais eingesetzt werden, verwendet werden. Als Alternative wird beispielsweise eine Magnetosensorik verwendet, mit welcher das Überschreiten einer vorgegebenen Stromschwelle erfaßt wird. Neben Hall-Effekt Sensoren oder magnetoresi- stiven Sensoren können auch kostengünstige Induktivitätssensoren eingesetzt werden. Die Sensoren werden isoliert unmittelbar auf den Hauptstrombahnen angeordnet, damit das gemes- sene Magnetfeld dominiert und der Magnetfeldeinfluß benachbarter kurzschlußtragender Schaltgeräte vernachlässigt werden kann.
Die Kurschlußerkennung wird vom Mikroprozessor grundsätzlich mit dem Schütz-Einschaltzustand verknüpft. Im Fall eines
registrierten Kurzschlusses kann der Mikroprozessor eine zusätzliche Warnmeldung herausgeben, die Schützkontakte auf Verschweißung zu kontrollieren. Insbesondere könnte eine kontrollierte Abschaltung des Schützes erfolgen, um eine Ver- schweißprüfung durchzuführen. Hierzu kann die Steuerphase des Schützantriebes über einen vom Mikroprozessor gesteuerten Öffner-Kontakt kurzzeitig, oder bei andauerndem Kurzschluß dauerhaft ausgeschaltet werden.
Figur 2 zeigt ein Schaltungsbeispiel zur Generierung eines Zeitsignals Tκ beim Kontaktöffnungsbeginn der am stärksten abgebrannten Hauptkontakte. Die wesentliche Eigenschaft dieser Schaltung besteht darin, die Kontaktspannungen (Bogen- spannung) eines dreipoligen Schaltgerätes im Drehstromnetz am künstlichen Sternpunkt 15 zu messen. In Ergänzung zu vorbeschriebenen Schaltungen ist nunmehr eine erweiterte Auswerteeinheit 180 zur Erfassung der Netzspannung und zur Erfassung der Sternpunktspannung vorhanden. Damit können einerseits der Zeitpunkt Tκ für die erstöffnenden Schaltkontakte beim Aus- schaltvorgang bestimmt und andererseits gleichzeitig die Netzspannung überwacht werden.
In entsprechenden Erweiterungen zum vorbeschriebenen Stand der Technik kann gemäß Figur 3 die Restlebensdauererfassung mit integrierter Magnetosensorik zwecks Kurzschlußerfassung erfolgen. Dem Schütz 1 ist hier ein Uberlastrelais mit integrierter Einheit 200 zur Restlebensdauererfassung vor dem Motor 20 zwischengeschaltet, wobei die Einheiten 201, 202 und 205 den Einheiten 101, 102 und 105 aus Figur 1 entsprechen. Weiterhin ist in Figur 2 ein Modul 220 zur Überwachung von Kurzschlüssen vorhanden. Das Überwachungsmodul 220 wird von den einzelnen Leitungen zugeordneten magnetischen Sensoren 221 bis 223 angesteuert.
9 Aus der Tabelle „Auswertung durch logische Verknüpfung der erfaßten Signale" ergibt sich in selbsterklärender Weise, daß durch die logische Verknüpfung der anhand der Figuren 1 bis 3 im einzelnen erfaßten Signale jeweils neben der Erfassung des /Abbrandes der Kontakte durch die Durchdrucküberwachung weiterhin auch die schaltgerätespezifischen Zustände angegeben werden können. Wesentlich ist dabei, daß weitestgehend auf den gleichen Aufbau der Auswerteschaltungen zurückgegriffen werden kann.
Bei der Erfassung des Ankeröffnungsbeginns aus der Spulenspannung wurde bisher die Beschaltung mit R-C-Gliedern ausgeschlossen, da dies zu einem nicht auswertbaren Verlauf der Spulenspannung führt. Als Alternativen werden Varistoren oder Zenerdioden genannt.
Es hat sich gezeigt, daß Varistoren Überspannungen nur auf etwa den 1,75-fachen Wert ihrer Nennbetriebsspannung begrenzen. Als günstiger erweisen sich Suppressor-Dioden, deren Stromspannungskennlinie scharf abknickt. Vorteilhaft ist, daß die Suppressor-Dioden, wie auch die Varistoren, im Normalbetrieb keine elektrische Leistung aufnehmen. Eine weitere Beschaltungsmöglichkeit stellt ein über einen Brückengleichrichter an den Plus- und Minusausgang angeschlossener Konden- sator dar, dem zur Entladung ein hochohmiger Widerstand parallel geschaltet ist. Bei eingeschalteter Schützspule lädt sich der Kondensator auf die Spitzenspannung der Steuerphase auf und erhöht kurzzeitig seine Spannung bei der Bedämpfung einer Überspannung. Bei ausgeschalteter Schützspule entlädt sich der Kondensator über den Parallelwiderstand (Verlustleistung = ÜNetz 2/R) .
Bei Freilaufkreisen zur Verhinderung von Überspannungen beim Schalten von gleichstrombetriebenen Schützantrieben kann das
10 Ankeröffnen am Stromverlauf detektiert werden. Die Auswertung des genauen Ankeröffnungszeitpunktes erscheint jedoch kaum möglich, da der charakteristische Signalverlauf um etwa den Faktor 5 gegenüber einem auswertbaren Spulenspannungssignal zeitlich verbreitert ist. Bei Ersatz der Freilaufdiode im
Freilaufkreis durch einen mikroprozessorgesteuerten Freilauftransistor, dem zur Schaltspannungsbegrenzung eine Zenerdiode (anti-) parallel geschaltet ist, kann der Ausschaltverzug des Schützes verkürzt und ein auswertbares Spulenspannungssignal erzeugt werden.
In Figur 2 wurde das hierzu notwendige Zeitsignal der Schaltspannung an den erstöffnenden Hauptschaltstücken durch Messung der Differenzspannung zwischen einem festen Bezugs- potential, wie Null- oder Erdpotential, und dem Potential eines künstlichen Sternpunktes auf der Lastseite des überwachten Schützes generiert. In bestimmten /Anwendungsfällen können jedoch in einer Schaltanlage weder ein Nulleiter, noch ein Schutzleiter verfügbar sein. Die Möglichkeit, in diesem Fall auf der Einspeiseseite des Schützes mit einem weiteren künstlichen Sternpunkt ein festes Bezugspotential zu bilden, würde zusätzlichen technischen Aufwand erfordern. Als Alternative kann in den Figuren 4 oder 5 der Kontaktöffnungsbeginn ohne Verwendung eines Null- oder Erdpotentials erfaßt werden.
Gemäß Figur 4 wird das Auftreten einer Schaltspannung als Spannungsabfall in einem Stromzweig der Sternpunktschaltung detektiert. Die gemessene Spannung wird mit einem Hochpaßfilter weiterverarbeitet und liefert eine der Schaltspannung proportionale Ausgangsspannung. Diese kann auf herkömmliche Weise bei Überschreiten eines vorgegeben Schwellwertes das gewünschte Steuersignal des ersten Kontaktöffnungsbeginns erzeugen.
Auswertung durch logische Verknüpfung der erfaßten Signale
Für die Schaltspannungen (Bogenspannung) gelten folgende Gleichungen :
Ui + U2 + U3 = 0 , Ij + I , + I3 = 0
TJ, - USTF = R * I Ϊ + L * d/dt f L + UB TJ. - TJSTF = R * I2 + L * d/dt ( I2 ) + UB2 U3 - USTP = R * I3 + L * d/dt ( I3 ) + UB3 ∑ : USTP = - ( UBI + UB2 + UB3 ) / 3 , wobei U (1,2,3) = Strangspannungen, USTp = Sternpunktspannung, 1(1,2,3) = Strangströme, UB (1,2.3) = Bogenspannungen, R = ohmsche Last, L = induktive Last bedeuten.
Im Fall eines erstöffnenden Schaltpols sind z.B. U
B2 und U
B3 Null und man erhält
Eingesetzt in obige Gleichungen erhält man für L=0,
und I: die beiden möglichen Meßwerte an einem Stromzweig der Sternpunktschaltung R * I = U - 2/3 U
B R * I = U + 1/3 U
B
In der Figur 4 bedeuten 50 ein passives Hochpaßfilter mit Kapazität Cx und ohmschen Widerstand Rx, über welches eine Einheit 500 zur Bestimmung des Kontaktöffnungszeitpunktes angesteuert wird. Damit wird der Zeitpunkt Tκ genau ermittelt, ohne daß ein Bezugspotential, wie Null- oder Erdpoten- tial, vorhanden sein müßte. Zur Erfassung des Bogenspan- nungsanteils wird der störende 50 Hz - Netzspannungsanteil mit einem Hochpaßfilter 50 (z.B. f(-3dB) = 5 ...10 kHz) eliminiert.
Messungen ergeben für einen Aufbau gemäß Figur 4 mit passivem Hochpaßfilter zu einem 16V-Spannungssprung, was der Schaltspannung unmittelbar nach der Kontakttrennung eines Schütz- Brückenkontaktes entspricht, ein Nutzsignal von etwa IV Amplitude bei einem Restsignal der störenden Netzspannung (220 V~) von ebenfalls etwa IV Amplitude. Durch ein aktives Hochpaßfilter, evtl. höherer Ordnung, kann der störende Netzspannungsanteil auf einen vernachlässigbaren Wert reduziert werden.
Zur besseren Unterdrückung des Netzspannungsanteiles in der Meßspannung kann daher statt des passiven Hochpaßfilters 50 aus Figur 4 ein aktives Hochpaßfilter höherer Ordnung oder eine Reihenschaltung aus passivem und aktivem Hochpaßfilter eingesetzt werden.
Mit der Reihenschaltung des passiven Hochpaßfilters 50 kann die Amplitude der Eingangsspannung am aktiven Hochpaßfilter auf zulässige Werte begrenzt werden.
In Figur 5 ist die Schaltung gemäß Figur 4 in der Weise modifiziert, daß an den einen Strang der künstlichen Sternpunktschaltung unmittelbar eine Auswerteeinheit 600 geschaltet ist, die gleichermaßen das Kontaktöffnen und die Netzspannung überwacht. Von den beiden anderen Strängen ist je eine weitere Meßleitung zur Überwachung deren Strangspannung an der Auswerteeinheit angeschlossen. Dabei enthält die Auswerteeinheit 600 passive und/oder aktive Hochpaßfilter zur Erfassung der Schaltspannung des erstöffnenden Schaltkontaktes und darüber hinaus eine elektronische Schaltung zur Erfassung der Strangspannungen der überwachten Stromkreise.
Während anhand der Figuren im wesentlichen die Überwachung von Schützkontakten beschrieben wurde, gelten für die Rest-
lebensdauererfassung an Leistungsschaltern nachfolgende Überlegungen:
Beim betriebsmäßigen Ausschaltvorgang wird mechanische Ener- gie eines Federkraftspeichers in kinetische Energie der bewegten Schaltschloßkomponenten und der Bewegkontakte, sowie in Reibungsarbeit umgewandelt.
Mit der Umsetzung mechanischer in kinetische Energie ist der Bewegungsablauf und damit der Zeitbedarf vom Beginn der Ausschaltbetätigung des Schaltschlosses bis zum Kontaktöffnungsbeginn bestimmt.
Durch den Kontaktabbrand ändert sich die Position des beweg- liehen Kontaktträgers zum festen Kontaktträger sowohl im
Einschaltzustand, als auch im Augenblick der Kontakttrennung, und damit korrespondierend die Position der mit dem beweglichen Kontaktträger gekoppelten Schaltschloßkomponenten. Zu diesen Schaltschloßkomponenten zählt z.B. die Schaltwelle, an der die Bewegkontaktträger gelagert sind, oder der Hebelmechanismus zur Kraftübertragung auf die Schaltwelle und/oder auf die Bewegkontakte.
Bei der Bewegung (Linear- und/oder Rotationsbewegung) der Schaltschloßkomponenten handelt es sich im allgemeinen um eine ungleichförmig beschleunigte Bewegung. Durch den Kontaktabbrand wird, wie durch nachfolgende, einfache
Beispiele dargestellt, eine zeitliche Verschiebung Δt des Kontaktöffnungszeitpunktes zu kürzeren Zeiten bewirkt:
Beschleunigte Bewegung mit konstanter Beschleunigung b
Laufzeiten tι, t2 Laufzeitunterschied Δt = tα - t2 ti = Öffnungszeit im Neuzustand der Kontakte t2 = Öffnungszeit der Kontakte mit Materialabbrand
Wege si, s2 Wegunterschied Δs = si - s2 Δs = Positionsänderung infolge des Abbrandes, z.B. Dickenänderung der Kontaktauflagen v: = konstruktiv vorgegebene Konstante, z.B. Geschwindigkeit der positionsüberwachten Schaltschloßkomponente im Kontaktöffnungszeitpunkt
si = b*tι2 , s2 = ^ b*t2 2 , Δs = b ti2 - t2 2) = H b* (2tι - Δt)*Δt
Mit vi = b*tι folgt Δs = (v; - b*Δt)*Δt
2.) Gleichförmige Bewegung mit konstanter Geschwindigkeit v: si = vA ti , s2 = vι*t2 , Δs = Vι*Δt
Bei Werten Δt « ti, t2 kann man daher für die ungleichförmg beschleunigte Bewegung beim realen Ausschaltvorgang näherungsweise annehmen Δs ~ Δt bzw. Δs = vα*Δt, mit der konstruktiv vorgegeben Konstante vα .
Im folgenden wird der Kontaktdurchdruck mit s bezeichnet, wobei dem Neuzustand der konstruktiv vorgegebene Wert sneu und dem Lebensdauerende der Mindestdurchdruck smιn zugeordnet sind.
Bei einer LaufZeitmessung ergeben sich zu den Werten des Kontaktdurchdruckes sneu, s, smir, die zugehörigen Laufzeiten tneu, t und tmin, anhand derer man eine fiktive Geschwindigkeit Vi einführen kann, mit:
s
neu - s = Δs = Vι*Δt(s) bzw.
Der maximal zulässige Kontaktabbrand Δs
max korrespondiert also mit einer maximalen Verschiebung Δt
max des Kontaktöffnungszeitpunktes zu kürzeren Laufzeiten.
Um die zeitliche Verschiebung Δt des Kontaktöffnungszeitpunktes zu erhalten, werden Laufzeiten gemessen, deren Endzeitpunkt mit dem Kontaktöffnungszeitpunkt gleichgesetzt ist. Als Anfangszeitpunkt wird der Zeitpunkt gewählt, bei dem eine ausgewählte Komponente des Schaltschlosses eine vorbestimmte Position während des Ausschaltvorganges erreicht. Damit wird zusätzlich erreicht, daß Kurzschlußabschaltungen, bei denen das Kontaktöffnen infolge von Stromkräften bereits vor dem Erreichen der vorbestimmten Schaltschloßposition erfolgt, nicht zur Auswertung des Kontaktabbrandes herangezogen werden. Dadurch wird eine fehlerhafte Auswertung des Kontaktabbrandes bei Kurzschlußabschaltungen vermieden.
Die konstruktiven Eigenschaften des Schaltschlosses bestim- en im Detail die Methode zur Generierung des Anfangszeitpunktes für die LaufZeitmessung. Um bei elektromechanischen Leistungsschaltern eine stabile Einschalt- und Ausschaltposition zu realisieren, ist das Schaltschloß meist in der Funktionsweise eines Kipphebelmechanismus ausgeführt, bei der der Hebelmechanismus bei Positionswechsel eine Totpunktlage zu überwinden hat. Als vorbestimmte Schaltschloßposition zur Erfassung eines Anfangszeitpunktes der Laufzeitmessung wird daher eine Schaltschloßstellung vorgegeben, bei der sich der Hebelmechanismuß zwischen der Totpunktlage und der Endstellung in Ausschaltposition befindet.
Um eine ausreichende Genauigkeit bei der Bestimmung des Kontaktabbrandes bzw. der Restlebensdauer zu erzielen, ist es erforderlich, die den Anfangszeitpunkt charakterisierende
Schaltschloßposition auf wenigstens 1/10 mm genau zu erfassen. Da die Geschwindigkeit der positionsüberwachten Schaltschloßkomponente zum Anfangszeitpunkt der LaufZeitmessung kleiner sein wird als zum Endzeitpunkt, ist zu einer Posi- tionsungenauigkeit von 1/10 mm eine Ungenauigkeit der Ab- branderfassung von > 1/10 mm zu erwarten.
Die geforderte genaue Positionserfassung läßt sich mit berührungslos arbeitenden, feldabhängigen Positionssensoren, wie induktiven oder kapazitiven Wegsensoren, kaum realisieren. Optische Sensoren sind mit dem Problem der Verschmutzung, z.B. durch den Abbrand, ausgesetzt und daher für die Positionserfassung im Schaltgerät nicht sonderlich geeignet. Als einfache, robuste Einrichtung zur Positionserfassung wird ein elektromechanischer Hilfskontakt vorgeschlagen, welcher von der zu überwachenden Schaltschloßkomponente aufgeschlagen wird. Der Festkontakt dieser Hilfskontakt- einrichtung bestimmt die Schlagposition der überwachten Schaltschloßkomponente auf den zugehörigen Bewegkontakt. Hiermit sollte eine reproduzierbare Positionserfassung auf wenigstens 1/10 mm ohne großen Aufwand möglich sein.
Im Neuzustand des Schaltgerätes bzw. bei neuen Schaltkontakten wird nun beim Ausschaltvorgang die Laufzeit tneu erfaßt und in einem geeigneten, nicht flüchtigen Datenspeicher abgespeichert. Mit zunehmendem Kontaktabbrand verkürzt sich die Laufzeit t bis auf einen Wert tmin, der mit dem maximal zulässigen Abbrand Δsmax korrespondiert. Mit der konstruktiv vorgebenen Größe Δtmax (= tneu - tmin) , als maximal zulässiger LaufZeitverkürzung, wird mit einem Mikroprozessor die Restlebensdauer (z.B. in Prozent) bestimmt
Rld[%] = (1 - (Laufzeit (tneu) - Laufzeit (t) ) /Δtmax) *100 .
In der obigen Gleichung ist vereinfachend ein linearer Zusammenhang zwischen der Positionsveränderung infolge des Kontaktabbrandes und der Laufzeitänderung angenommen. Unterscheidet sich der Verlauf der Durchdruckänderung aus kon- struktiven Gründen deutlich vom Verlauf der Laufzeitänderung, so ändert sich die fiktive Geschwindigkeit v-. mit der Größe des Kontaktabbrandes. Dies läßt sich näherungsweise berücksichtigen, indem v: durch lineare Interpolation aus den konstruktiv vorgegebenen Werten v/im Neuzustand und V] ' ' am Lebensdauerende gebildet wird:
v: = v-_'*(Δtma - Δt)/ Δtma + v:"* Δt/Δtmax , mit Δt = Laufzeit (tneu) - Laufzeit (t)
Damit ergibt sich als Bestimmungsgleichung für die Restlebensdauer in Prozent:
Rld[%] = (1 - Δt*vι/Δsmax )*100 Letztere Gleichung kann mit dem vorhandenen Mikroprozessor ausgewertet werden, so daß die Werte online anzeigbar sind.