Verwendung proteolytischer Enyzme zur Vorbeugung bzw. Behandlung der Transplantatabstoßung
Die vorliegende Erfindung betrifft die Verwendung von mindestens einem proteolytischen Enyzm und gegebenenfalls Rutosid zur Behandlung und/oder Vorbeugung der Transplantatabstoßung.
Das Immunsystem ist eine biologische Funktionseinheit mit hochspezifischen Reaktionsabläufen sowohl auf humoraler wie auch auf zellulärer Ebene. Störungen in diesem komplexen System sind an der Entstehung zahlreicher Krankheiten ursächlich beteiligt. So führen Defekte oder eine Überfunktion des Immunsystems zu sogenannten Immundefektkrankheiten und anderen Komplikationen, wie z.B. auch einer Transplantatabstoßung, die lebensbedrohliche Ausmaße annehmen kann.
Bei einer Transplantation von Fremdgewebe in einen menschlichen oder tierischen Körper kommt es häufig zu einer Abstoßungsreaktion dieses Fremdgewebes. Diese sogenannte Transplantatabstoßung beruht auf immunologischen Reaktionen, die durch spezifische und unspezifische Immunsuppression unterdrückt werden können. Spezifische Immunsuppressionen, wie z.B. die Induktion einer Immuntoleranz und immunologisches Enhancement haben in der klinischen Transplantation noch keine Bedeutung. Unspezifische Maßnahmen, wie Splenek- tomie, Thymektomie, Lymphdrainage und Bestrahlung wurden bereits wieder verlassen.
Immunsuppressive Medikamente spielen die wichtigste Rolle in der Abstoßungstherapie. Solche Medikamente sind z.B. Antimetaboliten wie Azathioprin, ein 6- Mercaptopurin-Abkömmling, der die DNA- und RNA-Synthese hemmt. Damit beruht seine Wirkung vor allem auf der Knochenmarkdepression und auf der Unterdrückung der Produktion von Leukozyten und deren Vorläufern. Die Wirkung beginnt erst nach Antigenkontakt in der Proliferationsphase. Azathioprin wird in der Leber metabolisiert und über die Niere ausgeschieden.
Weiterhin wird Ciciosporin A eingesetzt. Dies ist ein Produkt von kultivierten Erdpilzen. Es verhindert die lnterleukin-2-Produktion von Helferzellen und damit spezifisch die Reifung der Effektorzellen. Suppressorzellen werden durch Ciciosporin geschont. Nebenwirkungen, wie Nephrotoxizität und Hepatotoxizität bei hoher Dosierung müssen berücksichtigt werden.
Corticosteroide entwickeln eine sehr rasche Wirkung. Deshalb werden sie mit Azathioprin für Prophylaxe und Therapie kombiniert. Die Steroide scheinen Inter- leukin-1 zu blockieren und damit die T-Helferzellen an der Produktion von Inter- leukin-2 zu hindern. Dies unterdrückt die Reifung der cytotoxischen T-Zellen aus Vorläuferzellen. Corticosteroide weisen allerdings eine Vielzahl von Nebenwirkungen auf.
Femer können, wenn eine Transplantatabstoßung auftritt, polyklonale, heterolo- ge oder monoklonale heterologe Antikörper gegen Lymphozytenantigene intravenös oder intramuskulär appliziert werden. Der Schwerpunkt einer solchen Antikörperapplikation ist die Abstoßungstherapie. Sie werden außerdem als Prophylaxe bei Risikopatienten eingesetzt. Als xenogene Proteine rufen sie anaphylakti- sche Unverträglichkeitsreaktionen hervor, die unter Steroidtherapie gemildert werden können.
Wichtige Stoffwechselstoffe, die bei der Transplantatabstoßung eine Rolle spielen, sind die Cytokine. Cytokine sind kleine Proteine mit Molekulargewichten von 8000 bis 30000, wobei jedes Cytokin eine eigene Aminosäuresequenz und Zell- oberflächenrezeptoren aufweist. Sie werden von einer Vielzahl von verschiedenen Zelltypen hergestellt und wirken auf fast jedes Gewebe und Organsystem. Die Namen, die den verschiedenen Cytokinen gegeben wurden, folgen keinem logischen System, sondern entsprechen vielmehr ihrer biologischen Eigenschaft. IL-1 und TNF (Tumomekrosefaktor) sind die primären proinflammatorischen Cytokine, und außerdem wirken diese zwei Cytokine in einer synergistischen Weise bei der Induktion von Entzündungen, Schock und Tod.
Ein starkes Interesse hat sich auf IL-1 und TNF als wesentliches Element bei der Entstehung von Krankheiten, wie z.B. auch der Transplantatabstoßung, und bei der Produktion von systemischen Akutphasenreaktionen gerichtet. Neutralisierende Antikörper könnten einer Transplantatabstoßung daher vorbeugen.
Eine Cytokinblockade wäre also eine potentielle Strategie für die Behandlung und/oder Vorbeugung der Transplantatabstoßung.
Antikörper stellen für die humorale Antwort wesentliche Moleküle dar. Die den Antikörper bildenden schweren und leichten Proteinketten sind jeweils in verschiedene funktioneile Domänen unterteilt. So ist die variable Domäne der schweren Kette VH an der Bindung des Antigens beteiligt, und die nachfolgenden Domänen CH1 , C 2 und CH3 sind für die sogenannten Effektorfunktionen eines Antikörpers, wie beispielsweise die Bindung von Komplementproteinen, verantwortlich. Insbesondere die CH2-Domäne ist am initialen Schritt der Komplementaktivierung beteiligt.
Das Vorhandensein einer CH2-Domäne ist jedoch nicht auf Immunglobuline beschränkt, sondern die C 2-Struktur ist beispielsweise auch in T-Zell-Rezeptor- proteinen, Zeiladhäsionsmolekülen und den im Haupthistokompatibilitätskomplex kodierten Proteinen der Klasse I und II sehr ähnlich vorhanden. Zahlreiche Proteine mit einer zu der Domänenstruktur der Immunglobuline ähnlichen Struktur werden zu den Proteinen der sogenannten Immunglobulinsuperfamilie zusammengefaßt. Eine Übersicht über Proteine, enthaltend eine CH2-Struktur, ist gegeben in A.F. Williams and Barcley, "The Immunoglobulin Superfamily-Domains for Cell Surface Recognition", Ann. Rev. Immunol., 1988, 6, 381-405.
Im folgenden wird unter dem Begriff CH2-Struktur bzw. CH2-Domäne der Bereich eines Proteinmoleküls verstanden, der eine ähnliche Struktur wie die CH2- Domäne von IgG aufweist. In der Literatur wird für eine solche Struktur auch der Begriff C2-Domäne oder C2-Set verwendet.
Wie oben für die Immunglobuline erläutert, besitzt die CH2-Struktur auch in den weiteren Mitgliedern der Immunglobulinsuperfamilie häufig eine Effektorfunktion, die an der Entstehung verschiedenster Krankheitsbilder, unter anderem der Transplantatabstoßung, beteiligt sein kann.
In Tabelle 1 sind die immunologischen Reaktionspartner für eine CH2-Struktur aus verschiedenen Proteinen sowie die durch die Interaktion der CH2-Struktur mit dem immunologischen Reaktionspartner hervorrufbaren pathoimmunologischen bzw. physiologischen Folgereaktionen aufgelistet.
TABELLE 1
Immunologische Reaktionspartner von CH2-haltigen Strukturen
Stoffe, die solche Antikörper positiv oder negativ beeinflussen, könnten daher eine wichtige Rolle bei der Behandlung der Transplantatabstoßung spielen.
Der vorliegenden Erfindung lag daher das technische Problem zugrunde, Stoffe anzugeben, die zur Behandlung der Transplantatabstoßung verwendbar sind.
Diese Aufgabe wird durch die in Anspruch 1 angegebene Erfindung gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen sind in den Unteransprüchen angegeben.
Gemäß Anspruch 1 ist die Verwendung von mindestens einem proteolytischen Enzym und gegebenenfalls Rutosid zur Behandlung von Transplantatabstoßung vorgesehen.
Lymphozyten spielen eine wichtige Rolle bei der Transplantatabstoßung. Die Interaktion von Lymphozyten mit entweder dem spezialisierten Endothel in dem lymphoiden Organ oder aktivierten Endothelialzellen stellt den ersten kritischen Schritt bei der Wanderung der Lymphozyten zu den Fremdgeweben dar. Die Adhäsion von Lymphozyten an Endothelialzellen weist eine Vielzahl von Rezeptor- Liganden-Interaktionen auf, z.B. von LAF-1 an ICAM-1 und ICAM-2, CD44 und VLA4 an VCAM-1. Das CD44-Molekül ist besonders von Interesse, da es vielzählige proinflammatorische Funktionen aufweist und bei der Regulierung der Funktion anderer Adhäsionsmoleküle eine wichtige Rolle spielt. CD44-Moleküle können auch an der Aktivierung von T-Lymphozyten beteiligt sein. Auf den T- Zellen unterstützt die Ligandenbindung an das CD44-Molekül die T-Zellaktivie- rung, die Freisetzung von lnterleukin-2 und die T-Zelladhäsion in Monozyten.
CD44 ist ein im Menschen vorkommendes, stark glykosiliertes Protein, das auf vielen Zellen, insbesondere des peripheren Blutes, vorhanden ist (M. Stoll in Leukocyte Typing IV, Herausgeber: W. Knapp et al., S. 619-622, Oxford Universi- ty Press). Varianten dieses Moleküls können auch auf bestimmten Zellen der Haut und auf manchen Epithelzellen in der embryonalen Entwicklung nachgewiesen werden. Alle Varianten bestehen aus einem konstanten Teil (KT) und variablen Teil (VT).
Die durch das bzw. die proteolytischen Enzyme modulierten Immunglobuline zeichnen sich dadurch aus, daß deren Bindungsfähigkeit für die Komplementkomponente C1q erniedrigt ist. Dies gilt für natürliche C1 q-bindende Immunglobuline (Subklassen lgG1, lgG2, lgG3, IgM und teilweise IgA).
Die geänderte C1 q-Bindungsfähigkeit wird - ohne an eine Theorie gebunden zu sein - vermutlich durch eine Konformationsänderung der CH2-Domäne aufgrund der Enzymeinwirkung verursacht. Dabei kann die Konformationsänderung entweder durch eine enyzmatisch verursachte Änderung unmittelbar in der CH2- Domäne hervorgerufen werden, oder die proteolytischen Enzyme bewirken eine Strukturänderung in den der C 2-Domäne benachbarten Bereichen, und diese Änderungen beeinflussen die Konformation der CH2-Domäne.
Es wurde überraschenderweise gefunden, daß proteolytische Enzyme, insbesondere Bromelain, verschiedene Epitope des CD44-Oberflächenmoleküls strukturell modifizieren. Wegen des hohen Glykosilierungsgrades der CD44-Varianten ist dieser Befund nicht vorhersehbar gewesen. Durch die enzymatische Strukturmodulation von CD44 verliert die Zelle ihre metastasierenden Eigenschaften.
In einer bevorzugten Ausführungsform wird als proteolytisches Enzym Trypsin, Bromelain, Papain und gegebenenfalls Rutin verwendet oder eine Kombination derselben.
Die erfindungsgemäß verwendeten Enzyme lassen sich kostengünstig aus den folgenden Rohmaterialien isolieren.
Bromelain ist ein proteolytisch wirksames Enzym aus dem Preßsaft der Ananas und kann auch noch aus reifen Früchten isoliert werden.
Papain ist ein proteolytisches Enzym, das aus dem Milchsaft der unreifen, fleischigen Früchte des Melonenbaums Carica Papaya gewonnen wird. Reines Papain ist ein kristalines Polypeptid mit einem MG. von 23350, das aus einer Kette von 212 Aminosäureresten mit 4 Disulfid-Brücken besteht; Sequenz und Raumstruktur sind bekannt. Papain wird vielfältig eingesetzt: Aufgrund seiner Proteinspaltenden Eigenschaft als "Fleischzartmacher" oder "Mürbesalz", zum Klären von Bier, zur Brot- und Hartkeksherstellung, in der Lederzubereitung, in der Tex- til-lndustrie zum Entbasten von Seide und zur Verhinderung von Wollverfilzung, in der Tabak-Industrie zur Qualitätsverbesserung, zur Rückgewinnung von Silber aus verbrauchtem photographischem Material, ferner in der Bakteriologie zur Pepton-Gewinnung. In der Medizin dient Papain bereits zur Unterstützung der enzymatischen Verdauung, zur enzymatischen Wundreinigung und als Zusatz zu Zahnprothese-Reinigungsmitteln. Für Spezialzwecke werden Papain-Präparate auch an Kunststoffpolymere oder Agarose trägergebunden angeboten. Papain ist auch als Katalysator zur Synthese von Oligopeptiden verwendet worden.
Trypsin ist ein proteolytisches Enzym, das ebenfalls im Pankreas gebildet wird und in Verbindung mit anderen Enzymen bereits therapeutisch eingesetzt wird. Es gehört zu den Serin-Proteinasen. Kristallines Trypsin hat ein MG. von ca. 23300, ist in Wasser, nicht aber in Alkohol löslich, besitzt ein Wirkungsoptimum bei pH 7-9 und spaltet Peptid-Ketten spezifisch Carboxy-seitig der basischen Aminosäurereste L-Lysin und L-Arginin. Die räumliche Struktur des aus 223 Aminosäuren bestehenden Trypsins ist bekannt.
Eine besonders gute Wirksamkeit zeigt sich bei der Verwendung einer Kombination der Enzyme Bromelain, Papain und/oder Trypsin. Neben der bemerkenswer-
ten und unerwarteten Wirkung dieser Enzyme bei der Behandlung der Transplantatabstoßung hat die kombinierte Verwendung der genannten Enzyme weiterhin den Vorteil, daß auch bei einer Langzeitanwendung keine schädigenden Nebenwirkungen auftreten.
Weiterhin kann vorzugsweise zusätzlich Rutosid dem Medikament beigemischt werden. Rutosid ist ein Glycosid, das zu den Flavonoiden gehört.
Eine besonders gute Wirksamkeit hat die kombinierte Verwendung von 20 bis 100 mg Bromelain, 40 bis 120 mg Papain und 10 bis 50 mg Trypsin pro Dosiseinheit.
Ganz besonders bevorzugt ist eine Kombination von 90 mg Bromelain, 120 mg Papain und 100 mg Rutosid x 3H2O.
In einer anderen bevorzugten Ausführungsform wird eine Kombination von 48 mg Trypsin, 90 mg Bromelain und 100 mg Rutosid x 3H2O verwendet.
Das Medikament kann weiterhin alle üblichen Hilfs- und/oder Trägerstoffe enthalten.
Als Hilfs- und Trägerstoffe kommen z.B. Lactose, Magnesiumstearat, Stearinsäure, Talkum, Methacrylsäure, Copolymerisat Typ A, Shellack, Makrogol 6000, Di- butylphthalat, Vanillin, Titandioxid, weißer Ton, Polyindon, gelbes Wachs und Carnaubawachs in Frage.
Die folgenden Beispiele sollen die Erfindung im einzelnen erläutern.
Beispiel 1
Material und Methoden
1. Material
Es wurde das Zellkulturmedium RPMI 1640 mit folgenden Zusätzen verwendet: NaHCθ3 (Biochrom, 2 g/1 ); L-Glutamin (Biochrom, 2 mM), Na-Pyruvat (Biochrom,
1 mM), NaN3 (Sigma, 0,01 %).
Im Falle einer Stimulation der Zellen wurde entweder Phythämagglutinin M (Biochrom, 5 μg/ml) oder γ-lnterferon (100 U/ml) eingesetzt. Die Stimulation der Zellen erfolgte dabei über 1-3 Tage mit Zusatz von 10 % fötalem Kälberserum (Biochrom).
Als Targets für die zu untersuchenden Enzyme wurden frisch isolierte, humane, periphere, mononukleäre Blutzellen (Citratblut) verwendet. Nach der üblichen Isolation mittels Ficoll wurden die Zellen mehrfach gewaschen und frisch bei den Experimenten eingesetzt. Neutrophile Granulozyten wurden ebenfalls aus frischem Citratblut isoliert. Hierbei erfolgte die Abtrennung von den Lympho- zyten/Monozyten mittels eines 2-Stufen-Ficoll-Gradienten.
2. Verwendete monoklonale Antikörper
Für die spezifische Erkennung der Oberflächenstrukturen der Leukozyten wurden monoklonale Antikörper verwendet. Diese erkennen auf den entsprechenden An- tigenen jeweils ein definiertes Epitop, welches bei den von uns untersuchten An- tigenen nur ein einziges Mal in der Struktur vorkommt. In Übersicht 1 sind die untersuchten Oberflächenmarker, die monoklonalen Antikörper sowie die analysierten Targetzellen dargestellt.
Übersicht 1 : Analysierte Oberflächenmarker, verwendete monoklonale Antikörper und Targetzellen der Enzymbehandlung
1 Phycoerythrin, rote Fluoreszenz;
2 Fluoreszeinisothiocyanat, grüne Fluoreszenz;
3 Becton Dickinson, Heidelberg;
4 Ortho Diagnostics
3. Inkubationsbedingunqen
Die frisch isolierten und aufbereiteten Zellen wurden mit den Enzymen Bromelain, Papain und Trypsin (Arzneimittel-Inhaltsstoffe der Fa. Mucos) mit den jeweils in den Legenden der Tabellen und Abbildungen angegebenen Konzentrationen inkubiert. Bei der Mischung der drei Enzyme entsprach das Mischungsverhältnis 22,7 : 15,5 : 11 ,9 (Bromelain : Papain : Trypsin, bezogen auf 40 μg/ml, "BPT"). Es wurden drei Enzymkonzentrationen (40, 10, 2,5 μg/ml) untersucht. Die Inkubation fand in serumfreiem Medium bei 37°C statt.
Die Proteasen wurden unmittelbar vor den Inkubationen angesetzt. In den Zellkulturmedien war 0,01 % Natriumazid enthalten. Durch diesen Zusatz werden die Zellen daran gehindert, während des Inkubationsprozesses oder der Waschvorgänge Rezeptormoleküle erneut zu exprimieren. Nach dem Auswaschen des Zellkulturmediums sind die Zellen wieder aktivierbar (nicht demonstriert).
Nach entsprechender Inkubation der Zellen mit den jeweiligen Enzymen, Auswaschen der Enzyme und der Markierung mit monoklonalen Antikörpern (nach Angaben der Hersteller) wurde sofort die Analyse der Oberflächenmarker vorgenommen.
4. Analytische Durchflußcytometrie
Alle Untersuchungen zur Modulation von Zelloberflächenmolekülen wurden mittels analytischer Durchflußcytometrie (FACSCAN, Fa. Becton Dickinson, Heidelberg) unter Verwendung einer gerätespezifischen Software (Lysis I) durchgeführt. Bei entsprechender Einstellung des Gerätes sowie der Mitführung von Referenzen, d.h. Zellen, die ohne Enzyme aber in derselben Prozedur behandelt wurden, erfolgte die Messung.
Für jede Subklasse der monoklonalen Antikörper wurde eine entsprechende fluoreszenzkonjugierte Isotypenkontrolle mitgeführt. Hierbei handelt es sich um Maus- Immunglobulin, mit welchem die Kapazität der unspezifischen Bindung der Targetzellen flußcytometrisch erfaßt wird.
Pro Histogramm wurden 10 000 Zellen gemessen. Die jeweilige Zellpopulation wurde mit einem sogenannten "elektronischen Gate" separiert, in dem sich dann mindestens 3 500 Zellen befanden.
5. Darstellung der Ergebnisse
Die Auswertung und Analyse der Daten erfolgte unabhängig vom Meßvorgang auf dem Durchflußcytometer mittels einer gerätespezifischen Software. Dabei wurden jeweils die Histogramme der Kontrollen, d. h. der unbehandelten Zellproben, mit den Histogrammen der enzymbehandelten Zellen verglichen.
Die Rohdarstellung umfaßt ein optisch eindrucksvolles, aber relativ unübersichtliches Histogramm, bei dem verschiedene Einzelmessungen übereinander gelagert abgebildet sind. Hier läßt sich insbesondere die Wirkung der Enzyme im Vergleich zur Referenz optisch transparent machen. Für diese Untersuchungen ist nicht der prozentuale Anteil einer Subpopulation an der gesamten Leukozytenpopulation die Meßgröße, sondern die relative Rezeptordichte, die sich als Fluoreszenzintensität darstellt.
Aus diesen Histogrammen, die beispielhaft sind und illustrativen Charakter haben, lassen sich Daten ableiten, welche die relative Fluoreszenzintensität der Einzelmessung reflektieren. Diese ist ein Maß für die relative Rezeptor- oder Oberflächenmoleküldichte bei einer gemessenen Zellpopulation.
Die Säulengraphiken zeigen in logarithmischer Darstellung den Mediän der relativen Fluoreszenz. Es läßt sich so gegenüber der Referenz die Reduktion der Dichte des jeweiligen Oberflächenmoleküls in Abhängigkeit von der Enzymkonzentration darstellen.
In den Tabellen sind die Daten unabhängiger Experimente enthalten. Die Nummern der Spender haben nur für die jeweilige Tabelle Gültigkeit und sind nicht auf andere Tabellen übertragbar. Wird in der Tabelle beispielsweise ein Wert von 40 % angegeben, so bedeutet das, daß bei diesem Antigen 40 % aller Oberflächenmoleküle durch das Enzym so verändert ist, daß der spezifische monoklonale Antikörper sein Epitop nicht mehr erkennt. Wird keine Reduktion beobachtet, so erscheint in den Tabellen der Wert "0". Die angegebene Prozentzahl drückt somit die Enzymleistung gegenüber den einzelnen Antigenen aus. Werte bis zu 20 % werden im Einzelfall als nicht relevant angesehen.
Für eine Bewertung der Wirkung der Enzyme auf die einzelnen Antigene ist es günstig, einen geeigneten Vergleichsmaßstab zu wählen. Bis auf wenige Ausnahmen wurden alle Untersuchungen unter standardisierten inkubationsbedingungen durchgeführt. Damit kann für diese experimentellen Bedingungen die aus früheren Forschungsberichten bekannte Halbeffektkonzentration angegeben werden.
Zur Berechnung der Halbeffektkonzentration wurden die Daten mittels nichtlinearer Regression ausgewertet. Der Mediän der Fluoreszenzintensität versus eingesetzter Enzymkonzentration und Referenz werden zueinander in Beziehung gesetzt, und daraus läßt sich die Menge an Enzym berechnen, die zu einer 50%igen Reduktion der relativen Fluoreszenzintensität bzw. der in der Struktur veränderten Rezeptordichte führt.
Abbildung I: CD2-Modulation durch Proteasen; Angegeben ist der Mediän der relativen Fluoreszenzintensität; Targetzellen: Lymphozyten. Die Positivkontrolle (Referenz) sind unbehandelte Zellen, die mit dem für CD2 spezifischen monoklonalen Antikörper inkubiert wurden. Die Negativkontrolle sind unbehandelte Zellen, die mit dem Antikörper-Isotyp inkubiert wurden. Die Inkubationszeit mit den Enzymen betrug 60 min. Dargestellt sind die Daten von Spender 1 (vgl. Tab. 1 ) als Mittelwert von Doppelbestimmungen und Standardabweichung.
Abbildung 2: CD4(Epitop Leu3a)-Modulation durch Proteasen; Angegeben ist der Mediän der relativen Fluoreszenzintensität; Targetzellen: Lymphozyten. Die
Positivkontrolle (Referenz) sind unbehandelte Zellen, die mit dem für CD4 spezifischen, monoklonalen Antikörper inkubiert wurden. Die Negativkontrolle sind unbehandelte Zellen, die mit dem Antikörper-Isotyp inkubiert wurden. Die Inkubationszeit mit den Enzymen betrug 60 min. Dargestellt sind die Daten von Spender 2 (vgl. Tab. 2) als Mittelwert von Doppelbestimmungen und Standardabweichung.
Abbildung 3: CD4(Epitope OKT4 und Leu3a)-Modulation durch Trypsin; Angegeben ist der Mediän der relativen Fluoreszenzintensität; Targetzellen: Lymphozyten. Die Positivkontrolle (Referenz) sind unbehandelte Zellen, die mit dem für CD4 spezifischen monoklonalen Antikörper inkubiert wurden. Die Negativkontrolle sind unbehandelte Zellen, die mit dem Antikörper-Isotyp inkubiert wurden. Die Inkubationszeit mit den Enzymen betrug 60 min. Dargestellt sind die Daten von einem Spender (vgl. Tab. 3) als Mittelwert von Doppelbestimmungen und Standardabweichung.
Abbildung 4: CD25-Modulation durch Proteasen; Angegeben ist der Mediän der relativen Fluoreszenzintensität; Targetzellen: PHA-Blasten. Die Positivkontrolle (Referenz) sind unbehandelte Zellen, die mit dem für CD25 spezifischen, monoklonalen Antikörper inkubiert wurden. Die Negativkontrolle sind unbehandelte Zellen, die mit dem Antikörper-Isotyp inkubiert wurden. Die Inkubationszeit mit den Enzymen betrug 60 min. Dargestellt sind die Daten von Spender 1 als Mittelwert von Doppelbestimmungen und Standardabweichung.
Abbildung 5: Reduktion der Leu3a-Antigendichte durch Trypsin. Frisch isolierte humane periphere, mononukleäre Blutzellen wurden mit Trypsin im serumfreien Medium inkubiert, anschließend gewaschen und mit dem monoklonalen Antikörper anti-Leu3a markiert. Die Reduktion der relativen Fluoreszenzdichte von CD4 der Lymphozytenpopulation ist das Maß der Enzymaktivität. Die Halbeffektkonzentration von Trypsin gegenüber dem Epitop Leu3a von CD4 wird über die gefit- tete Kurve berechnet.
Ergebnisse
Tabelle 1 : CD2-Modulation durch Proteasen; Targetzellen: Lymphozyten. Angegeben ist die prozentuale Reduktion des Mediums der relativen Fluoreszenzintensität, die ein Maß der Enzymieistung ist. Die Inkubationszeit mit den Enzymen betrug 60 min. Es sind die Ergebnisse von drei Experimenten mit Zellen von drei verschiedenen Spendern dargestellt.
Enzym Nr. 40 μg/ml 10 μg/ml 2,5 μg/ml
Bromelain 1 11 ,1 17,9 17,4
2 6,1 12,2 14,3
3 0 0 0
Papain 1 22,4 21 ,4 34,7
2 5,4 9,5 17,0
3 0 0 0
Trypsin 1 75,7 73,6 73,0
2 83,7 21 ,1 0,7
3 96,3 85,4 50,9
BPT 1 71 ,9 54,7 38,2
2 74,1 8,8 18,4
3 94,8 72,6 25,2
Tabelle 2: CD4(Epitop Leu3a)-Modulation durch Proteasen; Targetzellen: Lymphozyten. Angegeben ist die prozentuale Reduktion des Medians der relativen Fluoreszenzintensität, die ein Maß der Enzymieistung ist. Die Inkubationszeit mit den Enzymen betrug 60 min. Es sind die Ergebnisse von zwei Experimenten mit Zellen von zwei verschiedenen Spendern dargestellt.
Enzym Nr. 40 μg/ml 10 μg/ml 2,5 μg/ml
Bromelain 1 24,6 0 0
2 16,2 0 0
Papain 1 2,5 3,2 0
2 0 0 5,7
Trypsin 1 99,3 93,0 64,1
2 99,4 96,2 57,5
BPT 1 98,3 49,3 23,0
2 99,4 79,2 20,2
Tabelle 3: Modulation der CD4-Epitope Leu3a und OKT4 durch Trypsin; Targetzellen: Lymphozyten. Angegeben ist die prozentuale Reduktion des Medians der relativen Fluoreszenzintensität, die ein Maß der Enzymieistung ist. Die Inkubationszeit mit den Enzymen betrug 60 min. Es sind die Daten von einem Spender dargestellt.
Enzym Epitop 40 μg/ml 20 μg/ml 10 μg/ml
Trypsin Leu3a 98,5 96,7 87,1
OKT4 6,5 6,3 19,5
Epitop 5 μg/ml 2,5 μg/ml 1 ,25 μg/ml
Trypsin Leu3a 65,2 41 ,9 28,8
OKT4 13,3 10,8 9,3
Tabelle 4: CD25-Modulation durch Proteasen; Targetzellen: Lymphozyten, Monozyten, NK-Zellen. Angegeben ist die prozentuale Reduktion des Medians der relativen Fluoreszenzintensität, die ein Maß der Enzymieistung ist. Die Inkubationszeit mit den Enzymen betrug 60 min. Es sind die Ergebnisse von zwei Experimenten mit Zellen von zwei verschiedenen Spendern dargestellt. Vor dem Experiment wurden die Zellen 3 Tage mitogenstimuliert.
Enzym Nr. 40 μg/ml 10 μg/ml 2,5 μg/ml
Bromelain 1 90,7 80,1 59,7 2 62,6 43,6 0
Papain 1 92,2 81 ,0 60,7 2 62,6 43,6 0
Trypsin 1 91 ,2 88,2 71 ,0 2 78,9 73,9 52,8
BPT 1 92,1 89,7 50,9 2 79,4 44,1 12,2
Tabelle 5: Berechnete Halbeffektkonzentration (μg/ml) von Bromelain, Papain, Trypsin und deren Kombination für die 50 %ige Reduktion der Dichte von zellulären Oberflächenmolekülen. Die Enzyminkubation betrug 1 Stunde.
Enzyme CD2 CD43 CD254
Bromelain Halbeffektkonz.1 n w n w 18,4
Bereich2 - 14-23
Papain Halbeffektkonz.1 n w n w 12,4
Bereich2 - 11-14
Trypsin Halbeffektkonz.1 1 ,5 2,5 < 2,5
Bereich2 1-2 2,3-3,1
B-P-T5 Halbeffektkonz.1 9,3 16,4 16,0
Bereich2 7,5-14 15,5-18 13-19
1 berechnet aus Mittelwerten von 2 oder 3 unabhängigen Experimenten
2 minimaler und maximaler Wert, 95 % Konfidenzbereich = 1 δ, geschätzt
3 Modulation von CD4-Epitop Leu3a
4 auf stimulierten Zellen präsent
5 Mischung der Proteasen im Verhältnis 22,7 : 15,5 : 11 ,9 -Bromelain : Papain : Trypsin n w: nicht wirksam im untersuchten System (max. 40 μg Enzym/ml, 1 h Inkubation)