Verfahren und Vorrichtung zum Impfen von Bäumen
Die Behandlung von Bäumen mit Fungiziden, Insektiziden, Akariziden oder Nährlösungen durch Einbringen der Behandlungsmittel in den Boden oder auf das Blatt- werk erfordert den Einsatz großer Mengen der jeweiligen Behandlungsmittel, von denen nur Bruchteile über relativ kurze Zeiträume, bis die Behandlungsmittel durch Niederschlag ab- bzw. ausgewaschen sind, wirksam werden.
Es hat daher bereits Vorschläge gegeben, die Behandlungsmittel in die den Pflanzen- saft führende Kambiumschicht zu injizieren, so daß diese mit dem Pflanzensaft bis in die Blätter der Baumkrone verteilt werden (siehe US-A 3 304 655, EP-A 111 254, US-A 5 046 281 und US-A 5 239 773). Alle diese Vorschläge haben nicht zu einer wesentlichen Verbreitung des Behandlungsverfahrens durch Impfen geführt, da sich herausgestellt hat, daß der Behandlungserfolg höchst unregelmäßig eintritt.
Der Grund ist darin zu sehen, daß das Behandlungsmittel zu dessen Wirksamkeit in die saftführenden Kanäle des Kambiums gelangen muß, ohne daß diese Kanäle durch die Impfung mechanisch derart zerstört werden, daß sie für den weiteren Safttransport untauglich sind.
Offensichtlich hat die Ausbildung der Spitze der Injektionsnadel großen Einfluß auf das Ausmaß der Zerstörung der Kambiumschicht bei der Impfung. So wurde gemäß EP-A 111 254 vorgeschlagen, die Spitze in Form einer mit einer Bohrung versehenen Holzschraube auszubilden. Gemäß US-A 5 239 773 wurde vorgeschlagen, die Spitze in Form einer Flachnadel, die horizontal eingestochen wird, auszubilden, wobei die
Austrittsöffnung für das Behandlungsmittel sich auf der nach oben gerichteten flachen Seite der Nadel befindet. Die Flachnadel hat den Nachteil, daß sie einerseits geringe mechanische Stabilität aufweist und daher zum Abknicken neigt, andererseits quer zur Faserung durch die Rinde getrieben werden muß und daher relativ große Kräfte auf- gewandt werden müssen. Ferner besteht durch die flache Schneide am vorderen Ende der Nadel das Risiko, daß ein saftführender Kanal vollständig durchtrennt wird und durch den hydrostatischen Druck der Injektion kollabiert bzw. seitlich derart verschoben wird, daß dieser Kanal dauerhaft unterbrochen bleibt.
Erfindungsgemäß wird nun vorgeschlagen, die Spitze der Injektionsnadel in Form einer viereckigen Pyramide mit scharfen schneidenden Kanten auszubilden, wobei die Auslaßöffnung für die Behandlungsflüssigkeit durch eine Querbohrung im zylindrischen Teil der Nadel unmittelbar hinter der pyramidenförmigen Spitze gebildet wird. Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist demgemäß eine Vorrichtung zum Impfen von Bäumen, die in an sich bekannter Weise einen zylindrischen Behälter für das Behandlungsmittel mit einem Ausstoßkolben und eine Injektionsnadel aufweist, mit dem Kennzeichen, daß die Injektionsnadel in Form eines zylindrischen Rohres ausgebildet ist und die Spitze der Injektionsnadel in Form einer vierseitigen Pyramide mit scharfen schneidenden Kanten ausgebildet ist, und die Auslaßöffnung für das Behandlungsmittel durch eine Querbohrung im zylindrischen Teil der Nadel unmittelbar hinter der pyramidenförmigen Spitze gebildet wird.
Der Winkel, den zwei gegenüberliegende Pyramidenflächen der Spitze bilden, beträgt vorzugsweise 25 bis 45°, insbesondere bevorzugt 30 bis 38°.
Vorzugsweise mündet die Auslaßöffnung für das Behandlungsmittel in der Verlängerung der Mittelebene einer Pyramidenfläche.
Die Nadel kann einen Durchmesser von 1,5 bis 2,5 mm aufweisen. Die Wandstärke der Nadel soll 0,3 mm nicht unterschreiten, so daß bei Einsatz von gehärtetem Stahl noch eine ausreichende mechanische Stabilität gegeben ist. Die Nadel wird zur Anbringung der Spitze punktverschweißt. Anschließend werden vier, die Pyramidenflächen bildende Schliffe angebracht, so daß sich messerscharfe Kanten ausbilden. An- schließend wird die Auslaßöffnung gebohrt. Die Kante der Auslaßöffnung wird gebrochen bzw. gerundet, um zu verhindern, daß Gewebeteile in die Auslaßöffnung eindringen und diese verstopfen. Anschließend wird die Spitze gehärtet. Die der Spitze gegenüberliegende Seite der Injektionsnadel wird in ein Adapterteil, das mit dem Vorratszylinder verschraubt wird oder über Schnellverschluß mit diesem befestigt werden kann, eingelötet.
Die Injektionsnadel wird vorzugsweise so in die Baumrinde eingestochen, daß eine Querachse der Pyramide horizontal liegt, die schneidenden Kanten der Pyramide also seitlich sowie nach oben und unten schneiden. Das Eindringen in die Kambiumschicht wird leicht dadurch festgestellt, daß der erforderliche Druck zum Eintreiben der Nadel in den Stamm kleiner wird.
Trifft die Spitze der Nadel auf einen saftführenden Kanal, wird dieser zunächst seitlich ausweichen, danach durch das Vordringen der Spitze mit der seitlichen Schneide geschnitten, wobei sich die Wände des Kanals unter leichtem Spreizen an die der Schneide benachbarten Pyramidenflächen anlegen. Eine über den glatten Schnitt hinausgehende Zerstörung des Gewebes bzw. der Kanalwände, wie dies durch Eintreiben eines horizontalen Keiles erfolgen würde, wird vermieden. Es werden praktisch keine Reißdehnungskräfte auf das Gewebe ausgeübt.
Wird nun der Ausstoßkolben des Vorratsbehälters bewegt, wird die Behandlungsflüssigkeit durch die zylindrische Injektionsnadel und die Auslaßöff ung ausgetrieben. Dabei wird die wie eine Membran auf der Mantelfläche der Nadel aufliegende Mantelgewebsschicht des saftführenden Kanals von der Nadel abgehoben und die Behandlungsflüssigkeit dringt in den saftführenden Kanal ein.
Insbesondere bevorzugt wird die Injektionsnadel so in den Stamm eingeführt, daß die Auslaßöffnung seitlich beziehungsweise seitlich schräg nach unten weist. Dies hat den Vorteil, daß die unterhalb der Schneidkante an der Nadel anliegende Kanalwandgewebeschicht durch die eingepreßte Behandlungsflüssigkeit von der Nadel abgehoben wird und dabei die freie Querschnittsfläche des Kanals nach unten verengt.
Nach dem Herausziehen der Nadel kommen die glatten Schnittflächen wieder gegeneinander und verheilen schnell.
Aber auch wenn die Injektionsspitze einen saftführenden Kanal nicht in der dargestellten idealen Weise trifft, sondern z.B. mit der auf der anderen Seite der Auslauföffnung gelegenen seitlichen Schneidkante einen Kanal schneidet, wird durch das Einpressen
der Behandlungsflüssigkeit an der Umgebung der Schnittstelle ein hydrostatischer Druck aufgebaut, aufgrund dessen zumindest ein Teil der Behandlungsflüssigkeit durch den Schnitt in den Kanal eintritt.
Zum Ausgleich statistischer Schwankungen der Präzision der Einzelimpfung wird der Baum, vorzugsweise um den Umfang verteilt, insbesondere bevorzugt in verschiedener Höhe, mehrfach geimpft. Eine ideale Injektionsnadel müßte zwei zu den seitlichen Schneidkanten benachbarte Auslaßöffnungen aufweisen. Jedoch lassen sich die damit verbundenen Stabilitätsprobleme derzeit nicht lösen.
Die Erfindung wird nachfolgend anhand der beigefügten Figuren näher erläutert:
Fig. 1 zeigt eine erfindungsgemäße Injektionsnadel 1, die auf der einen Seite einen Adapter 2 zur Anbringung an einem Vorratsbehälter mit Ausstoßkolben aufweist und auf der anderen Seite eine pyramidenförmige Spitze 3 mit scharfen Kanten 4, wobei auf dem zylindrischen Teil der Nadel die Auslaßöffnung 5 angeordnet ist.
Fig. la zeigt eine Sicht gegen die Spitze der Nadel, wobei gleiche Bezugs- zeichen gleiche Elemente bezeichnen wie in Fig. 1.
Fig. 2 a und b erläutern die Funktionsweise der vorliegenden Erfindung. Fig. 2 a zeigt den Halbschnitt durch einen saftfuhrenden Kanal 10 mit dem Kanalwandgewebe 11 sowie eine senkrecht zur Zeichnungsebene eingeführte Injektionsnadel 1 mit Blick auf die Spitze. Die Schneidkante 4 der
Pyramide hat einen Schnitt in das Wandgewebe 11 des Kanals 10 gesetzt, wobei die Schneidflächen 12 durch die Pyramidenflächen 3 leicht nach innen gebogen und gespreizt wurden. Die in Richtung des Pfeiles 20 eindringende Behandlungsflüssigkeit strömt entlang Pfeil 20 in den Kanal ein. Fig. 2b zeigt einen Querschnitt durch den saftführenden Kanal 10 und die quer dazu eingeführte Injektionsnadel 4.