Verfahren zum Desinfizieren und/oder Sterilisieren von medizinischen Instrumenten oder Materialien sowie Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens Beschreibung
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Desinfizieren und/oder Sterilisieren von Instrumenten und Materialien für die medizinische Anwendung sowie eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens.
Gemäß dem Stand der Technik werden bei Reinigungsma߬ nahmen zur Aufbereitung medizinischer Instrumente und Mate¬ rialien verschiedene flüssige oder gasförmige Desinfekti- ons- und Waschlösungen zur Inaktivierung (Desinfektion) oder Abtötung (Sterilisation) sowie zur thermischen Denatu¬ rierung pathogener Keime eingesetzt.
Nachteil der zum Stand der Technik gehörenden Verfah¬ ren ist, daß die Keime nach entsprechender Einwirkungszeit zwar inaktiviert oder abgetötet werden können. An den medi¬ zinischen Instrumenten und Materialien, zum Beispiel an chirurgischen Instrumenten, verbleiben aber immer noch Re¬ ste inaktivierter Keime, die als Pyrogene Fieber, Wundhei- lungsstörungen, Allergien, entzündliche Reaktionen und der¬ gleichen bis hin zu Autoimmunreaktionen hervorrufen können. Diese Reaktionen werden durch eine unzureichende Reini¬ gungswirkung der Hygienemaßnahmen verursacht, da noch zu viele inaktivierte Keime, Fragmente oder deren RestSubstan¬ zen zum Teil als Hydolysat den Instrumenten anhaften.
Vielfach besitzen Reinigungsflüssigkeiten, Desinfekti¬ onsflüssigkeiten oder Dampf erhöhte Pyrogenkonzentrationen. Dieses Problem tritt insbesondere bei Kreislaufsystemen auf, die zur Wassereinsparung das Wasser oder den Dampf wiederverwenden. Aus Kostengründen werden gemäß dem Stand der Technik zur allgemeinen Aufbereitung medizinischer In-
Strumente und Materialien lediglich häufige Wasserwechsel sowie ein komplettes Austauschen der Destillate und Reini¬ gungsflüssigkeiten vorgenommen.
Die gemäß dem Stand der Technik eingesetzten Membran¬ oder Kapillarfilter sind wegen der häufig auftretenden Ver- keimung des Filters selbst nicht unter Praxisbedingungen einsetzbar, um eine nachhaltige, dauerhafte Keim- und Pyro- genreduktion sicherzustellen. Gemäß dem Stand der Technik wird zur Verhinderung des Durchkeimens der Filter zum Bei¬ spiel Silber verwendet. Da aber Silber auch wieder allergi¬ sche Reaktionen hervorrufen kann, ist der Einsatz in der Praxis nicht möglich.
Das der Erfindung zugrunde liegende technische Problem besteht darin, ein Verfahren anzugeben zur kostengünstigen Herstellung von pyrogenarmem oder pyrogenfreiem Wasser, welches in der Sterilisation oder Desinfektion zur Reini¬ gung von medizinischen Materialien oder Instrumenten ver¬ wendet wird, sowie eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens .
Dieses technische Problem wird durch die Merkmale des Anspruches 1 sowie die Merkmale des Anspruches 10 gelöst.
Dadurch, daß das Wasser, die Reinigungslösungen oder Destillate, die in Steriliεatoren oder Desinfektoren ver¬ wendet werden, durch einen Aktivkohlefilter geleitet wer¬ den, ist das Wasser, die Reinigungslösung oder das Destil¬ lat pyrogenarm oder pyrogenfrei . Dieses hat den Vorteil, daß, dadurch, daß kaum oder keine Pyrogene beim eigentli¬ chen Reinigungsvorgang in dem Sterilisator oder Desinfektor vorhanden sind, diese auch nicht in inaktivierter oder ab-
getöteter Form den Instrumenten oder medizinischen Mate¬ rialien anhaften können.
Gemäß der Erfindung werden die Reinigungslösungen und/oder Destillate für die Sterilisation und/oder Desin¬ fektion durch adsorptive Entkeimungsfilter mit absoluter Abscheiderate geleitet. Erfindungsgemäß werden aus der Se¬ rienherstellung Aktivkohle-Matrixfilter, vorzugsweise vom Typ Seagull IV, TM general ecology, ine. 151sheree blvd. exton, Pennsylvania 18341, USA) selektiert. Vorzugsweise weisen die Aktivkohle-Matrixfilter eine nominale Porengröße zwischen 0,1 μm und 0,45 μm auf. Es ist aber auch möglich, Aktivkohle-Matrixfilter mit einer Porengröße von nominal kleiner 0,1 μm zu verwenden.
Die Verwendung anderer Fabrikate sowie Filtrations- , Fällungs-, Sedimentations- oder Osmose-Systeme mit abwei¬ chender Porengröße und Abscheiderate ist erfindungsgemäß ebenfalls möglich.
Die erfindungsgemaße Verwendung der Aktivkohle-Matrix¬ filter hat den Vorteil, daß ein Verkeimen der Matrix nicht eintritt. Als adsorptive Entkeimungsfilter sind die Aktiv¬ kohle-Matrixfilter in der Lage, Hydrolysate abgetöteter Keime und diverse Schadstoffe zu fällen und zu adsorbieren.
Gemäß der Erfindung ist es ausreichend, die Pyrυgen- konzentration sehr stark zu reduzieren. Eine völlige Keim- und Pyrogenfreiheit ist nicht zwingend erforderlich, aber gemäß der Erfindung möglich.
Gemäß der Erfindung ist es möglich, Desinfektionsmit¬ telzugaben bei Verkeimungs- oder retrogradem Kontaminati¬ onsrisiko und zur Verbesserung oder Verlängerung der Fil-
terwirkung, insbesondere auch vor oder nach längeren Stand¬ zeiten vorzunehmen. Hierbei sind besonders Desinfektions¬ mittel geeignet, die flüchtig sind oder bei der an¬ schließenden Erwärmung sich verflüchtigen, um ihrerseits die Instrumente oder Materialien nicht durch ihre Rück¬ stände analog den Pyrogenen zu verunreinigen.
Insbesondere Wasserstoffperoxid, Kohlensäure, Ozon so¬ wie verschiedene keimwachstumshemmende oder keimtötende Substanzen haben sich hier als vorteilhaft erwiesen. Diese Stoffe werden durch Spülvorgänge vor der eigentlichen In- εtrumentenreinigung oder Materialreinigung dem System wie¬ der entzogen.
Das erfindungsgemäße Verfahren sowie die erfindungsge¬ mäße Vorrichtung sind insbesondere bei kleineren Desinfek- tions- oder Sterilisationsanlagen einsetzbar, also bei¬ spielweise bei der täglichen Desinfektion und Sterilisation von Instrumenten und Materialien in Humanmedizinpraxen, Zahnmedizinpraxen, Veterinärmedizinpraxen, Labors und der¬ gleichen.
Vorteilhaft werden die Filter beispielsweise vom Typ Seagull IV aus der Serienherstellung selektiert. Für die Selektion werden verschiedene Erreger, Prüfkörper (Kol¬ loide) oder Farbstoffe durch den Filter geleitet. Hierbei wird geprüft, ob die Erreger, Prüfkörper oder Farbstoffe von dem Filter in ausreichendem Maße adsorbiert werden.
Die Filter vom Typ Seagull IV haben den weiteren Vor¬ teil, daß bei Erschöpfung der Filterkapazität keine Flüs¬ sigkeit mehr durch den Filter gelassen wird. Dieses hat den Vorteil, daß, wenn die Filterwirkung erschöpft ist und keine Keimadsorbtion mehr erfolgt, die Keime nicht durch
den Filter gelassen werden, sondern überhaupt keine Flüs¬ sigkeit den Filter mehr passieren kann, so daß die Erschöp¬ fung der Filterwirkung vom Bedienpersonal oder auch von Re¬ gelungsstrukturen in dem Kreislaufsystem erkannt wird.
Vorteilhaft wird ein Filtersystem verwendet, bei dem gleichartige oder unterschiedliche Filter parallel oder se¬ riell kombiniert werden. Es ist möglich, wenigstens einen Vorfilter zu verwenden und das Filtersystem vor dem Steri¬ lisator oder Desinfektor anzuordnen. Bei Kreislaufsystemen, bei denen das Wasser wiederverwendet wird, können die Fil¬ tersysteme oder auch Einzelfilter auch dem Sterilisator oder Desinfektor nachgeordnet werden.
Erfindungsgemäß werden die Filter oder das wenigstens eine Filtersystem vor und/oder in Reinigungseinheiten oder Dentaleinheiten angeordnet.
Vorteilhaft werden die Filtersysteme mit Ionenaustau¬ schern, radioaktiven oder Ultraviolett-Bestrahlungsanlagen und/oder Desinfektionsmitteldosierern kombiniert.
Weitere Einzelheiten der Erfindung können den Unteran¬ sprüchen entnommen werden.
Auf der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der Er¬ findung dargestellt, und zwar zeigen:
Fig. 1 ein erstes Ausführungsbeispiel;
Fig. 2 ein zweites Ausführungsbeispiel
Fig. 1 zeigt einen Sterilisator (1) mit einer Zuführ¬ leitung (2) . Durch die Leitung (2) wird eine Reinigungslö¬ sung (3) dem Sterilisator (1) zugeführt. Die Reinigungslö¬ sung (3) wird durch einen Aktivkohlefilter (4) geleitet, so daß die Reinigungslösung (3) als pyrogenfreie Reinigungslö¬ sung (5) dem Sterilisator (1) zugeführt wird.
Fig. 2 zeigt einen Reinigungskreislauf (6) mit Rohr¬ leitungen (7) , einem Filtersystem (8) , einem Desinfektor
(9) sowie einem weiteren Filtersystem (10) . Eine Reini¬ gungslösung (11) wird dem Filtersystem (8) , in dem zwei Filter (12) angeordnet sind, zugeführt. Dem Desinfektor (9) wird eine in dem Filtersystem (8) gereinigte pyrogenfreie Reinigungslösung (13) zugeführt. In dem Desinfektor (9) werden medizinische Geräte und Materialien desinfiziert. Nach dem Desinfektor (9) wird eine Reinigungslösung (14) , die nach der Desinfektion von Instrumenten wieder einen ge¬ wissen Pyrogengehalt aufweisen kann, einem Filtersystem
(10) mit Filtern (15) zugeführt. Dem weiteren Reinigungs¬ kreislauf (6) wird eine weitgehend pyroge-freie Reinigungs- lösung (16) zugeführt. In dem nicht dargestellten Abschnitt
(17) können Ionenaustauscher, radioaktive oder Ultravio¬ lett-Bestrahlungsanlagen oder Desinfektionsmitteldosierer vorgesehen sein.
Bezugszahlen
1 Sterilisator
2 Zuführleitung
3 Reinigungslösung
4 Aktivkohlefilter
5 Reinigungslösung
6 Reinigungskreislauf
7 Rohrleitungen
8 Filtersystem
9 Desinfektor
10 Filtersystem
11 Reinigungslösung
12 Filter
13 Reinigungεlösung
14 Reinigungslösung
15 Filter
16 Reinigungslösung
17 Abschnitt
Verfahren zum Desinfizieren und/oder Sterilisieren von medizinischen Instrumenten oder Materialien sowie Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens
Patentansprüche
1. Verfahren zum Desinfizieren und/oder Sterilisieren von Instrumenten oder Materialien für die medizinische An¬ wendung, bei dem zur Desinfektion und/oder Sterilisation Reinigungslösungen und/oder Destillate in Sterilisatoren und Desinfektoren verwendet werden, g e k e n n z e i c h n e t d u r c h die Verwendung von wenigstens einem Aktivkohle-Matrixfilter zur Herstel¬ lung einer keim- und pyrogenfreien Reinigungslösung und/oder eines keim- und pyrogenfreien Destillates.