DE19640034A1 - Verfahren zum Desinfizieren und/oder Sterilisieren von medizinischen Instrumenten oder Materialien sowie Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens - Google Patents
Verfahren zum Desinfizieren und/oder Sterilisieren von medizinischen Instrumenten oder Materialien sowie Vorrichtung zur Durchführung des VerfahrensInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Desinfizieren
und/oder Sterilisieren von Instrumenten und Materialien für
die medizinische Anwendung sowie eine Vorrichtung zur
Durchführung des Verfahrens.
Gemäß dem Stand der Technik werden bei Reinigungsmaß
nahmen zur Aufbereitung medizinischer Instrumente und Mate
rialien verschiedene flüssige oder gasförmige Desinfekti
ons- und Waschlösungen zur Inaktivierung (Desinfektion)
oder Abtötung (Sterilisation) sowie zur thermischen Denatu
rierung pathogener Keime eingesetzt.
Nachteil der zum Stand der Technik gehörenden Verfah
ren ist, daß die Keime nach entsprechender Einwirkungszeit
zwar inaktiviert oder abgetötet werden können. An den medi
zinischen Instrumenten und Materialien, zum Beispiel an
chirurgischen Instrumenten, verbleiben aber immer noch Re
ste inaktivierter Keime, die als Pyrogene Fieber, Wundhei
lungsstörungen, Allergien, entzündliche Reaktionen und der
gleichen bis hin zu Autoimmunreaktionen hervorrufen können.
Diese Reaktionen werden durch eine unzureichende Reini
gungswirkung der Hygienemaßnahmen verursacht, da noch zu
viele inaktivierte Keime, Fragmente oder deren Restsubstan
zen zum Teil als Hydrolysat den Instrumenten anhaften.
Vielfach besitzen Reinigungsflüssigkeiten, Desinfekti
onsflüssigkeiten oder Dampf erhöhte Pyrogenkonzentrationen.
Dieses Problem tritt insbesondere bei Kreislaufsystemen
auf, die zur Wassereinsparung das Wasser oder den Dampf
wiederverwenden. Aus Kostengründen werden gemäß dem Stand
der Technik zur allgemeinen Aufbereitung medizinischer In
strumente und Materialien lediglich häufige Wasserwechsel
sowie ein komplettes Austauschen der Destillate und Reini
gungsflüssigkeiten vorgenommen.
Die gemäß dem Stand der Technik eingesetzten Membran-
oder Kapillarfilter sind wegen der häufig auftretenden Ver
keimung des Filters selbst nicht unter Praxisbedingungen
einsetzbar, um eine nachhaltige, dauerhafte Keim- und Pyro
genreduktion sicherzustellen. Gemäß dem Stand der Technik
wird zur Verhinderung des Durchkeimens der Filter zum Bei
spiel Silber verwendet. Da aber Silber auch wieder allergi
sche Reaktionen hervorrufen kann, ist der Einsatz in der
Praxis nicht möglich.
Das der Erfindung zugrunde liegende technische Problem
besteht darin, ein Verfahren anzugeben zur kostengünstigen
Herstellung von pyrogenarmem oder pyrogenfreiem Wasser,
welches in der Sterilisation oder Desinfektion zur Reini
gung von medizinischen Materialien oder Instrumenten ver
wendet wird, sowie eine Vorrichtung zur Durchführung des
Verfahrens.
Dieses technische Problem wird durch die Merkmale des
Anspruches 1 sowie die Merkmale des Anspruches 10 gelöst.
Dadurch, daß das Wasser, die Reinigungslösungen oder
Destillate, die in Sterilisatoren oder Desinfektoren ver
wendet werden, durch einen Aktivkohlefilter geleitet wer
den, ist das Wasser, die Reinigungslösung oder das Destil
lat pyrogenarm oder pyrogenfrei. Dieses hat den Vorteil,
daß, dadurch, daß kaum oder keine Pyrogene beim eigentli
chen Reinigungsvorgang in dem Sterilisator oder Desinfektor
vorhanden sind, diese auch nicht in inaktivierter oder ab
getöteter Form den Instrumenten oder medizinischen Mate
rialien anhaften können.
Gemäß der Erfindung werden die Reinigungslösungen
und/oder Destillate für die Sterilisation und/oder Desin
fektion durch adsorptive Entkeimungsfilter mit absoluter
Abscheiderate geleitet. Erfindungsgemäß werden aus der Se
rienherstellung Aktivkohle-Matrixfilter, vorzugsweise vom
Typ Seagull IV, TM general ecology, inc. 151sheree blvd.
exton, Pennsylvania 18341, USA) selektiert. Vorzugsweise
weisen die Aktivkohle-Matrixfilter eine nominale Porengröße
zwischen 0,1 µm und 0,45 µm auf. Es ist aber auch möglich,
Aktivkohle-Matrixfilter mit einer Porengröße von nominal
kleiner 0,1 µm zu verwenden.
Die Verwendung anderer Fabrikate sowie Filtrations-,
Fällungs-, Sedimentations- oder Osmose-Systeme mit abwei
chender Porengröße und Abscheiderate ist erfindungsgemäß
ebenfalls möglich.
Die erfindungsgemäße Verwendung der Aktivkohle-Matrix
filter hat den Vorteil, daß ein Verkeimen der Matrix nicht
eintritt. Als adsorptive Entkeimungsfilter sind die Aktiv
kohle-Matrixfilter in der Lage, Hydrolysate abgetöteter
Keime und diverse Schadstoffe zu fällen und zu adsorbieren.
Gemäß der Erfindung ist es ausreichend, die Pyrogen
konzentration sehr stark zu reduzieren. Eine völlige Keim-
und Pyrogenfreiheit ist nicht zwingend erforderlich, aber
gemäß der Erfindung möglich.
Gemäß der Erfindung ist es möglich, Desinfektionsmit
telzugaben bei Verkeimungs- oder retrogradem Kontaminati
onsrisiko und zur Verbesserung oder Verlängerung der Fil
terwirkung, insbesondere auch vor oder nach längeren Stand
zeiten vorzunehmen. Hierbei sind besonders Desinfektions
mittel geeignet, die flüchtig sind oder bei der an
schließenden Erwärmung sich verflüchtigen, um ihrerseits
die Instrumente oder Materialien nicht durch ihre Rück
stände analog den Pyrogenen zu verunreinigen.
Insbesondere Wasserstoffperoxid, Kohlensäure, Ozon so
wie verschiedene keimwachstumshemmende oder keimtötende
Substanzen haben sich hier als vorteilhaft erwiesen. Diese
Stoffe werden durch Spülvorgänge vor der eigentlichen In
strumentenreinigung oder Materialreinigung dem System wie
der entzogen.
Das erfindungsgemäße Verfahren sowie die erfindungsge
mäße Vorrichtung sind insbesondere bei kleineren Desinfek
tions- oder Sterilisationsanlagen einsetzbar, also bei
spielweise bei der täglichen Desinfektion und Sterilisation
von Instrumenten und Materialien in Humanmedizinpraxen,
Zahnmedizinpraxen, Veterinärmedizinpraxen, Labors und der
gleichen.
Vorteilhaft werden die Filter beispielsweise vom Typ
Seagull IV aus der Serienherstellung selektiert. Für die
Selektion werden verschiedene Erreger, Prüfkörper (Kol
loide) oder Farbstoffe durch den Filter geleitet. Hierbei
wird geprüft, ob die Erreger, Prüfkörper oder Farbstoffe
von dem Filter in ausreichendem Maße adsorbiert werden.
Die Filter vom Typ Seagull IV haben den weiteren Vor
teil, daß bei Erschöpfung der Filterkapazität keine Flüs
sigkeit mehr durch den Filter gelassen wird. Dieses hat den
Vorteil, daß, wenn die Filterwirkung erschöpft ist und
keine Keimadsorbtion mehr erfolgt, die Keime nicht durch
den Filter gelassen werden, sondern überhaupt keine Flüs
sigkeit den Filter mehr passieren kann, so daß die Erschöp
fung der Filterwirkung vom Bedienpersonal oder auch von Re
gelungsstrukturen in dem Kreislaufsystem erkannt wird.
Vorteilhaft wird ein Filtersystem verwendet, bei dem
gleichartige oder unterschiedliche Filter parallel oder se
riell kombiniert werden. Es ist möglich, wenigstens einen
Vorfilter zu verwenden und das Filtersystem vor dem Steri
lisator oder Desinfektor anzuordnen. Bei Kreislaufsystemen,
bei denen das Wasser wiederverwendet wird, können die Fil
tersysteme oder auch Einzelfilter auch dem Sterilisator
oder Desinfektor nachgeordnet werden.
Erfindungsgemäß werden die Filter oder das wenigstens
eine Filtersystem vor und/oder in Reinigungseinheiten oder
Dentaleinheiten angeordnet.
Vorteilhaft werden die Filtersysteme mit Ionenaustau
schern, radioaktiven oder Ultraviolett-Bestrahlungsanlagen
und/oder Desinfektionsmitteldosierern kombiniert.
Weitere Einzelheiten der Erfindung können den Unteran
sprüchen entnommen werden.
Auf der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der Er
findung dargestellt, und zwar zeigen:
Fig. 1 ein erstes Ausführungsbeispiel;
Fig. 2 ein zweites Ausführungsbeispiel.
Fig. 1 zeigt einen Sterilisator (1) mit einer Zuführ
leitung (2). Durch die Leitung (2) wird eine Reinigungslö
sung (3) dem Sterilisator (1) zugeführt. Die Reinigungslö
sung (3) wird durch einen Aktivkohlefilter (4) geleitet, so
daß die Reinigungslösung (3) als pyrogenfreie Reinigungslö
sung (5) dem Sterilisator (1) zugeführt wird.
Fig. 2 zeigt einen Reinigungskreislauf (6) mit Rohr
leitungen (7), einem Filtersystem (8), einem Desinfektor
(9) sowie einem weiteren Filtersystem (10). Eine Reini
gungslösung (11) wird dem Filtersystem (8), in dem zwei
Filter (12) angeordnet sind, zugeführt. Dem Desinfektor (9)
wird eine in dem Filtersystem (8) gereinigte pyrogenfreie
Reinigungslösung (13) zugeführt. In dem Desinfektor (9)
werden medizinische Geräte und Materialien desinfiziert.
Nach dem Desinfektor (9) wird eine Reinigungslösung (14),
die nach der Desinfektion von Instrumenten wieder einen ge
wissen Pyrogengehalt aufweisen kann, einem Filtersystem
(10) mit Filtern (15) zugeführt. Dem weiteren Reinigungs
kreislauf (6) wird eine weitgehend pyrogenfreie Reinigungs
lösung (16) zugeführt. In dem nicht dargestellten Abschnitt
(17) können Ionenaustauscher, radioaktive oder Ultravio
lett-Bestrahlungsanlagen oder Desinfektionsmitteldosierer
vorgesehen sein.
Bezugszeichenliste
1 Sterilisator
2 Zuführleitung
3 Reinigungslösung
4 Aktivkohlefilter
5 Reinigungslösung
6 Reinigungskreislauf
7 Rohrleitungen
8 Filtersystem
9 Desinfektor
10 Filtersystem
11 Reinigungslösung
12 Filter
13 Reinigungslösung
14 Reinigungslösung
15 Filter
16 Reinigungslösung
17 Abschnitt
2 Zuführleitung
3 Reinigungslösung
4 Aktivkohlefilter
5 Reinigungslösung
6 Reinigungskreislauf
7 Rohrleitungen
8 Filtersystem
9 Desinfektor
10 Filtersystem
11 Reinigungslösung
12 Filter
13 Reinigungslösung
14 Reinigungslösung
15 Filter
16 Reinigungslösung
17 Abschnitt
Claims (17)
1. Verfahren zum Desinfizieren und/oder Sterilisieren
von Instrumenten oder Materialien für die medizinische An
wendung, bei dem zur Desinfektion und/oder Sterilisation
Reinigungslösungen und/oder Destillate in Sterilisatoren
und Desinfektoren verwendet werden,
gekennzeichnet durch die Verwendung
von wenigstens einem Aktivkohle-Matrixfilter zur Herstel
lung einer keim- und pyrogenarmen oder keim- und
pyrogenfreien Reinigungslösung und/oder eines keim- und
pyrogenarmen oder keim- und pyrogenfreien Destillates.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Reinigungslösung und/oder das Destillat wäßrige
Reinigungslösungen und/oder wäßrige Destillate sind.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß als Aktivkohle-Matrixfilter Tiefenfilter mit einer
Porengröße von nominal bis zu 0,45 µm verwendet werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß als Aktivkohle-Matrixfilter Tiefenfilter mit einer
Porengröße von mindestens nominal 0,1 µm und maximal
0,45 µm verwendet werden.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß als Aktivkohlefilter adsorptiv wirksame Entkeimungsfil
ter verwendet werden.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß Aktivkohle-Matrixfilter vom Typ Seagull IV (Handels
name) verwendet werden.
7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß Filter mit Komponenten aus gepreßter und/oder geschüt
teter Aktivkohle, Keramik, Kapillaren- und/oder Membranfil
ter verwendet werden.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet,
daß die Filter mit Ionenaustauschern, radioaktiven oder Ul
traviolett-Bestrahlungsanlagen und/oder Desinfektionsmit
teldosierern kombiniert werden.
9. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß wenigstens zwei Filter parallel und/oder in Serie kom
biniert werden.
10. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß vor und/oder nach dem Filtrieren eine Desinfektionsmit
telzugabe erfolgt.
11. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß als Desinfektionsmittel Wasserstoffperoxid, Kohlensäure
und/oder Ozon zugegeben wird.
12. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach
Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß wenigstens ein Ak
tivkohle-Matrixfilter (4) vor einem Sterilisator (1) oder
einem Desinfektor (9) in einer Zuführleitung (2, 6) für die
Reinigungslösungen (3, 11) und/oder Destillate angeordnet
ist.
13. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach
Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß wenigstens ein Ak
tivkohle-Matrixfilter vor und oder in einem Reinigungsgerät
oder einer Dentaleinheit vorgesehen ist.
14. Vorrichtung nach Anspruch 12, dadurch gekennzeich
net, daß ein Filtersystem (8) vor dem Sterilisator (1) oder
dem Desinfektor (9) in der Zuführleitung (7) für die Reini
gungslösungen (11) und/oder Destillate angeordnet ist.
15. Vorrichtung nach Anspruch 12, dadurch gekennzeich
net, daß ein Filtersystem vor und/oder in dem Reinigungsge
rät oder der Dentaleinheit vorgesehen ist.
16. Vorrichtung nach Anspruch 12, dadurch gekennzeich
net, daß vor dem Sterilisator (1) und/oder Desinfektor (9)
wenigstens ein Ionenaustauscher, wenigstens eine radioak
tive oder UV-Bestrahlungsanlage und/oder wenigstens ein
Desinfektionsmitteldosierer vorgesehen ist.
17. Vorrichtung nach Anspruch 12, dadurch gekennzeich
net, daß der wenigstens eine Filter (4, 12, 15) vor
und/oder hinter dem wenigstens einen Ionenaustauscher, der
wenigstens einen radioaktiven oder UV-Bestrahlungsanlage
und/oder dem wenigstens einen Desinfektionsmitteldosierer
vorgesehen ist.
Priority Applications (4)
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