Verfahren zur Herstellung cellulosischer Formkörper
Beschreibung:
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Her¬ stellung eines cellulosischen Formkörpers, bei dem eine Cellu¬ lose und tertiäre Amin-N-oxide enthaltende Lösung durch eine Düse, enthaltend mindestens einen Düsenkanal mit einem Ein¬ strömbereich, einem Ausströmbereich und einem Düsenkanal- austritt, extrudiert, anschließend durch einen Luftspalt ge¬ führt, in diesem gegebenenfalls verstreckt und schließlich in einem Fällbad koaguliert wird, wobei der mindestens eine Dü¬ senkanal einen dem Einströmbereich zugewandten kegelförmigen Bereich mit in Richtung auf den Düsenkanalaustritt abnehmendem Durchmesser aufweist.
Lösungen von Cellulose als einem hochpolymeren Material in ter¬ tiären Amin-N-oxiden weisen neben viskosen Eigenschaften auch elastische Eigenschaften auf. Das Fließververhalten solcher Lö¬ sungen wird von der Gesamtheit dieser Eigenschaften, den soge¬ nannten viskoelastischen Eigenschaften beeinflußt. Dies hat zur Folge, daß es z.B. bei der Strömung derartiger Lösungen durch Düsen nach Austritt der Lösung aus den Düsen zu einer Strahl-
aufweitung kommt, d.h. der Durchmesser des den Düsenkanal ver¬ lassenden Lösungsstrahls ist größer als der Austrittsdurchmes¬ ser des Düsenkanals. Das Ausmaß der Strahlaufweitung wird z.B. durch den Durchsatz durch die Düse oder die Form des Düsenka¬ nals beeinflußt.
Bei der Herstellung von z.B. Fäden durch Extrusion der ge¬ nannten Celluloselösungen durch Düsen muß zur Erzielung eines gewünschten geringen Durchmessers des fertigen Fadens der Faden verstreckt werden, um von dem maximalen Fadendurchmesser im Be¬ reich der Strahlaufweitung zu dem endgültigen Fadendurchmesser zu gelangen. Derartige Verstreckungen führen zu einer Orientie¬ rung der Cellulosemoleküle im Faden. Eine zu hohe Orientierung wirkt sich jedoch nachteilig im Sinne einer zu geringen Dehnung der fertigen Fäden aus. Geringe Dehnungen sind in den meisten Fällen aber unerwünscht.
Desweiteren kann es bei der Strömung der genannten Celluloselö¬ sungen durch Düsen bei größeren Durchsätzen durch die Düse zu Strömungsinstabilitäten kommen, die zu einen unregelmäßigen Er¬ scheinungsbild z.B. von ersponnenen Cellulosefäden, zur Beein¬ trächtigung der Eigenschaften dieser Fäden und zu Störungen des Spinnablaufs führen. Derartige Strömungsinstabilitäten lassen sich leicht durch Beobachtung des die Düse verlassenden Flüs¬ sigkeitsstrahls feststellen und äußern sich im Auftreten von Unregelmäßigkeiten in der Strahloberfläche in Form von "Sägezähnen" ("shark skin"). Beispiele hierfür sind z.B. dem Buch von D.V. Boger, K. Walters, "Rheological Phenomena in Focus", S. 27, Elsevier, Amsterdam-London-New York-Tokio, 1993, zu entnehmen.
Das Einsetzen und die Ausprägung dieser Strömungsinstabilitäten werden z.B. durch die Ausgestaltung des Düsenkanaleinlaufs und durch den Durchsatz durch den Düsenkanal beeinflußt und hängen, bei zylinderförraigen Düsenkanälen von Durchmesser und vom Län-
gen-zu-Durchmesserverhältnis des Düsenkanals ab. (J.P. Tordel- la, Rheol. Acta (1), Nr. 2-3 (1958), S. 216-221). So kann eine Vergrößerung des Düsenkanaldurchmessers bei gleichem Durchsatz zu befriedigendem Erscheinungsbild und ruhigem Spinnverlauf führen. Jedoch ist dann zur Herstellung z.B. von Fäden mit fei¬ nem Titer eine starke Verstreckung der Fäden erforderlich, um den Fadendurchmesser von dem im Bereich der Düse vorliegenden Durchmesser auf den gewünschten Enddurchmesser zu reduzieren. Dies wirkt sich aber - wie ausgeführt - in der Regel nachteilig auf die Eigenschaften der fertigen Fäden aus.
Aus der EP-A-494 852 ist ein Verfahren zur Herstellung cellulo- sischer Formkörper, insbesondere cellulosischer Fäden bekannt, bei dem eine cellulosische Amin-N-oxidlösung durch eine Düse gepreßt, anschließend durch einen Luftspalt geführt, in diesem gegebenenfalls verstreckt und schließlich in einem Fällbad koa- guliert wird. Bei den gemäß dieser Schrift eingesetzten Düsen handelt es sich um Langkanaldüsen, die in einer bevorzugten Ausführungsform eine Kanallänge von etwa 1500 μm und einen mi¬ nimalen Durchmesser von höchstens 70 μm aufweisen. Die Kanal¬ kontur dieser Düsen ist so ausgeführt, daß auf der Aus¬ trittsseite ein zylinderförmiger Bereich mit einer Länge von mindestens 1/4, vorzugsweise 1/3 der Gesamtlänge des Düsen¬ kanals vorliegt, der sich zur Eintrittsseite hin kegelförmig erweitert.
Düsen mit einem derartig langen zylinderförmigen Bereich auf der Austrittsseite, verbunden mit den in der EP-A-494 852 ange¬ gebenen geringen Durchmessern, bergen den Nachteil in sich, daß bereits bei relativ niedrigen Durchsätzen der cellulosischen Lösungen durch die Düse Strömungsinstabilitäten auftreten. Da¬ durch können bei Verwendung dieser Düsen - auch unter Berück¬ sichtigung der durch die Ausführung und Länge des Düsenkanals bedingten hohen Druckaufbau - hohe Prozeßgeschwindigkeiten
nicht realisiert werden. Darüberhinaus ist auch eine sichere und genaue Fertigung solcher Düsen schwierig.
In der DE-A-44 09 609 wird ein Verfahren zum Erspinnen von Cel- lulosefasern und -filamentgarnen aus Lösungen von Cellulose in wasserhaltigen Amin-N-oxiden nach einem Trocken- Naßextrusionsverfahren durch Extrusion der Lösungen durch Dü¬ senkanäle offenbart, bei dem die Lösung nach Verlassen der Dü¬ senkanäle z.B. durch einen Luftspalt geführt, dort verstreckt und anschließend in einem Fällbad koaguliert wird. Die Düsenka¬ näle mit einer Gesamtlänge zwischen 200 μm bis 800 μm besitzen auf der Eintrittsseite einen ersten zylindrischen Bereich, der in Richtung der Austrittsseite in einen zweiten zylindrischen Bereich mit kleinerem Durchmesser, der zwischen 40 μm und 100 μm liegt, und einer Länge zwischen 40 μm und 180 μm übergeht. Zwischen dem ersten und dem zweiten zylindrischen Bereich be¬ findet sich ein kegelförmiger Übergangsbereich.
Die so aufgebauten Kurzkanaldüsen gemäß der DE-A-44 09 609 wei¬ sen gegenüber den Langkanaldüsen der EP-A-494 852 einen gerin¬ geren Druckaufbau auf und können wegen der geringen Länge des Austrittskanals mit geringem Durchmesser einfacher gefertigt werden. Jedoch haben auch die Düsen gemäß der DE-A-44 09 609 den Nachteil, daß durch die Ausgestaltung des Düsenkanals rela¬ tiv früh Strömungsinstabilitäten auftreten und somit hohe Pro¬ zeßgeschwindigkeiten ebenfalls nicht realisiert werden können.
In der DE-A-39 23 139 wird ein Verfahren zum Gelspinnen von ul¬ trahochmolekularem Polyethylen beschrieben, bei dem Düsen mit Düsenkanälen eingesetzt werden, deren Querschnitt trom- petenförmig, trichterförmig oder pseudo-hyperbolisch zur Aus¬ trittsseite kleiner wird. Die Kanäle dieser Düsen können auch einen trichterförmigen Öffnungsteil aufweisen, der kegelförmig sein kann, der dann entweder abrupt oder nach einem Übergang in einen kegelförmigen Verlauf übergeht, bei dem der Kegel einen
spitzeren Öffnungswinkel aufweist als der Kegel des Ein¬ laßteils.
Die bei Gelspinnprozessen eingesetzten Spinnlösungen unter¬ scheiden sich jedoch in rheologischer Hinsicht deutlich von den cellulosischen Lösungen der vorliegenden Erfindung. Die gemäß DE-A-39 23 139 eingesetzten Polyethylenlösungen weisen Konzen¬ trationen bis maximal 6 Gew.% auf und sind damit niedrig kon¬ zentriert. Dies ist für einen Gelspinnprozeß wie in der DE-A-39 23 139 beschrieben, typischerweise erforderlich, damit die Po¬ lymermoleküle dispers gelöst sind und hierdurch im Spinnprozeß eine ausgeprägte Orientierung und Streckung der Moleküle errei¬ cht werden kann. Demgegenüber liegen die Konzentrationen der Celluloselösungen gemäß der vorliegenden Erfindung im Bereich von mindestens 10 Gew.%. Unterschiedliches rheologisches Ver¬ halten zieht jedoch auch unterschiedliche Anforderungen an die Ausführung der Düsen nach sich, durch die die jeweiligen Spinn¬ lösungen extrudiert werden.
Es ist daher Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zur Her¬ stellung eines cellulosischen Formkörpers zur Verfügung zu stellen, bei dem eine Cellulose und tertiäre Amin-N-oxide ent¬ haltende Lösung durch speziell ausgeformte Düsenkanäle extru¬ diert wird, die die Realisierung hoher Prozeßgeschwindigkeiten erlaubt, wobei die gewünschten Eigenschaften des Formkörpers erhalten bleiben.
Diese Aufgabe wird bei einem gattungsgemäßen Verfahren dadurch gelöst, daß der mindestens eine Düsenkanal einen zweiten, dem Ausströmbereich zugewandten kegelförmigen Bereich mit in Rich¬ tung auf den Düsenkanalaustritt abnehmendem Durchmesser auf¬ weist, daß der erste kegelförmige Bereich durch einen ab¬ gerundeten Bereich mit dem zweiten kegelförmigen Bereich ver¬ bunden ist, daß der erste kegelförmige Bereich einen größeren Öffnungswinkel als der zweite kegelförmige Bereich besitzt und
daß der zweite kegelförmige Bereich ein auf den Durchmesser D des Düsenkanalaustritts bezogenes Längen-zu-Durchmesser{L/D)- Verhältnis zwischen 1 und 15 aufweist.
Unter "abgerundet" im Sinne der vorliegenden Erfindung wird ei¬ ne Ausgestaltung des Übergangs vom ersten zum zweiten ke¬ gelförmigen Bereich verstanden, der keine Kanten, Knicke oder sonstige Unstetigkeiten aufweist, d.h. also, daß der Übergang zwischen den kegelförmigen Bereichen in Form einer stetigen Kurve erfolgt. In der Regel wird also der obengenannte Über¬ gangsbereich tangential in die angrenzenden kegelförmigen Be¬ reiche einmünden.
Überraschenderweise wurde festgestellt, daß es zur Lösung der erfindungsgemäßen Aufgabe entscheidend darauf ankommt, daß der Übergang vom ersten in den zweiten kegelförmigen Bereich des Düsenkanals abgerundet ausgeführt und das L/D-Verhältnis des zweiten kegelförmigen Bereichs in den gemäß Anspruch 1 gefor¬ derten Grenzen eingestellt wird. Bei Einhaltung dieser Bedin¬ gungen wurde gefunden, daß bei der Extrusion besagter Cellulo- selösungen durch die im erfindungsgemäßen Verfahren verwendeten Düsen das Einsetzen von Strömungsinstabilitäten zu höheren Durchsätzen der Lösungen durch die Düse verschoben wird und so¬ mit höhere Prozeßgeschwindigkeiten realisiert werden können, ohne daß die Eigenschaften der so hergestellten cellulosischen Formkörper beeinträchtigt werden oder der Verfahrensablauf ge¬ stört wird. Gleichzeitig ist die Herstellung solcher Düsen auf einfache Weise möglich.
Wie ausgeführt, ist bei einer zylinderförmigen Ausgestaltung des Düsenkanals mit einem relativ frühzeitigen Einsetzen von Strömungsinstabilitäten zu rechnen. Auf der anderen Seite hat es sich gezeigt, daß es bei kegelförmiger Ausführung des Aus¬ trittsbereiches mit zunehmendem Öffnungswinkel des Kegels zu einer Vergrößerung der Strahlaufweitung des die Düse verlas¬ senden Lösungsstrahls kommt. Um die Strahlaufweitung gering zu
halten und gleichzeitig ein frühzeitiges Einsetzen von Strö¬ mungsinstabilitäten zu vermeiden, weist daher der zweite kegel¬ förmige Bereich der im erfindungsgemäßen Verfahren verwendeten . Düsen vorteilhafterweise einen Öffnungswinkel ß zwischen 3° und 20°, besonders vorteilhaft einen Öffnungs¬ winkel ß zwischen 6° und 12° auf. Hervorragende Erfahrungen werden mit Düsen gemacht, deren zweiter kegelförmiger Bereich einen Öffnungswinkel ß von 8° oder 10° besitzt. Hierbei ist un¬ ter dem Öffnungswinkel der kegelförmigen Bereiche das Doppelte des Winkels zwischen der Düsenkanalachse und der Kegelwandung zu verstehen.
Zur Herstellung der gewünschten cellulosischen Formkörper hat sich bestens bewährt, Düsen mit einem Durchmesser D des Düsen- kanalaustritts im Bereich zwischen 20 μm und 300 μm einzu¬ setzen. Bevorzugt sind jedoch Düsen, deren Düsenkanal-Aus¬ trittsdurchmesser D zwischen 50 μm und 220 μm liegen, besonders bevorzugt solche Düsen mit einem Düsenkanal-Austrittsdurch¬ messer D zwischen 70 μm und 150 μm. Ausgezeichnete Ergebnisse liefern Düsen mit einem Austrittsdurchmesser D von 100 μm sowie solche mit 130 μm. Dabei hat sich als vorteilhaft erwiesen, wenn das auf den Durchmesser D des Düsenkanalaustritts bezogene Längen-zu-Durchmesser(L/D)-Verhältnis des zweiten kegelförmigen Bereichs zwischen 1 und 15 liegt, vorzugsweise 5 bis 10 be¬ trägt.
Das Einsetzen von Strömungsinstabilitäten wird in starkem Maße durch die Ausgestaltung des vor dem Austrittsbereich liegenden Bereichs des Düsenkanals beeinflußt. Dieser Bereich des Düsen¬ kanals liegt für die im erfindungsgemäßen Verfahren eingesetz¬ ten Düsen vor dem zweiten kegelförmigen Bereich und umfaßt zum einen den ersten kegelförmigen Bereich sowie den Bereich, der den ersten kegelförmigen Bereich mit dem zweiten kegelförmigen Bereich verbindet.
Es hat sich herausgestellt, daß das Einsetzen von Strömungs¬ instabilitäten desweiteren zu höheren Durchsätzen durch die Dü¬ se verschoben werden kann, wenn gemäß einer bevorzugten Ausfüh¬ rung des Verfahrens der erste kegelförmige Bereich der verwen¬ deten Düsen mit einem Öffnungswinkel α von weniger als 120° ausgeführt wird, wobei dieser Öffnungswinkel α aber stets die Bedingung, größer als der Öffnungswinkel ß des zweiten kegel¬ förmigen Bereichs zu sein, erfüllen muß. Hierbei ist es von Vorteil, wenn der Öffnungswinkel α des ersten kegelförmigen Bereichs um 40° bis 60° größer als derjenige des zweiten kegel¬ förmigen Bereichs ist.
Besonders bevorzugt sind Öffnungswinkel α des ersten kegelför¬ migen Bereichs zwischen 40° und 90°. Winkel α mit 50°, 60° und 75° haben sich als besonders günstig herausgestellt.
In gleicher Weise ist auch die Ausführung der Verbindung des ersten kegelförmigen Bereiches des Düsenkanals mit dem zweiten kegelfömigen Bereich für das Einsetzen von Strömungsinstabi¬ litäten von Bedeutung. Gemäß der vorliegenden Erfindung wird diese Verbindung als abgerundeter Bereich ausgeführt, wobei verschiedenste Ausführungsformen der Abrundung möglich sind. Bevorzugt wird jedoch, daß der abgerundete Bereich eine Kreis¬ bogenkontur aufweist, die im wesentlichen tangential in die an¬ grenzenden kegelförmigen Bereiche übergeht. In einer ebenfalls bevorzugten Ausführungsform weist der abgerundete Bereich eine hyperbelförmige Kontur auf, die im wesentlichen tangential in die angrenzenden kegelförmigen Bereich übergeht.
Die im erfindungsgemäßen Verfahren verwendeten Düsen zeigen al¬ so im Hinblick auf das Einsetzen von Strömungsinstabilitäten ein verbessertes Eigenschaftsprofil und führen aufgrund der Kontur des Düsenkanals darüberhinaus zu vergleichsweise gerin¬ gem Druckaufbau bei hohen Durchsätzen. Demzufolge läßt sich
mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens eine deutliche Steige¬ rung der Prozeßgeschwindigkeit erzielen.
Die im erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzten Düsen lassen sich z.B. im Vergleich zu Düsen mit langen, zylinderförmigen Kanälen kleinen Durchmessers einfacher und genauer fertigen, insbesondere wenn sich entsprechend einer bevorzugten Aus¬ führungsform der Düsen gemäß der Erfindung an den zweiten ke¬ gelförmigen Bereich in Richtung auf den Düsenkanalaustritt ein - möglichst kurzer - zylinderförmiger Ausströmbereich an¬ schließt. Durch diesen zylinderförmigen Ausströmbereich läßt sich die Genauigkeit des Austrittsdurchmessers D des Düsenka¬ nals erhöhen und die Schwankungsbreite des Austrittsdurch¬ messers D von Düsenkanal zu Düsenkanal verringern, ohne daß be¬ züglich der Eindringtiefe des zweiten kegelförmigen Bereiches in den Düsenkörper erhöhte Anforderungen an die Fertigungsge¬ nauigkeit der Düsen gestellt werden müssen. Hierbei hat es sich herausgestellt, daß dieser zylinderförmige Ausströmbereich die durch die erfindungsgemäße Ausführung der in Richtung auf den Düsenkanaleintritt vor dem zylinderförmigen Ausströmbereich liegenden Bereiche erzielten Vorteile nicht schmälert.
Der genannte zylinderförmige Ausströmbereich weist vorteil¬ hafterweise einen Durchmesser auf, der gleich dem kleinsten Durchmesser des angrenzenden kegelförmigen Bereichs ist. In ei¬ ner bevorzugten Ausführungsform besitzt der zylinderförmige Ausströmbereich eine Länge 1 zwischen 2 μm und 40 μm, in einer besonders bevorzugten Ausführungsform eine Länge 1 zwischen 5 μm und 20 μm. Hervorragende Erfahrungen wurden bei Verwendung von Düsen mit einer Länge 1 des zylinderförmigen Ausströmbe¬ reichs von 10 μm gemacht.
Die Gesamtlänge des Düsenkanals der im erfindungsgemäßen Ver¬ fahren verwendeten Düsen vom Eintritt in den ersten ke-
gelförmigen Bereich bis zum Düsenkanalaustritt liegt vor¬ teilhafterweise im Bereich zwischen 1000 μm und 4000 μm.
Die Erfindung wird anhand der nachfolgenden Figuren und Bei¬ spiele näher erläutert. Es zeigen in schematischer Darstellung:
Fig. 1: den prinzipiellen Aufbau einer Apparatur zur Durch¬ führung des erfindungsgemäßen Verfahrens
Fig. 2: einen Teilschnitt einer Düse zur Durchführung des er¬ findungsgemäßen Verfahrens
Entsprechend Figur 1 werden bei dem erfindungsgemäßen Verfahren aus einer Düse 1 mit mehreren Düsenkanälen eine Vielzahl von Einzelfilamenten 2 ersponnen. Die frisch ersponnenen Filamente 2 durchlaufen einen Luftspalt der Höhe H, bevor sie in ein Fällbad 3 eintauchen, in dem sie koaguliert werden. Die koagu- lierten Filamente werden zu einem Garn 5 zusammengefaßt, das über ein im Fällbad eingetauchtes Umlenkorgan 4 abgezogen wird. Das fertig ausgefällte Garn 5 wird mittels eines Umlenkorgans 6 der weiteren Verarbeitung zugeführt.
Figur 2 zeigt einen Längsschnitt durch den Düsenkanal 7 einer Düse 1 gemäß der vorliegenden Erfindung. Der Düsenkanal 7 mün¬ det im Düsenkanalaustritt 8 und weist dort den Durchmesser D auf. In seinem Einströmbereich besitzt der Düsenkanal einen er¬ sten kegelförmigen Bereich 9, dem in Richtung auf den Dü¬ senkanalaustritt ein zweiter kegelförmiger Bereich 10 mit der Länge L folgt und der mit dem ersten kegelförmigen Bereich über einen abgerundeten Bereich 11 verbunden ist. Der Durchmesser des ersten kegelförmigen Bereichs 9 wie auch der des zweiten kegelförmigen Bereichs 10 nimmt in Richtung auf den Düsenka¬ nalaustritt 8 ab. Der Öffnungswinkel α des ersten kegelför¬ migen Bereichs ist dabei größer als der Öffnungswinkel ß des zweiten kegelförmigen Bereichs. Zur Erhöhung der Genauigkeit
des Durchmessers D des Düsenkanalaustritts 8 schließt sich an den zweiten kegelförmigen Bereich 10 in Richtung auf den Düsen¬ kanalaustritt 8 ein kurzer zylinderförmiger Bereich 12 der Län¬ ge 1 an.
Die in den nachfolgenden Beispielen verwendeten Düsen wurden hinsichtlich des maximal möglichen Durchsatzes vor Einsetzen von Strömungsinstabilitäten beurteilt, der in direkter Be¬ ziehung zu den maximal möglichen Prozeßgeschwindigkeiten steht. Dabei wurde der die Düsen verlassende Lösungsstrahl auf Unre¬ gelmäßigkeiten hin beobachtet. Der Durchsatz durch die Düsen beim ersten Auftreten von Unregelmäßigkeiten in der Strahlober¬ fläche wurde als maximaler Massenstrom angenommen.
Beispiel 1, Vergleichsbeispiel Cl:
Ein Weichholz-Zellstoff mit einem DP von 800 (DP = mittlerer Polymerisationsgrad) wurde zur Herstellung einer Cellulose- lösung in N-Methyl-morpholin-N-oxid (NMMO) und Wasser gelöst. Die Konzentrationsangaben sowie die Viskosität der Lösung, an¬ gegeben als Betrag der komplexen Viskosität bei einer Tem¬ peratur von 90°C und einer Frequenz von 1 Hz, sind in der Tab. 1 aufgeführt.
Die Lösung wurde durch eine Düse gemäß der Erfindung mit einem einzelnen Düsenkanal extrudiert, der einen ersten, eintritts- seitigen, kegelförmigen Bereich mit einem Öffnungswinkel α von 60° und einen zweiten, austrittsseitigen, kegelförmigen Bereich mit einem Öffnungswinkel ß von 8° aufwies und dessen Übergang vom ersten in den zweiten kegelförmigen Bereich eine abgerunde¬ te, im wesentlichen hyperbelföπrtige Kontur aufwies. Als Ver¬ gleich dazu wurde die Lösung durch eine Düse extrudiert, deren Düsenkanal ebenfalls einen ersten, dem Einströmbereich des Dü¬ senkanals zugewandten sowie einen zweiten, dem Ausströmbereich
des Düsenkanals zugewandten kegelförmigen Bereich aufwies, bei der jedoch der Übergang vom ersten in den zweiten kegelförmigen Bereich scharfkantig ausgeführt war (Vergleichsdüse 1). Die An¬ gaben zur Geometrie der Düsenkanäle sind in Tab. 2 zu finden.
Die ermittelten maximalen Durchsätze durch die Düsen bei einer Düsentemperatur von 95°C sind in Tab. 2 aufgeführt. Es ist eine deutliche Zunahme des maximalen Massenstroms bei Verwendung der erfindungsgemäßen Düse (Beispiel 1) gegenüber der Vergleichsdü¬ se 1 (Vergleichsbeispiel Cl) festzustellen.
Beispiel 2, Vergleichsbeispiel C2:
Es wurde eine Celluloselösung in wasserhaltigem NMMO unter Ver¬ wendung des Zellstoffs V65 (Fa. Buckeye) hergestellt (Konzentrationsangaben und Viskosität siehe Tab. 1). Diese Cel¬ luloselösung wurde bei einer Düsentemperatur von 95°C durch die gleichen Düsen extrudiert wie im Beispiel 1 bzw. im Ver¬ gleichsbeispiel Cl. Die Ergebnisse sind wiederum in Tab. 2 zu finden.
Auch für diese Celluloselösung wurde eine Steigerung des ma¬ ximalen Massestroms durch Verwendung der erfindungsgemäßen Düse erreicht.
Beispiel 3, Vergleichsbeispiel C3:
Eine den Zellstoff Kecell 25 (Bayerische Zellstoffwerke) enhal- tende Celluloselösung in wasserhaltigem NMMO (Konzentrationen und Viskosität dieser Lösung siehe Tab. 1) wurde bei einer Dü¬ sentemperatur von 95°C zum einen durch die erfindungsgemäße Dü¬ se des Beispiels 1 extrudiert, zum anderen durch eine Ver¬ gleichsdüse, die einen Düsenkanal mit einem eintrittsseitigen
kegelförmigen Bereich, nicht jedoch einem zweiten, dem Düsen¬ austritt zugewandten kegelförmigen Bereich hatte (Vergleichsdüse 2). Der Austrittsbereich der Vergleichsdüse 2 war zylinderförmig ausgeführt mit einer Länge L von 2000 μm und einem Durchmesser D von 200 μm. Der Übergang vom eintrittssei- tigen kegelförmigen Bereich in den zylinderförmigen Austritts¬ bereich war abgerundet mit einer im wesentlichen hyperbelförmi¬ gen Kontur.
Den Ergebnissen in Tab. 2 ist zu entnehmen, daß für die erfin¬ dungsgemäße Düse relativ zur Vergleichsdüse 2 deutlich höhere Durchsätze bis zum Auftreten von Strömungsinstabilitäten er¬ reicht werden.
Tab. 1: Konzentrationen und Viskositäten der verwendeten Celluloselösungen
T A B E L L E
Beispiel Cl C2 C3
Zellstoff¬ konzentration 15 15 15 15 10 10
Wasser¬ konzentration 10 10 10 10 12 12
[%]
NMMO- Konzentration 75 75 75 75 78 78
Viskosität 1200 1200 1050 1050 1300 1300 [Pa s]
Viskosität = Betrag der komplexen Viskosität bei einer Tempera¬ tur von 90°C und einer Frequenz von 1 Hz
Tab . 2 : Geometrie der in den Beispielen 1 bis 3 und Cl bis C3 verwendeten Düsen sowie erzielte maximale Massenströme
T A B E L L E 2
Beispiel Cl C2 C3
α 60 60 60 60 60 60 [ ° 1
( ° ]
D 200 200 200 200 200 200 [ um]
L/D 10 10 10 10 10 10 [ - J
Form des abge- scharf- abge- scharf- abge- abge¬ Übergangs rundet kantig rundet kantig rundet rundet
maximaler
Massenstrom 0,291 0,181 2,830 0,623 0,830 0,321
[g/min]
D = Durchmesser des Düsenkanalaustritts
L = Länge des zweiten, austrittsseitigen, kegelförmigen Be¬ reichs α = Öffnungswinkel des ersten, eintrittsseitigen, kegelförmi¬ gen Bereichs ß = Öffnungswinkel des zweiten, austrittsseitigen, kegelförmi¬ gen Bereichs
Beispiel 4, Vergleichsbeispiele 4 und 5:
Es wurde eine Celluloselösung aus Hartholz-Zellstoff mit einem DP von 750 hergestellt. Diese Lösung wies eine Zell¬ stoffkonzentration von 14%, eine Wasserkonzentration von 10% und eine NMMO-Konzentration von 76% auf. Ihre Viskosität als Betrag der komplexen Viskosität, gemessen bei einer Temperatur von 90°C und einer Frequenz von 1 Hz, betrug 870 Pa s.
Die Lösung wurde im Beispiel 4 durch eine erfindungsgemäße Düse mit einem Durchmesser des Düsenkanalaustritts von 100 μm bei einer Düsentemperatur von 95°C extrudiert. Die weiteren geome¬ trischen Größen dieser erfindungsgemäßen Düse sind in der Ta¬ belle 3 zu finden.
Die gleiche Celluloselösung wurde zum einen gemäß Vergleichs¬ beispiel 4 durch eine Düse mit einem scharfkantigen Übergang zwischen dem ersten und dem zweiten kegelförmigen Bereich ex¬ trudiert. Zum anderen wurde die Lösung gemäß Vergleichsbeispiel 5 durch eine Düse extrudiert, die anstelle des zweiten, dem Dü¬ senaustritt zugewandten kegelförmigen Bereichs einen zylinder- förmigen Bereich mit einem Durchmesser D von 100 μm und einer Länge L von 500 μm aufwies und deren Übergang von dem dem Ein¬ strömbereich der Düse zugewandten kegelförmigen Bereich in den zylinderförmigen Bereich scharfkantig ausgeführt war. Die übri¬ gen geometrischen Größen der in diesen Vergleichsbeispielen eingesetzten Düsen stimmen mit denjenigen der in Beispiel 4 verwendeten, erfindungsgemäßen Düse überein, wie der Tabelle 3 zu entnehmen ist.
Die Ergebnisse dieser Versuche, d.h. die jeweils erzielbaren maximale Massenströme durch die Düsen, sind ebenfalls in der Tabelle 3 aufgeführt. Es zeigt sich deutlich die Bedeutung des zweiten kegelförmigen Bereichs und der abgerundeten Ausführung des Übergangsbereichs zwischen erstem und zweitem kegelförmigen Bereich.
Beispiel 5, Vergleichsbeispiele 6 und 7
Es wurde die gleiche Celluloselösung wie in Beispiel 4 einge¬ setzt. Die im Beispiel 5 und den Vergleichsbeispielen C 6 und C 7 verwendeten Düsen entsprachen den im Beispiel 4 und den Ver¬ gleichsbeispielen C 4 und C 5 mit den Ausnahmen, daß der Durch¬ messer des Düsenkanalaustritts 130 μm betrug und das L/D- Verhältnis des kegelförmigen bzw. zylinderförmigen Austrittsbe¬ reichs 6 betrug. Die geometrischen Größen sind in der Tabelle 3 aufgeführt.
Die ebenfalls der Tabelle 3 zu entnehmenden Ergebnisse spiegeln wiederum den Einfluß des zweiten kegelförmigen Bereichs und der abgerundeten Ausgestaltung des Übergangsbereichs auf die maxi¬ malen Massenströme durch die Düsen wider.
Tab. 3: Geometrie der in den Beispielen 4 und 5 sowie C4 bis C7 verwendeten Düsen sowie erzielte maximale Massen¬ ströme
T A B E L L E
Beispiel C4 C5 C6 C7
α 60 60 60 60 60 60 [° ]
[° ]
D 100 100 100 130 130 130 [μm]
L/D [ ~ ]
Form des abge- scharf- scharf- abge- scharf- scharf¬ Übergangs rundet kantig kantig rundet kantig kantig
maximaler
Massenstrom 0,128 0,064 0,007 0,314 0,184 0,026
[g/min]