Nährstoffkonzentrat für den Pilzanbau und Verfahren zu dessen Herstellung
Technisches Gebiet
Die Erfindung befaßt sich.mit einem Nährstoffkonzentrat für den Pilzanbau und einem Verfahren zu dessen Herstel¬ lung, insbesondere für den Anbau höherer Pilze, vorzugs¬ weise Speisepilze, z. B. Champignons.
Zugrundeliegender Stand der Technik
Die Herstellung von Nährstoffkonzentraten für den Pilzanbau verfolgt verfahrenstechnisch das Ziel, biogene organische Substanz so umzuwandeln, daß sie für die Pilzmyzelien, insbesondere Speisepilzmyzelien, eine elitäre oder selektive Nährstoffquelle darstellt, die Konkurrenzorganismen nicht oder nur schwer zugänglich ist.
Wachsendes Speisepilz-, insbesondere Champignonmyzel nutzt Ligno-Protein als Kohlenstoff-und Stickstoffquelle.
Ligno-Protein wird während des Ligninabbaus im Zuge von Rotteprozessen während der Kompostierung gebildet und kann von Konkurrenzorganismen in Pilzkultursubstraten, die für die derzeit kultivierbaren Champignonarten (Gattung Agaricus) hergestellt werden, nicht genutzt werden. Daraus ergibt sich eine Selektivität des Nährstoffangebotes, die eine störungsfreie Besiedelung des Kultursubstrates durch das Speisepilzmyzel ermöglicht. Ähnliche Wechselbezie¬ hungen zwischen Substrat und Pilzart ergeben sich auch für andere kompostbesiedelnde Basidiomycetenarten, z. B. Tricholoma nudum.
Das während der Kultivierungszeit verfügbare Kohlenstoff- und Stickstoffangebot auf der Basis kompostierter organischer Substanz bestimmt die Höhe des Pilzertrages. Ligno-Protein wird während der Kompostierung lignozellulo- sehaltiger Reststoffe im Verlauf der Kultursubstrather- stellung nur im begrenzten Umfange gebildet. Es besteht die Möglichkeit einer ertragserhöhenden Aufwertung der später mit Pilzmyzel beimpften oder bereits durchwachsenen PilzkulturSubstrate (s. Erläuterung in der beigefügten Tabelle S. 13) durch Zugabe geeigneter Nährstoffkonzentra- te.
Eine Aufwertung von Pilzkultursubstraten mit leichtver- wertbaren organischen Kohlenstoff- und Stickstoffquellen führt oft zu folgendem Problem: unerwünschte Konkurrenz- Organismen, denen während der Kompostherstellung bereits die Ernährungsgrundlage entzogen wurde, werden ebenfalls wieder gefördert. Dadurch kann das Milieu so verdorben werden, daß das Pilzmyzel nicht mehr wächst. Auch kommt es durch den Anstieg der Atmungsintensität der Mikroflora und/oder des Speisepilzmyzels zu Wärmestaus (Temperaturen > 30 C), die das Speisepilzmyzel abtöten.
Um die Nachteile der Aufwertung zu vermeiden oder zu mindern, werden z. Zt. Proteine durch Hitzeeinwirkung oder durch Begasen mit Formalin denaturiert. Hierdurch soll deren mikrobielle Abbaubarkeit erschwert werden. Auch werden relativ schwerverwertbare Naturstoffe, z. B. Federmehl, als Zuschlagstoffe eingesetzt. Die eingemisch¬ ten Zuschlagstoffe sind jedoch immer Fremdstoffe im Vergleich mit dem kompostierten Material als Basissub¬ strat.
Aus der DE-38 05 864 AI (NEMETZ) ist ein Verfahren zur umweltfreundlichen Beseitigung von Rindergülle bekannt. Hierzu wird die Rindergülle verfestigt und das verfestigte Material in Kompost umgewandelt, der hochwertig bzw. qualitätsoptimiert sein soll. Als Nährstoffkonzentrat für
den Pilzanbau ist er jedenfalls völlig ungeeignet. Freier Ammoniak und der regelmäßig hohe pH-Wert lassen Pilzmyzel in kürzester Zeit absterben. Auch verhindert die in der DE-38 05 864 AI angegebene hohe Kompostierungstemperatur von ca. 80°C, daß Lignoprotein in einer von Speise¬ pilzmyzel abbaubaren Form zur Verfügung gestellt wird. Darüberhinaus schreibt diese Druckschrift ausdrücklich vor, Festmist immer wieder erneut mit flüssiger Gülle zu tränken (hoher Ammoniakgehalt).
Die DE 38 26 247 AI (THIELE) befaßt sich mit dem Problem, daß die wirksamen Bestandteile tierischer Exkremente beim Ausbringen auf dem Feld weitgehend verloren gehen. Nach der genannten Druckschrift liegen die wirksamen Bestand- teile in der Wasserphase der Exkremente gelöst vor und bestehen im wesentlichen aus Ammoniak (NH3 ). Diese wirksamen Bestandteile möchte die Druckschrift erhalten, nicht aber den Feststoffanteil, der bei Rinderexkrementen allein das Lignoprotein enthält.
Weiterhin befassen sich folgende Dokumente mit dem Pilzanbau: H.G. SCHLEGEL, Allgemeine Mikrobiologie, Thieme-Verlag 1981, insbesondere S 316, 407; Mushroo Science, Band 1 bis Band 12, 1950 bis 1987; und W. HUNTE, K. GRABBE, Champignonanbau, Parey-Verlag, 1989. In dieser Literatur werden die für den Pilzanbau zuständigen Fachmann gängigen Fachausdrücke verwendet, deren sich auch die vorliegende Anmeldung bedient; insoweit wird ausdrücklich auf diese Literatur verwiesen.
Offenbarung der Erfindung
Die Erfindung zielt darauf ab, Abhilfe bei den obengenann¬ ten Problemen der Aufwertung von Pilzkultursubstraten zu schaffen.
Dieses Ziel wird dadurch erreicht, daß sich das Nährstoff- konzentrat für den Pilzanbau durch eine hohe Konzentration
von Lignoprotein auszeichnet und insbesondere wie folgt herstellbar ist: Exkremente der Rindertierhaltung werden biochemisch und/oder mikrobiell, nämlich fermentativ und/oder durch Kompositierung derart gesteuert aufberei¬ tet, daß das Endprodukt einen dem Pilzmyzel angepaßten niederen pH-Wert hat, im wesentlichen frei von freiem Ammoniak ist und selektiv vom Pilzmyzel verwertbares Lignoprotein enthält (Ansprüche 1 und 2).
In verfahrensmäßiger Hinsicht wird dieses Ziel dadurch erreicht, daß bei dem Verfahren zur Herstellung eines Nährstoffkonzentrates für den Pilzanbau Exkremente der Rindertierhaltung biochemisch und/oder mikrobiell, nämlich fermentativ und/oder durch Kompostierung, derart gesteuert aufbereitet werden, daß das Endprodukt einen dem Pilzmyzel angepaßten niederen pH-Wert hat, im wesentlichen frei von freiem Ammoniak ist und selektiv vom Pilzmyzel wiederverwertbares Lignoprotein in hoher Konzentration enthält (Anspruch 3).
Die vorliegende Erfindung ist keine Variante bisher üblicher Verfahren, nämlich Nährstoffe durch Denaturierung mikrobiell schwerer verfügbar zu machen. Vielmehr geht sie den Weg, ein Nährstoffkonzentrat zu konstruieren, das überwiegend Lignoprotein als Nährstoff enthält. Lignopro¬ tein wird auch während der Kompostierung durch chemische Reaktionen des zuvor biologisch aktivierten Lignins mit Protein gebildet. Die gebildete Menge ist jedoch aus Gründen der Gesetzmäßigkeit des zugrundeliegenden ikrobiellen StoffUmsatzes begrenzt. Die zusätzliche Applikation separat aufbereiteten Lignoproteins zum Pilzkutursubstrat stellt eine qualitative Verbesserung dar, die konventionell nicht erreichbar ist.
Organische Substanz durchläuft in Wiederkäuern, also etwa Rindern, den Pansen als "Naturfermenter". Hier bildet sich Lignoprotein in einer sonst nirgends nachweisbar hohen Konzentration. Exkremente der Rindertierhaltung, insbeson-
dere also Rinderflüssigmist, erweisen sich daher als ideales Ausgangsmaterial für die Herstellung eines Nährstoffkonzentrates für den Pilzanbau.
Allerdings bestehen Rinderexkremente, insbesondere Rinder¬ flüssigmist nicht nur aus Lignoprotein. Die lebende mikrobielle Biomasse enthält auch Harnstoff und viele andere Substanzen, die rasch ab- und umgebaut werden können, insbesondere Ammoniak. Außerdem liegt der pH-Wert zwischen 9 und 10. Das Pilzmyzel toleriert aber nur pH- Werte unter 8 und kaum Ammoniak. Rinderexkremente sind daher in ihrer natürlichen Beschaffenheit und Zusammenset¬ zung ein völlig ungeeigneter Zuschlagstoff zu Pilzkultur¬ substrat. Erst die erfindungsgemäße Aufbereitung*in einem nachgeschalteten Fermentations- und/oder Kompostierungs- prozeß führt zu einem Produkt gewünschter- Qualität. Dieses Produkt enthält kein freies Ammoniak mehr und besitzt einen entsprechend niederen pH-Wert.
Vor einem weiteren Eingehen auf die Erfindung sollen einige Begriffe klargestellt werden:
Unter Fermentation im technologischen Sinn versteht man alle biochemischen/mikrobiellen Stoffumsetzungen unter anaeroben und aeroben Verhältnissen in flüssigen Systemem (die eingangs angegebene Literaturstelle H.P. SCHLEGEL: Allgemeine Mikrobiologie, S 316).
Kompostierung ist die Umwandlung biogener Reststoffe unter Einbeziehung von Lignozellulose in Humus (SCHLEGEL, S 407). Die Kompostierung ist an feste Aufbereitungssy- steme gebunden. Es gibt also keine Flüssigkompostierung oder Flüssigrotte.
Ungezielte Aufbereitungen von Reststoffen im Sinne biochemisch-mikrobieller Stoffumsetzungen werden bei¬ spielsweise in den eingangs genannten Dokumenten DE 38 26 247 AI (THIELE) und DE 38 05 864 AI (NEMETZ) verwendet.
l In diesen Dokumenten werden Verfahren dargestellt, die nur eine diffuse, biologisch nicht begründbare Prozeßfüh¬ rung enthalten.
5 Unter gezielter oder gesteuerter Aufbereitung wird eine
Prozeßführung verstanden, die sich bei Fermentationen und bei der Kompostierung auf Parameter stützt, die bestimmte StoffUmsetzungen ermöglichen. So findet beispielsweise die Nitrifikation nur bei Temperaturen unter 40°C in 1Q flüssigem und festem Milieu statt. Der Ligninabbau hingegen findet nur in festen Systemen bei Temperaturen unter 50°C statt. Die hierfür verantwortlichen Basidiomy¬ zeten vermögen nämlich nicht submers zu wachsen.
-_ Die erfindungsgemäße fermentative Aufbereitung verfolgt den Zweck, freies Ammoniak möglichst rasch durch die Bildung mikrobieller Biomasse zu binden, während die Kompostierung auch die Einbeziehung der Lignozellulose in die Stickstoffbindung verfolgt.
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Erfindungsgemäß aufbereitete Rinderexkremente erweisen sich als geeigneter Zuschlagsstoff und steigern den Ernteertrag durchschnittlich um 30 %. Dabei wird das eingange geschilderte Risiko der Aufwertung des Pilzkul¬ tursubstrates dadurch gemindert, daß erfindungsgemäß ein
25 kompostbürtiges Produkt, nämlich das Ligno-Protein appliziert wird. Ein weiterer Vorteil besteht darin, daß die Auffüllung des Ligno-Protein-Reservoirs auch während der Herstellung des Speisepilz-, insbesondere Champignon¬ kultursubstrates vorgenommen werden kann, wenn eine
30 Formulierung gewählt wird, die auf diese Zweckbestimmung zugeschnitten ist. Diese Art des gezielten Einsatzes eines Nährstoffkonzentrates gibt es bisher nicht. Das erfin¬ dungsgemäß hergestellte Nährstoffkonzentrat kann sogar einem bereits mit Pilzmyzel beimpften oder sogar bereits
35 durchwachsenen Pilzkultursubstrat zugegeben werden, um eine Ertragserhöhung zu erzielen. Gäbe man hingegen das nach dem Stand der Technik gemäß dem DE 38 26 247 AI
! (THIELE) oder DE 38 05 864 AI (NEMETZ) erzielte Verfah¬ renserzeugnis einem mit Pilzmyzel beimpften oder bereits durchwachsenen Pilzkultursubstrat zu, träte bestenfalls eine Ertragsminderung ein, voraussichtlich aber der Tod
5 des Pilzmyzels.
Vorzugsweise werden als Exkremente der Rindertierhaltung Rinderflüssigmist verwendet, wobei weiter vorzugsweise die Flüssigphase der Rinderexkremente zum Zwecke der Q Feststoffgewinnung abgetrennt wird. Man verzichtet in diesem Falle auf das feindisperse Material der Flüssigpha¬ se, insbesondere Dünngülle und auf den in ihr enthaltenen Stickstoff, wodurch ein Zuschlagstoff entsteht, der aufgrund seines verringerten N-Gehaltes risikoioser in c der Anwendung ist. Er bietet sich in dieser Formulierung für eine Anbaupraxis an, deren Möglichkeiten der Klimabe¬ herrschung während des Pilzkultivierungsprozesses begrenzt sind. In der Flüssigphase verbleiben die leichtlöslichen Stickstoffverbindungen (Ammoniak, niedermolekulare organische Substanzen, z.B. Aminosäuren, z.T. mikrobielle 0 Biomasse). Die feste Fraktion enthält das Lignoprotein, auf das es hier ankommt. Der Anteil leicht löslichen Stickstoffs ist stark reduziert, was dessen restlose Elimination erleichtert. (Ansprüche 6 und 7). 5
Weiterhin werden vorzugsweise die flüssigen Rinderexkre¬ mente durch geeignete organische und/oder anorganische Zuschlag- oder Feststoffe, z. B. Tabakstaub, Zellulose, Perlite, strukturiert, um sie im festen Zustand (Kompost bzw. Rotte) aufbereiten zu können. Hierdurch gelingt es, den überschüssigen Ammoniakstickstoff aus den Rinderexkre¬ menten an Lignin zu binden (Lignoprotein) und für das Kulturpilzmyzel zu konservieren. Nur das Kulturpilzmyzel kann den Lignoprotein-Komplex wieder abbauen. Dabei muß natürlich die Gemengerezeptur und die Prozeßführung im Sinne der Erfindung (Ansprüche 2 und 3) gesteuert werden (Anspruch 8). Vorzugsweise wird der Stoffumsatz über die Temperatur gesteuert (Anspruch 5). Die erforderlichen
■-_ Parameter hierzu kennt der Fachmann.
Weiterhin wird den flüssigen Rinderexkrementen während des Aufbereitungsprozesses freies Ammoniak entzogen. Der 5 Aufbereitungsprozeß muß bei Inkubationsbedingungen < 50 C geführt werden, um eine zügige Ammoniakbindung in die mikrobielle Biomasse und an die Ligno-Zellulose zu erreichen (Kompostierung). Es ist allerdings auch eine fermentative Aufbereitung bei Temperaturen > 50 C Q möglich; nur muß hierbei die mikrobielle Biomasse als alleiniger Ammoniakverwerter vor der Autolyse, z. B. durch Trocknen des Materials, konserviert werden. Der freie Ammoniak kann auch durch Ausspülen, durch Begasung oder Kopplung von Nitrifikation und Denitrifikation r während des Aufbereitungsprozesses entzogen .werden." Die flüssigen Rinderexkremente können also bevorzugt auch unter den aeroben Bedingungen der Nitrifikation behandelt werden. Das aus Ammoniak mikrobiell gebildete Nitrat wird anschließend unter Anaerobie zu Distickstoffoxid (N20 bwz. N2 ) denitrifiziert. Beide Verbindungen sind gasförmig 0 und entweichen. Das nach dieser Verfahrensvariante erreichte Nährstoffkonzentrat besteht aus Lignoprotein und inertisierter mikrobieller Biomasse, wobei die Inertisierung bevorzugt durch Trocknung zum richtigen Zeitpunkt erzielt wird. Hierbei ist nämlich zu beachten, 5 daß die Biomasse der Autolyse verfällt, wenn die zugeführ¬ ten Nährstoffe versiegen. Wünscht man also die Beibehal¬ tung der instabilen Komponente "Biomasse", muß diese inertisiert werden (Anspruch 9). 0
Nach einer weiteren Verfahrensvariante wird der Ammoniak bevorzugt durch Zugabe geeigneter Kohlenstoffquellen an die organische Substanz gebunden oder in die mikrobielle Biomasse überführt. Die zugegebenen Zuschlagsstoffe müssen dabei so gewählt werden, daß Stickstoff, z. B. 5 Ammoniak, mikrobiell nachhaltig gebunden wird. Dies läßt sich dadurch erreichen, daß in Abstimmung der Umsatzge¬ schwindigkeiten gewählter Kohlenstoff- und Stickstoffquel-
len, z. B. gemahlene Zellulose, Treber, Trester, Tabakre¬ ste, Fischmehl, Naturöle, Melasse, geeignete C^-Verhält¬ nisse eingestellt werden. Das überschüssige Ammoniak wird also in der lebenden Biomasse der Mikroorganismen gebunden. Hierbei ist zu beachten, daß diese Biomasse der Autolyse verfällt, wenn die zugeführten Nährstoffe versiegen. Setzt man auf die Bildung der instabilen Komponente "Biomasse", muß diese inertisiert werden. Letzteres wird vorzugsweise durch Trocknung der flüssigen Rinderexkremente zum richtigen Zeitpunkt erreicht. Das nach dieser Verfahrensvariante erzielte Nährstoffkonzen¬ trat besteht aus dem ursprünglichen Gehalt an Lignoprotein aus den Rinderexkrementen und zusätzlich während des Aufbereitungsprozesses in kleinen Mengen gebildeten Lignoproteins sowie inertisierter mikrobieller Biomasse. (Ansprüche 4 und 10).
Alternativ und/oder gleichzeitig läßt sich der Ammoniak vorzugsweise auch durch geeignete Sorbentien binden, etwa Tonmaterialien, z. B. Bentonit. Hierdurch wird eine abiotische Ausschaltung der Ammoniaktoxizität erreicht. Das Ammoniak wird dabei in das Schichtengebilde der Tonmineralien eingelagert, und insoweit entfernt (Anspruch 11).
Stets ist die Aufbereitung darauf gerichtet, nur das Lignoprotein als selektive Nährstoffquelle zu gewinnen.
Die bisher erhaltenen Produkte können durch Zuschlagstof¬ fe, die nicht integraler Bestandteil des biologischen Aufbereitungsprozesses sind, variiert werden. Hierdurch kann ihre Wirkung als Nährstoffkonzentrat während des Pilzkultivierungsprozesses optimiert werden. So kann per Rezeptur das Verkaufsprodukt einen separaten Stickstoff¬ oder KohlenstoffÜberschuß, z.B. durch Zusatz von Protein oder Zellulose enthalten, um Qualitätsmängel bei den Basis-Pilzkultursubstraten aufzufangen. Die Herstellung des Produktes stützt sich dabei auf
eine der gewählten Verfahrensgestaltung und eine Konfektionierung durch Additive, die als Kombination von Kohlenstoff- und Stickstoffquellen aufzufassen sind.
Ein bevorzugter Zusatz geeigneter Kohlenstoff- und/oder Stickstoffquellen, z.B. Weizenkleie und/oder Federmehl, nach Abschluß des Aufbereitungsprozesses gestattet, also über die Erfordernisse des gewünschten mikrobiellen Stoffumsatzes hinaus eine Variation des Produktes in Richtung auf abgestufte Qualitäten im Sinne einer ertragssteigernden Effizienz, z. B. die Entwicklung einer Produktlinie mit steigenden N-Gehalten zwischen- 2. und 6 %. In der Praxis ist die Auswahl unter den verschiedenen Produkten von den klimatechnischen Rahmenbedingungen im jeweiligen Pilzanbaubetrieb abhängig. Stickstoffhaltige organische Substanz, z.B. Eiweiss, wird nach Zusatz zum Pilzkultursubsträt vom Pilzmyzel und der Konkurrenzflora in der Regel unter Ammoniakfreisetzung umgesetzt. Die Mineralisation denaturierten Proteins verzögert sich, was bereits beschrieben wurde. Bei fortgeschrittener Rotte, also fortgeschrittenem Kompostierungsprozeß - das ist während der Kultivierungsperiode der Speisepilze bereits der Fall - erfolgt die Bereitstellung von Kohlenstoff zu langsam, um den Schub an -mobilisiertem Stickstoff ertragssteigernd durch Biomassebildung aufzufangen. Dieser Nachteil zeigt sich bei konventionellen Aufwer- tungsmitteln immer dann, wenn das Basissubstrat bereits mit organisch gebundenem Stickstoff bis an die Grenze des möglichen befrachtet ist. Daher ist der Zusatz geeigneter, d.h. leicht verwertbarer Kohlenstoffquellen, vorteilhaft. In umgekehrter Weise können geringe Gehalte am Gesamt¬ stickstoff im Basissubstrat durch Stickstoffliefernde Zuschläge ertragssteigernd ausgeglichen werden (Anspruch 12).
Eine weitere Aufwertung der Basisprodukte aus Rinderex¬ krementen ist unter den verschiedenen Aspekten wünschens-
wert. Durch einen bevorzugten Zusatz wasserspeichernder Quellkörper, z. B. Algenmehle, Perlite, kann der Aufschluß trocken eingemischter Nährstoffkonzentrate erleichtert werden. Bei der Applikation von Feuchtmaterial dient der Zusatz rieselungsfordernder Stoffe, z.B. Perlite, Braunkohlenstaub, Kalk und/oder Gips der notwendigen Dosierung und Verteilung im Basissubstrat. Gips und Kalk verbessern die Pufferkapazität, denn die Induktion eines ertragsteigernden Stoffumsatzes beschleunigt auch die Ansäuerung des Pilzkultursubstrates, die kompensiert werden muß. Wuchs- und Mikronährstoffe, z.B. Mangan sind dann wichtig, wenn sie im Sinne des Gesetzes Liebigs zu ertragsbegrenzenden Faktoren werden. Dieser Fall kann eintreten, wenn das Kohlenstoff- und Stickstoffahgebot während der Pilzkultivierung mehr als ausreichend ist (Anspruch 13).
Um den Aufschluß des Nährstoffkonzentrats zu erleichtern, ist der Zusatz an Mikroorganismenarten vorgesehen, die auch bei Rotteprozessen, d.h. Kompostierungsprozessen, während des Aufschlusses von Lignozellulose eine Rolle spielen, z.B. Mikroorganismenarten der Gattung Humicula. Die Mikroorganismenarten können trägerfixiert oder in Suspension zugesetzt werden.
Ein bevorzugter Zusatz spezieller Mikroorganismenarten, etwa der Gattung Humicula, zu den erfindungsgemäß hergestellten Produkten trägt der Tatsache Rechnung, daß in den Kultursubstraten für den Pilzanbau neben Antagonis¬ men auch synergistische Wechselbeziehungen zwischen dem Speisepilzmyzel und bestimmten Arten der Begleitflora bestehen (Anspruch 14).
Nach einer weiteren Verfahrensvariante werden spezielle Enzyme, insbesondere Zellulasen, in geeigneter Weise, insbesondere an Trägerstoffen gebunden, dem Nährstoffkon¬ zentrat während der Herstellung oder zum Zeitpunkt der Konfektionierung des Fertigproduktes zugemischt. Der
l Abbau von Lignozellulose ist an die Gegenwart spezieller
Enzymsysteme geknüpft, die induziert werden müssen. Die Erhöhung der Konzentration durch Zugabe geeigneter Enzymisolate führt zur verstärkten Freisetzung gut
5 verwertbarer Monomere aus hochmolekularen Polymeren, z.B. Zellulose, was sich in bereits beschriebener Weise vorteilhaft auf die Myzelernährung und damit den Ertrag auswirkt (Anspruch 15).
IQ Eine praxisadequate Angebotsform wird dadurch erreicht, daß vorzugsweise das aufbereitete Material feucht, getrocknet, pelletiert und/oder gemahlen aufbereitet und verpackt wird. Die Verpackung dient der Stabilisierung des fertigen Produktes, das grundsätzlich auch weder lf. pelletiert noch gemahlen vertrieben werden kann. Bevorzugt wird es aber pelletiert und/oder gemahlen verpackt (Anspruch 16).
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