Tetrahydrobenzthiazolderivate zur Behandlung von Augenkr nkheiten.
Die Erfindung betrifft die Verwendung von Tetrahydrobenzthiazolderivaten der unten angegebenen Formel I bei der Behandlung von Augenkrankheiten, insbesondere zur Senkung des intraokulären Drucks (IOP) bzw. Glaukombehandlung und zur Erhöhung der visuellen Kontrastempfindlichkeit (VKE) .
Die erfindungsgemäß verwendbaren Verbindungen entsprechen der allgemeinen Formel I:
in der R, ein Wassersto fatom, eine Alkylgruppe mit 1 bis 6 Kohlenstoffatomen, eine Alkenyl- oder Alkinylgruppe mit jeweils 3 bis 6
Kohlenstoffatomen oder eine Phenylalkylgruppe mit 1 bis 3 Kohlenstoffatomen im Alkylteil, wobei der Phenylkern jeweils durch 1 oder 2 Fluor-, Chlor¬ oder Bromatome substituiert sein kann,
R„ ein Wasserstoffatom, eine Alkylgruppe mit 1 bis 7 Kohlenstoffatomen, eine Cycloalkylgruppe mit 3 bis 7 Kohlenstoffatomen, eine Alkenyl- oder Alkinylgruppe mit jeweils 3 bis 6
Kohlenstoffatomen oder eine Phenylalkylgruppe mit 1 bis 3 Kohlenstoffatomen im Alkylteil, wobei der Phenylkern durch 1 oder 2 Fluor-, Chlor- oder Bromatome substituiert sein kann, bedeuten, ihren Enantiomeren und den jeweiligen
Säureadditionssalzen.
Die Erfindung betrifft die Verwendung von Tetrahydrobenzthiazolderivaten der unten angegebenen Formel I bei der Behandlung von Augenkrankheiten, insbesondere zur Senkung des intraokulären Drucks (IOP) bzw. Glaukombehandlung und zur Erhöhung der visuellen Kontrastempfindlichkeit (VKE) .
Die erfindungsgemäß verwendbaren Verbindungen entsprechen der allgemeinen Formel I:
in der R, ein Wasserstoffatom, eine Alkylgruppe mit 1 bis 6 Kohlenstoffatomen, eine Alkenyl- oder Alkinylgruppe mit jeweils 3 bis 6
Kohlenstoffatomen oder eine Phenylalkylgruppe mit 1 bis 3 Kohlenstoffatomen im Alkylteil, wobei der Phenylkern jeweils durch 1 oder 2 Fluor-, Chlor¬ oder Bromatome substituiert sein kann,
R_ ein Wasserstoffatom, eine Alkylgruppe mit 1 bis 7 Kohlenstoffatomen, eine Cycloalkylgruppe mit 3 bis 7 Kohlenstoffatomen, eine Alkenyl- oder Alkinylgruppe mit jeweils 3 bis 6
Kohlenstoffatomen oder eine Phenylalkylgruppe mit 1 bis 3 Kohlenstoffatomen im Alkylteil, wobei der Phenylkern durch 1 oder 2 Fluor-, Chlor- oder Bromatome substituiert sein kann, bedeuten, ihren Enantiomeren und den jeweiligen
Säureadditionssalzen.
Bevo rzugt s ind di e Verbindungen , bei denen NKR sich in der 5- oder 6-Stel lung bef indet , vor a l lem diej enigen Verbindungen , die der Forme l
entsprechen, in der R für C2-C-.--Alkyl, Allyl oder Propargyl steht.
Als Verbindungen, die gemäß der vorliegenden Erfindung benutzt werden können, seien als Beispiele aufgeführt:
1) 2, 6-Diamino-4 ,5,6, 7-tetrahydro-benzthiazol- dihydrobromid
Schmelzpunkt: > 315°C, Schmelzpunkt der Base: 233-236°C
2) 2, 6-Diamino- ,5,6, 7-tetrahydro-benzthiazol- dihy rochlorid
Schmelzpunkt: > 315°C (Zersetzung)
3) 6-Amino-2-methylamino—4,5, 6, 7-tetrahydro- benzthiazol-hydrobromid Schmelzpunkt: 262-263°C
4) 2-Amino-6-methylamino-4,5,6, 7-tetrahydro- benzthiazol-dihydrobromid Schmelzpunkt: 312-313°C (Zersetzung)
5) 6-Amino-2-ethylamino-4,5,6, 7-tetrahydro-benzthiazol- dihydrochlorid
Schmelzpunkt: 155-158°C
6) 2-Amino-6-ethylamino-4,5,6,7-tetrahydro-benzthiazol- dihydrochlorid
Schmelzpunkt: 296-297°C
7) 2-Amino-6-n-propylamino-4,5,6,7-tetrahydro- benzthiazol-dihydrochlorid Schmelzpunkt: 286-288°C
8) (-)-2-Amino-6-n-propylamino- ,5,6,7-tetrahydro- benzthiazol-dihydrochlorid
Schmelzpunkt: 270-272°C
@20 = _56° (c=l, Methanol) D
9) (+)-2-Amino-6-n-propylamino-4,5,6,7-tetrahydro- benzthiazol-dihydrochlorid
Schmelzpunkt: 270-272°C
@20 = +56° (c=l, Methanol) D
10) 2-Amino-6-isopropylamino-4, 5,6, 7-tetrahydro- benzthiazol-dihydrochlorid Schmelzpunkt: 295-296°C (Zersetzung)
11) 2-Amino-6-n-butylamino-4, 5,6, 7-tetrahydro- benzthiazol-dihydrochlorid Schmelzpunkt: 254-256°C
12) 2-Amino-6-isobutylamino-4,5, 6,7-tetrahydro- benzthiazol-dihydrochlorid Schmelzpunkt: 268°C (Zersetzung)
13) 2-Amino-6-n-pentylamino- ,5,6, 7-tetrahydro- benz hiazol-semifumarat
Schmelzpunkt: > 270°C
14) 2-Amino-6-n-hexylamino-4,5,6, 7-tetrahydro- benzthiazol-dihydrochlorid Schmelzpunkt: 272-274°C
15) 2-Allylamino-6-amino-4,5,6,7-tetrahydro- benzthiazol-oxalat
Schmelzpunkt: 164-165°C (Zersetzung)
16) 6-Allylamino-2-amino-4,5,6,7-tetrahydro- benzthiazol-dihydrochlorid Schmelzpunkt: 282-283°C (Zersetzung)
17) 2-Allylamino-6-ethylamino-4,5/6,7-tetrahydro- benzthiazol-dihydrochlorid
Schmelzpunkt: 218-220°C (Zersetzung)
18) 2-Amino-6-propargylamino-4,5,6,7-tetrahydro- benzthiazol-dihydrochlorid Schmelzpunkt: 268-270°C (Zersetzung)
19) 2-Amino-6-cyclopentylamino-4,5,6,7-tetrahydro- benzthiazol-dioxalat
Schmelzpunkt: 212-213°C
20) 2-Amino-6-cyclohexylamino-4,5, 6, 7-tetrahydro- benzthiazol-dihydrochlorid
Schmelzpunkt: 288-290°C
21) 2-Amino-6-[N-(2-phenyl-ethyl)-amino]-4,5, 6, 7- tetrahydro-benzthiazol-dihydrochlorid Schmelzpunkt: 289-291°C
22) 2-Amino-6-[N-(4-chlor-benzyl)-amino]-4, 5,6,7- tetrahydro-benzthiazol
Schmelzpunkt: 146°C
23) 2-Amino-6-[N-(2-chlor-benzyl)-amino]-4, 5,6,7- tetrahydro-benzthiazol-dihydrochlorid Schmelzpunkt: > 280°C (Zersetzung)
24) 6-Ethylamino-2-methylamino-4,5,6,7-tetrahydro- benzthiazol-dihydrochlorid
Schmelzpunkt: > 260°C;
25) 2-Benzylamino-6-ethylamino-4,5,6,7-tetrahydro- benzthiazol-dihydrochlorid
Schmelzpunkt: 242-245°C
26) 6-Ethylamino-2-n-propylamino-4,5,6,7-tetrahydro- benzthiazol-dihydrochlorid
Schmelzpunkt: 267-268°C
27) 2-(4-Chlor-benzylamino)-6-ethylamino-4, 5,6,7- tetrahydro-benzthiazol-dihydrochlorid Schmelzpunkt: > 260°C
28) 2-(2-Chlor-benzylamino)-6-ethylamino-4,5,6,7- tetrahydro-benzthiazol-dihydrochlorid Schmelzpunkt: 251-253°C
29) 2-(3,4-Dichlor-benzylamino)-6-ethylamino-4,5,6,7- tetrahydro-benzthiazol-dihydrochlorid Schmelzpunkt: > 260°C
30) 6-Ethylamino-2-[N-(2-phenyl-ethyl)-amino]-4,5,6,7- tetrahydrobenzthiazol-dihydrochlorid-halbhydrat Schmelzpunkt: 248-251°C
31) 6-Amino-2-n-propylamino-4,5,6,7-tetrahydro- benzthiazol-dihydrobromid
32) 6-Amino-2-benzylamino- ,5,6,7-tetrahydro- benzthiazol-dihydrobromid
33) 6-Amino-2-[N-(2-phenyl-ethyl)amino]-4,5, 6,7- tetrahydro-benzthiazol-dihydrobromid
Die Verbindungen der Formel I sind aus der europäischen Patentanmeldung 85 116 016.8 (Veröffentlichungs-Nr. 0186 087) bekannt. In der genannten Anmeldung sind auch zahlreiche therapeutische Anwendungsmöglichkeiten der Verbindungen angegeben, doch findet sich kein Hinweis auf die nun überraschenderweise gefundenen Wirkungen am Auge.
Für die Glaukombehandlung sind mehrere Wirkstoffe vorgeschlagen worden; sie weisen jedoch - zum Teil erhebliche - Nachteile auf.
1,25 mg Bromocriptin senkte bei gesunden Probanden in einer Einfachdosierung den IOP signifikant. Bromocriptin hat aber ein ungünstiges Nebenwirkungsprofil mit Übelkeit, Erbrechen, Obstipation und psychomotorischen Störungen.
200 mg L-Dopa und 50 mg Benserazid erhöh-; -. bei Gesunden die visuelle Kontrastempfindlichkeit. Dabei muß jedoch mit extrapyramidalen Dyskinesien gerechnet werden.
0,1 mg Lisurid erhöht bei gesunden jungen Frauen mit prämenstruellen Symptomen die visuelle Kontrastempfindlichkeit und vermindert den IOP. Dabei muß jedoch eine signifikante Verschlechterung des
Reaktionsverhaltens in Kauf genommen werden.
Die erfindungsgemäß verwendbaren Verbindungen bewirken schon in geringer Dosierung eine Senkung des IOP und eine Verbesserung des VKE, ohne daß dabei störende Nebenwirkungen eintreten.
So wurde beispielsweise bei einmaliger oraler Gabe von 0,2 mg (-)-2-Amino-6-n-propylamino-4,5, 6,7- tetrahydrobenz-thiazol (Verbindung 8) am Gesunden die Kontrastempfindlichkeit des Auges signifikant erhöht. Dabei war keine störende Beeinflussung des Reaktionsvermögens zu beobachten; signifikante Effekte auf motorische Variablen wie Reaktionszeit, motorische Geschwindigkeit und Genauigkeit (ipsimodale und crossmodale Reaktionszeit, Tapping) traten nicht auf. Die sedativen Effekte, die im EEG und der Befindlichkeit nachweisbar waren, waren leicht und erreichten nicht die statistische Signifikanzgrenze. Insgesamt war nur ein leichter sedativer Trend auszumachen.
Die hier beispielhaft angeführte Verbindung 8 ist somit in wesentlich geringerer Konzentration als Bromocriptin und L-Dopa und in vergleichbarer Konzentration wie Lisurid auf den intraokulären Druck und die visuelle Kontrastempfindlichkeit wirksam und hat wesentlich geringere Nebenwirkungen als die Vergleichspräparate.
Im Vergleich zu Präparaten vom Clonidintyp, die über Alpha-2-adrenerge Rezeptoren auf den Augeninnendruck wirken und deren periphere Blutdrucksenkungen bei ZNS-pathologischen Indikationen unerwünscht sind, oder vom Pilocarpintyp, die über eine Dauerkontraktion des Ciliarismuskels den Augeninnendruck senken, senken die
erfindungsgemäß verwendbaren Verbindungen in niedrigeren Dosierungen, ohne periphere Blutdrucksenkung und sedative Wirkung und ohne vorübergehende Kurzsichtigkeit zu verursachen, den Augeninnendruck und erhöhen die Kontrastsensivität des Auges.
Die Anwendung der Verbindungen der Formel I erfolgt in üblichen galenischen Zubereitungen. Bevorzugt sind solche Zubereitungen, die am Auge topisch angewendet werden, z.B. Augentropfen, -salben oder -gele. Die Dosierung ist - wegen der geringen Nebenwirkungen - verhältnismäßig unkritisch. Die Einzeldosis, die mehrmals pro Tag verabreicht werden kann, liegt - je nach Wirkstoff und Schwere der zu behandelnden Symptome - zwischen 0,05 mg und 5 mg. Für die Verbindung 8 wird vorzugsweise, z.B. in Form von Augentropfen, eine Dosis von 0,1 bis 0,5 mg angewendet.
Für die Formulierung der Verbindungen der Formel I zu den üblichen galenischen Zubereitungen werden die für diese Zwecke gebräuchlichen Hilfs- und Trägerstoffe verwendet. Bei der Herstellung der Augentropfen muß auf die Einstellung eines geeigneten pH-Wertes (im Bereich 6,5 bis 7,5) und auf einen geeigneten osmotischen Druck (etwa entsprechend einer physiologischen Kochsalzlösung) geachtet werden.
Dragees für die orale Anwendung können gemäß dem folgenden Beispiel erhalten werden:
Draσees
Zusammensetzung: 1 Drageekern enthält:
Wirksubstanz 0,5 mg
Milchzucker 33,5 mg
Maisstärke 10,0 mg
Gelatine 1,0 mg
Maghesiumstearat 0 , 5 mσ
50_ mg
Herstellungsverfahren
Die Mischung der Wirksubstanz mit Milchzucker und Maisstärke wird mit einer 10%igen Gelatinelösung durch ein Sieb von 1 mm Maschenweite granuliert, bei 40°C getrocknet und nochmals durch obiges Sieb gerieben. Da so erhaltene Granulat wird mit Magnesiumstearat gemischt und zu Drageekernen verpreßt. Die Herstellung sollte in abgedunkelten Räumen vorgenommen werden.
Kerngewicht: 50 mg
Stempel: 5 mm, gewölbt.
Die so erhaltenen Drageekerne werden nach bekannten Verfahren mit einer Hülle überzogen, die im wesentlichen aus Zucker und Talkum besteht. Die fertigen Dragees werden mit Hilfe von Bienenwachs poliert.
Drageegewicht: 100 mg
Klinische Befunde:
Randomisierte placebokontrollierte doppelblinde Studie zur Einmalapplikation von 0,1, 0,2 und 0,3 mg (p.o.) der Verbindung 8 als Hydrochlorid an 12 gesunden Probanden:
Ab 0,2 mg ist die Kontrastempfindlichkeit für bis zu 8 Stunden signifikant erhöht.