Beschreibung •
Verfahren zur Herstellung von 2,4,6-Trifluor-l,3,5-triazin
Die Erfindung betrifft ein verbessertes Verfahren zur Herstellung von '2,4,6-Trifluor-l,3,5-triazin (Cyanurfluorid) in hoher Reinheit und hoher Ausbeute durch Umsetzung von Cyanurchlorid mit einem Alkalimetallfluorid in einem dipolar aprotischen Lösungsmittel bei relativ niederen Temperaturen.
Cyanurfluorid ist eine wertvolle Ausgangsverbindung für Agrochemikalien, Pharmazeutika, Farbstoffe, Photochemikalien und optische Aufheller.
Es ist bekannt, daß man Cyanurfluorid durch Fluorierung von Cyanurchlorid.mit Natriumfluorid in einem dipolar aprotischen Lösungsmittel herstellen kann (Tullock, Coffman, J. Org. Chem. 2_5, 2016 (i960)). Hierbei wird zu einer Suspension von Natriumfluorid in Sulfolan Cyanurchlorid gegeben und die Reaktionsmischung von 45°C auf 248°C erhitzt. Das gebildete Cyanurfluorid destilliert aus der Reaktionsmischung ab. Die Ausbeute beträgt 74 % d.T .. Nach der DE-OS 3 727 973 wird Cyanurfluorid nach der gleichen Methode gewonnen. Bereits als Mindesttemperatur der Umsetzung werden hier 75°C genannt. Nach Beispiel A und Zeilen 11 bis 15, Spalte 2 (Beschreibung) muß die Reaktionsmischung auf schließlich 220°C erhitzt werden, um Cyanurfluorid annähernd quantitativ, d.h. in 87 % Ausbeute zu erhalten. Als Nebenprodukte werden u.a. partiell fluorierte Substanzen, wie 6-Chlor-2,4-difluortriazin genannt, was vordergründig auf eine unvollkommene Umsetzung schließen läßt.
In EP-0 035 704 wird ein leicht verändertes Verfahren beschrieben. Cyanurchlorid oder gemischtchlorierte- fluorierte l,3,5-Triazine werden, gegebenenfalls in Form
einer Schmelze oder gelöst in einem dipolar aprotischen Losungsmittel, einer Suspension von
Natriumfluorid in einem dipolar aprotischen Lösungsmittel, insbesondere Sulfolan, zudosiert, die auf 120CC bis 220°C, insbesondere 140 bis 160°C erwärmt ist.
Cyanurfluorid wird aus der Reaktionsmischung durch Destillation erhalten, wobei selbst in Gegenwart eines Zwischensieders im Vakuum gearbeitet werden muß, um das gebildete Cyanurfluorid vollständig abtrennen zu können.
Bei diesen bekannten Verfahren wird die Reaktionεmischung über einen größeren Teil der Reaktionszeit (Tullock, Coffman) über etwa 120°C bzw. über die gesamte Reaktionszeit (EP-0 035 704) bei Temperaturen über 120°C, vorzugsweise bei 140°-160°C, gehalten. Selbst unter Zusatz von Phasentransferkatalysatoren, wie z.B. 18-Krone-6 (CS 247 969, JP 61 047 465) sind Temperaturen von ca. 140°-400°C erforderlich, um in einem dipolar aprotischen Lösungsmittel aus Cyanurchlorid mit Alkalimetallfluoriden Cyanurfluorid zu erhalten.
Diese Verfahren bestätigen damit das bisher herrschende Vorurteil, daß die Herstellung von Cyanurfluorid (2,4,6- trifluor-l,3,5-triazin) aus Cyanurchlorid und Kaliumfluorid sehr hohe Reaktionεtemperaturen erfordert (HOUBEN- EYL, Band V/3, 1962). "
Demgegenüber wurde nun überraschenderweise gefunden, daß man 2,4,6-Trifluor-l,3,5-triazin (Cyanurfluorid) in hoher Reinheit und praktisch quantitativer Ausbeute bei relativ niedrigen Temperaturen vorteilhaft herstellen kann, indem man 2,4,6-Trichlor-l,3,5-triazin (Cyanurchlorid) bzw. gemischtchlorierte-fluorierte 1,3,5-Triazine mit der mindestens äquivalenten Menge Natrium-, Kalium- oder Cäεiumfluorid oder eines beliebigen Gemisches dieser
Alkalimetallfluoride in einem dipolar aprotischen Lösungsmittel bei einer Temperatur von etwa 30°C bis etwa 110°C, vorzugsweise etwa 50°C bis etwa 105°C, insbesondere etwa 70°C bis etwa 100°C, umsetzt.
Im einzelnen kann so verfahren werden, daß man Cyanurchlorid und/oder gemischtchlorierte- luorierte 1,3,5-Triazine, das Alkalimetallfluorid bzw. Mischungen der Alkalimetallfluoride und das dipolar aprotische Lösungsmittel mischt und sich auf die gewünschte
Reaktionstemperatur erwärmen läßt (Nutzung der bei der Umsetzung freiwerdenden Reaktionswärme) oder auf die gewünschte Reaktionεtemperatur erwärmt.
Es kann jedoch auch so verfahren werden, daß das
Cyanurchlorid als Feststoff, als Schmelze oder gelöst oder suspendiert in einem inerten Lösungsmittel der Suspension des Alkalimetallfluoridε oder des Gemisches der Alkalimetallfluoride in einem dipolar aprotischen Lösungsmittel zudosiert wird.
Eine weitere Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht darin, daß das Alkalimetallfluorid bzw. das Gemisch aus den Alkalimetallfluoriden als Feststoff oder als Suspension in einem inerten Lösungsmittel der
Mischung aus Cyanurchlorid und/oder gemiεchtchlorierten- fluorierten 1,3,5-Triazinen und dem dipolar-aprotischen Lösungsmittel zudosiert wird.
Schließlich kann auch so gearbeitet werden, daß das Cyanurchlorid, gemischt mit oder gelöst in ge iεchtchlorierten-fluorierten 1,3,5-Triazinen, gegebenenfalls unter Zusatz eines inerten Lösungsmittels, der Suspenεion des Alkalimetallfluorides oder des Gemisches aus Alkalimetallfluoriden in einem dipolar aprotiεchen Lösungsmittel zudosiert wird.
Als dipolar aprotischeε Lösungsmittel für das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich jedes dipolar aprotische Lösungsmittel, das bekanntermaßen in Chlor Fluor-Austausch-Reaktionen eingesetzt werden kann und gegenüber den halogenierten Triazinen inert ist. Besonders geeignet ist das Sulfolan.
Es ist zweckmäßig, das Alkalimetallfluorid in einem etwa 5 bis etwa 50 %igen, vorzugsweise etwa 10 bis etwa 20%igen molaren Überschuß gegenüber der benötigten äquivalenten Menge, bezogen auf das Cyanurchlorid, einzusetzen. Man kann zwar auch einen über 50 % hinausgehenden molaren Überschuß anwenden, doch ist hierbei praktisch kein Vorteil mehr verbunden und die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens leidet.
Das Verfahren kann sowohl bei Normaldruck als auch bei Unterdruck oder Überdruck durchgeführt werden.
Sofern bei den vorstehend beschriebenen Ausführungsformen des Verfahrens von "inerten Lösungsmitteln" die Rede ist, so handelt es sich hierbei um beliebige, gegenüber den Ausgangs- und Endverbindungen des Verfahrens unter den Reaktionsbedingungen inerten Lösungsmitteln, wie beispielsweise Chlorbenzol, Dichlorbenzol, Toluol, Xylol oder Tetrachlorethylen oder um das als Reaktionsmedium eingesetzte dipolar aprotische Lösungsmittel oder um ein anderes dipolar- aprotisches Lösungsmittel, das ebenfalls gegenüber Ausgangs- und Endverbindungen unter den Reaktionεbedingungen inert ist.
Der besondere Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens liegt vor allem darin, daß bisher die Umsetzung in einem Temperaturbereich durchgeführt wurde, in dem bereits merkliche Rückreaktion des gebildeten Cyanurfluorids stattfindet. So erhält man in Sulfolan Chlordifluortriazin bei 140°C in 5 h in 4 %iger Ausbeute aus Cyanurfluorid in
Gegenwart eines 86 %igen KC1/KF-Gemisches. Dies ist ein Salzgemisch, wie es typiεcherweise nach Abεchluß der Fluorierung von Cyanurchlorid mit Kaliumfluorid bei Einsatz 20 %igen Überschusεeε vorliegt. Bei 190°C erfolgt unter sonst gleichen Bedingungen raschere Umwandlung von
Cyanurfluorid durch Fluor/Chlor-Austausch. Nach ca. 10 h sind bereits 25 % des Cyanurfluorids zu Chlordifluor- und Dichlorfluortriazin umgesetzt (vgl. Beispiele 1 und 2). Demgegenüber tritt dieser Nachteil - Rückreaktion des gebildeten Cyanurfluorids - nicht auf, wenn bei Temperaturen bis etwa 110°C gearbeitet wird (vgl. Beispiel 3). Es wird somit schnell und quantitativ Cyanurfluorid gebildet. Ein Gleichgewicht zwischen gemischtchlorierten-fluorierten Triazinen und Cyanurfluorid stellt sich nicht ein.
Zudem ist gegenüber den biεherigen Verfahren zur Herstellung von Cyanurfluorid aus Cyanurchlorid oder gemiεchtchlorierten-fluorierten 1,3,5-Triazinen mit Alkalimetallfluoriden bei hohen Temperaturen eine deutliche Energieeinsparung und damit eine wirtschaftlichere Synthese von Cyanurfluorid möglich.
Die Iεolierung deε Cyanurfluoridε erfolgt auf an sich übliche Weiεe durch schonende Destillation entweder in Gegenwart des Alkalimetallchlorids oder nach Abtrennen deε angefallenen Salzes, wobei gegebenenfalls Vakuum angewendet wird.
Zur Gewinnung von Cyanurfluorid hoher Reinheit ist keine aufwendige Abtrennung von gemischtchlorierten-fluorierten
1,3,5- riazinen nötig, da diese nach Abschluß der Umsetzung nicht mehr in der Reaktionεmischung enthalten sind.
Das erfindungεgemäße Verfahren wird durch die nachstehenden Beispiele näher erläutert, ohne darauf beschränkt zu werden. (In den Beispielen wird 1,3,5-Triazin als "s-Triazin" bezeichnet.)
Beispiel 1 (Vergleichsbeispiel)
Eine Suspension von 70,3 g KCl/KF-Mischung (86,5 Gew.-% KC1) in 138 g trockenem Sulfolan wird mit 30,6 g Cyanurfluorid bei Raumtemperatur versetzt und anschließend bei 140°C gerührt. Laut gaschromatographischer Analyse ("GC-Analyse") der Reaktionsmischung haben sich nach 5 Stunden 4 % des eingesetzten Cyanurfluorids in Chlordifluortriazin umgewandelt.
Beispiel 2 (Vergleichsbeispiel)
Eine Reaktionsmischung, wie in Beispiel l beschrieben, wird bei 190°C gerührt. Nach 10 Stunden enthält die Reaktionsmischung laut GC-Analyse s-Triazine in folgender
Verteilung: 75 % Cyanurfluorid, 6 % Chlordifluor-s-triazin, 19 % Dichlorfluor-s-triazin.
Beispiel 3
Eine Reaktionsmischung, wie in Beispiel l beschrieben, wird 5 Stunden bei 100°C gerührt. Laut GC ist kein Fluor/Chlor-Austausch am Cyanurfluorid nachzuweisen. Das Cyanurfluorid kann quantitativ zurückgewonnen werden.
Beispiel 4
46,1 g Cyanurchlorid werden bei 40°C zu einer Suspension von 52,3 g Kaliumfluorid in 175 g trockenem Sulfolan zugegeben und in 20 Minuten auf 80°C erwärmt. Nach
80 minütigem Rühren bei dieser Temperatur beträgt die Ausbeute laut GC 99,2 % der Theorie.
Beispiel 5
67,5 g Cyanurchlorid werden bei 30°C mit einer Suspension von 104,6 g Kaliumfluorid in 300 g Sulfolan in einem
wärmeisolierten Reaktionsgefäß gemischt. Innerhalb von 10 Minuten erwärmt sich die Reaktionεmiεchung gleichmäßig auf 97°C. GC-Kontrolle zeigt, daß εich Cyanurchlorid bereitε quantitativ zu Cyanurfluorid umgeεetzt hat.
Beispiel 6
Zu einer Suspenεion von 384 g Kaliumfluorid in 700 g Sulfolan werden bei 100°C eine ebenfallε 100°C heiße Lδεung von 369 g Cyanurchlorid in 500 g Sulfolan innerhalb von 2 Stunden zugetropft. GC-Kontrolle der Reaktionsmischung zeigt, daß sich Cyanurchlorid quantitativ zu Cyanurfluorid umgesetzt hat. Anschließend wird Cyanurfluorid bei einem Druck von 500 bis 100 bar abdestilliert. Die Ausbeute beträgt 257 g (95 % d.Th.); Gehalt: 99,4 Flächen-% (GC).
Beispiele 7 bis 10
Verfahrensdurchführung analog Beispiel 6. Einsatzmengen und Ausbeuten sind in nachfolgender Tabelle zusammengefaßt.
lorid Sulfolan Cyanurfluorid fgl [≤]
1000 251 550 122
Beispiel 11
30 g einer Mischling aus Cyanurchlorid (8,6 Gew.-%) Dichlorfluor-ε-triazin (9,5 Gew.-%), Chlordifluor-s-triazin (16,4 Gew.-%) und Cy.anurfluorid (65,5 Gew.-%) werden zu 20 g KF in Sulfolan gegeben und bei 60° biε 70°C gerührt. Nach 40 Minuten εind laut GC alle chlorhaltigen Triazine in Cyanurfluorid umgewandelt.
Beispiel 12
In einem 2 1-Autoklav wird eine Mischung aus 184 g Cyanurchlorid, 209 g Kaliumfluorid und 900 g Sulfolan 4 Stunden auf 100°C erhitzt. Eε stellt sich ein Überdruck von ca. 0,8 bar ein. Laut GC erfolgte quantitativer Umsatz deε Cyanurchlorids zu Cyanurfluorid.
Beispiel 13
Bei 100°C werden 209 g Kaliumfluorid über 1 Stunde zu 184 g Cyanurchlorid in 800 g Sulfolan zudosiert und anschließend noch 1 Stunde bei dieser Temperatur gerührt. Laut GC ist der Umsatz des Cyanurchlorids zum Cyanurfluorid quantitativ.
Beispiel 14 Analog Beispiel 6 werden 184 g Cyanurchlorid mit 192 g
Kaliumfluorid umgeεetzt. Nach Abεaugen deε nach Reaktionsende angefallenen KC1/KF-Gemisches und Nachwaschen mit 600 g Chlorbenzol wird Cyanurfluorid aus der Mutterlauge abdestilliert. Die Auεbeute beträgt 129 g (96 % der Theorie). Gehalt: 99,9 Fl-% (GC) .
Der Siedepunkt deε nach den Beiεpielen 6 bis 10 und 14 erhaltenen und isolierten Cyanurfluoridε ist 72,5 biε 73,0°C.
Beispiel 15 (Vergleichsbeiεpiel)
Eine 140°C heiße Lösung von 111 g Cyanurchlorid in 60 g Sulfolan wird in 15 Minuten zu einer 160°C heißen Suεpenεion von 90,8 g NaF in 104 g Sulfolan zudosiert und dann 1 Stunde bei 190°C nachgerührt, wobei insgesamt bereits etwa 3/4 des Geεamtfluoridε überdestillieren. Restliches Produkt wird bei 500 mbar bis 50 mbar abgetrennt. Die Ausbeute beträgt 74,2 g (92 % der Theorie) . Laut GC setzt sich das Produkt wie folgt zusammen: Cyanurfluorid 97,7 %, Chlordifluortriazin 1,5 %, Dichlorfluortriazin 0,5 %, unbekannte Verbindungen 0,3 %.