Heterogener Katalysator, Verfahren zum Herstellen desselben und seine Verwendung
Die Erfindung betrifft zum einen einen heterogenen Katalysator, der ein oder mehrere Schwer- und/oder Edelmetalle enthält.
Für eine hohe Aktivität dieser Katalysatoren ist eine extrem feine Dispersion der aktiven Metall- beziehungsweise Metalloxidpartikel besonders wichtig. Die Kristallitgrößen dieser Teilchen in den be¬ kannten Katalysatoren bewegen sich im allgemeinen zwischen 5 und 15 nm. Zum Herstellen solch kleiner Teilchen ist ein hoher verfahrens¬ technischer Aufwand notwendig.
Die meisten dieser Katalysatoren mit hohen Dispersionsgraden werden durch das Ausfällen der Metall-Komponenten aus ihren wäßrigen Lö¬ sungen dargestellt. Eine andere, häufig bei Edelmetallkontakten an¬ gewandte Methode ist das Imprägnieren poröser Trägermaterialien mit Metallsalzlösungen. In diesen bekannten Verfahren zum Herstellen von
Katalysatoren fällt eine beträchtliche Menge an schwer etall altigern Abwasser an, das aufwendigen Entsorgungs- und Entgiftungsbehand¬ lungen unterworfen werden muß. Sehr häufig schließen sich an die Fällungen Trocknungs- und Kalzinierschritte an, bei denen es zur Gas- oder Staubemission kommt. Auch bei diesen Verfahrensschritten ist für eine sicherheitsgemäße Handhabung ein hoher technischer Auf¬ wand notwendig.
Zur Herstellung katalytisch aktiver Substanzen in einem abwasser- und emissionsfreien Verfahren bietet sich zwar zunächst u.a. die "Rapid Quenching"-Technologie an, durch die amorphe Materialien er¬ halten werden können.
Als "Rapid Quenching"-(RQ)-Verfahren werden heute in erster Linie Metallpulververdüsungsverfahren und das "melt-spinning" genannt. Bei diesen Verfahren, die beide nach dem Prinzip des raschen Abschrek- kens einer Schmelze mit ca. 10^ K/s arbeiten, ist die Möglichkeit, amorphe oder metastabile nanokristalline Phasen herzustellen, ins¬ besondere von dem gewählten Legierungssystem und vom Schmelzpunkt der Legierung abhängig. Glasige Erstarrung ist nur in scharf be¬ grenzten Konzentrationsbereichen ganz bestimmter Legierungssystem möglich. Entscheidenden Einfluß auf die Amorphisierung haben Nah- ordnungsphäno ene in der Schmelze aufgrund von Wechselwirkungen zwischen ungleichartigen Atomsorten der Legierung. Von Bedeutung sind zudem energetische Einflüsse und ein möglichst geringer Unter¬ schied in der thermodynamisehen Stabilität zwischen der kristallinen und der amorphen Phase, das Vorhandensein möglichst tiefer Eutetika im Legieruπgssyste , aber auch kinetische Faktoren wie Keimbildung und Keimwachstum. Diese Einschränkungen lassen diese Verfahren daher als Herstellungsverfahren für katalytisch aktive Systeme wenig aus¬ sichtsreich erscheinen.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Vielzahl aktiver Katalysatoren der eingangs genannten Art zu entwickeln, die auf abwasserfreie und emissionsarme Weise hergestellt werden können.
Diese Aufgabe wird bei einem Katalysator der eingangs genannten Art gelöst durch einen Katalysator mit einer Korn- und Kristal- litgröße unter 50 nm, insbesondere unter 30 nm. Diese Katalysa¬ toren werden durch ein sogenanntes mechanisches Legieren herge¬ stellt und weisen überraschend viele vorteilhafte Eigenschaften aus. Diese Gruppe von Katalysatoren bildet eine völlig neue Gat¬ tung neben den bekannten Gattungen von Katalysatoren, den Fäl- lungs- und Tränkkatalysatoren.
Das erst seit kurzem bekannte mechanische Legieren ermöglicht es, Legierungen in Pulverform mit neuen mechanischen und physikali¬ schen Eigenschaften herzustellen. Besonders wichtig in dieser Er¬ findung ist die außerordentlich geringe Korn- und Metallkristal- litgröße in den erzeugten Legierungen. Sie liegt in der Größenord¬ nung der Kirstallitgrößen frischer Fällungskatalysatoren. Beson¬ ders aktiv sind Katalysatoren dieser Gattung mit Korn- und Kri- stallitgrößen unter 20 nm, insbesondere unter 10 nm.
Beim mechanischen Legieren wird das Metall- beziehungsweise Me- talloxid-Pulver in einer speziellen Kugelmühle, dem Attritor, sehr schnell und intensiv gemahlen. Durch den hohen mechanischen Ener¬ gieeintrag wird die Legierung erhalten.
Derartige Legierungen werden nanokristallin genannt. Die Herstel¬ lung solcher Legierungen wird z.B. in der DE-0S 38 13 224 be¬ schrieben.
Die Möglichkeit, amorphe und nanokristalline Legierungen durch das mechanische Legieren herzustellen, wurde im Jahre 1983 entdeckt. In diesem Verfahren läuft die Legierungsbildung folgendermaßen ab:
Metallische Pulver werden in einer Kugelmühle oder in einem Attritor mit hoher Energie vermählen. Zusätzlich zu der Vermahlung findet ein Verschweißen der Metallpulver untereinander statt. Da die Dicken der aneinandergeschweißten Schichten durch das Auswalzen der Partikel zwischen den Mahlkugeln in der Kugelmühle bzw. dem Attritor fort¬ laufend verringert werden, bilden sich Agglomerate mit einer cha¬ rakteristisch geschichteten MikroStruktur, die schon nach kurzer Mahldauer lichtoptisch nicht mehr auflösbar ist. Verantwortlich für die Legierungsbildung ist eine diffusionsgesteuerte Festkörperreak¬ tion zwischen den dünnen Schichten, die bereits an Schichtstrukturen von Übergangsmetallegierungen genauer untersucht worden ist. Für diese Systeme ist eine hohe negative Mischungsenthalpie in der Schmelze, die schnelle Diffusion einer Komponente und das immobile Verhalten der anderen charakteristisch. Zu Beginn der Reaktion dif¬ fundiert die schnell diffundierende Komponente (z.B. Cu) in die im¬ mobile Komponente (z.B. Si, Ti) und bildet an der gemeinsamen Ober¬ fläche eine amorphe (Cu-Ti) oder nanokristalline (Cu-Si)-Legierung. Nachfolgende Atome überwinden diese neugebildete Phase und führen zu deren weiterem Wachstum in die ursprünglichen polykristallinen SchichtSysteme hinein. Die Zehrung an den reagierenden Komponenten zugunsten einer Phasenneubildung führt zu einer Reduzierung ihrer Kristallitgrößen bis hin zu Nanokristallen.
Mit Hilfe des mechanischen Legierens eröffnet sich die Möglichkeit in einer Vielzahl von Legierungssystemen durch eine Festkörperreak¬ tion nanokristalline oder amorphe Legierungen herzustellen, die insbesondere als Katalysatoren geeignet sind.
Insbesondere sind Katalysatoren dieser Art vorteilhaft, die einen Gehalt an Kupfer und/oder Nickel und/oder Vanadium und/oder Kobalt und/oder Eisen aufweisen.
Um die Aktivität dieses Katalysators weiter zu erhöhen, wird außer¬ dem vorgeschlagen, daß der Katalysator zusätzlich einen oder mehre¬ re Promotoren enthält.
Besonders vorteilhaft für die Anwendung ist eine Tablettenform des pulverför igen Katalysators. Überraschenderweise läßt sich nämlich der nach der Herstellung zunächst in Pulverform vorliegende Kataly¬ sator in Tabletten pressen, die für den Einsatz in Festbett-Reak¬ toren geeignet sind.
Insbesondere wird eine zum Hydrieren, insbesondere von natürlichen Ölen, Fetten, Fettsäuren und/oder deren Derivaten, geeignete Zu¬ sammensetzung an Schwer- und/oder Edelmetallen vorgeschlagen. Auch eine zum Härten von natürlichen Ölen und Fetten, Fettsäuren und/oder deren Derivaten geeignete Zusammensetzung an Schwer- und/oder Edelmetallen ist besonders vorteilhaft.
Überraschenderweise wurde bei allen hergestellten Katalysatoren eine katalytische Hydrieraktivität festgestellt, die deutlich von der jeweiligen Legierungszusammensetzung abhängt. So ist es bei einem Katalysator zum Hydrieren von Fettsäuremethylester besonders günstig, wenn der Katalysator die Zusammensetzung CuxSiy mit x zwischen 40 und 65 und y zwischen 60 und 35 hat. Um die innere Porenstruktur zu verbessern und die innere Oberfläche zu erhöhen, wird bei diesem Katalysator außerdem ein Anteil von bis zu 10 Gew.-% Aluminium vorgeschlagen. Andererseits wird bei einem Ka¬ talysator zum Härten von Fettsäure vorgeschlagen, daß der Kataly¬ sator die Zusammensetzung NixSiy mit x zwischen 40 und 100 und y zwischen 60 und 0 hat. Es handelt sich hier nicht um Silicium- dioxid, sondern um eine Legierung mit elementarem Silicium.
Die Erfindung betrifft zum anderen auch ein Verfahren zum Herstel¬ len von heterogenen Katalysatoren, die ein oder mehrere Schwer- und/oder Edelmetalle enthalten. Erfindungsgemäß wird die obenge¬ nannte Aufgabe in diesem Verfahren dadurch gelöst, daß diese Me¬ talle in Pulverform mit derartig hoher Energie vermählen werden, daß Korn- und Kristallitgrößen unter 50 nm, insbesondere 30 nm erhalten werden.
Vorteilhaft ist dabei, wenn die Schwermetalle Kupfer, Nickel, Vanadium, Kobalt und/oder Eisen sind. Zur Erhöhung der Aktivität des Katalysators wird außerdem vorgeschlagen, daß zusätzlich ein oder mehrere Promotoren mit vermählen werden.
In vorteilhaften Ausgestaltungen des Verfahrens werden die Metalle unter Vakuum oder Schutzgas, insbesondere Argon vermählen, um eine Oxidation des Mahlgutes völlig auszuschalten. Eine Erhitzung der Mühle bzw. des Attritors wird verhindert, wenn die zum Vermählen eingesetzte Mühle bzw. der eingesetzte Attritor während des Mahl¬ vorgangs gekühlt wird.
Insbesondere wird vorgeschlagen, daß das nach dem genannten Ver¬ fahren erhaltene Pulver zu Tabletten gepreßt wird. Erstaunlicher¬ weise stellte sich nämlich heraus, daß die günstigen katalytischen Eigenschaften auch in den so gewonnenen Tabletten vorliegen.
Besonders vorteilhaft wird das Verfahren eingesetzt, wenn die Ka¬ talysatoren eine zum Hydrieren, insbesondere von natürlichen Ölen,
Fetten, Fettsäuren und/oder deren Derivaten, geeignete Zusammenset¬ zungen an Schwer- und/oder Edelmetallen aufweisen. Ebenso günstig ist es, wenn die Katalysatoren eine zum Härten von natürliche Ölen, Fetten, Fettsäuren und/oder deren Derivaten geeignete Zusammenset¬ zung an Schwer- und/oder Edelmetallen aufweisen.
Ein großer Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens liegt in der Regenerierbarkeit verbrauchter Katalysatoren. Zum Aufarbeiten können diese Katalysatoren zum einen nämlich in Stahlschmelzen eingesetzt werden, andererseits können alte Katalysatoren wieder in der glei¬ chen Weise aufgemahlen werden. Dabei wird die bei den verbrauchten Katalysatoren angestiegene größere Kristallitgröße wieder verringert und die alte Aktivität praktisch wieder erreicht. Daher wird in dem erfindungsgemäßen Verfahren vorgeschlagen, daß als Ausgangsmaterial ein verbrauchter Katalysator dieser Art eingesetzt wird.
In einer weiteren Ausgestaltung wird bei einem Verfahren zum Her¬ stellen eines Katalysators zum Hydrieren von Fettsäurealkylester, insbesondere Fettsäuremethylester vorgeschlagen, daß der Katalysator die Zusammensetzung CuxSiy mit x zwischen 40 und 65 und y zwischen 60 und 35 hat. Um die innere Porenstruktur zu verbessern und die innere Oberfläche zu erhöhen, wird außerdem- vorgeschlagen, daß bis zu 10 Gew.-% Aluminium vor oder während des Vermahlens dem Kupfer- Silicium-Gemisch zugefügt und itvermahlen wird.
Bei einem Verfahren zum Herstellen eines Katalysators zum Härten von Fettsäure wird vorgeschlagen, daß der Katalysator die Zusammenset¬ zung NixSiy mit x zwischen 40 und 100 und y zwischen 60 und 0 hat.
Des Weiteren betrifft die Erfindung die Verwendung eines oben ge¬ nannten Katalysators in einem Verfahren zum Hydrieren oder Härten natürlicher Öle, Fette, Fettsäuren und/oder derer Derivate. Da der erfindungsgemäße Katalysator extrem säurebeständig ist, ist seine
Verwendung in einem Verfahren zum Hydrieren von Fettsäure besonders vorteilhaft.
Besonders vorteilhaft in dieser Erfindung ist die hohe Selektivität des Katalysators. Selbst bei hohen Temperaturen fällt die OH-Zahl nicht ab.
Im folgenden werden Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand von Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen
Figur 1 eine schematische Darstellung des Mahlvorgangs in einer Planetenkugelmühle mit Aufsicht von oben,
Figur 2 einen Attritor im Teillängsschnitt,
Figur 3 den Querschnitt A-A durch den Attritor nach Figur 2,
Figur 4 einen Röntgengraph des Silicium-Ausgangspulvers,
Figur 5 den Röntgengraph des Kupfer-Ausgangspulvers,
Figur 6 die Röntgengraphen der Legierung COÖQSI^Q nach unterschiedlicher Mahldauer in der Planetenkugelmühle,
Figur 7 die Röntgengraphen der Legierung COÖQSI^Q nach 17 und 36 Stunden Mahldauer Attritor,
Figur 8 die Röntgengraphen der Legierungen CO5QSI'4O nach 20
Stunden Mahldauer und Zugabe von Aluminium (3 und 8 Gew.-% und weiterer Mahldauer von jeweils 10 Stunden),
Figur 9 die mittlere Kupfer-Primärteilchengröße in Abhängigkeit von der Mahldauer bei einer Zusammensetzung von Cθ5oSi4Q,
Figur 10 die mittlere Silicium-Primärteilcheπgröße in Abhängigkeit von der Mahldauer bei der Zusammensetzung CO6QSI40 und
Figur 11 die Kupfer-Primärteilchengröße in Abhängigkeit von der
Kupfer-Konzentration bei einer Mahldauer von 12 Stunden in der Planetenkugelmühle sowie der Methylesterumsatz in Prozent in Abhängigkeit von der Kupfer-Konzentration.
Zunächst wird die Herstellung der Katalysatoren in einer Planeten¬ kugelmühle bzw. einem Attritor beschrieben. Die Planetenkugelmühle besteht aus einem Rotationsteller, auf dem vier Mahlbehälter ange¬ ordnet sind. Die Mahlbehälter drehen sich entgegen der Drehrichtung des Rotationstellers. Figur 1 stellt die Drehrichtungen und die daraus resultierenden Zentrifugalkräfte schematisch dar. Neben der Zentrifugalkraft 1 aufgrund der Bewegung 2 des Rotationstellers wirken die Kräfte infolge der Rotation 3 des Mahlbechers 4. Daraus ergibt sich abwechselnd ein Ablaufen der Mahlkugeln 5 und des Mahl¬ gutes 6 und das Auftreffen auf der Behälterwand 7. Beim Rollen der Kugeln 5 treten Scherkräfte, beim Auftreffen Schlagkräfte auf.
Eine Übersicht über die in der Planetenkugelmühle hergestellten bzw. gemahlenen Legierungen zeigt die Tabelle 1.
Cu60Si 0 usoSiso u4θSiδO Cu30Si7o
Tab. 1: Übersicht der hergestellten bzw. gemahlenen Legierungen in der Planetenkugelmühle
Ein besonders intensiv arbeitendes Aggregat zum Mahlen von Pulvern ist der Attritor, bei dem Mahlgut und Mahlkörper mit Hilfe eines Rührwerkes in Bewegung gehalten werden. Die Zerkleinerung geschieht durch die Rollreibung zwischen Mahlgut und -kugeln und durch das Aufschlagen der Schläger auf die Mahlkörper und Pulverteilchen.
Die Figuren 2 und 3 zeigen einen Attritor, der für die Legierungs- herstellung verwendet wurde. Der Attritor ist mit einer horizontalen Trommel 8 und einem Rührwerk, d.h. einer Welle 10, auf der die Schläger 9 aufgeschweißt sind, ausgestattet. Die Rotationsgeschwin¬ digkeit ist stufenlos zwischen 200 und 700 U min"l einzustellen. Der Mahlvorgang kann im Vakuum und unter Argon-Atmosphäre laufen; damit wird eine Oxidation des Mahlgutes vermieden. Der Vakuum- bzw. Schutzgasschlauch mit der Bezugszahl 11 ist ebenfalls in Figur 2 dargestellt. Eine Erhitzung des Attritors (Trommel, Schläger usw.) wird durch Anschluß an einen Kühlkreislauf mit Schlauch 12 verhin¬ dert.
Die in dem Attritor hergestellten Legierungen sind in der Tabelle 2 aufgeführt.
Legierungssystem Zusammensetzung
Cu-Si CuggSi4o UÖOSI'40 + 3 Gew.-% AI CU5QSI'4O + 8 Gew.-% AI
Tab. 2: Übersicht über die im Attritor hergestellten Legierungen (Gew.-% AI bezogen auf die Gesamtmenge an Cu + Si)
Die Phasenbestimmung von ungemahleπen und gemahlenen Pulvern wurde mit Hilfe der Röntgendiffraktometrie vorgenommen.
Figur 4 zeigt als Röntgengraph des Si-Pulvers die Intensität über dem Netzebenenabstand in 0,1 nm. Über den Beugungsreflexen sind je¬ weils die dazugehörigen dn |< ]-Werte angegeben. Si hat den stärksten Beugungsreflex bei d=0,3153 nm; den zweitstärksten bei 0,1919 nm und den drittstärksten bei 0,1638 nm. Die dazugehörigen dn |< ]-Werte sind (111), (220) und (311).
Figur 5 zeigt den Röntgengraphen des Cu-Augangspulvers. Cu hat die drei stärksten Beugungsreflexe bei d=0,2088 nm; 0,1808 nm und 0,1278 nm. Die dazugehörigen d |< -Werte sind (111), (200) und (220). Die Skalierung der horizontalen Achse ist die gleiche wie in Figur 4.
Figur 6 zeigt die Röntgengraphen als Streuintensitäten über dem Netzebenenabstand in 0,1 nm der Legierung CU5QSI4O, die in der Pla¬ netenkugelmühle hergestellt wurde. Aufgeführt sind die Röntgen¬ graphen des Ausgangspulvergemisches dieser Legierung und nach un¬ terschiedlichen Mahldauern. Die Beugungsreflexe bei 0 Stunden Mahl¬ dauer sind deutlich spitz. Von Si und Cu sind jeweils die stärksten gekennzeichnet. Nach 2 Stunden Mahldauer ist bereits eine Abnahme der Beugungsreflexe erkennbar. Die Beugungsreflexe, die bei kleineren d-Werten liegen, sind stark zurückgegangen. Nach 6 Stunden Mahldauer deuten sich zwei neue Beugungsreflexe an: links und rechts von dem stärksten Reflex von Cu (gekennzeichnet mit Pfeilen). Nach 12 Stunden Mahldauer ist ein dritter neuer Beugungsreflex hinzuge¬ kommen. Die neuen Reflexe liegen (von links) bei d=0,2432 nm; 0,2224 nm und 0,2006 nm. Sie werden den Phasen Epsilon (0,2432 nm) und Eta Strich (0,2224 nm) zugeordnet. Der stärkste Beugungsreflex der Eta Strich-Phase (0,2006 nm) ist aufgrund der hohen Defektdichte leicht zu kleinen d-Werten hin verschoben.
.*#*
Figur 7 zeigt die Röntgengraphen der Legierung
über dem Netzebenenabstand in 0,1 nm nach 17 und 36 Stunden Mahldauer im Attritor. Die Röntgengraphen beider Legierungen, die von verschie¬ denen Chargen stammen, sehen qualitativ gleich aus. In beiden Rönt¬ gengraphen sind deutlich nur zwei Beugungsreflexe zu erkennen. Der stärkste liegt nach 17 Stunden Mahldauer bei dem d-Wert von 0,2026 nm und nach 36 Stunden Mahldauer bei d=0,2020 nm. Der zweite Beugungsreflex liegt bei den d-Werten 0,1855 nm und 0,1851 nm. Die beiden Beugungsreflexe können der Eta Strich-Phase zugeordnet wer¬ den.
Die Legierung U5QSI4Q wurde zusätzlich mit AI-Zugaben von 3 und 8 Gew.-% (bezogen auf die Menge an Cu + Si) gemahlen. Figur 8 zeigt die Röntgengraphen der Legierung CUÖOSI*4O nach 20 Stunden Mahldauer (Figur 8a). Nach der Zugabe von 3 (Figur 8b) und 8 (Figur 8c) Gew.-% AI wurde jeweils weitere 10 Stunden gemahlen. Die Skalierung auf der horizontalen Achse ist die gleiche wie in Figur 7. In den Röntgen¬ graphen der Legierung Cu5QSi o sind die auftretenden Phasen nach 20 Stunden Mahldauer angegeben.
Nach der Formel von Scherrer wurden Primärteilchengrößenbestimmungen vorgenommen. Figur 9 zeigt die Teilcheπgrößen in nm der Kupferpri¬ märteilchen in Abhängigkeit von der Mahldauer in Stunden für die Legierung Cu6QSi40 in der Planetenkugelmühle (Kreise) und im Attri¬ tor (Dreieck).
Während des Mahlvorgang in der Planetenkugelmühle findet in den ersten 5 Stunden eine deutlich ausgeprägte Kupfer-Pri ärteilchen- größenreduzierung statt. Im Anschluß daran geschieht die Reduzierung langsamer, was ein Indiz für die diffusionsgesteuerte Festkörper¬ reaktion ist.
Nach einer Mahldauer von mehr als 12 Stunden sind die Kupfer-Pri¬ märteilchengrößen röntgenografisch nicht mehr zu bestimmen.
Im Vergleich dazu verläuft die Kupfer-Primärteilchengrößenredu- zierung im Attritor wesentlich rascher. Über eine Mahldauer von 2 Stunden hinaus sind röntgenografisch bereits keine Kupfer-Pri är- teilchengrößen mehr bestimmbar.
Figur 10 zeigt die mittlere Silicium-Primärteilchengröße in Abhän¬ gigkeit von der Mahldauer im System Cu-Si mit der Zusammensetzung Cu5gSi40 in der Planetenkugelmühle (Kreise) und im Attritor (Drei¬ ecke).
Bis zu 6 Stunden Mahldauer findet eine schnelle Silicium-Primär- teilchengrößenreduzierung statt. Nach 5 Stunden Mahldauer haben die
Si-Partikel eine mittlere PrimärteiIchengröße von etwa 30 nm er¬ reicht.
Die im Attritor hergestellten Proben wurden bis zu einer Mahldauer von 6 Stunden ausgewertet. Die mittlere Größe der Silicium-Primär- teilchen beträgt dann etwa 14 nm. Für feinere Teilchen sind rönt- genografisch keine Aussagen über die Primärteilchengrößen zu machen.
Figur 11 zeigt die Cu-Pri ärteiIchengröße in nm in Abhängigkeit von der Kupfer-Konzentration im System Cu-Si nach 12 Stunden Mahldauer in der Planetenkugelmühle (Kreise) über der Kupferkonzentration in Atomprozent. Außerdem ist in dieser Figur der Methylesterumsatz in % (x) bei Verwendung dieser Legierungen als Katalysatoren zum Hydrie¬ ren von Fettsäure-Methylester aufgetragen. Deutlich erkennbar steigt der Umsatz bei abnehmender Teilchengröße.
Bei mittleren Kupferkonzentrationen nimmt die Kupfer-Primärteil¬ chengröße deutlich stärker ab und entsprechend steigt die Aktivität
des Katalysators. In diesem besonders günstigen Bereich, bei etwa 60 Atomprozent Kupfer haben die Kupfer-Primärteilchen eine mittlere Größe von ca. 21 nm.
Die katalytischen Eigenschaften dieser, auch nanokristalline Legie¬ rungen genannter Katalysatoren wurden für die Fettalkoholherstellung mit Kupfer-Silicium- sowie Kupfer-Siliciumdioxid-Legierungen und für die Fettsäurehärtung mit Nickel-Silicium-Legierungen geprüft. Die Ergebnisse sind im folgenden aufgeführt. Dabei bedeutet TiOs-Fett- säure eine Fettsäure mit überwiegend C12 und Ciß-Alkylketten. Mit OHZ ist die Hydroxyl-Zahl , mit VZ die Verseifungszahl bezeichnet. VZg ist die Verseifungszahl vor dem Hydrieren. Entsprechendes gilt für die Jodzahlen JZ bzw. JZ0.
1. Fettalkoholherstellung, Reaktionsbedingungen mit pulverförmigem Katalysator
1 1 Rührautoklav
Substrateinsatz 500 g Ci2-Methylester
Katalysatoreinwaage 12,5 g
Druck 250 bar Wasserstoff
Temperatur 220°C
Reaktionszeit 5 Stunden
2. Fettsäurehärtung, Reaktionsbedingungen ebenfalls mit pulverförmigem Katalysator
1 1 Rührautoklav
Substrateinsatz 500 g TiOs-Fettsäure, destilliert
Katalysatoreinwaage 12,5 g
Druck 20 bar Wasserstoff
Temperatur 200°C
Reaktionszeit 5 Stunden
3. Hydrierung von C12/I8 Methylester über
in Tablettenform - Kontinuierlicher Betrieb im Rieselbettreaktor
Katalysator Cu6θSι'4θ
Format x 4 mm-Tabletten
Schüttdichte 2,5 kg/1
Reaktorfüllung 1,5 1
Porenvolumen 0,09 cm3/g
BET-Oberfl che 2 m2/g
Reaktionsbedingungen
Temperatur 220 - 270°C
Druck 250 bar H2
Anfangsver- seifungszahl . 270
Umsatz (bezogen auf VZ) : 99,98 %
Katalysator abschreibung : 0,42 %
Betriebsdauer : 500 Std.
B e z u g z e i c h e n l i s t e
1 Zentrifugalkraft
2 Bewegung des Rotationstellers
3 Rotation des Mahlbechers
4 Mahlbecher
5 Mahlkugel
6 Mahlgut
7 Behälterwand
8 Trommel
9 Schläger
10 Welle
11 Vakuum- bzw. Schutzgas-Schlauch
12 Kühlmittelschlauch