PHARMAZEUTISCHE ZUSAMMENSETZUNG FÜR DIE LEBER-REGENERATION
Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf eine Zusammensetzung zur Steigerung der Leistung der menschlichen Leber, insbesondere einer zirrhotischen Leber.
Es sind bereits Zusammensetzungen bekannt, denen eine heilende Wirkung auf geschädigte Lebern von Säugetieren, insbesondere des Menschen, zugesprochen wurde, z.ß. aus den Dokumenten EP 0 101 294 A2 oder WO 03/066058 AI. Keine der in diesen Dokumenten vorgeschlagenen Zusammensetzungen hat die in sie gesetzten Hoffnungen tatsächlich erfüllt. Es besteht daher immer noch Bedarf an einer Zusammensetzung, die in der Lage ist, eine klinisch manifeste, z. B. durch eine Noxe verursachte Leber- Funktionsstörung beim Menschen dauerhaft zu lindern. Beim Menschen ist häufig Ethanol die ursächliche Noxe; gleichwohl ist Ethanol-Abusus in Europa (und nicht nur dort) weit verbreitet.
Es ist daher Aufgabe der Erfindung, eine pharmazeutische Zusammensetzung zur Leber-Regeneration oder zur Steigerung der Leber-Leistung vorzuschlagen. Diese Aufgabe wird gelöst durch die Zusammensetzung zur therapeutischen Anwendung gemäß Anspruch 1.
Die Erfindung geht aus von der Beobachtung, dass gewisse Vitamin-Kombinationspräparate eine Senkung von erhöhten Leberenzym-Serumwerten bewirkten. Ausführliche Studien an Patienten mit Leberschädigung und einhergehend erhöhten Blutwerten der einschlägigen Leberenzyme führten zu dem der vorliegenden Erfindung zugrundeliegenden Befund, dass besonders ein relativ scharf umrissener Bereich der mengenmäßigen Verhältnisse der drei Komponenten B6, B12 und Folsäure der Vitaminmischung, und ein gleichermaßen scharf begrenzter Bereich der Gesamt-Tagesdosis , einen deutlichen Effekt auf die Leberenzym-Serumwerte hat. In einem engeren Bereich innerhalb dieses lebertherapeutisch klinisch wirksamen Bereichs wurde auch dann ein günstiger Effekt auf die Leberfunktion festgestellt, wenn die Tagesdosis erheblich, nämlich bis zu einem Faktor 6 erniedrigt war.
Ferner wurde festgestellt, dass in diesem enger begrenzten Bereich auch eine synergistische Wirkung mit der Gabe von solchen Pflanzenextrakten auftrat, die z. B. polyphenolische Antioxidanzien in erheblichem Umfang enthalten. Die Herstellung solcher Extrakte ist in dem europäischen Patent EP 1 190 024 Bl beschrieben. Die Polyphenole weisen mindestens 2, in Ausführungsformen 5 bis 7 Phenylringe und insgesamt mindestens 5, in Ausführungsformen mindestens 12 phenolische Hydroxylgruppen auf.
Die Leber-Leistung wird in diesem Zusammenhang verstanden als Entgiftungsleistung einerseits, messbar als Senkung eines erhöhten Bilirubin-Werts , und als Syntheseleistung andererseits, messbar als Erhöhung eines zuvor erniedrigten Serum- Albuminwerts. Beide hängen ursächlich zusammen.
Im Folgenden werden sowohl absolute Gewichtsangaben für die Tages-Dosen der Vitamin-Komponenten verwendet, als auch relative, die durch Bezug auf RDA-Werte (Recommended Daily Allowance) erhalten wurden. Die hierbei verwendeten RDA-Werte sind 1,3 mg für Vitamin B6, 2,4 pg für Vitamin B12, und 0,4 mg für Vitamin B9 (Folsäure) . Insbesondere werden Tagesdosierungen für die Vitamine Ββ, B9 (Folsäure) und B12 vorgeschlagen, die im Bereich des 1,5- bis 40-fachen der RDA liegen (B9) , des 3- bis 380-fachen (B6) bzw. sogar im Bereich des 3- bis 1700-fachen (B12). Dabei liegt in Ausführungsformen ein Gewichtsverhältnis der Vitamine B9 (Folsäure) und B12 im Bereich 0,8:1 oder mehr, insbesondere im Bereich 6:1 bis 10:1. Das Gewichtsverhältnis der Vitamine B6 und B12 liegt im Bereich 40:1 - 1000:1, insbesondere 55:1 - 80:1. Die Tagesdosierungen für die Vitamine Ββ, B9 (Folsäure) und B12 liegen allgemein bei nicht unter 4 mg (B6) , nicht unter 0,6 mg (B9) bzw. nicht unter 0,008 mg (B12) . Ferner ist es zweckmäßig, von den Vitaminen nicht über 500 mg (B6) bzw. nicht über 15 mg (B9) bzw. nicht über 4 mg (B12) täglich zu verabreichen. Tagesdosen beziehen sich auf durchschnittsgewichtige Erwachsene .
In einigen Ausführungsformen, in denen der Gewichtsanteil des
Vitamin B6 auf unter 95 % oder unter 90 % reduziert, und der Gewichtsanteil des Vitamin B9 auf über 5 % oder über 9 % erhöht ist (wobei der Gewichtsanteil des Vitamin B12 immer untergeordnet ist, nämlich zwischen 0,1 % und 2 % beträgt), ist eine Tagesdosis von unter 60 mg/d der Zusammensetzung bis hinunter zu 8 mg/d hinsichtlich einer Reduktion des Gesamt- Bilirubins im Serum und, damit einhergehend, einer Verbesserung des subjektiv feststellbaren Allgemeinbefindens ausreichend. Die Wirksamkeit kann in diesem Dosisbereich durch die zusätzliche Gabe von mindestens 25 mg/d eines polyphenolischen Antioxidans, z. B. in Form von Traubenkern- oder Aroniaextrakt , signifikant weiter gesteigert werden. Ohne Vitamingabe sind derartige Nahrungszusätze ohne messbaren Einfluss auf die Leberfunktion. Unter "Vitamin B6" sei im Rahmen dieser Anmeldung eines oder mehrere aus der Gruppe Pyridoxin, Pyridoxal, Pyridoxamin sowie deren Ester, insbesondere Phosphorsäureester verstanden (siehe Anhang B6) . Unter "Vitamin B9 (Folsäure)" sei eines oder mehrere aus der Gruppe Folsäure,. Folat und deren Metaboliten, nämlich der in Anhang B9 aufgeführten Derivate sowie deren Ester und Amide verstanden. Unter "Vitamin B12" sei eines oder mehrere aus der Gruppe der Cobalamine verstanden, wie sie in Anhang B12 aufgeführt sind. Die Gruppenmitglieder stellen jeweils pharmazeutisch akzeptable Salze oder Derivate der Grundsubstanz dar.
1. Beispiel
Gemäß einem ersten Beispiel wurde eine Zusammensetzung mit Vitamin B6, Folsäure und Vitamin B12 im Verhältnis 50:1:1 (jeweils in mg) über einen Zeitraum von 8 Wochen an eine Gruppe von 28 Probanden mit erhöhten Leberfunktionswerten und erhöhtem Gesamtbilirubinwert (Child-Index A bis B) verabreicht: Der Bili- rubinwert verringerte sich im Mittel auf 77 % des Ausgangswerts, GOT auf 50 %, GPT auf 57 % und yGT auf 78 %. Nach Absetzen der Therapie stellten sich innerhalb einiger Wochen die Ausgangswerte wieder ein.
2. Beispiel
Sodann wurde eine Zusammensetzung mit Vitamin B6, Folsäure und Vitamin B12 im Verhältnis 50:6,5:0,75 (jeweils in mg) über einen Zeitraum von 8 Wochen an eine Untergruppe von 10 dieser Probanden verabreicht: Der Bilirubinwert verringerte sich im Mittel auf 63% des Ausgangswerts, GOT auf 60 %, GPT auf 58 % und yGT auf 76 %. Nach Absetzen der Therapie stellten sich innerhalb einiger Wochen die Ausgangswerte wieder ein. 3. Beispiel
Eine Zusammensetzung mit Vitamin B6, Folsäure und Vitamin B12 im Verhältnis 100:1:1 (jeweils in mg) wurde über einen Zeitraum von 8 Wochen an eine Untergruppe von 7 der Probanden verabreicht: Der Bilirubinwert verringerte sich im Mittel auf 92 % des Ausgangswerts, GOT auf 88 %, GPT auf 74 % und yGT auf 89 %. Nach Absetzen der Therapie stellten sich innerhalb einiger Wochen die Ausgangswerte wieder ein.
4. Beispiel
Eine Zusammensetzung mit Vitamin B6, Folsäure und Vitamin B12 im Verhältnis 8,0:1,0:0,12 (jeweils in mg) wurde über einen Zeitraum von 8 Wochen an 27 der Probanden verabreicht: Der Bilirubinwert verringerte sich im Mittel auf 84 % des Ausgangswerts, GOT auf 68 %, GPT auf 80 % und yGT auf 79 %. Nach Absetzen der Therapie stellten sich innerhalb einiger Wochen die Ausgangswerte wieder ein.
5. Beispiel
Die gleiche Zusammensetzung mit Vitamin B6, Folsäure und Vitamin B12 im Verhältnis 50:1:1 (jeweils in mg) wie im 1. Beispiel wurde über einen Zeitraum von 8 Wochen an eine Untergruppe von 16 der Probanden verabreicht, zusätzlich aber eine Tagesdosis von 210 mg eines Traubenkernextrakts mit 20 % oligozyklischen Polyphenolen : Der Bilirubinwert verringerte sich im Mittel auf 68 % des Ausgangswerts, GOT auf 46,5 %, GPT auf 48 % und yGT auf 63 %. Nach Absetzen der Therapie stellten sich innerhalb einiger Wochen die Ausgangswerte wieder ein.
6. Beispiel
Die gleiche Zusammensetzung mit Vitamin B6, Folsäure und Vitamin B12 im Verhältnis 8,0:1,0:0,12 (jeweils in mg) wie im 4. Beispiel wurde über einen Zeitraum von 8 Wochen an eine Untergruppe von 11 der Probanden verabreicht, zusätzlich eine Tagesdosis von 210 mg des Traubenkernextrakts mit 20 % oligozyklischen Polyphenolen : Der Gesamtbilirubinwert verringerte sich im Mittel auf 73 % des Ausgangswerts, GOT auf 59 %, GPT auf 65 % und yGT auf 66 %. Nach Absetzen der Therapie stellten sich innerhalb einiger Wochen die Ausgangswerte wieder ein .
Vergleichsbeispiele
Einer Kontrollgruppe von 10 Probanden wurde lediglich der Traubenkernextrakt verabreicht, in derselben Tagesdosis wie oben beschrieben: Innerhalb der achtwöchigen Therapiedauer wurde keine Veränderung der Transaminasenwerte oder des Gesamt- bilirubinwertes festgestellt. Es wurde keine weitere Veränderung gemäß 5. und 6. Beispiel festgestellt, wenn die Tagesdosis an oligozyklischen Polyphenolen unter 25 mg lag.
Ergebnisse
Gemäß 2. und 3. Beispiel sind Zusammensetzungen in Bezug auf eine temporäre Verbesserung der Leberfunktion wirksam, bei denen die Komponenten der Vitamin-B9-Gruppe etwa ebenso konzentriert (nach Gewicht) vorliegen wie die Komponenten der Vitamin-B12- Gruppe, und die Komponenten der Vitamin-B6-Gruppe etwa 40- bis 120fach höher als jene. Insbesondere sind solche Zusammensetzungen wirksam, bei denen das Verhältnis B9/B12 im Bereich zwischen 0,8 und 1,2 liegt.
Gemäß 1. und 4. Beispiel sind Zusammensetzungen in Bezug auf eine temporäre Verbesserung der Leberfunktion in viel geringerer Konzentration wirksam, bei denen die Komponenten der Vitamin-B9- Gruppe etwa 6-10mal so konzentriert (nach Gewicht) vorliegen wie die Komponenten der Vitamin-B12-Gruppe, und die Komponenten der Vitamin-B6-Gruppe etwa 40- bis 60-fach höher als jene der B9-Gruppe. In diesem Bereich ist die Kombination dieser Vitamine also synergistisch.
Gemäß 5. und 6. Beispiel sind Zusammensetzungen in Bezug auf eine temporäre Verbesserung der Leberfunktion in derselben Konzentration wie gemäß 4. Beispiel stärker wirksam, wenn zusätzlich täglich mindestens 25 mg an oligozyklischen Poly- phenolen als Antioxidans verabreicht wurden. In diesem Bereich ist die Kombination der Vitamine mit Antioxidantien also auch Synergistisch . Die genannten Zusammensetzungen finden Anwendung zur Leber- Regeneration oder zur Steigerung der Leber-Leistung oder zur Verabreichung an Personen mit eingeschränkter Leber-Funktion aber ohne Hyperhomocysteinämie, zur Verbesserung ihres Allgemeinbefindens. Dazu beträgt die Tagesdosis an damit verabreichtem Vitamin B12 im Bereich 0,1 - 1,2 mg/d; die Tagesdosis an damit verabreichtem Vitamin B9 (Folsäure) im Bereich 1 - 8 mg/d; und die Gesamt-Tagesdosis an damit verabreichter Vitaminzusammensetzung im Bereich 8 - 60 mg/d oder 8 - 20 mg/d (synergistischer Bereich) .
Nach Absetzen kehren die gemessenen Serumwerte innerhalb weniger (ca. 5-8) Wochen wieder auf ihre Ausgangswerte zurück, was den Schluss aufdrängt, dass die Verabreichung der beschriebenen Zusammensetzungen keine strukturellen Änderungen in der Leber im Sinne einer Heilung bewirkt, sondern aktiv in günstiger Weise in die Stoffwechselprozesse derart eingreift, dass Kompensations¬ mechanismen unterstützt werden. Aus dem gleichen Grund ist die Vermeidung von leberschädigenden Noxen wie Ethanol für den Therapieerfolg unabdingbar.
Die Erfindung ist nicht auf die beschriebenen Beispiele beschränkt, sondern ihr Umfang ergibt sich aus den beigefügten Ansprüchen .