Beschichtungsmittel zum Tauchbeschichten von Kapselhälften
Gebiet der Erfindung
Die Erfindung betrifft anspruchsgemäß ein Beschichtungsmittel zum
magensaftresistenten Beschichten von Kapselhälften aus wasserlöslichem oder in Wasser quellbarem Polymermaterial im Tauchverfahren.
Stand der Technik
Huyghebaert et al., European Journal of Pharmaceutical Sciences 21 (2004) 617 - 623, beschreiben eine alternative Methode zur magensaftresistenten Beschichtung von Kapseln aus Hydroxypropylmethylcellulose (HPMC), bei der fertig benutzbare (ready-to-use), magensaftresistente Kapselteile erhalten werden.
Im einleitenden Teil wird berichtet, dass magensaftresistent beschichtete HPMC- Kapseln seit langem in der diätetischen Nahrungsergänzungsmittel-Industrie als vegetarische Alternative zur Gelatine benutzt werden. Es wird auch erwähnt, dass die magensaftresistente Beschichtung von Hart-Gelatine-Kapseln aus organischen Lösungen zwar möglich, jedoch schwierig auszuführen ist und zur Versprödung der Kapsel, was eine schlechte Haftung der Beschichtung zur Folge haben kann. Dies kann durch das Aufbringen einer Zwischenschicht überwunden werden, was jedoch langwierig und kompliziert ist. Zudem gibt man Beschichtungsverfahren aus wässrigen Zubereitungen den Vorzug gegenüber Beschichtungsverfahren aus organischen Lösungen aufgrund der toxikologischen und sicherheitsrelevanten Aspekte. Das Beschichten von Gelatine-Kapseln aus wässrigen Zubereitungen ist jedoch sehr anspruchsvoll und bedingt lange Verarbeitungszeiten aufgrund der Wasserlöslichkeit der Gelatine, was insgesamt zu hohen Kosten führt.
Es wird weiterhin berichtet, dass sich im Gegensatz zu Gelatine-Kapseln HPMC- Kapseln relativ leicht aus wässrigen Zubereitungen heraus magensaftresistent beschichten lassen. Hier ist es allerdings erforderlich, zusätzlich eine Versiegelung
zwischen den Kapselhälften, z. B. durch eine manuell aufzubringende Gelatine- Lösung, aufzubringen, um eine Undichtigkeit der Kapsel und einen unkontrollierten Austritt des Inhalts schon im Magen zu vermeiden. Eine andere Technik ist es, zwischen die Kapselhälften Wasser-Ethanol-Gemische aufzubringen und die Teile bei 40 - 60 0C miteinander zu verschweißen.
Unter Verwendung von wässrigen Zubereitungen (EUDRAGIT® FS 30 D,
EUDRAGIT® L 30 D-55, Aquoat® AS-HF oder Sureteric®) auf Basis von
(Meth)acrylat-Copolymeren oder Polyvinylacetatphthalat, Weichmachern wie
Thethylcitrat und weiteren Hilfsstoffen wie z. B. Talkum, lassen sich HPMC-Kapseln magensaftresistent befilmen. Ein separater Versiegelungsschritt ist bei dieser Beschichtungstechnik verzichtbar. Insbesondere werden HPMC-Kapseln, die mit (Meth)acrylat-Copolymeren beschichtet wurden, in der Summe ihrer Eigenschaften als besonders vorteilhaft dargestellt.
Es wird weiterhin erwähnt, dass das Tauchverfahren zum magensaftresistenten Beschichten von Kapseln sehr zeitaufwendig ist und eine Vielzahl praktischer Probleme mit sich bringen kann. Insbesondere bestehen die Probleme in einer ungleichmäßigen Beschichtung und unbefriedigenden magensaftresistenten
Eigenschaften.
Aufgabe und Lösung
Mit Wirkstoffen oder Nahrungsmittelbestandteilen gefüllte Kapseln, insbesondere aus Gelatine oder Hydroxypropylmethylcellulose, werden seit langem auf den Gebieten der Pharmazie, der Nahrungsergänzungsmittel und der Kosmetik verwendet. Unter Wirkstoffen sind insbesondere pharmazeutische Wirkstoffe,
Nahrungsergänzungsmittel oder Wirkstoffe mit angenommener kosmetischer Wirkung, sogenannte Cosmeceuticals, zu verstehen. Magensaftresistente
Beschichtungen, die verhindern sollen, das der Kapselinhalt bereits im Magen freigesetzt wird, sind ebenfalls seit langem bekannt. Magensaftresistente
Beschichtungen werden gelegentlich im Fachjargon auch als enterische
Beschichtungen bezeichnet. Während Kapselhälften z. B. aus Gelatine mit hoher Präzision im Tauchverfahren hergestellt werden, werden die magensaftresistenten
Beschichtungen für solche Kapseln fast ausschließlich im Sprühverfahren erzeugt. Versuche, magensaftresistenten Beschichtungen im Tauchverfahren aufzubringen, verliefen bisher unbefriedigend.
Es wurde als eine Aufgabe gesehen, ein Beschichtungsmittel zur
magensaftresistenten (enterischen) Beschichtungen von Kapselhälften
bereitzustellen, das sich im Tauchverfahren aufbringen lässt. Das
Beschichtungsmittel soll weiterhin keine organischen Lösungsmittel enthalten. Das Beschichtungsmittel soll die Dichtigkeit der geschlossenen Kapseln im Magensaft gewährleisten, ohne dass die Kapsel dazu mit einer zusätzlichen Versiegelung versehen werden muss. Das Beschichtungsmittel soll eine ausreichende
Fließfähigkeit aufweisen, um im Tauchverfahren appliziert werden zu können, gleichzeitig aber kurze Trockenzeiten ermöglichen. Die getrocknete Beschichtung soll ausreichend elastisch sein und eine gleichmäßige Schichtdicke ausweisen. Im Milieu des Darms soll eine rasche Auflösung der Kapsel stattfinden.
Die Aufgabe wird gelöst durch ein
Beschichtungsmittel zum magensaftresistenten Beschichten von Kapselhälften aus wasserlöslichem oder in Wasser quellbaren Polymermaterial im Tauchverfahren, in Form einer wässrigen Dispersion oder Lösung, enthaltend eine Polymermischung aus mindestens einem ersten (Meth)acrylat Copolymer, welches magensaftresistent ist, und mindestens einem weiteren (Meth)acrylat Copolymer, welches
magensaftresistent oder wasserunlöslich ist, sowie Hilfsstoffe, die die Viskosität der Dispersion und die Elastizität des getrockneten Polymerfilms beeinflussen, dadurch gekennzeichnet, dass der Feststoffgehalt der Dispersion oder Lösung mehr als 25 Gew.-% und die Viskosität 150 bis 1500 mPa s beträgt, wobei ein aus der Dispersion oder Lösung erzeugter, getrockneter Film eine Reißdehnung von mindestens 200 % aufweist und sich eine aus zwei mit der Dispersion oder Lösung im Tauchverfahren beschichteten Kapselhälften zusammengesetzte Kapsel in 0,1 N HCl bei pH 1 ,2 nach zwei Stunden nicht auflöst, sich aber anschließend in Puffer bei pH 6,8 in weniger als 30 Minuten vollständig auflöst.
Ausführung der Erfindung
Die Erfindung betrifft anspruchsgemäß ein Beschichtungsmittel zum
magensaftresistenten Beschichten von Kapselhälften aus wasserlöslichem oder in Wasser quellbaren Polymermaterial im Tauchverfahren.
Kapsel hälften und Kapseln
Kapselhälften können Ober- oder Unterteile einer Kapsel sein. Ober- und Unterteil passen so zueinander, dass sie schlüssig ineinander gesteckt werden können und eine geschlossene Kapsel bilden. Eine Kapsel besteht somit aus einer Ober- und einer Unterhälfte, die bestimmungsgemäß als Behältnis mit einem Wirkstoff befüllt werden kann und anschließend durch Ineinanderstecken mit dem Oberteil fest verschlossen wird. Gefüllte Kapseln sind insbesondere zur oralen Applikation vorgesehen. Kapseln z. B. aus Gelatine ohne magensaftresistente Beschichtung lösen sich bereits im Magen auf.
Kapselhälften, Ober- oder Unterteile, bestehen insbesondere aus einem
wasserlöslichen oder in Wasser quellbaren Polymermaterial. Bevorzugt bestehen beide Kapselhälften aus Gelatine oder aus Hydroxypropylmethylcellulose. Bevorzugt ist Gelatine. Weniger gebräuchlich, jedoch auch als mögliches Material für
Kapselhälften zu nennen, sind Polymere wie z. B. Stärke, Pektin oder Agar.
In der Regel besteht eine Kapsel aus einem einheitlichen, insbesondere aus dem gleichen oder identischem Material. Somit bestehen bevorzugt beide Kapselhälften, Ober- und Unterhälfte, z. B. einheitlich aus Gelatine, insbesondere aus derselben bzw. identischer Gelatine.
Kapseln bzw. Kapselhälften aus wasserlöslichem oder in Wasser quellbaren
Polymermaterial sind zur Verabreichung von pharmazeutischen Wirkstoffen oder von Nahrungsergänzungsmitteln weit gebräuchlich. Zu nennen sind insbesondere die Gebiete der Pharmazie und der Nahrungsergänzungsmittel (Nutraceuticals), wobei
das Gebiet der Kosmetik, insofern Nahrungsergänzungsmittel oder potentielle Wirkstoffe (Cosmeceuticals) betroffen sind, eingeschlossen werden kann.
Die Kapselhälften sind magensaftresistent beschichtet.„Magensaftresistent beschichtet" bedeutet, dass die Kapselhälften auf ihrer Außenseite
magensaftresistent beschichtet wurden. Eine geschlossene Kapsel ist daher von außen gegenüber einer Auflösung im Magensaft, pH 1 bis etwa 5, geschützt. Die magensaftresistente Beschichtung löst sich im Bereich des Darmsaftes, oberhalb von pH 5, schnell auf, so dass sich das darunterliegende Kapselmaterial ebenfalls auflöst und den Inhalt freigibt.
Eine aus zwei mit der Dispersion oder Lösung im Tauchverfahren magensaftresistent beschichteten Kapselhälften zusammengesetzte Kapsel löst sich in 0,1 N HCl (künstlicher Magensaft nach USP ohne Enzymzusatz) bei pH 1 ,2 nach zwei Stunden nicht auf, löst sich anschließend in Puffer bei pH 6,8 nach USP, entweder nach Umpuffern des pH 1 ,2 Mediums auf pH 6,8 oder durch Übertragung der Kapsel in den pH 6,8 Puffer, vollständig auf. Eine geeignete Prüfmethodik ist dem Fachmann geläufig und kann z. B. der USP 32 entnommen werden. Die Kapseln werden mit Sinkern unter der Flüssigkeitsoberfläche gehalten.
Abmessung von Kapseln
Im Sinne der Erfindung kann eine geschlossene Kapsel eine Gesamtlänge im
Bereich von etwa 5 bis 50 mm aufweisen. Der Durchmesser des Oberteils kann im Bereich von etwa 4 bis 12 mm liegen. Der Durchmesser des Unterteils kann im Bereich von etwa 2 bis 10 mm liegen. Die Länge des Oberteils kann im Bereich von etwa 4 bis 20 mm liegen die des Unterteils im Bereich von 8 bis 30 mm. Das
Füllvolumen kann zwischen liegt bei etwa 0,1 und 2 ml liegen.
Kapseln können z. B. in normierte Größen von 000 bis 5 eingeteilt werden (s. dazu z. B.: Fahrig W. und Hofer U. (1983): Die Kapsel, Grundlagen, Technologie und
Biopharmazie einer modernen Arzneiform, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart).
Eine geschlossene Kapsel der Größe 000 hat beispielsweise eine Gesamtlänge von etwa 28 mm bei einem Durchmesser des Oberteils von etwa 9,9 mm und einem Durchmesser des Unterteils von etwa 9,5 mm. Die Länge des Oberteils beträgt etwa 14 mm, die des Unterteils 22 mm. Das Füllvolumen liegt bei etwa 1 ,4 ml.
Eine geschlossene Kapsel der Größe 5 hat beispielsweise eine Gesamtlänge von etwa 10 mm bei einem Durchmesser des Oberteils von etwa 4,8 mm und einem Durchmesser des Unterteils von etwa 4,6 mm. Die Länge des Oberteils beträgt etwa 5,6 mm, die des Unterteils 9,4 mm. Das Füllvolumen liegt bei etwa 0,13 ml.
Schichtdicken
Das erfindungsgemäße Beschichtungsmittel wird bevorzugt so eingestellt, dass sich im getrockneten Zustand Überzugsfilme mit Schichtdicken im Bereich von 20 bis 100, insbesondere 40 bis 80 μm ergeben. Dabei können die Kapselhälften bereits so hergestellt werden, dass die Wandstärken auf der Außenseite jeweils um die zu erwartende Schichtdicke des magensaftresistenten Überzugs vermindert werden, so dass sich nach der Tauchbeschichtung wiederum Standardwandstärken ergeben. Hat beispielsweise eine gebräuchliche Standard-Kapsel Ober- und Unterteile aus Gelatine mit einer Wandstärke von 100 μm, so werden die Wandstärken für magensaftresistent beschichtete Kapseln in der Herstellung auf z. B. ca. 60 μm verringert. Anschließend wird im Tauchverfahren eine magensaftresistente
Beschichtung von ca. 40 μm Schichtdicke im getrockneten Zustand aufgebracht. Die resultierenden Ober- und Unterteile weisen nun wieder Wandstärken von 100 μm auf und können ohne Änderung der maschinellen Einstellungen in gleicher Weise wie die Standard-Kapseln weiterverarbeitet werden.
Dichtfunktion der magensaftresistenten Beschichtung
Durch die Herstellung in Tauchverfahren erhält die untere Kapselhälfte, das Unterteil, einen durchgängigen magensaftresistenten Überzug, der im geschlossenen Zustand teilweise vom Oberteil überdeckt wird. Der überdeckte Teil der magensaftresistenten Beschichtung übernimmt, begünstigt durch die Elastizität des Films und seiner Gleichmäßigkeit, dabei eine Dichtfunktion, die das Eindringen von Magensaft durch
einen möglichen Spalt zwischen dem Unterteil und Oberteil wirkungsvoll verhindert. Das Taucherverfahren bietet somit einen Vorteil gegenüber der Beschichtung von geschlossenen Kapseln im Sprühverfahren, bei der es zu keiner Überdeckung kommt, wodurch die Stoßstelle am Rand der Oberteils stets die potentielle Gefahr einer Undichtigkeit mit sich bringt. In vielen Fällen wird deshalb vor der
magensaftresistenten Beschichtung von geschlossenen Kapseln im Sprühverfahren eine dichtende Banderole aufgebracht oder eine andere Maßnahme zur Abdichtung der Stoßstelle vorgenommen. Derartige Maßnahmen sind bei der Anwendung des erfindungsgemäßen Beschichtungsmittels im Tauchverfahren entbehrlich, was einen weiteren Vorteil darstellt.
Die Dichtigkeit des Kapselmaterials kann beispielsweise nachgewiesen werden, indem in die beschichteten Kapselhälften bzw. in die Kapsel ein Markerstoff, z. B. ein Farbstoff oder ein in Wasser gut löslicher, leicht nachweisbarer Wirkstoff gefüllt wird und dessen Austreten ins Medium bzw. dessen Verbleiben in der Kapsel während der Inkubation für 2 Stunden in 0,1 N HCl oder in künstlichen Magensaft pH 1 ,2 nach USP beobachtet wird. Es soll dabei kein oder nur ein sehr geringer Teil des
Markerstoffs im Medium, weniger als 10%, nachweisbar sein.
Wässrige Dispersion oder Lösung
Das erfindungsgemäße Beschichtungsmittel liegt in Form einer wässrigen Dispersion oder Lösung vor. Der Begriff„wässrige Dispersion oder Lösung" wird in weitem Sinne verstanden und soll alle Übergangszustände insbesondere auch sogenannte
Polymer-/kolloidale Lösungen einschließen. Die wässrige Dispersion besteht aus einer Feststoffphase und einer flüssigen Phase. Die Feststoffphase und die flüssige Phase ergänzen sich zu 100 Gew.-%.
Die flüssige Phase der wässrigen Dispersion oder Lösung basiert im Wesentlichen oder vollständig auf dem Dispergier- oder Lösungsmittel Wasser. Die flüssige Phase besteht somit zu mindestens 95, bevorzugt zu mindestens 98, insbesondere zu 100 Gew.-% aus Wasser. Organische Lösungsmittel wie z. B. Ethanol, Isopropanol oder Aceton können zu bis zu 5, bevorzugt bis zu 2 Gew.-% enthalten sein. Dies kann in Einzelfällen zur Herabsetzung der Oberflächenspannung oder zur Vorbeugung
gegenüber mikrobiologischer Kontamination von Nutzen sein. Bevorzugt sind jedoch keine organischen Lösungsmittel enthalten.
Der Begriff„Dispersion oder Lösung" bezieht sich darauf, dass die enthaltenen Stoffe in ihrer Gesamtheit entweder dispergiert, gelöst oder auch teilweise dispergiert oder gelöst in einem Zwischenzustand vorliegen können. Die wässrige Dispersion oder Lösung hat bevorzugt einen pH-Wert von 6,0 bis 10,0, insbesondere von 6,5 bis 9,0. Die enthaltenen (Meth)acrylat Copolymere liegen in diesem pH-Bereich überwiegend in dispergierter oder zumindest teilweise gelöster Form vor. Weichmacher liegen in der Regel in gelöster Form vor. Andere Zusatz- oder Hilfsstoffe wie z. B. Talkum können in dispergierter Form vorliegen.
Feststoffgehalt
Der Feststoffgehalt der wässrigen Dispersion oder Lösung beträgt mehr als 25, bevorzugt mehr als 30, insbesondere 32 - 36 Gew.-%. Zum Vergleich betragen die Feststoffgehalte von Dispersionen oder Lösungen, die in Sprühverfahren eingesetzt werden in der Regel nur um die 20 Gew.-%.
Der Feststoffgehalt wird insbesondere zusammen mit der Viskosität zur Steuerung der Balance zwischen guter Benetzbarkeit der noch unbeschichteten Kapselhälften im Tauchverfahren und akzeptabler Trocknungszeit der beschichteten Kapselhälften nach dem Tauchverfahren eingesetzt. Ist der Feststoffgehalt zu gering, werden die Trocknungszeiten zu lang, es kann zudem in der Regel keine ausreichende
Viskosität aufgebaut werden. Ist der Feststoffgehalt zu hoch, kann dies zu
Tropfenbildungen an den Tauchstiften und zu insgesamt ungleichmäßigen
Beschichtungen führen. Somit ist keine exakte Einstellung der Schichtdicke möglich.
Viskosität
Die Viskosität der wässrigen Dispersion oder Lösung beträgt 150 bis 1500, bevorzugt 180 bis 1000, insbesondere 200 bis 350 mPas. Die Viskosität kann z. B. mit einem Brookfield-Rotations-Viskosimeter bestimmt werden. Dem Fachmann ist die
Bestimmungsmethodik geläufig (s. z. B. ISO 3219:1993).
Reißdehnung
Die Elastizität des getrockneten Polymerfilms kann im Wesentlichen durch seine Reißdehnung charakterisiert werden. Ein aus der erfindungsgemäßen Dispersion oder Lösung z. B. durch Ausgießen erzeugter, getrockneter Film weist eine
Reißdehnung von mindestens 200, bevorzugt mindestens 250 % auf. Die
Reißdehnung in [%] kann an Probefilmen nach DIN 53 455 bestimmt werden.
(Meth)acrylat Copolymere
Die wässrige Dispersion oder Lösung, enthält eine Polymermischung aus mindestens einem ersten (Meth)acrylat Copolymer, welches magensaftresistent ist, und mindestens einem weiteren (Meth)acrylat Copolymer, welches magensaftresistent oder wasserunlöslich ist.
Mindestens ein erstes (Meth)acrylat Copolymer bedeutet ein oder mehrere erste (Meth)acrylat Copolymere.
Mindestens ein weiteres (Meth)acrylat Copolymer bedeutet ein oder mehrere weitere (Meth)acrylat Copolymere.
Die Polymermischung enthält bzw. besteht aus mindestens zwei (Meth)acrylat Copolymeren. Bevorzugt enthält bzw. besteht die Polymermischung aus zwei (Meth)acrylat Copolymeren.
Das erste (Meth)acrylat Copolymer, welches magensaftresistent ist, und das weitere (Meth)acrylat Copolymer, welches magensaftresistent oder wasserunlöslich ist, liegen bevorzugt in einem Verhältnis von 2 zu1 bis 1 zu 2 vor.
Das erste (Meth)acrylat Copolymer, welches magensaftresistent ist, und das weitere (Meth)acrylat Copolymer, welches magensaftresistent oder wasserunlöslich ist, machen bevorzugt mindestens 45, besonders bevorzugt mindestens 60 Gew.-%,
insbesondere mindestens 70 Gew.-% des in der Dispersion enthaltenen Feststoffs aus.
Unter einem magensaftresistenten (Meth)acrylat Copolymer werden solche
(Meth)acrylat Copolymere verstanden, die im pH Bereich des Magensafts, pH 1 ,0 bis 5,0 unlöslich sind, sich aber im pH-Bereich des Darmsafts, oberhalb von pH 5,0, insbesondere pH 5,5 bis 8,0, auflösen. Insbesondere setzen magensaftresistent überzogene Arzneiformen in 0,1 N HCl innerhalb von 2 Stunden höchstens 10 % des enthaltenen Wirkstoffs frei. Magensaftresistente (Meth)acrylat Copolymere sind gleichbedeutend mit (Meth)acrylat Copolymeren, die sich aus d- bis C4-Alkylestern der Acryl- oder Methacrylsäure zusammensetzen und mindestens 5 %, bevorzugt 5 bis 70, insbesondere 8 bis 60 % Monomerreste mit anionischen Gruppen, in der Regel Methacrylsäure-Resten, aufweisen, d- bis C4-Al kylestern der Acryl- oder Methacrylsäure sind insbesondere Methylmethacrylat, Ethylmethacrylat,
Butylmethacrylat, Methylacrylat, Ethylacrylat und Butylacrylat.
Erstes, magensaftresistentes (Meth)acrylat Copolymer
Bevorzugt ist das erste, magensaftresistente (Meth)acrylat Copolymer ein
anionisches (Meth)acrylat Copolymer. Bevorzugt beträgt die Glastemperatur des ersten (Meth)acrylat Copolymers nach ISO 11357-2, Punkt 3.3.3, mehr als 70 0C.
Bevorzugt ist das erste, magensaftresistente (Meth)acrylat Copolymer ein
Polymerisat aus 40 bis 60, Gew.-% Methacrylsäure und 60 bis 40 Gew.-%
Methylmethacrylat oder 60 bis 40 Gew.-% Ethylacrylat (Typ EUDRAGIT® L100 oder EUDRAGIT® L100-55).
Geeignet ist insbesondere EUDRAGIT® L100-55, das ein Copolymer aus 50 Gew.-% Ethylacrylat und 50 Gew.-% Methacrylsäure ist.
Ebenso geeignet sind anionische (Meth)acrylat Copolymere aus 20 bis 40 Gew.-% Methacrylsäure und 80 bis 60 Gew.-% Methylmethacrylat (Typ EUDRAGIT® S).
Weiteres (Meth)acrylat Copolymer
Das weitere (Meth)acrylat Copolymer kann magensaftresistent oder wasserunlöslich sein. Falls das weitere (Meth)acrylat Copolymer ein magensaftresistentes Polymer ist, ist es vom ersten magensaftresistenten (Meth)acrylat Copolymer verschieden.
Weiteres anionisches (Meth)acrylat Copolymer
Bevorzugt kann das weitere (Meth)acrylat Copolymer ein magensaftresistentes, anionisches Polymer sein, welches vom ersten magensaftresistenten (Meth)acrylat Copolymer verschieden ist. Bevorzugt beträgt die Glastemperatur des weiteren (Meth)acrylat Copolymers nach ISO 11357-2, Punkt 3.3.3, höchstens 70, bevorzugt höchstens 60, insbesondere höchstens 50 0C, z. B. 40 bis 60 0C.
Insbesondere geeignet ist z. B. ein Polymerisat aus 10 bis 30 Gew.-%,
Methylmethacrylat, 50 bis 70 Gew.-% Methylacrylat und 5 bis 15 Gew.-%
Methacrylsäure (Typ EUDRAGIT® FS)
Konkret geeignet ist z. B. EUDRAGIT® FS, welches ein Copolymer aus 25 Gew.-%, Methylmethacrylat, 65 Gew.-% Methylacrylat und 10 Gew.-% Methacrylsäure ist. EUDRAGIT® FS 30 D ist eine Dispersion enthaltend 30 Gew.-% EUDRAGIT® FS.
Weiterhin geeignet für die Zwecke der Erfindung ist ein (Meth)acrylat Copolymer (s. WO 2003/072087), welches sich aus
20 bis 34 Gew.-% Methacrylsäure und/oder Acrylsäure,
20 bis 69 Gew.-% Methylacrylat und
0 bis 40 Gew.-% Ethylacrylat und/oder gegebenenfalls
0 bis 10 Gew.-% weiteren vinylisch copolymehsierbarer Monomeren zusammensetzt, mit der Maßgabe, dass die Glastemperatur des (Meth)acrylat Copolymers nach ISO 11357-2, Punkt 3.3.3, höchstens 60 0C beträgt. Dieses (Meth)acrylatcopolymer weist insbesondere sehr gute Reißdehungseigenschaften auf.
Das Copolymer setzt sich insbesondere zusammen aus radikalisch polymerisierten Einheiten von
20 bis 34, bevorzugt 25 bis 33, besonders bevorzugt 28 bis 32 Gew.-%
Methacrylsäure oder Acrylsäure, bevorzugt ist Methacrylsäure,
20 bis 69, bevorzugt 35 bis 65, besonders bevorzugt 35 bis 55 Gew.-% Methylacrylat und gegebenenfalls
0 bis 40, bevorzugt 5 bis 35, besonders bevorzugt 15 bis 35 Gew.-% Ethylacrylat zusammen, mit der Maßgabe, dass die Glastemperatur des Copolymers (Messung ohne Weichmacherzusatz bei einem Restmonomergehalt (REMO) von weniger als 100 ppm, Aufheizrate 10 °C/min, Stickstoffatmosphare) nach ISO 11357-2, Punkt 3.3.3 (Tmg), höchstens 60, bevorzugt 40 bis 60, besonders bevorzugt 45 bis 55 0C beträgt.
Das Copolymer besteht bevorzugt in wesentlichen bis ausschließlich aus den
Monomeren Methacrylsäure, Methylacrylat und Ethylacrylat in den oben
angegegebenen Mengenanteilen.
Es können jedoch zusätzlich, ohne dass dies zu einer Beeinträchtigung der wesentlichen Eigenschaften führt, geringe Mengen im Bereich von 0 bis 10, z. B. 1 bis 5 Gew.-% weiterer vinylisch copolymehsierbarer Monomere, wie z. B.
Methylmethacrylat, Butylmethacrylat, Butylacrylat oder Hydroxyethylmethacrylat enthalten sein.
Unter Glastemperatur wird hier insbesondere die midpoint temperature Tmg nach ISO 11357-2, Punkt 3.3.3, verstanden. Die Messung erfolgt ohne Weichmacherzusatz, bei Restmonomergehalten (REMO) von weniger als 100 ppm, bei einer Aufheizrate von 10 °C/min und unter Stickstoffatmosphäre.
Weiterhin geeignet für die Zwecke der Erfindung sind (Meth)acrylat Copolymere (s. WO 2004/096185) aus
20 bis 33 Gew.-% Methacrylsäure und/oder Acrylsäure,
5 bis 30 Gew.-% Methylacrylat und
20 bis 40 Gew.-% Ethylacrylat und
größer 10 bis 30 Gew.-% Butylmethacrylat und
gegebenenfalls
0 bis 10 Gew.-% weiteren vinylisch copolymerisierbarer Monomeren, wobei sich die Anteile der Monomeren zu 100 Gew.-% addieren, zusammensetzt, mit der Maßgabe, daß die Glastemperatur des Copolymers (glass transition temperature) nach ISO 11357-2, Punkt 3.3.3 (midpoint temperature Tmg), 55 bis 70 0C beträgt. Copolymere dieses Typs sind wegen seiner guten
mechanischen Eigenschaften insbesondere zum Verpressen von Pellets zu
Tabletten geeignet.
Das oben genannte Copolymer setzt sich insbesondere zusammen aus radikalisch polymerisierten Einheiten von
20 bis 33, bevorzugt 25 bis 32, besonders bevorzugt 28 bis 31 Gew.-% Methacrylsäure oder Acrylsäure, bevorzugt ist Methacrylsäure,
5 bis 30, bevorzugt 10 bis 28, besonders bevorzugt 15 bis 25 Gew.-%
Methylacrylat,
20 bis 40, bevorzugt 25 bis 35, besonders bevorzugt 28 bis 32 Gew.-% Ethylacrylat, sowie größer 10 bis 30, bevorzugt 15 bis 25, besonders bevorzugt 18 bis 22 Gew.-% Butylmethacrylat zusammen, wobei die Monomerzusammensetzung so gewählt wird, dass die Glastemperatur des Copolymers 55 bis 70 0C, bevorzugt 59 bis 66, besonders bevorzugt 60 bis 65 0C beträgt.
Das Copolymer besteht bevorzugt in wesentlichen bis ausschließlich, zu 90, 95 oder 99 bis 100 Gew.-%, aus den Monomeren Methacrylsäure, Methylacrylat, Ethylacrylat und Butylmethacrylat in den oben angegebenen Mengenbereichen.
Es können jedoch zusätzlich, ohne daß dies zu einer Beeinträchtigung der
wesentlichen Eigenschaften führen muß, geringe Mengen im Bereich von 0 bis 10, z. B. 1 bis 5 Gew.-% weiterer vinylisch copolymehsierbarer Monomere, wie z. B.
Methylmethacrylat, Butylacrylat, Hydroxyethylmethacrylat, Vinylpyrrolidon,
Vinylmalonsäure, Styrol, Vinylalkohol, Vinylacetat und/oder deren Derivate enthalten sein.
Wasserunlösliche (Meth)acrylat Copolymere
Unter einem wasserunlöslichen (Meth)acrylat Copolymeren im Sinne der Erfindung werden solche (Meth)acrylat Copolymere verstanden, die über den gesamten pH- Bereich von 1 bis 14 wasserunlöslich bzw. lediglich in Wasser quellbar sind.
Bevorzugt handelt es sich um„neutrale" (Meth)acrylat Copolymere. Unter neutral wird verstanden, dass sich das (Meth)acrylat Copolymeren überwiegend oder ganz aus neutralen Monomeren zusammensetzt, z. B. zu mehr als 95, zu mehr als 98, zu mehr als 99 oder zu 100 Gew.-%. Der Begriff„neutral" schließt demnach das
Vorhandensein ionischer Gruppen im Polymer nicht vollständig aus. (Meth)acrylat Copolymere mit einem Gehalt von unter 5, bevorzugt weniger als 2, bevorzugt weniger als 1 Gew.-% an ionischen, insbesondere anionischen Gruppen werden als „neutral" im Sinne der Erfindung bzw. als„im Wesentlichen neutral" betrachtet. Diese neutralen bzw. im Wesentlichen neutralen, bzw. gegebenenfalls nur in geringem Maße ionischen Polymere sind wasserunlöslich bzw. lediglich in Wasser quellbar und weisen keine magensaftresistenten Eigenschaften auf.
Bevorzugt kann das weitere (Meth)acrylat Copolymer ein wasserunlösliches Polymer sein, welches ein Polymerisat aus 20 bis 40 Gew.-% Ethylacrylat, 60 bis 80 Gew.-% Methylmethacrylat und weniger als 5, bevorzugt weniger als 2, bevorzugt weniger als 1 Gew.-% Methacrylsäure ist (Typ EUDRAGIT® NE oder EUDRAGIT® NM).
Geeignet ist z. B, EUDRAGIT® NE, welches ein Copolymer aus 30 Gew.-%
Ethylacrylat und 70 Gew.-% Methylmethacylat.
Hilfsstoffe, die die Viskosität der Dispersion oder Lösung und die Elastizität des getrockneten Polymerfilms beeinflussen.
Die Viskosität der Dispersion und die Elastizität bzw. die Reißdehung, des getrockneten Polymerfilms können in der Regel nicht durch die Polymermischung allein in die geforderten Bereiche gebracht werden. Daher enthält die wässrige Dispersion oder Lösung zusätzlich Hilfsstoffe, die zusammen mit der
Polymermischung die Viskosität der Dispersion und die Elastizität des getrockneten Polymerfilms beeinflussen bzw. erhöhen und in die geforderten Bereiche steuern.
Eine vergleichsweise starke Beeinflussung der genannten Parameter kann insbesondere durch den Zusatz von Weichmachern oder basischen Substanzen erzielt werden. Diese Hilfsstoffe machen bevorzugt höchstens 30, insbesondere höchstens 20 Gew.-% des in der Dispersion enthaltenen Feststoffs aus. Der Gehalt dieser Hilfsstoffe kann z. B. 5 bis 30, bevorzugt 10 bis 20 Gew.-% des in der Dispersion enthaltenen Feststoffs betragen.
Weichmacher
Weichmacher können dazu beitragen, die Viskosität der Dispersion und die
Elastizität des getrockneten Polymerfilms beeinflussen bzw. erhöhen.
Als Weichmacher geeignete Stoffe haben in der Regel ein Molekulargewicht (Mw) zwischen 100 und 20 000 und enthalten eine oder mehrere hydrophile Gruppen im Molekül, z. B. Hydroxyl-, Ester- oder Aminogruppen. Geeignet sind Citrate, Phthalate, Sebacate, Rizinusöl. Beispiele geeigneter Weichmacher sind
Citronensäurealkylester, Propylenglykol, Glycerinester, Phthalsäurealkylester, Sebacinsäurealkylester, Sucroseester, Sorbitanester, Diethylsebacat , Dibutylsebacat und Polyethylenglykole 300 bis 35.000. Bevorzugte Weichmacher sind Tributylcitrat, Thethylcitrat, Acetyltriethylcitrat, Dibutylsebacat und Diethylsebacat. Die
Einsatzmengen von Weichmachern können im Bereich von 1 und 30, bevorzugt bei 5 bis 25 Gew.-%, bezogen auf die Polymermischung liegen. Bevorzugt sind
Polyethylenglykole mit hohem Molekulargewicht, insbesondere Polyethylenglykol 20.000 oder Polyethylenglykol 35.000, die die Viskosität der Dispersion oder Lösung stark erhöhen können.
Bevorzugt liegen die Einsatzmengen für Polyethylenglykol 20.000 oder
Polyethylenglykol 35.000 bei 5 bis 25, insbesondere 10 bis 20 Gew.-%, bezogen auf die Polymermischung. Zusätzlich können andere Weichmacher wie z. B. Triethylcitrat in Mengen von 5 bis 15 Gew.-% bezogen auf die Polymermischung mit
Polyethylenglykol 20.000 oder Polyethylenglykol 35.000 kombiniert werden.
Basische Substanzen
Basische Substanzen können dazu beitragen, die Viskosität der Dispersion und die Elastizität des getrockneten Polymerfilms beeinflussen bzw. erhöhen.
Um eine wässrige Lösung des magensaftresistenten (Meth)acrylat Copolymeren herzustellen ist in der Regel eine teilweise oder vollständige Neutralisation der Säuregruppen nötig. Das erste oder gegebenenfalls auch ein weiteres
magensaftresistentes (Meth)acrylat Copolymere kann z. B. nach und nach in Wasser eingerührt werden und dabei teilweise oder vollständig neutralisiert werden durch Zugabe einer basischen Substanz wie z. B. NaOH, KOH, Ammoniumhydroxid oder organischer Basen wie z. B. Triethanolamin. Es ist auch möglich, ein Pulver des Copolymeren einzusetzen, dem bereits bei seiner Herstellung zum Zweck der (Teil)neutralisation eine Base z. B. NaOH zugesetzt wurde, so dass das Pulver ein
bereits (teil)neutralisiertes Polymer ist. Insbesondere bevorzugt ist Natronlauge bzw. NaOH.
Weitere geeignete basische Substanzen sind z. B: Soda, Pottasche,
Nathumbikarbonat, Trinatriumphosphat, Trinatriumcitrat oder Ammoniak oder physiologisch verträgliche Amine, wie Thethanolamin oder Tris-(hydroxymethyl)- aminomethan, die kationischen, basischen Animosäuren Histidin, Arginin und/oder Lysin, natürliche oder synthetische Oligomere oder Polymere, z. B. aus 3 bis 100, bevorzugt 5 bis 25 Einheiten, von Histidin, Arginin oder Lysin, Poly-Histidine, PoIy- Arginine, Poly-Lysine, kationische bzw. zwitterionische Phopholipide, wie z. B.
Phosphatidylcholin, Ribonukleoside, Kondensationsprodukte der Hydroxylfunktion am Kohlenstoffatom 1 der Ribose mit der heterocyklischen Aminofunktion der Basen Adenin, Guanin, Cytosin, Thymin oder Uracil, entsprechend dem Vorkommen in der RNA, oder Desoxyribonukleoside, Kondensationsprodukte der Hydroxylfunktion am Kohlenstoffatom 1 der Desoxyribose mit der heterocyklischen Aminofunktion der Basen Adenin, Guanin, Cytosin, Thymin oder Uracil, entsprechend dem Vorkommen in der DNA.
Bevorzugt ist ein Neutralisationsgrad von 3 bis 12 mol-% der anionischen Gruppen zumindest des (Meth)acrylat Copolymers. Bevorzugt erfolgt die Neutralisation mit Natriumhydroxid in Form von 1 ,5 bis 2 normaler Natronlauge. Die relativ hohe Konzentration der Natronlauge verhindert eine zu hohe Herabsetzung des
Feststoffgehalts. Mit der Teilneutralisation geht eine Verdickung der Dispersion bzw. Lösung d.h. eine Erhöhung der Viskosität einher.
Der mengenmäßige Anteil von basischen Substanzen am Gesamtgehalt an den Hilfsstoffen, die die Viskosität der Dispersion und die Elastizität des getrockneten Polymerfilms beeinflussen bzw. erhöhen, ist im Vergleich zu Weichmachern eher gering. Der Einfluss der basischen Substanzen insbesondere auf die Viskosität ist jedoch relativ groß, so dass diese vergleichsweise geringen Mengen bereits deutliche Effekte bewirken. Bevorzugt wird eine Kombination aus Weichmachern und basischen Substanzen eingesetzt.
Weitere pharmazeutisch übliche Hilfsstoffe, die keine Weichmacher oder Basen sind
In Mengen, von z. B. höchstens 25, höchstens 10 Gew.-% oder höchstens 5 Gew.-% bezogen auf den Gesamtfeststoffgehalt der Dispersion oder Lösung können gegebenenfalls weitere pharmazeutisch übliche Hilfsstoffe, die keine Weichmacher oder Basen sind, jedoch auch auf den Gebieten der Nahrungsergänzungsmittel und der Kosmetik Anwendung finden, enthalten sein. Diese weiteren pharmazeutisch üblichen Hilfsstoffe beeinflussen die Viskosität der Dispersion oder Lösung und die Elastizität des getrockneten Polymerfilms in Vergleich zu den Weichmachern oder den Basen nur in geringerem Maße oder überhaupt nicht.
Hier sind z. B. Antioxidantien, Farbstoffe, Geschmacksstoffe, Glanzmittel, Gleitmittel, wie z. B. Talkum, Netzmittel, Pigmente, Stabilisatoren, Süßungsmittel etc. zu nennen. Diese dienen vor allem als Verarbeitungshilfsmittel und sollen in erster Linie z. B. ein sicheres und reproduzierbares Herstellungsverfahren, gute Langzeitlagerstabilitäten, ein gefälliges Aussehen oder die Identifizierbarkeit gewährleisten.
Besonderer Erwähnung bedürfen insbesondere Pigmente. Pigmente müssen um deckend zu sein z. B. in relativ hohen Konzentrationen zugesetzt werden, z. B. in Mengen von 10 bis 25 Gew.-% bezogen auf den Gesamtfeststoffgehalt der
Dispersion oder Lösung. In diesem hohen Mengen und abhängig vom verwendeten Pigment ist in der Regel ein zumindest leichter, messbarer Einfluss auf die Viskosität der Dispersion oder der Elastizität des getrockneten Polymerfilms zu beobachten. Beim Zusatz hoher Mengen an Pigmenten wird die Viskosität eventuell zunehmen, während die Elastizität des getrockneten Polymerfilms in der Regel abnehmen dürfte. Dies kann jedoch durch eine leichte Verschiebung der Art und der
Mengenverhältnisse der anderen Komponenten, die ihrerseits einen größeren
Einfluss auf die Viskosität der Dispersion oder der Elastizität des getrockneten Polymerfilms haben, die Polymermischung, sowie gegebenenfalls Weichmacher oder Basen, ausgeglichen werden.
Weitere Hilfsstoffe, die keine Weichmacher oder Basen sind und die auch keine Pigmente sind, sind, falls überhaupt vorhanden, in der Regel in weit aus geringeren
Konzentrationen enthalten, z. B. weniger als 10, weniger als 5 oder weniger als 2 Gew.-% bezogen auf den Gesamtfeststoffgehalt der Dispersion oder Lösung. Diese weiteren Hilfsstoffe beeinflussen schon deshalb die Viskosität der Dispersion oder der Elastizität des getrockneten Polymerfilms in vernachlässigbarer Weise oder nur in sehr geringer Weise.
Bevorzugt sind als Hilfsstoffe nur Weichmacher und/oder Basen sowie optional Pigmente enthalten.
Tauchverfahren
Dem Fachmann sind die Tauchverfahren bzw. Tauchbeschichtungsverfahren zur Herstellung von Kaselhälften und zur magensaftresistenten Beschichtung von Kapselhälften bekannt (s. dazu z. B.: Fahrig W. und Hofer U. (1983): Die Kapsel, Grundlagen, Technologie und Biopharmazie einer modernen Arzneiform,
Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart).
Kapselhälften werden durch das Eintauchen von Stiften in viskose Lösungen, z.B. Gelatinelösungen, hergestellt. Die Stifte werden anschließend aus der viskosen Lösung herausgenommen. Die viskose Lösung trocknet auf den Stiften. Die
Kapselhälften werden mittels eines Schneidwerkzeugs auf den Stiften gerade abgeschnitten und anschließend von den Stiften entfernt. Da zusammengehörige Ober- und Unterteile von Kapseln unterschiedliche Größen und Geometrien aufweisen, werden sie separat hergestellt.
Das Verfahren zur magensaftresistenten Beschichtung von Kapselhälften kann in das Tauchverfahren zur Herstellung von Kapselhälften integriert werden, indem die auf den Tauchstiften getrockneten Kapselhälften in einem zusätzlich Arbeitschritt in das erfindungsgemäße Beschichtungsmittel getaucht werden. In analoger Weise werden die magensaftresistenten beschichteten Kapselhälften mittels eines
Schneidwerkzeugs auf den Stiften gerade abgeschnitten und anschließend von den Stiften entfernt.
Verfahren
Die Erfindung betrifft weiterhin ein
Verfahren zur Herstellung von magensaftresistenten beschichteten Kapselhälften im Tauchverfahren mittels der Schritte:
• Eintauchen von unbeschichteten Kapselhälften auf Tauchstiften in ein
Beschichtungsmittel nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 10,
• Entnahme der Stifte mit den magensaftresistent beschichteten Kapsel hälften,
• Trocknen des Beschichtungsmittels,
• Abschneiden der beschichteten Kapselhälften auf den Stiften mittels eines
Schneidwerkzeugs und
• Entnahme der magensaftresistenten beschichteten Kapselhälften von den Stiften.
Verwendung
Die Erfindung betrifft die Verwendung eines erfindungsgemäßen
Beschichtungsmittels zur magensaftresistenten Beschichtung von Kapselhälften im Tauchverfahren. Die magensaftresistent beschichteten Kapselhälften können zur Herstellung von mit Wirkstoffen oder Nahrungsergänzungsmitteln befüllten Kapseln für orale Anwendungen auf den Gebieten der Pharmazie, der
Nahrungsergänzungsmittel oder der Kosmetik verwendet werden.
Beispiele
Erstes (Meth)acrylat Copolymer:
EUDRAGIT® L100-55 ist ein Copolymer aus 50 Gew.-% Ethylacrylat und 50 Gew.-% Methacrylsäure.
Weitere (Meth)acrylat Copolymere
EUDRAGIT® FS ist ein Copolymer aus 25 Gew.-%, Methylmethacrylat, 65 Gew.-% Methylacrylat und 10 Gew.-% Methacrylsäure. EUDRAGIT® FS 30 D ist eine Dispersion enthaltend 30 Gew.-% EUDRAGIT® FS.
EUDRAGIT® NE ist ein Copolymer aus 30 Gew.-% Ethylacrylat und 70 Gew.- % Methyl methacylat.
Hilfsstoffe die die Viskosität der Dispersion und die Elastizität des getrockneten Polymerfilms beeinflussen:
Polyethylenglykol 35.000 (PEG 35000) und Thethylcitrat (TEC), sowie NaOH (zur Teilneutralisation von EUDRAGIT® L100-55 / EUDRAGIT® L 30 D55).
Formulierungen:
Als Basis für alle Beispiele und als Vergleichsbeispiele diente eine teilneutralisierte
Redispergierung von EUDRAGIT® L 100 - 55. Dies hat den Zweck eine etwas höhere Feststoffkonzentration als mit handelsüblichem EUDRAGIT®L 30 D - 55 zu erreichen.
Dazu wurden 300 g EUDRAGIT® L 100 - 55 mittels Propellerrührer in 650 g entmineralisiertem Wasser durch langsame Zugabe eingearbeitet. Nach 30 Minuten Rühren wurden langsam 50 g 2 N NaOH Lösung zugegeben um eine Dispersion mit einem Feststoffgehalt von 30,4 % zu erzeugen. Der Teilneutralisationsgrad entspricht etwa 6 mol-% der im Copolymer enthaltenen anionischen Gruppen.
Mit dieser Basisformulierung wurden folgende Endmischungen hergestellt.
Handelsübliche Hartgelatinekapselhüllen wurden damit durch Tauchen mit
anschließendem Trocknen überzogen.
Die Ergebnisse der Beispiele 1 bis 3 und Vergleichsbeispiele V4 bis V7 sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst.
Tabelle
% von Polymer = Gew.-%, bezogen auf das bzw. die Polymere
+++ =ideal, ++= gut, += noch akzeptabel,
- = zu dick und ungleichmäßig,— = sehr brüchig