Tabletten enthaltend Dapoxetin und Trockenverarbeitungsverfahren zu deren Herstellung
Die Erfindung betrifft Tabletten, enthaltend Dapoxetin oder ein pharmazeutisch verträgliches Salz davon sowie pharmazeutische Hilfsstoffe, insbesondere Adhäsionsmittel, wobei die Tabletten eine Gleichförmigkeit des Gehalts von bevorzugt 95 % bis 105 % aufweisen und Trockenverarbeitungsverfahren zu deren Herstellung. Die erfindungsgemäßen Tabletten können Dapoxetin in kristalliner oder amorpher Form enthalten. Folglich betrifft die Erfindung zudem ein Intermediat, enthaltend Dapoxetin in amorpher Form und ein Verfahren zu dessen Herstellung.
Dapoxetin gehört im weiteren Sinne der Gruppe der Selektiven Serotonin-Re-uptake Inhibitoren (SSRI) an, wobei es insbesondere das Transportmolekül von Serotonin hemmt.
Die chemische Bezeichnung von Dapoxetin [INN] ist (S)-(+)-N,N-Dimethyl- l -phenyl-3- ( l -naphthalenyloxy)-propanamin. Die chemische Struktur von Dapoxetin wird in nachstehender Formel ( 1 ) dargestellt:
( 1 ) Dapoxetin
Die Synthese von Dapoxetin ist in EP 0 288 188 Bl beschrieben.
EP 1 225 881 B l betrifft die Verwendung von Dapoxetin zur Behandlung oder Handhabung von sexueller Funktionsstörung. Hierfür werden Kapsel- und Tablettenformulierungen mit einem Dapoxetingehalt von etwa 2,5 bis 10 Gew.-% vorgeschlagen. Hartgelatinekapseln werden von Patienten häufig als unangenehm zum Einnehmen empfunden. Im Hinblick auf die Tablettenformulierungen hat es sich jedoch beim Verpressen gezeigt, dass kristallines Dapoxetin (insbesondere beim Übergang von einer Exzenterpresse auf eine Rundläuferpresse) zur Verklebung neigt. Dies führt zu unerwünschten negativen qualitativen Änderungen der Tablettenoberfläche, welche ein nachfolgendes einheitliches Coating erschweren und im Extremfall zum Deckeln der Tabletten führen, insbesondere bei längerem Lauf der
Tablettlermaschinen. Dies führt zu unerwünschten Schwankungen des Wirkstoffgehalts in den resultierenden Tabletten.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es daher, die geschilderten Nachteile der Formulierungen des Standes der Technik zu überwinden und Darreichungsformen bereit zu stellen, die angenehm für den Patienten zu verabreichen sind und eine zuverlässige Wirkstoffzufuhr, insbesondere bei höherem Wirkstoffgehalt (drug load) gewährleisten.
Des Weiteren sollen Darreichungsformen von Dapoxetin bereitgestellt werden, die eine gute Löslichkeit und Bioverfügbarkeit bei zeitgleich guter Lagerstabilität gewährleisten.
Schließlich war es Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zur Herstellung von Dapoxetin enthaltenden Tabletten bereit zu stellen, die eine vorteilhafte Lackierbarkeit zeigen. Dies ist wichtig, da Dapoxetin einen bitteren Geschmack aufweist und deshalb zur Geschmacksmaskierung bevorzugt überzogen wird. Beim Überzug der erfindungsgemäßen Tabletten soll es daher zu keinen "Abplatzern" kommen.
Die Aufgaben konnten unerwartet durch Bereitstellung von Dapoxetin-Tabletten mit einer hohen Gleichförmigkeit des Gehalts [content uniformity) bei mittlerem bis hohem Wirkstoffgehalt gelöst werden. Insbesondere wurde gefunden, dass die Aufgaben sich besonderes vorteilhaft durch vier bevorzugte erfinderische Aspekte lösen lassen, die einzeln oder in Kombination verwirklicht werden können.
In einem ersten Aspekt der vorliegenden Erfindung wird die Menge an Schmiermittel (verglichen mit der in EP 1 225 881 Bl verwendeten Schmiermittelmenge) erhöht. In einem zweiten Aspekt wird Dapoxetin, bevorzugt kristallines Dapoxetin, mit einer speziellen Teilchengrößenverteilung verwendet. In einem dritten Aspekt erfolgt die Überführung von Dapoxetin, insbesondere kristallinem Dapoxetin, in einen stabilisierten amorphen Zustand. Schließlich erfolgt in einem vierten Aspekt die Verarbeitung von Dapoxetin zu Tabletten mittels Trockenverarbeitung, insbesondere Trockengranulierung bei kristallinem Dapoxetin bzw. Trockengranulierung oder Direktverpressung bei stabilisiertem amorphem Dapoxetin. Die dargestellten erfindungsgemäßen Aspekte stellen Alternativlösungen für die vorstehend beschriebenen Aufgaben dar.
Gegenstand der Erfindung sind daher Tabletten, enthaltend Dapoxetin oder ein pharmazeutisch verträgliches Salz davon sowie pharmazeutische Hilfsstoffe, insbesondere Adhäsionsmittel, wobei die Tabletten eine Gleichförmigkeit des Gehalts von 85 % bis 115 % aufweisen, bestimmt gemäß Ph. Eur.6.0, Abschnitt 2.9.6, und wobei insbesondere der Wirkstoffgehalt mehr als 10 bis 60 Gew.-% beträgt. Der
Wirkstoffgehalt bezieht sich hierbei im Falle von überzogenen Tabletten auf das Gesamtgewicht des Tablettenkerns. Im Falle von nicht überzogenen Tabletten bezieht sich der Wirkstoffgehalt auf das Gesamtgewicht der Tablette.
Ebenfalls ist Gegenstand der Erfindung ein Trockengranulier-Verfahren zur Herstellung von Tabletten, enthaltend Dapoxetin oder ein pharmazeutisch verträgliches Salz davon sowie ein Adhäsionsmittel, umfassend die Schritte
(i) Vermischen von Dapoxetin mit einem Adhäsionsmittel und gegebenenfalls weiteren pharmazeutischen Hilfsstoffen; (ii) Kompaktierung zu einer Schülpe;
(Ui) Granulierung der Schülpe; (iv) Kompression der resultierenden Granulate zu Tabletten, gegebenenfalls unter Zusatz weiterer pharmazeutischer Hilfsstoffe; und (v) gegebenenfalls Überziehung, insbesondere Befilmung der Tabletten.
Gegenstand der Erfindung ist ferner ein Intermediat, enthaltend amorphes Dapoxetin und ein Adhäsionsmittel. Das Intermediat stellt amorphes Dapoxetin in stabilisierter Form dar. Gegenstand der Erfindung sind ferner verschiedene Verfahren zur Herstellung von stabilisiertem amorphem Dapoxetin in Form des erfindungsgemäßen Intermediats.
Gegenstand der Erfindung sind Dapoxetin enthaltende Tabletten. Im Allgemeinen sind unter dem Begriff "Tabletten" feste Arzneizubereitungen zu verstehen, die eine Dosis eines Wirkstoffs (hier: Dapoxetin) und üblicherweise einen oder mehrere pharmazeutische Hilfsstoffe enthalten. Tabletten werden üblicherweise durch Pressen eines konstanten Volumens von Substanzteilchen hergestellt. Tabletten sind üblicherweise zum Einnehmen bestimmt. Sie werden üblicherweise entweder zerkaut oder bevorzugt unzerkaut geschluckt, vor der Anwendung in Wasser aufgelöst oder zerfallen gelassen oder zur Freisetzung des Wirkstoffs in der Mundhöhle behalten.
Bei den erfindungsgemäßen Tabletten (bzw. bei den Tabletten hergestellt nach dem erfindungsgemäßen Verfahren) handelt es sich bevorzugt um Tabletten, die unzerkaut geschluckt werden. Insbesondere handelt es sich um überzogene Tabletten, die aus einem Tablettenkern und einer darauf angebrachten Schicht aufgebaut sind.
Die erfindungsgemäßen Tabletten enthalten Dapoxetin. Im Rahmen dieser Erfindung umfasst der Begriff "Dapoxetin" (S)-(+)-N,N-Dimethyl- l-phenyl-3-(l-naphthalenyloxy)- propanamin gemäß vorstehender Formel (1). Zudem umfasst der Begriff "Dapoxetin" alle pharmazeutisch verträglichen Salze sowie Hydrate und Solvate davon.
Bei den Salzen kann es sich um Säureadditionssalze handeln. Beispiele für geeignete Salze sind Hydrochloride, Carbonate, Hydrogencarbonate, Acetate, Lactate, Butyrate,
Propionate, Sulfate, Methansulfonate, Citrate, Tartrate, Nitrate, Sulfonate, Oxalate und /oder Succlnate. Bevorzugt wird Dapoxetin im Rahmen dieser Erfindung in Form des Hydrochlorids verwendet.
Die erfindungsgemäßen Tabletten weisen eine Gleichförmigkeit des Gehalts von 85 % bis 115 % auf. (Das heißt, sämtliche Tabletten haben einen Wirkstoffgehalt zwischen 85 % und 1 15 % des durchschnittlichen Wirkstoffgehalts.) Bevorzugt weisen die erfindungsgemäßen Tabletten eine Gleichförmigkeit des Gehalts von 90 bis 1 10 %, mehr bevorzugt von 95 % bis 105 %, noch mehr bevorzugt von 96 % bis 104 %, besonders bevorzugt von 97 % bis 103 % und insbesondere von 98 % bis 102 % auf. Die Gleichförmigkeit des Gehalts (Content Unjformity) wird gemäß dem Europäischen Arzneibuch (nachfolgend Ph. Eur.), Ausgabe 6.0, 2008, Abschnitt 2.9.6, Prüfung A, bestimmt. Die angegebenen Werte der Gleichförmigkeit des Gehalts beziehen sich im Rahmen dieser Erfindung auf eine Tablettenherstellung im Produktionsmaßstab. Hierfür wird in 10 zufällig nach dem Stichprobenverfahren entnommenen Tabletten aus einer Produktionscharge von 100.000 Tabletten einzeln der Dapoxetin-Gehalt mittels HPLC /UV bestimmt:
Folgende Messbedingungen sind zu wählen.
Wie vorstehend ausgeführt, weisen die erfindungsgemäßen Tabletten (bzw. die Tabletten hergestellt nach dem erfindungsgemäßen Verfahren) üblicherweise einen Wirkstoffgehalt von mehr als 10 bis 60 Gew.-%, bevorzugt von 12 bis 55 Gew.-%, mehr bevorzugt von 15 bis 50 Gew.-%, besonders bevorzugt von 20 bis 45 Gew.-%, insbesondere von 22 bis 40 Gew.-%, auf. Der Wirkstoffgehalt bezieht sich, wie vorstehend bereits erläutert, im Falle von überzogenen Tabletten auf das Gesamtgewicht des Tablettenkerns. Im Falle von nicht überzogenen Tabletten bezieht sich der Wirkstoffgehalt auf das Gesamtgewicht der Tablette.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform enthalten die erfindungsgemäßen Tabletten (bzw. die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Tabletten) 1 ,0 bis 5,0 Gew.-%, mehr bevorzugt 1 , 1 bis 4,0 Gew.-%, noch mehr bevorzugt 1 ,2 bis 3,0 Gew.-, besonders bevorzugt 1 ,3 bis 2,5 Gew.-%, insbesondere 1 ,5 bis 2,0 Gew.-%, Schmiermittel. Der Schmiermittelgehalt bezieht sich hierbei im Falle von überzogenen Tabletten auf das Gesamtgewicht des Tablettenkerns. Im Falle von nicht überzogenen Tabletten bezieht sich der Schmiermittelgehalt auf das Gesamtgewicht der Tablette.
Schmiermittel sind im Allgemeinen Mittel, die zu einer Verringerung der Haftreibung, Gleitreibung und/oder Rollreibung führen. Insbesondere reduzieren Schmiermittel die an der Grenzfläche zwischen Tablette und Matrize auftretenden Scherkräfte. Bevorzugt werden Schmiermittel in fester Form verwendet. Bevorzugt sind Schmiermittel, die zu einem R-Wert von 0,90 bis 0,99, insbesondere 0,92 bis 0,98 führen. Der so genannte
"R- Wert" ist hierbei ein Maß für die Effektivität des Schmiermittels. Der R-Wert wird an instrumentierten Exzenterpressen durch Vergleich der Kraft am Oberstempel mit der
Kraft am Unterstempel bestimmt, siehe Strickland et al., J. Am. Pharm. Ass., Sei. Ed.
45, 51 (1956). Es gilt die Beziehung
R = Kraft am Oberstempel / Kraft am Unterstempel.
Geeignete Schmiermittel stellen z.B. Stearinsäure, Adipinsäure, Beheninsäure, Myristinsäure, Laurinsäure, Caprinsäure, Palmitinsäure und deren Derivate, insbesondere Esterderivate dar. Beispiele für geeignete Schmiermittel sind Glycerinmonostearat, Glycerolmonopalmitat, Sorbitanfettsäureester (Arlacel®- Produkte), Polyethylenoxidfettsäureester (Ethofats®), Polyvinylmyristat,
Polyvinylstearat, Diglykolstearat, Stearinsäure, Adipinsäure, Stearylalkohol, Myristylalkohol, Cetylalkohol Natriumstearylfumarat, Calciumstearat,
Aluminiumstearat, Zinkstearat und/oder Magnesiumstearat dar. Ebenfalls kann Polyethylenglykol mit einem gewichtsmittleren Molekulargewicht von 1000 bis 10.000 g/mol, insbesondere in Form einer partikulären Zusammensetzung mit einer volumenmittleren Teilchengröße von 0, 1 bis 20 μm, mehr bevorzugt von 1 bis 10 μτa als Schmiermittel verwendet werden. Ebenfalls kann Talkum oder entfettetes Milchpulver verwendet werden. Schließlich können anorganische Gleitmittel auf Basis von Aluminiumsilikaten verwendet werden, z.B. Aluminiumhydrosilikate (Gleitol®) oder Bolus alba.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform sind die erfindungsgemäßen Tabletten erhältlich durch Verpressen von Dapoxetin in Form einer partikulären Wirkstoffzusammensetzung mit einer mittleren Teilchengröße (D50) von 0,5 bis 150 μm, mehr bevorzugt von 1 bis 80 μm, noch mehr bevorzugt von 2 bis 50 μm, besonders bevorzugt von 3 bis 35 μm, insbesondere von 4 bis 20 μm, zusammen mit pharmazeutischen Hilfsstoffen. Analog wird Dapoxetin in Form der partikulären
Zusammensetzung mit vorstehend definierter Teilchengröße bevorzugt im erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzt. Die vorstehend angegebenen Teilchengrößen beziehen sich hierbei auf Dapoxetin in kristalliner oder amorpher Form. Dies war besonders überraschend, da normalerweise der Wirkstoff in einer sehr feinen Teilchengröße zur Verbesserung der Löslichkeit eingesetzt wird, da dadurch die benetzbare Oberfläche vergrößert wird. Dies ist aber im Falle von Dapoxetin nicht notwendig, da Dapoxetin - HCl gemäß der USP-Klassifikation in Wasser löslich ist. Weiterhin führt ein zu feiner Wirkstoff bei einer Trockenverarbeitung häufig zu einer Entmischung, da die zugesetzten Hilfsstoffe meist in einer größeren Teilchenverteilung vorliegen, damit noch eine Verpressbarkeit gewährleistet wird und die Tabletten nicht deckein. Des Weiteren führt feiner Wirkstoff in sehr hohen Konzentrationen (wie erfindungsgemäß) normalerweise zu einer schlechten Verpressbarkeit bis hin zum Deckeln der Tabletten.
Der Ausdruck "mittlerer Teilchendurchmesser" bezieht sich im Rahmen dieser Erfindung stets auf den D50-Wert des volumenmittleren Teilchendurchmessers, der mittels Laserdiffraktometrie bestimmt wurde. Insbesondere wurde zur Bestimmung ein Mastersizer 2000 von Malvern Instruments verwendet (Nassmessung, mit Ultraschall 60 sek, 2000 rpm, wobei die Auswertung nach dem Fraunhofer Modell erfolgt und bevorzugt ein Dispergiermittel verwendet wird, in dem sich die zu messende Substanz bei 20 0C nicht löst). Der mittlere Teilchendurchmesser, der auch als D50-Wert der integralen Volumenverteilung bezeichnet wird, wird im Rahmen dieser Erfindung als der Teilchendurchmesser definiert, bei dem 50 Volumen-% der Teilchen einen kleineren Durchmesser haben als der Durchmesser, der dem D50-Wert entspricht. Ebenso haben dann 50 Volumen-% der Teilchen einen größeren Durchmesser als der D50-Wert. Die Ausdrücke "mittlere Teilchengröße" und "mittlerer Teilchendurchmesser" werden im Rahmen dieser Anmeldung synonym verwendet.
Die erfindungsgemäßen Tabletten (bzw. die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Tabletten) weisen bevorzugt ein Verhältnis von Tablettenhöhe zu Gewicht von 0,005 bis 0,3 mm/mg, besonders bevorzugt 0,01 bis 0,2 mm/mg, auf.
Ferner weisen die erfindungsgemäßen Tabletten (bzw. die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Tabletten) bevorzugt eine Härte von 50 bis 150 N, besonders bevorzugt von 60 bis 120 N, auf. Die Härte wird gemäß Ph.Eur. 6.0, Abschnitt 2.9.8 bestimmt. Die erfindungsgemäßen Tabletten weisen die vorstehend genannte Härte insbesondere unter Verwendung der vorstehend genannten bevorzugten Schmiermittelmenge (z.B. 1 bis 3 Gew.-%) auf.
Zudem zeigen die erfindungsgemäßen Tabletten (bzw. die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Tabletten) bevorzugt eine Friabilität von
kleiner 5 %, besonders bevorzugt von kleiner 3,0 %, insbesondere kleiner 1 ,0 %, auf. Die Friabilität wird gemäß Ph.Eur. 6.0, Abschnitt 2.9.7 bestimmt.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform enthalten die erfindungsgemäßen Tabletten (bzw. die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Tabletten) Dapoxetin in amorpher Form. Der Begriff "amorph" wird im Rahmen dieser Erfindung als Bezeichnung für den Zustand fester Stoffe verwendet, bei dem die Bausteine (Atome, Ionen oder Moleküle, d.h. im Falle von amorphem Dapoxetin die Dapoxetinmoleküle) keine periodische Anordnung über einen größeren Bereich (= Fernordnung) aufweisen. In amorphen Stoffen sind die Bausteine üblicherweise nicht vollständig regellos und rein statistisch angeordnet, sondern so verteilt, dass eine gewisse Regelmäßigkeit und Ähnlichkeit mit dem kristallinen Zustand hinsichtlich Abstand und Orientierung der nächsten Nachbarn erkennbar sind (= Nahordnung). Amorphe Stoffe weisen folglich bevorzugt eine Nahordnung, aber keine Fernordnung auf.
Feste amorphe Stoffe sind im Gegensatz zu den anisotropen Kristallen isotrop. Sie haben üblicherweise keinen definierten Schmelzpunkt, sondern gehen allmählich über langsames Erweichen in den flüssigen Zustand über. Ihre experimentelle Unterscheidung von kristallinen Stoffen kann mit Hilfe der Röntgenbeugung erfolgen, die für sie keine scharfen, sondern normalerweise nur wenige diffuse Interferenzen bei kleinen Beugungswinkeln liefert.
Insbesondere liegt das amorphe Dapoxetin in stabilisierter Form, d.h. in Form eines Intermediats, enthaltend amorphes Dapoxetin und Adhäsionsmittel, vor. Das erfindungsgemäße Intermediat kann im Allgemeinen zur Formulierung von Arzneimitteln verwendet werden. Bevorzugt wird es im erfindungsgemäßen Trockenverarbeitungsverfahren, insbesondere Trockengranulierverfahren oder in einer Direktverpressung verwendet.
Das erfindungsgemäße Trockengranulierverfahren ist ein Verfahren zur Herstellung von Tabletten, enthaltend Dapoxetin oder ein pharmazeutisch verträgliches Salz davon sowie Adhäsionsmittel, umfassend die Schritte
(i) Vermischen von Dapoxetin (z.B. amorphes Dapoxetin in Form der erfindungsgemäßen Intermediate oder kristallines Dapoxetin) mit
Adhäsionsmittel und gegebenenfalls weiteren pharmazeutischen Hilfsstoffen; (U) Kompaktierung zu einer Schülpe; (iii) Granulierung der Schülpe;
(iv) Kompression der resultierenden Granulate zu Tabletten, gegebenenfalls unter Zusatz weiterer pharmazeutischer Hilfsstoffe; und
(v) gegebenenfalls Überziehung, insbesondere Befilmung der Tabletten.
Alternativ zu oben genanntem Trockengranulierverfahren kann die Tablettenherstellung auch mittels Direktverpressung erfolgen. Die Direktverpressung ist insbesondere dann bevorzugt, wenn Dapoxetin in amorpher Form verwendet wird oder auch wenn Dapoxetin in kristalliner Form zusammen mit der vorstehend als bevorzugt angegebenen Schmiermittelmenge (z.B. 1 bis 3 %) angegeben wird. Die Direktverpressung entspricht dem vorstehend beschriebenen Verfahren, wobei die Schritte (ii) und (Ui) weggelassen werden.
Somit ist Gegenstand der Erfindung ein Verfahren zur Herstellung von Dapoxetin- Tabletten mittels Direktverpressung, umfassend die Schritte
(i) Vermischen von amorphem Dapoxetin in Form der erfindungsgemäßen Intermediate mit Adhäsionsmittel und gegebenenfalls weiteren pharmazeutischen Hilfsstoffen;
(iv) Kompression der resultierenden Mischung zu Tabletten, gegebenenfalls unter Zusatz weiterer pharmazeutischer Hilfsstoffe; und
(v) gegebenenfalls Überziehung, insbesondere Befilmung der Tabletten.
Ebenfalls ist Gegenstand der Erfindung ein Verfahren zur Herstellung von Dapoxetin- Tabletten mittels Direktverpressung, umfassend die Schritte (i) Vermischen von kristallinem Dapoxetin mit Adhäsionsmittel, Schmiermittel und gegebenenfalls weiteren pharmazeutischen Hilfsstoffen, wobei die Schmiermittelmenge 1 bis 5 Gew.-%, bevorzugt 1 , 1 bis 4,0 Gew.-%, noch mehr bevorzugt 1 ,2 bis 3,0 Gew.-, besonders bevorzugt 1 ,3 bis 2,5 Gew.-%, insbesondere 1 ,5 bis 2,0 Gew.-%, beträgt; (iv) Kompression der resultierenden Mischung zu Tabletten, gegebenenfalls unter Zusatz weiterer pharmazeutischer Hilfsstoffe; und (v) gegebenenfalls Überziehung, insbesondere Befilmung der Tabletten.
Der Schmiermittelgehalt bezieht sich hierbei im Falle von überzogenen Tabletten auf das Gesamtgewicht des Tablettenkerns. Im Falle von nicht überzogenen Tabletten bezieht sich der Schmiermittelgehalt auf das Gesamtgewicht der Tablette.
Im Schritt (i) werden Dapoxetin und Adhäsionsmittel, sowie gegebenenfalls weitere (nachstehend beschriebene) pharmazeutische Hilfsstoffe vermischt. Die Vermischung kann in üblichen Mischern erfolgen. Beispielsweise kann die Vermischung in Zwangsmischern oder Freifallmischern erfolgen, z.B. mittels Turbula® T 1OB (Bachofen AG, Schweiz). Alternativ ist es möglich, dass das Dapoxetin zunächst nur mit einem Teil der Hilfsstoffe (z.B. 50 bis 95 %) vor der Kompaktierung (ii) vermischt wird und dass der verbleibende Teil der Hilfsstoffe nach dem Granulierschritt (iii) zugegeben wird. Im Falle der Mehrfachkompaktierung sollte das Zumischen der Hilfsstoffe bevorzugt vor dem ersten Kompaktierschritt, zwischen mehreren Kompaktierschritten oder nach dem letzten Granulierschritt erfolgen.
Die Mischbedingungen in Schritt (i) und /oder die Kompaktierbedingungen in Schritt (ii) werden üblicherweise so gewählt, dass mindestens 30 % der Oberfläche der resultierenden Dapoxetin-Teilchen mit Adhäsionsmittel bedeckt sind, mehr bevorzugt mindestens 60 % der Oberfläche, besonders bevorzugt mindestens 80 % der Oberfläche, insbesondere mindestens 95 % der Oberfläche.
Im Schritt (U) des erfindungsgemäßen Verfahrens wird das Gemisch aus Schritt (i) zu einer Schülpe kompaktiert. Hierbei handelt es sich um eine Trockenkompaktierung, d.h. die Kompaktierung erfolgt bevorzugt in Abwesenheit von Lösungsmitteln, insbesondere in Abwesenheit von organischen Lösungsmitteln.
Die Kompaktierung wird bevorzugt in einem Walzengranulator durchgeführt.
Die Walzkraft beträgt üblicherweise 3 bis 70 kN/cm, bevorzugt 5 bis 40 kN/cm, mehr bevorzugt 10 bis 30 kN/cm.
Die Spaltbreite des Walzgranulators beträgt beispielsweise 0,8 bis 5 mm, bevorzugt 1 bis 4 mm, mehr bevorzugt 1,5 bis 3 mm, insbesondere 1 ,8 bis 2,8 mm.
Die verwendete Kompaktiervorrichtung weist bevorzugt eine Kühlvorrichtung auf. Insbesondere wird derart gekühlt, dass die Temperatur des Kompaktats 50 0C, insbesondere 40 0C, nicht überschreitet.
In Schritt (iii) des Verfahrens wird die Schülpe granuliert. Die Granulierung kann mit im Stand der Technik bekannten Verfahren erfolgen. Beispielsweise erfolgt die Granulierung mit dem Gerät Comil® U5 (Quadro Engineering, USA).
In einer bevorzugten Ausführungsform werden die Granulierungsbedingungen so gewählt, dass die resultierenden Teilchen (Granulate) eine volumenmittlere Teilchengröße ((D50)-Wert) von 50 bis 800 μm aufweisen, mehr bevorzugt von 100 bis 550 μm, noch mehr bevorzugt 150 bis 400 μm, insbesondere von 200 bis 350 μm.
Weiterhin können die Granulierungsbedingungen so gewählt werden, dass nicht mehr als 55 % der Teilchen eine Größe von kleiner 200 μm aufweisen oder der mittlere Teilchendurchmesser (D50) zwischen 100 und 450 μm liegt.
Weiterhin werden die Granulierbedingungen bevorzugt so gewählt, dass die resultierenden Granulate eine Schüttdichte von 0,2 bis 0,85 g/ml, mehr bevorzugt 0,3 bis 0,8 g/ml, insbesondere 0,4 bis 0,7 g/ml aufweisen. Der Hausner-Faktor liegt üblicherweise im Bereich von 1 ,03 bis 1 ,3, mehr bevorzugt von 1 ,04 bis 1 ,20 und insbesondere von 1 ,04 bis 1 , 15. Unter "Hausner-Faktor" wird hierbei das Verhältnis von Stampfdichte zu Schüttdichte verstanden.
In einer bevorzugten Ausführungsform erfolgt die Granulierung in einer Siebmühle. In diesem Fall beträgt die Maschenweite des Siebeinsatzes üblicherweise 0,1 bis 5 mm, bevorzugt 0,5 bis 3 mm, mehr bevorzugt 0,75 bis 2 mm, insbesondere 0,8 bis 1 ,8 mm.
In einer bevorzugten Ausführungsform wird das Verfahren derart angepasst, dass eine Mehrfachkompaktierung erfolgt, wobei das aus Schritt (111) resultierende Granulat einmal oder mehrmals zur Kompaktierung (U) rückgeführt wird. Bevorzugt wird das Granulat aus Schritt (iii) 1 bis 5 mal rückgeführt, insbesondere 2 bis 3 mal.
Die aus Schritt (iii) resultierenden Granulate können zu pharmazeutischen Darreichungsformen verarbeitet werden. Hierzu wird das Granulat beispielsweise in Sachets oder Stickpacks gefüllt. Gegenstand der Erfindung sind daher auch Stickpacks und Sachets, enthaltend eine granulierte pharmazeutische Zusammensetzung, die nach dem erfindungsgemäßen Trockengranulierverfahren erhältlich ist.
Bevorzugt wird das aus Schritt (iii) resultierende Granulat zu Tabletten verpresst (= Schritt (iv) des erfindungsgemäßen Verfahrens).
In Schritt (iv) erfolgt eine Kompression zu Tabletten. Die Kompression kann mit im Stand der Technik bekannten Tablettiermaschinen erfolgen. Die Kompression erfolgt bevorzugt in Abwesenheit von Lösungsmitteln.
Beispiele für geeignete Tablettiermaschinen sind Exzenterpressen oder Rundlaufpressen. Beispielsweise kann eine Fette® 102i (Fette GmbH, Germany) verwendet werden. Im Falle von Rundlaufpressen wird üblicherweise eine Presskraft von 1 bis 40 kN, bevorzugt von 3 bis 25 kN, insbesondere 4 bis 15 kN angewandt.
In Schritt (iv) des Verfahrens können optional den Granulaten aus Schritt (iii) pharmazeutische Hilfsstoffe zugegeben werden. Die Mengen an Hilfsstoffen, die in Schritt (iv) zugesetzt werden, hängen üblicherweise von der Art der herzustellenden Tablette ab und von der Menge an Hilfsstoffen, die bereits in den Schritten (i) oder (ii) zugesetzt wurde.
Im optionalen Schritt (v) des erfindungsgemäßen Verfahrens werden die Tabletten aus Schritt (iv) überzogen, bevorzugt befilmt. Grundsätzlich sind hierbei Überzüge ohne Einfluss auf die Wirkstofffreisetzung, magensaftresistente Überzüge, und Retardüberzüge möglich. Überzüge ohne Einfluss auf die Wirkstofffreisetzung sind üblicherweise wasserlöslich (bevorzugt weisen sie eine Wasserlöslichkeit von mehr als 250 mg/ml auf). Magensaftresistente Überzüge besitzen eine pH-abhängige Löslichkeit. Retardüberzüge sind üblicherweise nicht wasserlöslich (bevorzugt weisen sie eine Wasserlöslichkeit von weniger als 10 mg /ml bei 20 0C auf).
Für den Überzug (e), bevorzugt für die Befilmung (e), werden üblicherweise makromolekulare Stoffe verwendet, beispielsweise modifizierte Cellulosen, Polymeth- acrylate, Polyvinylpyrrolidon, Polyvinylacetatphthalat, Zein und /oder Schellack oder natürliche Gummi, wie z.B. Carrageenan.
Bevorzugte Beispiele für Filmbildner, die keinen Einfluss auf die Wirkstofffreisetzung haben sind Methylcellulose (MC), Hydroxypropylmethylcellulose (HPMC), Hydroxypropylcellulose (HPC), Hydroxyethylcellulose (HEC), Polvinylpyrrolidon (PVP), Polyvinylacetat (PVA) und Gemische daraus. Die genannten Polymere sollten üblicherweise ein gewichtsmittleres Molekulargewicht von 10.000 bis 150.000 g/mol aufweisen.
Besonders bevorzugt verwendet wird HPMC, insbesondere HPMC mit einem gewichtsmittleren Molekulargewicht von 10.000 bis 150.000 g/mol und/oder einem durchschnittlichen Substitutionsgrad an -OCH3-Gruppen von 1 ,2 bis 2,0.
Die Schichtdicke des Überzugs (e) beträgt üblicherweise 0,5 bis 100 μτn, insbesondere 2 bis 60 μm. Im Falle von Überzügen mit sofortiger Freisetzung beträgt die Schichtdicke bevorzugt von 1 bis 5 μm. Im Falle von Retardüberzügen beträgt die Schichtdicke bevorzugt 10 bis 80 μτn, insbesondere 15 bis 60 μτn.
In dem erfindungsgemäßen Verfahren und dem erfindungsgemäßen Intermediat wird ein "Adhäsionsmittel" verwendet. Ebenfalls wird bevorzugt in der erfindungsgemäßen Tablette ein Adhäsionsmittel verwendet.
Bei dem Adhäsionsmittel handelt es sich im Allgemeinen um einen Stoff, welcher geeignet ist Dapoxetin in kompaktierter oder komprimierter Form zu stabilisieren. Durch den Zusatz des Adhäsionsmittels kommt es üblicherweise zu einer Vergrößerung der interpartikulären Oberflächen, an denen sich (z.B. beim Verpressvorgang) Bindungen ausbilden können. Weiterhin zeichnen sich Adhäsionsmittel dadurch aus, dass Sie die Plastizität der Tablettiermischung erhöhen, so dass bei der Verpressung feste Tabletten entstehen. Ferner vermögen geeignete Adhäsionsmittel Dapoxetin in amorpher Form zu stabilisieren.
In einer möglichen Ausführungsform handelt es sich bei dem Adhäsionsmittel um ein Polymer. Ferner umfasst der Begriff "Adhäsionsmittel" auch Stoffe, die sich polymerähnlich verhalten. Beispiele hierfür sind Fette und Wachse. Weiterhin umfasst das Adhäsionsmittel feste, nicht-polymere Verbindungen, die bevorzugt polare Seitengruppen aufweisen. Beispiele hierfür sind Zuckeralkohole oder Disaccharide.
Bei dem im Rahmen dieser Erfindung verwendeten Adhäsionsmittel handelt es sich bevorzugt um ein Polymer, das eine Glasübergangstemperatur (Tg) von größer 15 0C, mehr bevorzugt von 30 0C bis 150 0C, insbesondere von 40 0C bis 100 0C, aufweist.
Als "Glasübergangstemperatur" (Tg) bezeichnet man die Temperatur, bei der amorphe oder teilkristalline Polymere vom festen Zustand in den flüssigen Zustand übergehen. Dabei tritt eine deutliche Änderung physikalischer Kenngrößen, z. B. der Härte und der Elastizität, ein. Unterhalb der Tg ist ein Polymer üblicherweise glasartig und hart, oberhalb der Tg geht es in einen gummiartigen bis zähflüssigen Zustand über. Die Bestimmung der Glasübergangstemperatur erfolgt im Rahmen dieser Erfindung mittels dynamischer Differenzkalorimetrie (DSC). Hierzu kann z. B. ein Gerät von Mettler Toledo DSC 1 eingesetzt werden. Es wird mit einer Heizrate von 1 -20 °C/min, bevorzugt 5-15 °C/min bzw. mit einer Kühlrate von 5-25, bevorzugt 10-20 °C/min, gearbeitet.
Ferner weist das als Adhäsionsmittel verwendbare Polymer bevorzugt ein gewichtsmittleres oder zahlenmittleres Molekulargewicht von 1.000 bis 500.000 g/mol, mehr bevorzugt von 2.000 bis 90.000 g/mol auf. Wird das zur Herstellung des Intermediats verwendete Polymer in Wasser in einer Menge von 2 Gew.-% gelöst, so zeigt die resultierende Lösung bevorzugt eine Viskosität von 0,1 bis 8 mPa*s, mehr bevorzugt von 0,3 bis 7 mPa*s, insbesondere von 0,5 bis 4 mPa-s, gemessen bei 25 0C, und bevorzugt gemäß Ph. Eur., 6. Auflage, Kapitel 2.2.10 bestimmt.
Bevorzugt werden zur Herstellung des Intermediats hydrophile Polymere verwendet. Darunter sind Polymere zu verstehen, die hydrophile Gruppen aufweisen. Beispiele für geeignete hydrophile Gruppen sind Hydroxy, Alkoxy, Acrylat, Methacrylat, Sulfonat, Carboxylat und quartäre Ammoniumgruppen.
Das erfindungsgemäße Intermediat kann beispielsweise folgende Polymere als Adhäsionsmittel umfassen: Polysaccharide, wie Hydroxypropylmethylcellulose (HPMC), Carboxymethylcellulose (CMC, insbesondere Natrium- und Calciumsalze), Ethylcellulose, Methylcellulose, Hydroxyethylcellulose, Ethylhydroxyethylcellulose, Hydroxypropylcellulose (HPC), bevorzugt niedrig substituierte Hydroxypropylcellulose (L-HPC); mikro-kristalline Cellulose, Guar-Mehl, Alginsäure und/oder Alginate; synthetische Polymere wie Polyvinylpyrrolidon, Polyvinylacetat (PVAC), Polyvinylalkohol (PVA), Polymere der Acrylsäure und deren Salze, Polyacrylamid, Polymethacrylate, Vinylpyrrolidon-Vinylacetat-Copolymere (beispielsweise Kollidon® VA64, BASF), Polyalkylenglykole, wie Polypropylenglykol oder bevorzugt Polyethylenglykol, Co-blockpolymere des Polyethylenglykols, insbesondere Co- blockpolymere aus Polyethylenglykol und Polypropylenglykol (Pluronic®, BASF) sowie Gemische aus den genannten Polymeren.
Als Adhäsionsmittel besonders bevorzugt verwendet werden Polyvinylpyrrolidon, bevorzugt mit einem gewichtsmittleren Molekulargewicht von 10.000 bis 60.000 g/mol, insbesondere 12.000 bis 40.000 g/mol, einem Copolymer aus Vinylpyrrolidon und Vinylacetat, insbesondere mit einem gewichtsmittleren Molekulargewicht von
40.000 bis 70.000 g/mol und/oder Polyethylenglykol, insbesondere mit einem gewichtsmittleren Molekulargewicht von 2.000 bis 10.000 g/mol, sowie HPMC, insbesondere mit einem gewichtsmittleren Molekulargewicht von 20.000 bis 90.000 g/mol und/oder bevorzugt einem Anteil von Methylgruppen von 10 bis 35 % und einem Anteil an Hydroxygruppen von 1 bis 35 %. Ferner kann bevorzugt mikrokristalline Cellulose verwendet werden, insbesondere solche mit einer spezifischen Oberfläche von 0,7 - 1,4 m2/g. Die Bestimmung der spezifischen Oberfläche erfolgte mittels Gasadsorptionsmethode nach Brunauer, Emmet und Teller. Die Bestimmung des gewichtsmittleren Molekulargewichts erfolgt bevorzugt per Gelpermeationschromatographie.
Ferner umfasst das Adhäsionsmittel auch feste, nicht-polymere Verbindungen, die bevorzugt polare Seitengruppen aufweisen. Beispiele hierfür sind Zuckeralkohole oder Disaccharide. Beispiele für geeignete Zuckeralkohole und/oder Disaccharide sind Lactose, Mannitol, Sorbitol, Xylitol, Isomalt, Glucose, Fructose, Maltose und Gemische daraus. Der Begriff Zuckeralkohole umfasst hier auch Monosaccharide. Insbesondere werden Lactose und Mannitol als Adhäsionsmittel verwendet.
Weiterhin sind Gemische der genannten Adhäsionsmittel möglich.
In bevorzugten Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung werden Dapoxetin und Adhäsionsmittel in einer Menge verwendet, wobei das Gewichtsverhältnis von Dapoxetin zu Adhäsionsmittel 10 : 1 bis 1 : 20, mehr bevorzugt 5 : 1 bis 1 : 10, noch mehr bevorzugt 2 : 1 bis 1 : 5, insbesondere 1 : 1 bis 1 : 3, beträgt.
Es ist vorteilhaft, wenn das Adhäsionsmittel in partikulärer Form eingesetzt wird und die volumenmittlere Teilchengröße (D50) des Adhäsionsmittels weniger als 500 μm, bevorzugt 5 bis 300 μm, insbesondere 50 bis 250 μm, beträgt.
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Identifizierung eines pharmazeutischen Hilfsstoffes, der als Adhäsionsmittel für amorphes Dapoxetin geeignet ist, und somit zur Herstellung des erfindungsgemäßen Intermediats verwendet werden kann. Das Verfahren umfasst die Schritte:
α) Bereitstellen eines pharmazeutischen Hilfsstoffs, der bei 25 0C in festem Aggregatzustand vorliegt. Hierfür können im Allgemeinen die im Europäischen Arzneibuch genannten pharmazeutischen Hilfsstoffe gewählt werden.
ß) Zweimaliges, aufeinanderfolgendes Aufheizen des festen Hilfsstoffs mittels DSC.
Hier werden mittels DSC zwei Aufwärmkurven aufgenommen. Die Kurven werden üblicherweise von 20 0C bis maximal 20 0C unterhalb des Zersetzungsbereichs der zu prüfenden Substanz aufgenommen.
Hierzu kann ein Gerät von Mettler Toledo DSC 1 eingesetzt werden. Es wird mit einer Heizrate von 1 -20 °C/min, bevorzugt 5- 15 °C/min, bzw. mit einer Kühlrate von 5- 25 °C/min, bevorzugt 10 -20 °C/min, gearbeitet.
γ) Auswahl des Hilfsstoffs als "geeignet", sofern in der zweiten DSC Aufwärmkurve ein Glasübergangspunkt von 30 0C bis 150 0C, bevorzugt von 40 0C bis 100 0C, zu erkennen ist.
Gegenstand der Erfindung sind auch Intermediate, die amorphes Dapoxetin und einen pharmazeutischen Hilfsstoff, ausgewählt mittels vorstehend beschriebenen Verfahren, enthalten.
Es ist bevorzugt, dass Art und Menge des Adhäsionsmittels so gewählt werden, dass das resultierende Intermediat eine Glasübergangstemperatur (Tg) von mehr als 20 0C aufweist, bevorzugt > 30 0C.
Es ist bevorzugt, dass Art und Menge des Polymers so gewählt werden, dass das resultierende Intermediat lagerstabil ist. Unter "lagerstabil" wird verstanden, dass im erfindungsgemäßen Intermediat nach 3 Jahren Lagerung bei 25 0C und 50 % relativer Luftfeuchte der Anteil an kristallinem Dapoxetin - bezogen auf die Gesamtmenge an Dapoxetin - maximal 60 Gew.- %, bevorzugt maximal 30 Gew.-%, mehr bevorzugt maximal 15 Gew.-% , insbesondere maximal 5 Gew.-%, beträgt.
In einer bevorzugten Ausführungsform enthalten die erfindungsgemäßen Intermediate zusätzlich zu amorphem Dapoxetin und Adhäsionsmittel noch einen Kristallisationsinhibitor auf Basis eines anorganischen Salzes, einer organischen Säure oder eines Polymers mit einem gewichtsmittleren Molekulargewicht (Mw) von größer 500.000 g/mol. Diese als Kristallisationsinhibitor geeigneten Polymere werden im Rahmen dieser Erfindung auch als „hochviskoses Polymer" bezeichnet. Ihr gewichtsmittleres Molekulargewicht liegt üblicherweise unter 5.000.000 g/mol. Ein bevorzugtes hochviskoses Polymer ist Polyvinylpyrrolidon, bevorzugt mit dem vorstehend angegebenen Molekulargewicht, insbesondere mit einem gewichtsmittleren Molekulargewicht von 600.000 bis 900.000 g/mol.
Bevorzugt handelt es sich bei dem Kristallisationsinhibitor um Ammoniumchlorid, Citronensäure oder Povidon K 90 (nach Ph. Eur. 6.0).
Der Kristallisationsinhibitor kann im Allgemeinen in einer Menge von 1 bis 30 Gew.- %, bevorzugt von 2 bis 25 Gew.-%, mehr bevorzugt von 5 bis 20 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht des Intermediats, eingesetzt werden.
Die erfindungsgemäßen Intermediate sind durch verschiedene Herstellverfahren erhältlich. Gegenstand der Erfindung ist ferner ein Verfahren zur Herstellung des erfindungsgemäßen Intermediats. Nachstehend werden fünf bevorzugte Ausführungsformen für ein derartiges Verfahren erläutert.
In einer ersten bevorzugten Ausführungsform betrifft die Erfindung ein Gefriertrocknungsverfahren, d.h. ein Verfahren zur Herstellung des erfindungsgemäßen Intermediats, umfassend die Schritte
(al) Lösen des Dapoxetins, bevorzugt des kristallinen Dapoxetins und des Adhäsionsmittels in einem Lösungsmittel oder Lösungsmittelgemisch, und
(bl) Gefriertrocknen der Lösung aus Schritt (al ).
Im Schritt (al) wird Dapoxetin, bevorzugt kristallines Dapoxetin und das vorstehend beschriebene Adhäsionsmittel, in einem Lösungsmittel oder Lösungsmittelgemisch gelöst, bevorzugt vollständig gelöst.
Als Lösungsmittel eignen sich z.B. Wasser, Alkohol (z.B. Methanol, Ethanol, Isopropanol), Dimethylsulfoxid (DMSO), Aceton, Butanol, Ethylacetat, Heptan, Pentanol oder Gemische daraus. Bevorzugt wird Wasser, insbesondere "Aqua purificata" gemäß Ph.Eur. 6.0 verwendet.
Als Adhäsionsmittel eignen sich in dieser Ausführungsform insbesondere modifizierte Cellulosen wie HPMC und Zuckeralkohole wie Isomalt, Mannitol und Sorbitol.
Sofern das herzustellende Intermediat zusätzlich einen Kristallisationsinhibitor auf Basis eines anorganischen Salzes oder einer organischen Säure bzw. eines hoch viskosen Polymers enthalten soll, so kann dieser ebenfalls in Schritt (al) hinzugefügt werden. Bezüglich Art und Menge des Kristallisationsinhibitors wird auf vorstehende Ausführungen verwiesen.
Die Lösung aus Schritt (al) wird auf etwa 10 0C bis 50 °C unter den Gefrierpunkt abgekühlt (d.h. zum Gefrieren gebracht). Anschließend wird das Lösungsmittel durch Sublimierung entfernt. Bevorzugt erfolgt dies, wenn die Leitfähigkeit der Lösung kleiner 2 % ist. Die Sublimationstemperatur wird bevorzugt bestimmt durch den Schnittpunkt von Produkttemperatur und Rx - 10 0C. Sublimiert wird bevorzugt bei einem Druck von kleiner 0, 1 mbar.
Nach erfolgter Sublimation wird das lyophilisierte Intermediat auf Raumtemperatur erwärmt.
Die Verfahrensbedingungen werden in dieser ersten Ausführungsform bevorzugt so gewählt, dass die resultierenden Intermediatteilchen einen volumenmittleren Teilchendurchmesser (D50) von 1 bis 250 μm, mehr bevorzugt von 2 bis 15 μm, insbesondere von 3 bis 30 μm, aufweisen.
In einer zweiten bevorzugten Ausführungsform betrifft die Erfindung ein "Pelletlayering- Verfahren", d.h. ein Verfahren zur Herstellung erfindungsgemäßen Intermediats, umfassend die Schritte
(a2) Lösen des Dapoxetins, bevorzugt des kristallinen Dapoxetins und des Adhäsionsmittels in einem Lösungsmittel oder Lösungsmittelgemisch, und
(b2) Aufsprühen der Lösung aus Schritt (a2) auf einen Trägerkern.
Im Schritt (a2) wird Dapoxetin, bevorzugt kristallines Dapoxetin und das vorstehend beschriebene Adhäsionsmittel, in einem Lösungsmittel oder Lösungsmittelgemisch gelöst, bevorzugt vollständig gelöst.
Als Lösungsmittel eignen sich z.B. Wasser, Alkohol (z.B. Methanol, Ethanol, Isopropanol), Dimethylsulfoxid (DMSO), Aceton, Butanol, Ethylacetat, Heptan, Pentanol oder Gemische daraus. Bevorzugt wird Wasser, insbesondere "Aqua purtficata" gemäß Ph.Eur. 6.0 verwendet.
Als Adhäsionsmittel eignen sich in dieser zweiten Ausführungsform insbesondere modifizierte Cellulosen wie HPMC, Zuckeralkohole wie Isomalt und Sorbitol und Polyethylenglykol, insbesondere Polyethylenglykol mit einem Molekulargewicht von 2.000 bis 10.000 g/mol.
Sofern das herzustellende Intermediat zusätzlich einen Kristallisationsinhibitor auf Basis eines anorganischen Salzes oder einer organischen Säure bzw. eines hoch viskosen Polymers enthalten soll, so kann dieser ebenfalls in Schritt (a2) hinzugefügt werden. Bezüglich Art und Menge des Kristallisationsinhibitors wird auf vorstehende Ausführungen verwiesen.
Im Schritt (b2) erfolgt ein Aufsprühen der Lösung aus Schritt (a2) auf einen Trägerkern. Als Trägerkerne eignen sich Teilchen bestehend aus pharmazeutisch verträglichen Hilfsstoffen, insbesondere sogenannte "Neutralpellets". Bevorzugt werden
Pellets verwendet, die unter dem Handelsnamen Cellets® erhältlich sind und ein
Gemisch aus Lactose und mikrokristalliner Cellulose enthalten oder Sugarspheres, die eine Mischung aus Stärke und Zucker darstellen.
Bevorzugt erfolgt Schritt (b2) in einem Wirbelschichttrockner, beispielsweise in einem Glatt GPCG 3 (Glatt GmbH, Deutschland). Bevorzugt wird mit Zulufttemperaturen von 60 0C bis 80 0C, mit Produkttemperaturen von 30 0C bis 40 0C und mit einem Sprühdruck von 1 bis 1 ,5 bar gearbeitet.
Die Verfahrensbedingungen werden in dieser zweiten Ausführungsform bevorzugt so gewählt, dass die resultierenden Intermediatteilchen einen volumenmittleren Teilchendurchmesser (D50) von 50 bis 800 /an, mehr bevorzugt von 150 bis 650 /an, insbesondere 250 bis 480 /an, aufweisen.
In einer dritten bevorzugten Ausführungsform betrifft die Erfindung ein Sprühtrocknungs-Verfahren zur Herstellung des erfindungsgemäßen Intermediats, umfassend die Schritte
(a3) Lösen des Dapoxetins, bevorzugt des kristallinen Dapoxetins und des
Adhäsionsmittels in einem Lösungsmittel oder Lösungsmittelgemisch, und
(b3) Sprühtrocknung der Lösung aus Schritt (a3).
Die dritte Ausführungsform ist von den sechs beschriebenen Herstellverfahren besonders bevorzugt.
Im Schritt (a3) wird Dapoxetin, bevorzugt kristallines Dapoxetin und das vorstehend beschriebene Adhäsionsmittel, in einem Lösungsmittel oder Lösungsmittelgemisch gelöst, bevorzugt vollständig gelöst.
Als Lösungsmittel eignen sich z.B. Wasser, Alkohol (z.B. Methanol, Ethanol, Isopropanol), Dimethylsulfoxid (DMSO), Aceton, Butanol, Ethylacetat, Heptan, Pentanol oder Gemische daraus. Bevorzugt wird Wasser, insbesondere "Aqua purificata" gemäß Ph.Eur. 6.0 verwendet.
Als Adhäsionsmittel eignen sich in dieser Ausführungsform insbesondere modifizierte Cellulosen wie HPMC, Polyvinylpyrrolidon und Copolymere davon und Zuckeralkohole wie Isomalt und Sorbitol bzw. Gemische davon.
Sofern das herzustellende Intermediat zusätzlich einen Kristallisationsinhibitor auf Basis eines anorganischen Salzes oder einer organischen Säure bzw. eines hoch viskosen Polymers enthalten soll, so kann dieser ebenfalls in Schritt (a3) hinzugefügt
werden. Bezüglich Art und Menge des Kristallisationsinhibitors wird auf vorstehende Ausführungen verwiesen.
Im anschließenden Schritt (b3) erfolgt eine Sprühtrocknung der Lösung aus Schritt (a3). Die Sprühtrocknung wird üblicherweise in einem Sprühturm durchgeführt. Beispielsweise ist ein Büchi B- 191 geeignet (Büchi Labortechnik GmbH, Deutschland). Bevorzugt wird eine Eingangstemperatur von 10 0C bis 150 0C, bevorzugt 120 0C bis 1400C gewählt. Die Luftmenge beträgt z.B. 500 bis 800 Liter/Stunde und der Aspirator läuft bevorzugt bei 80 bis 100 %.
Die Verfahrensbedingungen werden in dieser dritten Ausführungsform bevorzugt so gewählt, dass die resultierenden Intermediatteilchen einen volumenmittleren Teilchendurchmesser (D50) von 1 bis 250 μm, mehr bevorzugt von 2 bis 100 μm, besonders bevorzugt von 3 bis 45 μm, insbesondere von 4 bis 20 μm aufweisen.
In einer vierten bevorzugten Ausführungsform betrifft die Erfindung ein Schmelzextrusionsverfahren, d.h. ein Verfahren zur Herstellung des erfindungsgemäßen Intermediats, umfassend die Schritte
(a4) Vermischen von Dapoxetins, bevorzugt von kristallinem Dapoxetin und polymerem Adhäsionsmittel, und
(b4) Extrudieren des Gemisches.
Im Schritt (a4) wird Dapoxetin, bevorzugt kristallines Dapoxetin mit dem
Adhäsionsmittel bevorzugt in einem Mischer vermischt. In dieser Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird ein Adhäsionsmittel in polymerer Form verwendet.
Als polymere Adhäsionsmittel eignen sich in dieser vierten Ausführungsform insbesondere Polyvinylpyrrolidon und Vinylpyrrolidon-Vinylacetat-Copolymere sowie Polyvinylalkohole, Methacrylate und HPMC.
Sofern das herzustellende Intermediat zusätzlich einen Kristallisationsinhibitor auf Basis eines anorganischen Salzes oder einer organischen Säure bzw. eines hoch viskosen Polymers enthalten soll, so kann dieser ebenfalls in Schritt (a4) hinzugefügt werden. Bezüglich Art und Menge des Kristallisationsinhibitors wird auf vorstehende Ausführungen verwiesen.
Im Schritt (b4) erfolgt eine Extrusion des Gemisches. Hierbei können übliche Schmelzextruder verwendet werden. Beispielsweise wird ein Leistritz Micro 18 verwendet.
Die Extrusionstemperatur hängt von der Art des polymeren Adhäsionsmittels ab. Üblicherweise liegt sie zwischen 40 0C und 250 0C, bevorzugt zwischen 80 0C und 17O 0C.
Die erkaltete Schmelze wird üblicherweise durch ein Raspelsieb (z.B. Comil U5) zerkleinert und damit einhergehend einer einheitlichen Korngröße unterworfen.
Die Verfahrensbedingungen werden in dieser vierten Ausführungsform bevorzugt so gewählt, dass die resultierenden Intermediatteilchen einen volumenmittleren Teilchendurchmesser (D50) von 150 bis 1000 μm, mehr bevorzugt einen D50 von 200 bis 800 μm, aufweisen.
Anstelle der Granulierung des Extrudats kann ferner ein "Direkt-Spritzguß" erfolgen. In diesem Fall umfasst das erfindungsgemäße Verfahren den Schritt
(c4) Spritzgießen des Extrudats in Formen für pharmazeutische Darreichungsformen .
Beispiele sind Formen für Tabletten.
In einer fünften bevorzugten Ausführungsform betrifft die Erfindung ein Mahlverfahren, d.h. ein Verfahren zur Herstellung des erfindungsgemäßen Intermediats, umfassend die Schritte
(a5) Vermischen von Dapoxetin, bevorzugt von kristallinem Dapoxetin und Adhäsionsmittel, und
(b5) Vermählen der Mischung aus Schritt (a5), wobei die Mahlbedingungen bevorzugt so gewählt werden, dass ein Übergang von kristallinem zu amorphem Dapoxetin erfolgt.
Bevorzugt kristallines Dapoxetin und Adhäsionsmittel werden in Schritt (a5) vermischt. Das Gemisch wird in Schritt (b5) vermählen. Die Vermischung kann vor oder auch während des Mahlens erfolgen, d.h. die Schritte (a5) und (b5) können gleichzeitig erfolgen.
Sofern das herzustellende Intermediat zusätzlich einen Kristallisationsinhibitor auf Basis eines anorganischen Salzes oder einer organischen Säure enthalten soll, so kann dieser ebenfalls in Schritt (a5) oder (b5) hinzugefügt werden. Bezüglich Art und Menge des Kristallisationsinhibitors wird auf vorstehende Ausführungen verwiesen.
Die Mahlbedingungen werden bevorzugt so gewählt, dass ein Übergang von kristallinem zu amorphem Dapoxetin erfolgt.
Das Mahlen erfolgt im Allgemeinen in üblichen Mahlvorrichtungen, bevorzugt in einer Kugelmühle, beispielsweise in einer Retsch® PM 100.
Die Mahlzeit beträgt üblicherweise 10 Minuten bis 5 Stunden, bevorzugt 20 Minuten bis 3 Stunden, mehr bevorzugt 30 Minuten bis 2 Stunden.
Als Adhäsionsmittel eignen sich in dieser fünften Ausführungsform insbesondere Polyvinylpyrrolidon, modifizierte Cellulosen wie HPMC, Zuckeralkohole wie Isomalt und Sorbitol und Polyethylenglykol, insbesondere Polyethylenglykol mit einem gewichtsmittleren Molekulargewicht von 2.000 bis 10.000 g/mol.
Die Verfahrensbedingungen werden in dieser fünften Ausführungsform bevorzugt so gewählt, dass die resultierenden Intermediatteilchen einen volumenmittleren Teilchendurchmesser (D50) von 0, 1 bis 250 μm, mehr bevorzugt von 1 bis 45 μm, insbesondere von 2 bis 20 μm, aufweisen.
Wie vorstehend erläutert, können die erfindungsgemäßen Tabletten kristallines oder amorphes Dapoxetin enthalten. Weiterhin enthalten die erfindungsgemäßen Tabletten bevorzugt die vorstehend angegebenen Mengen an Schmiermittel. Ebenfalls enthalten die erfindungsgemäßen Tabletten vorstehend erläutertes Adhäsionsmittel. Zudem können die erfindungsgemäßen Tabletten weitere pharmazeutische Hilfsstoffe enthalten.
Hierbei handelt es sich um die dem Fachmann bekannten Hilfsstoffe, insbesondere solche, die im Europäischen Arzneibuch beschrieben sind.
Beispiele für verwendete Hilfsstoffe sind Sprengmittel, Trennmittel, Emulgatoren, Pseudo-Emulgatoren, Füllstoffe, Zusätze zur Verbesserung der Pulverfließfähigkeit, Netzmittel und/oder Gelbildner.
Als Sprengmittel werden im Allgemeinen Stoffe bezeichnet, die den Zerfall einer Darreichungsform, insbesondere einer Tablette, nach Einbringen in Wasser beschleunigen. Geeignete Sprengmittel sind z.B. organische Sprengmittel wie
Carrageenan, Croscarmellose, Carboxymethylstärke, Soja-Stärkederivate und
Crospovidon. Ebenfalls können alkalische Sprengmittel verwendet werden. Unter alkalischen Sprengmitteln sind Sprengmittel zu verstehen, die beim Lösen in Wasser einen pH-Wert von mehr als 7,0 erzeugen.
Geeignete alkalische Sprengmittel sind Salze von Alkali- und Erdalkalimetallen. Bevorzugt sind hier Natrium, Kalium, Magnesium und Calcium zu nennen. Als Anionen sind Carbonat, Hydrogencarbonat, Phosphat, Hydrogenphosphat und Dihydrogenphosphat bevorzugt. Beispiele sind Natriumhydrogencarbonat, Natriumhydrogenphosphat, Calciumhydrogencarbonat und dergleichen.
Als Sprengmittel werden bevorzugt Croscarmellose und Crospovidon verwendet.
Sprengmittel werden üblicherweise in einer Menge von 0, 1 bis 15 Gew.-%, bevorzugt von 1 bis 12 Gew.-%, mehr bevorzugt von 5 bis 10 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Formulierung (Jedoch ohne Überzug), verwendet.
Die erfindungsgemäße Formulierung enthält gegebenenfalls Füllstoffe. Unter Füllstoffe sind im Allgemeinen Stoffe zu verstehen, die zur Bildung des Tablettenkörpers bei Tabletten mit geringen Wirkstoffmengen (z.B. kleiner 70 Gew.-%) dienen. Das heißt, Füllstoffe erzeugen durch "Strecken" der Wirkstoffe eine ausreichende Tablettiermasse. Füllstoffe dienen üblicherweise also dazu, eine geeignete Tablettengröße zu erhalten.
Beispiele für bevorzugte Füllstoffe sind Stärke, Stärkederivate, behandelte Stärke, Talkum, Calciumphosphat, Saccharose, Calciumcarbonat, Magnesiumcarbonat, Magnesiumoxid, Maltodextrin, Calciumsulfat, Dextrate, Dextrin, Dextrose, hydrogeniertes Pflanzenöl, Kaolin, Natriumchlorid, und/oder Kaliumchlorid. Ebenfalls kann Prosolv® (Rettenmaier & Söhne, Deutschland) verwendet werden.
Füllstoffe werden üblicherweise in einer Menge von 0 bis 60 Gew.-%, mehr bevorzugt von 5 bis 40 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Formulierung (Jedoch ohne Überzug), verwendet.
Ein Beispiel für einen Zusatz zur Verbesserung der Pulverfließfähigkeit (= Fließreguliermittel) ist disperses Siliciumdioxid, z.B. bekannt unter dem Handelsnamen Aerosil®. Bevorzugt wird Siliciumdioxid mit einer spezifischen Oberfläche von 50 bis 400 m2/g verwendet, bestimmt nach Gasadsorption gemäß Ph. Eur., 6. Auflage 2.9.26.
Zusätze zur Verbesserung der Pulverfließfähigkeit werden üblicherweise in einer Menge von 0, 1 bis 3 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Formulierung, verwendet.
Es liegt in der Natur von pharmazeutischen Hilfsstoffen, dass diese teilweise mehrere Funktionen in einer pharmazeutischen Formulierung wahrnehmen. Im Rahmen dieser Erfindung gilt zur unzweideutigen Abgrenzung daher bevorzugt die Fiktion, dass ein Stoff, der als ein bestimmter Hilfsstoff zur Herstellung des Tablettenkerns verwendet wird, nicht zeitgleich auch als weiterer pharmazeutischer Hilfsstoff zur Herstellung
des Tablettenkerns eingesetzt wird. Beispielsweise wird mikrokristalline Cellulose, sofern als in der für Adhäsionsmittel angegebenen Menge verwendet, nicht auch noch zusätzlich in der für Sprengmittel angegebenen Menge verwendet (obwohl mikrokristalline Cellulose eine gewisse Sprengwirkung zeigt).
Im Rahmen dieser Erfindung können die vorstehend erläuterten bevorzugten Ausführungsformen kombiniert werden. In einer besonders bevorzugten Ausführungsform enthält die erfindungsgemäße Tablette:
12 bis 60 Gew.-%, bevorzugt 20 bis 40 Gew.-% Dapoxetin, insbesondere Dapoxetin-
Hydrochlorid;
20 bis 80 Gew.-%, bevorzugt 25 bis 60 Gew.-% Adhäsionsmittel;
1 ,0 bis 5,0 Gew.-%, bevorzugt 1 ,5 bis 3 Gew.-% Schmiermittel;
0 bis 15 Gew.-%, bevorzugt 2 bis 10 Gew.-% Sprengmittel; und 0 bis 3, bevorzugt 0,5 bis 2 Gew.-% Fließreguliermittel.
Die vorstehenden Angaben beziehen sich auf das Gewicht der unbefilmten Tablette (= Tablettenkern), wobei es jedoch bevorzugt ist, dass dieser mit einer 1 bis 50 μm dicken Filmschicht überzogen wird. Die vorliegende Erfindung soll durch nachfolgende Beispiele veranschaulicht werden.
BEISPIELE:
Beispiel 1: Herstellung von amorphem Dapoxetin-Intermediat mittels Sprühtrocknung
Prozessschritte :
Dapoxetin-Hydrochlorid wurde in Wasser gelöst, Polyvinylpyrrolidon wurde zugefügt und ebenfalls gelöst. MCC wurde in der Lösung suspendiert. Die Lösung wurde mit einem Büchi® B- 191 sprühgetrocknet.
Aspirator Tempei ratur [ 0C] Sprühdi lise
Zuluft LuftSp rührate
Zeit Abluft menge
Prozessschritt [min] [%] (Soll) (Ist) (Ist) [L/h] [%1 [g/min]
Sprühen 95 130 130 80 700 20 6
Beispiel 2: Tablettierung des sprühgetrockneten Dapoxetins
Folgende Zusammensetzung wurde verarbeitet:
Die Verarbeitung erfolgte mittels folgender Prozessschritte:
Die Substanzen 1 - 4 wurden im Turbula® 5 min gemischt und über 0,5 mm gesiebt und weitere 10 min gemischt.
Der Mischung wurde Substanz 5 zugefügt und 5 min gemischt.
Die Mischung wurde auf einer Exzenterpresse (EKO, 9 mm gewölbt) verpresst.
Kerngewicht: 209,98 mg.
Es kam zu keinen Verklebungen beim Tablettierprozess. Die Stempel waren selbst nach längerer Maschinenlaufzeit (100.000 Tabletten) unverklebt, siehe Figur 1. Die resultierenden Tabletten zeigten eine vorteilhafte Gleichförmigkeit des Gehalts.
Vergleichsbeispiel 1: Tablettierung kristalliner Wirkstoff gemäß Stand der Technik
Folgende Zusammensetzung wurde verarbeitet:
Die Substanzen 1 - 4 wurden im Turbula® 5 min gemischt und über 0,5 mm gesiebt und weitere 10 min gemischt.
Der Mischung wurde die Substanz 5 hinzugefügt und 5 min gemischt. Die Mischung wurde auf der Exzenterpresse (9 mm gewölbt) verpresst.
Die resultierenden Tabletten wiesen eine durchschnittliche Härte von 69,8 N auf.
Es kam zu deutlichen Verklebungen beim Tablettierprozess. Die Stempel waren bereits nach kurzen Maschinenlaufzeiten (200 Tabletten) verklebt, siehe Figur 2. Dies führte zu einem Deckeln der Tabletten bei längerer Maschinenlaufzeit. Die resultierenden Tabletten zeigten keine vorteilhafte Gleichförmigkeit des Gehalts.
Beispiel 3: Tablettierung kristalliner Wirkstoff mit erhöhtem Schmiermittelanteil
Folgende Zusammensetzung wurde verarbeitet:
Die Substanzen 1 - 4 wurden im Turbula® 5 min gemischt und über 0,5 mm gesiebt und weitere 10 min gemischt.
Der Mischung wurde die Substanz 5 hinzugefügt und 5 min gemischt. Die Mischung wurde auf der Exzenterpresse (9 mm gewölbt) verpresst.
Es kam zu keinen Verklebungen beim Tablettierprozess. Die Stempel waren selbst nach längerer Maschinenlaufzeit (100.000 Tabletten) unverklebt, siehe Figur 3. Die resultierenden Tabletten zeigten eine vorteilhafte Gleichförmigkeit des Gehalts und eine vorteilhafte Härte. Trotz des erhöhten Schmiermittelan teils wiesen die Tabletten eine durchschnittliche Härte von 69,8 N auf. Die Zerfallszeit betrug 1 ,0 Minuten.
Beispiel 4: Tablettierung kristalliner Wirkstoff mit erhöhtem Schmiermittelanteil und erhöhtem Wirkstoffanteil
Folgende Zusammensetzung wurde verarbeitet:
Die Substanzen 1 - 5 wurden im Turbula 5 min gemischt und über 0,5 mm gesiebt, und anschließend weitere 10 min gemischt.
Der Mischung wurde Substanz 6 zugefügt und 5 min gemischt.
Die Mischung wurde auf der Exzenterpresse (9 mm gewölbt) verpresst.
Es kam zu keinen Verklebungen beim Tablettierprozess. Die Stempel waren selbst nach längerer Maschinenlaufzeit ( 100.000 Tabletten) unverklebt. Die resultierenden Tabletten zeigten eine vorteilhafte Gleichförmigkeit des Gehalts.
Beispiel 5: Trockenkompaktierung von kristallinem Dapoxetin
Folgende Zusammensetzung wurde verarbeitet:
Dapoxetin-Hydrochlorid wird zusammen mit mikrokristalliner Cellulose und L-HPC bei einem Pressdruck von 15 kN kompaktiert und anschließend über ein 0,8 mm Sieb granuliert (Comü® U5).
Das granulierte Intermediat wird mit Maisstärke, Croscarmellose und Aerosil® auf einem Turbula für 10 min vermischt. Anschließend wird Magnesiumstearat über ein 0,355 μm Sieb zugesiebt und die Endmischung nochmals 2 min gemischt und anschließend auf der Exzenterpresse (9 mm gewölbt) verpresst.
Die resultierenden Tabletten zeigten eine vorteilhafte Gleichförmigkeit des Gehalts bei einem hohen Wirkstoffanteil. Die Tabletten zeigten eine vorteilhafte Härte und eine rasche Zerfallszeit.
Beispiel 6: Direktkompression
Folgende Zusammensetzung wurde verarbeitet:
Die Bestandteile 1 - 5 wurden in einem Mischer 5 Minuten bei 15 UpM gemischt, anschließend wurde die Mischung über einem 420 μva. Sieb gesiebt. Die gesiebte Mischung wurde für 10 weitere Minuten bei 15 UpM gemischt, zuvor gesiebtes Magnesiumstearat wurde der oben genannten Mischung zugegeben und 5 Minuten bei 15 UpM gemischt.
Die Tablettenkerne wurden mit Opadry II 32k575000 grau überzogen.
Beispiel 7: Nassgranulierung
Folgende Zusammensetzung wurde verarbeitet:
a) Trockenmischung
Die Bestandteile 1-4 wurden über ein 420 μτa Sieb gesiebt und anschließend 10 Minuten trocken gemischt. b) Granulation
Die Granulation wurde mit wässriger Hydroxypropylcellulose-Lösung und Wasser durchgeführt. Die Granulate wurden in einer Comil® naßgemahlen. Die gemahlenen Granulate wurden für 15 Minuten bei 60 0C getrocknet. LOD der getrockneten Granulate betrug 1 ,22% (15 Minuten bei 1050C). Die getrockneten Granulate wurden in einer Comil® gemahlen. c) Schmierung
Zuvor gesiebtes Magnesiumstearat wurde zu den trocken gemahlenen Granulaten zugegeben und 5 Minuten bei 15 UpM in einem Mischer gemischt.
Die Tablettenkerne wurde mit Opadry II 32k575000 grau überzogen.