Verfahren zum Abtragen von Material von einem Bauteil und Elektrode
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Abtragen von Material von einem Bauteil nach dem Oberbegriff von Patentanspruch 1. Man nennt dieses Bearbeiten auch elektrochemisches Bearbeiten (ECM: Electro Chemical Machining oder auch PECM: Precise Electro Chemical Machining).
Bei diesem Verfahren wird das Bauteil, von dem Material abgetragen werden soll, als A- node geschaltet. Zu dem Bauteil wird eine Elektrode geführt, und zwar wird zwischen der Elektrode und dem Bauteil ein Spalt gebildet. Typischerweise ist die Form der Elektrode ein Gegenstück zu der Form, die das Bauteil erhalten soll. Die Elektrode wird als Kathode geschaltet, und zwischen der Kathode (Elektrode) und der Anode (Bauteil) muss dann ein Elektrolyt eingebracht werden, also in den Spalt.
Es ist nun notwendig, das Verfahren so durchzuführen, dass genau an einem vorbestimmten Oberflächenbereich des Bauteils die Abtragung erfolgt und in den umgebenden Bereichen nicht. Letztere können jedoch durchaus von den Elektrolyten angeätzt werden, insbesondere wenn sich der Elektrolyt auf dem Bauteil jenseits der eigentlichen Wirkfläche befindet, und wenn Streuströme fließen. Ein anderes Problem ist, dass sich der Elektrolyt während des Verfahrens verbraucht. Der Elektrolyt muss daher ausgetauscht werden. Geschieht dies nicht gleichmäßig, kann es lokal zu Absetzungen des in ein Hydroxid überführten vom Werkstück abgetragenen Materials kommen. An solchen Stellen wird dann die Leitfähigkeit des Elektrolyten herabgesetzt, was bis zu einem Auffahren der Elektrode auf das Bauteil und damit zum Kurzschluss führen kann.
Es gibt zahlreiche Verfahren der genannten Art, bei der der Elektrolyt über die Elektrode zugeführt wird. Vorliegend soll der Elektrolyt nicht über die Elektrode zugeführt werden. Bisher gibt es hierfür Elektrolytsysteme mit geschlossenen Druckkammern, bei denen das zu bearbeitende Bauteil außerhalb des eigentlichen abzutragenden Bereichs (dem sogenannten Senkbereich) durch Schutzelektroden geschützt wird. Bei diesem Verfahren ergibt
sich eben der Nachteil, dass das Bauteil vollständig mit Elektrolyt umspült ist. Die Schutzelektroden verbrauchen sich. Es gibt auch die Möglichkeit, ein offenes System bereitzustellen, bei dem der Elektrolyt über Düsen in den Spalt gelenkt wird. Dieses Verfahren hat den Nachteil, dass die Strömung im Spalt ungleichmäßig ist, so dass es zu Strömungsriefen o- der Totwassergebieten mit Hydroxidschlammansammlungen kommen kann. Es ist Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zum Abtragen von Material von einem Bauteil gemäß dem Oberbegriff von Patentanspruch 1 bereitzustellen, bei dem die Probleme des Standes der Technik beseitigt werden.
Die Aufgabe wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen gemäß Patentanspruch 1 gelöst. Somit wird ein Kanal gebildet, der eine Zufuhröffnung und eine Abfuhröffhung aufweist, wobei das Bauteil mit einem Teil seiner Oberfläche eine Wandung und die Elektrode mit zumindest einem Teil ihrer Oberfläche ebenfalls eine Wandung des Kanals bildet. Während des Abtragens wird beständig Elektrolyt von der Zufuhröffnung zur Abfuhröffnung geleitet.
Durch die Bildung eines Kanals wird ein geschlossenes System hergestellt. Dadurch gelangt der Elektrolyt nur auf den Bereich, von dem Material abgetragen werden soll (welcher abgesenkt wird), und es gibt keine Anätzungen in ungeschützten Nachbarschaftsbereichen. Da beständig Elektrolyt durch den Kanal geführt bzw. geleitet wird, gibt es einen zuverlässigen Austausch des verbrauchten Elektrolyten, d.h. es ist immer ausreichend frischer Elektrolyt vor der Elektrode vorhanden. Dadurch erhält man eine hohe Vorschubgeschwindigkeit beim Senken, weil der Prozess störungsfrei ablaufen kann. Der Elektrolytfluss ist insbesondere gleichmäßig und bei geeigneter Ausbildung des Kanals auch nicht turbulent, so dass es keine Totwassergebiete gibt und das Hydroxid sicher ausgespült wird.
Die Gleichmäßigkeit des Elektrolytflusses kann dadurch besonders sicher gewährleistet werden, dass der Elektrolyt unter einem Druck von 2 bis 50 bar in die Zufuhröffnung des Kanals eingebracht wird, wobei bevorzugt hierzu eine geeignete Düse verwendet wird.
Das Bilden des Kanals kann in besonders einfacher Weise erfolgen, indem zwei den Spalt überbrückende (insbesondere nicht leitende) Führungselemente bereitgestellt werden. Zwar lassen sich diese an dem Bauteil befestigen oder auch von Hand anbringen, als besonders leicht praktisch durchführbar hat es sich jedoch erwiesen, wenn die Führungselemente an der Elektrode angeordnet bzw. befestigt sind (also Teil der Elektrodeneinheit sind). Dann berühren die Führungselemente bei einem Verfahren der Elektrode auf das Bauteil zu, unter Bildung des Spalts, die Oberfläche des Bauteils, so dass unmittelbar mit der Bildung des Spalts in seiner endgültigen Größe auch der Kanal gebildet wird.
Es gibt auch Fälle, in denen ein Kanal durch die Form des Bauteils an der Elektrode mehr oder weniger automatisch bereitgestellt wird. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn als Bauteil ein solches bereitgestellt wird, das eine Aussparung aufweist, und wenn eine als Senkelektrode ausgebildete Elektrode verwendet wird, die genau in das Bauteil eingreift. Dann wird eben durch die Bildung des Spalts gleichzeitig der Kanal gebildet.
Bei einer derartigen Anordnung soll durch den Abtragprozess die Aussparung in ihrer Tiefe vergrößert werden, nicht unbedingt in ihren seitlichen Abmessungen. Daher ist es sinnvoll, die Elektrode zum Teil mit einem Isolationskörper zu überziehen, so dass nur in einem Abschnitt des Kanals eine elektrische Verbindung der Elektrode mit dem Bauteil über den E- lektrolyten ermöglicht ist.
Ein bevorzugter Fall, bei dem das Verfahren anwendbar ist, ist die Herstellung von Triebwerksbauteilen aus Nickel- oder Titanbasislegierungen. Das Triebwerksbauteil ist hierbei das aus dem ursprünglichen Bauteil durch Bearbeitung hervorgehende Bauteil. Ein typisches solches Triebwerksbauteil ist ein Schaufelprofil.
Nachfolgend werden bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung unter Bezug auf die Zeichnungen beschrieben, in der
Fig. 1 schematisch das erfindungsgemäße Verfahren bei einer ersten Ausführungsform und
Fig. 2 schematisch das erfindungsgemäße Verfahren bei einer zweiten Ausfuhrungsform veranschaulicht.
Von einem mit 10 bezeichneten Bauteil soll durch elektrochemisches Bearbeiten Material abgetragen werden (sogenanntes „Senken"). Hierfür wird das Bauteil 10 als Anode geschaltet. Nun wird eine Elektrode 12 als Kathode geschaltet und durch Bewegung entsprechend dem Pfeil 14 in Richtung auf das Bauteil 10 zubewegt, allerdings so, dass sich die Oberflächen des Bauteils 10 und der Elektrode 12 nicht berühren, damit kein Kurzschluss erzeugt wird. Vielmehr wird zwischen dem Bauteil 10 und der Elektrode 12 ein Spalt 16 bereitgestellt, wie er in Fig. 1 zu sehen ist. Es wird nun dieser Spalt 16 an zwei Seiten durch ein Führungselement 18 begrenzt. Bevorzugt geschieht dies so, dass das Führungselement 18 an der Elektrode 12 befestigt ist, und zwar ist es nicht-leitend und elastisch. Beim Verfahren der Elektrode 12 entsprechend dem Pfeil 14 gelangen die beiden Führungselemente 18 auf die Oberfläche des Bauteils 10, so dass ein Kanal gebildet wird. So ist eine untere Wand des Kanals durch das Bauteil 10 gebildet, eine obere Wand des Kanals durch den Elektrolyten 12, und die Seitenwände des Kanals durch die Führungselemente 18. Der Kanal hat eine in Fig. 1 unten gezeigte Zufuhröffhung 20 und eine in Fig. 1 oben gezeigte Abfuhröffnung 22. In den Kanal wird nun Elektrolyt eingebracht. Der Elektrolyt wird über eine Düse 24 unter hohem Druck von mindestens 2 und bis hin zu 50 bar in den Kanal über die Zufuhröffhung 20 eingedrückt. Die Abfuhröffhung 22 ist, insbesondere durch geeignete Formung der Elektrode 22, so ausgebildet, dass der Elektrolyt aus dem Kanal in einem Freistrahl 26 austritt und vom Bauteil 10 weggelenkt wird. Durch die Erfindung ist gewährleistet, dass wegen des Vorhandenseins der Führungselemente 18 nur der Teil der Oberfläche des Bauteils 10, welcher gesenkt werden soll, vom Elektrolyten umspült ist. Der Elektrolyt wird beständig durch den Kanal geführt, es steht also ständig frischer Elektrolyt zur Verfügung, und Rückstände werden ausgespült.
Bei einer Abwandlung des Verfahrens wird ein Bauteil 10' verwendet, welches Aussparungen 28 aufweist. Durch das Senkverfahren sollen die Aussparung 28 in der Tiefe (d.h. in der Fig. 2 nach oben hin) vergrößert werden. Passend zu den Aussparungen 28 sind E-
lektroden 12' ausgebildet. Diese greifen in die Aussparungen ein, und zwar so, dass sie weder seitlich noch am Ende der Aussparung 28 das Bauteil 10' berühren. Dadurch ist ein U-förmiger Kanal 30 bereitgestellt. Düsen 24 sprühen nun unter einem Druck von 2 bis 50 bar einen Elektrolyten in den Kanal ein (Zufuhröffhung 20'), und der Elektrolyt verlässt den Kanal 30 jeweils über eine Abfuhröffhung 22'. Damit die Elektroden nur in Richtung der Tiefe der Aussparung 28 wirken, sind sie seitlich jeweils mit einem Isolationskörper 32 überzogen.
Bei der Ausführungsform gemäß Fig. 2 muss keine gesonderte Maßnahme getroffen werden, um den Kanal 30 zu bilden, außer dass die Elektroden 12' passend zu den Aussparungen 28 des Bauteils 10' ausgebildet sein müssen. Auch hier fließt der Elektrolyt gleichmäßig durch den Kanal 30, so dass ständig frischer Elektrolyt zur Verfügung steht und das Senkverfahren relativ schnell, weil störungsfrei, durchgeführt werden kann.