Verfahren zur Herstellung von optisch aktiven 3-Aminocarbonsäureestern
Beschreibung
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von optisch aktiven 3-Aminocarbonsäureester-Verbindungen, sowie deren Derivaten.
Die asymmetrische Synthese, d. h. Reaktionen, bei denen aus einer prochiralen eine chirale Gruppierung erzeugt wird, so dass die stereoisomeren Produkte (Enantiomere oder Diastereomere) in ungleichen Mengen entstehen, hat vor allem im Bereich der pharmazeutischen Industrie immense Bedeutung gewonnen, da häufig nur ein bestimmtes optisch aktives Isomer therapeutisch aktiv ist. In diesem Zusammenhang gewinnen auch optisch aktive Zwischenstufen der Wirkstoffe zunehmend an Bedeutung. Dies gilt auch für 3-Aminocarbonsäureester (Formel I), sowie deren Derivate und insbesondere auch für 3-Aminobuttersäureester (Formel II).
(Formel I) (Formel II)
Somit besteht ein großer Bedarf an effektiven Synthesewegen zur Herstellung optisch aktiver Verbindungen der allgemeinen Formeln I und II.
In der Literatur sind mehrere Wege zur Darstellung von ungesättigten 3-Acetylamino- carbonsäureestern beschrieben. Es ist bekannt, dass Enamine aus ß-Ketoestern durch Reaktion mit wässrigem oder gasförmigem Ammoniak erhalten werden. In einem zweiten Schritt kann ein so hergestelltes Enamin durch Reaktion mit Acetanhydrid N-acyliert werden.
S. P. B. Ovenden et al. (J. Org. Chem 1999, 64, 1140-1 144) beschreiben die einstufige Herstellung von α-ungesättigten 3-Acetylaminocarbonsäureestern durch azeotrope Entwässerung einer mit p-Toluolsulfonsäure angesäuerten Lösung von Acetamid und einem ß-Ketoester in Toluol oder Benzol.
Die Hydrierung von Olefinen bzw. ß-substituierten α- Acylamidoacrylsäuren ist dem Fachmann hinreichend bekannt und beispielsweise in US 3849480 bzw. US 4261919 beschrieben. W. S. Knowles und M. J. Sabacky offenbaren hierin ein allgemeines Ver-
fahren zur homogen katalysierten, asymmetrischen Hydrierung von Olefinen (insbesondere von ß-substituierten α-Acylamido-Acrylsäuren) in Gegenwart eines optisch aktiven Hydrierungs-Katalysators, bei dem eine optisch aktive enantiomere Form als Produkt gewünscht ist und das Metall des Katalysator-Komplexes ausgesucht ist unter Rh, Ir, Ru, Os, Pd und Pt.
Beispiele zur asymmetrischen Hydrierung von α-ungesättigten 3-Acetylaminocarbon- säure-Derivaten zu gesättigten 3-Aminocarbonsäure-Derivaten und zu den hierfür verwendeten chiralen Katalysatoren sind unter anderem in WO 9959721 , WO 001 18065, EP 967015, EP 1298136, WO 03031456 und in der WO 03042135 offenbart.
N. W. Boaz et al. beschreiben in Org. Proc. Res. Develop. 2005, 9, S. 472 die direkte Deacylierung von 2-Acetylaminocarbonsäurealkylestern zu 2-Aminocarbonsäure- alkylestern. Die Umsetzung der homologen 3-Aminocarbonsäurealkylester wird nicht beschrieben.
Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zu Grunde, ein einfaches und damit wirtschaftliches Verfahren zur Herstellung von optisch aktiven 3-Aminocarbon- säureestern und Derivaten davon zur Verfügung zu stellen.
Überraschend wurde nun gefunden, dass die gestellte Aufgabe durch ein Verfahren gelöst wird, bei dem ein einfach N-acylierter 3-Aminocarbonsäureester einer Deacylierung und Enantiomerenanreicherung durch Kristallisation unterzogen wird.
Gegenstand der Erfindung ist daher ein Verfahren zur Herstellung von optisch aktiven 3-Aminocarbonsäureester-Verbindungen der allgemeinen Formel I, sowie deren Ammoniumsalzen,
worin
R1 für Alkyl, Cycloalkyl, Heterocycloalkyl, Aryl, oder Hetaryl steht, und R2 für Alkyl, Cycloalkyl oder Aryl steht,
bei dem man ein an einem Enantiomer angereichertes Enantiomerengemisch eines einfach N-acylierten 3-Aminocarbonsäureesters der allgemeinen Formel (l.b),
O
R3^NH O (l-b)
worin R1 und R2 die zuvor angegebenen Bedeutungen besitzen und R3 für Wasserstoff, Alkyl, Cycloalkyl oder Aryl steht, durch Zugabe eines sauren Salzbildners einer Deacy- lierung und einer anschließenden weiteren Enantiomerenanreicherung durch Kristallisation unterzieht.
Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung von optisch aktiven 3-Aminocarbonsäureester-Verbindungen der allgemeinen For- mel I', sowie deren Derivate,
worin
R1 für Alkyl, Cycloalkyl, Heterocycloalkyl, Aryl, oder Hetaryl steht, und
R2' für Wasserstoff, ein Kationäquivalent M+, Alkyl, Cycloalkyl oder Aryl steht, bei dem man a) einen ß-Ketoester der allgemeinen Formel 1.1
worin R1 und R2 die zuvor angegebenen Bedeutungen besitzen,
a 1 ) mit wenigstens einem Carbonsäureamid der Formel R3-C(O)NH2, worin R3 die zuvor genannte Bedeutung besitzt, in Gegenwart eines Amidie- rungskatalysators, oder a 2) mit Ammoniak und anschließend mit einem Carbonsäurederivat der Formel R3-C(O)X, worin X für Halogen oder einen Rest der Formel OC(O)R4 steht, worin R4 die zuvor für R3 angegebene Bedeutung be- sitzt,
unter Erhalt des entsprechenden Gemischs aus N-acylierten, α-ungesättigten (Z)- und (E)-3-Aminocarbonsäureestern umsetzt, und gegebenenfalls den (Z) 3-Aminocarbonsäureester der allgemeinen Formel (La) isoliert,
O
RJ ^NH O (La)
,2
,R
R' O
worin R1, R2 und R3 die zuvor angegebenen Bedeutungen besitzen,
b) das in dieser Reaktion erhaltene Enamid (La) einer enantioselektiven Hydrie- rung in Gegenwart eines chiralen Hydrierungskatalysators unterzieht, unter
Erhalt eines an einem Enantiomeren angereicherten Enantiomerengemischs einfach N-acylierter ß-Aminocarbonsäureester der allgemeinen Formel (Lb),
O
R3^NH O (l-b)
worin R1, R2 und R3 die zuvor angegebenen Bedeutungen besitzen,
c) das bei der Hydrierung erhaltene Enantiomerengemisch der Verbindungen Lb durch Zugabe eines sauren Salzbildners einer Deacylierung und einer an- schließenden weiteren Enantiomerenanreicherung durch Kristallisation unterzieht und das dabei gebildete, bezüglich eines Stereoisomers angereicherte Ammoniumsalz eines 3-Aminocarbonsäureesters isoliert, und
d) gegebenenfalls das isolierte Ammoniumsalz in den 3-Aminocarbonsäureester überführt, und
e) gegebenenfalls den 3-Aminocarbonsäureester in die freie 3-Aminocarbon- säure oder ein Salz davon überführt.
"Chirale Verbindungen" sind im Rahmen der vorliegenden Erfindung Verbindungen mit wenigstens einem Chiralitätszentrum (d. h. wenigstens einem asymmetrischen Atom, z. B. wenigstens einem asymmetrischen C-Atom oder P-Atom), mit Chiralitätsachse,
Chiralitätsebene oder Schraubenwindung. Der Begriff "chiraler Katalysator" umfasst Katalysatoren, die wenigstens einen chiralen Liganden aufweisen.
"Achirale Verbindungen" sind Verbindungen, die nicht chiral sind.
Unter einer "prochiralen Verbindung" wird eine Verbindung mit wenigstens einem pro- chiralen Zentrum verstanden. "Asymmetrische Synthese" bezeichnet eine Reaktion, bei der aus einer Verbindung mit wenigstens einem prochiralen Zentrum eine Verbindung mit wenigstens einem Chiralitätszentrum, einer Chiralitätsachse, Chiralitätsebene oder Schraubenwindung erzeugt wird, wobei die stereoisomeren Produkte in ungleichen Mengen entstehen.
"Stereoisomere" sind Verbindungen gleicher Konstitution aber unterschiedlicher Atomanordnung im dreidimensionalen Raum.
"Enantiomere" sind Stereoisomere, die sich zueinander wie Bild zu Spiegelbild verhalten. Der bei einer asymmetrischen Synthese erzielte "Enantiomeren-Überschuss" (enantiomeric excess, ee) ergibt sich dabei nach folgender Formel: ee[%] = (R-S) / (R+S) * 100. R und S sind die Deskriptoren des CIP-Systems für die beiden Enantiomeren und geben die absolute Konfiguration am asymmetrischen Atom wieder. Die enantiomerenreine Verbindung (ee = 100 %) wird auch als "homochirale Verbindung" bezeichnet.
Das erfindungsgemäße Verfahren führt zu Produkten, die bezüglich eines bestimmten Stereoisomers angereichert sind. Der erzielte "Enantiomeren-Überschuss" (ee) liegt in der Regel um wenigstens 3 % über dem des N-acylierten 3-Aminocarbonsäureesters. Der mit dem Verfahren erzielbare ee-Wert beträgt in der Regel wenigstens 98 %.
"Diastereomere" sind Stereoisomere, die nicht enantiomer zueinander sind.
Obwohl in den von der vorliegenden Erfindung erfassten Verbindungen weitere asymmetrische Atome vorhanden sein können, beziehen sich die hierin aufgeführten stereochemischen Begriffe, wenn nicht ausdrücklich anders erwähnt, auf das dem asymmetrischen ß-Kohlenstoffatom in Verbindung I oder I' entsprechende Kohlenstoffatom der jeweiligen Verbindungen. Sind weitere Stereozentren vorhanden, so werden diese im Rahmen der vorliegenden Erfindung bei der Benennung vernachlässigt.
Im Folgenden umfasst der Ausdruck "Alkyl" geradkettige und verzweigte Alkylgruppen. Vorzugsweise handelt es sich dabei um geradkettige oder verzweigte CrC2o-Alkyl, bevorzugterweise CrCi2-Alkyl-, besonders bevorzugt d-Cβ-Alkyl- und ganz besonders
bevorzugt d-Ce-Alkylgruppen. Beispiele für Alkylgruppen sind insbesondere Methyl, Ethyl, Propyl, Isopropyl, n-Butyl, Isobutyl, sec.-Butyl, tert.-Butyl, n-Pentyl, 2-Pentyl, 2-Methylbutyl, 3-Methylbutyl, 1 ,2-Dimethylpropyl, 1 ,1-Dimethylpropyl, 2,2-Dimethylpropyl, 1-Ethylpropyl, n-Hexyl, 2-Hexyl, 2-Methylpentyl, 3-Methylpentyl, 4-Methylpentyl, 1 ,2-Dimethylbutyl, 1 ,3-Dimethylbutyl, 2,3-Dimethylbutyl,
1 ,1-Dimethylbutyl, 2,2-Dimethylbutyl, 3,3-Dimethylbutyl, 1 ,1 ,2-Trimethylpropyl, 1 ,2,2-Trimethylpropyl, 1-Ethylbutyl, 2-Ethylbutyl, 1 -Ethyl- 2-methylpropyl, n-Heptyl, 2-Heptyl, 3-Heptyl, 2-Ethylpentyl, 1-Propylbutyl, n-Octyl, 2-Ethylhexyl, 2-Methylheptyl, Nonyl, Decyl, 2-Propylheptyl.
Der Ausdruck "Alkyl" umfasst auch substituierte Alkylgruppen, welche im Allgemeinen 1 , 2, 3, 4 oder 5, bevorzugt 1 , 2 oder 3 und besonders bevorzugt 1 Substituenten, ausgewählt aus den Gruppen Cycloalkyl, Aryl, Hetaryl, Halogen, COORf, COO"M+ und NE1E2 tragen können, wobei Rf für Wasserstoff, Alkyl, Cycloalkyl oder Aryl steht, M+ für ein Kationäquivalent steht und E1 und E2 unabhängig voneinander für Wasserstoff, Alkyl, Cycloalkyl oder Aryl stehen.
Der Ausdruck "Cycloalkyl" umfasst im Sinne der vorliegenden Erfindung sowohl un- substituierte als auch substituierte Cycloalkylgruppen, vorzugsweise Cs-Cβ-Cycloalkylgruppen, wie Cyclopentyl, Cyclohexyl oder Cycloheptyl, die im Falle einer Substitution, im Allgemeinen 1 , 2, 3, 4 oder 5, bevorzugt 1 , 2 oder 3 und besonders bevorzugt 1 Substituenten, vorzugsweise ausgewählt unter Alkyl und den für Alkyl genannten Substituenten, tragen können.
Der Ausdruck "Heterocycloalkyl" im Sinne der vorliegenden Erfindung umfasst gesättigte, cycloaliphatische Gruppen mit im Allgemeinen 4 bis 7, vorzugsweise 5 oder 6 Ringatomen, in denen 1 oder 2 der Ringkohlenstoffatome durch Heteroatome, vorzugsweise ausgewählt aus den Elementen Sauerstoff, Stickstoff und Schwefel, ersetzt sind und die gegebenenfalls substituiert sein können, wobei im Falle einer Substitution, diese heterocycloaliphatischen Gruppen 1 , 2 oder 3, vorzugsweise 1 oder 2, besonders bevorzugt 1 Substituenten, ausgewählt aus Alkyl, Cycloalkyl, Aryl, COORf, COO"M+ und NE1E2, bevorzugt Alkyl, tragen können, wobei Rf für Wasserstoff, Alkyl, Cycloalkyl oder Aryl steht, M+ für ein Kationäquivalent steht und E1 und E2 unabhängig voneinander für Wasserstoff, Alkyl, Cycloalkyl oder Aryl stehen. Beispielhaft für solche hetero- cycloaliphatischen Gruppen seien Pyrrolidinyl, Piperidinyl, 2,2,6,6-Tetramethylpiperi- dinyl, Imidazolidinyl, Pyrazolidinyl, Oxazolidinyl, Morpholidinyl, Thiazolidinyl, Isothiazo- lidinyl, Isoxazolidinyl, Piperazinyl-, Tetrahydrothiophenyl, Tetrahydrofuranyl, Tetra- hydropyranyl, Dioxanyl genannt.
Der Ausdruck "Aryl" umfasst im Sinne der vorliegenden Erfindung unsubstituierte als auch substituierte Arylgruppen, und steht vorzugsweise für Phenyl, ToIyI, XyIyI, Mesityl, Naphthyl, Fluorenyl, Anthracenyl, Phenanthrenyl oder Naphthacenyl, besonders bevorzugt für Phenyl oder Naphthyl, wobei diese Arylgruppen im Falle einer Substitution im Allgemeinen 1 , 2, 3, 4 oder 5, vorzugsweise 1 , 2 oder 3 und besonders bevorzugt 1 Substituenten, ausgewählt aus den Gruppen Alkyl, Alkoxy, Nitro, Cyano oder Halogen, tragen können.
Der Ausdruck "Hetaryl" umfasst im Sinne der vorliegenden Erfindung unsubstituierte oder substituierte, heterocycloaromatische Gruppen, vorzugsweise die Gruppen Pyri- dyl, Chinolinyl, Acridinyl, Pyridazinyl, Pyrimidinyl, Pyrazinyl, Pyrrolyl, Imidazolyl, Pyra- zolyl, Indolyl, Purinyl, Indazolyl, Benzotriazolyl, 1 ,2,3-Triazolyl, 1 ,3,4-Triazolyl und Car- bazolyl, wobei diese heterocycloaromatischen Gruppen im Falle einer Substitution im Allgemeinen 1 , 2 oder 3 Substituenten, ausgewählt aus den Gruppen Alkyl, Alkoxy, Acyl, Carboxyl, Carboxylat, -SO3H, Sulfonat, NE1E2, Alkylen-NE1E2 oder Halogen, tragen können, wobei E1 und E2 die zuvor genannten Bedeutungen aufweisen.
Die obigen Erläuterungen zu den Ausdrücken "Alkyl", "Cycloalkyl", "Aryl", "Heterocyc- loalkyl" und "Hetaryl" gelten entsprechend für die Ausdrücke "Alkoxy", "Cycloalkoxy", "Aryloxy", "Heterocycloalkoxy" und "Hetaryloxy".
Der Ausdruck "Acyl" steht im Sinne der vorliegenden Erfindung für Alkanoyl- oder Aroylgruppen mit im Allgemeinen 2 bis 1 1 , vorzugsweise 2 bis 8 Kohlenstoffatomen, beispielsweise für die Acetyl-, Propanoyl-, Butanoyl-, Pentanoyl-, Hexanoyl-, Hepta- noyl-, 2-Ethylhexanoyl-, 2-Propylheptanoyl-, Benzoyl-, Naphthoyl- oder Trifluoracetyl- Gruppe.
„Halogen" steht für Fluor, Chlor, Brom und lod, bevorzugt für Fluor, Chlor und Brom.
M+ steht für ein Kationäquivalent, d.h. ein einwertiges Kation oder den einfach positiven Ladungsanteil eines mehrfachen Kations. Dazu zählen z. B. Li, Na, K, Ca und Mg.
Die erfindungsgemäßen Verfahren ermöglichen, wie zuvor beschrieben, die Herstellung von optisch aktiven Verbindungen der allgemeinen Formel I und II, sowie die Her- Stellung von deren Derivaten.
R1 steht vorzugsweise für Ci-Cβ-Alkyl, C3-C7-Cycloalkyl oder C6-Ci4-Aryl, die gegebenenfalls wie eingangs ausgeführt substituiert sein können. Insbesondere steht R1 für Methyl, Ethyl, n-Propyl, Isopropyl, n-Butyl, tert.-Butyl, Cyclohexyl oder Phenyl, speziell für Methyl.
R2 steht bevorzugt für unsubstituiertes oder substituiertes CrC6-Alkyl, C3-C7-Cycloalkyl oder C6-Ci4-Aryl. Besonders bevorzugte Reste R2 sind Methyl, Ethyl, n-Propyl, Isopro- pyl, n-Butyl, tert.-Butyl, Trifluormethyl, Cyclohexyl, Phenyl und Benzyl.
R2 steht für Wasserstoff, M+, sowie für die für R2 genannten Bedeutungen.
R3 steht für Wasserstoff, Alkyl, Cycloalkyl oder Aryl, insbesondere für Wasserstoff, Methyl, Ethyl, Trifluormethyl, Benzyl und Phenyl.
Erfindungsgemäß wird ein Enantiomerengemisch der Verbindungen l.b durch Zugabe eines sauren Salzbildners einer Deacylierung und einer anschließenden weiteren Enantiomerenanreicherung durch Kristallisation unterzogen und das dabei gebildete, bezüglich eines Stereoisomers angereicherte Ammoniumsalz eines 3-Aminocarbonsäureesters isoliert.
Es ist ein charakteristisches Merkmal des erfindungsgemäßen Verfahrens, dass in dem zur Deacylierung eingesetzten Isomerengemisch von Verbindungen der allgemeinen Formel l.b auch das entsprechende Enantiomer, oder ausgehend von chiralen ß-Ketoestern auch Diastereomere in nicht vernachlässigbaren Mengen enthalten sind. Vorteilhafterweise ermöglicht das Verfahren somit die Herstellung optisch aktiver Verbindungen der allgemeinen Formel I, ausgehend von Isomerengemischen von Verbindungen der allgemeinen Formel l.b, wie sie beispielsweise aus den Vorläuferverbindungen durch übliche asymmetrische Hydrierung von Enamiden erhältlich sind.
Üblicherweise werden in diesem Verfahrensschritt Enantiomerengemische eingesetzt, die bereits an einem Enantiomer angereichert sind. Bevorzugt ist der ee-Wert dieser Gemische größer 75 % und besonders bevorzugt größer 90 %.
In einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird die Deacylierung in einem alkoholischen Lösungsmittel durchgeführt.
Unter einem erfindungsgemäß verwendeten alkoholischen Lösungsmittel versteht man sowohl reine Alkohole sowie Lösungsmittelgemische, die Alkohole enthalten. Insbe- sondere handelt es sich hierbei um Methanol, Ethanol, n-Propanol, Isopropanol, n-Butanol, t-Butanol und Cyclohexanol, sowie deren Gemische mit inerten Lösungsmitteln, wie Aromaten, beispielsweise Toluol, und chlorierten Kohlenwasserstoffen, Di- chlormethan oder Chloroform. Besonders bevorzugt handelt es sich um eine Verbindung der Formel R2-OH, wobei R2 dieselbe Bedeutung wie bei dem Produkt der For- mein I oder Il besitzt.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird zur Enantiomerenanreicherung durch Kristallisation wenigstens ein Ester als Lösungsmittel oder ein Lösungsmittelgemisch umfassend wenigstens einen Ester zuge- setzt. Bevorzugt handelt es sich bei dem Ester um Alkylacetate, insbesondere um Al- kylacetate der Formel CH3C(O)OR2, worin R2 die oben gegebene Bedeutung besitzt. Besonders bevorzugt besitzt R2 dieselbe Bedeutung wie in dem umgesetzten N-acy- lierten 3-Aminocarbonsäureester der Formel (l.b). Speziell handelt es sich bei dem Ester um Methylacetat oder Ethylacetat.
In einer speziellen Ausführungsform der Erfindung wird das bei der Deacylierung verwendete Lösungsmittel oder Lösungsmittelgemisch nach erfolgter Deacylierung teilweise oder vollständig durch eine übliche, dem Fachmann bekannte Methode, speziell durch ein destillatives Verfahren, entfernt. Anschließend wird dem Rückstand zur Enantiomerenanreicherung durch Kristallisation ein geeignetes Lösungsmittel oder Lösungsmittelgemisch, speziell bestehend aus einem oder umfassend einen Ester, zugesetzt. Vorzugsweise wird das zur Enantiomerenanreicherung durch Kristallisation verwendete Lösungsmittel einer konzentrierten (d. h. einer gesättigten oder nahezu gesättigten) Lösung der 3-Aminocarbonsäureester Verbindung zugesetzt. Gegebenen- falls wird anschließend der Restgehalt des bei der Deacylierung verwendeten Lösungsmittels durch ein dem Fachmann bekanntes Verfahren, vorzugsweise destillativ, weiter gesenkt. Besonders bevorzugt wird dabei der Restgehalt des bei der Deacylierung verwendeten Lösungsmittels auf weniger als 5 % gesenkt.
Bevorzugt wird die Deacylierung bei einer Temperatur von wenigstens 60 °C, besonders bevorzugt von wenigstens 75 °C durchgeführt. Für die anschließende Kristallisation kann diese Temperatur abgesenkt werden.
Der Druck liegt bei der Deacylierung im Allgemeinen in einem Bereich von Umge- bungsdruck bis 25 bar. Beim Einsatz von alkoholischen Lösungsmitteln liegt der Druck bevorzugt in einem Bereich von 1 bis 10 bar. Die anschließende Kristallisation kann bei Normaldruck durchgeführt werden.
In einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung ist der zur Deacylie- rung und zur anschließenden Kristallisation eingesetzte Salzbildner ausgewählt unter achiralen sauren Verbindungen. Als Salzbildner geeignet sind beispielsweise Säuren, die im wässrigen Milieu eine größere Säurestärke als Essigsäure besitzen und mit den gesättigten ß-Aminocarbonsäureestern Ammoniumsalze bilden. Vorteilhafterweise führt das Ausfallen der Salze und deren anschließende Isolierung zu einer Erhöhung der optischen Reinheit.
Vorzugsweise sind die resultierenden Salze dieser Salzbildner ausgewählt unter Ben- zoat, Oxalat, Phosphat, Sulfat, Hydrogenoxalat, Hydrogensulfat, Formiat, Lactat, Fumarat, Chlorid, Bromid, Trifluoracetat, p-Toluolsulfonat und Methansulfonat. Besonders bevorzugt eignen sich p-Toluolsulfonat und Methansulfonat.
Beim Einsatz solcher Salzbildner werden in der Regel für das isolierte Ammoniumsalz ee-Werte von mindestens 98 % erzielt.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Verfahren, wird zur Deacylierung und zur anschließenden Kristallisation als Salzbildner p-Toluolsulfonat oder Methansulfonat eingesetzt und das zur Deacylierung verwendete alkoholische Lösungsmittel umfasst eine Verbindung der Formel R2-OH, wobei R2 die zuvor gegebene Bedeutung besitzt.
Die Temperatur bei der Enantiomerenanreicherung durch Kristallisation liegt im Allgemeinen im Bereich zwischen Schmelzpunkt und Siedepunkt des eingesetzten Lösungsmittels bzw. Lösungsmittelgemischs. In einer geeigneten Ausführungsform kann die Temperatur im Verlauf der Kristallisation ein- oder mehrfach erhöht und/oder abge- senkt werden, um die Kristallbildung zu initiieren und/oder die Fällung des gewünschten Enantiomers zu vervollständigen.
Vorteilhafterweise weist der nach der Enantiomeren-anreichernden Kristallisation isolierte Feststoff einen ee-Wert von mindestens 97,0 % und insbesondere größer 98 % auf.
Beim Einsatz von N-acylierten 3-Aminocarbonsäureester mit einem ee-Wert von 95 % werden in der Regel nach erfolgter Deacylierung für die entsprechenden Ammoniumsalze ee-Werte von wenigstens 98 % erzielt.
Das bei der Kristallisation erhaltene Produkt der Formel I oder Il kann einer Aufarbeitung unterzogen werden (siehe die folgenden Ausführungen zu Verfahrensschritten d) und e)).
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung betrifft ein Verfahren, umfassend die im Folgenden beschriebenen Reaktionsstufen a) bis c) und optional d) und e).
Stufe a)
In einer Ausführungsform der Stufe a) des erfindungsgemäßen Verfahrens wird ein ß-Ketoester der Formel 1.1 mit wenigstens einem Carbonsäureamid der Formel R3-C(O)NH2, in Gegenwart eines Amidierungskatalysators unter Entfernen des Reaktionswassers zu einem 3-Aminocarbonsäureester der Formel l.a umgesetzt (Schritt a.1 ).
Bevorzugt handelt es sich in Schritt a.1 bei den Carbonsäureamiden der Formel R3-C(O)NH2 um Acetamid, Propionsäureamid, Benzoesäureamid, Formamid oder Trifluoracetamid, insbesondere um Benzoesäureamid oder Acetamid.
Für Schritt a.1 geeignete Lösungsmittel sind solche, die mit Wasser ein niedrigsiedendes Azeotrop bilden, aus dem das Reaktionswasser mit dem Fachmann bekannten Trennmethoden (wie z. B. azeotrope Destillation) entfernbar ist. Insbesondere sind dies Aromaten, wie Toluol, Benzol, etc., Ketone, wie Methylisobutylketon oder Methylethylketon etc. und Halogenalkane, wie Chloroform. Bevorzugt wird Toluol ein- gesetzt.
Geeignete Amidierungskatalysators sind beispielsweise Säuren, wie p-Toluolsulfonsäure, Methansulfonsäure, Schwefelsäure oder ähnliche. Bevorzugt wird p-Toluolsulfonsäure verwendet.
Vorzugsweise erfolgt die Umsetzung in Verfahrensschritt a.1 bei einer Temperatur im Bereich von 20 bis 110 °C, besonders bevorzugt 60 bis 90 °C. Besonders bevorzugt liegt dabei die Temperatur oberhalb der Siedetemperatur des verwendeten Lösungsmittels unter Normalbedingungen.
Verfahrensschritt a.1 wird üblicherweise bei einem Druck von 0,01 bis 1 ,5 bar, insbesondere 0,1 bis 0,5 bar durchgeführt. Gegebenenfalls kann der in Schritt a.1 erhaltene Aminocarbonsäureester einer Aufreinigung nach üblichen, dem Fachmann bekannten Verfahren, z. B. durch Destillation unterzogen werden.
In einer alternativen Ausführung wird ein ß-Ketoester der Formel 1.1 mit wässrigem Ammoniak und anschließend mit einem Carbonsäurederivat der Formel R3-C(O)X zum N-acylierten, ß-ungesättigten (Z)-3-Aminocarbonsäureester (l.a) umgesetzt, worin X für Halogen oder einen Rest der Formel OC(O)R4 steht, worin R4 die zuvor für R3 angege- bene Bedeutung besitzt (Schritt a.2).
Das Carbonsäurederivat ist vorzugsweise ausgewählt unter Carbonsäurechloriden, wobei X für Chlor steht und R3 die zuvor gegebene Bedeutung besitzt, oder Carbonsäureanhydriden, wobei X für OC(O)R4 steht und R4 bevorzugt die selbe Bedeutung
wie R3 besitzt, besonders bevorzugt handelt es sich bei den Carbonsäurederivaten um Acetylchlorid, Benzoylchlorid oder Acetanhydrid.
Bevorzugt wird die Acylierung in Schritt a.2 bei einer Temperatur im Bereich von 20 °C bis 120 °C durchgeführt, besonders bevorzugt bei einer Temperatur im Bereich von 60 °C bis 90 °C.
Die Acylierung in Schritt a.2 wird in einem polaren Lösungsmittel oder einer Mischung eines polaren Lösungsmittels mit einem unpolaren Lösungsmittel durchgeführt, bevor- zugt handelt es sich bei dem polaren Lösungsmittel um eine Carbonsäure der Formel R3COOH oder um ein tertiäres Amin, als unpolares Lösungsmittel sind insbesondere Halogenalkane und Aromaten geeignet, besonders bevorzugt wird als Lösungsmittel Essigsäure oder Triethylamin verwendet.
Die Acylierung in Schritt a.2 kann unter Verwendung eines Katalysators durchgeführt werden, dieser kann sowohl in katalytischen Mengen sowie stöchiometrisch oder als Lösungsmittel eingesetzt werden, bevorzugt werden nichtnukleophile Basen, wie tertiäre Amine, besonders bevorzugt handelt es sich hierbei um Triethylamin und/oder Di- methylaminopyridin (DMAP).
Gegebenenfalls wird man in den Schritten a.1 und a.2 den (Z)-3-Aminocarbonsäure- ester als Gemisch mit dem (E)-3-Aminocarbonsäureester und gegebenenfalls weiteren Acylierungsprodukten erhalten. In diesem Fall wird man den (Z)-3-Aminocarbonsäure- ester der Formel l.a durch dem Fachmann bekannte Verfahren isolieren. Eine bevor- zugte Methode ist die Abtrennung durch Destillation.
Stufe b)
Die in Stufe a erhaltenen α-ungesättigten (Z)-3-Aminocarbonsäureesterverbindungen der Formel l.a können nachfolgend einer enantioselektiven Hydrierung in Gegenwart eines chiralen Hydrierungskatalysators, unter Erhalt eines an einem Enantiomeren angereicherten Enantiomerengemischs einfach N-acylierter ß-Aminocarbonsäureester der allgemeinen Formel (l.b) unterzogen werden.
Vorzugsweise wird in Stufe b) als Hydrierungskatalysator wenigstens ein Komplex eines Übergangsmetalls der Gruppen 8 bis 1 1 des Periodensystems der Elemente eingesetzt, der als Ligand wenigstens eine chirale, phosphoratomhaltige Verbindung um- fasst.
Zur Hydrierung wird vorzugsweise ein chiraler Hydrierungskatalysator eingesetzt, der befähigt ist, den eingesetzten α-ungesättigten, N-acylierten 3-Aminocarbonsäureester (La) unter Bevorzugung des gewünschten Isomers zu hydrieren. Vorzugsweise weist die in Schritt b) erhaltene Verbindung der Formel l.b nach der asymmetrischen Hydrierung einen ee-Wert von wenigstens 75 %, besonders bevorzugt wenigstens 90 % auf. Eine solche hohe Enantiomerenreinheit ist jedoch bei dem erfindungsgemäßen Verfahren vielfach nicht notwendig, da nach dem erfindungsgemäßen Verfahren eine weitere Enantiomerenanreicherung im anschließenden Deacylierungs- und Kristallisationsschritt erfolgt. Vorzugsweise beträgt der ee-Wert der Verbindung l.b jedoch mindestens 75 %.
Vorzugsweise ermöglicht das erfindungsgemäße Verfahren die enantioselektive Hydrierung bei Substrat/Katalysator-Verhältnissen (s/c) von wenigstens 1000 : 1 , besonders bevorzugt wenigstens 5000 : 1 und insbesondere wenigstens 15000 : 1.
Bevorzugt wird für die asymmetrische Hydrierung ein Komplex eines Metalls der Gruppe 8, 9 oder 10 mit wenigstens einem der im Folgenden genannten Liganden eingesetzt. Vorzugsweise ist das Übergangsmetall ausgewählt unter Ru, Rh, Ir, Pd oder Pt. Besonders bevorzugt sind Katalysatoren auf Basis von Rh und Ru. Insbesondere bevorzugt sind Rh-Katalysatoren.
Die als Ligand eingesetzte phosphorhaltige Verbindung ist vorzugsweise ausgewählt unter zwei- und mehrzähnigen Phosphin-, Phosphinit-, Phosphonit-, Phosphoramidit- und Phosphit-Verbindungen.
Bevorzugt werden zur Hydrierung Katalysatoren, die wenigstens einen Liganden aufweisen, der ausgewählt ist unter Verbindungen der folgenden Formeln,
TangPhos DuanPhos PhanePhos
oder deren Enantiomeren, wobei Ar für gegebenenfalls substituiertes Phenyl, bevor- zugt für ToIyI oder XyIyI, steht.
Besonders bevorzugt sind bidentate Verbindungen der zuvor genannten Verbindungsklassen. Insbesondere sind P-chirale Verbindungen, wie DuanPhos, TangPhos oder Binapine bevorzugt.
Geeignete chirale, über wenigstens ein Phosphoratom an das Übergangsmetall koordinierende Liganden sind dem Fachmann bekannt und beispielsweise von Chiral Quest ((Princeton) Inc., Monmouth Junction, NJ) kommerziell erhältlich. Die Benennung der zuvor exemplarisch aufgeführten chiralen Liganden entspricht ihrer kommerziellen Be- Zeichnung.
Chirale Übergangsmetall-Komplexe lassen sich in dem Fachmann bekannter Weise (z. B. Uson, Inorg. Chim. Acta 73, 275 1983, EP-A-O 158 875, EP-A-437 690) durch Umsetzung geeigneter Liganden mit Komplexen der Metalle, die labile oder hemilabile Liganden enthalten, erhalten. Hierbei können als Präkatalysatoren Komplexe wie etwa Pd2(dibenzylidenaceton)3, Pd(OAc)2 (Ac = Acetyl), RhCI3, Rh(OAc)3, [Rh(COD)CI]2, [Rh(COD)OH]2, [Rh(COD)OMe]2 (Me = Methyl), Rh(COD)acac, Rh4(CO)i2, Rh6(CO)i6, [Rh(COD)2)]X, Rh(acac)(CO)2 (acac = Acetylacetonato), RuCI3, Ru(acac)3, RuCI2(COD), Ru(COD)(methallyl)2, Ru(Ar)I2 und Ru(Ar)CI2, Ar = Aryl, sowohl unsubsti- tuiert als auch substituiert, [Ir(COD)CI]2, [Ir(COD)2]X, Ni(allyl)X verwendet werden. Anstatt COD (= 1 ,5-Cyclooctadien) kann auch NBD (= Norbornadien) verwendet werden. Bevorzugt sind [Rh(COD)CI]2, [Rh(COD)2)IX, Rh(acac)(CO)2, RuCI2(COD), Ru(COD)(methallyl)2, Ru(Ar)CI2, Ar = Aryl, sowohl unsubstituiert als auch substituiert, sowie die entsprechenden Systeme mit NBD anstelle von COD. Besonders bevorzugt sind [Rh(COD)2)]X und [Rh(NBD)2)IX.
X kann jedes dem Fachmann bekannte, generell in der asymmetrischen Synthese verwendbare Anion sein. Beispiele für X sind Halogene wie Cl", Br" oder I", BF4 ", CIO4 ", SbF6 ", PF6 ", CF3SO3 ", BAr4 ". Bevorzugt für X sind BF4 ", PF6 ", CF3SO3 ", SbF6 ".
Die chiralen Übergangsmetall-Komplexe können entweder vor der eigentlichen Hydrierungs-Reaktion im Reaktionsgefäß in situ erzeugt werden oder aber separat erzeugt, isoliert und anschließend eingesetzt werden. Dabei kann es vorkommen, dass sich wenigstens ein Lösungsmittelmolekül an den Übergangsmetall-Komplex anlagert. Die gängigen Lösungsmittel (z. B. Methanol, Diethylether, Tetra hydrofu ran (THF), Dichlor- methan, etc.) für die Komplexherstellung sind dem Fachmann bekannt.
Phosphin-, Phosphinit-, Phosphonit-, Phosphoramidit- und Phosphit-Metall- bzw. -Metall-LM-Komplexe (LM = Lösungsmittel) mit noch mindestens einem labilen oder hemilabilen Liganden sind geeignete Präkatalysatoren, aus denen unter den Bedingungen der Hydrierung der eigentliche Katalysator generiert wird.
Der Hydrierungsschritt (Schritt b) des erfindungsgemäßen Verfahrens wird in der Regel bei einer Temperatur von -10 bis 150 0C, bevorzugt bei O bis120 0C und besonders bevorzugt bei 10 bis 70 0C durchgeführt.
Der Wasserstoffdruck kann dabei in einem Bereich zwischen 0,1 bar und 600 bar variiert werden. Bevorzugt liegt dieser in einem Druckbereich von 0,5 bis 20 bar, besonders bevorzugt zwischen 1 bis 10 bar.
Als Lösungsmittel für die Hydrierungsreaktion der Enamide l.a sind alle dem Fachmann für asymmetrische Hydrierung bekannten Lösungsmittel geeignet. Bevorzugte Lösungsmittel sind niedrige Alkylalkohole wie Methanol, Ethanol, Isopropanol, sowie To- luol, THF, Ethylacetat. Besonders bevorzugt wird in dem erfindungsgemäßen Verfah- ren Ethylacetat oder THF als Lösungsmittel eingesetzt.
Die zuvor beschriebenen Hydrierungskatalysatoren (bzw. -präkatalysatoren) können auch in geeigneter Weise, z. B. durch Anbindung über als Ankergruppen geeignete funktionelle Gruppen, Adsorption, Pfropfung, etc. an einen geeigneten Träger, z. B. aus Glas, Kieselgel, Kunstharzen, Polymerträger, etc., immobilisiert werden. Sie eignen sich dann auch für einen Einsatz als Festphasenkatalysatoren. Vorteilhafterweise lässt sich nach diesen Verfahren der Katalysatorverbrauch weiter senken. Die zuvor beschriebenen Katalysatoren eignen sich auch für eine kontinuierliche Reaktionsführung, z. B. nach Immobilisierung, wie zuvor beschrieben, in Form von Festphasenkatalysato- ren.
In einer weiteren Ausführung wird die Hydrierung in Stufe b kontinuierlich durchgeführt. Die kontinuierliche Hydrierung kann in einer oder vorzugsweise in mehreren Reaktionszonen erfolgen. Mehrere Reaktionszonen können von mehreren Reaktoren oder durch räumlich verschiedene Bereiche innerhalb eines Reaktors gebildet werden. Beim Einsatz von mehreren Reaktoren kann es sich jeweils um gleiche oder verschiedene Reaktoren handeln. Diese können jeweils gleiche oder verschiedene Vermischungscharakteristiken aufweisen und/oder durch Einbauten ein- oder mehrfach unterteilt sein. Die Reaktoren können untereinander beliebig verschaltet sein, z. B. parallel oder in Reihe.
Geeignete druckfeste Reaktoren für die Hydrierung sind dem Fachmann bekannt. Dazu zählen die allgemein üblichen Reaktoren für gas-flüssig-Reaktionen, wie z. B. Rohrreaktoren, Rohrbündelreaktoren, Rührkessel, Gasumlaufreaktoren, Blasensäulen, etc., die gegebenenfalls durch Einbauten gefüllt bzw. unterteilt sein können.
Schritt c)
Bezüglich Schritt c) wird auf die eingangs gemachten Ausführungen zur Kristallisation durch Zugabe eines sauren Salzbildners Bezug genommen.
Schritt d)
Gewünschtenfalls können die bei der enantiomerenanreichernden Kristallisation isolier- ten Ammoniumsalze einer weiteren Aufarbeitung unterzogen werden. So ist es bei-
spielsweise möglich, zur Freisetzung der optisch aktiven Verbindung der Formel I, das Produkt der Kristallisation mit einer geeigneten Base, vorzugsweise NaHCθ3, NaOH, KOH in Kontakt zu bringen. In einer geeigneten Vorgehensweise wird das Produkt der Kristallisation in Wasser gelöst oder suspendiert und anschließend der pH-Wert durch Basen-Zugabe auf etwa 8 bis 12, vorzugsweise etwa 10, eingestellt. Zur Isolierung des freien 3-Aminocarbonsäureesters ist es möglich, die basische Lösung oder Suspension mit einem geeigneten organischen Lösungsmittel, z. B. einem Ether, wie Methylbutyl- ether, einem Kohlenwasserstoff oder Kohlenwasserstoffgemisch, z. B. einem Alkan, wie Pentan, Hexan, Heptan, oder einem Alkangemisch, Ligroin oder Petrolether, oder Aromaten, wie Toluol, zu extrahieren. Ein bevorzugtes Extraktionsmittel ist Toluol. Bei dieser Vorgehensweise kann der 3-Aminosäureester nahezu quantitativ erhalten werden, wobei auch der ee-Wert erhalten bleibt.
Schritt e)
Gegebenenfalls können die 3-Aminocarbonsäureester unter Verwendung von dem Fachmann bekannten Methoden derivatisiert werden. Mögliche Derivatisierungen umfassen beispielsweise Verseifung des Esters oder stereoselektives Reduzieren des Carboxyl-Kohlenstoffatoms zu einem optisch aktiven Alkohol.
Erfindungsgemäße Derivate von Verbindungen der Formel I' umfassen somit beispielsweise Ammoniumsalze der 3-Aminocarbonsäureester, die freie Carbonsäure worin R2 Wasserstoff ist, Salze der freien Carbonsäure, worin R2 M+ ist, sowie optisch aktive 3-Aminoalkohole.
In einer speziellen Ausführung dient das zuvor beschriebene Verfahren zur Herstellung optisch aktiver Verbindungen der Formel II, oder deren Ammoniumsalze, mit folgender absoluter Konfiguration, oder zur Herstellung der Enantiomeren dieser Verbindungen oder Salze,
wobei R2 für d-C6-Alkyl steht. Diese Verbindungen und deren Salze werden in hoher optischer Reinheit, insbesondere mit einem ee-Wert von wenigstens 98 %, erhalten.
Beispiele
Beispiel 1 : Herstellung von (R)-3-Aminobuttersäuremethylester:
a) Synthese von (ZJ-N-Acetyl-S-aminocrotonsäuremethylester
Eine Lösung von Acetessigsäuremethylester (580 g, 5 mol), Acetamid (295 g, 5 mol) und p-Toluolsulfonsäure-Monohydrat (19 g, 0,1 mol) in Toluol (1 L) wurde bei einer Rückflusstemperatur von 80 °C und einem Druck von 300 mbar am Wasserabscheider so lange erhitzt, bis sich kein weiteres Reaktionswasser mehr abschied und durch GC-Analyse die vollständige Umsetzung bestätigt wurde
(24 h). Nach Abkühlen der Reaktionsmischung auf 25 °C wurde die organische Phase mit Wasser gewaschen (2 x 375 mL). Die vereinigten wässrigen Phasen wurden anschließend mit Toluol (500 mL) extrahiert, die gesammelten organischen Phasen vereinigt und das Toluol unter vermindertem Druck entfernt. Das so erhaltene Rohprodukt wurde durch Destillation bei vermindertem Druck
(15 mbar) über eine kurze Kolonne bei einer Kopftemperatur von 105 °C gereinigt. (ZJ-N-Acetyl-S-aminocrotonsäuremethylester (380 g, 2,38 mmol) wurde in einer Reinheit von 98 % (GC) erhalten. Die Ausbeute betrug 47 %.
b) Synthese von (R)-N-Acetyl-3-aminobuttersäuremethylester
Unter Schutzgas wurde (Z)-N-Acetyl-3-aminocrotonsäuremethylester (200 g, 1 ,27 mmol) in THF (200 g) gelöst und durch kurzes Evakuieren des Reaktionsgefäßes entgast. Nach Zugabe von [Rh(COD)DuanPhos]OTf (31 ,5 mg, 0,042 mmol) wurde die resultierende Lösung unter ständiger Aufrechterhaltung der Schutzgasatmosphäre in einen 1 ,2 L-Autoklaven überführt. Der Autoklav wurde zweimal mit einem Wasserstoff-Druck von 5 bar gespült und anschließend bei diesem Wasserstoff-Druck auf 70°C erwärmt und für 20 h gerührt. Durch GC- Analyse des Reaktionsaustrages wurde ein Umsatz von 99,5 % mit einem Ge- halt an (R)-N-Acetyl-3-aminobuttersäuremethylester von 99,2 % ermittelt. Der ee-Wert betrug 95,1 % ee.
c) Synthese von (R)-3-Aminobuttersäuremethylester x p-Toluolsulfonsäure
Aus einer gemäß Stufe b) erhaltenen Lösung von (R)-N-Acetyl-3-aminobutter- säuremethylester (37,5 g) in THF (43 mL) wurde das Lösungsmittel unter vermindertem Druck bei einer Temperatur von 50 °C entfernt. Der Rückstand wurde in Methanol (94 mL) aufgenommen, mit p-Toluolsulfonsäure-Monohydrat (53,8 g)
versetzt und 12 h bei 100 °C unter Eigendruck gerührt. Nach Abkühlen der Reaktionslösung und Entspannen wurde das Methanol unter vermindertem Druck bei 50 °C entfernt. Der Rückstand wurde bei 50 °C mit Essigsäuremethylester (1 12 ml_) versetzt und anschließend langsam auf 0 - 5 °C abgekühlt. Das ausfal- lende Produkt wurde durch Filtration isoliert, mit kaltem Essigsäuremethylester gewaschen und anschließend im Vakuum getrocknet.
Die Struktur der Verbindung wurde mittels NMR-Spektroskopie verifiziert. Der Gehalt der Verbindung wurde durch Titration mit einer Base bestimmt. Die Enan- tiomerenreinheit wurde nach Derivatisierung per Gaschromatografie an einer chi- ralen Phase bestimmt. Die Derivatiserung von Aminosäuren und ihren Derivaten zur Bestimmung der Enantiomerenreinheit ist dem Fachmann bekannt.
Die Analyse der Reaktionsprodukte erfolgte mittels GC nach folgender Methode:
Umsatzbestimmung:
Trennsäule: 25 m*0,32 mm OV 1 , FD = 0,5 μm, 50°, 2', 207', 300°,45'.
Edukt: 8,1 min; Produkt: 8,3 min
ee-Bestimmung:
Vorsäule: 25 m*0,25 mm Optima-1 , FD = 0,5 μm; chir. Säule: 30m*25mm BGB 174S;
FD = 0,25 um; Temp.-programm: 140°C, 12'; 10°C/min, 200°C, 2 min; CoI 1.:
Ramp.press.: 1 ,7 bar H2 (4,6 ml/'); 1 ,7 min, 10bar/min, 1 ,9 bar, 0,2 min; 10bar/min; 1 ,4 bar; CoI 2.: Const. press., 1 ,3 bar H2 (2,7 ml/min).
(R)-3-N-Acetylaminobuttersäuremethylester: 9,87 min
(S)-3-N-Acetylaminobuttersäuremethylester: 10,51 min