Beschreibung
Kompensation von Gewinnschwankungen eines mehrstufigen opti¬ schen Verstärkers
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Kompensation von Ge¬ winnschwankungen eines mehrstufigen optischen Verstärkers ge¬ mäß dem Oberbegriff des Patentanspruches 1, sowie einen ent¬ sprechend eingerichteten optischen Verstärker gemäß dem Ober- begriff des Patentanspruches 5.
Im Bereich der optischen Übertragungstechnik werden optische Verstärker dazu eingesetzt, die in einem optischen Netz über¬ tragenen optische Signale zu verstärken. Die optischen Signa- Ie laufen vielfach über lange Strecken von mehreren hundert
Kilometern und mehr in einer optischen Faser und werden dabei gedämpft. Es ist daher erforderlich, die optischen Signale nach einer Übertragung über lange Strecken zu verstärken.
Figur 1 zeigt eine schematische Darstellung einer typischen optischen Übertragungsstrecke bzw. eines Teils eines Übertra¬ gungsnetzes mit einem Sender 1 (TX) und einem Empfänger 9 (RX), sowie zwei Verstärkern 3. Ein vom Sender 1 emittiertes optisches Signal läuft dabei über mehrere Abschnitte einer optischen Faser 2 zum Empfänger 9 und wird jeweils nach einer vorgegebenen Strecke von einem Verstärker 3 verstärkt bzw. aufgefrischt.
Derartige optische Strecken und Netze nutzen häufig die WeI- lenlängen-Multiplextechnik (WDM-Technik) , bei der mehrere Ka¬ näle - in der Regel 40 oder 80 - gleichzeitig in einer opti¬ schen Faser 2 übertragen werden. Die Information ist dabei auf einer Träger-Wellenlänge des jeweiligen Kanals z. B. mit 10 Gbps aufmoduliert. Die WDM-Technik bietet darüber hinaus die Möglichkeit, verteilt angeordnete Sender und Empfänger direkt über optische Pfade zu verbinden, ohne an den Knoten-
stellen eine optisch-elektrische Wandlung vornehmen zu müs¬ sen.
Ein bekannter Typ von optischen Verstärkern arbeitet mit ei- ner Erbium-dotierten Faser, in die das Licht einer optischen Pumpe, z. B. einer Laserdiode, eingekoppelt wird. Das in der dotierten Faser geführte optische Signal wird dabei durch stimulierte Emission von Photonen verstärkt. Neben den Erbi¬ um-dotierten Fasern werden z. B. auch Verstärkerstufen, deren Fasern mit anderen Seltenerden-Ionen dotiert sind, Halblei¬ terverstärker oder Raman-Verstärker verwendet .
Figur 2 zeigt eine typische Verstärkerstufe 4 eines optischen Verstärkers 3, der eine Erbium-dotierte Faser 14 verwendet. Die Verstärkerstufe umfasst ferner einen WDM-Koppler 10 und eine optische Pumpe 11, deren Licht über den WDM-Koppler 10 in die dotierte Faser 14 eingekoppelt wird. Das in der opti¬ schen Faser 2 geführte WDM-Signal (z.B. aus 80 Kanälen) wird in der dotierten Faser 14 durch spontane Emission verstärkt. Der Verstärkergewinn ist abhängig von der Pumpleistung der
Pumpe 11 und wird von einem Steuergerät (nicht gezeigt) nach Wunsch eingestellt.
Durch das Zu- und Abschalten oder das Ein- und Auskoppeln einzelner Kanäle des auf der Faser 2 übertragenen WDM-Signals kommt es am Eingang des Verstärkers 3 zu Leistungssprüngen. Die Pumpleistung der Pumpe 11 muss an unterschiedliche Ein¬ gangsleistungen schnell angepasst werden. Andernfalls würde sich der Verstärkergewinn (definiert als Ausgangsleis- tung/Eingangsleistung) verändern und die Ausgangsleistung ü- berproportional zu- oder abnehmen, wodurch es am Empfänger 4 zu Bit-Fehlern kommen kann. Insbesondere bei mehrstufigen Verstärkern können sich die Gewinnabweichungen der einzelnen Stufen akkumulieren, so dass es besonders leicht zu Bit- Fehlern kommen kann. Ein kritischer Punkt bei der Entwicklung eines optischen Verstärkers ist daher die Einhaltung eines
möglichst konstanten Verstärkergewinns auch bei großen Leis¬ tungssprüngen am Verstärkereingang.
Aus dem Stand der Technik sind eine ganze Reihe von Verfahren bekannt, mit denen der Verstärkergewinn bei einer Änderung der Eingangsleistung im wesentlichen konstant gehalten werden kann. Ein bekanntes Verfahren misst z. B. die Änderung der Eingangsleistung und berechnet in Abhängigkeit davon eine neue Pumpleistung, die unmittelbar danach an der Pumpe einge- stellt wird. Die Schwierigkeit hierbei liegt vor allem darin, die neue Pumpleistung richtig zu berechnen, so dass der Ver¬ stärkergewinn im wesentlichen konstant bleibt. Die Pumpleis¬ tung ist nicht nur von der Eingangsleistung des Verstärkers, sondern auch von der Wellenlänge der verbleibenden Kanäle nach dem Schaltvorgang und weiterer Einflussgrößen abhängig. Die Berechnung der neu einzustellenden Pumpleistung allein aufgrund der Leistungsänderung am Eingang ist daher relativ ungenau.
Andere bekannte Verfahren regeln den Verstärkergewinn bzw. die Verstärker-Ausgangsleistung in einem geschlossenen Regel¬ kreis, wobei die optische Pumpe das Stellglied der Regelung bildet. Während der Einschwingzeit der Regelung kommt es auch hier zu unerwünschten Transienten im Verstärkergewinn, die zu Übertragungsfehlern führen können.
Aber auch bei einer optimalen Anpassung der Pumpleistung an eine geänderte Eingangsleistung (d.h. die Pumpleistung wird in einem Schritt auf den richtigen Wert geändert) kommt es nach einem Schaltvorgang zu Schwankungen (Überschwingern oder Unterschwingern) im Verstärkergewinn. Diese Schwankungen be¬ ruhen auf der Speicherwirkung des Dotier-Elements der Faser 14. Durch optisches Pumpen werden die Elektronen des Dotier- Elements (z. B. Erbium) zunächst auf ein erstes höheres Ener- gieniveau angehoben, von dem sie in einem nicht-strahlenden Übergang auf ein zweites, niedrigeres Energieniveau fallen. Der strahlende Übergang findet dann erst von dem zweiten E-
nergieniveau auf ein drittes Energieniveau statt. Bei einer sprungartigen Senkung der Pumpleistung befinden sich immer noch viele Elektronen auf diesem ersten Niveau, die dann spä¬ ter zu einer (ungewollten) kurzfristigen Erhöhung der Signal- leistung bzw. des Verstärkergewinns beitragen. Diese Erhöhung ist als ein Überschwinger in der Ausgangsleistung bzw. im Verstärkergewinn zu erkennen, der insbesondere bei mehrstufi¬ gen Verstärkern durch Akkumulation zu Bit-Fehlern am Empfän¬ ger führen kann.
Figur 3 zeigt den Überschwinger 23 nach einem Schaltvorgang im Ausgangssignal Psig,Out und im Gewinn G einer Verstärkerstu¬ fe 4. Dabei zeigt der obere Graph den Verlauf der Summenein¬ gangsleistung Psig,in eines optischen Signals mit z. B. 80 Ka- nälen, das am Eingang der Verstärkerstufe anliegt. Von den 80 Kanälen werden z. B. 40 vor dem Verstärker ausgekoppelt, wo¬ durch die Leistung am Eingang sprungartig fällt. Der Leis¬ tungssprung 20 liegt zum Zeitpunkt t0 am Eingang der Verstär¬ kerstufe 4 an.
Der zweite Graph zeigt den Verlauf der Pumpleistung Pp. Wie zu erkennen ist, wird die Pumpleistung Pp kurz nach dem Zeit¬ punkt to in Reaktion auf den Leistungssprung 20 ebenfalls sprungartig reduziert. Der dritte Graph zeigt die Ausgangs- leistung Psig,Out der Verstärkerstufe, die ebenfalls etwa zum Zeitpunkt t0 einen Sprung 22 aufweist. Der unterste Graph zeigt den Gewinn G der Verstärkerstufe 4, der den Überschwin¬ ger 23 ebenfalls enthält. (Bei einer Zuschaltung von Kanälen würde ein entsprechender Unterschwinger entstehen) .
Im Falle von optischen Verstärkern mit mehreren seriell hin¬ tereinander geschalteten Verstärkerstufen kommt es zur Addi¬ tion der Überschwinger 23 bzw. Unterschwinger, wodurch es am Ausgang des optischen Verstärkers zu relativ starken Leis- tungsschwankungen kommen kann, die wiederum zu Bit-Fehlern am Empfänger führen können.
Es ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, derarti¬ ge Schwankungen im Gewinn eines optischen Verstärkers, insbe¬ sondere nach einem Schaltvorgang auftretende Überschwinger oder Unterschwinger, zu kompensieren oder wenigstens be- trächtlich zu reduzieren.
Gelöst wird diese Aufgabe gemäß der Erfindung durch die im Patentanspruch 1 sowie im Patentanspruch 6 angegebenen Merk¬ male. Weitere Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand von Unteransprüchen.
Ein wesentlicher Gedanke der Erfindung besteht darin, eine im Verstärkergewinn einer ersten Verstärkerstufe auftretende Schwankung (Überschwinger oder Unterschwinger) , die einem Leistungssprung im Eingangssignal der Verstärkerstufe folgt, wenigstens teilweise dadurch zu kompensieren, dass die Pump¬ leistung einer nachfolgenden zweiten Stufe bereits verändert wird, noch bevor der Leistungssprung am Eingang der zweiten Stufe anliegt. Die Änderung der Pumpleistung an der zweiten Stufe geschieht dabei so frühzeitig, dass die Schwankung (z. B. ein Überschwinger) im Eingangssignal der zweiten Stufe durch eine gegensinnige Schwankung (z. B. einen Unterschwin¬ ger, der ansonsten im Gewinn der zweiten Stufe entstehen wür¬ de) kompensiert wird. Auf diese Weise ist es möglich, den Ge- winn eines mehrstufigen optischen Verstärkers nach einem
Schaltvorgang im wesentlichen konstant zu halten und Gewinn¬ schwankungen zu kompensieren.
Zur Durchführung dieses Verfahrens ist es erforderlich, ei- nerseits die Höhe des an der zweiten Verstärkerstufe zu er¬ wartenden Leistungssprungs zu ermitteln und andererseits den Zeitpunkt zu kennen, an dem der Leistungssprung am Eingang der zweiten Stufe anliegen wird. Die neue Pumpleistung der zweiten Stufe wird vorzugsweise in Abhängigkeit von der zu- künftigen Eingangsleistung bzw. der Änderung der Eingangs¬ leistung berechnet und eine vorgegebene Zeitdauer (Vorhalt¬ zeit) vor dem Eintreffen der Leistungsänderung am Eingang der
zweiten Stufe eingestellt. Die optimale Vorhaltzeit wird da¬ bei vom Aufbau des Verstärkers bestimmt und kann z. B. durch Tests oder Simulation ermittelt werden.
Die Einstellung der neuen Pumpleistung an der zweiten Ver¬ stärkerstufe erfolgt vorzugsweise im Rahmen einer Steuerung. Eine Regelung der Ausgangsleistung bzw. des Gewinns ist nicht vorgesehen, kann gegebenenfalls aber auch realisiert werden.
Um den Verstärkergewinn der ersten Verstärkerstufe nach einem Schaltvorgang (d. h. dem Zu- oder Abschalten von Kanälen) konstant zu halten, muss, wie eingangs erwähnt, die zugehöri¬ ge Pumpleistung angepasst werden. Hierzu gibt es eine Viel¬ zahl bekannter Verfahren. Gemäß der Erfindung wird die Pump- leistung der ersten Stufe vorzugsweise mittels eines Verfah¬ rens eingestellt, bei dem die Ausgangsleistung der ersten Stufe vor und nach dem Leistungssprung gemessen und daraus die neue Pumpleistung gemäß einem vorgegebenen Algorithmus berechnet wird. Dieses Verfahren ist bereits in einer frühe- ren Patentanmeldung der Firma Siemens AG mit der Bezeichnung „Verbesserte Feed Forward Regelung von Erbium dotierten Fa¬ ser-Verstärkern zur Unterdrückung von Transienten" beschrie¬ ben worden. Auf diese Weise kann die neue Pumpleistung so ge¬ nau berechnet werden, dass der Gewinn der ersten Verstärker- stufe (bis auf den nachfolgenden Überschwinger oder Unter¬ schwinger) im wesentlichen konstant bleibt. Die Berechnung beruht auf der Erkenntnis, dass der Gewinn einer Verstärker¬ stufe auch bei unveränderter Pumpleistung in den ersten Mik- rosekunden nach einem Schaltvorgang im wesentlichen konstant bleibt. Die unmittelbar nach einem Schaltvorgang gemessene
Ausgangsleistung stellt somit eine Soll-Ausgangsleistung dar, an die die Pumpleistung angepasst werden muss. Die neue Pump¬ leistung kann somit auf Basis der unmittelbar nach einem Schaltvorgang gemessenen Ausgangsleistung mit hoher Genauig- keit berechnet werden. Die Berechnung berücksichtigt eine
Wellenlängenabhängigkeit der Verstärkung. Dadurch ist uner¬ heblich, welche Kanäle zu- oder abgeschaltet werden.
Die an der zweiten Verstärkerstufe neu einzustellende Pump¬ leistung wird, wie erwähnt, in Abhängigkeit von der Höhe der am Eingang der zweiten Verstärkerstufe zu erwartenden Leis- tungsänderung berechnet. Der zu erwartende Leistungssprung kann z. B. aus der gemessenen Leistungsänderung am Ausgang der ersten Stufe, unter Berücksichtigung der Dämpfung zwi¬ schen den beiden Stufen bestimmt werden.
Der Zeitpunkt, zu dem die Pumpleistung geändert wird, ist ab¬ hängig von der Höhe der Schwankung im Ausgangssignal der ers¬ ten Verstärkerstufe und vom Aufbau des Verstärkers selbst. Die optimale Vorhaltzeit kann z. B. durch Tests oder Simula¬ tion ermittelt werden. Wahlweise könnte die Höhe des Über- schwingers (oder Unterschwingers) beispielsweise auch gemes¬ sen und die Vorhaltzeit in Abhängigkeit von dessen Höhe be¬ rechnet werden.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform wird die Pumpleistung der zweiten Stufe bei einem Schaltvorgang nicht nur einmal, sondern wenigstens zweimal geändert. In einem ersten Schritt wird die Pumpleistung, wie erwähnt, eine vorgegebene Zeitdau¬ er vor dem Eintreffen des Leistungssprungs geändert und in einem zweiten Schritt vorzugsweise unmittelbar nach dem Ein- treffen des Leistungssprungs am Eingang der zweiten Verstär¬ kerstufe korrigiert. Die zweite Anpassung bzw. Korrektur der Pumpleistung erfolgt vorzugsweise basierend auf der gemesse¬ nen Ausgangsleistung vor und nach dem Leistungssprung, wie vorstehend bezüglich der ersten Verstärkerstufe beschrieben wurde. Dadurch kann wiederum die Wellenlängenabhängigkeit der Verstärkung berücksichtigt und der Gewinn der Verstärkerstufe konstant gehalten werden.
Ein mehrstufiger optischer Verstärker, der zur Durchführung des vorstehend beschriebenen Verfahrens entsprechend einge¬ richtet ist, umfasst wenigstens eine erste und eine zweite Verstärkerstufe mit jeweils wenigstens einer optischen Pumpe.
An den Ein- und/oder Ausgängen der Verstärkerstufen sind vor¬ zugsweise Sensoren, wie z. B. optische Dioden, zur Bestimmung der Eingangs- und/oder Ausgangsleistung vorgesehen. Die Leis¬ tungssensoren und die Pumpeinrichtungen sind mit einem Steu- ergerät verbunden, das zur Kompensation von Schwankungen im Verstärkergewinn (Überschwinger oder Unterschwinger) , die ei¬ nem Leistungssprung am Eingang nachfolgen, eingerichtet ist und einen entsprechenden Algorithmus enthält. Bei einem Leis¬ tungssprung am Eingang des Verstärkers ermittelt das Steuer- gerät die am Eingang der zweiten Verstärkerstufe zu erwarten¬ de Leistungsänderung und berechnet in Abhängigkeit davon eine neue Pumpleistung für die zweite Stufe. Die neue Pumpleistung wird dabei bereits an der zugehörigen Pumpe eingestellt, noch bevor der Leistungssprung am Eingang der zweiten Stufe an- liegt.
Das Steuergerät berechnet vorzugsweise außerdem einen zwei¬ ten, korrigierten Wert für die Pumpleistung der zweiten Stu¬ fe, der an der zugehörigen Pumpe eingestellt wird, unmittel- bar nachdem der Leistungssprung am Eingang der zweiten Stufe angekommen ist. Der korrigierte Wert wird vorzugsweise in Ab¬ hängigkeit von der Ausgangsleistung der zweiten Stufe nach dem Leistungssprung berechnet.
Zwischen den beiden Verstärkerstufen ist vorzugsweise ein Laufzeit-behaftetes Element, wie z. B. eine Dispersions¬ kompensierende Faser (DCF-Faser) angeordnet. Die Laufzeitver¬ zögerung des Elements ermöglich es, die neue Pumpleistung der zweiten Stufe rechtzeitig berechnen zu können, bevor der Leistungssprung am Eingang der zweiten Stufe angekommen ist.
Die Erfindung wird nachstehend anhand der beigefügten Zeich¬ nungen beispielhaft näher erläutert. Es zeigen:
Figur 1 eine schematische Darstellung eines einfachen opti¬ schen Systems bzw. Teil eines optischen Netzes mit mehreren Verstärkern;
Figur 2 eine schematische Ansicht einer Verstärkerstufe eines optischen Verstärkers mit einer Erbium-dotierten Faser;
Figur 3 einen Schaltvorgang an einer Verstärkerstufe eines optischen Verstärkers;
Figur 4 eine Ausführungsform eines dreistufigen optischen Verstärkers;
Figur 5 eine Detailansicht von zwei Verstärkerstufen des Ver¬ stärkers von Figur 4;
Figur 6 den Verlauf der Eingangs-, Ausgangs- und Pumpleistung an einer ersten und einer zweiten Verstärkerstufe; und
Figur 7 die Gewinnabweichung eines Verstärkers bei unter¬ schiedlichen Vorhaltzeiten.
Bezüglich der Erläuterung der Figuren 1 bis 3 wird auf die Beschreibungseinleitung verwiesen.
Figur 4 zeigt einen dreistufigen optischen Verstärker 3 mit den Verstärkerstufen 4, 5 und 6. Zwischen den Verstärkerstu- fen 4 und 5 ist ein variables Dämpfungsglied 7 angeordnet, mit dem der Gewinn des Verstärkers 3 variiert werden kann.
Zwischen den Stufen 5 und 6 ist eine dispersionskompensieren- de Faser 8 (DCF) angeschlossen, die dazu dient, eine Disper- sion, d.h. die Variation der Gruppengeschwindigkeit in Abhän¬ gigkeit von der Frequenz, einzelner Kanäle zu kompensieren. Solche Fasern sind üblicherweise mehrere Kilometer lang und zu einem Paket aufgewickelt, das zwischen zwei Verstärkerstu¬ fen angeschlossen wird. Wegen ihrer Länge bewirkt die DCF- Faser eine gewisse Signalverzögerung, die hier von Bedeutung ist.
Am Eingang und Ausgang des optischen Verstärkers 3 ist eine optische Faser 2 angeschlossen, auf der ein optisches WDM- Signal mit z.B. 80 Kanälen geführt wird. Die einzelnen Ver¬ stärkerstufen 4-6 sind im vorliegenden Ausführungsbeispiel jeweils entsprechend Figur 2 aufgebaut und arbeiten mit einer Erbium-dotierten Faser 14, die von einer optischen Pumpe 11 angeregt wird.
Figur 5 zeigt eine Detailansicht der Verstärkerstufen 5 und 6 des mehrstufigen optischen Verstärkers von Figur 4. Die Ver¬ stärkerstufen 5 und 6 umfassen jeweils eine Erbium-dotierte Faser 14, die im Falle der Verstärkerstufe 5 von einer und im Falle der Verstärkerstufe 6 von zwei Pumpeinrichtungen 11, wie z. B. Pumpdioden, angeregt wird. Das von den Pumpeinrich- tungen 11 erzeugte Licht wird in bekannter Weise über WDM- Koppler 10 in die EDF-Faser 14 eingekoppelt. Dort kommt es dann zu einer stimulierten Emission von Lichtquanten und so¬ mit zu einer Verstärkung des in der Faser 2 geführten opti¬ schen WDM-Signals.
Die beiden Verstärkerstufen 5 und 6 umfassen außerdem jeweils einen am Eingang und Ausgang der Stufen angeordneten Sensor, wie z. B. eine Photodiode, zum Messen der Eingangs- bzw. Aus¬ gangsleistung der Stufen 5 und 6. Jeder der Sensoren 12 ist über ein Koppelglied 16 an der Hauptfaser 2 angeschlossen, mit dem ein Teil des auf der Faser 2 geführten Lichtsignals ausgekoppelt wird. Die Sensoren 12 sind mit einer Steuerein¬ heit 13 verbunden und führen dieser die aktuellen Leistungs¬ werte zu. Die erste Verstärkerstufe 5 umfasst außerdem ein der EDF-Faser 14 nachgeordnetes Glättungsfilter 15 zur Glät¬ tung des Verstärkergewinns G über die einzelnen Kanäle.
Die Pumpeinrichtungen 11 sind ebenfalls mit der Steuereinheit 13 verbunden. Im Falle eines Schaltvorgangs im optischen Sig- nal wird die Pumpenleistung Pp entsprechend geändert, um sie an die Leistungsänderung anzupassen und somit den Gewinn des Verstärkers 3 im wesentlichen konstant zu halten. Die Anpas-
sung der Pumpleistungen Pp erfolgt dabei durch eine Steuerung (hier ist keine Regelung vorgesehen) .
Um den Verstärkergewinn G nach einem Schaltvorgang im wesent- liehen konstant halten zu können, wird die Pumpleistung Pp in spezieller Art und Weise gesteuert. Dies wird im folgenden anhand von Figur 6 näher erläutert:
Figur 6 zeigt den Verlauf der Eingangs- Psig,in bzw. Ausgangs- leistungen PsigfOUtr sowie die Pumpleistungen Pp für die erste und zweite Verstärkerstufe 5, 6 für einen beispielhaften Schaltvorgang, bei dem von ursprünglich z. B. 80 Kanälen 40 ausgeschaltet werden. (Die Verstärkerstufen 5 und 6 bilden eigentlich die zweite und dritte Verstärkerstufe des mehrstu- figen optischen Verstärkers 3 von Figur 4, werden hier aber als erste und zweite Verstärkerstufe 5, 6 bezeichnet, ebenso wie in den Patentansprüchen. Ebenso muss die Verstärkerstufe 6 die in den Verstärkerstufen 4 und 5 entstehenden Über¬ schwinger kompensieren. Der Einfachheit halber wird hier aber der Einfluss der Stufe 4 vernachlässigt. Die Erweiterung zur Berücksichtigung dieser Stufe ergibt sich in naheliegender Art und Weise aus der folgenden Beschreibung.)
Durch das Abschalten oder Auskoppeln der 40 Kanäle ergibt sich ein Sprung 20 in der Eingangsleistung Ps ∑ x in , der zum
Zeitpunkt ti am Eingang der ersten Verstärkerstufe 5 anliegt.
Die Signal- und Pumpleistungen vor dem Schaltereignis sind durch den hochgestellten Index "vor" und nach dem Schalter- eignis durch den hochgestellten Index "nach" gekennzeichnet.
Die Pumpleistung Pp der ersten Verstärkerstufe 5 wird kurz nach dem Schaltereignis 20 an die geringere Eingangsleistung Pg191n angepasst, um den Gewinn der ersten Verstärkerstufe 5 nicht zu verändern. Hierzu sind eine ganze Reihe von Steuer¬ oder Regelverfahren bekannt. Eine besonders genaue Anpassung der Pumpleistung P^ kann jedoch mit einem Verfahren erzielt
werden, bei dem die Ausgangsleistung PsTg C out unmittelbar nach dem Schaltereignis 22 gemessen und auf Grundlage dieser Aus¬ gangsleistung die neu einzustellende Pumpleistung p^ach>1 be¬ rechnet wird. Die neue Pumpleistung p"ach>1 ergibt sich aus ei¬ ner effektiven Pumpleistung Pe n f a f c , für die gilt:
p nach _ p vor nach, I -p nach, I _ p vor,I vor.I I reff — Jreff s ig, out s ig, in si g, out ; d l
wobei
P3Tg 0 QUt die Summenausgangsleistung nach dem Schaltereignis,
die Summeneingangsleistung nach dem Schaltereignis,
P3^oUt die Summenausgangsleistung vor dem Schaltvorgang, und
P s Vi°g?in d;i-e Summeneingangsleistung vor dem Schaltvorgang be¬ zeichnet.
Für die effektive Pumpleistung vor dem Schaltereignis 20 gilt dabei:
P^=P0-
Die einzelnen Summenleistungen werden mittels der Sensoren 12 gemessen. Die beiden Wellenlängen λsig und λP stehen für die mittlere Signalwellenlänge nach dem Schaltvorgang bzw. die Pumpwellenlänge.
Die neue Pumpleistung p^ach>1 ergibt sich schließlich aus der effektiven Pumpleistung P^f a f ch>1 zu:
p , nnaacchn,.I1
wobei P0 eine Konstante ist.
Dieses Berechnungs-Modell geht davon aus, dass sich der Ge- winn der Verstärkerstufe in den ersten Mikrosekunden nach dem Schaltereignis 20 auch bei gleichbleibender Pumpleistung Pp nicht ändert. Die sich unmittelbar nach dem Schaltereignis einstellende Ausgangsleistung P^19out ist somit diejenige Aus¬ gangsleistung, nach der die neue Pumpleistung p^ach>1 einzu- stellen ist.
Unabhängig davon, welche Methode zur Anpassung der Pumpleis¬ tung Pp der ersten Stufe 5 gewählt wurde, entstehen nach ei¬ nem Schaltereignis 20 üblicherweise Schwankungen (Überschwin- ger 23 oder entsprechende Unterschwinger) im Ausgangssignal PSig,out bzw. Gewinn G der Verstärkerstufe 5, die zu Bit- Fehlern am Empfänger 4 führen können. Diese Schwankungen sind auch bei einer sehr schnellen und optimalen Einstellung der neuen Pumpleistung p^ach>1 nicht eliminierbar, da sie durch den eingangs beschriebenen Speichereffekt im Dotiermaterial der dotierten Faser 14 physikalisch bedingt sind. Mittels einer vorzeitigen Reduktion der Pumpleistung an der zweiten Ver¬ stärkerstufe 6 können sie aber kompensiert oder wesentlich reduziert werden. Die Anpassung der Pumpleistung Pp 1der zwei- ten Stufe läuft dabei vorzugsweise wie folgt ab:
Nach einem Schaltereignis 20 an der ersten Stufe 5 wird in einem ersten Schritt zunächst die am Eingang der zweiten Stu¬ fe 6 zu erwartende Leistungsänderung berechnet. Diese Leis- tungsänderung ergibt sich aus der am Ausgang der ersten Stufe 5 gemessenen Leistungsänderung PsTg°out
11^t einem Dämpfungsfaktor icra/1° der DCF-Faser 8 multipliziert wird.
Danach wird eine neue effektive Pumpleistung P^f a f c ' berech- net, für die gilt:
p vor ,11 -i p nach ,11 p vor ,11 , sig ^7 norm _ Jp nach ,1 p vor ,1 > 1 H ( Λ \
^ef f ~~ eff ~" I ~ F sig ,out ^ sig ,out J " L U ^ 4 ' p norm
wobei Gnorm ein Normparameter für den Gewinn und G™^'11 der Ge¬ winn der zweiten Stufe 6 vor dem Schaltereignis 20 am Eingang der zweiten Stufe 6 ist. Daraus wird dann wiederum die neue Pumpleistung p^chi11 entsprechend Gleichung (3) berechnet.
Die neue Pumpleistung p^chi11 wird im Gegensatz zur ersten
Stufe 5 nicht erst nach dem Eintreffen eines Schaltereignis- ses 20, sondern bereits eine vorgegebene Zeit (Vorhaltzeit τ) vor dem Eintreffen des Schaltereignisses 20 am Eingang der zweiten Stufe 6 eingestellt. Die Vorhaltzeit τ ist dabei so gewählt, dass der Überschwinger 23 (durch einen im Ausgangs¬ signal Ps^outder zweiten Stufe 6 ansonsten enthaltenen Unter- schwinger) im wesentlichen kompensiert wird. Während der Vor¬ haltzeit ändert sich die Ausgangsleistung P3Yg10Ut und somit auch der Gewinn der Verstärkerstufe nur unwesentlich.
Die Länge der Vorhaltzeit τ ist abhängig von der Höhe des Ü- berschwingers 23. Sofern in der Eingangsleistung P3191n stets nur gleiche Überschwinger 23 bzw. Unterschwinger auftreten, kann die optimale Vorhaltzeit τ z.B. durch Tests ermittelt werden. Andernfalls könnte die optimale Vorhaltzeit z. B. auch durch Messung ermittelt und an den jeweiligen Fall ange- passt werden
Die Pumpleistung P" ist üblicherweise nicht nur von der Ein¬ gangsleistung P3191n, sondern auch in gewissem Rahmen von der
Wellenlänge der übertragenen Kanäle abhängig. So macht es für den Gewinn der Stufe 5,6 beispielsweise einen Unterschied, ob die zehn Kanäle mit der höchsten Frequenz oder die zehn Kanä¬ le mit der niedrigsten Frequenz abgeschaltet werden. Um diese Wellenlängenabhängigkeit des Gewinns zu berücksichtigen, wird die Pumpleistung P^1 nach dem Eintreffen der Leistungsände- rung 20 am Eingang der zweiten Stufe 6 vorzugsweise noch kor-
rigiert. Die korrigierte Pumpleistung p^chi11 kann z. B. wie¬ derum auf der Grundlage der Änderung der Ausgangsleistung PSig,out berechnet werden, wie dies vorstehend bezüglich der ersten Sufe 5 beschrieben wurde. Für die korrigierte effekti¬ ve Pumpleistung P^ϊJ'11 kann beispielsweise folgende Beziehung angesetzt werden:
Λ p nach ,11 -i p nach ,11 p vor ,11 , sig ^1 norm _ ip nach ,1 p vor ,1 > 1 f) ~a ^ 10 / c; \
*- eff ,2 — *- ef f """ » ' ' ψ sig ,out ^sig ,out J ' X U ^ ° ' p norm
mit
^~, trans.nach
G nach,I I = G vor ^ig ( g ) sig s ig trans.vor V ' sig
Dabei sind G^g ns>vor und G^g 113'113011 die Gewinnwerte der zweiten Stufe 6 vor und nach der Leistungsänderung 20. Durch den Ge¬ winnwert G^g 11'11 wird berücksichtigt, dass sich der Gewinn vom
Zeitpunkt t2 der Reduktion der Pumpleistung P^1 an bereits verändert hat. Aus der korrigierten effektiven Pumpleistung ^eff^'11 kann wiederum die tatsächlich einzustellende korri- gierte Pumpleistung p^chi11 berechnet werden.
Sofern sich im Ausgangssignal Ε>l±gtOUt der ersten Stufe 5 an¬ stelle eines Überschwingers 23 z.B. ein Unterschwinger (nicht gezeigt) einstellt, wie er z.B. beim Zuschalten mehrerer Ka- näle auftreten kann, gilt für die Anpassung der Pumpleistung an der zweiten Stufe 6 vorstehend gesagtes, mit dem Unter¬ schied, dass die Pumpleistung P^1 der zweiten Stufe 6 vorzei¬ tig erhöht wird.
Die Korrektur der Pumpleistung p^chi11 zum Zeitpunkt t3 kann, muss aber nicht unbedingt durchgeführt werden.
Figur 7 zeigt die Gewinnabweichung in dB des Verstärkers 3 bei unterschiedlichen Vorhaltzeiten τ. Dabei ist zu erkennen,
dass sich der Gewinn bei Vorhaltzeiten zwischen -3,5 μs und 6 μs am wenigsten verändert, wobei nur minimale Unterschwinger auftreten.