Die vorliegende Erfindung betrifft ein Getriebe zur Verstellung eines ersten Drehglieds
gegenüber einem zweiten Drehglied, mit einer Antriebswelle, die konzentrisch
zu dem ersten und dem zweiten Drehglied ist.
In der Antriebstechnik ist es in vielen Fällen erforderlich, zwei gegeneinander
schwenkbare Bauteile gegen ein relativ großes Moment zu bewegen. Dabei ist es
in gewissen Fällen erforderlich, dass das Antriebsmoment an einer Welle zur
Verfügung gestellt wird, die koaxial zur Schwenkachse der beiden Bauteile ist.
Ein bekanntes Getriebe dieser Art ist das sogenannte Harmonic-Drive-Getriebe.
Bei einem solchen Getriebe steht ein flexibles elliptisches Zahnrad mit einem
starren kreisförmigen Hohlrad in Eingriff. Eine Verformung des Zahnrades wird
durch ein Spezialwälzlager mit einem elliptischen Innenring bewirkt. Ein sehr
großes Untersetzungsverhältnis ergibt sich dadurch, dass die Zähnezahl des
Zahnrades nur geringfügig kleiner ist als die des Hohlrades. Auf diese Weise ist
es möglich durch ein einstufiges Getriebe bei kompakter Bauweise relativ große
Momente zu übertragen. In der US 4,106.371 A und in der EP 0 773 106 A sind
Funktion und Anwendungen solcher Getriebe beschrieben.
Bei stoßartigen Belastungen kann es jedoch bei Harmonic-Drive-Getrieben dazu
kommen, dass die relativ fein ausgeführte Verzahnung beschädigt wird und/oder
die in Eingriff befindlichen Zähne überspringen, wodurch die Funktion dieses Getriebes
gestört wird.
Die GB 2 243 203 A, die WO 92/04532 und die WO 92/00441 zeigen Nockenwellen-Verstelleinrichtungen,
bei denen zwischen einem Antriebsrad und der Nockenwelle
ein flexibles Glied bzw. eine Hebelanordnung zwischengeschaltet ist.
Über eine Bremsvorrichtung kann eine Verstellung der Nockenwelle bewirkt werden.
Solche Vorrichtungen erhöhen den Kraftstoffverbrauch, da in der Bremsvorrichtung
Energie dissipiert wird. Außerdem kann das Antriebsmoment von Nockenwellen
kurzzeitig negativ werden, was bei den bekannten Vorrichtungen zu
unbeabsichtigten Schaltvorgängen führen kann.
Aus der GB 497 749 A ist ein Getriebe zum Antrieb von Drehkondensatoren bekannt,
bei dem ein großes Übersetzungsverhältnis über einen Seilzug erreicht
wird. Eine Relativverstellung zweier beweglicher Bauteile ist jedoch nicht vorgesehen.
Ferner sind in der EP 0 041 708 A, der EP 0 016 331 A und der US 5,040,651 A,
sowie in der US 2,005,655 A flexible Kupplungen beschrieben, bei denen die
Elastizität von einem oder mehreren Seilzügen dazu benützt wird, Stöße auszugleichen.
Eine Nockenwellen-Verstelleinrichtung kann auf diese Weise allerdings
nicht realisiert werden.
Die US 3,691,871 beschreibt ein Getriebe unter Verwendung eines Zugbandes,
das verschiedene Wellen umschlingt. Da die Kraftübertragung im Wesentlichen
auf Reibung beruht, können große Drehmomente nicht ohne die Gefahr einer
Veränderung des Phasenwinkels übertragen werden, was die Verwendung zur
Nockenwellenverstellung unmöglich macht. Ähnliches gilt für eine Lösung, wie sie
in der WO 98/32993 A offenbart ist.
Weitere Lösungen unter Verwendung von Zugketten, die über verschiedene Kettenräder
geschlungen sind, sind in der US 3,307,415 A, der DE 34 15 584 und
der WO 95/21340 A beschrieben. Diesen Lösungen ist gemeinsam, dass bei größerer
Belastung eine Dehnung der Kette zu erwarten ist, die zu einem unzulässigen
Spiel führt. Außerdem sind solche Lösungen aufwendig und benötigen Bauraum,
der in vielen Fällen nicht zur Verfügung steht.
Ferner zeigt die US 4,540,223 A einen Mechanismus zur elektrischen Verbindung
zweier gegeneinander drehbarer Bauteile. Eine Übertragung von Drehmomenten
ist mit einer solchen Vorrichtung in technisch sinnvoller Weise nicht möglich.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, diese Nachteile zu vermeiden und ein
Getriebe zu schaffen, das robust ist, kein oder nur ein geringes Spiel aufweist
und das mit sehr großen Untersetzungsverhältnissen ausgebildet werden kann.
Erfindungsgemäß ist vorgesehen, dass die Antriebswelle mit einer Spindel verbunden
ist, auf der ein Zugglied aufgewickelt ist, und dass ein Ende des Zugglieds
mit dem ersten Drehglied fest verbunden ist, und dass das Zugglied um
mindestens eine Umlenkrolle umgelenkt ist, die mit dem zweiten Drehglied fest
verbunden ist. Da das erfindungsgemäße Getriebe keinerlei Zahnräder aufweist,
tritt auch kein Zahnflankenspiel auf. Bei entsprechender Materialauswahl für das
Zugmittel kann erreicht werden, dass dieses durch die eigene Elastizität stoßartige
Belastungen ausgleicht und dämpft, sodass auch bei rauem Betrieb eine
lange Lebensdauer erzielt wird.
Eine gleichmäßige Drehmomentübertragung in beide Richtungen kann erreicht
werden, wenn auf der Spindel zwei Zugglieder gegensinnig aufgewickelt sind,
deren Enden jeweils mit dem ersten Drehglied fest verbunden sind und die jeweils
über eine Umlenkrolle umgelenkt sind, die mit dem zweiten Drehglied fest
verbunden ist.
In einer besonders begünstigten Ausführungsvariante der Erfindung ist vorgesehen,
dass das Zugglied bandförmig ausgebildet ist. Dies ermöglicht eine Übertragung
von hohen Drehmomenten bei geringen Belastungen im Bereich der Umlenkrollen.
Alternativ dazu kann auch vorgesehen sein, dass das Zugglied als Seil ausgebildet
ist. Der Vorteil der Verwendung eines Seiles liegt darin, dass dieses schraubenförmig
an der Spindel aufgewickelt werden kann, wobei sich der Wickeldurchmesser
nicht verändert.
Um ein besonders großes Untersetzungsverhältnis zu erzielen, ist vorzugsweise
vorgesehen, dass sowohl der Abstand des Befestigungspunktes des Zugglieds am
ersten Drehglied als auch der Abstand der Achse der Umlenkrolle von der gemeinsamen
Achse groß gegenüber dem Durchmesser der Spindel ist. Dabei ist es
besonders günstig, wenn der Abstand des Befestigungspunktes des Zugglieds
von der gemeinsamen Achse in einem Bereich zwischen dem fünffachen bis dem
fünfzigfachen, vorzugsweise zwischen dem zehnfachen und dem dreißigfachen
Durchmesser der Spindel liegt.
Bei Verwendung eines bandförmigen Zugmittels ist zu beachten, dass sich der
Wickeldurchmesser in Abhängigkeit von der Länge des aufgewickelten Bandes
leicht verändert. Dies führt, wenn ansonsten keine Maßnahmen vorgesehen sind,
zu einer Veränderung des Übersetzungsverhältnisses über den Verstellbereich
des Getriebes. Weiters hängt das Übersetzungsverhältnis von der jeweiligen
Winkelstellung der Drehglieder zueinander ab. Falls ein solcher Effekt unerwünscht
ist, kann insbesondere vorgesehen sein, dass am ersten Drehglied im
Bereich des Befestigungspunktes des Zugglieds ein Ablaufnocken zur Führung
des Zugglieds ausgebildet ist. Durch eine entsprechende Ausbildung des Ablaufnockens
kann man erreichen, dass das Übersetzungsverhältnis über den gesamten
Verstellbereich annähernd gleichmäßig ist. Für besondere Anwendungen
kann jedoch auch durch die Gestaltung des Ablaufnockens eine gezielte Veränderung
des Übersetzungsverhältnisses über den Verstellbereich bewirkt werden.
Ein besonders großes Übersetzungsverhältnis kann dadurch erreicht werden,
dass das Zugglied über mehrere Umlenkrollen geführt ist, die abwechselnd mit
dem ersten Drehglied und mit dem zweiten Drehglied verbunden sind. Das Zugglied
ist dabei in der Art eines Flaschenzuges zwischen die Umlenkrollen hin und
her geführt.
Falls die Elastizität des Zugglieds nicht ausreicht einen völlig spielfreien Betrieb
des Getriebes zu gewährleisten, kann ein Spannglied zur Vorspannung des Zugglieds
vorgesehen sein.
Weiters betrifft die vorliegende Erfindung eine Vorrichtung zur Verstellung der
Nockenwelle einer Brennkraftmaschine mit innerer Verbrennung, bei der die Nockenwelle
gegenüber einem Antriebsrad verstellbar ist. Erfindungsgemäß ist dabei
vorgesehen, dass ein Getriebe der oben beschriebenen Art verwendet wird,
wobei die Nockenwelle mit dem ersten Drehglied fest verbunden ist und das Antriebsrad
mit dem zweiten Drehglied fest verbunden ist.
Das oben beschriebene Getriebe ist besonders für den Einsatz bei Vorrichtungen
zur Verstellung von Nockenwellen geeignet. Die kompakte und gleichzeitig robuste
Ausführung bei großem Übersetzungsverhältnis und der spielfreie Betrieb
sind hervorragende Voraussetzungen für den Einsatz in Brennkraftmaschinen mit
innerer Verbrennung.
Besonders günstig ist es dabei, wenn ein Elektromotor zur Verstellung der Nockenwelle
mit der Antriebswelle des Getriebes in Verbindung steht. Vorteilhaft ist
dabei in diesem Zusammenhang, wenn ein Gehäuse des Elektromotors fest mit
der Nockenwelle oder dem Antriebsrad verbunden ist. Der mitdrehende Elektromotor
wird beispielsweise über Schleifringe oder berührungslos durch Induktion
angesteuert.
In der Folge wird die Erfindung anhand der in den Figuren dargestellten Ausführungsbeispielen
näher erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- schematisch einen Schnitt durch ein erfindungsgemäßes Getriebe;
- Fig. 2
- eine axonometrische Explosionsdarstellung einer weiteren Ausführungsvariante
der Erfindung;
- Fig. 3
- eine axonometrische Darstellung des Getriebes von Fig. 2;
- Fig. 4
- eine seitliche Ansicht des Getriebes von Fig. 2 und 3;
- Fig. 5
- eine Darstellung entsprechend der Fig. 1 von einer weiteren Ausführungsvariante
der Erfindung und
- Fig. 6
- schematisch eine erfindungsgemäße Vorrichtung zur Verstellung der
Nockenwelle einer Brennkraftmaschine.
Bei der Ausführungsvariante von Fig. 1 ist ein erstes Drehglied 1 gegenüber einem
zweiten Drehglied 2, das mit unterbrochenen Linien dargestellt ist,
schwenkbar um eine Achse 3 gelagert. Konzentrisch zu der Achse 3 ist eine
Spindel 4 vorgesehen, auf der ein Zugglied 5, bestehend aus einem Stahlband
oder einem Stahlseil aufwickelbar angeordnet ist. Bei 6 ist das Zugglied 5 fest
mit der Spindel 4 verbunden. Ausgehend von der Spindel 4 erstreckt sich das
Zugglied 5 über eine Umlenkrolle 7, die um eine Achse 7a drehbar am zweiten
Drehglied 2 angeordnet ist und weiter zu einem Ablaufnocken 8, der fest mit
dem ersten Drehglied 1 verbunden ist. Bei 8a ist das Zugglied 5 fest mit dem
Ablaufnocken 8 verbunden.
Die Funktion des erfindungsgemäßen Getriebes lässt sich anhand von Fig. 1 folgendermaßen
erklären:
Bei Drehung der Spindel 4 in Richtung des Uhrzeigersinns wird das Zugglied 5
auf der Spindel 4 aufgewickelt. Durch die entstehende Zugspannung werden die
Zugglieder 1 und 2 so gegeneinander verdreht, dass sich der Abstand zwischen
der Umlenkrolle 7 und dem Ablaufnocken 8 verkürzt. Falls beispielsweise das
erste Drehglied 1 raumfest angeordnet ist, wird auf diese Weise das zweite
Drehglied 2 in Richtung entgegengesetzt zum Uhrzeigersinn gedreht. Das Übersetzungsverhältnis
entspricht im wesentlichen dem doppelten Verhältnis des jeweiligen
Normalabstandes r des Zugglied 5 in dem Bereich zwischen der Umlenkrolle
7 und dem Ablaufnocken 8 von der Achse 3 zu dem Durchmesser D der
Spindel 4. Falls das Zugglied 5 ein Stahlband ist, muss der Durchmesser D der
Spindel 4 bei dieser Berechnung um die jeweilige Dicke des Wickels korrigiert
werden.
Es ist festzuhalten, dass das Getriebe von Fig. 1 eine Drehmomentübertragung
nur in einer Richtung erlaubt. Für eine zweiseitige Drehmomentübertragung ist
die spiegelverkehrte Anordnung eines weiteren nicht dargestellten Zugglieds erforderlich.
Bei der Ausführungsvariante der Fig. 2, 3 und 4 sind zwei Spindeln 4a und 4b
vorgesehen, die über Zahnräder 9a und 9b mit einem Ritzel 10 in Eingriff stehen,
das fest mit der Antriebswelle 11 verbunden ist. Auf diese Weise wird eine zusätzliche
Untersetzung hervorgerufen, die sich multiplikativ mit der Untersetzung
des eigentlichen Getriebes verknüpft. Die Spindeln 4a, 4b sind symmetrisch zueinander
in dem zweiten Drehglied 2 gelagert, das vier Umlenkrollen 7 trägt. Auf
jeder der Spindeln 4a, 4b ist ein Paar von Zuggliedern 5aa, 5ab; 5ba, 5bb gegensinnig
aufgewickelt und um jeweils eine Umlenkrolle 7 geführt. An einem
ersten Drehglied 1 sind Zapfen 12 angeformt, mit denen die Zugglieder 5aa,
5ab; 5ba, 5bb verbunden sind.
Bei Drehung der Antriebswelle 11 in einer Richtung werden beispielsweise die
Zugglieder 5aa und 5ba von den Spindeln 4a und 4b abgewickelt und gleichzeitig
die Zugglieder 5ab und 5bb aufgewickelt, wodurch zwischen den Drehgliedern 1,
2 ein Drehmoment erzeugt wird. Bei umgekehrter Drehung der Antriebswelle 11
wird eine Drehmoment in die Gegenrichtung erzeugt.
Zwischen dem Ritzel 10 und den Zahnrädern 9a, 9b tritt zwar im allgemeinen ein
Zahnflankenspiel auf, dieses wird aber durch das nachgeschaltete Getriebe um
einen Faktor verkleinert, der dem Untersetzungsverhältnis entspricht. Dadurch
sind im allgemeinen keine nachteiligen Wirkungen zu befürchten.
Bei der Ausführungsvariante von Fig. 5 wird ein Zugmittel 5 ausgehend von der
Spindel 4 nacheinander um drei Umlenkrollen 7a, 7b und 7c herumgeführt und
ist letztlich an einem Zapfen 12, der fest mit dem ersten Drehglied 1 verbunden
ist, befestigt. Die erste und die dritte Umlenkrolle 7a und 7c sind dabei am
zweiten Drehglied 2 angeordnet, während die zweite Umlenkrolle 7b mit dem
ersten Drehglied 1 fest verbunden ist. Durch die Anordnung von Fig. 5 wird im
Sinne eines Flaschenzugs eine mehrfache Übersetzung erzielt, sodass ein insgesamt
erheblich vergrößertes Untersetzungsverhältnis erreicht wird. Durch gegensinnige
Anordnung eines zweiten Zugglieds 5 kann auch hier eine Drehmomentübertragung
in beiden Richtungen erreicht werden.
In der Fig. 6 ist schematisch eine Vorrichtung zur Verstellung der Nockenwelle
einer Brennkraftmaschine mit innerer Verbrennung dargestellt. Die Nockenwelle
ist mit 20 angedeutet und steht mit einem ersten Drehglied 1 des oben beschriebenen
Getriebes in Verbindung. Das zweite Drehglied 2 des Getriebes steht mit
einem Antriebsrad 21 in Verbindung, über das ein nicht dargestellter Zahnriemen
oder eine nicht dargestellte Kette geführt ist. Die Antriebswelle 11 wird durch
einen Elektromotor 22 angetrieben, der drehfest mit dem Antriebsrad 21 verbunden
ist und über Schleifringe 23 mit Strom versorgt wird.
Bei nicht angetriebenen Elektromotor 22 wird die Nockenwelle 20 gleichläufig mit
dem Antriebsrad 21 angetrieben. Durch eine Drehung der Antriebswelle durch
den Elektromotor 22 kann eine Vor- bzw. Nachverstellung der Nockenwelle 20
bewirkt werden, was die Steuerzeiten der durch die Nockenwelle 20 gesteuerten,
nicht dargestellten Ventile der Brennkraftmaschine verändert. Durch das große
Untersetzungsverhältnis des erfindungsgemäßen Getriebes genügt ein relativ
kleiner Elektromotor 22, um die entsprechenden Verstellmomente aufzubringen.
Durch das erfindungsgemäße Getriebe ist es insbesondere möglich, die Nockenwelle
einer Brennkraftmaschine spielfrei, effizient und schnell zu verstellen. Das
Getriebe ist dabei robust und von geringer Baugröße. Die Verstellung der Steuerzeiten
von Ventilen ermöglicht es, den Kraftstoffverbrauch und die Abgasemission
von Brennkraftmaschinen abzusenken.