Verfahren und Vorrichtung zur automatisierten Erfassung und Prüfung von geometrischen und/oder textureilen Merkmalen eines Objektes
Die Erfindung betrifft ein Verfahren gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1 und eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens.
Die Erfindung liegt auf dem technischen Gebiet der opptischen Prüfung verschiedener Ansichten eines Objektes, die beispielsweise im Prozeß der Schaltkreisfertigung und -konfektionierung durchzuführen ist.
Bei der Schaltkreisfertigung und -konfektionierung ist es insbesondere notwendig, die auf der Oberseite von Schaltkreisen befindlichen Aufdrucke auf ihr Vorhandensein und auf ihre Qualität (Erkennbarkeit) hin zu prüfen, um Verwechslungen auszuschließen. Außerdem ist es notwendig, die an der Unterseite der Schaltkreise befindlichen Anschlüsse ("Beinchen") dahingehend zu vermessen, ob sie alle innerhalb eines vorgegebenen Toeranzbereiches in einer Ebene liegen, damit sie z. B. in einem nachfolgenden Lötprozeß vom Lot gleichzeitig und sicher erfaßt werden können. Diese Prüfung bzw. die Erfassung der Abweichung der Enden der Beinchen
von einer ebenen Auflagefläche, wird als Koplanaritätsprüfung bezeichnet. Diese Koplanaritätsprüfung kann aus der Seitensicht auf die Beinchenreihen an den Seiten des Schaltkreises erfolgen. Neben der genannten Schriftgütebewertung und der Koplanaritätsprüfung werden im Rahmen einer sogenannten "Lead und Mark Inspektion" die Gehäusebodenfreiheit einer Komponente sowie Raster, Verdrehung, Breite, Position, Längenabweichung und Auf lagepunkt der Anschlüsse vermessen.
Das automatische Lesen von auf Produkten aufgebrachter Klarschrift ist Stand der Technik; vgl. etwa R. Koy-Oberthür: "Übersicht industrieller Anwendungen der Klarschrift- und Barcode-Identifikation", Symposium: Aktuelle Entwicklungen und Realisierungen der Bildverarbeitung, 1 1 . u. 12. September 1997, Aachen, Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Technologie des Landes Nordrhein- Westfalen. Mit dieser Lösung wird das Ziel verfolgt, die einzelnen in der Schrift enthaltenen Symbole zu erkennen, nicht aber ein bewertendes Maß für deren überhaupt gegebene Lesbarkeit ableiten. Gerade dies ist aber in solchen Fällen notwendig und vernünftig, wenn der Inhalt des Aufdruckes an sich bekannt ist, aber dessen potentielle Lesbarkeit, z. B. für Haftungs- und Kontrollfälle garantiert sein muß.
Im Vortrag von T. Schroeter: "Einsatz der Bildverarbeitung zur Druckvollständigkeitskontrolle" auf dem gleichen Symposium wird ein Verfahren beschrieben, das die Vollständigkeit eines Aufdruckes feststellt, d. h. diesen auf fehlende Zeichen hin kontrolliert. Dieses Verfahren nutzt die sogenannte Histogramminformation aus. Das hier beschriebene Verfahren schätzt die bedruckte Fläche ab, ohne eine Bewertung für die Lesbarkeit der Kennzeichnung abzuleiten.
Bekannt ist auch, eine Koplanaritätsprüfung von Schaltkreisen mit Hilfe optischer Verfahren durchzuführen, mit denen Spaltbreiten vermessen werden können. In der in "Industrielle Bildverarbeitung/Machine Vision", VDMA, Fachgemeinschaft Robotik Automation, Maschinenbau Verlag GmbH, Frankfurt/M. 1997, von QTec beschriebenen Lösung wird hierbei aus der Untersicht des zu kontrollierenden Schaltkreises ein Bild aufgenommen, das die Sicht auf Schattenwürfe der Beinchenreihen zuläßt. Hierbei ist nachteilig, daß die Auswertung nur aus einem direkt von einer einzelnen Seite des zu kontrollierenden Objektes aufgenommenen Bild heraus erfolgt und daß somit auch keine Schriftqualitätskontrolle erfolgen kann. Der Ort des Schattens eines zu vermessenden Beinchens auf einer Grundfläche wird im übrigen nicht nur durch dessen Abstand von der Grundfläche (auf der sich der Schatten abbildet), sondern auch von dem Ort des Beinchens über dieser
Grundfläche sowie von der konkreten Form des Beinchens beeinflußt, woraus erhebliche Fehler resultieren können. Darüber hinaus werden bei dieser Lösung mehrere einzelne Lichtquellen benötigt, um ein auswertbares Schattenbild zu erzeugen.
Das Koplanaritätskontrollgerät SMD9000 der Firma Trigon Adcotech verwendet fünf CCD-Kameras zur Aufnahme der auszuwertenden Bilder zur Kontrolle der Koplanarität, eine für jede Seitensicht und eine für die Draufsicht. Nachteilig ist hierbei der sich aus der Anzahl der benötigten Kameras ergebende hohe technische Aufwand sowie das NichtAneinandergebundensein der einzelnen Sichten.
Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren und eine Vorrichtung zu schaffen, die es gestatten, mit relativ geringem Aufwand struktuelle und/oder textureile Merkmale eines Objektes in mehreren Ansichten, speziell in der Draufsicht und in Seitensichten, zusammenhängend zu erfassen und zu prüfen.
Die Aufgabe wird hinsichtlich ihres Verfahrensaspekts durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 und hinsichtlich ihres Vorrichtungsaspekts durch eine Vorrichtung mit den im Anspruch 8 angegebenen Merkmale gelöst.
Die Erfindung schließt die technische Lehre ein, aus einer einzelnen Sichtposition heraus mittels geeigneter optischer Mittel ein aus Teilbildern verschiedener Ansichten des Objektes konstruiertes Gesamtbild mit für die gleichzeitige Struktur- und Texturprüfung hinreichender Auflösung zu gewinnen.
Die Teilbilder werden im wesentlichen gleichzeitig aufgenommen und mindestens teilweise auf optischem Wege zeitgleich zu einem alle Ansichten zeigenden Gesamtbild zusammengefügt, in dem die Grenzen der Teilbilder erkennbar sind, und dieses wird in den Grenzen der Teilbilder separat - d.h. mit unterschiedlichen Auswertungsmitteln bzw. auf unterschiedliche Parameter hin - ausgewertet.
In einer bevorzugten Ausführung werden alle Teilbilder auf optischem Wege zusammengefügt und durch genau eine Bildaufnahmeeinrichtung aufgenommen, wobei in dem Gesamtbild die Bereiche der Teilbilder insbesondere unter Einsatz der Speichereinheit und/oder der Auswertungseinheit so positioniert und gekennzeichnet werden, daß sie für die Auswertung den einzelnen Ansichten zugeordnet werden können.
Die Prüfung des Objekts wird in vielen Anwendungen erleichtert, wenn in mindestens einem zusätzlichen Schritt die Szene ohne Objekt und/oder mit einem Referenzobjekt, das hinsichtlich der Merkmale vorbestimmte Parameter aufweist, aufgenommen und das entsprechende Gesamtbild zu Vergleichs- und Kalibrierzwecken in der Speichereinrichtung abgelegt wird.
In einem speziell für die Koplanaritätsprüfung von Schaltkreisen oder ähnlichen Objekten zweckmäßigen Vorgehen werden zunächst in den Bereichen des Gesamtbildes, die Seitenansichten auf das Objekt zeigen, durch Analyse der Grauwertverteilungen Orte ermittelt, in denen (auf Koplanarität zu prüfende) Teile des Objekts einer Unterlage sehr nahe kommen. Nachfolgend wird die zwischen Objekt und Unterlage hindurchtretende und in den Bildpunkten als Intensitätswert widergespiegelte Lichtmenge erfaßt und unter Nutzung der Intensitäts werte der die Breite eines Spaltes zwischen dem Objekt und der Unterlage charakterisierende lokale Lichtmengenverlauf bestimmt. Schließlich kann der Lichtmengenverlauf nach einem vorbestimmtne Algorithmus unter Nutzung von Kalibrierinformation in eine Spaltweite umgerechnet werden. Die Vorschrift für die Umrechnung eines Intensitätsverlaufes zwischen Objekt und Auflage erfolgt vorteilhaft auf Basis einer Splineapproximation, der Bestimmung von Anstiegswerten sowie der Kalibrierung so, daß ein Flächenanteil unter der Splinekurve den Wert der Spaltweite zwischen Objekt und Auflagefläche bestimmt.
In einem Bereich des Gesamtbildes (der beispielsweise die Draufsicht eines Schaltkreises zeigt) werden zur Erkennung einer Textur und speziell zur Prüfung der Lesbarkeit einer Kennzeichnung bevorzugt mittels Bildverarbeitung unter Einsatz von Faltungsfiltern Gebiete mit starken lokalen Intensitätsunterschieden hervorgehoben, erfaßt und in ihren Abmaßen quantifiziert, das Quantifizierungsergebnis in den erwähnten Gebieten mitgegebenen Werten verglichen und nachfolgend Qualitätsaussagen für die Textur bzw. Kennzeichnung abgeleitet.
Die erfindungsgemäße Vorrichtung umfaßt bevorzugt eine einzelne Bildaufnahmeeinrichtung, relativ zu der das Objekt derart positioniert ist, daß es nur einen Teilbereich ihres Sichtfeldes ausfüllt, wobei in verbleibenden Teilen des Sichtfeldes Strahlumlenkeinrichtungen angeordnet sind, die Seitenansichten des Objektes auf die Bildaufnahemeinrichtung abbilden.
Die Strahlumlenkeinrichtungen sind so positioniert, daß sie jeweils eine bestimmte Ansicht des Objekts abbilden, aber die übrigen Ansichten (speziell die Draufsicht auf
das Objekt) nicht beeinflussen.
Die Mittel zur Strahlumlenkung weisen insbesondere Prismen oder Spiegel auf, die feststehend oder verstellbar sein und in für spezielle Anwendungen wahlweise gekrümmte Oberflächen haben können. Außerdem oder alternativ hierzu können sie eine Lichtleitereinrichtung (ein oder mehrere Glasfaserbündel) aufweisen.
Mindestens einer der Strahlumlenkungeinrichtungen sind Mittel zur Änderung des Abbildungsmaßstabes mindestens eines Teilbildes gegenüber mindestens einem anderen Teilbild, insbesondere eine Linsenanordnung, zugeordnet.
Die Vorrichtung umfaßt - speziell für Koplanaritätsprüfungen - weiterhin bevorzugt eine Beleuchtungseinrichtung, die insbesondere eine Lichtstreueinrichtung zur Erzeugung eines gleichmäßigen Lichtflusses unter dem Objekt aufweist, welche (aus Sicht der Strahlumlenkeinrichtung) hinter) vorstehenden Teilen des Objekts angeordnet ist.
Für diese Prüfungen ist eine ebene Auflagefläche für das Objekt vorgesehen, und die Strahlumlenkmittel sind im wesentlichen derart in der Ebene der Auflagefläche angeordnet, daß eine die Prüfung der Koplanarität von mehreren der Auflagefläche zugewandten Teilen des Objekts erlaubende Sicht parallel zur Auflagefläche gegeben ist. Hierbei kann bevorzugt so durchbrochen sein, daß die Freiräume eine Sicht auf die Unterseite des Objektes zulassen.
Für die Aufnahme einer Draufsicht ist dann bevorzugt eine weitere, speziell für die Beurteilung der Erkennbarkeit einer Oberflächentextur geeignete, Beleuchtungseinrichtung über dem Objekt angeordnet.
Bevorzugt wird eine Vorrichtung, bei der die Bildaufnahmeeinrichtung und die Speicher- und Auswertungseinheit in einer Baueinheit integriert sind. Dieses kann beispielsweise eine sogenannte "smart camera" sein, wie sie jedoch bisher für die Lead und Mark Inspektion noch nicht verwendet wird. Die Vorteile der Verwendung einer integrierten Komponente bestehen darin, das diese zum einen leicht erhältich und zum anderen leicht für den Einsatz im Rahmen des Vorbeschriebenen konfigurierbar ist.
Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich im übrigen aus den Unteransprüchen sowie aus der nachfolgenden Beschreibung unter Verweis auf die
angefügten Zeichnungen. Von der Figuren zeigen:
Figur 1 eine schematische, vereinfachte Darstellung des Gesamtaufbaus einer Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Vorrichtung,
Figur 2 ein Gesamtbild eines Beispiels für ein zu prüfendes Objekt mit aus einer Sichtposition aufgenommenen Seitenansichten und Draufsicht,
Figur 3 ein Ausschnittsdarstellung einer weiteren Ausführungsform mit vorteilhaft angeordneten Beleuchtungseinrichtungen zur Erzeugung von Drauflicht und relativem Durchlicht,
Figur 4 die Darstellung des Intensitätsprofiles eines Spaltenschnittes zwischen einer Auflage und einem dieser zugewandten vorstehenden Teil eines Objektes,
Figur 5a Seiten- und Unteransicht einer Komponente mit L-förmigen Anschlüssen; und
Figur 5b Seiten- und Unteransicht einer Komponente mit J-förmigen Anschlüssen.
Fig. 1 zeigt in einer schematischen Prinzipdarstellung den Gesamtaufbau einer Vorrichtung zum Prüfen von in den Seitensichten und der Draufsicht erkennbaren Merkmalen eines Objektes 1 aus einer einzelnen Sichtposition. Die Vorrichtung umfaßt eine CCD-Kamera 2 als Bildaufnahmeeinrichtung mit einem Objektiv 2a, das ein Gesichtsfeld 3 hat, eine Auflagefläche 4, Prismen 5 zur Strahlumlenkung und Linsen 6 zur Strahlformung der umgelenkten Strahlung sowie eine Bildauswertungsund -Speichereinheit 7. Eine Beleuchtungseinrichtung ist nicht gezeigt; die Beispiel- Vorrichtung arbeitet demgemäß mit diffusem Umgebungslicht.
Die Kamera 2 nimmt ein Gesamtbild des Objektes 1 auf, das sich aus mehreren Teilbildern verschiedener Ansichten des Objektes zusammensetzt. Das von der Oberseite 1 a des Objekts reflektierte, direkt in das Objektiv 2a gelangende Licht erzeugt ein Teilbild der Draufsicht, und das von den Seitenflächen 1 b reflektierte und durch die Prismen 5 in das Kameraobjektiv umgelenkte Licht erzeugt den Seitenansichten entsprechende Teilbilder. Die Linsen 6 bewirken eine Änderung des Abbildungsmaßstabes bzw. der Detailliertheit der Aufnahme in den durch sie
beeinflußten Teilen des Strahlenganges, d.h. in den Teilbildern der Seitenansichten.
Die Kamera 2 leitet das Gesamtbild in Form eines elektrischen Signalmusters an die (hier nicht häher erläuterte) Bildauswertungs- und Speichereinrichtung 7 weiter, die beispielswesie durch einen Personalcomputer realisiert sein kann. Die Bildauswertungs- und -Speichereinheit 7 bestimmt die Abgrenzung der Teilbilder und extrahiert unter Anwendung an sich bekannter, aber auf die zu prüfenden Merkmale in den Teilbildern spezifisch abgestimmter Methoden der Bildverarbeitung und Bildauswertung aus den Teilbildern relevante Informationen und Parameter und stellt diese für eine vergleichende Auswertung bereit.
Fig. 2 zeigt ein typisches, durch die Kamera 2 in der Vorrichtung nach Fig. 1 aufgenommenes und in der Bildauswertungs- und -Speichereinheit 7 gespeichertes Gesamtbild 1 1 eines Schaltkreises im Gesichtsfeld 10 der Kamera. Das Gesamtbild 10 umfaßt fünft Teilbilder, nämlich das Teilbild 1 1 a der Draufsicht und die Teilbilder 1 1 b bis 1 1 e der Seitenansichten. Ein auf der Oberseite des Schaltkreises befindlicher Aufdruck 12 hebt sich in seiner Intensität von der Intensität des Umgebungslichtes deutlich ab. Die Bilder des Seitenansichten sind durch Überlagerungsstrukturen 13 geprägt, die Elemente 14 umfassen, welche durch Spalten unterschiedlicher Breite zwischen den Beinchen des Schaltkreises 1 und der Auflage 4 verursacht sind. Die Überlagerungsstrukturen werden mittels spezieller, weiter oben bereits erwähnter Methoden der Bildverarbeitung ausgewertet und für eine Prüfung der Koplanarität der Schaltkreisanschlüsse benutzt.
Fig. 3 zeigt ein Detail einer modifizierten Ausführung der Anordnung aus Fig. 1 , bei der zusätzlich zu den dort gezeigten Komponenten zwei Beleuchtungseinrichtungen 8a, 8b zur Erzeugung von Drauflicht an der Oberfläche des Objektes 1 und zur Erzeugung von - durch eine Lichtstreueinrichtung 9 diffus gemachtem - Durchlicht für die Seitenansichten der Beinchen 1 .1 des Schaltkreises 1 vorgesehen sind.
Fig. 4 zeigt eine Splinekurve S für den Intensitätsverlauf in den Pixeln des digitalisierten Teilbildes einer Seitenansicht für einen der Spalte zwischen Beinchen und Auflage. Die Fläche Ag unter der Splinekurve S, begrenzt durch die Anstiegspunkte XQ und X1 wird im Rahmen einer spezifischen Bildauswertung des Seitenansichts-Teilbildes zur Berechnung der Spaltbreite als Koplanaritätsparameter genutzt.
Figur 5a und 5b bezeichnen die im Rahmen der sogenannten Lead und Mark
inspektion geprüften Parameter anhand der Seitenansicht 1 b eines Objektes 1 sowie anhand dessen Unteransicht 1 c. Das in Figur 5a dargestellte Objekt hat L- förmige Anschlüsse, während das in Figur 5b dargestellte Objekt J-förmige Anschlüsse besitzt. Die zu prüfenden Parameter sind die Koplanarität CP, die Gehäusebodenfreiheit ST, das Raster Pl, die Verdrehung SK, die Anschluß oder Leadbreite LW, die Länge LS, die Anschluß- oder Lead-Position LP, die Längenabweichung LD, die Anschlußabmessungen TD, die Auflagepunkte oder den Footprint FP und die Gehäusehöhe (nicht bezeichnet).