Die Erfindung betrifft eine Walze für ein Walzgerüst, umfassend eine Walzenachse mit
mindestens einem darauf angeordneten Walzenring, wobei die Walzenachse axial
verschiebbar ist. Das Walzgerüst zum Walzen eines Metallbandes kann dabei z.B. als
Duo-, Quarto- oder Sexto-Gerüst ausgebildet sein.
Bei der Fertigung eines Metallbandes werden Dicke und Querschnitt durch den
Walzspalt bestimmt. Die genaue Kontur des sich unter Last einstellenden Walzspaltes
ist von verschiedenen Einflußgrößen abhängig. Diese sind der Verschleiß der
Arbeitswalzen, die elastische Verformung des Walzensystems, der Walzenschliff
(Bombierung) sowie die thermische Balligkeit in Folge ungleichmäßiger Erwärmung
der Walzenballen zwischen der Ballenmitte und dem Ballenrand. Ohne die Korrektur
durch Stellglieder nimmt die Balligkeit der Arbeitswalzen mit zunehmendem
Walzmaterial-Durchsatz ständig zu, und durch die sich so ändernde thermische
Bombierung weicht die Walzenkontur zunehmend von der Sollkontur, z.B. eine
Parabel, ab.
Um die Abweichung der Ist-Profilform von der Soll-Profilform des Walzbandes
während des Walzvorganges zu beeinflussen, ist es bekannt, einteilige Arbeits- oder
Zwischenwalzenpaare so zu gestalten, daß der Walzenballen eine von der achsparallelen
Geraden abweichende gekrümmte Kontur aufweist, die sich über die
gesamte Länge des Walzenballens erstreckt, wobei die Walzen gegensinnig axial
verschiebbar sind (vgl. DE 30 38 865 C1). Die Änderung des thermischen Crowns und
des Arbeitswalzenverschleißes wird somit im Sinne einer Angleichung der Istkontur
kompensiert. Der Walzspalt wird hierbei durch die gekrümmte Kontur der Walzenballen
im Zusammenspiel mit einer Relativverschiebung der zusammenarbeitenden
Walzen beeinflußt.
Bei einer durch die US-A 4 407 151 bekanntgewordenen Walze der eingangs genannten
Art wird die Traglast durch axiales Verschieben der Walzen- bzw. Tragachse
beeinflußt.
Es sind darüber hinaus verschiedene Systeme bekannt, bei denen die Balligkeit einer
Walze und im Falle des Einsatzes als Stützwalze im Einzelfall auch die Abstützbreite
mit Hilfe von hydraulischen Maßnahmen verändert werden kann. Bei diesen Systemen
(Nipco-Walze, VC-Walze, Sumitomo-Walze, aufblasbare Walze, usw.) wird die
äußere Form bzw. Balligkeit der Walzen und gegebenenfalls auch die Nachgiebigkeit
der Walze auf äußere Lasten längs des Walzenballens mit Hilfe von Öldruckpolstern
und/oder hydraulisch betätigten Stützschuhen verändert und damit an die Walzbedingungen
angepaßt.
Nachteilig bei diesen Ausführungen sind die aufwendige und entsprechend wenig
betriebssichere Hydraulik. Außerdem läßt sich bei einer in der Regel nicht ausreichenden
Dichtigkeit eine Verschmutzung von Walzöl oder Walzemulsion durch das Hydrauliköl
nicht vermeiden.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine gattungsgemäße Walze zu
schaffen, mit der sich die Einstellung des Walzspaltes während des Walzvorgangs
gegenüber den bekannten Maßnahmen vereinfachen und genauer vornehmen läßt
und die die Einstellmöglichkeiten der einzelnen Walzenpaare vervielfältigt.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Oberflächen von
mindestens zwei der innenliegenden, von einem äußeren Walzenring eingeschlossenen
Walzenbauteile in axialer Richtung gekrümmte Konturen aufweisen, die
zueinander um 180° gedreht sind. Abgesehen davon sind die die Oberflächenkonturen
dieser Paarung in axialer Richtung beschreibenden mathematischen Funktionen
gleich. Wenngleich es sich empfiehlt, einander zugewandte Oberflächen derart konturiert
auszubilden, so brauchen die gepaarten Konturen doch nicht in unmittelbarem
Kontakt zu stehen, sondern können auch durch einen oder mehrere Walzenringe bzw.
Schalen voneinander getrennt sein, selbst wenn diese auch wieder konturiert sind; die
Funktion der betrachteten Paarung wird hierdurch nur geringfügig beeinträchtigt.
Die Ist-Form läßt sich sehr viel genauer einstellen, da der mehrteilige Auf- bzw. Zusammenbau
der erfindungsgemäßen Walze bereits innerhalb einer einzelnen Walze
ein Vielzahl an Möglichkeiten bietet, die äußere Kontur der Walze zu verändern, um
den gewünschten Walzspalt einzustellen. Dies umso mehr, wenn nach einem Vorschlag
der Erfindung nicht nur die Walzenachse, sondern auch der bzw. die
Walzenringe axial verschiebbar sind. Ein weiterer Vorteil der erfindungsgemäßen
Walze besteht darin, daß ihre äußere Oberfläche, d.h. die Fläche, die dem größten
Verschleiß unterliegt, eine achsparallele bzw. zylindrische Form aufweist. Beim
Nachschleifen dieser Oberfläche braucht daher keine Rücksicht auf eine etwaige
Konturierung genommen zu werden, wie das bei einteiligen, gekrümmt konturierten
Walzen der Fall ist, bei denen beim Überarbeiten der jeweiligen Walzenpaare die
gegensinnige Oberflächenkontur genau berücksichtigt werden muß. Bei der eine
Innenkrümmung aufweisenden erfindungsgemäßen Walze reicht hingegen ein
einfacher, zylinderförmiger Schliff aus.
Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sehen daher vor, daß die Walzenachse
und der innere Walzenring oder die äußere Oberfläche eines inneren und die innere
Oberfläche eines äußeren Walzenringes eine gekrümmte Kontur aufweisen, wobei
sich die Walzenringe ein- oder mehrteilig ausführen lassen. Stets besitzt hierbei ein
auf dem innenkonturierten inneren Walzenring angeordneter äußerer Walzenring
außen eine zylindrische Form seiner Mantelfläche.
Nach einem Vorschlag der Erfindung sind die einander zugewandten, gekrümmt
konturierten Oberflächen formschlüssig ineinandergreifend ausgebildet, wobei sie mit
einem Gewinde versehen sein können. Hiermit läßt sich berücksichtigen, daß es unter
Umständen notwendig sein kann, zwischen den einzelnen Bauteilen der Walze
Momente zu übertragen, die über das allein durch Reibschluß übertragbare maximale
Moment hinausgehen.
Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den Patentansprüchen
und der nachfolgenden Beschreibung, in der Ausführungsbeispiele des Gegenstandes
der Erfindung näher erläutert sind. Es zeigen:
- Fig. 1
- in der Längsansicht eine mehrteilige bzw. -schalige Walze mit Innen-Krümmung,
d.h. in axialer Richtung gepaarter gekrümmter Kontur von Walzenachse
und innerem Walzenring;
- Fig. 2
- die Walze nach Fig. 1 mit axial nach links verschobenem inneren Walzenring;
- Fig. 3
- eine Quarto-Walzenanordnung mit eine Innenkrümmung gemäß Fig. 1
aufweisenden Stützwalzen;
- Fig. 4
- die Walzen-Anordnung nach Fig. 3 mit sowohl axial verschobenen Walzenachsen
als auch axial verschobenen inneren Walzenringen;
- Fig. 5
- im Querschnitt eine formschlüssig in einen Walzenring eingreifende Tragachse;
und
- Fig. 6
- im Längsschnitt eine Walze bei der die konturierten Innen- bzw. Außenseiten,
d.h. die einander zugewandten Oberflächen von Walzenachse und
innerem Walzenring über ein Gewinde ineinandergreifend verbunden sind.
Eine in Fig. 1 gezeigte, als Arbeits- oder Zwischenwalze einzusetzende Walze 1
besteht aus einer Walzenachse 2 mit einem darauf angeordneten inneren Walzenring
3 und einem diesen konzentrisch umschließenden äußeren Walzenring 4. Die
Oberfläche 5 der Walzenachse 2 besitzt ebenso wie die - innere - Oberfläche 6 des
inneren Walzenringes 3 eine in axialer Richtung gekrümmte Kontur, wobei die
Oberflächenkonturen dieser Paarung zueinander um 180° gedreht sind. Der äußere
Walzenring 4 weist hingegen eine zylindrische, d.h. nicht konturierte Form auf. Zur
variablen Einstellung des Walzspaltes ist neben der Walzenachse 2 auch der innere
Walzenring 3 axial verschiebbar; eine Betriebsposition mit nach links verstelltem
inneren Walzenring 3 und nach rechts verschobener Walzenachse 2 ist in Fig. 2
dargestellt. Durch die um den gleichen Betrag gegensinnig verschobenen, durch die
gleiche Bildungsfunktion beschriebenen, aber um 180° versetzten Konturen entsteht
ein innerer Zwang, der in diesem Beispiel zu einer symmetrischen tonnenförmigen
Aufweitung des äußeren Walzenringes (bzw. Schale) 4 und somit der ganzen Walze
verbunden mit gegenüber dem Ausgangszustand symmetrisch veränderten Pressungsverteilungen
zwischen den Bauteilen der Walze, führt.
Neben der Veränderung der äußeren Form, was einer Veränderung der Balligkeit der
Walze 1 entspricht, ist es bei geeigneter Konturierung auch möglich, symmetrische
Ablösungen der Walzenringe 3 bzw. 4 untereinander in bestimmten Bereichen längs
des Ballens zu erreichen. In diesen Bereichen "klaffender" Walzenringe sinkt die
Walzensteifigkeit deutlich. Insbesondere bei der Walzung von Bändern, die deutlich
schmaler als die Ballenlänge sind, ergibt sich dadurch ein wesentlicher Vorteil, denn
die Anpassung der Stützbreite an die Lastbreite (gleich Bandbreite) verringert die
Gesamtdurchbiegung der Arbeitswalzen in dem für die Planheit entscheidenden
Bandbereich erheblich.
Die Fig. 3 und 4 zeigen Beispiele für den Einsatz der Walze 1 als Stützwalzen für
einteilige Arbeitswalzen 7, 8 bei verschiedenen Breiten des zu walzenden Walzbandes
9 (Fig. 3) bzw. 10 (Fig. 4). Im Falle von Fig. 3 entspricht die Last- bzw.
Bandbreite der Stützbreite mittels der Walzen 1; weder die inneren Walzenringe 3
noch die Walzenachsen 2 sind axial verschoben. In dieser Situation findet über den
gesamten axialen Verlauf der gekrümmten Kontur eine Berührung - entsprechend der
Länge der inneren Walzenringe - der gekrümmten Oberflächen 5 bzw. 6 von Walzenachse
2 und innerem Walzenring 3 statt. Hingegen befindet sich am Beispiel der Fig.
4, die einen in der Praxis häufig vorkommenden Walzfall darstellt, eine mehrteilige,
innen komplementär gekrümmte Oberflächen aufweisende Stützwalze 1 beim Walzen
eines weniger breiten Walzbandes 10 auch jenseits der Bandkante noch im Kontakt
mit der zu stützenden Arbeitswalze 7 bzw. 8. Die Konturierung der Oberflächen 5 bzw.
6 ist hier so gewählt, daß es aufgrund der durch die nach links und rechts weisenden
Pfeile axialen gegensinnigen Verschiebung von jeweils innerem Walzenring 3 und
Walzenachse 2 bei dieser Einstellung zu einer schon zuvor erwähnten partiellen
Ablösung 11 im Inneren der Walze 1 und damit zu einer erhöhten Walzennachgiebigkeit
an diesen Stellen kommt, mit der Folge, daß die Last aufgrund der
Wechselwirkung mit der anderen Walze entsprechend gering ist und somit praktisch
keinen Beitrag zur Stützung liefert. Die relevante Stützbreite beschränkt sich damit auf
den weitgehend fugenlosen Bereich, der der Breite des Walzbandes 10 entspricht.
Die erhöhte Walzennachgiebigkeit im Bereich neben dem Walzband 10 führt zu einer
Reduzierung der Bandkantenanschärfung.
Eine Ausgestaltung, um gegebenenfalls zwischen den einzelnen Elementen der
Walze solche Momente zu übertragen, die über das allein durch Reibschluß übertragbare
maximale Moment hinausgehen, ist in den Fig. 5 und 6 gezeigt, wobei dort
die Walzenachse 102 und der diese konzentrisch umschließende Walzenring 103
formschlüssig miteinander verbunden sind. Bei einer Arbeits- oder Stützwalze 100 mit
auf dem inneren Walzenring 103 außerdem angeordneten zylindrischen äußeren
Walzenring 104 wird dort die axiale Verschiebbarkeit bei nicht zylindrisch konturierten
Oberflächen durch ein Walzenachsen-Gewinde 12 (vgl. Fig. 6) gewährleistet.