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Verfahren und Vorrichtung zur Gewinnung von acetylenfreiem Athylen
Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zum winnen acetylenfreien ethylens aus Gasgemischen,
die neben Acetylen und Äthylen weitere niedere aliphatische Kohlenwasserstoffe wie
Methan, Äthan, Propan und Propylen enthalten. Solche Gasgemische sind z. B. Koksofengas,
Crackgas oder Rohäthylen. Es ist bekannt, diese Gasgtmische zu verdichten, im Gegenstrom
mit kalten Zerlegungsprodukten zu kühlen und zumindest teilweise zu verflüssigen,
um anschließend die verflüssigten Anteile durch Rektifikation zu zerlegen. In einer
ersten Zerlegungsstufe werden die Kohlenwasserstoffe mit drei und mehr C-Atomen
und in. einer zweiten Stufe das Methan und weitere, schwer erflüssigbare Bestandteile
wie Wasserstoff und Stickstoff abgeschieden. In einer dritten Stufe muß dann die
acetylenhaltige Äthyl en-Äthan-M i schung getrennt werden; diese Mischung enthält
je nach Herkunft des Ausgangsgases einige Zehntel bis etwa zwei Prozent Acetylen.
Da Acetylen sowohl mit Äthylen als auch mit Äthan azeotrop siedende Lösungen bildet,
läßt sich aretylenfreies Äthylen lediglich durch Rektifizieren nicht gewinnen.
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Es wurde bereits vorgeschlagen, Acetylen aus Koksofengas und ähnlichen
Gasgemischen mittels Aceton oder einem anderen selektiven Lösungsmittel für Acetylen
mit niedrigem Gefrierpunkt, beispielsweise Ammoniak oder Schwefeldioxyd bei
Temperaturen
zwischen -60 und 900 aui;zuwaschen, ehe das Gasgemisch dem eigentlichen Zerlegungsprozeß
unterworfen will. Bei d.iesemVerfahren kann zwar acetylenfreies Äthylen gewonnen
werden; es muß jedoch das gesamte Gasgemisch gewaschen werden. Die erforderliche
Lösungsmittelmenge ist daher verhältnismäßig groß und je; Wascheinrichtung umständlich.
Die Lösungsmitteldämpfe, die vom Gasgemisch aus der Wascheinrichtung fortgeschieppt
werden, stören die Zerlegungsvorgänge in den folgenden Stufen, wenn sie nicht mittels
besonderer Einrichtungen unmittelbar nach der Wäsche entfernt werden (vgl. die deutsche
Patentschrift 692 I69). Ferner ist bekannt, aus Lichtbogenacetylen alle Kohlenwasserstoffverbiridungen
gemeinsam bei tiefer Temperatur auszuwaschen und die beladene Waschflüssigkeit zu
rektifizieren. Wiederum wird also in nachteiliger Weise das gesamte Gasgemisch gewaschen.
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Da bei diesen bekannten Verfahren neben Acetylen auch andere Gasbestandteile
entsprechend ihren Partialdrucken mit ausgewaschen werden, ist die Regenerierung
des Waschmittels umständlich (vgl. die französische Patentschrift 7in390). Auch
wurde bereits empfohlen, Acetylen aus seinem Gemisch mit Äthylen chemisch zu absorbieren
oder das Acetylen zu hydrieren, um sehr reines Äthylen erzeugen zu können (vgl.
die USA.-Patentschrift 2497 296).
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Im Gegensatz dazu kann bei dem Verfahren nach der Erfindung äußerst
reines Äthylen auf rein physikalischem Wege mit einer Mindestmenge an Lösungsmittel
gewonnen werden. Nach der Erfindung wird das Acetylen aus der im Zuge des Zerlegungsverfahrens
anfallenden gasförmigen Acety len-Äthylen-Äthan-Mischung bei oder nahe ob erhalb
deren Verflüssigungstemperatur ausgewaschen, worauf die erhaltene Athylen-Athan-Mischung
rektifiziert wird. Äthylen bildet mit Äthan keine azeotrop siedende Lösung; beide
Stoffe lassen sich ohne Sunstgriff trennen. In Abwandlung des Erfindungsgedankens
wird zunächst das Äthan aus der Acetylen-Äthylen-Äthan-Mischung durch Rektifikation
abgetrennt, worauf das Acetylen aus der erhaltenen Acetylen-Äthylen-Mischung bei
oder nahe oberhalb deren Verflüssigungstemperatur ausgewaschen wird.
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Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren kann äußerst reines äthylen
hergestellt werden, das nur noch wenige Teile Acetylen pro Million Teile Äthylen
enthält; Acetylenspuren, die bei der Weiterverarbeitung des Äthylens stören könnten,
sind nicht mehr enthalten, was für die chemische Weiterverarbeitung sehr wertvoll
ist. Das Verfahren fügt sich zwanglos in den Zerlegungsgang des Gasgemisches ein,
da der Waschvorgang in etwa demselben Temperaturgebiet vor sich geht, in dem auch
rektifiziert wird. Daher fallen auch die für die Wäsche erforderlichen Zusatzeinrichtungen
und der Energieaufwand kaum ins Gewicht. Bei oder nahe oberhalb der Verflüssigungstemperatur
der Äcetylen-Äthylen-Äfflan-M ischung bzw. der Aoetylen-Äthylen-Mischung besitzt
das Verhältnis der löslichkeiten von Acetylen in Aceton und Äthylen in Aceton einen
für den Wascbvorgang besonders günstigen Wert Daher kann dort mit einem Minimum
an Waschmittelmenge und entsprechend kleinen Verlusten an Äthylen gewaschen werden.
Ähnliches gilt auch für andere an sich bekannte, für Acetylen selektive Lösungsmittel.
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Wird nun reines Aceton oder ein anderes Lösungsmittel zur zu waschenden
Mischung gegeben, so erwärmt sich das Lösungsmittel, da es sich mit den einzelnen
Bestandteilen der Mischung, also insbesondere mit Äthylen bzw. Äthylen und Äthan
sättigt. Die durch die Lösungswärme hervorgerufene Temperaturerhöhung stört den
Waschvorgang.
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Nach der Erfindung wird daher das Acetylen mittels einer Lösung aus
flüssigem Äthylen und einem Lösungsmittel für Acetylen, insbesondere Aceton, ausgewaschen.
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Eine Vorrichtung für das Verfahren, bei welchem das Acetylen aus
der Acetylen-Ätbylen-Äthan-Mischung ausgewaschen wird, worauf die erhaltene Äthylen-Äthan-Mi
schung rektifiziert wird, besteht in ihren Hauptteilen aus einerWaschsäule, in der
Acetylen aus der Acetylen-Äthylen-Äthan-Mischung ausgewaschen wird und einer Rektifikationssäule,
in der Äthylen und Äthan getrennt werden, sowie einer Regeneriersäule für das mit
Acetylen beladene Waschmittel. Eine Vorrichtung für die Abart des Verfahrens nach
der Erfindung, bei welcher Äthan aus der Acetylen-Äthylen-Athan-Mischung durch Rektifikation
abgetrennt wird, worauf das Acetylen aus der erhaltenen Acetylen-Äthylen-Mischung
ausgewaschen wird, ist gekennzeichnet durch die Kombination einer Rektifikationssäule,
in der Äthan aus der Acetylen-Äthylen-Äthan-Mischung abgetrennt wird, und einer
Waschsäule, in der Acetylen aus der verbliebenen AcetylenÄtbylen-M i schung ausgewaschen
wird, sowie einer Regeneriersäule für das mit Acetylen beladene Waschmittel. Im
Kopf der Waschsäule kann ein Verdampfer einer Kältemaschine angeordnet sein, auf
dem sich Äthylen bzw. Äthylen-Äthan-Gemisch verflüssigt, das zusammen mit Aceton
die Waschflüssigkeit bildet.
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An Hand der Fig. I und 2 sei dasjenige Verfahren nach der Erfindung
erläutert, bei welchem zunächst das Äthan aus der Acetylen-Äthylen-Athan-Mischung
durch Rektifikation abgetrennt wird, worauf das Acetylen aus der erhaltenen Acetylen
Athylen-Mischung bei oder nahe oberhalb deren Verflüssigungstemperatur mit einerAceton-Athylen-Lösung
ausgewaschen wird.
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Fig. I betrifft eine Arbeitsweise, bei der flüssiges Äthylen auf
den Kopf einer Waschsäule gegeben wird. Bei der Arbeitsweise nach Fig. 2 wird Äthylen
mit Hilfe einer fremden Kältequelle aus. dem gewaschenen Gasgemisch im Kopf der
Waschsäule selbst verflüssigt.
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In beiden Figuren sind gleiche Teile mit gleizehen Ziffern bezeichnet.
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Aus einem Rohäthylen mit beispielsweise 40 0/( Methan 52 O/o Äthan,
Äthylen, Acetylen und 8 0/o
Propan, Propylen und höheren Kohlenwasserstoffen
werden in an sich bekannter Weise nach Verdichtung des Gemisches und Kühlung im
Gegenstrom mit seinen Zerlegungsprndukten in einer ersten Stufe das Propan und Propylen
und die höheren Kohlenwasserstoffe abgeschieden. In einer zweiten Stufe wird das
Methan abgetrennt. Die übrig bleibende Acetylen-Äthylen-Äfflan-Mischung tritt mit
einer nahe oberhalb ihrer Verflüssigungstemperatur liegenden Temperatur durch Leitung
I in die Trenusäule 2, in der die Mischung in eine gasförmige, durch Leitung 3 anziehende
Acetylen-Äthylen-Mischung und flüssiges Äthan, welches durch Leitung 4 abfließt,
zerlegt wird. Auf den Kopf der Treun änle 2 wird bei 5 flüssiges Äthylen als Rieselflüssigkeit
aufgegeben, das als Zerlegungsprodukt der Leitung 6 entnommen, in Verdichter 7 verdichtet,
in Wärmleaustauscher 8 im Gegenstrom mit sich selbst gekühlt, in Wärmeaustauschers
im Sumpf der Trenusäule 2 verflüssigt und in Ventil 10 entspannt worden ist. Die
durch Leitung 3 abziehende gasförmigeAcetylen-Äthylen-Mischung strömt bei 11 in
die Waschsäule I2.
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Bei der Arbeitsweise gemäß Fig. I tritt bei I3, einige Böden unterhalb
des obersten Bodens auf die Waschtemperatur vorgekühltes Aceton in die Waschsäule
12 und löst sich in flüssigem, in Ventil I4 entspanntem und bei 15 auf den Kopf
der Waschsäule 12 aufgegebenem Äthylen. Die Waschlösung wird in der Waschsäule bei
I3 gebildet. Die dabei frei werdende Mischungsvärme ist unbedeutend; sie wird dadurch
kompensiert, daß eine geringe Menge Äthylen verdampft. Durch die Mischungswärme
wird also der auf den Böden unterhalb I3 stattfindende Waschvorgang nicht gestört.
Das Temperaturgefälle kann dort selbständig den für den Waschvorgang günstigsten
Verlauf annehmen.
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Das Acetylen wird bei der durch den Waschsäulendruck bedingten Verflüssigungstemperatur
der Acetylen-Athylten-Mischung ausgewaschen. Auf den oberhalb I3 liegenden Böden
wird gasförmiges, vom Äthylen mitgetragenes Aceton ausgewaschen und nach unten in
die eigentliche Waschsäule gefördert. Das gereinigte Äthylen verläßt durch Leitung
6 die Waschsäule I2 und wird über Kälteaustauscher in an sich bekannter Weise dem
Zerlegungs apparat als fertiges Produkt entnommen.
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Bei der Arbeitsweise gemäß Fig. 2 wird im Kopf der Waschsäule I2
flüssiges Äthylen auf Verdampfes 17 aus dem gewaschenen Gas gebildet.
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Verdampfer 17 gehört zu einem mit Äthylen betriebenen Kompressionskältekreislauf,
der selbstverständlich auch mit anderen Kältemitteln betrieben werden kann. Das
Kältemittel Äthylen wird der Leitung 6 entnommen, durch welche is produzierte Rein-Äthylen
die Waschsäule 12 verläßt. Das Kältemittel strömt im Gegenstrom mit sich selbst
durch die beiden Wärmeaustauscher 18 und I9, wird in Verdichter 20 verdichtet, mittels
eines Verdampfers 22 zusätzlich gekühlt, der im Kreislauf einer nicht dargestellten,
z. B. mit Ammoniak betriebenen Kältemaschine liegt, und wird in Ventil 21 in den
Verdampfer I7 hinein entspannt. Das aus dem gewaschenen Gas verflüssigte Äthylen
fließt über die obersten Böden der Waschsäule I2, hierbei die vom gewaschenen Gas
mitgetragenen Acetondämpfe auswaschend, und vermischt sich an der Acetoneintrittsstelle
I6 mit Aceton. Mit dieser Lösung von Aceton und flüssigem Äthylen wird dann auf
den Böden unterhalb der Eintrittsstelle I6 in der Waschsäule I2 das Acetylen aus
der Acetylen Äthylen-Mi schung ausgewascheol. Der Waschvorgang stellt eine extraktive
Rektifikation dar. Beim Auflösen des Acetylen in der Waschlösung entsteht Wärme,
die dadurch kompensiert wird, daß eine entsprechende Menge Äthylen aus der Lösung
verdampft.
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Den beiden in den Fig. I und 2 dargestellten Arbeitsweisen gemeinsam
ist die Art, in der die kalte und mit Äthylen beladene, sich am Fuß der Waschsäule
12 sammelnde und durch Leitung 23 abfließende Waschlösung regeneriert wird. Diese
Lö, sung strömt im Gegenstrom zu warmem, regen riertem Aceton durch den Wärmeaustauscher
24, wo das in ihr gelöste Äthylen bis auf den bei der Austrittstemp,eratur noch
löslichen Teil frei wird und durch Leitung 25 wieder in den Fuß der Waschsäule zurücktritt.
Das nur noch mit Acetylen und wenig Äthylen beladene Aceton gelangt durch Leitung
26 in die Regenenersäule 27. Dort wird das gelöste Acetylen und das restliche Äthylen
ausgetrieben und verläßt die Säule 27 durch Leitung 28, nachdem Acetondämpfe mit
Hilfe des Verdampfers 29, der zu einem nicht gezeichneten besonderen Kältekrei slauf
gehört, auskonidensiert worden sind. Das sich am Fuß der Regeneriersäule 27 sammelnde
regenerierte Aceton wird mittels der Umlaufpumpe 30 durch den Wärmeaustauscher 24,
wo es gekühlt wird, in die Waschsäule 12 gefördert, in die es bei I3 bzw. I6 hineinfließt.
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Die Temperatur, unter der die bei II in die Waschsäule I2 eintretende
Gasmischung gewaschen wird, richtet sich nach dem Druck, unter dem die Waschung
vorgenommen wird und nach der Zusammensetzung des Gases. Immer soll jedoch gemäß
der Erfindung bei oder nahe oberhalb der Verflüssigungstemperatur der Mischung gewaschen
werden. Zum Beispiel soll ein Gasgemisch mit 1 °/o Acetylen, 390/o Äthan, 6o 0/o
Äthylen durch Waschen mit Aceton von Acetylen befreit werden. Das Gas hat an der
Stege des Zerlegungsprozesses, an der die Waschung vorgenommen werden soll, einen
Druck von I,5 ata. Die Verflüssigungstemperatur des Gemisches beträgt 880. Der Waschvorgang
wird bei dieser oder einige, z. B. 5 Grade oberhalb der Vefflüssigungstemperatur
durchgeführt. Ein anderes Gemisch hat beispielsweise die Zusammensetzung I °/o Acetylen
und 99 °/o Äthylen. Der Waschprozeß soll bei 5 ata durchgeführt werden.
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Die Verflüssigungstemperatur dieses letzten G& misches liegt bei
72O. Als Waschtemperatur wird in diesem Falle -670 gewählt. Die genannten Waschtemperaturen
sind mittlere Temperaturen. In der Waschsäule herrscht ein durch den WaschvsPrgang
erzwungenes Temperaturgefälle. Die Temperatur im Säulenkopf liegt der Verflüssigungstempe-
ratur
des zu waschenden Gasgemisches näher als die Temperatur im Säulenfuß.