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Mehrstufenverfahren zur kontinuierlichen Herstellung von .Aldolen
Es ist bekannt, Acetaldol zu erzeugen durch Einwirkung von Alkali auf Acetaldehyd,
und man hat dieses Verfahren kontinuierlich wie diskontinuierlich ausgeführt. Auf
die Schwierigkeiten der dislcontinuirerlichen Ausführung des Verfahrens ist bereits
vielfach hingewiesen worden. Sie lieben hauptsächlich darin, daß die Reaktion, die
exotherm verläuft, nicht mit Sicherheit gesteuert «erden und daher zu stürmisch
verlaufen kann.
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Die kontinuierliche Arbeitsweise besteht darin, den Acetaldehyd nach
vorgängigem Zusatz des Kondenisationsmittels in außengekühlten Röhren zirkulieren
zu lassen. Dieses Verfahren hat aber wieder Nachteile anderer Art aufzuweisen. Es.
erfordert einen höheren Alkalizusatz, um Aldol genügend schnell umzusetzen. Andererseits
muß nach der französischen Patentschrift 654 315 eine tiefgekühlte Flüssigkeit
als Kühlmittel verwendet werden.
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Außerdem ist man auch bei dieser Arbeitsweise nicht in der Lage, plötzliche
Temperatursteigerungen an gewissen Stellen des Flüssigkeitsumlaufes zu vermeiden,
so daß sich hochsiedende Produkte auf Kosten der Aldolausbeute bilden.
Gegenstand
der Erfindung ist nun ein Verfahren, die kontinuierliche Aldolherstellung unter
Vermeidung der erwähnten Nachteile und mit gesteigerten Ausbeuten durchzuführen.
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Das kontinuierliche Verfahren zur Herstellung von Aldolen aus Aldehyden
gemäß Erfindung besteht darin, daß im wesentlichen zwei Kondensationsstufen vorgesehen
werden, nämlich eine erste Stufe, bei der Aldehyd und alkalisches Kondensationsmittel
kontinuierlich zulaufen und ein Gemisch aus Aldehyd, Kondensationsnifttel. und Aldol
kontinuierlich abgezogen wird, wobei die Reaktionstemperatur etwas unterhalb des
Siedepunktes des Reaktionsgemisches bei dem Arbeitsdruck gehalten und die Aldolkonäentration
duich Regelung des Zulaufes des Kondensationsmittels zum Reaktionsgemisch so eingestellt
wird, daß eine Aldolkonzentration von 4o bis 50% des Gesamtgewichts von Aldol und
Aldehyd in dem Reaktionsgemisch aufrechterhalten wird (die Aldolkonzentration liegt
hierbei unter der des Gleichgewichts bei der Reaktionstemperatur), und eine zweite
Stufe, in der man das Gemisch aus der ersten Stufe abzieht und vorzugsweise nach
weiterem Zusatz des alkalischen Kondensationsmittels kühlt und die Kondensation
ihren Fortgang nehmen läßt, um Aldol in höchstmöglichem Anteil ohne wesentliche
Bildung höherer Polymeren zu erzielen, und das Gemisch dann neutralisiert und einer
azcotropen Destillation unterworfen wird.
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Das Verfahren soll im folgenden in seinen Grundzügen und an Hand einer
schematischen Zeichnung für Acetaldehyd beispielsweise erläutert werden.
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Man führt kontinuierlich den umzuwandelnden Acetaldehyd aus Gefäß
2o und gleichzeitig das alkalische Kondensationsmittel für die Umsetzung aus Gefäß
21 in einen Flüssigkeitsbehälter i ein, in dem sich bereits eine Mischung von Aldol
und Acetaldehyd befindet. Der Aldolgehalt dieser Mischung ist so eingestellt, daß
in ihr der Aldolgehalt unter dem Gleichgewichtszustand Aeetaldehyd,-Aldol bei der
Arbeitstemperatur bleibt. Durch die Menge des dem Reaktionsgemisch zugeführten alkalischen
Reaktionsmittels führt man diese Bedingung aus, welche es gestattet, Überkondensation
zu vermeiden.
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Wie bekannt, wird bei der Aldolisation Wärme entwickelt. Um die Mischung
auf der gewünschten Temperatur zu halten, ist eine Kühleinrichtung, z. B. eine unter
dem Flüssigkeitsspiegel des Gefäßes i befindliche Kühlschlange 23, vorgesehen. Wenn
kräftiger gekühlt werden soll, zieht man kontinuierlich durch Rohr 2 einen Teil
des Gemisches ab und läßt diesen mit Hilfe der Pumpe 3 mit großer Geschwindigkeit
durch einen am besten als Plattenkühler ausgebildeten Wärmeaustauscher 4 im Gegenstrom
mit kaltem Wasser zirkulieren. Die abgekühlte aldolhaltige Flüssigkeit strömt dann
kontinuierlich durch Rohr 5 zum Reaktionsgefäß i zurück. Die rasche Gegenstromzirkwlation
gestattet einen. ausgezeichneten. Wärmeaustausch- im Kühler-4, .z. -B: von -etwa
5ooo Stundenkalorien je Quadratmeter und o° C mittlerer Temperaturdifferenz zwischen
den Flüssigkeiten. Man kann daher auch für höhere Ausbeuten mit kleineren Apparaturen
auskommen.
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Zweckmäßig ist es, die Homogenisation der Flüssigkeit im Reaktionsgefäß
durch ein Rührwerk6 zu unterstützen; dadurch wird diewirkung, die durch den schnellen
Flüssigkeitsumlauf mittels Pumpe 3 erreicht wird, noch gesteigert.
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Unter diesen Umständen verläuft die Aldolisation sehr gleichmäßig,
und man kann den Gang der Reaktion durch Kontrolle des spezifischen Gewichts der
Mischung verfolgen.
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Dank des starken Aldolanteiles, der sich von vornherein in der Reaktionsflüssigkeit
befindet und etwa 4o bis 5o% beträgt, wird eine starke zeitliche Zusammenballung
des Reaktionsverlaufes vermieden, da die Beschickung mit Acetaldehyd zu einem Bade
erfolgt, dessen Zusammensetzung sich dauernd in der Nähe des der Arbeitstemperatur
entsprechenden Gleichgewichts hält. Andererseits bleibt die Dampfspannung des Acetaldehyds
stark herabgedrückt, so daß die Mischung - erst bei 29 bis 30° siedet. Man hat damit
den Vorzug gewonnen, nur wenig unter dieser Temperatur, z. B. bei 27°, arbeiten
zu können. Infolgedessen ist die Kühlung mittels kaltem Leitungswasser vollkommen
genügend. -Ein weiterer Vorteil der Arbeit bei dieser andererseits verhältnismäßig
hohen Temperatur liegt darin, daß das Kondensationsmittel in geringerer Menge verwendet
werden kann als bei tieferen Temperaturen. Infolgedessen hat das Aldol einen geringeren
Salzgehalt. Vorteilhaft arbeitet man bei leiohtem überdruck eines inerten Gases
und schafft so die :Möglichkeit, die Aldolbildung auch bei 35° durchzuführen, ohne
den Siedepunkt der flüssigen Beschickung zu erreichen, was allerdings die Verwendung
einer besonderen Apparatur erfordern würde.
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Die prozentuale Umsetzung zu Aldol, also die Dichte der Mischung,
muß als Funktion der Arbeitstemperatur eingestellt sein. Je höher die letztere ist,
desto niedriger muß der Grad. der Umwandlung gehalten werden, sonst beginnt die
Entstehung schwerer Produkte auf Kosten der Aldolausbeute. So müß, wenn im Reaktionsgefäß
i mit -einer Temperatur von - 27° gearbeitet wird, bei einer gegebenen Beschickung
mit Acetaddehyd der Zusatz des Kondensationsmittels so eingeregelt werden, daß nur
4711/o Acetaldehyd in Aldol umgesetzt werden.. Wenn die Arbeitstemperatur 35° ist,
darf die Umwandlung in A1dol 400/e nicht übersteigen.
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Nach Kondensation in Gefäß i fließt ein Teil der Flüssigkeit durch
Rohr 7 ab, da Acetaldehyd kontinuierlich zuläuft. Diese Flüssigkeit strömt, nachdem
ihr durch Rohr 8 eine kleine Menge Kondensationsmittel zugeführt ist, dem Gegenstromkühler
9 zu, wo die Umsetzung von AcetaIdehyd in Aldol sich vollendet. Die hierbei entwickelte
Wärmemenge ist so gering, daß die Aldollösung im Kühler sehr stark gekühlt wird.
Dies
ist von besonderer Wichtigkeit, weil man, je tiefer die Temperatur ist, auf eine
um so höhere prozentuale Ausbeute rechnen kann, ohne die Entstehung unerwünschter
hochmolekularer Verbindungen befürchten zu müssen. So kann man bei 15° die Kondensation
bis 53% und bei 0° sogar bis zu 6o % treiben, ohne daß die Ausbeute an Aldol infolge
Entstehung von schwereren Produkten oder Harzen gemindert wird.
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Bei bestimmten Kondensationsmischungen ist es angezeigt, mit Wasser
aus Gefäß 22 zu verdünnen. Wenn man beispielsweise Ätznatron als Kondensationsmittel
benutzt, arbeitet man mit einer Beschickung aus 8o % Acetaldehyd und. 2o % Wasser.
Dadurch erleichtert man die Abtrennung des nicht umgesetzten Aldehyds.
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Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren erreicht man schließlich die mit
der höchsten Ausbeute und der niedrigsten Aufwendung an Reaktionsmittel verträgliche
größtmögliche Umsetzungsquote. Bei günstigen Bedingungen kann Wasser als einziges
Kühlmittel benutzt und damit die Kühleinrichtung möglichst einfach gehalten werden.
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Um reines Aldol zu gewinnen, muß der Acetaldehyd aus dem zuvor neutralisierten
Rohaldol abgetrennt werden. Bekanntlich wird Acetaldehyd trotz seiner großen Flüchtigkeit
sehr energisch vom Aldol und von wäßrigen Aldollösungen zurückgehalten, wobei die
letzteren zur Abgabe von Dämpfen wenig geeignet sind. Man ist daher auch schon dazu
gekommen, Acetaldehyd im Vakuum abzutrennen, um nicht das bekanntlich gegen Temperaturerhöhungen
sehr empfindliche Aldol zu zerstören. Diese Operation führt aber unvermeidlich zu
erheblichen Verlusten an Acetaldehyd.
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Nach vorliegender Erfindung werden Aldehyde aus der rohen Aldollösung
leicht abgetrennt.
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Die bei der Kondensation in Gegenwart von Wasser gebildete und neutralisierte
rohe Aldollösung wird im Beisein einer in Wasser wenig löslichen Flüssigkeit, z.
B. Benzol, destilliert. Wenn wasserfrei kondensiert wurde, wird die neutralisierte
rohe Aldollösung vor der Destillation mit Wasser verdünnt.
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Durch diesen Zusatz wird das Sieden der Mischung erleichtert und jede
schädliche Temperatursteigerung infolge der Bildung einer azeotropischen, bei 69,2°
siedenden Benzol-Wasser-Mischung vermieden. Beim Sieden geht der Acetal-dehyd zusammen
mit der Benzol-Wasser-Mischung über, aus der er leicht in einer gewöhnlichenRektifikationskolonne
gewonnen werden kann; die Benzol-Wasser-Mischung bleibt wegen ihres Siedepunktes
in der Mitte, und der Acetaldehyd .destilliert oben ab. Benzol wirkt dabei gewissermaßen
als Träger des Siedevorganges und gestattet bzw. erleichtert die Abscheidung des
Acetaldehyds unter völliger Schonung des Aldols.
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Am Schluß der Destillation verbleibt im Destillationsgefäß ein Gemisch
von Benzol, Wasser und Aldol, das durch Dekantieren getrennt werden kann. Die Benzolschicht
wird abgetrennt und ist für eine neue Trennung weiter benutzbar. Die darunter befindliche
wäßrige Schicht, die das Aldol enthält, kann vielfach direkt als solche verwendet
werden, z. B. zur Überführung des Aldols in Crotonaldehyd oder Butylenglycol.
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Dieser Trennungsprozeß kann dadurch kontinuierlich gestaltet werden,
daß das rohe und in ro neutralisierte Aldol in eine mit Benzol beschickte Kolonne
i i übergeführt und unten durch Rohr 12 eine Mischung von Benzol, Wasser und Aldo1
ausgetragen wird, die man nach Abkühlung in 13 einem Scheidegefäß 14 zuleitet. Die
obere benzolreiche Schicht wird kontinuierlich durch die Pumpe 15 und das Rohr 16
in die Destillationskolonne i i, in der Höhe der Beschickung mit Rohaldol, zugeführt,
während die wäßrige Aldolschicht durch das Rohr 17 entnommen wird. Am Kopf der Kolonne
führt man durch Rohr 18 den Acetaldehyd dauernd ab. An Stelle von Benzol kann man
jede in Wasser wenig lösliche Flüssigkeit verwenden, die weder mit dem Acetaldehyd
noch mit dem Aldol reagiert und keine azeotropische Mischung mit dem Acetaldehyd
bildet. Als Beispiel seien genannt: Äthylacetat, Ketone wie Mesityloxyd, Äther wie
Propyl- oder Isopropyläther.
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Beispiel i. Herstellung von Acetaldol
Inhalt des Reaktions- |
gefäßes 1 ........... 12001 |
Zusammensetzung der |
Vorlage in i . . . . . . . . Mischung mit |
47 % Aldol |
Zuführung von Acet- |
aldehyd . . . . . . . . . . . . . 32o kg/Std. |
Zuführung von Wasser . . 8o I/Std. |
Zuführung von Na,O H |
zum Gefäß i . . . . . . . . 400 g/Str. |
Zuführung von NaOH |
zum Rohr 8 . . . . . . . . 65 g/Std. |
Temperatur im Reak- |
tionsgefäß i ........ 27° |
Temperatur der Mischung |
beim Austritt aus dem |
Kühler 9 . . . . . . . . . . . . 151 |
Temperatur des Kühl- |
wassers in 4 und 9 .. 15° |
Zusammensetzung der |
Mischung beim Austritt |
aus dem Kühler g .... 53 % Aldol, |
47 % Acetaldehyd |
Aldolmenge gewonnen |
bei 17 . . . . . . . . . . . . . . 164,5 kg/Std. |
Ausbeute ....... . . . . . . . 97'/0. |
2. Herstellung von Propylaldol |
Inhalt des Reaktions- |
gefäßes i . . . . . . . . . . . . 80o 1 |
Zusammensetzung der |
Vorlage in i . . . . . . . . Mischung mit 45 0/0 |
Propylaldol |
Zuführung von Propion- |
aldehyd . . . . . . . . . . . . . 28o kg/Std. |
Zuführung von Wasser . . 70 1/Std. |
Zuführung von NaOH |
zum Gefäß i . . . . . . . . 28o g/Std. |
Zuführung von NaOH |
zum Rohr 8 . . . . . . . . 5o g/Std. |
Temperatur im Reaktion@s- |
gefäß i .. . . .. . . . . . . . 30° |
Temperatur der Mischung |
beim Austritt aus dem |
Kühler 9 . . . . . . . . . . . . 2o° |
Temperatur des Kühl- |
wassers in q. und 9 .... 2o° |
Zusammensetzung der |
Mischung beim Austritt |
aus dem Kühler 9 .... 50% Propylaldol, |
. 5o010 Propionaldehyd |
Propylaldolmenge |
gewonnen bei 17 . . . . , i35 kg/Std. |
Ausbeute . . . . . . . . . . . . . . 970/0. |
Das beschriebene Verfahren läßt sich als Ganzes ohne grundsätzliche Abänderung auch
für die Aldolbildung aus höheren aliphatischen Aldehyden wie Butyraldehyd verwenden.