-
Verfahren zum Färben und Imprägnieren von Textilgut und Fixieren von
Drucken auf Textilgut aller Art und verwandten Materialien Den bisherigen Färbe-
und Druckverfahren lag bei ersteren z. B. das Prinzip zugrunde, das zu färbende
Gut durch allmähliche Anreicherung mit einem mehr oder weniger gelösten Farbstoff
bis zur gewünschten Intensität zu beladen. Zur Beschleunigung des Vorganges wird
je nach den zur Anwendung gelangenden Farbstoffen meist unter erhöhten Temperaturen
gearbeitet. Alle diese Verfahren erfordern eine relativ lange Behandlungsdauer und
infolgedessen einen erheblichen Verbrauch an Wärme. Beim gewöhnlichen Druckverfahren
werden die Farbstoffe mehr oder weniger intensiv aufgedruckt und sodann zur Fixierung
auf der Faser gegebenenfalls der Einwirkung von Dampf ausgesetzt. Hierbei kann jedoch
kein tieferes Eindringen der Farbstoffe in die Fasern erreicht werden, so daß im
allgemeinen keine gleichmäßige Durchfärbung der Fasern, insbesondere bei dichten
Geweben, erzielt werden kann.
-
Die Erzielung eines möglichst tiefen Eindringens des Farbstoffes in
die -Faser, sei es nun beim Färben oder beim Drucken, ist auch heute noch ein von
der Technik nicht einwandfrei gelöstes Problem.
-
Es wurde nun überraschenderweise gefunden, daß sich beim Färben und
Drucken von Textilgut aller Art, wie z. B. Garnen, Geweben, Strick- und Wirkwaren
aus natürlicher oder künstlicher Faser, ein viel tieferes Eindringen des Farbstoffes
in die Faser und damit eine bessere Fixierung der Farbstoffe erzielen läßt, wenn
man das zu behandelnde Gut, das in bekannter Weise vorher mit Farbstoff beladen
worden ist, in einem Behälter einer mehrfach zwischen niederem und höherem Druck
wechselnden Behandlung
mit feuchtem Wasserdampf aussetzt und es
anschließend der üblichen Nachbehandlung unterwirft. Der Wechsel der Druckstufen
wird vorteilhaft in möglichst rascher Folge vorgenommen. Damit läßt sich in verhältnismäßig
kurzer Zeit eine tiefgreifende Wirkung erzielen. Liegt der niedere Druck im Vakuumgebiet,
so kann das Vakuum durch Kondensation des den höheren Druck ausübenden Wasserdampfes
erzeugt werden. Beim Färben oder Imprägnieren kann die Flotte bei Vakuum in den
Behälter eingelassen werden, gegebenenfalls mit nachfolgender Umwälzung im Vakuum.
Nach der Entfernung der Flotte wird der Behälter mitädem unter höherem Druck stehenden
Wasserdampf angefüllt. Die Behandlung kann mehrfach wiederholt werden. Bei der Dampfzufuhr
kann man die Menge bzw. den Druck und die Temperatur des Dampfes durch den gleichzeitig
verlaufenden Kondensationsvorgang beeinflussen und regeln.
-
Mit der Verlegung des niederen Druckes ins Vakuumgebiet ist eine selbsttätige
Entlüftung des Gewebes verbunden. Die einzelnen Fasern des Gutes quellen bei der
Behandlung mit Wasserdampf zunächst auf, wobei bereits mindestens ein Teil der Luft,
die den Fasern anhaftet, entfernt wird. In der nachfolgenden Vakuumphase wird die
in der Faser befindliche Luft entfernt, und es werden dann durch die sich unmittelbar
daran anschließende Druckbehandlung die einzelnen Partikel des Farbstoffes oder
der Imprägniermittel in die nun luftleer gewordenen Hohlräume der Faser hineingedrückt.
Sie werden äuch in der Folge während des Wechsels zwischen Druck und Vakuum immer
stärker in die Faser hineingepumpt.
-
Verlegt man jedoch auch den niederen Druck ins Überdruckgebiet, so
läßt sich das Verfahren insofern wirtschaftlicher gestalten, als hierbei eine wesentliche
Dampfersparnis erzielt wird. Eine Kondensation des Dampfes entfällt hierbei, und
dementsprechend erniedrigt sich der Dampfverbrauch ganz beträchtlich. Gegenüber
dem vorbekannten Gleichdruckdämpfverfahren wird eine ausgesprochene Zeitersparnis
erzielt. Zweckmäßig wird zum Beginn der Dampfbehandlung mittels einer intensiven
Strömung des Dampfes durch das zu behandelnde Gut die Luft aus dem Gewebe entfernt.
Zweckmäßig führt man dem zu behandelnden Gut den Dampf von innen nach außen oder
umgekehrt zu, gegebenenfalls wechselweise.
-
Das erfindungsgemäße Verfahren sei an Hand folgender Beispiele näher
erläutert: Beispiel,z Ein dichtgeschlagenes Ripsgewebe mit Zellwolle in der Kette
und Kunstseide im Schuß wurde in bekannter Weise vorbehandelt und getrocknet. Sodann
wurde dasselbe mit Benzoechtkupferrot (zMo14-4'-Diaminodiphenyl-3-3'-Dioxyessigsäure
diazotiert und gekuppelt mit 2 Mol z-Phenyl-3-Methyl-5-Aminopyrazol) unter Zusatz
von Netzmitteln bei go° in einer Passage auf dem Foulard geklotzt. Das zwischengetrocknete
oder feuchte Gewebe wurde daraufhin in einen Druckbehälter gebracht und dieser mit
Wasserdampf geringen Überdruckes, z. B. von o,2 atü, gefüllt. Daraufhin wurde ein
Vakuum erzeugt, z. B. bis 8o °/o, sodann möglichst rasch ein Druckanstieg bis z.
B. z atü bewirkt , und dieser Vorgang während 20 Minuten dreimal wiederholt. Hierauf
wurde das Gewebe wie üblich bei etwa 8o° mit Essigsäure und Kupfersulfat etwa
30 Minuten entwickelt, gespült und getrocknet.
-
Das so behandelte Gewebe zeigt ein absolut gleichmäßiges Bild mit
völlig durchgefärbten Schuß- und Kettfäden. Beispiel 2 Ein gleiches wie in Beispiel
r vorbehandeltes Gewebe wurde mit verschiedenen Küpenfarbstoffen einseitig bedruckt.
Nach Trocknung wurde dasselbe in einem Druckbehälter einer gleichen wechselweisen
Dampfbehandlung bei zwei- bis viermaligem Wechsel während 8 bis 2o Minuten unterworfen
und sodann in üblicher Weise nachbehandelt.
-
Das Gewebe wies wesentlich tiefere Farbtöne und einen sehr viel stärkeren
Durchdruck gegenüber einem während der gleichen Zeit mit gleichen Farbstoffmengen
bedruckten, der bisher üblichen Dampfbehandlung unterworfenen Gewebe auf.
-
Beispiel 3 Ein schweres Köpergewebe aus Zellwolle und kotonisiertem
Hanf in der Kette und Zellwolle im Schuß wurde in bekannter Weise vorbehandelt und
getrocknet. Sodann wurde dasselbe mit Farbstoff unter Zusatz von Netzmitteln bei
go° in einer Passage auf dem Foulard geldotzt. Das zwischengetrocknete oder feuchte
Gewebe wurde daraufhin in einen Behälter gebracht und dieser mit Wasserdampf, z.
B. von z- atü, gefüllt. Hierauf wurde das Dampf-Luft-Gemisch unter starker Strömung
ausgeblasen, bis der Dampfdruck auf etwa 0,4 atü gesunken war. Anschließend wurde
nun in schneller Folge etwa achtmal innerhalb 6 Minuten der Dampfdruck zwischen
0,4 und o,8 atü gewechselt. Die gesamte Behandlung erfolgte mit Dampf von gesättigtem
Zustand. Darauf wurde das Gewebe in bekannter Weise nachbehandelt. Die so behandelte
Ware zeigte gleichmäßig und völlig durchgefärbte Schuß- und Kettenfäden mit bedeutend
tieferer Nuance als die gleiche auf dem iigger entwickelte Färbung.
-
Durch das erfindungsgemäße Verfahren läßt sich daher beim Färben eine
wesentliche Verkürzung der Färbedauer und damit u. a. eine erhebliche Einsparung
an Wärmeenergie und Farbstoff erzielen, abgesehen von der Intensität der Durchdringung
der Faser mit dem Farbstoff. Beim Dämpfen von Drucken gemäß der Erfindung ergeben
sich aus dem gleichen Grunde überraschende und bisher in der Fabrikation mit gleichen
Farbstoffmengen nicht erzielbare Effekte.
-
Die gleiche Wirkung ergibt sich auch, wenn selbständig oder neben
dem Färbe- oder Druckverfahren eine Imprägnierung des Textilgutes in erfindungsgemäßer
Weise vorgenommen wird.