-
Kunstbein mit physiologischem Kniegelenk
Die Erfindung bezieht sich
auf ein Kunstbein mit sog. physiologischem Kniegelenk. Hierunter versteht man in
der Fachwelt ein künstliches Kniegelenk, das weitgehend die Funktionen des natürlichen
Kniegelenks beim Gehen übernimmt, insbesondere beim Biegen des Kniegelenks das Zurückgleiten
des Unterschenkels und eine Verkürzung des Beines zuläßt und gleichzeitig bei leichter
Beugung eine volle Belastung des Gelenks ermöglicht, ohne daß das Kunstbein einknickt.
-
Die Erfindung geht von der Erkienntnis aus, daß es trotz der hohen
Entwicklung der Kunstbeintechnik bisher nicht gelungen ist, dem Amputierten ein
Kunstbein zur Verfügung zu stellen, dessen Kniegelenk entsprechend der verringerten
WIuskelkraft ohne besondere Anstrengung zu bewegen und ihm zusatzlicheKraftaufwendungen
und zusätzliche Bewegungen zu ersparen, so daß der mit dem Kunstbein Ausgestattete
anstrengungslös wieder zum Dauerläufer wird.
-
Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß in der sagittalen Mittelebene
des Kunstbeins eine Platte so angeordnet ist, daß sie einerseits mittels Bolzens
mit dem Unterschenkelkniestück und an!dererseits mittels eines zweitenBolzens mit
dem Obersdenkelkniestück verbunden ist und daß die Platte selbstfedernd die Gelenkkopfflächenbeim
Gehen gleitend aufeinander abwälzen läßt Mit dem erfindungsgemäßen Kunstbein erhält
man erstmals vollendet die physiologischen - Wir-
kungen des natürlichen
Kniegetenks auf denkbar einfachste Art, weshalb das Kunstbein selbst in bisher unerreichbarer
Weise leicht ausgeführt werden kann und den Träger zu sportlichen Leistungen befiähigt.
Das Gewicht des erfindungsgernäßen Kunstbeins ist also sehr gering.
-
Während manche der bekannten Konstruktionen die Kompliziertheit einer
Maschine besitzen und auf diese Weise viele Fehlerquellen eröffnen, sind diese bei
dem erfindungsgemäßen Kunstbein wegen der Einfachheit seines Aufbaues von vornherein
ausgeschaltet.
-
Die Erfindung wird an Hand der Zeichnung an einem Ausführungsbeispiel
näher erläutert.
-
Fig. I bringt einen Längsschnitt von der Seite gesehen bei gestrecktem
Kniegelenk; Fig. 2 zeigt den gleichen Längsschnitt bei gebeugtem Knie; Fig. 3 zeigt
einen Fig. I entsprechenden' Längsschnitt von vorn gesehen; Fig. 4 zeigt die Fig.
I entsprechende Ansicht des Kunstbeins von vorn.
-
Im einzelnen bedeutet A das Oberschenelkniestück dies Kunstbeins,
wiährend B entsprechend das Unterschenkelkniestüick darstellt.
-
Wesentlich für die Erfindung ist nun die Verbindung beider durch
die Führungsplatte C, die, wie aus Fig. I und 2 in Verbindung mit Fig. 3 ersichtlich,
in der sagittalen Mittelebene des Kunstbeins angeordnet ist.
-
Wie ersichtlich, hat bei dem Ausführungsbeispiel die Platte C im
wesentlichen die Form einer Niere, die gegenüber dem natürlichen Knie entgegengesetzt
abgewinkelt ist. Währendr am oberen Ende der nierenförmigen Platte C bei D ein Bolzen
zur gelenkigen Verbindung mit dem Oberschenkelkniestück A vorgesehen ist, ist an
der Abwinklung bei E ein !Bolzen zur Verbindung mit dem Unterschenkelkniest;ü;ck
B vorgesehen.
-
Wie aus Fig. 3 ersichtlich, können diese Bolzen mit versenktem Kopf
und versenkter Mutter versehen werden; jede entsprechende andere Ausfülhrung kommt
hierfür in Frage. Wesentlich ist, daß die Bolzen in den Kniegelenkstücken sich nicht
seitlich verschieben bzw. nicht herausfallen dürfen.
-
Es ist also unerheblich, ob die Bolzen in die Gelenkstücke eingetrieben
sind oder sich in diesen drehen können.
-
Im Ausführungsbeispiel wurde für die Platte C die Nierenform deshalb
gewählt, damit auch bei stark gebeugtem Knie, wie aus Fig. 2 ersichtlich, das untere
Ende der Platte C noch gut in den Hohlraum des Unterschenkelkniestücks B hineinpaßt.
-
Wie aus den Fig. I und 2 weiter ersichtlich, führt die Nierenform
für die Platte C insofern zu übersichilichen Raumverhältnissen; als eine kleine
Druckfeder F genügt, um während des Gehens die Gelenkkopffläche des Oberschenkels
A mit einer solchen Reibung an die Gelenkkopffiäche des Unterschenkels B zu driiiicken,
daß unter dem Einfluß des Körpergewichts das durchgebeugte Knie in den beim Schreiten
entstehendenLagen nicht zusammenknicken kann.
-
Ferner ist die Lage der Bohrungen für die Bolzen D und E so gewählt,
daß/, wie beim natürlichen Gelenk, also physiologisch richtig, beim leichten Abwinkeln
während des Gehens der Unterschenkel B gegenüber dem Oberschenkel A zurückgleitet.
JEs ist nicht möglich, allgemein gültig in Zahlen die Abstände der Bolzen D und
E voneinander anzugeben, da diese Abstände durch die Körpergröße des Patienten weitgehend
bestimmt sind. Allgemein kann man nur so viel sagen, daß mit einer Verschiebung
des Bolzens nach vorn, also bei Fig. I und 2 nach links in Richtung des eingetragenen
Pfeils, die Reibung vergrößert wird, mit welcher die Gelenkkopffläche des Oberschenkels
=4 auf die Gelenkkopffläche des Unterschenkels B drückt. Wie aus Fig. I ersichtlich,
hat gegenöber der Vertikalen die Verbindungslinie D-E der beiden Bolzen bei gestrecktem
Knie eine Neigung, die zwischen 20 und 300 liegt.
-
Es steht nichts im Wege, der Platte C eine andere Form wie die Nierenform
zu geben, beispielsweise die in Fig. 1 gestrichelt angedeutete. In diesem Fall kommt
der untere Teil der Platte C einschließlich der Feder F in Wegfall. Der notwendige
Anpreßdruck kann in solchem Fall durch eine Verstärkung des Gummizuges G, der gleichzeitig
eine Streckung des Beines bewirkt, hervorgerufen werden.
-
H zeigt noch die an sich bekannte Kniescheibe, während der Puffer
J das Vorschwingen des Beines begrenzt bzw. das Durchknicken des Kniegelenks nach
hinten verhindert. Ferner ist K ein Belag aus Leder, Fiber oder Metall in der Gellenkkopffläche
des Unterschenkels B; dieser Belag hat für eine gleichrnäßige Reibung zu sorgen.
Es besteht auch die Möglichkeit, entweder den Unterschenkel allein oder zusätzlich
auch den Oberschenkel zu belegen.
-
Bei zusätzlichem Belag empfiehlt es sich, verschiedene Stoffe für
den Belag zu wählen.
-
Die erfindungsgemäße Platte C wird vorzugsweise aus Holz hergestellt,
kann aber auch aus Kunststoff oder Metall angefertigt werden.
-
Zur Gewährleistung einer guten Verwindungsfestigkeit ist es wichtig,
daß die Platte C sowohl in den Schlitz des Oberschenkels A als auch in den Schlitz
des Unterschenkels B spielirei im Gleitsitz eingepaßt ist.
-
Endlich ist darauf hinzuweisen, daß die strichpunktierten Kurven
im Unter- und Oberschenkelteil von Fig. I und 2 die Form der natürlichen Knochengelenke
am Knie angeben; man erkennt, daß die Bewegung des Kunstbeins denkbar der natürlichen
Beinbewegung entspricht.