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Präparate von Hormoncharakter zur Förderung des Pflanzenwachstums
Die Erfindung betrifft Präparate mit Hormonwirkung zur Förderung des Pflanzenwachstums
in den Regionen der Wurzel, des Sprosses, der Blüten. Blätter, Früchte und Samen.
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Es ist bekannt, daß z. B. die Phenyl-, Naphthy 1-und Indolessigsäure,
die Phenoxy- und Naphthoxyessigsäure sowie deren Substituenten und Derivate als
Pflanzenwuchsstoffe verwendet werden können. In größerem Umfange konnten sich aber
diese und andere synthetische Pflanzenhormone in der Praxis noch nicht durchsetzen,
da vielfach bisher oft nicht voll aufgeklärte Schädigungen an den Pflanzen auftraten
und somit nur ein unsicherer Erfolg gewährleistet werden konnte. So wurden b; achtliche
Wachstumshemmungen wirksamer Wuchsstoffkonzentrationen bei erhöhten Anwendungstemperaturen
(über io") festgestellt. In eigenen Untersuchungen konnten noch schärfer ausgeprägte
Schädigungen der Pflanzen beobachtet werden, wenn das verwendete Lösungswasser für
die horinonwirksamen Stoffe unter einen piI-Wert von etwa 6 sank.
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Es wurden z. B. Apfelbäume gegen Ende der Blüte mit 1-Naphtliylacetainid
und 1-Naplithylessigsäure (2o Mg/1 1 Wasser) behandelt. Hierzu wurde in zwei Parallelversuchsreihen
das Wasser aus zwei Wiesenbächen verwendet. Während in der Reihe A das Spritzwasser
einen pH-@'fert von 6,8
aufwies, zeigte das der Reihe B nur den pH-Wert von
5,8. In der Reihe A konnte ein Mehrertrag zu
»Unbehandelt« von 35
bis 62% verbucht werden, während die Reihe B einen Minderertrag von durchschnittlich
7 % ergab und außerdem Blattverkrümmungen, zeigte.
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Radieschensamen (Nonplusultra) wurden mit 1-Naphthylacetamid und p-Chlorphenoxyessigsäure
(üoo mg/i 1 Wasser) hormon.isiert. Wieder wurde Bachwasser mit den obenerwähnten
pH-Werten (6,8 und 5,8) gewählt. Dabei zeigte der Versuch »ph-Wert 6,&« einen
normal aussehendenErnteertrag (56% mehr als »Unbehandelt«),, während der Versuch
»pn-Wert 5,8« (Minderertrag von io%) über 5o% Doppelradieschen, ergab und somit
eine beachtliche Verlusternte eintrug.
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Gleiche Erscheinungen wurden beobachtet, wenn staubförmig hormonisierte
Samen (o,3 % 1-Naphthylacetami.d + 99,7% Talkum) in oberflächlich versauerten Boden
(pH-Wert 5,7) ausgesät wurden.
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Es wurde nun gefunden, daß pflanzliche synthetische Wuchsstoffe ihre
schädigende Wirkung .bei höheren Temperaturen bzw. niederen pH-Werten fast vollständig
verlieren, wenn erfindungsgemäß bei Verwendung wäßriger Lösungen die Thioharnstoffkonzentration-zwischen
o,o2% und o,20/,o liegt. Während man bisher der Auffassung war, daß der Thioharnstoff
in niedrigen Konzentrationen, die Aufnahme des Hormons durch die Pflanzen beschleunigt,
konnte bei den höheren Konzentrationen nach der Erfindung festgestellt werden, daß
im Gegensatz zu früheren Angaben die Hormonwirkung gebremst werden konnte. Es scheint
hier eine Parallele der Umkehrwirkungen zwischen geringen und hohen Dosierungen
zur Homöopathie vorzuliegen. Infolgedessen konnten mit den angegebenen Thioharnstoff-Zumischungs-Konzentrationen
verlangsamte Wuchsstoffwirkungen erzielt werden, die besonders die Gefährdung durch
Überdosierung, pH-Erniedrigung und Temperaturwechsel in der Praxis vermindern. Schädliche
Überdosierungserscheinungen sind mit dem neuen Mischungsverhältnis weniger zu erwarten
als bei den früher angewandten geringfügigen Thioharnstoffmengen.
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Bei staubförmig zur Anwendung kommenden Wuchsstoffmischungen ergab-en
die Präparate die größte Breitenwirkung, in denen Thioharnstoff in der zwei- bis
hundertfachen, Menge des Hormonwirkstoffes beigemischt wurde. Kommen schwächer wirksame
Hormonwirkstoffe zur Anwendung (z. B. Phenylessigsäure), so ist darauf zu achten,
daß die Thioharnstoffmenge in der gesamten Staubmischung 2o% nicht übersteigt.
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Es ist zwar schon in der Patentschrift 716 342 die Mischung von hormonwirksamen
Säureamiden mit Thioharnstoff hervorgehoben worden, um die Aufnahme der wuchsstoffwirksamen
Substanz zu beschleunigen (S.:2, Zeile 118, bis S. 3, Zeile i), doch sind
die hierfür genarinten Thioharnstoffkonzentrationen sehr gering (S.2, Zeile 65 bis
70; S. 3, Zeile 62 bis 68, Ausführungsbeispiele 3 und 4). Andererseits wurden auch
schon überhohe Thioharnstoffkonzentrationen verwendet, um die Keimung bzw. Wurzelbildung
zu beschleunigen. Diese Konzentrationen (o,25 bis o,30/0 Thioharnstoff) wirken sich
aber in Verbindung mit synthetischen Wuchsstoffen oft schädigend aus.
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Im weiteren Verlauf der Untersuchungen konnte gefunden werden, daß
noch eine wesentliche Verbreiterung der praktischen Wirksamkeit (Temperatur, pH-Wert)
erreicht werden kann, wenn zu den genannten Wuchsstoff-Thioharnstoff-Gemischen Ascorbinsäuren
zugefügt werden. Hierbei zeigte überraschenderweise die d-Araboascorbinsäure (Isovitamin
C) die wirtschaftlich größte Brauchbarkeit, obwohl sie in der Humanmedizin etwa
zwanzigmal schwächer wirksam ist als die 1-Ascorbinsäure. Den obengenannten erfindungsgemäßen
Wuchsstoff-Thioharnstoff-Mischungen beigemengt, ist die d-Araboascorbinsäure der
1-Ascorbinsäure ungefähr gleichwertig. Da das Isovitamin C jedoch fast zehnmal billiger
ist als die 1-Ascorbinsäure, ist im genannten Anwendungsbereich erstere wirtschaftlicher
als letztere. Beispiele i. Radieschensamen der Sorte Dreienbrunnen wurden 2q. Stunden
vor der Aussaat in einer wäßrigen Lösung von ioo mg 1-Naphthylacetamid, 2ooo mg
Thioharnstoff und Zoo mg Isoascorbinsäure in i 1 Wasser vorgequollen. Der Ernteertrag
war gewichtsmäßig um 45 % höher, als er mit den unbehandelten Samen auf gleicher
Parzelle erzielt wurde, und um 30 % höher als bei Verwendung von 1-Naphthylacetamid
allein. Thioharnstoff oder Isoascorbinsäure allein oder im Gemisch angewandt bewirkten
keine Ertragssteigerung. Durch die obenerwähnte Mischung konnte also eine potenzierte
Wirkung erzielt werden. Die gleichen Ergebnisse wurden durch eine Trockenbeizung
des Saatgutes erreicht, die mit einer Mischung von 30 g Talkum, 75 mg 1-Naphthylacetamid,
3oo mg Thioharnstoff und 6o mg Isoascorbinsäure durchgeführt wurde.
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2. Eine Lösung von 2,5 g 1-Nap'hthylessigsäure -1-'3,5 g Isovitamin
C+40 g Thioharnstoff auf ioo 1 Wasser ergab bei der Bespritzung von gerade verblühten
Apfelbäumen (Cox-Orange) einen Erntemehrertrag von 72%. Gleichkonzentrierte 1-Naphthylessigsäure,
für sich allein angewandt, verminderte die Ernte um i2@% und schädigte Blätter und
Früchte zum Teil durch Verkrümmungen. Thiohargstoff und Isovitamin C allein oder
in Mischung verwendet hatten keinerlei Einfluß auf die Fruchtbildung.
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3. In eine Lösung von ioo mg p-Chlorphenoxyessigsäure+ioo mg Isovitamin
C-1-1,7 g Thioharnstoff auf 1 1 Wasser wurden ioo Pappelstecklinge 12 Stunden lang
mit dem unteren, Ende etwa 2 cm tief eingetaucht und hierauf ausgepflanzt. Nach
3 Monaten waren 97 Stecklinge gut bewurzelt. »Unbehandelt« zeigte,dagegen nur 270%
bewurzelte Stecklinge. Reine p-Chlorphenoxyessigsäure erzielte 4% bewurzelte Stecklinge,
die jedoch starke Kallusbildung aufwiesen, so daß der Bewurzelungseffekt vermindert
war. Thioharnstoff und Isovitamin C allein oder in Mischung erreichten nur eine
geringfügige Verbesserung (unter 5 0/0), v
die innerhalb der normalen
Schwankungszone bei »Unbehandelt« liegt.