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Verfahren zur Herstellung lithographischer Platten Zu lithographischen
Arbeiten verwendet man den sogenannten lithographischen Kalkstein, wie er in Solnhofen
früher in großen Mengen, an anderen Orten gelegentlich gefördert wurde.
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Die st'indig zurückgehende Förderung des Solnhofener Vorkommens an
brauchbaren und vor allem an großen Platten für lithographische Zwecke hat die "Technik
veranlaßt, lithographische Platten künstlich herzustellen. Es ergab sich jedoch,
daß solche aus Kalksteinmehl und Kalk hergestellte Platten keine gleichmäßig die
Farben aufsaugende Beschaftenlleit hatten, sclbst «-enn man Solnhofener Abfallmehl
dazu verwendete. Diese synthetischen Platten haben keinen Eingang in die Technik
gefunden. Eine gesteigerte Verwendungsmöglichkeit erhielt man dadurch, claß man
dünnere vorkommende oder abgenutzte Platten durch Einbetten z. B. in Zement auf
die notwendigen größeren Stärken (über 6 cm) brachte, doch gelingt dies bei den
größeren Formaten meistens nicht.
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Bei allen diesen Versuchen hielt inan sich an das Beispiel der Solnhofener
Platten, also all den Kalksteil].
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Es wurde null gefunden, daß es in einfacher «'eise gelingt, künstliche,
zur Lithographie brauchbare Platten herzustellen, wenn man als Ausgangsmaterial
nicht Kalkstein, sondern gemahlenen Anhydrit natürlicher oder svnthetiscller Herkunft
verwendet. Das Ausgangsmaterial wird feinst gemahlen, gesichtet (am besten in einem
Wirbelsichter, der alle Korngrößen über einem bestimmten aß abschneidet) und unter
Zugabe von einigen 2
Prozent gemahlenen Kalkes ähnlicher
Feinheit mit 12 bis 280/0 Wasser angeteigt und zu Platten verformt.
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Durch Verwendung von gröberer oder feinerer Korngröße, die etwa zwischen
o,ooi und o,i mm liegt, sowie durch Zusatz von mehr oder weniger Anmachwasser hat
man es in der Hand, stärker oder schwächer saugende Produkte zu erzeugen.
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Geringe Mengen von Zusätzen an Pigmenten feinster Körnung geben die
Möglichkeit, die Platten etwa zur Kennzeichnung ihrer verschiedenen Saugfähigkeit
zu färben.
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Die Platten sind nicht spaltbar, doch können größere Blöcke durch
Sägen in bekannter Weise zu Platten geschnitten werden.
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Das Auftreten störender Luftblasen kann ebenfalls in bekannter Weise
durch Rütteln und/oder Pressen, durch Ultraschall, durch Verwendung von Vakuum,
eventuell in Verbindung mit einer Strangpresse, verhindert werden.
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Die Tatsache, daß kleine Mengen im Anmachwasser kolloidal gelösten
Anhydrits sich nicht wie beim Kalk als Einzelkristalle ausscheiden, sondern gleichmäßig
verteilt als Bindemittel beim Erhärten sich an das Anhydritmehl anlagern, ist der
Grund für die vollkommen gleichmäßige und feine Struktur des Produkts.
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Aus diesem Grund ergeben Produkte, die aus hochwertigen Gipsen in
ähnlicher Weise hergestellt werden, trotz hoher Porosität geringwertige Produkte,
weil Gips grobkristallin anschießt. Derartige Produkte haben sich praktisch nicht
bewährt.
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Ein weiterer technischer Fortschritt liegt darin, daß nach diesem
Verfahren Platten für lithographische Zwecke in jeder Größe hergestellt werden können,
so daß dem Druckverfahren nicht mehr durch die größten, bisher gelegentlich anfallenden
Solnhofener Platten, etwa ioo zu 12o cm, Grenzen gesetzt sind.
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Die Stärke der Anhydritplatten liegt ohne weiteres in der Hand des
Erzeugers. Da die Platten ohne Unterbrechung aus einheitlichem Material hergestellt
werden können, treten keine sogenannten versteckten Gare, Spaltrisse, Klüftungen,
Absonderungen und ähnliche Fehlstellen auf.
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Die Druckfestigkeit solcher Erzeugnisse aus Anhydrit liegt zwischen
200 und 6oo kg/cm2 und reicht vollkommen aus, unter der Druckpresse standzuhalten.
Die Ritzhärte beträgt 2,6 bis 3,2 nach der Mohsschen Härteskala.
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Das Material ist nicht spröde, so daß es durch die Graviernadel gut
bearbeitbar ist und an den Rändern nicht aussplittert. Die Gleichmäßigkeit der Zusammensetzung
gewährleistet auch das gleichmäßige Furchenziehen durch Gravierinstrumente. Beispiel
i Zoo kg feingemahlener synthetischer Anhydrit mit einer Körnung von o.oo4 bis o,oo6
mm werden mit 4 kg -gebranntem und trocken gelöschtem Kalk versetzt und mit 49 kg
Wasser in einem Mischer einige :Minuten angerührt. Die Masse wird auf einen Rütteltisch
mit kleiner Amplitude zu einer Platte von iooX ioo cm so lange eingerüttelt, bis
keine Luftblasen mehr aufsteigen, was nach 4 bis 6 Minuten der Fall ist. Die Platte
läßt man langsam an der Luft trocknen. Nach dein Trocknen liegt eine Platte von
gern Stärke vor. die ein Gewicht von 211 kg hat. Nach der üblichen Bearbeitung,
Schleifen mit Sand und Bims und Polieren zum Erhalt einer vollkommen ebenen nberfl:iche,
sowie nach der sogenannten Körnung mit Sand zur Entfernung der Poliermittel ist
die Platte fertig zur Verwendung. Sie besitzt eine völlig einheitliche gleichmäßige
Struktur und Ritzhärte. splittert nicht aus und läßt sich leicht bearbeiten. Die
Saugfähigkeit ist gleichmäßig für lithographische Tinte, Wasser und Gummilösungen.
Tropfen dieser Flüssigkeiten werden, ohne auszulaufen, gleichmäßig von den Rändern
her in das Material hereingezogen. Beispie12 Stellt man aus 200o kg gemahlenem naturreinem
Anhvdrit von der Körnung o.oi bis o.ooi unter Zusatz von 4o kg gebranntem Kalk mit
einer «"assermenge von 4oo kg, wie in Beispiel i. einen Block her, der vor dem Abbinden
und Erhärten unter Vakuum von Luftblasen befreit ist, so erhält man nach dem Trocknen
einen Quader von iooX ioo X88 cm. Daraus lassen sich am Steingatter Platten jeder
gewünschten Abmessung schneiden. Die Saugfähigkeit des Materials ist infolge einer
geringeren Einheitlichkeit in der Körnung und infolge des geringeren Wassergehaltes
wesentlich kleiner als bei dem Erzeugnis nach Beispiel i.