-
Verfahren zur Herstellung von Kunstleder unter Verwendung von Faserstoffbahnen
Zur Herstellung von Kunstleder hat man schon Faserstoffbahnen aus Cellulose, Textilien
u. dgl. mit wäßrigen Dispersionen von polymeren Vinylverbindungen, wie Polyacrylsäureester,
Polyvinylester oder auch aus Acrylsäureestern, Vinylestern, Vinyläthern u. dgl.
hergestellten Mischpolymerisaten getränkt, worauf die erhaltenen Massen getrocknet
werden und in der üblichen Weise durch Prägung oder in anderer Weise ein lederartiges
Aussehen erhalten. Durch Mitverwendung von Farbstoffen oder Pigmenten lassen sich
die Massen noch in ihrem Aussehen verbes sern. Durch Auswahl der verwendeten polymeren
Vinylverbindungen können die Eigenschaften der herzustellenden Kunstleder dem jeweiligen
Ver#vendungszweck weitgehend angepaßt werden.
-
Es wurde nun gefunden, daß man kÜnstleder von besonders hoher Qualität
unter Verwendung von Faserstoffbahnen erhalten kann, wenn man Faserstoffbahnen,
beispielsweise aus Baumwolle, Wolle, Seide, Kunstfasern, ferner Faservliese au
9
Cellulose oder Textilien, sowie Papier, Pappth u. dgl. mit Dispersionen
von festem polymere#M Styrol oder mindestens 5o% Styrol enthaltenden Mischpolymerisaten
mit Butadien tränkt und die erhaltenen imprägnierten Bahnen nach dem T#cickmnen
mit geeigneten Weichmachungsmitteln nachbe 7
handelt oder wenn man Faserstoffbahneft
mit wgß-'
rigen Dispersionen von Weichmachungsmittel enthaltendem
-Polystyrol odei'miiidestens 5o % Styrol enthaltenden Mischpolymerisaten mit Butadien>
behandelt.
-
Zum Tränken kann man sowohl Lösungen der genannten Polymerisate in
organischen Lösungs-Mitteln als auch, und zwar mit besonderem Vorteil, wäßrige.
Dispersionen der genannten Polymerisate verwenden. Diese wäßrigen Dispersionen können
nach irgendeinem beliebigen Verfahren hergestellt sein, z. #B. durch Emulgieren
von Lösungen . des festen polymeren Styrols oder der genannten Mischpolymerisate
mit Butadien in einem geeigneten organischen Lösungsmittel in Wasser bei Gegenwart
von Ernulgiermitteln, gegebenenfalls nach Entfernen des organischen Lösungsmittels;
zweck' mäßig wendet man aber die bei der sogenannten Emulsionspolymerisation anfallenden
wäßrigeiiDispersionen an, die erforderlichenfalls noch nachträglich in bezug auf
ihren Gehalt an Festbestandteilen konzentriert werden können. Besonders geeignete
Weichmacher sind beispielsweise die aus Styrol erhältlichen flüssigen niedrigpolyrneren
Styrole, die hauptsächlich Gemische von Di-, Tri-, Tetra- und Pentastyrol darstellen,
oder auch die aus diesen Gemischen durch Destillation isolierten Individuen, wie
z. B. Distyrol, das als Indanterivat bzw. als Diphenylbutylen vorliegt, ferner die
Ester der Thiodibutitersäure, Phthatsäure usw. Die Weichmachungsmittel können für
sich oder unter Weiterverwendung geeigneter Dispergierungsmittel, d. h. in
gelöster oder emulgierter Form,.zur Anwendung kommen. Zur Herstellung der Weichmachungsmittelemulsionen
verwendet man beispielsweise Türkischrotöle, alkylierte Naphthalinsulfönsäuren,
wasserlösliche Oxäthylierungsprodukte von höhermolekularen Alkoholen, höhermolekulare
Alkoylaminoäthansulfonsäuren usw. 'Man wählt das Verhältnis der Komponenten etwa
so, daß auf ioo Teile Polymerisat etwa 50 bis 2ooTeileWeichmachungsmittel
kommen. Den verwendeten wäßrigen Dispersionen können Füllstoffe, Pigmente, Farbstoffe
u. dgl. zugesetzt werden, wobei es sich vielfach empfiehlt, zur Erhöhung der Pigmentverträglichkeit
Verdickungsmittel, wie polyacrylsaures Natrium alkalisch aufgeschlossenes Kasein
oder Celluloseglykolsäure, anzuwenden.
-
Die genannten Faserbahnen werden beispielsweise auf einer Imprägniermaschine
mit den Dispersionen,behan.delt und sodann getrocknet, wobei man auch z. B. sog.
Kaschierungen herstellen kann, indem man zwei oder mehrere imprägnierte Bahnen aus
dem Fasermaterial im feuchten Zustand mit den imprägnierten Seiten zusammenlegt,
durch Druck vereinigt und trocknet. Man kann ferner die wäßrigen Dispersionen auch
auf Bahnen aus Textilgewebe oder Papier im Streichverfahren ein- oder mehrmalig
auftragen, wobei nach jedem #Strich eine Trocknung, eingeschaltet wird, ehe der
nächste folgt. An die geschilderte Behandlung des Fasermaterials können sich noch
weitere Behandlungen, z. B. Prä-, gen, Glätten, Pressen, Lackieren, oder mehrere
dieser Behandlungsweisen anschließen. In der angegebenen Weise gelingt es, besonders
hochwertige, geschmeidige und elastischd Kunstleder herzustellen, die vorzügliche
mechanische Festigkeit, gute Kältebeständigkeit sowie hohe Wasserbeständigkeit besitzen,
Eigenschaften, die unter Verwendung von festem, polymerem Styrol allein sich nicht
erzielen lassen. Beispiel i Man tränkt ein Papierfaservlies von 2,5 MM Dicke
auf einer Imprägniermaschine mit einer 30»/oigen wäßrigen Dispersion von polymerem
Styrol (K-Wert des Polymerisats = 40), quetscht den Überschuß ab und trocknet
im Hang. Nach dem Trocknen wird das Vlies, ebenfalls auf einer Irnprägniermaschine,
mit einem Gemisch aus Di- und Tristyrol imprägniert, derart, daß nach dem
Ab-
quetschen des überschüssigen Gemisches etwa die gleiche Menge des auf
dem Vlies befindlichen polymeren Styrols an Di- und Tristyrolgemisch aufgenommen
wird. Danach wird das erhaltene Vlies durch Prägung, Färbung usw. in der üblichen
Weise fertiggestellt. Das so erhaltene Kunstleder besitzt eine hohe mechanische
Festigkeit, ist praktisch wasserfest und zeichnet sich durch eine gute Kältebeständigkeit
aus. Beispiel 2 Man tränkt ein Cellulosevlies von etwa i mm Stärke auf einer Imprägniermaschine
mit einer 3o0/eigen wäßrigen Dispersion des aus 7o Teilen Styrol und 3o Teilen Butadien
durch Emulsionspolymerisation erhaltenen Mischpolymerisats, quetscht den Überschuß
ab und trocknet im Hang. Nach dem Trocknen wird - das Vlies auf einer zweiten
Imprägniermaschine mit einer 5o'/oigen wäßrigen Emulsion eines flüssigen niederpolymeren
Styrols (Tristyrol) getränkt, derart, daß nach dem Abquetschen etwa zwei Drittel
der vom Vlies angenommenen Menge Mischpolymerisat an flüssigem niederpolymerem Styrol
aufgenommen ist. Das -erhaltene Vlies wird in der üblichen Weise durch Prägung und
Färbung fertiggestellt und gibt ein Kunstleder, das sehr flexibel, völlig wasserfest
und gut kältebeständig ist. Beispiel 3
Man gibt zu einer Lösung voll 4 Teilen
des Einwirkungsprodukts von 2o Mol Äthylenoxyd auf i Mol Octadecylalkohol in 2o
Teilen Wasserunter Rühren 4o Teile Thiodil-)uttersäuredibutylrster und läßt zu der
erhaltenen Emulsion, ebenfalls unter Rühren, 4oo Teile einer 250/0igen wäßrigen
Dispersion von Polystyrol (hergestellt durch Eniulsionspolymerisation, K-Wert des
Polystyrol '
= 140) sowie eine Lösung von 2 Teilen polyacrylsaurem
Natrium in 6o Teilen Wasser fließch. Mit der erhaltenen wäßrigen Dispersion wird
ein Papiervlies von 2'/z mm Dicke auf der Imprägniermaschine imprägniert, worauf
der Überschuß 'ab'-# gequetscht und das erhaltene Vlies im Hang bei 4o bis So' getrocknet
wird. Durch Prägung, Färbung und Lackierung kann das erhaltene Vlies,
auf
ein hochwertiges Kunstleder weiterverarbeitet werden. Man emulgiert ioo Teile Tristyrol
in einer Mischung aus 4 Teilen Wasser und 4 Teilen des Einwirkungsprodukts
voll 20 Mol Äthylenoxyd auf i Mol Octadecylalkohol und verdünnt sodann mit
96 Teilen Wasser (Emulsion 1). Man emulgiert ferner 4o Teile des Thiodibuttersäuredibutylesters
in einer Mischung aus 4 Teilen Wasser und 4 Teilen des Einwirkungsprodukts Voll
20 Mol Äthylenoxyd auf i Mol Octadecylalkohol, fÜgt 40o Teile einer wäßrigen, durch
Emulsionspolymerisation hergestellten 25%igen Polystyroldispersion sowie 2 Teile
polyacrylsaures Natrium, gelöst in 6o Teilen Wasser, zu (Emuls1011 2). Mit einer
Mischung aus i Teil Ernulsion i und 2 Teilen EmulsiOll 2 wird ein Cellulosevlies
aus sortierter Natronzellstoffaser (qm-Gewiclit = 200 g) auf
der Imprägnierrnasciiine behandelt und sodann. irn Hang bei einer bis etwa 5o' ansteigenden
Temperatur getrocknet. Das erhaltene Faservlies zeichnet sich durch hervorragende
mechanische Festigkeit und Wasserbeständigkeit aus.
-
Verarbeitet man die erwähnte Mischung aus den Emulsionen i und 2 auf
der Kaschiermaschine, indem man zwei Vliesbahnen einseitig imprägniert, mit den
imprägnierten Seiten zusammenbringt und durch Pressen vereinigt, so erhält man eine
sehr haltbare, elastische und wasserfeste Kaschierung. Beispiel 5
iooTeile
der in Beispie14 verwendeten Mischung aus den Emulsionen i und 2 werden mit
5 Teilen einer 5%igen mit Ammoniak aufgeschlossenen Kaseinlösung und
5 Teilen Aktivbentonit, der mit etwas Kaseinlösung angerührt ist, zu einer
auf der Streichmaschine gut verarbeitbaren Masse verdickt. Mit dieser Masse wird
eine Gewebebahn aus Rohnessel auf der Streichmaschine gestrichen, worauf z. B. auf
einem Trockenzylinder bei 120' getrocknet wird. Erforderlichenfalls wiederholt man
den Aufstrich, bis die gewünschte Auf lagedicke erreicht ist. In der angegebenen
Weise gestrichene Gewebe lassen sich als Wachstuch und Kunstleder für die Herstellung
von Möbelbezügen verwenden. Erforderlichenfalls versetzt man die zum Streichen verwendete
Mischung noch mit Farbstoffen oder Pigmenten. Beispiel 6
ioo Teile einer durch
Emulsionspolymerisation erhaltenen 3o%igen wäßrigen Dispersion von Polystyrol (K-Wert
= i4o), die außerdem 0,5 Teile polyacrylsaures Natrium und 3TeileMethylphenylindan
(Distyrol) enthält, werden mit der doppelten Menge Wasser verdünnt und in der Klotzmaschine
zum Imprägnieren von Baumwollgewebe verwendet. Die erhaltenen Gewebe sind wasserbeständig
und besitzen eine gute Bügelechtheit. Beispiel 7
Man trägt 8o Teile Dibutylphthalat
und 8o Teile Tristvrol in eine Lösung von 3 Teilen des Einwirkung#produkts
von 20 MOI Äthylenoxyd auf i Mol Octadecylalkohol unter Rühren ein und setzt i Teil
polyacrylsaures Natrium in Form einer 5%igen wäßrigen Paste sowie 135 Teile
Wasser zu. In die erhaltene Emulsion werden 6oo Teile einer 300/0igen wäßrigen Dispersion
eines Mischpolymerisats aus 7o Teilen Styrol und 3o Teilen Butadien eingerührt,
worauf die Dispersion durch Zusatz von Wasser auf einen Gehalt von 40')/o orgahischer
Substanz gestellt wird. ' Man behandelt mit der erhaltenen Dispersion Papiervlies
von i mm Stärke auf der Papiermaschine, quetscht ab und trocknet. Durch Prägung
und Lackierung kann man das erhaltene Erzeugnis in ein hochwertiges Kunstleder überführen.