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Verfahren zur Herstellung von Gipsbinden Bei der Herstellung von Gipsbinden,
bei denen ein mit der Gipsmasse versehener Trägerstoff zur Anwendung kommt, ist
es bekannt, Gips zu verwenden, dem durch Brenen ein Teil seines Hydratwassers entzogen
ist. Dieser Gipsmasse wird dann ein in Wasser quellbares Bindemittel zugesetzt,
dessen Gehalt an Lösungsmittel beim Trockenprozeß wieder ausgetrieben wird. Ferner
sind zur Herstellung von Gipsbinden auch schon Verfahren bekannt, bei denen ungebrannter
Gips zur Anwendung kommt.
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Bei der medizinischen Anwendung von Gipsbinden ist es nun erwünscht,
Gipsverbände verschiedener Härte herzustellen, zumal härtere Gipsverbände von geringerer
Stärke und damit von geringerem Gewicht sein können. Zur Lösung dieser Aufgabe werden
erfindungsgemäß verschiedene Härtegrade in der NVeise erreicht, daß man die Härte
des Gipses durch dessen Anhydritgehalt regelt und daß man auf einen Trägerstoff
aus Gewebe od. dgl. ein Gemisch von Gipsmassen verschiedener Abbindezeit und durch
den Anhydritgehalt bestimmter Härtegrade sowie einem in Wasser quellbaren Bindemittel
aufbringt.
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Durch den Anteil an quellbarem Bindemittel wird nach einem weiteren
Merkmal der Erfindung die anhydrithaltige Gipsmasse bei der Lagerung gegen Luftfeuchtigkeit
geschützt und gleichzeitig die Erweichbarkeit der Gipsbinde beim Tauchen in Wasser
geregelt.
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I)ie N[ischungskomponenten der Gipsmassen bestehen vorteilhaft aus
einem Gipsanteil, der lösliches .\nhydrit (CaS04), das durch Brennen des Gipses
vun 200 bis 3500 hergestellt wird, enthält, und einer weiteren Gipsmasse, bestehend
aus der anderen Anhydritform, dem sog. Estrichgips, der durch Brennen des Gipses
bei Temperaturen zwischen 800 und 11000 erzeugt wird. Der erstgenannte Gipsanteil
hat gegenüber dem gewöhnlichen Halbhydrat (Stuckgips), der bei I30 bis I800 gebrannt
wird, eine bedeutend gesteigerte Härte bei sehr kurzer Abbindezeit, während die
andere Anhydritform (Estrichgips) bei ebenfalls großer Härte nur langsam abbindet.
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Das erfindungsgemäße Verfahren umfaßt hiernach alle Möglichkeiten,
die Härte der Gipsbinde durch den Anhydritgehalt einzustellen, wobei solche Gipsliinden,
die lediglich Anhydrit enthalten, oft eine zu große Härte aufweisen und deshalb
nur schwierig mit der Gipsschere aufschneidbàr sind.
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Die Erfindung bietet daher auch die Möglichkeit, den Härtegrad durch
den Zusatz von Stuckgips zu variieren. Die Abbindezeit wird jedoch vorzugsweise
durch das Mischungsverhältnis der beiden Anhydritformen geregelt, wobei beide Anhydritformen
eine besonders harte Masse ergeben. Die Lagerbeständigkeit der Gipsbinde sowie die
Sicherlieit heim Gebrauch wird hierbei erzielt durch den Zusatz des in Wasser quellbaren
Bindemittels, wobei es überraschend ist, daß durch den Zusatz des Bindemittels auch
die Lagerbeständigkeit des Gipses mit einem höheren Anteil an Anhydrit erreicht
wird, indem dieses den unerwünschten Zutritt der Luftfeuchtigkeit zum Anhydrit verhindert.
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I)ie erfindungsgemäß erzielbaren verschiedenen Härtgrade und Abl>indezeiten
könnten äußerlich erkennbar gemacht sein, insbesondere durch Farbzusatze.
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Beispiel 1 30 Teile feingemahlenes, bei 2500 C gebranntes, lösliches
Anhydrit (Ca SO4) wird mit 20 Teilen feingemahlenem, bei 9000 gebranntem nhydrit
(Ca 504) und 10 Teilen feingemahlenem, bei I600 gebranntem Halbhydrat (Ca 5 04 /2
H2 0) vermischt. Diese Gipsmischung wird mit I Teil Äthylcellulose, die in 35 Teilen
Methylalkohol gelöst sind, zu einer Paste verarbeitet. Diese Masse wird auf 2ofadigen
Mull derart aufgetragen, daß auf I qm Mull etwa 500g Gipsmischung kommen. Durch
Erwärmen auf etwa 700 wird das Lösungsmittel herausgedunstet, wobei sich ein dünner
Äthylcellulosefilm als Schutzfilm für den Gips bildet. Beim Gebrauch wird diese
Binde in Wasser getaucht. Hierhei quillt die Äthylcellulose auf, und das Wasser
kann durch das aufgequollene Bindemittel vom Gips aufgenommen werden. Etwa 5 Minuten
nach dem Tauchen in Wasser erhärtet die Binde unter Bildung des Doppelhydrates Ca
S O4 . 2 H2 O.
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1» e i s p i e 1 2 35 l½ile feingemahlenes, bei 230 gebranntes. lösliches
s \iihydrit (Ca S 04) wird mit 25 Teilen feingemahlenem, bei 9öo0gebranntemAnlydrit
(Ca S 04) vermischt. Diese Gipsmischung wird mit 1½ Teilen Methylcellulose, gelöst
in 35 Teilen Äthylalkohol, zu einer Paste verarbeitet. Diese Masse wird auf ein
verfestigtes, jedoch noch saugfähiges Faservließ beiderseitig aufgetragen, und das
Lösung&mittel verdunstet. Die weitere Herstellung bzw. Anwendung erfolgt gemäß
Beispiel 1. Die Abbindezeit beträgt 4 Minuten (der so erzielte Gipsverband ist von
besonderer Härte).
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Beispiel 3 Eine nach Beispiel 2 hergestellte Gipsmasse wird mit einem
Zusatz von 0,04 Teilen Sudanrot vermischt angewendet, wobei die Rotfärbung der Gipsmasse
die auf Grund des Anhydritgehaltes erzielbare Härte des Gipsverbandes anzeigt.
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Zum Schutz des reaktionsfähigen Anhydrits eignen sich alle in Wasser
quellbaren Bindemittel, wie z. B. in Wasser quellbarer Celluloseäther, Stärke, Traganth,
Gelatine u. dgl.
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Erfindungsgemäß wird die Herstellung von Gipsbinden ermöglicht, die
in ihrer Härte und Abbindezeit in weiten Grenzen regelbar sind, wobei auch sehr
harte Gipsverbände erhalten werden können.
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Hierbei ist es überraschend, daß die Härte der Gipsbinden in einem
einfachen Verfahren erzielt werden kann und daß die Lagerbeständigkeit dieser Gipsbinden
durch die Stärke des Schutzüberzuges gesichert wird. Außerdem erfüllt der Schutzüberzug
die Aufgabe, den Wasserzutritt zu dem Gipsanteil zu regeln, was auf medizinischem
Gebiet deshalb besonders wesentlich ist, weil damit einerseits ein zu schnelles
Erweichen der Gipsbinde vermieden wird, während andererseits der Arzt die Möglichkeit
hat, auch sehr schnell abbindende Gipsbinden zu verwenden.
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Auch lassen sich durch die gleichzeitige Verwendung gewöhnlicher
Gipsbinden und solcher, die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellt sind,
Gipsverbände erzielen, die an vorbestimmten Partien eine größere Härte aufweisen
als an anderen Stellen. So kann man z. B. an besonders gefährdeten Stellen Gipsbinden
etwa nach Beispiel I oder 2 auflegen und an weniger beanspruchten Stellen gewöhnliche,
aus Halbhydrat bestehende Gipsbinden verwenden. An den letztgenannten Stellen wird
man zweckmäßig den Gipsverband später aufschneiden.
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Finden durch Färbung getönte, erfindungsgemäß hergestellte Gipsbinden
Verwendung, so treten damit die besonders verstärkten und deshalb z. B. schwer aufschneidharen
Teile des Gipsverbandes noch hervor.