DE73736C - Aus einzelnen Flaschen zusammengesetzter Condensations- bezw. Verdampfungsapparat für Kälteerzeugungsmaschinen - Google Patents

Description

KAISERLICHES

PATENTAMT

PATENTSCHRIFT

KLASSE 17: Eisbereitung und Aufbewahrung.

RUDOLPHE RAU in STRASSBURG.

Kälteerzeugungsmaschinen.

Fatentirt im Deutschen Reiche vom 11. Juli 1893 ab.

Die Kaltdampfmaschinen, welche mit flüchtigen Flüssigkeiten arbeiten, wie speciell die Kälteerzeugungsmaschinen, sind mit Condensations- und Verdampfungsapparaten versehen, welche den Zweck haben, die Wärme eines Gases, Dampfes oder einer Flüssigkeit durch ihre metallenen Wandungen hindurch an ein anderes, sie umgebendes Fluidum "abzugeben.

Derartige Apparate bestehen in der Regel aus mehreren concentrisch in einander oder parallel neben einander liegenden Schlangenrohren, deren obere und untere Enden an die Mündungen eines Vertheilungs- und eines Sammelrohres angeschlossen sind.

Bei Condensatoren dieser Gattung treten die Gase durch das obere Vertheilungsrohr in die Schlangen ein und verlassen dieselben als Flüssigkeit durch das untere Sammelrohr.

Umgekehrt tritt bei den die Kälte erzeugenden Verdampfern die Flüssigkeit durch das obere Vertheilungsrohr ein, verdampft in den Schlangen und wird aus dem unteren Sammelrohr als Gas abgesaugt.

In Anbetracht der Länge dieser Schlangen, welche in der Regel 200 bis 300 m erreicht, ist der Reibungswiderstand der in denselben circulirenden Gase ziemlich erheblich, und bei allen Compressionskältemaschinen kann man beobachten, dafs der wirkliche Druck der Gase im Condensator bedeutend höher ist als die normale Verdampfungsspannung, welche der Condensationstemperatur entsprechen sollte.

Umgekehrt ist in den Verdampfern der Druck der angesaugten Dämpfe geringer als die normale Spannung, welche der Verdampfungstemperatur entspricht.

Ein weiterer Uebelstand dieser eben bezeichneten Schlangenapparate ist, dafs durch das Absaugen aus den unteren Sammelrohren stets Flüssigkeitstheilchen mitgerissen werden, welche in dem Compressor während der Saugeperiode nachverdampfen und somit die volumetrische Leistung des Compressors vermindern.

Diesen Uebelständen soll der vorliegende Apparat abhelfen.

Fig. ι zeigt einen Längsschnitt,

Fig. 2 einen Querschnitt und

Fig. 3 stellt das Sammelrohr des Apparates in theilweisem Schnitt und theilweiser Ansicht von unten gesehen vor.

Die Verflüssigung in den Condensatoren und die Verdampfung in den Verdampfern vollzieht sich in stählernen Flaschen a, ohne irgend welche Löthstelle. Die Böden derselben sind halbkugelförmig; der obere Theil verengt sich in Form eines Flaschenhalses, welcher eine Umbördelung trägt, die gleichzeitig als Flansch dient. Mehrere dieser Stahlflaschen a, gewöhnlich 10 bis 20, schliefsen sich an ein gufseisernes Sammelrohr b an. Auf diesem Sammelrohr b befindet sich ein Stutzen c von grofsem Querschnitt für den Durchgang der Gase. Ein zweiter kleiner Stutzen d, welcher in einen engen Kanal/ mündet, der sich längs der Innenseite des Sammelrohres hinzieht, ist für die Zuführung der Flüssigkeit bestimmt. Dieser kleine Kanal hat ebenso viele senkrechte Oeffnungen g, als Flaschen an das Sammelrohr

Claims (2)

1. angeschlossen sind, und diese Oeffnungen führen die Flüssigkeit durch enge, schmiedeiserne Anschlufsröhrchen h bis auf den Grund jeder Flasche.

   Der eben beschriebene Apparat dient sowohl als Condensator, wie auch als Kälteerzeuger, Das Arbeitsprincip desselben ist folgendes:

   Soll der Apparat als Condensator wirken, so werden die zu verflüssigenden Gase durch den Compressor in das Sammelrohr b gedrückt und gelangen in die Flaschen a, welche von Wasser umgeben sind. Unter der doppelten Einwirkung des Druckes und der Wärmeabsorption durch das umgebende Condensationswasser verflüssigen sich die Dämpfe und setzen sich an den Boden der Flaschen nieder. Die condensirte Flüssigkeit wird durch die in die Flaschen eingetauchten kleinen Röhrchen h in den engen Längskanal f geführt, der sich im Innern des grofsen Sammelrohres b hinzieht.'

   Soll der vorstehend beschriebene Apparat als Kälteerzeuger, d.h. als Verdampfer wirken, so vollzieht sich die Circulation in umgekehrtem Sinne, wie wenn derselbe als Condensator benutzt wird. Die flüchtige Flüssigkeit wird in den kleinen Kanal f eingeführt und gelangt durch die kleinen Taucherröhrchen h auf den Grund der Flaschen a. Die Verdampfung der Flüssigkeit findet in den Flaschen α statt, welche in die Flüssigkeit eingetaucht sind, deren Temperatur vermindert werden soll. Die Gase steigen durch die Flaschenhälse und die verticalen Stutzen e in das grofse Sammelrohr b, welches gleichzeitig als Dampfdom dient; aus dem Sammelrohr b saugt der Compressor durch den weiten Stutzen c die entwickelten Dämpfe an.

   .Die Flaschen werden, wie erwähnt, aus einem Stück ohne jede Löth- oder Schweifsstelle aus Stahl hergestellt und widerstehen bei 120 mm Durchmesser und 4 mm Wandstärke einem Druck von etwa 350 Atmosphären. Dieser Urnstand ermöglicht, es, den vorstehend beschriebenen Apparat für irgend welches System von Kälteerzeugungsmaschinen in Anwendung zu bringen, gleichgültig, ob dieselben mit schwefliger Säure, Ammoniak oder Kohlensäure arbeiten. Bei der speciellen Anwendung dieser Apparate für mit schwefliger Säure arbeitende Maschinen werden die Flaschen a verbleit, um deren Zerstörung auch in dem Falle zu verhindern, dafs die schweflige Säure nicht vollkommen wasserfrei sein sollte.

   Die eben beschriebenen Apparate bieten.folgende Vortheile:

   ι. vereinfachte Construction, das Vertheilungs- und Sammelrohr bildet ein einziges Gufsstück; '
2. 2. im Gegensatz zu den bisher bei Kälteerzeugungsmaschinen angewendeten sogenannten Schlangenrohrapparaten, bei welchen die Eintrittsöffnungen der Gase gleiche Grölse mit den Äustrittsöffnüngen der Flüssigkeit haben, wird bei den vorstehend beschriebenen Apparaten die Flüssigkeit durch enge Kanäle eingeführt, während die Gase mit Rücksicht auf ihr gröfseires Volumen überall grofse Rohrquerschnitte antreffen. Es ist daher die Geschwindigkeit der Gase nicht wie in den erwähnten Schlangenrohren eine beschleunigte, so dafs ein 'zu grofser Reibungswiderstand der Gase in den Apparaten, sowie ein Mitreifsen von Flüssigkeitstheilchen aus dem Refrigerator vermieden wird.

   Patenτ-Anspruch:

   Ein Condensations- bezw. Verdampfapparat für Kälteerzeugungsmaschinen, bestehend aus einer Anzahl Flaschen (aj, welche an ein Sammelrohr mit zwei Längskammern (bf) angeschlossen sind, welche zur Zuführung bezw. Ableitung der Flüssigkeit oder der Gase dienen, und von denen die eine (f) mit bis etwa auf den Boden jener Flaschen herabreichenden Leitungsröhren (h) versehen ist.

   Hierzu 1 Blatt Zeichnungen.