DE73038C - Rinne zur Sortirung und Reinigung von Getreide - Google Patents

Description

KAISERLICHES

PATENTAMT

Man lä'fst das unreine Getreide auf einer gekrümmten Fläche herabrinnen, deren unteres Ende horizontal oder geneigt ausläuft.

Auf den Theilen der Rinne, welche starkes Gefälle haben, nimmt das Getreide vermöge der Anziehungskraft der Erde eine solche Geschwindigkeit an, dafs es nicht nur den horizontalen Theil der Curve, sondern auch eine kleine Steigung desselben nicht nur überwindet, sondern die Rinne noch mit erheblicher Geschwindigkeit verläfst und in die Luft fliegt.

Alle Theile des Gemenges verlassen die Rinne mit der gleichen Geschwindigkeit; die specifisch schwereren Theile schieben die vor ihnen befindlichen leichteren Theile vor sich her; sobald aber die Theile die Rinne verlassen haben und in die freie Luft fliegen, erleiden die specifisch leichteren Theile bezw. diejenigen, welche im Vergleich zu ihrer Masse den gröfseren Luftwiderstand- haben, eine um so gröfsere Verzögerung auf ihrem Wege, je gröfser dieser Widerstand ist. Also fliegen die schwereren Körner weiter als die leichteren Körner und diese wieder weiter als Spreu und Staub , und die verschiedenen Bestandtheile können so räumlich getrennt werden.

Die gezeichnete Linie, nach welcher die Fläche in senkrechter Richtung gekrümmt ist, beginnt oben bei α unter einem Winkel von fast 90⁰. Bei b ist der Winkel 30⁰, bei c, am tiefsten Punkt, o° und am unteren Ende der Rinne, bei d, 30⁰ nach oben.

Angenommen, 30⁰ sei der Reibungswinkel des zu sortirenden Samens, so findet eine Beschleunigung der Geschwindigkeit nur von a bis b statt, von b bis c dagegen findet eine geringe und von c bis d eine erhebliche Verlangsamung statt.

Welche Krümmung die Fläche zwischen a und b hat, ist ziemlich gleichgültig, wenn der Uebergang aus der Neigung von 90° auf die von 30 ° nur nicht auf allzu kurzer Strecke vor sich geht, weil bei plötzlichem Uebergang die Körner springen würden. Es kann z. B., wie durch die punktirte Linie angedeutet ist, das Stück von α bis b eben, also auch bei £>, eine Neigung von fast 90⁰ sein und die Fläche von bj bis b kreisförmig.

Die günstigste Richtung am unteren Ende ist ungefähr 30⁰ nach oben, weil dann die guten Körner am weitesten fliegen, und zwar erheblich weiter, als wenn die Rinne horizontal, bei c, endigte, oder gar als wenn sie bei b endigte, wo die Körner die gröfste Geschwindigkeit haben.

Die Anwendung der Neuerung in der Praxis kann z. B. in folgender Weise geschehen:

Man bringt das zu sortirende Getreide in das dritte Stockwerk eines Speichers, in dessen Fufsboden ein Loch über einem darunter aufgehängten Trichter gemacht ist. Der Trichter ist mit einem Schieber oder dergleichen versehen, um den Ausflufs des Getreides zu regeln.

Unter dem Trichter wird die krumme Fläche in Gestalt einer Rinne mit flachem Boden aufgehängt. Auf dem Fufsboden des zweiten Stockwerkes sind innerhalb der Wurfweite in der Richtung des fallenden Getreides mehrere Löcher mit Schiebern angebracht. Zwischen je zwei Löchern werden verstellbare Bretter

angebracht als Scheidewände der verschiedenen Sorten.

Füllt man nun von oben den Fülltrichter und öffnet den Schieber desselben, so rieselt das Getreide auf den obersten Theil der Rinne, gleitet darin herab, fliegt durch die Luft und fällt sortirt in die verschiedenen Fächer, aus welchen es ohne Handarbeit in untergehängte Säcke gelangt.

Claims (1)

1. Patent-Anspruch:

   Eine Rinne, deren oberer Theil steiler ist als der Reibungswinkel von Getreide oder Körnerfrucht, und deren unterer Theil allmälig sich der Waagrechten nähert, sie erreicht oder überschreitet, angeordnet zum Zwecke, dem Getreide etc. eine Wurfbewegung zu ertheilen und dadurch eine Sortirung oder Reinigung desselben herbeizuführen.

   Hierzu ι Blatt Zeichnungen.