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Verfahren zur Herstellung von sexuellen Wirkstoffen aus Geschlechtsdrüsen
von Tieren Es ist bekannt, daß die Sexualhormone sowohl die Prägung des Gesamtorganismus
als sexuell differenziertes Individuum als auch gleichzeitig die Funktion der Geschlechtsorgane
bewirken und an der Steuerung des Sexualmechanismus beteiligt sind. Die Verhältnisse
sind besonders eindeutig am weiblichen Sexualhormon studiert und bewiesen.
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Es ist zwar mit Follikelhormon möglich. (lie Funktion der Genitalorgane
an sich zu steuern, z. B. die Funktion des Endometriums in Gang zu halten. Es ist
jedoch nicht möglich, das sexuelle Verhalten der Persönlichkeit damit zu beeinflussen,
insbesondere auf die sexuelle Libido und Potenz Einfluß zu nehmen, wenngleich seine
Gegenwart zum Zustandekommen dieser Funktion notwendig erscheint.
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Ähnlich liegen die Verhältnisse beim männlichen Sexualhormon. Die
synthetischen, aus tierischen männlichen Sexualdrüsen oder aus männlichem Urin dargestellten
chemisch reinen Hormone haben in der Regel keine Wirkung auf Potenz und Libido,
wenngleich auch hier wieder ihre Gegenwart notwendig erscheint.
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Jedoch beschränkt sich die Notwendigkeit der Zufuhr von reinem Sexualhormon
in der Regel auf diejenigen Fälle, bei denen die Funktion der Sexualdrüse völlig
erloschen oder die Drüse entfernt worden ist. Beim Organismus mit lediglich herabgesetzter
Funktion der Sexualdrüse bewirkt längere Zufuhr von reinem Sexualhormon im Gegenteil
ein völliges Erlöschen der Potenz.
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Das Ziel der Behandlung ist im allgemeinen, die daniederliegende Libido
und Potenz des geschwächten Organismus wiederum in Gang zu bringen. Zu diesem Zweck
werden bisher Organpräparate verwandt, d. h. Präparate, die aus männlichen Geschlechtsdrüsen
hergestellt sind und geringe :Mengen oder häufig gar kein mit den üblichen Testmethoden
nachweisbares Sexualhormon enthalten, dagegen geringe Mengen zusätzlicher Wirkstoffe,
welche auf Libido und Potenz eine fördernde Wirkung haben. Die Wirkung aller dieser
Präparate ist jedoch unsicher. Auf einen Teil der Fälle wird eine geringe Wirkung,
auf einen anderen Teil gar keine Wirkung ausgeübt.
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Es wurde nun gefunden, daß man sexuelle Wirkstoffe mit ungleich stärkerer
Wirkung aus Geschlechtsdrüsen von Tieren herstellen kann, wenn man Wirkstoffe aus
Geschlechtsdrüsen von männlichen Tieren mit periodischer Brunst, die sich in der
Brunstzeit befinden, nach bekannten Methoden herstellt.
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Das Tier mit periodischer Brunst, wie z. B. der Hirsch, besitzt wohl
während des ganzen Jahres die durch das männliche Sexualhormon geprägten Eigenschaften
eines männlichen
Tieres, jedoch ist lediglich in der Brunstzeit
Libido und Potenz vorhanden, welche den Sexualakt erniögliclien. Unterwirft man
nun die Drüsen solcher brünstigen Tiere einem Aufbereitungsverfahren, so gelingt
es, Organpräparate herzustellen, die infolge ihres erhöhten Gehaltes an zusätzlichen
Wirkstoffen die volle spezifische Wirkung auf Libido und Potenz ausüben.
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Vergleichsversuche l?s wurden Regenerationsversuche an grei-" sen
haften Hunden mittels Hodenwirkstoften ,lurchgeführt und ihre Auswirkung auf Hoden
und Prostata beobachtet. Hierbei wurden folgende Präparate verwendet: Gruppe i (Reine
Sexualhormone) Testosteron bzw. Testosteronpropionat I mg Test.-prop. = 5o HE. Androsteronbenzoat
inig=5HE.
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Gruppe 2 (Extrakteohne nachweisbareMengen von Sexualhormon) Wiisserige
Stierhodenextrakte zur Injektion (Sp. I). Wässerig-alkoholische Extrakte zur peroralen
Verwendung (Sp.II). Stierhodenpulver (Sp. 1I1) 0,5 g = :I g Frischdrüse. fl(-i#ienpulver
von brünstigen Tieren (H i i) 0,3 g - 3,o g Frischdrüse. Wässerig-alkoholischer
Extrakt aus Hoden brünstiger Tiere IH 13).
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Gruppe 3 (Vollextrakte) Lipoidextrakte aus Stierhoden zur Injektioll
(Lip. I) 1 Ccrn = -2 HE. Lipoidextrakt aus Hoden brünstiger Tiere zur Injektion
trli,1 zur peroralen Verwendung (H 30) 1 ccm Frischdrüse.
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1. H11nd 82: Spitz; 12 Jahre. Gewichte 29. 11.37 ._ 17,01,g Il. 3.
38 = 17,7 1,9
2 6. 5. 38 = 18.5 - 15. 9. 38 = 17,5 -37. 10.38
= 19.0 - 18. 11. 38 = 20,0 -1.39 = 20,5 - 1 5. 2. 39
= 22,0 -16. 5. 39 = 21,7 - 1. 7. 39 - 2I,I -Das Versuchstier bot die bereits oben
besChriebenen Anzeichen völliger Senilität, inslnsondere war die 2#Liskulatur völlig
schlaft tind atrophisrh, die Hornhaut trübe und glanzlos. Er war stumpf und interesselos
und lag meist schlafend in seiner Ecke. Der Hund wurde zunächst mit 15 Injektionen
Sp. I behandelt. ohne daß ein Ergebnis eintrat. Dann wurde in der Zeit vom 26. 12.
37 bis 25- 5. 38 insgesamt i29ma1 I ccm H 30 injiziert. Bereits nach
14 Tagen zeigte sich jetzt eitle leichte Reaktion im Sinne einer Toni-#ierung. Die
Schlafsucht verschwand, er begann wieder umherzulaufen und zu schnüffeln und sich
für seine Umgebung zti interessieren. 1?twa 3 Wochen nach der Beliandlungsänderung
setzte eine wesentliche Kräftigung ein und das Fell begann glatter und voller zu
werden. Nach 5 Wochen war der Hund in zunehmendem Aufstieg. Nach 3 Monaten war der
Umschwung voll eingetreten. Mit Wiederherstellung der atrophischen Muskulatur waren
die Bewegungen kraftvoll und ausdauernd geworden. Er sprang im Auslauf umher, spielte
und begrüßte den Pfleger mit Hochspringen und Gebell. Die Hornhaut war wieder klar,
das Tränen hatte aufgehört. Mit der gesteigerten Freßlust setzte eine erhebliche
Gewichtszunahme ein. Das Fell war jetzt weich, langhaarig und glänzend. Besonders
auffallend war der gesteigerte Bewegungsdrang, die straffe und jugendliche Haltung
und die völlig andere Art sich zti bewegen, <der ausgeprägte Spieltrieb sowie
das völlig veränderte Temperament. Er begann mit anderen Hunden zu raufen
und bissig zu werden. Er war jetzt ein ungewöhnlich schönes Tier. Der Hund wurde
am 31. 10.38 kastriert. 20 «eitere Injektionen von i ccm Lip.l änderten nichts mehr
am Ergebnis. Der Hund ist aln i. August 1939 noch am Leben und unverändert gut erhalten.
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2. Hund 106: Spitz; 1d. Jahre. Gewichte: 17. 3.38 = 15,o kg , 27.
5. 38 = 15,8 kg 15. 9.38 = 16,o - 27. 10. 38 = 16,7 -7. 11.38 = 15.6 - 29. 11. 38
= 17,0 -2. 1.39 - 16,5 - 21: 1. 39 - 17,5 -Dieser Hund kommt am 1o.3.38 in den Zwinger
zunächst zur Beobachtung; am 17.3.38 wurde eine Prolleexcision am rechten Hoden
vorgenommen, welche eine starke Altersatrophie ergibt. Dieses Tier war zweifellos
das senilste der Versuchsreihe und völlig decrepid. Er legte sich in eine Ecke des
Stalles, bewegte sich spontan überhaupt nicht mehr und mußte in den Auslauf getragen
«-erden. Wasser und Stuhl ließ er unter sich. Er konnte nur zitternd auf den Beinen
stehen, bewegte sich einige Schritte und legte sich wieder hin. Die Hinterbeine
waren steif und eingeknickt und wiesen an den Gelenken schwere artbritische Veränderungen
auf, ebenso wie das rechte Vorderbein, das praktisch gebrauchsunfähig war. Die Muskulatur
war völlig atrophisch, (las Rückgrat infolgedessen stark durchgebogen. Das rechte
Auge war blind, die Hornhaut des linken Auges getrübt. Der Geruchssinn war völlig
erloschen, das Gehör offenbar schlecht. Die Zähne waren bis auf zwei ausgefallen,
diese leiden waren locker: es bestand Zahnfacheiterung. Das Fell war dünn und schäbig,
einzelne Stellen begannen kahl zu werden. Von seiner Umgebung nahm er keinerlei
Notiz,
er war völlig stumpf und apathisch. Vom 21.3. bis 20.7.38
erhielt der Hund 40mal o,5 Test.-prop. und 61mal o,5 mg Testosteron als Injektion.
Nach etwa 2o Tagen zeigte sich eine geringe Besserung der völligen Kraftlosigkeit
und -des Felles, doch war er noch nicht imstande, ohne Hilfe mehr als ein paar Schritte
zu gehen. Nach 8 Wochen -war die Besserung deutlich; er begann sich, wenn auch mühsam,
spontan zu bewegen und wurde etwas aufmerksamer und lebhafter. Nach 1o Wochen lief
er, wenn auch hinkend, im Auslauf umher, begann den Pfleger mit Bellen zu begrüßen
und verlangte ins Freie. Die dünnen Stellen im Fell waren verschwunden. Am Ende
dieser Behandlungsperiode war die Nahrungsaufnahme recht gut. Die Teilnahmelesigkeitwar
verschwunden, er schnüffelt wieder, spielt mit den anderen Hunden und ist ganz entschieden
kräftiger -geworden. Auch die Muskulatur hat wieder zugenommen. Da unter dieser
Behandlung eine weitere Besserung nicht eintrat und trotz der deutlichen Forschritte
der Gesamteindruck der Senilität weiterbestand, wurden in der Zeit vom 21. 7. bis
23.9.38 insgesamt 54 Injektionen H30
gegeben. Bereits nach einer Woche zeigte
sich eine deutliche Tonussteigerung und die Besserung des Gesamtverhaltens 'machte
schnelle Fortschritte. Er beginnt nun gierig zu fressen und demgemäß zuzunehmen.
Die Muskulatur entwickelt sich ausgezeichnet und die Haltung verliert ihre senilen
Kennzeichen, um bei Abschluß dieser Periode Anfang Oktober wieder normal zu werden.
Der Rücken ist gerade geworden, die Beine gestreckt und richtig gestellt; die Ohren
sind gespitzt und zeigen lebhaftes Spiel. Die arthritischen Veränderungen haben
sich gebessert, so daß er nur noch auf der rechten Vorderpfote etwas hinkt. Die
:beiden Zähne sind fest geworden und er beginnt mit ihnen seinen Korb zu zernagen.
Am auffallendsten ist jedoch die Besserung der Leistung der Sinnesorgane, die lebhafte
Aufmerksamkeit, die temperamentvolle Art sich zu bewegen, die Vitalität, die er
in seinem ganzen Verhalten verrät. Der Kontrast zwischen dem Gesamtverhalten des
Hundes und den noch vorhandenen irreversiblen Altersveränderungen ist geradezu grotesk.
In dem nun folgenden Behandlungsabschnitt erhält der Hund vom 2q.. g. bis zum 1.11.38
täglich q."- Sp.III peroral sowie einmal einen Hormonstoß von 1o mg Test.-Z, am
11. 10. 38. Der Hund erholt sich dabei laufend weiter. Am 2g. 1o. 38 wird der zweite
Hoden entnommen, welcher eine deutliche Regeneration der Altersatrophie aufweist.
Ende Oktober erkrankt der Hund an Asthma, hat sich jedoch Ende November wieder völlig
erholt. Nach einer Behandlungspause erhält er in der Zeit vom 2r. 1r.38 bis 23.
1. 39 weitere Injektionen H 3o. Das Fell ist jetzt ungewöhnlich schön und glatt,
Haltung und Beweglichkeit völlig normal, die Hornhauttrübung des linken Auges ist
verschwunden. Er ist ein ausgesprochener Raufer geworden, der trotz seiner Zahnlosigkeit
die anderen Hunde angreift. Der ganze Ausdruck des Hundekopfes ist völlig verändert.
Wenn nicht die irreversiblen Altersveränderungen vorhanden wären, würde das Verhalten
des Tieres das eines vielleicht 7jährigen, aber ungewöhnlich lebhaften Hundes sein.
-Der Cholesterinbefund im Blut sinkt während der Behandlung von 177 auf 1..:j.(9
nag %.
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3. Hund 12: Schäferhund: 1.I Jahre. Gewichte 26. 10. 36 = 20,o kg
:2. 3. 37 = 23,o Kg Dieser schwer senile Hund entspricht in seinem Aussehen dem
bereits geschilderten. Er ist völlig stumpf und teilnahmslos, bewegt sich nur, soweit
er geführt wird und lehnt sich beim Fressen vor Schwäche an. Nach kurzer. Bewegung
Atemnot. Am 26. 10.36 wird der erste Hoden entfernt. Er erhält vom 28. 10. bis 16.
12.36 jeden zweiten Tag 2 ccm Sp. I, insgesamt 25mal. Bereits nach einer Woche tritt
eine deutliche Tonisierung ein, die Nahrungsaufnahme wird außerordentlich groß,
ohne daß das Gewicht zunimmt. Bereits nach einem Monat ist er lebhaft und munter
geworden, interessiert sich für alles, schnüffelt umher und zerrt an der Leine.
Die Triefaugen sind verschwunden. Am 17. 12-36 wird der zweite Hoden entfernt,
der keine wesentlichen Veränderungen gegenüber dem ersten aufweist. Nach der Kastration
erhält der Hund vom 27. 1. bis 1. 3. 37 täglich 3 ccm H 30 peroral. Er nimmt
jetzt um 3,o kg zu. Die Besserung schreitet weiter fort. Er ist jetzt so kräftig
und lebhaft geworden, daß er mehrfach aus dem Zwinger ausbricht und nur nach langem
Jagen wieder eingefangen werden kann.
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.I. Hund 1o5: Schäferhund; 1z Jahre. Gewichte: 21. 3.38 = 20,0
kg 27. 5.38 = 22,7 kg 15. 9.38 = 23, 0 - 27. 10.
38 = 24,8 -Der Hund wies den üblichen schwer senilen Befund auf; er erhält zunächst
1o Injektionen von 1 ccm H 30, welche vorübergehend starke sexuelle Erregbarkeit
hervorrufen. Anschließend erhält er vom 31. 3. bis 1. 6.38 täglich 7,5 mg Testosteron
peroral. Außer einer Gewichtszunahme von 2,7 kg ist in diesem Zeitraum nur eine
Besserung des allgemeinen Kräftezustandes und -der Nahrungsaufnahme
z11
verzeichnen. \ uninehr erhält der Hund etwa: über i i Wochen insgesamt 96 Injektionen
H 3o. Bereits nach 1d. Tagen wird das Tier lebhafter und straffer in der Haltung.
Nach weiteren i.. Tagen ist eine auffallende Besserung eingetreten, die sich allmählich
zur völligen Regeneration entwickelt. Nach d. Behandlungsmonaten erhält der Hund
eine Bißverletzung, «-elche zu einer Stirnhöhleneiterung mit Mitbeteiligung des
Gehirns führt und die dazu zwingt, ihn zu töten. Die weitere Behandlung bestand
in Injektionen von H 30 kombiniert mit ; Hornionstößen Test.-prop. Der Cholesteringehalt
im Blut sinkt von 156111-11, °%o auf i35 111g ° o ab. Bellandlungsc rgebnisse Die
Injektion reiner Sexttalhornlone allein pflegt rasch zu erheblicher Kräftigung,
zur Wiederherstellung der Muskulatur und des Fells sowie zu erheblicher Gewichtszunahme
zu führen. Jedoch sind die tonisierenden Wirkungen gering und es ist nicht gelungen,
damit allein eine völlige Regeneration herbeizuführen. Dagegen wirken die reinen
Sexualhorinone peroral gegeben deutlich tonisierend und scheinen sich dann ähnlich
wie Vollextrakte zu verhalten.
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Eine besonders intensive tonisierende und zugleich roborierende Wirkung
hat ein Vollextrakt aus brünstiger Drüse (H 3o) bewiesen. Weniger günstig waren
wässerige Auszüge aus demselben Material. Bei einigermaßen erhaltenen oder entsprechend
vorbehandelten Tieren haben sich mit H30 die beten Erfolge erzielen lassen.
Eine weitere wirksame Behandlungsmethode ist die sogenannte kombinierte Behandlung.
Sie beruht auf der laufenden Zufuhr von wässerigen Hodenextrakten peroral oder als
Injektion und stoßweisen Gaben von reinem Sexualhormon in größeren Zwischenräumen.
Mit diesem Vorgehen lassen sich die schnellsten Erfolge erzielen; jedoch kommt es
dabei besonders leicht zu schweren Hodenschädigungen und zu Rückschlägen nach anfänglichen
Erfolgen. Das Verfahren darf daher nur kurze Zeit, eventuell in mehreren Serien
und Zwischenräumen, angewandt werden.
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Zusammenfassend kann also gesagt werden, daß besonders deeripide Tiere
zunächst mit kleinen Dosen reinen Sexualhormons gekräftigt werden müssen; anschließend
ist eine Behandlung mit H 30 oder eine sogenannte kombinierte Behandlung durchzuführen.
Besser erhaltene Tiere mit gut erhaltenen Hoden können mit wässerigen Organextrakten
oder mit einer der anderen genannten Methoden regeneriert werden. Im allgemeinen
ist die Dosierung klein zu wählen, dafür aber über lange Zeiträume zu behandeln.
Die Auswahl der Behandlungsmethoden setzt eine gewisse Erfahrung und ein individualisierendes
Vorgehen voraus.