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Gebiet der
Erfindung
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Die
hierin beschriebene Erfindung betrifft die Behandlung oder Prävention
von Erkrankungen, die hyperproliferatives oder unkontrolliertes
Zellwachstum umfasst, vorzugsweise Krebs, unter Verwendung kompetenter
Adenovirusmutanten, die sich in solchen Zellen im Vergleich zu ruhenden
Zellen selektiv replizieren.
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Hintergrund
der Erfindung
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Die
vorrangigen Eigenschaften menschlicher Krebserkrankungen sind unkontrolliertes
Zellwachstum und vom Primärtumor
ausgehende Metastasenbildung. Arbeiten aus der jüngeren Vergangenheit zeigten,
dass unkontrolliertes Zellwachstum eine Funktion des Verlusts von
Zellzyklus-Kontrollpunktregulation darstellt. Siehe L.H. Hartwell & M.B. Kastan, Science
266, 1821–1828
(1994). Beispielsweise spielen das Retinoblastomgenprodukt (RB)
und verwandte Proteine zentrale Rollen in der Unterbindung des Fortschreitens
normaler Zellen aus der G1- in die S-Phase, bis die geeigneten Proliferationssignale
erhalten werden. Dahingegen scheint die RB-Funktion in beinahe allen
Krebszellen verloren gegangen zu sein, was ein Resultat von RB- oder p16-Gen-Mutation/Deletion,
Cyclin-D-Amplifikation/Überexpression oder
cdk4-Amplifikation/Überexpression
ist. Siehe C.J. Sherr, Science 274, 1672–1677 (1996). Folglich führt ein
Defekt im RB-Stoffwechselweg zur Unfähigkeit, Zellwachstum einzuschränken, und
die einst normale Zelle nimmt einen malignen Phänotyp an. Häufig ist mit dem malignen Zustand
die Fähigkeit
einer Krebszelle verbunden, Metastasen zu bilden.
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Das
Adenovirus-5E1A-Gen kodiert für
zwei mRNAs, die Sedimentationswerte von 13S und 12S aufweisen, die
infolge von differenziellem Spleißen eines gemeinsamen Vorläufers auftreten
und für
Proteine kodieren, die 289 bzw. 243 Aminosäuren aufweisen. Der Unterschied
von 46 Aminosäuren
zwischen den zwei Proteinen ist der 13S-Spezies zuzuschreiben. Es
wird angenommen, dass E1A Zellen durch Binden von zellulärem RB transformiert
und dadurch ihre Tumorsuppressorfunktion aufheben.
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Vom
E1A-Gen wurde gezeigt, dass es für mehrere
verschiedene biologische Aktivitäten
kodiert. In einem Fall und in Kombination mit entweder dem Middle-T-Antigen
von SV40-Virus oder dem aktivierten H-ras-Genprodukt ist es in der
Lage, Zellen zu transformieren. Im Gegensatz dazu zeigten jüngere Arbeiten,
dass es den onkogenen Phänotyp,
der mit bestimmten Onkogenen assoziiert ist, unterdrücken kann.
Siehe das US-Patent Nr. 5.651.964. Für Mutationen im E1A-Gen wurde
gezeigt, dass sie seine anti-onkogene Aktivität beeinflussen, und manche von
diesen erwiesen sich in Kombination mit chemotherapeutischen Wirkstoffen
wirksam. Siehe WO 98/17806.
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Frisch
zeigte eine anti-onkogene Wirkung von Adenovirus-E1A in menschlichen
Tumorzellen. Siehe S. Frisch, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 88, 9077–9081 (1991).
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Das
US-Patent Nr. 5.516.631 beschreibt Verfahren zur Inhibition von
Replikation hyperproliferativer Zellen unter Verwendung von Nucleinsäure, die für ein Polypeptid
mit Adenovirus-E1A-Aktivität
kodiert.
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WO
96/07322 beschreibt ein Verfahren zum Sensibilisieren von Tumorzellen
mit Adenovirus-E1A gegenüber
chemotherapeutischen Mitteln.
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Die
US-Patente Nr. 5.651.964; 5.643.567; 5.641.484; und WO 97/35012
beschreiben Verfahren zur Suppression von Tumoren, die das neu-Onkogen exprimieren,
durch das Adenovirus-E1A-Gen entweder alleine oder in Kombination
mit SV40-Large-T-Antigen.
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Andere
zeigten, dass Adenovirus-E1A eine Antitumor-Rolle in vivo hat. Siehe
R. Sanchez-Prieto et al., Oncogene 13, 1083–92 (1996); und R. Sanchez-Prieto
et al., Cancer Gene Therapy 5(4), 215–225 (1998).
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Das
US-Patent Nr. 5.801.029 und WO 94/18992 beschreiben Verfahren zum
Töten neoplastischer
Zellen durch ein replikationsfähiges
Adenovirus, das eine inaktivierende Mutation in den Aminosäuren 120–139 der
E1A-CR2-Domäne
aufweist.
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Maßgeblich
für Tumorwachstum
und Metastasenbildung ist Angiogenese. Angiogenese ist für Wachstum
und Metastasenbildung des Primärtumors sowie
für nachfolgende
Metastasen von Sekundärtumoren
erforderlich. Das heißt,
dass ein Tumor ohne Blutversorgung zur Bereitstellung von Nährstoffen und
zum Abführen
von Stoffwechselabfällen
kein nachhaltiges Wachstum aufrechterhalten kann. Somit fördert die
Bildung neuer Blutgefäße, auch
als Angiogenese bezeichnet, Tumorzellenwachstum, ermöglicht es,
dass Tumorzellen in den Blutkreislauf eintreten und so durch den
Körper
zirkulieren können.
Somit wird angenommen, dass das Unterbinden oder die Prävention
von Angiogenese ein wirksames Verfahren zur Prävention von Tumorwachstum und Metastasenbildung
ist.
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Es
gilt anzumerken, dass sich als Teil des Angiogeneseprozesses tumorassoziierte
Endothelzellen vermehren, während
Endothelzellen, die mit normalen Geweben assoziiert sind, im Wesentlichen ruhende
Zellen sind. Daher würden
im Vergleich zu Mitteln, die auf jeden Zelltyp einzeln gerichtet
sind, therapeutische Mittel, die auf sich teilende Zellen, das heißt Krebszellen,
und deren assoziierte Mikrogefäß-Endothelzellen gerichtet
sind, gesteigerte antitumorale Wirksamkeit aufweisen. Natürlich würde ein virales
Mittel, das diese Eigenschaft aufweist, also eines, das sich in
der Targetzelle repliziert und diese dadurch tötet und in diesem Prozess neue
virale Teilchen freisetzt, die in der Lage sind, sich auszubreiten und
weitere Targetzellen anzugreifen, einen breiten medizinischen Anwendungsbereich
finden.
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Zusammenfassung
der Erfindung
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Gemäß den obigen
Ausführungen
stellt die vorliegende Erfindung die Verwendung von replikationsfähigen Adenovirusmutanten
zur Herstellung eines Medikamentes zur Behandlung oder Prävention von
Erkrankungen unkontrollierten hyperproliferativen Zellwachstums,
vorzugsweise von jenen Erkrankungen, die Angiogenese erfordern oder
dadurch gefördert
werden, einschließlich
Krebs, bereit.
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In
einem anderen Aspekt der Erfindung sind replikationsfähige Adenovirusmutanten
im Vergleich zu Wildtyp-Adenovirus zu gesteigerter Replikation in sich
teilenden normalen Zellen oder Krebszellen fähig, worin die Mutanten eine
Mutation in einer RB-Familienmitgliedbindungsregion von E1A aufweisen.
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In
wiederum einem anderen Aspekt der Erfindung sind replikationsfähige Adenovirusmutanten im
Vergleich zu Wildtyp-Adenovirus zu gesteigerter Zytopathogenität in sich
teilenden normalen Zellen oder Krebszellen in der Lage, worin die
Mutanten eine Mutation in einer RB-Familienmitgliedbindungsregion
von E1A aufweisen.
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In
einem anderen Aspekt der Erfindung sind replikationsfähige Adenovirusmutanten,
die eine Mutation in der RB-Familienmitgliedbindungsregion von E1A,
vorzugsweise in der E1A-CR2-Region, aufweisen, im Vergleich zu Wildtyp-Adenovirus
zu gesteigerter Replikation in sich teilenden normalen Zellen oder
Krebszellen in der Lage.
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In
einem weiteren Aspekt der Erfindung sind replikationsfähige Adenovirusmutanten,
die eine Mutation in der RB-Familienmitgliedbindungsregion von E1A,
vorzugsweise in der E1A-CR2-Region, aufweisen, im Vergleich zu Wildtyp-Adenovirus
zu gesteigerter Zytopathogenität
in sich teilenden normalen Zellen oder Krebszellen in der Lage.
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Diese
und andere Ziele der vorliegenden Erfindung werden Fachleuten anhand
der Lektüre
der Beschreibung der verschiedenen Aspekte der Erfindung in der
folgenden ausführlichen
Beschreibung verständlich
sein. Die vorangehenden und andere Aspekte der vorliegenden Erfindung
sind in den Zeichnungen, der detaillierten Beschreibung und den nachstehend
angeführten
Beispielen näher
erläutert.
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Kurzbeschreibung
der Zeichnungen
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1.
Adenovirus-E1A-Genregion. Gezeigt sind die konservierten Regionen
(CR) von E1A, die für
Bindung von pRB (und p107, p130) verantwortlich sind. Die spezifischen
CR2-Gendeletionen, die in dl922/947 und dl1107 vorhanden sind, und
Punktmutation in pm 928 sind gezeigt.
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2.
Replikationswirksamkeit einer E1A-CR2-Mutante (dl922/947) als ein
Prozentsatz von Wildtyp-Adenovirusreplikation. dl922/947 und Wildtyp-Adenovirus
wurden auf Replikation in ruhenden oder proliferierenden, sich nicht
unbegrenzt vermehrenden, menschlichen Mikrogefäß-Endothelzellen (Q-MVEC bzw.
P-MVEC), C33A-Zervixkarzinomzellen
und HLaC-Kehlkopfkarzinomzellen getestet. Zellen wurden bei einer
MOI von 10 pfu pro Zelle infiziert, und Virustiter wurden 48 Stunden
später
durch Plaquetest an HEK-293-Zellen bestimmt. Die Daten sind Mittelwerte
(± SEM)
von Tests, die zweimal in dreifacher Ausführung durchgeführt wurden.
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3. Gesteigerte zytopathische Wirkungen von
E1A-CR2-Mutanten (dl922/947 oder dl1107) auf Tumorzellen im Vergleich
zu Wildtyp-Adenovirus. Zellen wurden bei den gezeigten Infektionsmultiplizitäten (MOI)
infiziert, und 5 Tage später
wurden Zell-Monolayer
fixiert und gefärbt.
H2009-Karzinomzellen von nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom (Panel
A) und HLaC-Kehlkopfkarzinomzellen (Panel B) wurden mit Kristallviolett
gefärbt.
A549-Karzinomzellen von nicht-kleinzelligem Zellkarzinom (Panel
C) und U2OS-Osteosarkomzellen (Panel D) wurden mit Sulforhodamin
B gefärbt;
die Färbung
wird als ein Prozentsatz der nicht infizierten Kontrollzell-Monolayer
(leere Kästchen
= Wildtyp-Adenovirus; volle Kreise = dl1107) ausgedrückt. Die
Tests wurden zumindest zweimal durchgeführt.
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4. Verbessertes Überleben nach intratumoraler
Injektion mit E1A-CR2-Mutante (dl922/947) in Nacktmaus-Mensch-Tumor-Xenotransplantatmodellen.
Menschliche Kolontumorzellen RKO.RC 7.14 (Panel A) oder menschliche
HLaC-Kehlkopftumorzellen (Panel B) wurden subkutan in die Flanken
von nu/nu-Mäusen
injiziert, und als Tumoren 5 bis 7 mm Maximaldurchmesser erreicht
hatten, wurde ihnen ein Vehikel (leeres Dreieck) oder 108 pfu entweder von dl9221947 (voller Kreis)
oder von Wildtyp-Adenovirus
(leeres Quadrat) täglich
fünf Tage
hintereinander injiziert (n = 6–13
pro Gruppe). Die Tumoren wurden bis zur Tötung zweimal wöchentlich
gemessen; die Tiere wurden nach 90 Tagen oder wenn ihr Tumor zu
einem Durchmesser von 1 cm herangewachsen war getötet. Beim
Kolontumor-Xenotransplantatmodell (Panel A) war das Überleben
der Gruppe, der dl922/947 injiziert worden war, signifikant höher als
das Überleben
der Vehikel-injizierten Gruppe einerseits (p = 0,02) und der Wildtyp-Adenovirus-injizierten
Gruppe andererseits (p = 0,04). Beim Kehlkopftumor-Xenotransplantatmodell
(Panel B) war das Überleben
sowohl in der mit dl922/947 als auch in der mit Wildtyp-Adenovirus
behandelten Gruppe signifikant höher
als in der Vehikel-injizierten Gruppe. (p ≤ 0,001).
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Detaillierte Beschreibung
der Erfindung
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Definitionen
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Außer wenn
eine andere Definition bereitgestellt ist, haben alle hierin verwendeten
fachlichen und wissenschaftlichen Begriffe dieselbe Bedeutung, die üblicherweise
Fachleuten auf dem Gebiet der Erfindung geläufig sind. Im Allgemeinen sind
die hierin verwendete Nomenklatur und unten beschriebene Laborverfahren
jene, die auf dem Gebiet der Erfindung bekannt sind und üblicherweise
verwendet werden. Für
Nucleinsäure-Rekombinationsverfahren, Polynucleotidsynthese
und mikrobielle Kultur und Transformation (z.B. Elektroporation,
Lipofektion) werden herkömmliche
Verfahren verwendet. Im Allgemeinen werden enzymatische Reaktionen
und Reinigungsschritte gemäß den Vorschriften
der Hersteller durchgeführt.
Die Verfahren und Techniken werden im Allgemeinen nach auf dem Gebiet
der Erfindung herkömmlichen
Verfahren und verschiedenen allgemeinen Referenzen, die in diesem
Dokument genannt werden, durchgeführt. Siehe Sambrook et al.,
Molecular Cloning: A Laboratory Manual, 2. Auflage, Cold Spring
Harbor Laboratory Press, Cold Spring Harbor, N.Y. (1989). Die hierin
verwendete Nomenklatur und Laborverfahren der analytischen Chemie,
organischen synthetischen Chemie und pharmazeutischen Formulierung,
die nachstehend beschrieben sind, sind jene, die auf dem Gebiet der
Erfindung bekannt sind und üblicherweise
verwendet werden. Standardverfahren werden für chemische Synthesen, chemische
Analysen, pharmazeutische Formulierung und Abgabe sowie zur Behandlung
von Patienten verwendet.
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Im
Rahmen dieser Offenbarung sind den folgenden Bezeichnungen, außer anders
angegeben, die folgenden Bedeutungen zugeschrieben:
Die Bezeichnung "Adenovirus" bezieht sich auf über 40 Adenovirus-Subtypen,
die aus Menschen isoliert werden, sowie auf ebenso viele aus anderen
Säugetieren
und Vögeln.
Siehe Strauss, "Adenovirus
infections in humans",
in: The Adenoviruses, Ginsberg (Hrsg.), 451–596, Plenum Press, New York,
NY (1984). Die Bezeichnung bezieht sich vorzugsweise auf zwei menschliche
Serotypen, Ad2 und Ad5.
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"Neoplastische Zellen" oder "Neoplasie" bezieht sich auf
Zellen, die relativ autonomes Wachstum aufweisen, sodass sie einen
anormalen Wachstumsphänotyp
aufweisen, der durch signifikanten Verlust an Zellproliferation
charakterisiert ist. Neoplastische Zellen umfassen Zellen, die sich
aktiv replizieren oder sich in einem vorübergehenden, nicht-replikativen
Ruhezustand (G1 oder G0)
befinden können;
demähnlich
können
neoplastische Zellen Zellen umfassen, die einen gut differenzierten
Phänotyp,
einen schlecht differenzierten Phänotyp oder ein Gemisch aus
beiden Zelltypen aufweisen. Somit sind zu einem bestimmten Zeitpunkt
nicht alle neoplastischen Zellen notwendigerweise replizierende Zellen.
Die Reihe, die als neoplastische Zellen definiert ist, besteht aus
Zellen in gutartigen Neoplasmen und Zellen in malignen (oder offenen)
Neoplasmen. Hierin werden offen neoplastische Zellen häufig als Krebs
oder Krebszellen, Tumor oder Tumorzellen bezeichnet, die typischerweise
als Karzinom bezeichnet werden, sofern sie von Zellen endodermalen
oder ektodermalen histologischen Ursprungs sind, oder als Sarkom,
sofern sie von Zellen aus dem Mesoderm ausgehen. In die Definition
von neoplastischen Zellen umfasst sind Zellen, denen p53-Funktion
fehlt, die jedoch nicht offen neoplastisch sind. Siehe das US-Patent
Nr. 5.677.178. Beispiele für
Zellen der letztgenannten Kategorie wären Zellen, die mit Barret-Syndrom
oder Leukoplaki assoziiert sind.
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"Replikationsfähiges Adenovirus" oder "replikationsfähige Adenovirusmutante" bezieht sich auf ein
Adenovirus, das eine Mutation in einem RB-Familienmitgliedbindungsregion
von E1A, vorzugsweise der E1A-CR2-Region, aufweist. Sich teilende
Zellen, zu einem größeren Ausmaß als ruhende
Zellen, die mit solch einem Virus infiziert sind, weisen eine oder mehrere
der folgenden phänotypischen
Eigenschaften auf: (1) wesentliche Expression von späten Genprodukten
wie beispielsweise Capsidproteinen (z.B. Adenovirus-Pentonbasen-Polypeptid)
oder RNA-Transkripten, initiiert durch virale(n) Spätgenpromotor(en),
(2) Replikation von viralen Genomen oder Bildung von replikativen
Zwischenprodukten, (3) Anordnung von viralen Capsiden oder gepackten
Virionpartikeln oder (4) Auftreten des zytopathischen Effekts (CPE)
in der infizierten Zelle, (5) Abschluss eines viralen lytischen
Zyklus.
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"Physiologische Bedingungen" oder "physiologische Lösung" bezieht sich auf
eine wässrige
Umgebung mit einer Ionenstärke,
einem pH und einer Temperatur, die im Wesentlichen Bedingungen in
einer intakten Säugetierzelle
oder in einem Geweberaum oder einem Organ eines lebenden Säugetiers ähnlich sind.
Typischerweise umfassen physiologische Bedingungen eine wässrige Lösung mit
etwa 150 mM NaCl, pH 6,5–7,6
und einer Temperatur von etwa 22–37°C. Im Allgemeinen sind physiologische Bedingungen
geeignete Bindungsbedingungen für intermolekulare
Assoziation biologischer Makromoleküle. Beispielsweise sind physiologische
Bedingungen von 150 mM NaCl, pH 7,4, bei 37°C im Allgemeinen geeignet.
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Unter
Erkrankungen einschließlich "hyperproliferativen" Zellwachstums werden
pathologische Leiden verstanden, die nicht kanzerös und durch
unerwünschtes
Zeltwachstum wie beispielsweise Endothelzellwachstum in Verbindung
mit Angiogenese oder Restenose charakterisiert sind. Erkrankungen einschließlich "unkontrollierten
Zellwachstums" beziehen
sich typischerweise auf gutartigen bzw. metastasenbildenden Krebs.
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Unter "negativen Selektionsgenen
oder -mittel" wird
ein Gen verstanden, dessen Proteinprodukt die Fähigkeit eines Wirts steigert,
neoplastische Zellen zu töten.
Dies würde
immunpotenzierende Mittel oder Enzyme einschließen, die die Umsetzung eines Prodrugs
zu seinem toxischen Metaboliten fördert.
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Chemische
Bezeichnungen hierin werden gemäß dem allgemeinen
Gebrauch auf dem Gebiet der Erfindung, wie z.B. in The McGraw-Hill
Dictionary of Chemical Terms (Hrsg.: S. Parker), McGraw-Hill, San
Francisco (1985), dargestellt, verwendet.
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DNA-Regionen
sind operabel gebunden, wenn sie funktionell miteinander in Verbindung
stehen. Beispielsweise ist ein Promotor operabel an eine Kodiersequenz
gebunden, wenn er die Transkription der Sequenz steuert; eine Ribosombindungsstelle
ist operabel an eine Kodiersequenz gebunden, wenn sie so positioniert
ist, dass sie Translation ermöglicht.
Im Allgemeinen bedeutet operabel gebunden zusammenhängend und,
im Fall von Leadersequenzen, zusammenhängend und in Leseraster.
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Als
replizierender Adenovirusvektor wird ein Adenovirus oder eine Mutante
davon bezeichnet, das/die in der Lage ist, sich in Krebszellen zu
replizieren. Solche können
Wildtyp-Adenovirus oder, wie nachstehend noch näher erläutert wird, Mutanten von Adenovirus
umfassen, die in der Lage sind, sich in bestimmten Typen von Krebszellen
selektiv zu replizieren, vorzugsweise in jenen, denen funktionell ein
oder mehrere Tumorsuppressorproteine fehlen.
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Unter "E1A-RB-Familienmitgliedbindungsregionen", "RB-Bindungsstellenmutanten" oder "RB-Mutanten" in Adenovirus werden
jene Regionen in der konservierten Region 2 (CR2) von E1A verstanden,
die für
Bindung von RB (p105) oder zwei anderen E1A-Bindungsproteinen, p107
und p130, verantwortlich sind. 1 zeigt
die spezifischen CR2-Gendeletionen, die in den Adenovirusmutanten dl922/947,
dl1107 und der Punktmutation in pm 928 vorhanden sind.
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In
einer anderen Ausführungsform
der Erfindung kann ein Adenovirus, das in einer E1A-RB-Familienmitgliedbindungsregion
mutiert ist, auch ein heterologes Genprodukt oder ein negatives
Selektionsmittel exprimieren, das für die infizierten Zellen toxisch
sein kann. Eine große
Auswahl an solchen Mitteln kann verwendet werden. Beispielsweise
können negative
Selektionsgene in ein ausgewähltes
Adenovirus-E1A-RB-Familienmitgliedbindungsregion-Konstrukt
eingebaut werden. Eine bevorzugte Ausführungsform ist eine HSV-tk-Genkassette,
die operabel an den E2-Promotor
von Ad5-NTdl1110 gebunden ist, oder ein alternativer Promotor und/oder
Enhancer (z.B. später
Hauptpromotor, E1a-Promotor/Enhancer, E1b-Promotor/Enhancer) mit
einer Polyadenylierungsstelle, um eine tk-Expressionskassette zu
bilden. Siehe Zjilstra et al., Nature 342, 435 (1989); Mansour et
al., Nature 336, 348 (1988); Johnson et al., Science 245, 1234 (1989);
Adair et al., Proc. Natl. Acad. Sci (USA) 86, 4574 (1989); M. Capecchi,
Science 244, 1288 (1989). Die tk-Expressionskassette (oder andere
negative Selektions-Expressionskassetten) wird in das Adenovirusgenom,
beispielsweise als ein Ersatz für
eine wesentliche Deletion des E3-Gens,
insertiert. Andere negative Selektionsgene, einschließlich Cytosindeaminase,
werden Fachleuten bekannt sein. Siehe das US-Patent Nr. 5.358.866.
Es wird angenommen, dass ein negatives Selektionsgen, das operabel
an den E2-Promotor gebunden ist, eine besonders bevorzugte Ausführungsform
zur Inkorporation in hierin offenbarte E1A-RB-Bindungsmutanten,
und vorzugsweise die E1A-CR2-Mutanten, ist.
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In
einer anderen Ausführungsform
würden andere
negative Selektionsmittel Cytokine, vorzugsweise ein Interleukin
1–15,
noch bevorzugter IL-2 (US-Patente Nr. 4.738.927 oder 5.641.665),
Interleukin 7 (US-Patente Nr. 5.965.195 oder 5.328.988) und IL-12
(siehe das US-Patent Nr. 5.457.038), oder ein Interferon, einschließlich Interferon
gamma (US-Patente Nr. 4.727.138 oder 4.762.791), umfassen. Auch umfasst
würde Tumornekrosefaktor
alpha (US-Patente Nr. 4.677.063 oder 5.773.582) oder GM-CSF (US-Patente
Nr. 5.393.870 oder 5.391.485) sein. Darüber hinaus könnten immunmodulierende
Proteine verwendet werden, die Makrophagen-Entzündungsproteine
einschließlich
MIP-3 (siehe T.N. Well und MC.J. Peitsch, Leukoc. Biol 61(5), 545–550 (1997))
und Zellsuizid oder Apoptose induzierende Proteine einschließlich BAD
und BAX umfassen. Siehe E. Yang et al., Cell 80, 285–291 (1995);
und R. Sandeep et al., Cell 91, 231–241 (1997).
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Obwohl
die Wirkung der vorliegenden Zusammensetzungen zur Behandlung von
Krebs durch eine oder mehrere Theorien beschrieben werden kann,
wird verstanden werden, dass der/die Mechanismus/Mechanismen, durch
den/die die Adenovirusmutanten der Erfindung, alleine oder in Kombination mit
Chemotherapie, zur Behandlung von hyperproliferativen Erkrankungen,
einschließlich
Krebs, wirken, bis heute noch nicht bekannt ist/sind. Werden also solche
Theorien hierin diskutiert oder erwähnt, so gilt zu verstehen,
dass die Erfinder nicht beabsichtigen, sich durch diese Theorien
binden zu lassen, da dies eine Einschränkung der Ansprüche darstellen würde. Es
ist daher wichtig anzumerken, dass die E1A-RB-Familienmitgliedbindungsmutanten-Adenoviren
der Erfindung, obgleich sie durch Mutationen in einer RB-Familienmitgliedbindungsregion
von E1A charakterisiert sind, ihre biologische Aktivität mittels Mechanismen
ausüben,
die bis heute noch nicht bekannt sind.
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Adenovirus
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Es
ist wichtig anzumerken, dass, während die
vorliegende Erfindung auf Grundlage von Adenovirus Typ 5 beschrieben
wird, sie ebenso mit anderen ähnlichen
Adenovirus-Serotypen ausgeführt
werden kann. Die allgemeine Organisation des Adenovirusgenoms ist
unter Serotypen konserviert, und spezifische Funktionen sind ähnlich angeordnet.
Weiters ist das Adenovirus-5-Genom als Genbank Zugriffsnummer M73260
registriert, und das Virus ist bei der American Type Culture Collection,
Rockville, Maryland, USA, unter der Zugriffsnummer VR-5 erhältlich. Verfahren
zur Konstruktion von Adenovirusmutanten sind im Allgemeinen auf
dem Gebiet der Erfindung bekannt. Siehe S. K. Mittal, Virus Res.
28, 67–90 (1993).
Bestimmte Materialien und Verfahren, die zur Konstruktion von Adenovirusmutanten
verwendet werden, werden von T. Hanke et al., Virology 177, 436–444 (1990),
und A.J. Bett et al., J. Virol. 67, 5911–5921 (1993), sowie in WO 96/40955
beschrieben. Microbix Biosystems, Inc., mit Sitz in 341 Bering Avenue,
Toronto, Ontario, Kanada, verkauft zahlreiche der zur Konstruktion
von Adenovirusmutanten verwendeten Materialien und stellt Produktinformationsblätter bereit,
die das Vorgehen zur Herstellung Letzterer beschreiben. Mutationen
in der E1A-RB-Familienmitgliedbindungsregion sind auf dem Gebiet
der Erfindung bekannt und können
leicht unter Verwendung herkömmlicher
Mutageneseverfahren, einschließlich
PCR, gebildet werden.
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Eigenschaften von E1A-Adenovirusmutante
- Replikation und Zytopathogenität
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DNA-Tumorviren
wie z.B. Adenovirus sind in der Lage, ruhende Zellen zu infizieren
und sich in ihnen zu replizieren, da Eintritt in die S-Phase induziert wird.
Dieser Schritt von G1- in S-Phase folgt dem hemmenden Binden von
RB und verwandten zellulären
Proteinen durch frühe
virale Genprodukte. Siehe P. Whyte, N. Williamson & E. Harlow, Cell
56, 67–75 (1989);
E. Moran, B. Zerler, T. Harison & M.
Mathews, Molecular and Cellular Biology 6, 3470–3480 (1986).
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Bindung
und Inaktivierung von RB (sowie von p107, p130, wie nachstehend
noch näher
erläutert)
durch Adenovirus wird durch Aminosäuren 121 bis 127 der konservierten
Region 2 des E1A-Proteins gefördert.
Siehe E. Moran, B. Zerler, T. Harison & M. Mathews, Molecular and Cellular
Biology 6, 3470–3480
(1986); P. Whyte, H. Ruley & E.
Harlow, J. Virology 62, 257–265
(1988). Mutationen innerhalb dieser Domäne resultieren in einem Transformationsverlust
durch E1A ohne Inhibition ihrer Transaktivierungsfunktion. Siehe
E. Moran, B. Zerler, T. Harison & M.
Mathews, Molecular and Cellular Biology 6, 3470–3480 (1986); P. Whyte, N.
Ruley & E. Harlow, J.
Virology 62, 257–265
(1988); T. Jelsma et al., Virology 171, 120–130 (1989).
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In
einer Ausführungsform
der Erfindung werden Adenovirus-E1A-RB-Bindungsstellenmutanten beschrieben,
die reduziertes Replikationsvermögen in
ruhenden normalen Zellen aufweisen, jedoch gesteigerte Replikation
sowohl in Krebszellen als auch in proliferierenden normalen Zellen,
einschließlich vor
allem Mikrogefäß-Endothelzellen, zeigen.
Somit tötet
virale Replikation in einer gemischten Population aus sich teilenden
und ruhenden Zellen im Wesentlichen sich teilende Zellen, während sie
auf ruhende Zellen eine wesentlich geringere Wirkung zeigt. Aus
den in den Beispielen beschriebenen Versuchen geht hervor, dass
Viren mit Mutationen in der RB-Familienmitgliedbindungsregion von
E1A im Vergleich zu Wildtyp-Adenovirus signifikant reduzierte Replikation
und Zytopathogenität
in ruhenden Zellen zeigen. Im Gegensatz dazu und überraschenderweise
sind Replikation und Zytopathogenität der Virusmutanten von der
E1A-RB-Familienmitgliedbindungsstelle höher als jene bei Wildtyp-Adenovirus
in Krebszellen und in proliferierenden normalen Zellen, einschließlich Mikrogefäß-Endothelzellen.
Die folgende Diskussion liefert eine detailliertere Beschreibung
jeder dieser Eigenschaften, Replikation und Zytopathogenität, der Adenovirusmutanten
der Erfindung in verschiedenen Zelltypen, entweder in sich teilenden
oder in ruhenden Zellen.
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Die
vorliegende Erfindung, die nachstehend im Detail, und insbesondere
in den Beispielen, dargestellt ist, basiert auf den Ergebnissen
aus Versuchen mit drei Adenovirusmutanten mit gut charakterisierten
Mutationen in der E1A-RB-Familienmitgliedbindungsregion, der konservierten
Region 2 (CR2) des Virus. Die Viren sind bezeichnet als: dl1107, dl922/947
und pm 928.
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Die
CR2-Region von Wildtyp-Adenovirus bindet drei zelluläre Proteine:
p130, p107 und p105. p105 entspricht RB. Frühere Arbeiten von anderen (siehe
D. Barbeau et al., Oncogene 9, 359–373 (1994)) und die Beobachtungen
der Erfinder, die nicht veröffentlicht
wurden, warfen Licht auf die Wirkung von Mutationen in der E1A-CR2-Region der Adenovirusmutanten,
dl1107, dl922/947 und pm 928, auf Bindung an diese zellulären Proteine.
E1A, für das
dl1007 kodiert, bindet sich im Wesentlichen nur an p107, während E1A,
für das
dl922/947 und pm 928 kodieren, nur geringe oder gar keine Bindung
an eines dieser drei zellulären
Proteine zeigt. So scheint es, dass die nachstehend präsentierten
Ergebnisse für
Adenovirusmutanten gelten, die zumindest eine Mutation in der hierin
als E1A-RB-Bindungsstellenregion bezeichneten Region aufweisen.
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Replikation von E1A-CR2-Adenovirusmutanten
in vitro im Vergleich zu Wildtyp
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In
einer Ausführungsform
der Erfindung wird für
Adenovirusmutanten mit gut charakterisierten Mutationen in der E1A-RB-Familienmitgliedbindungsregion,
und vorzugsweise in der konservierten E1A-RB-Bindungsregion 2 (CR2)
des Virus, gezeigt, dass sie sich in einer Gruppe normaler Zellen
und Krebszellen replizieren (2). Noch
bevorzugter war eine solche Adenovirus-E1A-CR2-RB-Bindungsstellenmutante,
dl922/947, nicht in der Lage, sich zu einem Titer über dem
Eingangstiter in ruhenden, sich nicht unbegrenzt vermehrenden, menschlichen
Mikrogefäß-Endothelzellen
(MVEC) zu replizieren. Dahingegen, und wie auch in den Beispielen
noch näher erläutert wird,
replizieren sich solche E1A-RB-Bindungsstellenvirusmutanten signifikant
besser als Wildtyp-Adenovirus in aktiv proliferierenden MVECs.
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Weiters
wurde die Replikation dieser E1A-RB-Familienmitgliedbindungs-Adenovirusmutanten
in menschlichen Tumorzellen mit mutiertet RB- (C33A, zervikal) oder
normaler RB-Expression (HLaC, laryngeal) bestimmt. Die E1A-RB-Bindungsstellenvirusmutanten
replizierten in beiden Tumorzelllinien besser als Wildtyp-Adenovirus. Ähnliche Resultate
wurden in A549-Karzinomzellen erhalten, die normale RB-Expression
aufweisen.
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Zytopathische Wirkung
in RB-(+)-Zelllinien
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In
einer zweiten Ausführungsform
der Erfindung wird für
Adenovirusmutanten mit gut charakterisierten Mutationen in der E1A-RB-Familienmitgliedbindungsregion,
und vorzugsweise in der konservierten E1A-RB-Bindungsstellen-Region
2 (CR2) des Virus, gezeigt, dass sie im Vergleich zu Wildtyp-Adenovirus
auf alle getesteten Tumorzelllinien, einschließlich Zellen mit normaler RB-Expression
(HLaC, RKO, H1299, U2OS und A549) und jener mit abnormaler RB-Expression
(C33A, N2009) gesteigerte Zytopathogenität aufweisen (3).
Die vitale Dosis, die erforderlich ist, um 50% eines Zellmonolayers
zu zerstören,
war beim Wildtyp-Adenovirus bis zu zehnmal höher als bei den E1A-CR2-RB-Bindungsstellenmutanten
dl1107 oder dl922/947. Demähnlich
wurde für proliferierende
MVECs, kleinen Atemweg-Epithelzellen (SAECs) und Säugetier-Epithelzellen
gezeigt, dass sie auf CPE mit den E1A-CR2-Mutanten empfindlicher
sind als auf Wildtyp-Virus. Die Gegenwart von Wildtyp-RB-Protein
schien CPE-Ergebnisse zu beeinflussen. Beispielsweise war die höhere Zytopathogenität von E1A-CR2-RB-Familienmitgliedbindungsmutanten
im Vergleich zu Wildtyp-Adenovirus in Zellen mit normaler RB-Expression
am höchsten. Dahingegen
waren ruhende MVECs und Säugetierepithelzellen
(MECs) auf die E1A-RB-Bindungsvirusmutanten weniger empfindlich
als auf Wildtyp-Adenovirus.
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E1A-Mutanten zeigen gesteigerte
Wirksamkeit gegen Tumoren in vivo
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In
wiederum einer anderen Ausführungsform der
Erfindung wurde für
die E1A-RB-Familienmitgliedbindungsstellen-Virusmutanten,
und vorzugsweise für
die E1A-CR2- RB-Mutanten,
gezeigt, dass sie höhere
oder gleiche antitumorale Aktivität in vivo aufwiesen als für Wildtyp-Adenovirus
beobachtet wurde (4).
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Die
antitumorale Wirksamkeit wurde unter Verwendung von menschlichen
Tumorxenotransplantaten in athymischen Mäusen wie in den Beispielen
beschrieben bestimmt. Beispielsweise hatten Tiere mit Kolontumoren,
denen eine E1A-CR2-RB-Familienmitgliedbindungsstellen-Virusmutante
injiziert wurde, eine mittlere Überlebensdauer
von 80 Tagen im Vergleich zu 35 Tagen in der Gruppe, die mit Wildtyp-Adenovirus behandelt
wurde, und zu 25 Tagen in der Vehikel-Kontrollgruppe. Weitere Ergebnisse
sind in den Beispielen dargestellt.
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E1A-Mutanten zeigen im
Vergleich zu Wildtypvirus herabgesetzte Replikation und Toxizität in ruhenden normalen
Zellen in vivo
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Die
Baumwollratte ist ein permissiver Wirt für menschliches Adenovirus (siehe
H.S. Ginsberg et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 86, 3823–3827 (1989)), und
ihre Lunge ist ein anerkanntes Modell zur Studie von adenoviraler
Replikation und Pathologie in vivo. Siehe G.A. Prince et al., J.
Virol. 67, 101–111
(1993); H.S. Ginsberg & G.A.
Prince, Infect Agents Dis 3, 1–8 (1994).
Somit wurden Versuche an Baumwollratten durchgeführt, die die wesentliche Resistenz
von ruhenden normalen Zellen gegenüber der E1A-RB-Familienmitgliedbindungsstellen-Virusmutanten
im Vergleich zu Wildtyp-Adenovirus bestätigten. In-situ-Hybridisierung
der Lungen, die mit E1A-RB-Bindungsstellenvirusmutante
infiziert waren, zeigte keine Replikation in einem Fall und einen
geringen Grad an Replikation in den anderen Fällen. Dahingegen zeigte In-situ-Hybridisierung
der Lungen, die mit Wildtyp-Adenovirus infiziert waren, einen höheren Grad an
Replikation in alten Tieren. Wildtyp-Adenovirus infizierte diffus
Zellen im gesamten Bronchiolenepithel und innerhalb des Lungenparenchyms,
während
die Replikation von E1A-RB-Familienmitgliedvirusmutanten auf isolierte
Bronchiolenepithelzellen eingeschränkt war. Diese Ergebnisse sind
im Detail in den Beispielen präsentiert.
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Somit
sind insgesamt gesehen Adenovirus-E1A-RB-Familienmitgliedbindungsmutanten
die bevorzugte Ausführungsform
der Erfindung, und noch bevorzugter sind Adenovirus-E1A-CR2-RB-Familienmitgliedmutanten,
die in der RB-Familienmitgliedbindungsregion von E1A mutiert sind.
Diese Viren zeigen reduzierte Replikation in ruhenden normalen Zellen,
während
Replikation und Zytopathogenität
in Krebszellen und proliferierenden Endothelzellen stärker sind
als im Wildtyp-Adenovirus.
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Die
im Vergleich zu Wildtyp-Adenovirus erhöhte Replikation und Zytopathogenität von E1A-CR2-RB-Bindungsstellenmutanten
in proliferierenden Zellen war unerwartet. Tatsächlich sind mehrere Adenovirus-
und Herpesvirusmutanten bekannt, die genetisch attenuiert wurden,
um selektive Replikation in Tumorzellen zu erreichen. Siehe C. Heise
et al., Nat. Med. 3, 639–645
(1997); J.R. Bischoff et al., Science 274, 373–376 (1996); R.L. Martuza et
al., Science 252, 854–856
(1991); T. Mineta, Nat. Med. 1, 938–943 (1995). Jedes dieser attenuierten
Viren repliziert weniger effizient als sein verwandtes Wildtypvirus,
sogar in Tumorzellen. Siehe J.R. Bischoff et al., Science 274, 373–376 (1996);
R.L. Martuza et al., Science 252, 854–856 (1991); D.H. Kirn, Expert
Opinion on Investigational Drugs 5, 753–762 (1996). In manchen Fällen kann
Replikation im Vergleich zum Wildtypvirus um das 10- bis 100fache
reduziert werden. Siehe R.L. Martuza et al., Science 252, 854–856 (1991).
Dies ist vermutlich auf den Verlust wichtiger viraler Funktionen
zurückzuführen, die
Replikation fördern.
Der Grund für
die gesteigerte Replikation von E1A-CR2-RB-Bindungsmutanten im Vergleich zu
Wildtyp-Adenovirus ist unbekannt.
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Für Fachleute
wird ersichtlich sein, dass die hierin offenbarten E1A-RB-Bindungsstellenmutanten,
und vorzugsweise die E1A-CR2-RB-Bindungsstellenmutanten, einen großen therapeutischen
Index zwischen sich teilenden und ruhenden Zellen, oder insbesondere
zwischen Tumor- und proliferierenden Mikrogefäß-Endothelzellen einerseits
und ruhenden Mikrogefäß-Endothelzellen
andererseits, aufweisen.
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Somit
wird weiters erkannt werden, dass diese bevorzugte Ausführungsform
der Erfindung günstigerweise
auf das wesentliche und selektive Töten von sich teilenden Tumorzellen
direkt durch Adenovirusreplikation und darin liegende zytopathogene Wirkung
angewandt werden kann. Diese Wirkung wird durch die Elimination
von sich entwickelnden Blutgefäßen durch
die Adenovirus-E1A-RB-Bindungsstellenmutanten verstärkt. Beide
Antitumorwirkungen treten mit minimalem Töten normaler ruhender Zellen auf.
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Formulierungen/Verabreichung
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Die
hierin beschriebenen Adenovirusmutanten können für therapeutische und diagnostische Verabreichung
an einen Patienten formuliert werden. Für therapeutische oder prophylaktische
Verwendungen wird eine sterile Zusammensetzung, die eine pharmakologisch
wirksame Dosierung an Adenovirus enthält, einem menschlichen Patienten
oder einem nicht menschlichen Tierpatienten zur Behandlung von beispielsweise
einem neoplastischen Leiden verabreicht. Im Allgemeinen umfasst
die Zusammensetzung etwa 103 bis 1015 oder mehr Adenoviruspartikel in einer
wässrigen
Suspension. Ein pharmazeutisch annehmbarer Träger oder Exzipient, z.B. Wasser,
gepuffertes Wasser, 0,4%ige Salzlösung, 0,3%iges Glycin und dergleichen,
kann verwendet werden. Diese Lösungen
sind steril und im Allgemeinen frei von partikulärer Substanz, die nicht der
erwünschte
Adenovirusvektor ist. Die Zusammensetzungen können pharmazeutisch annehmbare
Hilfssubstanzen, die für
annähernd
physiologische Bedingungen erforderlich sind, enthalten, wie pH-Modifikator
und Puffer, Toxizitätsmodifikator
und dergleichen, z.B. Natriumacetat, Natriumchlorid, Kaliumchlorid, Calciumchlorid,
Natriumlactat usw. Exzipienten, die Infektion von Zellen durch Adenovirus
steigern, können
eingebunden werden, vorzugsweise Polykationen.
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Adenoviren
der Erfindung oder die darin enthaltene DNA kann auch neoplastischen
Zellen durch Liposomen- oder Immunoliposomenzufuhr zugeführt werden;
solche Zufuhr kann auf Grundlage einer Zelloberflächeneigenschaft,
die die neoplastische Zellpopulation aufweist (z.B. die Gegenwart
eines Zelloberflächenproteins,
das sich an Immunglobulin in einem Immunoliposom bindet), selektiv
auf neoplastische Zellen gerichtet sein. Typischerweise wird eine wässrige Suspension,
die die Viruspartikel enthält,
in Liposomen oder Immunoliposomen verkapselt. Beispielsweise kann
eine Suspension von Adenovirusvirionen in Mizellen mittels herkömmlicher
Verfahren verkapselt werden, um Immunoliposomen zu bilden (US-Patent
Nr. 5.043.164, US-Patent
Nr. 4.957.735, US-Patent Nr. 4.925.661; Connor & Huang, J. Cell Biol. 101, 582 (1985);
Lasic DD, Nature 355, 279 (1992); Novel Drug Delivery (Hrsg.: LF
Prescott & WS
Nimmo): Wiley, New York (1989); Reddy et al., J. Immunol. 148, 1585
(1992)). Immunoliposomen, umfassend einen Antikörper, der sich spezifisch an
ein Krebszellenantigen (z.B. CALLA, CEA) bindet, das an den Krebszellen
der Person vorhanden ist, können
verwendet werden, um Virionen oder Virionen-DNA auf jene Zellen
zu richten.
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Die
Zusammensetzungen, die die vorliegenden Adenoviren oder Mischungen
davon enthalten, können
für prophylaktische
und/oder therapeutische Behandlungen neoplastischer Erkrankungen
verabreicht werden. Bei therapeutischen Anwendungen werden Zusammensetzungen
einem Patienten, der bereits von der bestimmten neoplastischen Erkrankung
betroffen ist, in einer Menge verabreicht, die ausreichend ist,
um das Leiden und die damit einhergehenden Komplikationen zu heilen
oder zumindest teilweise zu stoppen. Eine Menge, die ausreichend ist,
um dies zu erreichen, ist als eine "therapeutisch wirksame Dosis" oder "wirksame Dosis" definiert. Mengen,
die für
diese Verwendung wirksam sind, hängen
vom Ausmaß des
Leidens, dem allgemeinen Zustand des Patienten und der Art der Verabreichung ab.
Einzelne oder mehrere Verabreichungen der Zusammensetzungen können unter
Einhaltung von Dosierungshöhen
und -zusammenstellungen erfolgen, die vom behandelnden Arzt festgelegt
werden. In jedem Fall sollten die pharmazeutischen Formulierungen
eine Menge an E1A-RB-Familienmitgliedbindungs-Adenovirusmutanten
dieser Erfindung bereitstellen, die ausreichend ist, um den Patienten
wirksam zu behandeln.
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Bei
prophylaktischen Anwendungen werden Zusammensetzungen, die Adenoviren
der Erfindung oder Mischung davon enthalten, einem Patienten verabreicht,
der sich zum Zeitpunkt der Verabreichung in keinem neoplastischen
Erkrankungszustand befindet, um die Resistenz des Patienten gegen
das Auftreten von Krebs zu steigern oder um die Remissionsdauer
zu verlängern.
Solch eine Menge ist als eine "prophylaktisch
wirksame Dosis" definiert. In
dieser Verwendung hängen
die präzisen
Men gen wiederum von dem Gesundheitszustand des Patienten und vom
allgemeinen Immunitätsgrad
ab.
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Adenovirustherapie
der vorliegenden Erfindung kann mit anderen antineoplastischen Verfahren,
wie z.B. mit herkömmlicher
Chemotherapie, oder mit anderen Viren kombiniert werden. Siehe das US-Patent
Nr. 5.677.178, ausgegeben am 14. Oktober 1997. Chemotherapie kann
mittels Verfahren verabreicht werden, die Ärzten bekannt sind, einschließlich systemischer,
direkter Injektion in den Krebs oder durch Lokalisierung an der
Stelle der Krebserkrankung durch Assoziieren des erwünschten
chemotherapeutischen Mittels mit einem geeigneten Retardmittel oder
durch intraarterielle Perfusion des Tumors. Das bevorzugte chemotherapeutische
Mittel ist Cisplatin, und die bevorzugte Dosis kann vom Arzt auf
Grundlage der Beschaffenheit des zu behandelnden Krebses sowie anderer
Faktoren, die routinemäßig bei
der Verabreichung von Cisplatin berücksichtigt werden, festgelegt
werden. Vorzugsweise wird Cisplatin intravenös in einer Dosis von 50–120 mg/m2 über
eine Zeitspanne von 3–6
Stunden verabreicht. Noch bevorzugter wird es intravenös in einer
Dosis von 80 mg/m2 über eine Zeitspanne von 4 Stunden verabreicht.
Ein zweites chemotherapeutisches Mittel, das vorzugsweise in Kombination
mit Cisplatin verabreicht wird, ist 5-Fluoruracil. Die bevorzugte
Dosis von 5-Fluoruracil beträgt
800–1.200
mg/m2 pro Tag 5 Tage hintereinander.
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Adenovirustherapie
unter Verwendung der Adenoviren der vorliegenden Erfindung kann
mit anderen antineoplastischen Verfahren wie z.B. Gentherapie kombiniert
werden. Siehe das US-Patent Nr. 5.648.478. Wie zuvor erwähnt weisen
Adenoviruskonstrukte zur Verwendung in der vorliegenden Erfindung
spezifisches Krebszelltöten
auf, vorzugsweise durch die Expression von Prodrug-Aktivatorgenen, die
aus einem gewebespezifischen Promotor gewonnen wurden. Siehe das
US-Patent Nr. 5.631.236.
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In
dem Fall, dass die Adenovirusmutanten der vorliegenden Erfindung
eine Immunantwort hervorrufen, die ihre Wirkung in einem Wirtstier
dämpft, können sie
mit einem geeigneten immunsuppressiven Wirkstoff verabreicht werden,
um ihre Wirkung zu maximieren. Alternativ dazu gibt es zahlreiche
verschiedene Verfahren, durch die die äußere Proteinhülle des
Adenovirus modifiziert werden kann, um weniger immunogenes Virus
herzustellen. Siehe WO 98/40509. Darin wird gezeigt, dass eine zentrale
immunogene Komponente der äußeren Hülle des
Adenovirus, das Hexonprotein, genetisch bearbeitet werden kann,
um weniger immunogen zu sein. Dies erfolgt durch Schaffen eines
Hybridhexonproteins durch Substituieren der normalen viralen Hexonproteinepitope
durch eine Sequenz von Aminosäuren, die
normalerweise im Hexonprotein nicht zu finden sind. Solche Adenoviruskonstrukte
sind weniger immunogen als das Wildtypvirus.
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Um
die Wirksamkeit von Adenovirus-E1A-Mutationskonstrukten der Erfindung
zu steigern, können
sie modifiziert werden, sodass sie gesteigerten Tropismus für bestimmte
Tumorzelltypen aufweisen. Beispielsweise kann, wie in WO 98/40508 gezeigt,
ein Protein an der äußeren Adenovirushülle so modifiziert
werden, dass es ein chemisches Mittel, vorzugsweise ein Polypeptid,
aufweist, das sich an einen Rezeptor bindet, der an Tumorzellen
in größerem Ausmaß vorhanden
ist als an normalen Zellen. Siehe auch das US-Patent Nr. 5.770.442
und US-Patent Nr. 5.712.136. Das Polypeptid kann Antikörper sein
und ist vorzugsweise ein einkettiger Antikörper.
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Reinigung
von Adenovirusmutanten
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Adenovirus
wird gewöhnlicherweise
mittels zahlreicher Verfahren gereinigt, einschließlich Cäsiumchlorid-Banding
unter Verwendung einer Ultrazentrifuge. Zur großtechnischen Herstellung von Adenovirus
jedoch sind Verfahren wünschenswert, die
größere Ausbeuten
ergeben als jene, die mittels Cäsiumchlorid-Ultrazentrifugation
leicht erhältlich sind,
und umfassen einen oder mehrere chromatographische Schritte. Das
bevorzugte Verfahren verwendet Ionenaustauschchromatographie. Siehe
z.B. WO 98/22588; und Huyghe et al., Human Gene Therapy 6, 1403–1416 (1996).
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Die
nachstehenden Beispiele der Erfindung haben ausschließlich beispielhaften
Charakter, und Fachleuten wird bekannt sein, dass zahlreiche Modifikationen
und Ände rungen
an diesen Ausführungsformen
vorgenommen werden können,
ohne vom Schutzumfang der Erfindung abzuweichen.
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Beispiel 1
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Zytopathogenität von Adenovirus-E1A-CR2-RB-Familienmitgliedbindungsmutanten
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Die
Zytopathogenität
von Adenovirus-E1A-CR2-RB-Familienmitgliedbindungsmutanten wurde
unter Verwendung von drei Mutanten getestet. dl922/947 weist eine
Deletion von Aminosäuren
122 bis 129 auf (siehe P. Whyte, H. Ruley & E. Harlow, J. Virology 62, 257-265
(1988)), während dl1107
eine Deletion von Aminosäuren
111 bis 123 aufweist (siehe T. Jelsma et al., Virology 171, 120–130 (1989)).
pm 928 weist eine Punktmutation auf, die zur Umsetzung von Aminosäure 124
von Cystein zu Glycin führt.
Siehe E. Moran et al., Molecular and Cellular Biology 6, 3470–3480 (1986).
Sowohl für dl922/947
als auch für
pm 928 wurde gezeigt, dass sie trotz normaler E1A-Expressionsniveaus
defekte Transformation aufweisen. Ad5 und Wildtyp D wurden als Wildtyp-Adenoviruskontrollen
verwendet; diese Viren sind abgesehen von Deletionen in der E3-Region
in Wildtyp D beinahe identisch. Siehe D.D. Banker et al., Virology
156, 107–121
(1987).
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Für Tests
unter Verwendung von proliferierenden Zellen wurden Zellen bis zu
70 Konfluenz (2% FBS) gezüchtet,
und zu diesem Zeitpunkt wurden die Zellen dann mit Infektionsmultiplizitäten (MOI)
von 0,001 bis 10 infiziert. Die Tests wurden fünf Tage lang fortgesetzt. Dann
wurden die Platten entweder a) mit Kristallviolett gefärbt und
photographiert oder b) mit Sulforhodamin B (SRB) gefärbt und
mittels kolorimetrischen Tests getestet. Der SRB-Test wurde früher bereits
beschrieben. Siehe P. Skehan et al., Proc. Am. Assoc. Cancer Res.
30, 2436 (1989). Kurz zusammengefasst wurden die Zellen in 96-Well-Platten in
vierfacher Ausführung
ausplattiert und 6 Stunden lang anhaften gelassen. Seriell verdünntes Virus
wurde zu den Testwells zugesetzt, und die Platten wurden bei 37°C in einem
angefeuchteten Inkubator mit 5% CO2 inkubiert.
Der Test wurde am geeigneten Tag nach der Infektion durch den Zusatz
von Trichloressigsäure
zu einer Endkonzentration von 10% für mindestens eine Stunde bei
4°C gestoppt.
Die Platten wurden dann mit entionisiertem Wasser gewaschen und
an der Luft trocknen gelassen. Zellen, die an den Platten zurückblieben,
wurden mit einer 0,2%igen SRB-Lösung
in 1%iger Essigsäure
20 Minuten lang bei Raumtemperatur gefärbt, mit 1%iger Essigsäure gewaschen
und an der Luft getrocknet. Gebundener Farbstoff wurde mit 10 mM
ungepufferter Tris-Base 5–10
Minuten lang an einem Schüttler
löslich
gemacht. Absorption wurde bei 515 mm mit einem Plattenleser gelesen.
Die Prozent der Kontrollwerte wurden als die optische Dichte (O.D.)
der Testwells/O.D. der Kontrollen berechnet und im Diagramm über virale
Infektionsmultiplizität
(MOI) dargestellt. Normale Zellen wurden nach dem Wachstum ruhend
gestellt, um die Konfluenz und darauf folgendes Wachstum in 0,2%
FBS zu vervollständigen.
Der Ruhezustand wurde durch Zellzyklusanalyse und Zellzählungen vor
jedem Test bestätigt.
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Die
folgenden Tumorzelltypen wurden in den Zytopathogenitättests verwendet
und wurden aus der ATCC erhalten: nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom (A549,
H2009, N1299), Kolonkarzinom (RKO), Zervixkarzinom (C33A) und Kehlkopfkarzinom
(HLaC). Zellen wurden wie zuvor beschrieben gezüchtet. Siehe J.R. Bischoff
et al., Science 274, 373–376
(1996). Menschliche RKO-Kolontumorzellen, die das menschliche Papillomavirus-E7-Gen
exprimieren (RKO-RC 7.14), wurden von Dr. Kathy Cho, John's Hopkins University,
erhalten.
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Die
Resultate zeigten, dass sowohl dl922/947 als auch dl1107 gegenüber Wildtyp-Adenovirus gesteigerte
Zytopathogenität
an allen getesteten Tumorzelllinien, einschließlich Zellen mit normaler RB-Expression
(HLaC, RKO, H1299, U2OS und A549) und jener mit abnormaler RB-Expression (C33A,
H2009), verursachten (3). Unter Verwendung
quantitativer Sulforhodamin-B-Tests (SRB) war die virale Dosis,
die erforderlich war, um 50% des Monolayers zu zerstören, für Wildtyp-Adenovirus bis zu
zehnmal höher
als für
dl1107. Dem ähnlich
waren proliferierende MVECs, kleine Atemweg-Epithelzellen (SAECs)
und MECs (erhältlich
bei Clonetics, San Diego, CA) auf CPE mit der E1A-CR2-RB-Bindungsstellenmutante
empfindlicher als auf Wildtypvirus. Die Geschwindigkeit von CPE-Induktion
mit der Punktmutante pm 928 lag in der Mitte zwischen jenen, die
für die
zwei E1A-CR2-RB-Bindungs stellendeletionsmutanten und für Wildtyp-Adenovirus
beobachtet wurden. Interessanterweise schien die Gegenwart von Wildtyp-RB-Protein
CPE-Resultate zu beeinflussen; die bessere Zytopathogenität der E1A-CR2-RB-Bindungsstellenmutanten
in Bezug auf Wildtyp-Adenovirus war in Zellen mit normaler RB-Expression
am höchsten.
Im Gegensatz dazu waren ruhende MVECs und MECs weniger empfindlich
auf die E1A-Virusmutanten als auf Wildtyp-Adenovirus.
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Diese
Daten untermauern somit eindeutig die Nützlichkeit der Adenovirus-E1A-CR2-RB-Familienmitgliedbindungsstellenmutanten,
Tumorzellen direkt oder durch Eliminieren ihrer ihnen zugrundeliegenden
Blutgefäß-Nährstoff-Endothelzellen-Trägerstruktur
zu töten.
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Beispiel 2
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Replikation von Adenovirus-E1A-CR2-RB-Familienmitgliedbindungsstellenmutanten
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Virus-Replikationstests
wurden wie zuvor beschrieben durchgeführt. Siehe J.R. Bischoff et
al., Science 274, 373–376
(1996). Kurz zusammengefasst wurden Zellen wie für die Tests zur zytopathischen
Wirkung in Beispiel 1 beschrieben gezüchtet und wurden bei einer
MOI von 10 mit jedem Virus infiziert. 48 Stunden später wurden
sowohl Zellen als auch Überstand
zur Virustitrationsanalyse geerntet. Zelllysate wurden drei Gefrier-
und Auftauzyklen unterzogen, denen ein 30-s-Impuls in einem Beschallungswasserbad
folgte. Reihenverdünnungen
von Überständen und
Lysaten wurden an HEK293-Zellen (menschliche embryonale Nierenzellen,
die die E1-Region von Ad2 exprimieren) titriert.
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dl922/947
war nicht in der Lage, sich zu einen Titer über dem Eingangstiter in ruhenden,
sich nicht unbegrenzt vermehrenden menschlichen Mikrogefäß-Endothelzellen
(MVEC) zu replizieren (2). Im Gegensatz dazu replizierten
sich beide E1A-Virusmutanten,
dl1107 und pm 928, signifikant besser als Wildtyp-Adenovirus in
aktiv proliferierenden MVECs. Ähnliche
Ergebnisse wurden für
ruhende und proliferierende menschliche Brustepithelzellen erhalten
(Daten nicht dargestellt). Die Replikation von dl922/947 wurde in
proliferierenden Endothelzellen gegenüber nichtproliferierenden Endothelzellen um
etwa das 25fache gesteigert (7 × 107 gegenüber 2,6 × 106 pfu/ml), und dies gegenüber einem 2fachen Unterschied
für Wildtyp-Adenovirus
(4 × 107 gegenüber
2 × 107 pfu/ml).
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Die
Erfinder bewerteten als Nächstes
die Replikation dieser Viren in menschlichen Tumorzellen mit mutierter
RB-Expression (C33A, Zervix) oder normaler RB-Expression (HLaC, Kehlkopf). Die drei E1A-RB-Bindungsvirusmutanten
replizierten in beiden Tumorzelllinien besser als Wildtyp-Adenovirus. Ähnliche
Ergebnisse wurden in A549-Karzinomzellen (normale RB-Expression)
erhalten.
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Beispiel 3
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Adenovirus-E1A-CR2-RB-Familienmitgliedbindungsstellenmutanten
zeigen gesteigerte Wirksamkeit in Nacktmaus-Mensch-Tumorxenotransplantatmodellen
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sDie
Erfinder bewerteten die antitumorale Wirksamkeit von dl922/947,
pm 928 und Wildtyp-Adenovirus gegen menschliche Tumorxenotransplantate
in athymischen Mäusen.
Weibliche athymische Mäuse
(Hsd: Athymic Nude-nu) wurden in einem Alter von 4 bis 6 Wochen
von der Harlan Sprague Dawley Company erhalten und mindestens zwei
Wochen lang vor der Studie in Quarantäne gehalten. RKO-RC 7.14 oder
menschliche HLaC-Karzinomzellen (2 × 106 Zellen)
wurden subkutan in die Flanken von 6 bis 8 Wochen alten Mäusen injiziert. Wuchsen
die Tumoren zu einem Maximaldurchmesser von 5 bis 7 mm an, so wurde
direkte intratumorale Verabreichung wie folgt durchgeführt.
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Den
Tumoren wurden jeden Tag an fünf
aufeinander folgenden Tagen direkt 108 pfu
Virus, suspendiert in 60 μl
PBS, injiziert (n = 6–13
pro Gruppe). Vehikel-behandelte Kontrolltumoren erhielten PBS alleine
auf identische Weise. Tumorgrößen wurden bis
zur Tötung
der Tiere (Tumorvolumen > 1
cm3 oder 90 Tage nach Behandlung) zweimal
wöchentlich
bestimmt. Tumorzellen wurde entweder eine E1A-CR2-RB-Bindungsstellenmutante
(pm 928 oder dl922/947), Wildtyp-Adenovirus oder Vehikel injiziert. Tiere,
die Kolontumoren in sich trugen, in die dl922/947 injiziert wurde,
wie sen eine mittlere Überlebensdauer
von 80 Tagen auf, im Vergleich zu 35 Tagen in der Gruppe, die mit
Wildtyp-Adenovirus behandelt wurde, und zu 25 Tagen in der mit Vehikel
behandelten Kontrollgruppe (p = 0,04 für dl922/947 gegenüber Wildtyp)
(4, Panel A). Die mittlere Überlebensdauer
von Tieren mit HLaC-Tumor, die entweder mit dl922/947 oder mit Wildtyp-Adenovirus
behandelt worden waren, konnte im Laufe von 90 Tagen nach der Behandlung
nicht ermittelt werden (80% bzw. 70% waren immer noch am Leben);
die mittlere Überlebensdauer
der Vehikel-Kontrollgruppe betrug 30 Tage (4,
Panel B). Vollständige
Tumorregressionen traten bei 8 von 12 HLaC-Tumoren auf, die mit dl922/947
behandelt worden waren, bei 5 von 13, die mit pm 928 behandelt worden
waren, bei 3 von 7, die mit Wildtyp-Adenovirus behandelt worden
waren, und bei 0 von 8, denen das Vehikel injiziert worden war.
Keine der Mäuse
mit vollständiger
Tumorregression zeigte am Ende der Studie (90 Tage) Anzeichen von
neuerlichem Tumorauftreten. Tumoren, die bis zu 70 Tagen nach der
Behandlung mit E1A-CR2-RB-Familienmitgliedbindungsstellenmutanten
entnommen wurden, enthielten Zellen mit aktiv replizierendem Virus,
das durch In-situ-Hybridisierung
auf Adenovirus-DNA nachgewiesen werden konnte. Ähnliche Überlebens- und Reaktionsdaten wurden
auch in C33A-Tumorenxenotransplantaten beobachtet (Daten nicht dargestellt).
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In-situ-Hybridisierung
wurde an Formalin-fixiertem, in Paraffin eingebettetem Gewebe, das
in 5-μm-Schnitte
geschnitten wurde, durchgeführt.
Objektträger
wurden in Xylolen entparaffinisiert, durch Ethanole hydratisiert,
mit Proteinase K verdaut und in 4% Paraformaldehyd danach fixiert.
Hybridisierung erfolgte über
Nacht bei 37°C
mit 0,5 μg/ml
biotinylierter Adenovirus-DNA-Sonde (Enzo Diagnostics, Inc., Farmingdale,
NY). Nach 3 aufeinander folgenden Waschschritten in 1x SSC bei 55°C wurde ein
mit alkalischer Phosphatase konjugierter Anti-Biotin-Antikörper (Vector
Laboratories) aufgebracht. NBT/BCIP wurde als das Chromagen verwendet,
und die Objektträger
wurden mit Kernechtrot gegengefärbt.
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Beispiel 4
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E1A-CR2-RB-Familienmitgliedmutanten
zeigen reduzierte Replikation und Toxizität in ruhenden Baumwollratten-Lungenzellen
im Vergleich zu Wildtypvirus
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Die
Baumwollratte ist ein permissiver Wirt für menschliches Adenovirus.
Siehe H.S. Ginsberg et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 86, 3823–3827 (1989). Ihre
Lunge ist ein anerkanntes Modell für Studien von Adenovirusreplikation
und -pathologie in vivo. Siehe G.A. Prince et al., J. Virol. 67,
101–111
(1993); H.S. Ginsberg & G.A.
Prince, Infect Agents Dis 3, 1–8 (1994).
Baumwollratten wurden intranasale Impfungen entweder von dl922/947
oder von Wildtyp-Adenovirus verabreicht, und sie wurden 14 Tage
später getötet (n =
5 pro Gruppe/Zeitpunkt). Die relative Resistenz von ruhenden normalen
Zellen gegen dl922/947 gegenüber
Wildtyp-Adenovirus wurde in diesem Modell bestätigt.
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In-situ-Hybridisierung
(durchgeführt
gemäß der Beschreibung
in Beispiel 3) der Lungen, die mit dl922/947 infiziert waren, zeigte
keine Replikation in einem Fall und geringes Replikationsniveau
in den anderen Fällen
an Tag 3 nach Infektion. Im Gegensatz dazu zeigte In-situ-Hybridisierung
der Lungen, die mit Wildtyp-Adenovirus infiziert waren, ein höheres Replikationsniveau
in allen Tieren. Wildtyp-Adenovirus infizierte Zellen diffus im
gesamten Bronchiolenepithel und innerhalb des Lungenparenchyms, während dl922/947-Replikation
auf isolierte Bronchiolenepithelzellen limitiert war. Die alveolare
Histopathologie war im Vergleich mit Wildtyp-infizierten Lungen
sowohl 3 Tage als auch 14 Tage nach Infektion in den mit dl922/947
infizierten Lungen ebenfalls reduziert.
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Baumwollratten
(Sigmodon hispidus) wurden mit Adenoviren durch intranasale Impfung
wie zuvor beschrieben infiziert. Siehe H.S. Ginsberg et al., Proc.
Natl. Acad. Sci. USA 86, 3823–3827
(1989); G.A. Prince et al., J. Virol. 67, 101–111 (1993); H.S. Ginsberg & G.A. Prince,
Infect Agents Dis 3, 1–8 (1994).
Kurz zusammengefasst wurden den Tieren 109 pfu
intranasal eingeimpft (n = 5 pro Behandlungsgruppe), und sie wurden
drei Tage später
getötet;
davor durchgeführte
Experimente hatten gezeigt, das dies der Höhepunkt für Adenovirusreplikation in
diesem Tiermodell ist. Die Lungen wurden verarbeitet und wie zuvor
beschrieben für
In-situ-Hybridisierung geschnitten.
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Beispiel 5
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S-Phasen-Induktion
und Virus-DNA-Synthese von RB-Bindungsstellenmutanten
sind in ruhenden normalen Zellen im Vergleich zu Wildtyp-Adenovirus
reduziert
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Die
Fähigkeit
der RB-Bindungsstellen-Adenovirusmutante, dl922/947 und dl1107,
S-Phase in nicht-proliferierenden
normalen Zellen zu induzieren, wurde mit jener von Wildtyp-Adenovirus
verglichen. An der Basislinie befanden sich nur 10% der sich nicht
unbegrenzt vermehrenden kleinen Atemweg-Epithelzellen in S-Phase.
24 Stunden nach Infektion mit Wildtyp-Adenovirus (MOI von 10) befanden
sich 61% in S-Phase;
dl1107-Infektion führte
in 40% dieser Zellen zur S-Phase. dl922/947 war jedoch signifikant
weniger wirksam bei der Induktion von S-Phase; nur 26% der Zellen
befanden sich nach 24 Stunden in S-Phase. Virus-DNA-Replikation
wurde durch Dot-Blot-Analyse
im selben Test nach 24 Stunden bewertet. Obwohl Virus-DNA-Produktion bei Wildtyp-Adenovirus
und dl1107 etwa gleichwertig war, lag die Virus-DNA-Replikation, die für dl922/947 festgehalten
werden konnte, auf einem signifikant niedrigeren Niveau (etwa 30%
von Wildtyp-Niveaus; p < 0,05).
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Aufgrund
der obigen Beschreibung können Fachleute
einfach die grundlegenden Charakteristika der vorliegenden Erfindung
erkennen und können, ohne
vom Schutzumfang dieser Erfindung abzuweichen, verschiedene Änderungen
und Modifikationen an der Erfindung vornehmen, um sie an verschiedene
Verwendungen und Bedingungen anzupassen.