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Gebiet der
Erfindung
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Die vorliegende Erfindung betrifft
Zusammensetzungen zur Inhibition von neuralen Sprossen bei Neuronen,
die einem Botulinumtoxin ausgesetzt wurden. Ebenfalls offenbart
sind Zusammensetzungen zur Verlängerung
der Zeitspanne, während
derer die Behandlung von Nervenzellen von Botulinumtoxin wirksam
ist zur Verhinderung einer Innervierung einer Zelle oder eines Gewebes,
wie z. B. Muskelzellen oder Gewebe. Solche Zusammensetzungen sind
wirksam für
die Behandlung von Spasmen oder muskulärem Tetanus. Ebenfalls offenbart
sind Zusammensetzungen für
die Stimulierung von neuralem Wachstum.
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Hintergrund
der Erfindung
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Neurotoxine, wie z. B. die von Clostridium
botulinium und Clostridium tetanus erhaltenen, sind hochwirksame
und spezifische Gifte für
neurale Zellen. Diese Gram-positiven Bakterien sezernieren zwei
verwandte aber unterschiedliche Toxine, die jeweils zwei Disulfid-verbundene
Aminosäureketten
umfassen: eine leichte Kette (L) mit ungefähr 50 KDa und eine schwere
Kette (H) mit ungefähr
100 KDa, die vollständig
für die
Symptome dieser Erkrankungen verantwortlich sind.
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Die Tetanus- und Botulinumtoxine
befinden sich unter den besonders tödlichen Substanzen, die den Menschen
bekannt sind, mit einer lethalen Dosis bei Menschen zwischen 0,1
ng und 1 ng pro Kilogramm Körpergewicht.
Tonello et al., Adv. Exp. Med. & Biol.
389: 251–260
(1996). Beide Toxine wirken durch eine Inhibition der Neurotransmitterfreisetzung
in den betroffenen Neuronen. Das Tetanusneurotoxin (TeNT) wirkt
im wesentlichen auf das zentrale Nervensystem, während das Botulinumneurotoxin
(BoNT) an der neuromuskulären Verbindung
durch Inhibition der Acetylcholin-Freisetzung aus dem Axon des betroffenen
Neurons in die Synapse wirkt, was zu einer lokalisierten schlaffen
Paralyse führt.
Die Wirkung der Intoxikation auf das betroffene Neuron ist langanhaltend
und wurde als irreversibel angesehen.
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Das Tetanusneurotoxin (TeNT) existiert
in einer immunologisch distinkten Art; die Botulinumneurotoxine
(BoNT) treten in sieben unterschiedlichen Immunogenarten auf, bezeichnet
als BoNT/A bis BoNT/G. Obwohl alle diese Arten durch Isolate von
C. botulinum erzeugt werden, erzeugen auch zwei andere Arten, C. baratii
und C. butyricum Toxine, die /F bzw. /E ähnlich sind. Siehe z. B. Coffield
et al., The Site and Mechanism of Action of Botulinum Neurotoxin
in Therapy with Botulinum Toxin 3–13 (Jankovic J. & Hallett M. Hrsg.
1994), dessen Offenbarung hier durch Inbezugnahme eingeschlossen
ist.
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Unabhängig von der Art scheint der
molekulare Mechanismus der Intoxikation ähnlich zu sein. Im ersten Schritt
des Prozesses bindet das Toxin an die presynaptische Membran des
Zielneurons über
eine spezifische Interaktion zwischen der schweren Kette und einem
Zelloberflächenrezeptor;
man nimmt an, daß sich der
Rezeptor für
jede Art von Botulinumtoxin und für TeNT unterscheidet. Das Carboxyende
der schweren Kette scheint für
die Zielfindung des Toxins auf der Zelloberfläche wichtig zu sein.
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In einem zweiten Schritt überquert
das Toxin die Plasmamembran der vergifteten Zelle. Das Toxin wird zunächst von
der Zelle durch eine rezeptorvermittelte Endocytose aufgenommen
und ein Endosom, das das Toxin enthält, wird gebildet. Das Toxin
flieht dann aus dem Endosom in das Cytoplasma der Zelle. Man nimmt an,
daß dieser
letzte Schritt durch den Aminoterminus der schweren Kette vermittelt
wird, der eine Konformationsänderung
des Toxins in Reaktion auf einen pH von ungefähr 5,5 oder weniger auslöst. Es ist
bekannt, daß Endosomen
eine Protonenpumpe besitzen, die den intraendosomalen pH vermindert.
Die Konformationsveränderung
exponiert die hydrophoben Reste auf dem Toxin, was dem Toxin ermöglicht,
sich in die Endosomenmenbran einzulagern. Das Toxin translokalisiert
dann durch die Endosomenmenbran ins Cytosol.
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Der letzte Schritt des Mechanismus
der Botulinumtoxin-Aktivität scheint
eine Reduktion der Dilsufid-Bindung zwischen der schweren und der
leichten Kette zu involvieren. Die gesamte toxische Aktivität von Botulinum-
und Tetanustoxin ist in der leichten Kette des Gesamttoxins enthalten;
die leichte Kette ist eine Zink (Zn++)-Endopeptidase, die Proteine, die für die Erkennung
und das Andocken von neurotransmitterhaltigen Vesikeln an die cytoplasmatischen
Oberfläche
der Plasmamembran und Fusion der Vesikel mit der Plasmamembran notwendig
sind, selektiv spaltet. TxNT, BoNT/B, BoNT/D, BoNT/F und BoNT/G
führen
zu einem Abbau von Synaptobrevin 2 (auch als vesikelassoziiertes
Membranprotein (VAMP) bezeichnet), einem Synapsen-Membranprotein. Ein
Großteil
des VAMP, das auf der Cytosol-Oberfläche des
synaptischen Vesikels vorliegt, wird im Ergebnis von einem dieser
Spaltungsvorgänge
entfernt. Jedes Toxin spaltet spezifisch eine unterschiedliche Bindung.
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BoNT/A und /E spalten das Plasmamembran-assoziierte
Protein SNAP-25 selektiv; dieses Protein ist an die Cytosol-Oberfläche der
Plasmamembran gebunden und liegt dort vor. BoNT/C spaltet Syntaxin,
ein integrales Protein, dessen Hauptmasse im Cytosol exponiert ist.
Syntaxin interagiert mit den Calciumkanälen an presynaptischen terminalen
aktiven Zonen. Siehe Tonello et al., Tetanus and Botulism Neurotoxins in
Intracellular Protein Catabolism 251–260 (Suzuki K. & Bond J. Hrsg.
1996) dessen Offenbarung hierdurch in Bezugnahme als Teil der Beschreibung
inkorporiert ist. BoNT/C1 spaltet außerdem SNAP-25
an einer Peptidbindung nahe derjenigen, die durch BoNT/A gespalten
wird.
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Sowohl TeNT als auch BoNT werden
an der neuromuskulären
Bindung aufgenommen. BoNT verbleibt innerhalb der peripheren Neuronen
und blockiert die Freisetzung des Neurotransmitters Acetylcholin
aus diesen Zellen. Durch seinen Rezeptor tritt TeNT in Vesikel ein,
die sich in retrograder Weise entlang dem Axon zum Soma fortbewegen
und wird in den intersynaptischen Raum zwischen motorischen Neuronen
und den inhibitorischen Neuronen des Rückenmarks abgegeben. Zu diesem
Zeitpunkt bindet TeNT-Rezeptoren der inhibitorischen Neuronen, wird
wieder internalisiert und die leichte Kette tritt in das Cytosol
ein, wo sie die Freisetzung der inhibitorischen Neurotransmitter
4-Aminobuttersäure
(GABA) und Glycin aus diesen Zellen blockiert. Id.
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Aufgrund der spezifisch lokalisierten
Wirkungen wurden verdünnte
Präparationen
von BoNT seit 1981 als therapeutische Mittel für die Behandlung von Patienten
mit verschiedenen spastischen Bedingungen, einschließlich Strabismus
(Falschausrichtung des Auges), Lidspasmus (unfreiwillige Schließung des
Augenlides) und hemifacialen Spasmen verwendet. Siehe z. B. Borrodic
et al., Pharmacology and Histology Botulinum Toxin in Therapy with
Botulinum Toxin 3–13
(Jankovic J. & Hallett
M. Hrsg. 1994), hier durch Bezugnahme inkorporiert. Von den sieben
Toxinarten ist BoNT/A das wirksamste der BoNTs und das am besten
charakterisierte. Eine intramuskuläre Injektion von spastischem
Gewebe mit verdünnten
Präparationen
von BoNT/A wurde auch effektiv zur Behandlung einer Spastizität aufgrund
einer Gehirnverletzung, einer Rückenmarksverletzung,
Schlaganfall, multipler Sklerose und zerebraler Lähmung verwendet.
Das Ausmaß der
Paralyse hängt sowohl
von der Dosierung als auch dem Dosierungsvolumen, das der Zielstelle
zugeführt
wird, ab. Im typischen Fall wird das Neurotoxin in einer Präparation
verabreicht, die auch mehrere nicht-toxische Proteine enthält, einschließlich Hämagglutinine
und assoziierten Glycoproteinen, die dabei helfen, die Stabilität und die Präsentation
zu dem Zielmotorneuron zu maximieren.
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Typischerweise gibt es eine 24- bis
72-stündige
Verzögerung
zwischen der Verabreichung des Toxins und dem Einsetzen der klinischen
Wirkung. Die Aussetzung gegenüber
dem Toxin führt
zu einer Denervationsatrophie. Siehe z. B. Dutton J., Acute and
Chronic Effects of Botulinum Toxin in the Management of Blepharospasm,
in Therapy with Botulinum Toxin at 199, hier durch Bezugnahme eingeschlossen.
Obwohl die therapeutische Anwendung von BoNT außergewöhnlich effektiv war, waren
diejenigen Nebenwirkungen, die beobachtet wurden, im wesentlichen
direkte Wirkungen, assoziiert mit dem Behandlungsereignis selbst.
Periphere Wirkungen, die zu einer Schwäche in benachbarten Muskeln
führen,
können
manchmal auftreten; diese Wirkungen persistieren jedoch in der Regel
nicht länger
als 1 bis 2 Wochen. Die spezifischen Manifestationen dieser Wirkungen
auf die benachbarten Muskelgruppen hängen von der besonderen zu
behandelnden Indikation ab. Patienten, die z. B. im Hinblick auf
ihr Lidspasmus behandelt werden, bemerken teilweise eine Ptose und Schluckprobleme
können
nach einer Injektion von Nackenmuskeln für einen Schiefhals auftreten.
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Andere mögliche Konsequenzen der Behandlung
beinhalten das Potential einer Überdosierung
durch Fehleinschätzung
oder Unterschiede in der Aktivität
zwischen unterschiedlichen Präparationen
des Toxins, allgemeine Müdigkeit
und einer Möglichkeit
allergischer Reaktionen.
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Ein Merkmal einer Behandlung mit
BoNT/A und anderen Clostridienneurotoxin-Typen ist dasjenige, das
die paralytische Aktion temporär
mit Symptomen ist, die in Patienten innerhalb einiger Monate nach
der Toxininjektion wieder auftreten. Man nahm an, daß diese
Eigenschaft mit der beobachteten Sprossenbildung von sich neu bildenden,
synaptisch aktiven Fortsätzen
an der neuromuskulären
Bindung (NMJ) assoziiert war. Die Erzeugung solcher Sprossen, folgend
auf eine BoNT/A-therapeutische Behandlung scheint zu der Neuinervierung
des behandelten Gewebes beizutragen und macht daher wiederholte
serielle Injektionen des Toxins nötig.
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Die Dauer der paralytischen Wirkung,
ausgelöst
durch das Clostridienneurotoxin und das Ausmaß der Sprossenbildung, scheint
von dem untersuchten Neurotoxin-Subtyp abzuhängen und scheint daher mit
dem spezifischen SNARE-Ziel in Verbindung zu stehen, das durch jedes
Neurotoxin gespalten wird. So führen BoNT/A
und BoNT/C1, die das t-SNARE-Protein SNAP-25
innerhalb einer Aminosäure
voneinander spalten, zu einer langanhaltenden Paralyse mit einer
langen durchschnittlichen Sprossenlänge, wie beobachtet. BoNT/F,
das das v-SNARE-Protein
VAMP spaltet, führt
zu einer Paralyse von kürzerer
Dauer und Sprossen mit kürzerer
durchschnittlicher Länge.
BoNT/E, das SNAP-25 an einer anderen Position als BoNT/A und BoNT/C1 spaltet (wodurch es ein SNAP-Fragment mit
unterschiedlicher Größe aus der
Plasma-Membran freisetzt) hat eine kürzere Wirkungsdauer von ungefähr 5 Tagen
und es wird im wesentlichen keine neuronale Sprossenbildung beobachtet.
Ohne an diese Theorie gebunden sein zu wollen, legen diese Beobachtungen nahe,
daß die
neurale Sprossenbildung und die Dauer der Paralyse normalerweise
zueinander in bezug stehen und daß die Spaltungsprodukte des
BoNT-proteolytischen Verdaus (d. h. das freigesetzte Fragment oder das
membrangebundene Fragment) direkt oder indirekt das neurale Sprossenbilden
regulieren können
oder damit co-reguliert werden.
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Es würde daher vorteilhaft sein,
ein Verfahren zu entwickeln, wodurch das Sprossenbildungsphänomen von
der Dauer der therapeutischen Wirkung entkoppelt werden kann und
auf diese Weise verzögert,
blockiert oder abgeschwächt
werden kann, um die Wirkungen der Injektion des Gewebes mit Toxin
zu verlängern. Obwohl
die hier beschriebenen Experimente eine BoNT/A-Präparation
verwenden, wird der Fachmann anerkennen, daß die hier gezeigten Verfahren
für die
Verwendung unter Verwendung anderer Clostridientoxine geeignet sind,
wie z. B. BoNT/B bis /G und TeNT, wobei ein Sprossenbildungsweg
beobachtet werden kann.
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Zusätzlich würde es vorteilhaft sein, hier
Zusammensetzungen bereitzustellen, die für die Inhibition oder Verhinderung
des Sprossenbildungsphänomens
wirksam sind. Solche Zusammensetzungen und Verfahren würden die
Notwendigkeit für
Patienten vermindern, sich wiederholter Neurotoxinbehandlung zu
unterziehen.
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Zusammenfassung
der Erfindung
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Die vorliegende Erfindung betrifft
Zusammensetzungen für
die Erhöhung
der Zeitspanne zwischen therapeutischen Behandlungen von neuralem
Gewebe mit einem Clostridienneurotoxin; so ermöglichen sie den Anstieg der
Wirksamkeit solcher Behandlungen. Ein direkter Vorteil solcher Zusammensetzungen
ist eine erhöhte
therapeutische "Lebensdauer" und demzufolge eine
Erniedrigung der benötigten
Behandlungsfrequenz für
den Patienten mit dem Neurotoxin. Die Reduktion der Behandlungsfrequenz
würde für den Patienten eine
geringere Möglichkeit
bedeuten, die oben beschriebenen Nebenwirkungen durchleiden zu müssen, die folgend
auf die Behandlung beobachtet werden, die jedoch dazu tendieren,
lange bevor die Wirksamkeit des Toxins im Zielbereich nachgelassen
hat, selbst nachzulassen. Zusätzlich
stellt eine reduzierte Behandlungsfrequenz eine geringere Möglichkeit
für eine
Fehlberechnung der Dosierungsmenge und andere für die Behandlung spezifische
Risiken bereit.
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Dementsprechend betrifft ein Aspekt
der Erfindung eine Zusammensetzung, umfassend ein erstes Mittel,
umfassend ein Clostridienneurotoxin zur Verwendung als therapeutisches
Mittel und ein zweites Mittel, das in der Lage ist die Dauer der
therapeutischen günstigen
Wirkung des ersten Mittels zu verlängern, wobei das zweite Mittel
sehr effektiv ist, um die Produktion von terminalen Nervensprossen,
folgend auf die Behandlung einer neuromuskulären Bindung mit dem Clostridienneurotoxin
abzuschwächen.
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Gemäß einer besonderen Ausführungsform
dieses Aspekts der Erfindung können
das erste und zweite Mittel eine einzige Einheit bilden, die dem
Patienten in einer einzigen Behandlungssitzung verabreicht wird. Z.
B. kann die Einheit ein einzelnes Molekül oder ein Disulfid-verbundenes
vielkettiges Polypeptid umfassen. Zusätzlich oder alternativ kann
die Einheit ein oder mehr adsorbierte oder gebundene Heterogruppen
umfassen, wie z. B. ein kleines organisches Molekül oder eine
daran gebundene Nukleinsäure.
Die Einheit umfaßt vorzugsweise
sowohl die Rezeptorbindungs- als auch Translokationsaktivitäten einer
clostridialen schweren Ketten und einen aktiven Anteil einer clostridialen
leichten Kette. Die leichte Kette kann auch eine enzymatische Hilfsaktivität umfassen,
wie z. B. eine Ribonuklease, die spezifisch eine Nukleinsäure, codierend
einen intraneuralen Faktor, der für die Expression, Aktivierung
und/oder Sekretion von neurotrophen Faktoren oder Zelladhäsionsmolekülen verantwortlich
ist, spaltet. In einer bevorzugten Ausführungsform wird eine solche Hilfsaktivität durch
ein Ribozym bereitgestellt. Unter Ribozym wird eine Nukleinsäure oder
ein Nukleinsäureanalog
verstanden mit einer sequenzspezifischen Nukleaseaktivität; die Konstruktion
und Verwendung von Ribozymen sind auf dem Gebiet wohlbekannt; siehe
z. B. Cech, T., Science 236: 1532–1539 (1987); Cech, T. R., Curr.
Opin. Struct. Biol. 2: 605–609
(1992); und Usman et al., Nucleic Acids & Mol. Biol. 10: 243–264 (1996), wobei
die Offenbarungen hier durch Inbezugnahme inkorporiert sind. Unter
Nukleinsäureanalog
wird ein polymeres Molekül
verstanden, das in der Lage ist, ein sequenzspezifisches Hybrid
mit einer einzelsträngigen
Zielnukleinsäure
zu bilden; solche Analoge können
modifizierte Nukleotide (oder Ribonukleotide) enthalten, wie z. B.
3'-O-Methylnukleotide,
Phosphorthioat-modifizierte Nukleotide, Methylphosphonat-Nukleotide oder Nukleotidbasen,
getrennt durch eine peptidähnliche
Bindung.
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Alternativ kann eine Nukleinsäure oder
ein Nukleinsäureanalog,
enthalten in der einzelnen Einheit wie oben beschrieben, ein Antisinnmittel
sein, das in der Lage ist, eine Nukleinsäure selektiv zu binden, die
einen intraneuronalen Faktor codiert, der für die Expression, Aktivierung
und/oder Sekretion von neurotrophen Faktoren oder Zelladhäsionsmolekülen verantwortlich
ist. Dieses Antisinnmittel kann weiterhin ein doppelsträngiges Substrat
für die
Aktion einer intrazellulären
RNAse-Aktivität
bereitstellen. Details betreffend bestimmte Ausführungsformen dieser Aspekte
der Erfindung sind z. B. enthalten in Dolly et al., International
Publication Nr. WO 95/32738, mit dem Titel Modification of Clostridial
Toxins for Use as Transport Proteins and Uherek et al., J. Biol.
Chem. 273: 8835–8841
(1998). Diese beiden Referenzen sind durch Inbezugnahme als Teil
der vorliegenden Anmeldung enthalten.
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Ein an einen Nukleinsäure-Bestandteil
gebundener Polypeptid-Anteil
der Einheit kann ein Protein oder Polypeptid mit der Fähigkeit
codieren, in einem Neuron exprimiert zu werden und die Expression,
Aktivierung und/oder Sekretion von neurotrophen Faktoren oder Zelladhäsionsmolekülen direkt
oder indirekt zu regulieren.
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In bevorzugten Aspekten der Erfindung
wird das zweite Mittel aus der Gruppe gewählt, bestehend aus Mitteln,
die mit den Wirkungen von IGFI, IGFII, einem neurotrophen Faktor,
Leukämie-Inhibitionsfaktor,
einem Nervenzellen-Adhäsionsmolekül und neuronalen
Agrin in Wettbewerb treten können,
diese herabregulieren oder neutralisieren. In einem noch bevorzugteren
Aspekt der Erfindung wird der neurotrophe Faktor aus der Gruppe
gewählt,
bestehend aus: cilliärem
neurotrophen Faktor, NT-3, NT-4 und von hirnabgeleitetem neurotrophen
Faktor und/oder das Nervenzellenadhäsionsmolekül, ist ausgewählt aus
der Gruppe, bestehend aus Tenascin-C, Ninjurin, neuralem Zelladhäsionsmolekül.
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Die Anmelder haben überraschend
festgestellt, daß die
Erholung der neuralen Funktion, folgend auf eine Vergiftung von
Nervenenden mit Clostridienneurotoxin zwei distinkte und anscheinend
koordinierte Ereignisse involviert. Zunächst wird die vergiftete Endplatte
synaptisch inaktiv. Kurz darauf erarbeitet sich die Endplatte dünne aufkeimende
axonneurale Auswüchse.
Die Auswüchse
oder "Sprossen" sind ungefähr 14 Tage folgend
auf die Behandlung mit Clostridienneurotoxin synaptisch kompetent.
Die Sprossen fahren mit dem Wachstum fort, erreichen ungefähr 42 Tage
folgend auf die Behandlung mit Neurotoxin eine maximale Länge und
ein maximales Niveau der Komplexität. Während dieser Zeit bleibt die
Endplatte synaptisch inaktiv.
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Zweitens beginnen die Sprossen nach
ungefähr
42 Tagen sich zurückzubilden,
sich in der Länge
zu verkürzen
und in ihrer Komplexität
abzunehmen. Gleichzeitig wird die ursprüngliche Endplatte synaptisch
aktiv, durchläuft
einen Turnover synaptischer Vesikel. Der Anstieg eines solchen Turnovers erreicht
denjenigen der unvergifteten Endplatte nach ungefähr 91 Tagen
nach der Behandlung, ungefähr
zur selben Zeit, wenn das Sprossenphänomen vollständig rückgebildet
ist und keine Sprossen mehr beobachtet werden können. Diese Feststellungen
werden berichtet in DePaiva et al., Proc. Nat'l. Acad. Sci. 96: 3200–3205 (March
1999), das hierdurch durch Inbezugnahme inkorporiert ist.
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Diese Beobachtungen stehen der vorherrschenden
Meinung diametral gegenüber,
wo weitverbreitet angenommen wurde, daß die ursprüngliche Endplatte permanent
durch Behandlung mit Clostridientoxin inaktiviert ist und daß alle Rückkehr einer
synaptischen Aktivität
einer Verlängerung
der Sprossen für
eine Kompensation des Verlusts an neurologischen funktionellen Endplatten
zuzuschreiben ist. Wie jedoch angegeben, hat sich das alte Paradigma
durch die vorliegenden Anmelder als irrtümlich erwiesen, nämlich darin,
daß die vergiftete
Endplatte ihre neurologische Funktion mit dem Zeitablauf wiedergewinnt,
währen
die Axonsprossen zurückgebildet
werden, so daß nach
einer gegebenen Zeitspanne das Nervenende im wesentlichen so vorzuliegen
scheint wie vor der Behandlung. Daher haben die Anmelder festgestellt,
daß die
axonalen Sprossen keineswegs ein permanentes Merkmal sind sondern
eine temporäre
Rolle bei der Rehabilitation der vergifteten Endplatte einnehmen.
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Obwohl sie nicht an diese Theorie
gebunden sein wollen, nehmen die Anmelder an, daß diese Ergebnisse anzeigen,
daß die
beiden oben angegebenen Ereignisse temporär koordiniert sind, nämlich darin,
daß eine
Blockierung des neuralen Sprossenphänomens die Erholung der funktionellen
Endplatte verzögern
oder blockieren würde.
Eine solche temporäre
Koordinierung könnte
von der Sekretion von einem oder mehreren Faktoren durch die beschädigte neurale
Endplatte abhängen
(oder der inaktiven Muskelfaser), die neurotrophe Wirkungen ausübt, resultierend
in der Bildung der neuralen Sprossen; diese Sprossen können dann
einen Faktor ausbilden (entweder denselben oder einen, der sich
von dem ersten Faktor unterscheidet), der die kontinuierliche Sprossenbildung
unterstützt.
Dieser Faktor könnte
während
der Neuriten-Sprossenbildung in ausreichenden Mengen für die Reinervierung
der durch das Neurotoxin beschädigten
Endplatte selbst nach Behandlung mit Clostridientoxinen gebildet
werden. So wurde die Behandlung von Zellen mit einem Mittel, das
die neurale Sprossung blockiert, ebenfalls die Fähigkeit der behandelten Endplatte
zur Rückkehr
zur neurologischen Funktion verzögern
oder anders abschwächen
und kann tatsächlich
eine solche Rückkehr
vollständig
blockieren.
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Wie angegeben scheint das Signalereignis,
das den Beginn des neuralen Sprossungsphänomens anzeigt, durch ein Cytokin
oder einen anderen interzellulären
Boten vermittelt zu werden. Von einem solchen Mittel scheint Agrin
ein wichtiger Mitspieler zu sein, wenn nicht sogar das Schlüsselmolekül, und zwar
bei der Bildung der neuromuskulären
Bindung in ihrer Entwicklung und der neuromuskulären Regeneration. Siehe Ruegg
M. A. und Bixby J. L., Trends in Neurol. Sci. 21: 22–27 (1998),
dessen Offenbarung hier durch Bezugnahme inkorporiert ist. Agrin
scheint in einer Anzahl von Isoformen vorzuliegen, die sich aus
alternativen mRNA-Splicing ergeben. Lösliches Agrin, isoliert aus
synaptischen Basallamina-Extrakten (an die es folgend auf die Sekretion
bindet) kann die Aggregation von Acetylcholin-Rezeptoren in postsynaptischen
Bereichen der Muskelzellen induzieren. Agrin, das in Motorneuron-Enden
(n-Agrin) vorliegt, enthält
ein Insert, relativ zu anderen Agrin-Arten, in einer Region, die
als B/z-Region bezeichnet wird; dieses Insert ist wichtig für die Verleihung
der Fähigkeit
für n-Agrin
die Acetylcholin-Rezeptoren im postsynaptischen Gewebe zu aggregieren. Neurales
Agrin wird durch die Motornervenenden freigesetzt und die Anmeldet
nehmen an, daß es
die postsynaptische Spezialisierung und Hochregulierung anderer
Faktoren induziert, wie z. B. muskeldiffundierbare Faktoren, die
in der neuralen Sprossungsreaktion involviert sind.
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Es wird vorhergesagt, daß Zusammensetzungen,
die mit dem Sprossungsphänomen
interferieren (z. B. durch Verhinderung der Wirksamkeit von Agrin)
die Rückkehr
der Innervierung von Zellen verzögern,
die durch Neuronen kontrolliert werden, die therapeutisch vergiftet
wurden (d. h. durch BoNT oder TeNT) oder anders beschädigt sind.
Dies liegt daran daß,
wie oben angegeben, die Rückehrrate
der neuralen Funktion teilweise von der Gegenwart synaptisch aktiver
Sprossen abzuhängen
scheint. Zusätzlich
können
Mittel, die bei der Inhibition der Sprossenbildung verwendet werden,
auch die Erholung der neuralen Aktivität der Endplatte, folgend auf
die Vergiftung, verzögern
oder verhindern.
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Daher würde die Verwendung solcher
Zusammensetzungen vermutlich die wirksame Periode der Behandlung
des Gewebes mit einem Clostridientoxin verlängern durch Verzögerung der
Regeneration von aktiven neuromuskulären Synapsen, sowohl durch
Inhibition der Sprossenbildung als auch durch Erholung der vergifteten
Endplatte.
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Detaillierte
Beschreibung der Erfindung
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Diese Erfindung betrifft Zusammensetzungen
für die
Erhöhung
der therapeutischen Wirksamkeit der Behandlung von Gewebe mit Clostridienneurotoxin.
Dieser Anstieg in der Wirksamkeit wird durch die überraschende
Entdeckung möglich
gemacht, daß die
Regeneration von neuralem Gewebe, beschädigt durch Behandlung mit Clostridienneurotoxin,
ein komplexes Auftreten ist, wobei zwei koordinierte Ereignisse
stattfinden.
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Bei dem ersten dieser Ereignisse
wird die vergiftete neuromuskuläre
Endplatte synaptisch inaktiv, zeigt keine Exocytose synaptischer
Vesikel und kann so intrazelluläres Acetylcholin
nicht transportieren. Vier Tage nach der Behandlung beginnt die
Endplatte neurale Sprossen zu bilden, für die gezeigt wird, daß sie synaptische
Vesikel freisetzen und regenerieren. Diese Sprossen wachsen in die
Länge und
in ihrer Komplexität
bis ungefähr
42 Tage folgend auf die Behandlung mit dem Neurotoxin; zu diesem
Zeitpunkt beginnen sich die neuralen Sprossen zurückzubilden
und zu verkürzen.
91 Tage folgend auf die Behandlung kann man neurale Sprossen nicht
mehr sehen.
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In dem zweiten Ereignis, simultan
zu dem Beginn der Regression der neuralen Sprossen, beginnt die synaptische
inaktive Endplatte mit einer Wiedererholung ihrer Fähigkeit
Acetylcholin freizusetzen und beginnt synaptische Vesikel wiederzugewinnen.
Diese Fähigkeit,
die auf einem relativ niedrigem Niveau beginnt, steigt über die
oben angegebene Zeitspanne an. Ungefähr 91 Tage folgend auf die
Behandlung mit dem Clostridienneurotoxin ist die Endplatte histologisch
und synaptisch von dem Zustand der Endplatte vor Behandlung mit dem
Clostridienneurotoxin nicht mehr unterscheidbar.
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Diese Feststellungen zeigen an, daß man bei
einem der Hauptschritte des Sprossungsphänomens therapeutisch intervenieren
kann um das neurale Sprossen zu verhindern oder abzuschwächen als
Verfahren einer Verlängerung
der effektiven Zeitspanne, während
der Gewebe, behandelt mit dem Toxin, paralysiert verbleibt. In einem
anfänglichen
Schritt reagieren die Muskelzellen, die die neurale Endplatte umgeben,
durch Produktion von muskelabgeleiteten diffundierbaren Faktoren,
entweder dadurch daß sie
den inaktiven Muskel spüren
oder in Reaktion auf ein Signal von dem vergifteten Nervenende.
Die Expression einer Anzahl von muskelabgeleiteten Signalfaktoren
scheint durch die Muskelinaktivierung hochreguliert zu werden; solche
Faktoren beinhalten insulinähnliche
Wachstumsfaktoren (IGF-1 und IGF-2). Von einem Faktor wie z. B.
neuralem Agrin wird angenommen, daß es sich dabei um ein anfängliches
Signal handelt, das die Muskelzelle zur Produktion der IGF-Moleküle anleitet.
Berichte haben demonstriert, daß IGF-I
und IGF-II das Neuriten-Wachstum in den kultivierten BoNT/A-behandelten
dorsalen Wurzelganglien beeinflussen und auch in der Lage sind,
die anfängliche
Sproßbildungsreaktion
in dem paralysierten Maus-Gluteusmuskel zu stimulieren. Siehe Caroni,
P. und Schneider, C. H. Neurosci. 14: 3378–3388 (1994) und Caroni, P.
et al., J. Cell Biol. 125: 893–902
(1994).
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Auf diese Weise kann die Blockierung
der Wirkungen solcher von Muskeln abgeleiteter diffundierbarer Faktoren,
die das Neuritenwachstum positiv beeinflussen, wie auch die Sprossenbildung,
nicht nur die Clostridienneurotoxininduzierte Sprossenbildung abschwächen, sondern
auch die eventuelle Rückgewinnung
der Neurotransmission an den vergifteten Nervenenden verzögern. Eine
solche Blockierung kann durch die Verwendung von Antikörpern auftreten,
die für
den fraglichen vom Muskel abgeleiteten diffundierbaren Faktor spezifisch
sind oder die für
solche von Muskeln abgeleiteten diffundierbaren Faktoren üblich sind.
Alternativ gibt es natürlich
auftretende Bindungsproteine, wie z. B. die IGF-Bindungsproteine IGF-BP 4 und IGF-BP
5, die an solche diffundierbaren Faktoren binden können und
daher deren neurotrophe Wirkung blockieren.
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IGF-BP 4 hat eine Aminosäuresequenz
(vom Aminoende her) von:
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Diese wird durch die folgende Nukleotid-Basensequenz
codiert (vom 5'-
zum 3'-Ende):
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IGFBP 5 hat eine Aminosäuresequenz
von (vom Aminoende her):
und wird
durch eine Nukleotidbasensequenz codiert (vom 5'- zum
3'-Ende):
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Diese Bindungsproteine können synthetisch
hergestellt werden oder kloniert und erzeugt werden für therapeutischen
Zwecke, während
eine Zellinie, die einen gewünschten
monoklonalen Antikörper
erzeugt, für eine
relativ groß angelegte
Antikörperproduktion
erhalten werden kann. Klonierungs- und allgemeine Antikörperverfahrenstechniken
sind in dem Gebiet gewöhnlich;
solche Verfahren sind in Sambrook et al., Molecular Cloning: A Laboratory
Manual (2. Auflage, Cold Spring Harbor Laboratory Press 1989) offenbart,
wobei diese Offenbarung hier als Teil der Offenbarung inkorporiert
ist.
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Anstelle einer Verwendung von kompetitiven
Verfahren involviert ein anderer Aspekt der Erfindung die Verwendung
eines cholinergen speziellen Transporters zur Insertion eines Gens,
das inaktive Rezeptoren für ein
oder mehr Faktoren, involviert in die Unterstützung der neuralen Sprossenbildung,
produziert. Solche Rezeptoren würden
hochspezifische Bindungskonstanten an ihre Liganden erhalten, jedoch
würde die
biologische Aktivität
der Rezeptoren aufgehoben sein; solche Rezeptoren können einfach
erzeugt und durch Einführung
von Mutationen in die Nukleotidsequenz, die das Protein codiert,
gescreent werden und durch Assay der Mutanten auf die Bindungsstärke und
biologische Aktivität.
Alternativ können
die neurotrophen Aktivitäten
der Faktoren, erzeugt durch die neurale Endplatte oder die aufkeimenden
Sprossen durch intrazelluläre
Zielbindung und Zufuhr eines kompetitiven Inhibitors, Ribozyms,
transkriptionellen Supressors oder eines anderen Mittels inhibiert
werden, der spezifisch in der Lage ist, solche Aktivitäten wie
oben beschrieben zu blockieren oder abzuschwächen. Solche intrazelluläre Zielführung ist
z. B. in Referenzen offenbart wie Dolly et al, Internationale Patentveröffentlichung
WO 95/32738, vorher durch Inbezugnahme inkorporiert.
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Der zweite Punkt, an dem eine Intervention
in dem Sproßbildungsphänomen durchgeführt werden kann,
ist der während
der Stufe des axonalen Wachstums und der Astbildung. Zu diesem Zeitpunkt
wurde das Wachstum bereits initiiert, jedoch scheinen Hilfsfaktoren
notwendig zu sein um ein axonales Wachstum aufrechtzuerhalten. Eine
Anzahl von Faktoren sind bekannt, die die Raten des Wachstums beeinflussen
und können
auch die Überlebensfähigkeit
vieler Neuronenarten beeinflussen. Solche Faktoren beinhalten den
cilliären neurotrophen
Faktor (CNTF); Neurotrophine, einschließlich NT-3, NT-4 und von Hirn
abgeleiteten neurotrophen Faktor (BDNF); und Leukämie-Inhibitionsfaktor
(LIF). Diese Faktoren sind nicht nur wichtig bei der Etablierung
einer anfänglichen
Rate des axonalen Wachstums sondern scheinen auch entweder direkt
oder indirekt ihre eigene Produktion zu stimulieren – daher
kann die Blockierung des initialen Wachstums von Sprossen essentiell
für die
Verhinderung eines weiteren Fortschreitens durch kontinuierliche
Expression solcher Faktoren sein.
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Dieselben Verfahren wie oben offenbart
können
verwendet werden um ein oder mehr der oben aufgezählten Mittel
daran zu hindern ihre Aktivität
zu manifestieren. Wie vom Fachmann im Hinblick auf die vorliegende
Offenbarung angenommen werden wird, würden solche Mittel, die die
Aktivität
dieser Faktoren zerstören
oder daran binden und sie dadurch abschwächen oder ihre Fähigkeit
zur Bindung an ihre Rezeptoren blockieren oder inaktive Formen dieser
Rezeptoren nützlich
sein, wenn sie zusammen mit einem Clostridienneurotoxin verwendet
werden, um die Sproßbildungsrate
der Neuriten von der vergifteten oder beschädigten Endplatte zu verhindern
oder zu reduzieren.
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Die dritte Stufe, auf der das Sproßbildungsphänomen abgeschwächt oder
inhibiert werden kann, betrifft die Bindung der Axone an die extrazelluläre Matrix.
Axone werden durch zelluläre
Auswüchse
geführt,
die die geeigneten Neurotransmitterrezeptoren enthalten, durch Bindung
an Bestandteile der extrazellulären
Matrix. Solche Bindung involviert eine Vielzahl von zellständigen oder
matrixassoziierten Adhäsionsmolekülen. Tenascin-C
ist ein extrazellulärer
Matrixbestandteil, abgeleitet von Schwann-Zellen, der an neurale Fortsätze zu binden
scheint. Ninjurin ist ein Zelloberflächen-Adhäsionsmolekül, das folgend auf periphere
Nervenverletzung hochreguliert wird und man nimmt an, daß es in
der axonalen Führung
beteiligt ist. Siehe Araki, T. et al., J. Biol. Chem. 272: 21373–21380 (1997),
hier durch Inbezugnahme inkorporiert. Ähnlich ist das neurale Zelladhäsionsmolekül (N-CAM)
ein Adhäsionsmolekül, von dem
angenommen wird, daß es
an der Bindung neuraler Sprossen an die extrazelluläre Matrix
beteiligt ist. Dieselben Verfahren wie oben angegeben können verwendet
werden um die Expression dieser Moleküle zu verhindern oder ihre
Aktivität
zu inhibieren, wenn sie als Teil einer Clostridienneurotoxoin-Therapie verwendet
werden.
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So betrifft die vorliegende Erfindung
in einem Aspekt Zusammensetzungen zur Verlängerung der effektiven Periode,
während
derer mit Clostridientoxin behandeltes Gewebe paralysiert ist. Das
Mittel, das in der Lage ist, die neuroregenerative Aktivität eines
Polypeptids zu verhindern, wird gewählt aus der Gruppe, bestehend
aus IGF-1, IGF-2, ciliärem
neurotrophen Faktor, NT-3, NT-4, vom Hirn abgeleitetem neurotrophen
Faktor, Leukämie-Inhibitionsfaktor,
Tenascin-C, Ninjurin, neuralem Zelladhänsionsmolekül und neuralem Agrin.
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In einer bevorzugten Ausführungsform
umfaßt
das Mittel ein Polypeptid, das in der Lage ist, IGF-1 und/oder IGF-2
in einer Weise zu binden, daß ein
IGF-Molekül
an einer Bindung oder Aktivierung eines Zelloberflächenrezeptors
hindert, der an der Initiation der neuralen Sproßbildung beteiligt ist. Bei
der besonders bevorzugten Ausführungsform
umfaßt
das Polypeptid mindestens einen Teil einer Aminosäuresequenz,
gewählt aus
der Gruppe, bestehend aus IGFBP-4 (SEQ ID NO: 1) oder IGFBP5 (SEQ
ID NO: 2). Vorzugsweise umfaßt dieser
Bereich mindestens 10 benachbarte Aminosäuren der Sequenz; noch bevorzugter
umfaßt
dieser Bereich mindestens 20 benachbarte Nukleotide der Sequenz.
Besonders bevorzugt umfaßt
der Bereich eine Aminosäuresequenz,
ausgewählt
aus der Gruppe, bestehend aus der gesamten Aminosäuresequenz
von IGFBP-4 oder IGFBP-5.
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Die Behandlung von Zellen mit einer
solchen Zusammensetzung kann entweder vor oder simultan mit der
Behandlung mit Clostridientoxin bewirkt werden. Vorzugsweise ist
das Clostridientoxin ein Botulinumtoxin. Noch bevorzugter umfaßt das Botulinumtoxin
BoNT/A. In anderen Ausführungsformen
ist das Clostridientoxin TeNT. Das Mittel, das in der Lage ist an
irgendeinen dieser Faktoren in einer Weise zu binden, das ihre neurotrophe
Aktivität
inhibiert wird oder das an die Rezeptoren für solche Faktoren bindet würde im Lichte
der vorliegenden Anmeldung als Mittel für eine Verlängerung der effektiven Zeitspanne
zwischen den Behandlungen von Gewebe mit einem Neurotoxin wirken.
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Eine andere Ausführungsform umfaßt einen
cholinergen spezifischen Transporter, gebunden an ein Gen, kodierend
ein Gen, das einen inaktiven Rezeptor für ein oder mehr Faktoren erzeugt,
involviert in die Unterstützung
der neuralen Sproßbildung,
wenn es einer neuralen Zelle in vivo zugeführt wird. Vorzugsweise erhalten
die Rezeptoren hohe spezifische Bindungskonstanten mit dem Faktor
(den Faktoren) und die biologische Aktivität des Rezeptors ist reduziert
oder liegt nicht vor. Gemäß einer
besonders bevorzugten Ausführungsform
umfaßt
der Transporter einen Teil oder die gesamte Clostridienneurotoxin
schwere Kette, obwohl andere Transporter, wie z. B. Diphtherietoxin-Transporter
in diesem Hinblick ebenfalls effektiv sein können.
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Gemäß einer anderen Ausführungsform
umfaßt
die Erfindung einen cholinergen spezifischen Transporter, der an
eine Nukleinsäure
kovalent oder nicht-kovalent gebunden ist, umfassend ein Ribozym
oder eine Antisinn-Nukleinsäure,
mit der Befähigung,
die Nukleinsäuren
spezifisch zu zerstören,
die neurotrophe Mittel oder ihre Rezeptoren codieren. Eine solche
Bindung kann durch Verfahren bewirkt werden, einschließlich einer kovalenten
Bindung oder elektrostatischer Kräfte, ist jedoch nicht hierauf
begrenzt.
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Gemäß einer anderen Ausführungsform
betrifft die vorliegende Erfindung die Stimulierung des Wachstums
neuraler Sprossen aus beschädigtem
neuralem Gewebe. Dies könnte
zur Erhöhung
der Rate effektiv sein, mit der die Reinnervation nach einer neuralen
Verletzung auftritt. Dies kann mit einer Zusammensetzung erreicht
werden, umfassend ein Polypeptid, das eine neurotroph aktive Domäne umfaßt, abgeleitet
von einem Mittel, gewählt
aus der Gruppe, bestehend aus IGF-1, IGF-2, ciliärem neurotrophen Faktor, NT-3,
NT-4, von Hirn abgeleitetem neurotrophen Faktor, Leukämie-Inhibitionsfaktor,
Tenascin-C, Ninjurin, neuralem Zelladhäsionsmolekül und neutralem Agrin. Eine
solche Schädigung
kann ein Ergebnis einer Neurotoxinvergiftung sein oder eines traumatischen
Ereignisses, einschließlich,
jedoch nicht begrenzt auf Nerven- oder Rückenmarksunfallverletzungen,
traumatische Hirnverletzungen, Glaukom-induzierte Beschädigung der
Retina und/oder des optischen Nervs oder chirurgisches Trauma oder
Verletzung.
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Die folgenden Beispiele illustrieren
verschiedene Ausführungsformen
der vorliegenden Erfindung, sollen jedoch den Umfang der Erfindung
nicht begrenzen, die nur durch die Ansprüche definiert ist, die diese
Beschreibung abschließen.
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Beispiel 1
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Lidspasmus ist ein medizinischer
Zustand, gekennzeichnet durch unkontrollierte Augenlidbewegung. In
den anfänglichen
Stufen ist der Zustand durch exzessives Augenblinken oder Flattern
der Augenlider gekennzeichnet. Der Zustand ist allgemein ein progressiver,
wobei das exzessive Blinken in den späteren Stufen durch Spasmen
eines Augenschließens
ersetzt wird, die die visuelle Funktion beeinträchtigen. Die Spasmen werden
häufiger
und schwerer und involvieren den preseptalen, pretarsalen und orbicularen
Augenmuskel. Der Zustand führt
häufig
zu einer funktionellen Blindheit, relativ schnell (in zwei bis drei
Jahren) nachdem die Symptome zunächst
auftraten.
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Ein Patient, der an einem moderaten
idiopathischen Lidspasmus leidet, wird mit Injektionen von einer BoNT/A-Toxinpräparation
behandelt, enthaltend nicht-toxische Proteine und Hämagglutinine
in steriler Salzlösung.
Alternativ kann dieselbe Toxinpräparation
ohne Hämagglutinine
verwendet werden. Die Injektionen werden allgemein in einem Volumen
von 100 μl
durchgeführt;
jede Injektion enthält
1,25 bis 2,5 Einheiten der Toxinpräparation. Die Injektionen werden
in den pretarsalen Orbicularis oculi des Oberlids lateral und medial
und in das Unterlid lateral und medial gemacht. Zusätzlich werden
2,5 Einheitsinjektionen (jeweils 100 μl) lateral in den Canthus lateralis
und in die Braue medial gesetzt. Die Gesamtmenge des injizierten
BoNT/A-Toxins beträgt
grob 6,25 bis 12,5 Einheiten pro Auge. Das Bo/A-Toxin wird in steriler
konservierungsmittelfreier Kochsalzlösung bereitgestellt und dieselbe
Lösung
wird verwendet um das BoNT/A-Toxin zu verdünnen, wenn die Masterpräparation
zu konzentriert ist.
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Folgend auf die Injektion werden
die behandelten Muskeln aufgrund dieser Behandlung ausreichend paralysiert
um die Hauptsymptome von Lidspasmus abzuschwächen. Eine leichte begleitende
Schwäche
in dem umgebenden Muskelgewebe wird beobachtet; diese Nebenwirkungen
sind mild und werden von dem Patienten gut angenommen. Die Wirkung
dieser Behandlung dauert ungefähr
8 Wochen und muß am
Ende dieser Zeitspanne zum Erhalt der günstigen Wirkung wiederholt
werden.
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Beispiel 2
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Ein Patient mit Lidspasmus wird mit
BoNT/A-Toxin wie angegeben in Beispiel 1 mit dem folgenden Unterschied
behandelt. Vor der Injektion mit BoNT/A-Toxinpräparation wird dem Patient ein
10-facher Überschuß von IGFBP-4
mit der Aminosäuresequenz
gemäß SEQ ID
NO: 1 verabreicht. Die Bindungsproteinpräparation wird in steriler,
konservierungsmittelfreier Salzlösung
gelöst.
Jede Injektion wird in demselben Bereich wie die Toxininjektion,
die auf die Vorbehandlung folgen, verabreicht; das Volumen jeder
Injektion beträgt
100 μl.
Die BoNT/A-Toxinpräparation
wird 10 Minuten nach der Injektion der IGFBT 4-Injektion verabreicht.
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Die therapeutische Reaktion des Patienten
auf das BoNT/A-Toxin
ist ähnlich
zu der in Beispiel 1 beobachteten. Die Zeitspanne der günstigen
Wirkungen, die durch BoNT/A-Toxinbehandlung
bereitgestellt werden, verlängert
sich auf 12 Wochen oder mehr, während
der keine weitere Injektion gemacht werden muß.
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Beispiel 3
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Ein Patient mit Lidspasmus wird mit
einem BoNT/A-Toxin wie angegeben in Beispiel 1 mit dem folgenden
Unterschied vorbehandelt. Das BoNT/A-Toxin wurde modifiziert um
daran eine Nukleinsäure
anzubinden, umfassend ein Ribozym, das spezifisch zielgerichtet
behandelt wurde, um neurales Agrin mRNA enzymatisch zu zerstören. Es
werden keine zusätzlichen
Injektionen durchgeführt.
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Die therapeutische Reaktion des Patienten
auf das BoNT/A-Toxin
ist ähnlich
zu der in Beispiel 1 beobachteten. Die Dauer der günstigen
Wirkungen, die durch die BoNT/A-Toxinbehandlung
bereitgestellt werden verlängert
sich auf 12 Wochen oder mehr, währenddessen
keine weitere Injektion gemacht werden muß.
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Beispiel 4
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Ein Patient mit Lidspasmus wird mit
einem BoNT/A-Toxin wie angegeben in Beispiel 1 mit dem folgenden
Unterschied vorbehandelt. Das BoNT/A-Toxin wurde modifiziert um
daran eine Nukleinsäure
anzubinden, die einen inaktiven Neurotrophin-Rezeptor codiert, der
die Fähigkeit
zur Bindung des Zielneurotrophins noch erhält. Es werden keine zusätzlichen
Injektionen durchgeführt.
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Die therapeutische Reaktion des Patienten
auf das BoNT/A-Toxin
ist ähnlich
zu der in Beispiel 1 beobachteten. Die Dauer der günstigen
Wirkungen, die durch die BoNT/A-Toxinbehandlung
bereitgestellt werden, verlängert
sich über
die mit BoNT/A allein beobachtete hinaus, währenddessen keine weitere Injektion
durchgeführt
werden muß.
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Es wird verstanden werden, daß obwohl
hier in den Beispielen auf BoNT/A Bezug genommen wird, jede andere
Art des Botulinumtoxins (z. B. BoNT/B bis G) hier substituiert werden
könnten
mit den jeweiligen möglicherweise
notwendigen Anpassungen aufgrund von Unterschieden in der spezifischen
Aktivität
des Toxins. Zusätzlich
könnte
das leichte Kettensegment von irgendeinem Clostridienneurotoxin
(oder anderem Neurotoxin) abgeleitet sein, wobei die schwere Kette
die Motorneuron-Rezeptorbindung und exovesikulären Transportaktivitäten erhält, erhalten
von der BoNT schweren Kette.
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Diese Beispiele sollen die Ausführungsformen
der vorliegenden Erfindung nicht erschöpfen und die Erfindung sollte
nicht als darauf begrenzt angesehen werden. Weitere Ausführungsformen
werden in den Ansprüchen
offenbart, die sich an diese Beschreibung anschließen.