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GEBIET DER ERFINDUNG
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Die offenbarte Erfindung stellt ein
Verfahren zur Herstellung von Polymerschaumstoffen über Zellbildung
durch Spannung und zur Herstellung von neuen Arten von heterogenen
Schaumstoffen bereit.
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HINTERGRUND
DER ERFINDUNG
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Mikroporöse Schaumstoffe sind zur Materialeinsparung
entwickelt worden und es ist berichtet worden, dass sie interessante
mechanische Eigenschaften aufweisen. Kleine Zellen in den Materialien, die
normalerweise mit einer hohen Zelldichte verbunden sind, sind für derartige
Eigenschaften verantwortlich. Mikroporöse Schaumstoffe sind fester
als gewöhnliche
Schaumstoffe, die sehr viel größere Zellen
aufweisen, und stellen somit ein Potential für eine Vielfalt von Anwendungen
bereit.
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BESCHREIBUNG VOM STAND DER
TECHNIK
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Verschiedene Techniken sind zur Entwicklung
von mikroporösen
Schaumstoffen entwickelt worden, einschließlich Chargenverfahren und
kontinuierlicher Verfahren. Diese Verfahren sind durch folgende
Schritte gekennzeichnet: Sättigung
eines Polymers mit einem Treibmittel, gewöhnlich ein Gas, Zellbildung
durch plötzliches
Verringern des Drucks oder Erhöhen
der Temperatur des Systems, Wachsenlassen der Zellen auf eine bestimmte
Größe und dann
Stoppen des weiteren Wachstums durch rasches Abkühlen. Das Sättigungsverfahren, bei dem ein
Gas angetrieben durch einen Konzentrationsgradienten in das Polymer
diffundiert, wird durch Einwirken eines Druckgases auf ein glasartiges
oder kautschukartiges Polymer erreicht. Siehe z. B. das US-Patent
Nr. 4473665, erteilt am 25. September 1984 an Martini-Vvedensky
et al., US-Patent Nr. 5223545, erteilt am 29. Juni 1993 an Kumar,
und US-Patent Nr. 5670102, erteilt am 23. September 1997 an Perman
et al.
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Die Zellbildung erfolgt, wenn das
mit Gas gesättigte
Polymer im kautschukartigen Zustand ist, d. h. wenn die Schäumtemperatur
höher ist
als die Glasübergangstemperatur
(Tg) des Polymer-Gas-Systems. Die durch Druckabfall induzierte Zellbildung
wird erreicht, indem der Systemdruck einfach entspannt wird, während sich
das Polymer im kautschukartigen Zustand befindet. Siehe Goel and Beckmann1 und Baldwin et al.2.
Die durch Temperaturanstieg induzierte Zellbildung wird erreicht
durch Erwärmen
des mit Gas gesättigten
Polymers vom glasartigen Zustand zu einer Temperatur, bei der das System
in den kautschukartigen Zustand übergeht, oder
durch Erwärmen
des mit Gas gesättigten
Polymers, das sich bereits im kautschukartigen Zustand befindet,
auf eine höhere
Temperatur. Siehe das US-Patent Nr. 4473665, erteilt am 25. September 1984
an Martini-Vvedensky et al., und das US-Patent Nr. 5334356, erteilt am 2. August
1994 an Baldwin et al. Die Zellbildung erfolgt aufgrund der thermodynamischen
Instabilität,
die durch den Druckabfall oder den Temperaturanstieg verursacht
wird, da das Gaslöslichkeitsgleichgewicht
sich mit der Abnahme des Drucks oder der Zunahme der Temperatur
verringert. Das Zellwachstum beginnt sofort nach dem Zellbildungsschritt.
Der übliche
Weg zur Beschränkung oder
Unterbrechung des Zellwachstums besteht in der Verringerung der
Systemtemperatur durch rasches Abkühlen.
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Gewöhnlich werden Keimbildner zum
System gegeben, um die Zellbildung zu unterstützen. Dieser Ansatz hat sich
für die
Herstellung von herkömmlichen
Schaumstoffen als sehr erfolgreich erwiesen. Bei der Herstellung
von mikroporösen Schaumstoffen
werden Keimbildner jedoch selten verwendet, da die erforderliche
Zelldichte recht hoch ist und der Beitrag von den Keimbildnern in
dieser Hinsicht unbedeutend ist. Nichtsdestotrotz wurde festgestellt,
dass ein Polymermaterial für
die zweite Phase (US-Patent Nr. 5369135, erteilt am 29. November
1994 an Campbell und Rasmussen) Keimbildungsstellen liefert, um
ein Polymer mit einem bestimmten Zelldichtebereich zu schäumen, obwohl eine
derartige zweite Polymerphase keine Neigung zeigte, das Schäumen bei
niedrigeren Temperaturen zu erleichtern.
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Der Zellbildungsschritt ist sehr
wichtig, um eine gewünschte
Zelldichte und Zellgröße zu erreichen.
Bei herkömmlichen,
durch Druckabfall oder durch Temperaturanstieg induzierten Verfahren
erfolgt die Zellbildung bei recht hohen Temperaturen, bei denen
das Zellwachstum schnell und daher schwer zu kontrollieren ist.
Bei einem Extrusionsverfahren kann z. B. aufgrund unkontrollierten
Zellwachstums Zellkoaleszenz stattfinden, was zu Schaumstoffen geringer
Qualität
führt.
Siehe Behravesh et al3.
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Die Zellbildung durch Anlegen von
Spannung ist ein neues Konzept. Von Lee4 ist
berichtet worden, dass die Anwendung von Spannung die Wirkung von
Keimbildnern bei der Verarbeitung von herkömmlichen Schaumstoffen verstärkt, obwohl
die angelegte Spannung selbst nicht zur Zellbildung führt. Die
vorliegende Erfindung liefert jedoch ein Verfahren, um Zellen direkt
durch Anlegen von Spannung auszulösen.
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Was immer das Zellbildungsverfahren
ist, das in einem gegebenen Schäumverfahren
verwendet wird, der Hauptteil der künstlichen Polymerschaumstoffe
sind isotrop (d. h. homogen) in der Struktur und daher recht gleichmäßig in den
Eigenschaften. Der Grund besteht darin, dass die gewöhnlichen
Zellbildungsverfahren mit Druckabfall oder mit Temperaturanstieg
den ganzen Polymerkörper
einer thermodynamischen Instabilität unterwerfen. Das Schäumen entwickelt
sich daher in der Regel im ganzen Polymer, was eine regelmäßige und
gleichmäßige Zellstruktur
ergibt. Andererseits weisen natürliche Materialien,
wie Knochen, Hölzer
und Kork, anisotrope Schaumstrukturen auf. D. h. die Zellstruktur
ist im ganzen Material nicht gleichmäßig oder regelmäßig oder
die Struktur kann entlang einer Richtung aber nicht in einer anderen
Richtung regelmäßig sein. Eine
derartige spezielle Textur verleiht natürlichen Materialien wundervolle
Eigenschaften, die zu einer Vielzahl von Verwendungen führen, egal
ob als Strukturmaterialien oder als Funktionsmaterialien.
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KURZE ZUSAMMENFASSUNG DER
ERFINDUNG
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Dementsprechend besteht ein Ziel
der Erfindung in der Bereitstellung eines neuen Zellbildungsverfahrens,
das sowohl bei niedrigen als auch bei hohen Temperaturen verwendet
werden kann und eine bessere Steuerung des Zellwachstums ermöglicht.
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Ein weiteres Ziel der vorliegenden
Erfindung besteht in der Bereitstellung eines neuen Zellbildungsverfahrens,
das an bestehende Schaumbildungsverfahren angepasst werden kann
und Schaumstoffe herstellt, die ansonsten schwierig oder unmöglich durch
derartige Verfahren herzustellen sind.
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Ein anderes Ziel dieser Erfindung
ist die Bereitstellung eines neuen Zellbildungsverfahrens, das verwendet
werden kann, um anisotrope Schäume
zu gestalten und herzustellen, um den Einsatz von künstlichen
Schaumstoffen zu bereichern.
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So kann ein mit Treibmitteln gesättigtes
Polymer z. B. durch mechanische oder hydrostatische Druckmittel
bei einer bestimmten Temperatur unter Spannung gesetzt werden, um
Schaumstoff herzustellen. Die Zellbildung ergibt sich aus der thermodynamischen
Instabilität,
die durch die Spannung verursacht wird. Spannung kann auf verschiedene
Weise angelegt werden, von denen die Komprimierung bevorzugt ist
und ohne weiteres z. B. unter Verwendung eines Press- oder eines
Walzensystems erreicht wird. Der Komprimierungsmechanismus kann
sowohl für
Chargenverfahren als auch für
kontinuierliche Verfahren angewendet werden. Eine durch Spannung
induzierte Zellbildung weist eine kurze Induktionszeit auf und entwickelt
sich fast augenblicklich im ganzen unter Spannung stehenden Material, wobei
sich Schäume
mit hoher Zelldichte und kleinen Zellen ergeben und die Zelleigenschaften
in vorgeschriebener Weise ohne weiteres reguliert werden können. Das
Verfahren kann in weitem Umfang zur Herstellung einer Vielzahl von
mikroporösen
Schaum stoffen verwendet werden und kann auf die Herstellung von
herkömmlichen
Schaumstoffen ausgedehnt werden.
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Das zu schäumende Polymer kann jede gewünschte geometrische
Gestalt aufweisen, z. B. eine vorgeformte Bahn oder durch herkömmliche
Formverfahren zu einer Bahn geformt. Typischerweise hängt die
Sättigungszeit
von der verwendeten Polymer-Treibmittel-Kombination und den geometrischen Eigenschaften
des Polymers ab. Insbesondere gibt es eine begrenzte Zeit, die zur
Sättigung
des Polymers mit dem Treibmittel erforderlich ist, die vom Verhältnis Oberfläche zu Volumen
des Polymers abhängt.
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Nach einem Aspekt der Erfindung wird
ein Verfahren zur Herstellung eines geschlossenzelligen Polymerschaumstoffs
bereitgestellt, das umfasst
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- (a) Auswählen
einer geeigneten Kombination von Polymer und inertem Treibmittel,
wobei das Polymer in festem oder geschmolzenem Zustand vorliegt
und das Treibmittel in Form eines Gases oder einer flüchtigen
Flüssigkeit
vorliegt,
- (b) Aussetzen des Polymers dem Treibmittel bei einer Vorbehandlungstemperatur,
einem Vorbehandlungsdruck und mit einer Einwirkzeit, die entsprechend
den thermodynamischen Eigenschaften der Kombination Polymer/Treibmittel
ausgewählt
werden, um eine Polymer/Treibmittel-Lösung mit einer zweck mäßigen Löslichkeit
bis zu einem Maximum der Sättigungslöslichkeit
des Treibmittels im Polymer bereitzustellen,
- (c) langsames Abbauen des Drucks der Polymer/Treibmittel-Lösung auf
Umgebungsdruck, um eine vorzeitige Schaumbildung zu verhindern,
- (d) Anlegen einer äußeren Druckspannung
an die Polymer/Teibmittel-Lösung
bei einer Temperatur, bei der das Polymer mit dem Treibmittel vorbehandelt wird,
bis zu etwa der Tg des reinen Polymers, wobei die Größe der angelegten
Spannung von den thermodynamischen Eigenschaften der Polymer/Treibmittel-Kombination und der
Menge an in dem Polymer gelöstem
Treibmittel abhängt,
um Zellbildung und Schaumbildung herbeizuführen, und
- (e) Abschrecken des Schaumstoffs durch rasches Abkühlen auf
eine niedrigere Temperatur.
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Ebenfalls nach der Erfindung kann
die Zellbildung durch Spannung auch zur Herstellung von Spezialschaumstoffen
verwendet werden. Eine der speziellen Anwendungen ist die Herstellung
von anisotropen (d. h. heterogenen) Schaumstoffen mit möglichen
Anwendungen als Struktur- und/oder Funktionsmaterialien. Derartige
Schaumstoffe liefern eine gute Lösung
für Materialeinsparung,
wobei zweckmäßige Eigenschaften
geboten werden. Z. B. kann ein Polymer, das gelöstes Treibmittel enthält, nur
in ausgewählten
Bereichen unter Spannung gesetzt werden, um ein heterogenes Material
zu bilden, bei dem die ausgewählten
Bereiche geschäumt
sind und der Rest nicht. Ein Polymer kann auch so vorbehandelt werden,
dass nur eine Oberflächenschicht Treibmittel
enthält
und der Rest des Materials kein oder nur unbedeutende Mengen des
Treibmittels enthält.
Die Dicke der Oberflächenschicht,
die das Treibmittel enthält,
hängt von
den Vorbehandlungsparametern, wie Einwirkzeit, Temperatur und Druck
des Treibmittels, ab. Die Polymeroberfläche kann dann unter Spannung
gesetzt werden, um einen heterogenen Schaumstoff zu bilden, in dem
das Innere des Polymers nicht geschäumt ist und nur die Oberflächenschicht
oder ein bestimmter Teil der Oberflächenschicht geschäumt ist.
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KURZE BESCHREIBUNG DER ZEICHNUNGEN
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1 ist
eine schematische Seitenschnittansicht von einem Chargenverfahren
nach unserer Erfindung,
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2 ist
eine Aufnahme von teilweise geschäumtem Poly(methylmethacrylat)
(PMMA), das durch Anlegen einer Spannung von 220 atm für 30 s bei
Raumtemperatur bei einer mit CO2 gesättigten Probe
erhalten wird,
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3 und 4 zeigen Rasterelektronenmikroskop
(REM)-Mikroaufnahmen von PMMA-Schäumen hergestellt durch mit
Spannung induzierte Zellbildung bzw. durch mit Temperaturanstieg
induzierte Zellbildung,
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5 und 6 zeigen REM-Mikroaufnahmen von
mit Glycol modifizierten Poly(ethylenterephthalat) (PETG)-Schaumstoffen,
die durch mit Spannung induzierte Zellbildung bzw. durch mit Druckabfall
induzierte Zellbildung hergestellt sind,
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7 ist
die REM-Mikroaufnahme von Polycarbonat-Schaumstoff, der durch mit
Spannung induzierte Zellbildung hergestellt ist,
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8 ist
eine schematische Seitenschnittansicht der Form, die zur Herstellung
des in 9 gezeigten Schaumstoffs
mit Rippen verwendet wird,
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9 ist
eine Aufnahme von PMMA-Schaumstoffen mit Rippen, die durch mit Spannung
induzierte Zellbildung hergestellt sind,
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10 ist
eine schematische Seitenschnittansicht der Walze, die zur Herstellung
von Schaumstoffen mit Rippen verwendet werden kann,
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11 ist
eine Aufnahme der Formen, die zur Herstellung von in 12 gezeigten Schaumstoffen
mit Bild verwendet werden,
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12 ist
eine Aufnahme von PMMA-Schaumstoffen mit Bild, die durch mit Spannung induzierte
Zellbildung hergestellt werden.
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BESCHREIBUNG
DER BEVORZUGTEN AUSFÜHRUNGSFORMEN
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Ein Polymer wird mit einem Treibmittel,
gewöhnlich
einem Gas, wie Kohlendioxid, vorbehandelt, um die gewünschte Löslichkeit
des Treibmittels im Polymer zu erhalten. Die zweckmäßige maximal erreichbare
Löslichkeit
ist die Sättigungs-
oder Gleichgewichtslöslichkeit.
Die zweckmäßige minimale
Löslichkeit
hängt von
der Art des herzustellenden Produkts ab. Die Äquilibrierung kann mit dem
Polymer im glasartigen (d. h. festen) oder im kautschukartigen Zustand
erfolgen. Beim glasartigen Zustand kann das Polymer z. B. in einer
Kammer untergebracht sein und dem Treibmittel bei einem bestimmten
Druck und einer bestimmten Temperatur über einen bestimmten Zeitraum
ausgesetzt werden. Der angelegte Druck, die Temperatur und die Einwirkzeit werden
nach den thermodynamischen Eigenschaften des Polymer-Treibmittel-Systems
ausgewählt, um
eine zweckmäßige Löslichkeit
des Treibmittels im Polymer zu erreichen.
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Beim kautschukartigen Zustand kann
das Polymer mit dem Treibmittel z. B. in einem Extruder gemischt
werden. Zur Erreichung der zweckmäßigen Löslichkeit sollte der Druck
im Extruder bei einem ziemlich hohen Wert gehalten werden. Eine
kalte Düsenanordnung
kann dann verwendet werden, um das Polymer-Treibmittel-System auf eine Temperatur
herunterzukühlen,
so dass sich kein Schäumen
ergibt, wenn das Polymer aus der Düse austritt. Z. B. kann eine
kalte Düsenanordnung
verwendet werden, wie sie im US-Patent Nr. 4761256, erteilt am 2.
August 1988 an Hardenbrook et al., beschrieben ist.
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Eine äußere Spannung wird dann an
die Polymer-Treibmittel-Lösung
angelegt, um Zellen zu bilden und das Zellwachstum zu starten. Zur
Herstellung von homogenen oder heterogenen mikroporösen Schäumen wird
dieser Schritt typischerweise bei einer Temperatur von der Temperatur,
bei der das Polymer mit dem Treibmittel vorbehandelt wird, bis zu etwa
der Glasübergangstemperatur
(Tg) des Systems Polymer-Treibmittel, z. B. bei Raumtemperatur, ausgeführt, so
dass das Zellwachstum ohne weiteres gesteuert werden kann. Zur Herstellung
von üblichen Schäumen mit
größeren Zellen,
d. h. Schäumen
mit Zellgrößen von
größer als
100 μm,
kann dieser Schritt bei höheren
Temperaturen bis zu etwa der Tg des reinen Polymers ausgeführt werden.
Die Größe der angelegten
Spannung hängt
von den thermodynamischen Eigenschaften der Kombination Polymer/Treibmittel,
der Temperatur und des Treibmittelgehalts des Polymers ab. Dementsprechend
gibt es einen optimalen Spannungsbereich. für eine bestimmte Kombination
Polymer/Treibmittel, eine bestimmte Temperatur und einen bestimmten
Treibmittelgehalt. Z. B. liegt die optimale Spannung für die Zellbildung
im Bereich von 130 bis 270 atm für
PMMA mit 22,4 Gew.-% CO2 bei Raumtemperatur.
Um so höher
die Löslichkeit,
desto geringer ist im allgemeinen die für die Zellbildung erforderliche
Spannung.
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Eine Druckspannung kann in Abhängigkeit davon,
ob das Verfahren diskontinuierlich oder kontinuierlich ist, durch
Quetschen der Probe zwischen Platten einer Presse oder durch Druckwalzsysteme angelegt
werden.
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Bei einem diskontinuierlichen Verfahren,
wie das in 1 erläuterte Chargenverfahren,
beinhaltet eine nach der Erfindung verwendete Vorrichtung einen
offenen Druckbehälter 10 mit
einem Deckel 12 und einer Innenkammer 14. Der
Deckel beinhaltet einen Einlass 16, der mit einem Anschluss
für Treibmittel
verbunden ist. Ein Druckmessgerät 18 ist
mit dem Einlass verbunden, um den Druck in der Kammer 14 zu
messen. Wenn das Polymer einmal den zweckmäßigen Grad an Löslichkeit
des Treibmittels erreicht hat, wird der Druck langsam abgebaut,
um eine vorzeitige Schaumbildung zu verhindern. Das Polymer, das
gelöstes
Treibmittel enthält,
wird dann zu einer Druckpresse 20 überführt und zwischen die Platten 22 gebracht
und bei einer bestimmten Temperatur gequetscht, um Schaumbildung
zu induzieren.
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Ein geeignetes kontinuierliches Verfahren könnte eines
auf Basis der Extrusion mit einer kalten Düsenanordnung sein, wie vorher
aufgeführt,
oder ein halbkontinuierliches, wie im US-Patent Nr. 5684055, erteilt
am 4. November 1997 an Kumar und Schirmer, offenbart. Die Polymer-Treibmittel-Lösung am
Austritt des Extruders wird auf eine Temperatur gekühlt, bei
der eine Schaumbildung nicht auftritt. Sie wird dann durch ein System
von Walzen zur Komprimierung bei einer bestimmten Temperatur geleitet.
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Bei dem vorstehend genannten, aber
nicht veranschaulichten halbkontinuierlichen Verfahren wird eine
Rolle einer Polymerfolie auf Lochpapierunterlage mit einem Treibmittel
gesättigt
und dann wird die Folie von der Rolle zur Schaumbildung in warmes Wasser
geleitet. Bei dem hier vorgeschlagenen halbkontinuierlichen Verfahren
wird die Folie von der mit Treibmittel gesättigten Rolle durch ein System
von Walzen geführt,
die im Polymer die Druckspannung ausbilden.
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Die durch Spannung induzierte Zellbildung kann
innerhalb von 1 s bis einigen Sekunden beendet sein. Nach der Zellbildung
lässt man
die Zellen eine kurze Zeit wachsen, bevor rasch abgekühlt wird,
um das Zellwachstum zu unterbrechen und so die Zellgröße einzuschränken. Während der
Zellwachstumsstufe kann das Polymer bei der äußeren Spannung gehalten werden,
welche das Zellwachstum beschränkt,
um Schäume
mit kleineren Zellen und hoher Zelldichte zu ergeben, oder das Polymer
kann von der Spannung befreit werden, um eine unbeschränkte Schaumbildung
zu gestatten, d. h. größere Zellabmessungen
und eine kleinere Zelldichte. Während
der Zellwachstumsstufe kann Spannung auch angelegt werden, um das
Polymer zu einer gewünschten
Form zu formen. Ein derartiges Formverfahren kann erreicht werden
durch Regulierung der Verweilzeit in der Presse oder durch Änderung
der Walzenanzahl oder der Drehgeschwindigkeit des Walzsystems. Die
optimale Verweilzeit hängt
von den thermodynamischen Eigenschaften des Systems Polymer-Treibmittel,
der Löslichkeit
des Treibmittels im Polymer und der angelegten Spannung ab.
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Ein Hauptvorteil einer derartigen
Technik besteht darin, dass die durch Spannung induzierte Zellbildung
sehr schnell im ganzen unter Spannung gesetzten Material entsteht.
Folglich können
Schaumstoffe mit sehr hoher Dichte und kleinen Zellen hergestellt
werden, wie in den 3 und 4 gezeigt. Die Induktionszeit
für durch
Spannung induzierte Zellbildung ist zweitens kürzer als bei der herkömmlichen durch
Druckabfall induzierten oder Temperaturanstieg induzierten Zellbildung
unter den gleichen Bedingungen. Ferner kann die Zellbildung unter
Spannung bei einer Temperatur auftreten, bei der die Zellbildung
durch Verfahren mit Druckabfall oder Temperaturanstieg nicht möglich ist.
Folglich kann die Schaumbildung, ausgelöst durch Spannung, bei einer
ziemlich niedrigen Temperatur, wie z. B. Raumtemperatur, durchgeführt werden,
bei der die Polymerviskosität
ziemlich hoch ist, was es ganz leicht ermöglicht, das Zellwachstum zu
steuern.
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Obwohl die Zellbildung durch Spannung
hier zur Herstellung von mikroporösen Schaumstoffen unter Verwendung
verschiedener Verfahren beschrieben ist, ist den Fachleuten verständlich,
dass das neue Verfahren auch zur Herstellung herkömmlicher Schaumstoffe
mit größeren Zellen
verwendet werden kann. Außerdem
kann die Technik verwendet werden, um Spezialschaumstoffe herzustellen,
z. B. anisotrope oder heterogene Schaumstoffe.
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Die Zellbildung durch Spannung kann
verwendet werden, um kundenspezifische anisotrope Schaumstoffe herzustellen,
da die Spannung in ausgewählten
Bereichen oder Flächen
des Polymers, das gelöstes
Gas enthält,
angelegt werden kann. Da die Zellbildung durch Spannung eine kürzere Induktionszeit
aufweist und die Zellbildung bei einer niedrigeren Temperatur erreicht
werden kann, kann eine Verarbeitungstemperatur gewählt werden,
so dass nur der unter Spannung gesetzte Teil innerhalb eines bestimmten
Zeitraums aufgeschäumt
wird, während die
nicht unter Spannung gesetzten Teile ungeschäumt verbleiben, oder die unter
Spannung gesetzten Teile werden mit hoher Zelldichte und kleiner Zellabmessung
geschäumt,
während
die nicht unter Spannung gesetzten Teile mit geringerer Zelldichte und größerer Zellabmessung
in Abhängigkeit
von der gewählten
Temperatur und der Verarbeitungszeitskala geschäumt werden. Auf diese Weise
kann mit diesem Verfahren eine anisotrope Struktur gestaltet werden,
einfach indem die Art und Weise, in der die Spannung angelegt wird,
gestaltet wird. Der bequemste Weg besteht in der Komprimierung des
Polymersystems mit einer Schablone, wie einer Pressform oder eines
Walzensystems, die ein bestimmtes Muster aufweist, z. B, wie in
den 8, 10 und 11. Das
vorbeschriebene Muster wird dann auf das System Polymer-Treibmittel
transferiert, was zur Schaumbildung des Polymermaterials in Übereinstimmung
mit dem Muster führt.
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Anisotrope Schaumstoffe können für Strukturanwendungen
hergestellt werden. Z. B. wurde die vorliegende Endung zur Herstellung
von Schaumstoffen mit Rippen verwendet, wie in 9 gezeigt. Derartige Materialien weisen
gegenüber
dem reinen Polymer entlang der Rippenrichtung Vorteile auf, wenn
die Rippen dicht genug sind. Von anisotropen Schaumstoffen ist bekannt,
dass sie eine praktische Lösung
im Hinblick auf Materialeinsparung sind, wobei die gewünschten
Eigenschaften beibehalten werden. Dies wird durch natürlich vorkommende
Schäume
demonstriert, wie verschiedene Hölzer,
die leichtgewichtig sind, aber eine interessante Belastungsfähigkeit
aufweisen. Anisotrope Schäume
können ebenso
für Funktionsanwendungen
hergestellt werden. Z. B. können
Schäume
mit Bild (wie in 12 gezeigt)
zur Dekoration oder für
andere Zwecke verwendet werden.
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BEISPIEL 1
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PMMA-Folien mit einer Dicke von 2,72
mm von Canus Plastics wurden in einen Druckbehälter mit VCR-Edelstahlarmaturen
gegeben und 24 h bei –0,2°C CO2 von 34 atm ausgesetzt. Die Löslichkeit von
CO2 im Polymer wurde mit 22,4 Gew.-% gemessen.
Nach langsamem Ablassen des Druckes wurde der Behälter geöffnet und
die Polymerfolien, die gelöstes
CO2 enthielten, wurden herausgenommen. Ein Teil
der Folie wurde dann bei verschiedenen Drücken von 20 atm bis 350 atm
in der wie in 1 gezeigten Presse
bei Raumtemperatur komprimiert, obwohl die tatsächliche Temperatur des Polymers
irgendwo zwischen der Vorbehandlungstemperatur von –0,2°C und Raumtemperatur
lag. Wenn die angelegte Spannung im Bereich von 130 bis 270 atm
lag, trat Zellbildung und anschließendes Schäumen innerhalb von einer bis
einigen Sekunden im ganzen unter Spannung gesetzten Teil auf, während der
nicht unter Spannung gesetzte Teil für 1,5 min ungeschäumt verblieb.
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2 zeigt
eine typische Aufnahme des teilweise unter Spannung gesetzten PMMA,
nachdem es 30 s bei 220 atm komprimiert wurde und dann in eiskaltem
Wasser abgeschreckt wurde. Die 3 und 4 zeigen einen Vergleich
der REM-Mikroaufnahmen
von mikroporösen
Schäumen,
die entsprechend der Erfindung durch eine Spannung von 220 atm in einer
Presse bei 24°C
für 30
s (3) und durch herkömmliche,
durch Temperaturanstieg induzierte Zellbildung durch Transferieren
der mit Gas beladenen Probe in ein bei 24°C gehaltenes Wasserbad und Schäumenlassen
für 10
min (4) hergestellt
wurden. Es wurde beobachtet, dass die Zellbildung im Wasserbad mehr
als 1 min später
als bei der durch Spannung induzierten Zellbildung auftrat. Die
Zelldichte und die mittlere Zellgröße betrugen 1,5 × 10'' Zellen/g
bzw. 2,9 μm
für die
durch Spannung induzierten Schäume
und 4,4 × 109 Zellen/g bzw. 4,8 μm für die durch Temperaturanstieg
induzierten Schäume.
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BEISPIEL 2
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PETG-Folien mit einer Dicke von 0,76
mm wurden in den in Beispiel 1 beschriebenen Druckbehälter gegeben
und 24 h bei 24°C
CO2 von 58 atm ausgesetzt. Es wurde gemessen,
dass die Löslichkeit
von CO2 in PETG 12 Gew.-% betrug. Nachdem der
Druck langsam abgelassen worden war, wurden die Folien aus dem Druckbehälter entnommen
und in der in Beispiel 1 beschriebenen Presse 30 s bei 24°C in einem
Druckbereich von 220 bis 320 atm komprimiert und dann in eiskaltem
Wasser abgeschreckt. Die Zellbildung trat augenblicklich auf als
die Folien unter Spannung gesetzt wurden. Die Zellbildung, die sich
aus dem herkömmlichen
Druckabfallverfahren ergibt, trat auch für nicht unter Spannung gesetzte Folien
auf, aber zu einem späteren
Zeitpunkt. Ein Vergleich der Ergebnisse ist in den 5 und 6 gezeigt. 5 zeigt eine typische REM-Mikroaufnahme von
durch Spannung induziertem PETG-Schaum und 6 zeigt den herkömmlichen, durch Druckabfall
induzierten Schaum. Die Zelldichte und die Zellgröße betragen
4,7 × 107 Zellen/g bzw. 23,6 μm für den durch Spannung induzierten
Schaum und 2,9 × 106 Zellen/g bzw. 61,3 μm für den herkömmlichen, durch Druckabfall
erhaltenen.
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BEISPIEL 3
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Polycarbonat von GE wurde zu Folien
mit einer Dicke von 1,24 mm formgepresst, in den in Beispiel 1 beschriebenen
Druckbehälter
gebracht und 48 h bei 24°C
CO2 von 58 atm ausgesetzt. Die Löslichkeit
von CO2 in Polycarbonat wurde mit 6 Gew.-% gemessen.
Nachdem der Druck langsam abgelassen worden war, wurden die Folien
aus dem Druckbehälter
entnommen und einige dieser Folien wurden in der in Beispiel 1 beschriebenen
Presse 30 s bei 24°C mit
einem Druck von 320 atm komprimiert und dann in eiskaltem Wasser
abgekühlt.
Die Zellbildung trat fast augenblicklich auf als die Folien unter
Spannung gesetzt wurden, während
bei den nicht unter Spannung gesetzten Folien nichts geschah. 7 zeigt eine REM-Mikroaufnahme
des durch Spannung initiierten und geschäumten Polycarbonats.
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BEISPIEL 4
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PMMA-Folien mit einer Dicke von 2,72
mm wurden unter den gleichen Bedingungen wie in Beispiel 1 CO2 ausgesetzt. Das gesättigte Polymer wurde bei 24°C unter Verwendung
einer Form mit einem Oberflächenmuster
wie in 8 gezeigt gepresst und 9 zeigt den sich ergebenden
Schaumstoff mit Rippen.
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BEISPIEL 5
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PMMA-Folien mit einer Dicke von 1,22
mm wurden unter den gleichen Bedingungen wie in Beispiel 1 CO2 ausgesetzt. Das gesättigte Polymer wurde bei 24°C mit Formen
mit den wie in 11 gezeigten
Oberflächenmustern
gepresst. 12 zeigt die sich
ergebenden Schaumstoffe mit Bild.
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BEISPIEL 6
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PMMA-Folien mit einer Dicke von 1,22
mm wurden unter den gleichen Bedingungen wie in Beispiel 1 CO2 ausgesetzt, außer dass die Einwirkzeit von
24 h auf 4 h beschränkt
wurde, um nur die Oberflächenschicht
des Polymers vorzubehandeln. Nachdem der Druck langsam abgelassen
wurde, wurden die Polymerfolien, die gelöstes Treibmittel nur in den Oberflächenschichten
enthielten, aus dem Druckbehälter
entnommen und 30 Sekunden bei 220 atm in der in Beispiel 1 beschriebenen
Weise komprimiert. Dies erzeugt Polymerfolien mit geschäumter Randschicht
und ungeschäumtem
Kern.
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Obwohl die Erfindung im Hinblick
auf spezielle Kombinationen Polymer/Treibmittel beschrieben worden
ist, ist den Fachleuten verständlich,
dass sie auf jedwede Kombination anwendbar ist, in der Zellbildung
induziert wird, wenn eine Polymer/ Treibmittel-Lösung einer äußeren Druckspannung bei einer festgelegten
Temperatur ausgesetzt wird, wobei die Größe der angelegten Spannung
von den thermodynamischen Eigenschaften der Kombination Polymer/Treibmittel
und der Menge an in dem Polymer gelösten Treibmittel abhängt.
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Außerdem kann jedes amorphe oder
halbkristalline thermoplastische Polymer verwendet werden. Beispiele
beinhalten PMMA, PEMA, Polystyrol, Polyvinylchlorid (PVC), Polycarbonat,
ABS-Copolymere und Polyethylenterephthalat (PET).
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Für
das Treibmittel kann jede inerte Verbindung verwendet werden, die
nicht mit dem Polymer reagiert und angemessen in dem Polymer löslich ist, so
dass es die Zellbildung unter den vorstehend beschriebenen Verfahrensbedingungen
induziert, z. B. Ar, N2, SF6,
CO2, Ethylen und Ethan. CO2 ist
bevorzugt, da es ungiftig, nicht entflammbar, umweltverträglich und
preiswert ist. Es ist auch vorteilhaft, dass CO2 in
vielen thermoplastischen Polymeren, wie PMMA und PEMA, relativ gut
löslich
ist.
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Es ist auch verständlich, dass andere Änderungen
und Modifizierungen ausgeführt
werden können,
ohne den Umfang der Erfindung zu verlassen, der nur durch den Umfang
der beigefügten
Ansprüche
begrenzt werden soll.
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ZITIERTE LITERATUR
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1. Goel und Beckman, Polymer Engineering and
Science, 34 (1994) 1137–1147.
2.
Baldwin et al., Polymer Engineering and Science, 36 (1996) 1425–1435.
3.
Behravesh et al., Polymer Preprints, 37 (1996) 767–768.
4.
Lee, Polymer Engineering and Science, 33 (1993) 418–422.