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Gegenstand
der Erfindung ist ein Verfahren zur Erhöhung der Geschwindigkeit der
Verdauung eines Proteins und die Verwendung eines auf diese Weise
modifizierten Proteins für
die Herstellung einer Nahrungsmittel- oder pharmazeutischen Zusammensetzung,
die eine Änderung
des postprandialen Aminosäurengehalts
des Plasmas gestattet.
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Stand der Technik
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Bei
Menschen ist die Nahrungsaufnahme im Laufe einer Tag- und Nachtfolge unkontinuierlich.
Postprandiale Perioden, d.h. Phasen der Verarbeitung der Nahrungsmittel
aus dem Verdauungskanal wechseln mit Perioden der physiologischen
Nüchternheit.
Diese täglichen Änderungen
des Ernährungsstatus
wirken sich auf die Komponenten des Proteinstoffwechsels und damit
auf die Proteinbilanz aus.
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So
führt die
Proteinaufnahme zu einer Erhöhung
des Aminosäurengehalts
des Plasmas (Aoki et al., Am. J. Clin. Nutr., 41, 1–18, 1987).
Ferner ist die Erhöhung
des Aminosäurengehalts
des Plasmas mit einem Nachlassen der Proteolyse und einer Stimulierung
der Oxidation der Aminosäuren
und der Proteinsynthese verbunden (Castellino et al., Am. J. Physiol.,
262, 162–176,
1992; Giordano et al., Diabetes, 45, 393–399, 1996; Clugston et al.,
Clin. Nutr., 36, 57–70,
1982; Motil et al., Am. J. Physiol., 240, E712–721, 1981; Melville et al.,
Metabolism., 30, 248–255,
1989; Pacy et al., Clin. Sci., 86, 103–118, 1994).
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Die
Proteinbilanz, die in der Periode der physiologischen Nüchternheit
negativ ist, wird in der postprandialen Periode positiv. Der relative
Umfang jeder Phase bestimmt nun die Entwicklung der Körperproteinmasse.
Es ist deshalb von Bedeutung, den postprandialen Proteinzuwachs
verbessern zu können,
um die Entwicklung der Proteinmasse unter zahlreichen Umständen zu
optimieren.
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Vor
kurzem haben Boirie et al. bei freiwilligen gesunden jungen Personen
nachgewiesen, dass der postprandiale Proteinzuwachs von der Geschwindigkeit
der Verdauung der eingenommenen Proteine abhängt (Zeit zwischen der Einnahme
und der Absorption der Nahrung durch den Organismus), wobei diese
Erscheinung mit den Strukturen der Proteine zusammenhängt. Oral
in einmaliger Gabe verabreichte Molke führt zu einem sehr schnellen
Auftreten von von Nahrungsmitteln stammenden Aminosäuren im
Blut, was sich in einem Aminosäurenkonzentrationspeak
im Plasma äußert. Man
beobachtet auch eine deutliche Stimulierung der Proteinsynthese
und der Leucinoxidation. Diese postprandialen Änderungen führen zu einer starken Verbesserung
des Proteinzuwachses bezüglich
der physiologischen Periode der Nüchternheit (Biorie et al.,
Am. J. Physiol., 271, E1083–1091,
1996).
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Im
Vergleich zu Molke werden die von Casein stammenden Aminosäuren allmählich über einen
längeren
Zeitraum absorbiert. In diesem Fall steigt die Aminosäurenkonzentration
des Plasmas mäßig, dieser
Anstieg findet jedoch länger
statt, und zwar über
einen Zeitraum von mehreren Stunden nach einer Mahlzeit (Biorie
et al., Nutr. Clin. Metabol., 9, 171, 1995).
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Die
Verdauungsgeschwindigkeit dieser beiden Proteintypen ist also verschieden,
wobei Molke unter die schnell verdaulichen Proteine und Casein unter
die langsam verdaulichen Proteine eingestuft wird.
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Das
Verhalten schnell verdaulicher Proteine kann für die Ernährung von Patienten benutzt
werden, die zur Beibehaltung ihrer Körpermasse einen großen und
unmittelbaren physiologischen Bedarf an Aminosäuren haben, wie z.B. Patienten
nach einem chirurgischen Eingriff (Arnold et al., Nutr. Clin. Metabol.,
6, 3–12,
1992), Kinder (Dewey et al., Eur. J. Clin. Nutr., 50, supplement
1, S119–150,
1996) oder Sportler, beispielsweise insbesondere nach einer körperlichen
Anstrengung (Biolo et al., Am. J. Physiol., 273, E122–129, 1997;
Rennie et al., In Physical Activity, Fitness and Health; Physical
Activity & Protein
Metabolism, Bouchard et al., Champaign, IL, Human kinetics, 432–450, 1994).
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Schnell
verdauliche Proteine können
auch für
die Ernährung
von Patienten verwendet werden, die unter Übelkeit, Erbrechen und/oder
einem zu starken und anhaltenden Sättegefühl nach einer Mahlzeit leiden, so
dass sie Schwierigkeiten haben oder nicht in der Lage sind, sich
regelmäßig und/oder
ausreichend zu ernähren.
Die betreffenden Personen können
an vorübergehenden Übelkeitsgefühlen leiden,
wie schwangere Frauen, oder können
unter Störungen
der Magen-Darm-Motilität
leiden, insbesondere ältere
Personen oder Personen mit Krankheitszuständen wie mentale Anorexie,
Diabetes, Magenkarzinom, neurologische Störungen (Parkinson), Drogen-
oder Alkoholabhängigkeit
usw. (Maes et al., In 13Co2-Breath
test at the laboratory: Digestion-Absorption, Y. Groos Ed., S. 55–69, 1996).
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Schnell
verdauliche Proteine können
auch zur Begrenzung der Gefahren der Regurgitation und/oder des
gastro-ösophagealen
Reflux insbesondere bei Säuglingen,
Frühgeburten,
Schwangeren oder enteral ernährten
Patienten eingesetzt werden (Fried et al., J. Pediatr., 120, 569–572, 1992).
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Bisher
wurde noch nie vorgeschlagen, die Verdauungsgeschwindigkeit eines
Proteins zu erhöhen,
und zwar insbesondere zum Zweck der Änderung des postprandialen
Aminosäurengehalts
des Plasmas und infolgedessen zur Änderung des postprandialen
Proteinzuwachses und/oder zur Begrenzung von postprandialen Übelkeitsgefühlen bei
Schwangeren und/oder zur Begrenzung von mit Störungen der Magen-Darm-Motilität verbundenen Problemen
und/oder zur Begrenzung der postprandialen Gefahr der Regurgitation
und des gastro-oesophagealen Refluxes.
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Außerdem können manche
langsam verdaulichen Proteine wie Casein einen hohen Nährwert besitzen,
das heißt
einen ausgewogenen und hohen Gehalt an jeder der für den Körper essentiellen
Aminosäuren, wie
z.B. Lysin, Tryptophan, Leucin, Isoleucin, Valin, Phenylalanin,
Methionin und Threonin. Der Nährwert
dieser Proteine wird jedoch bei Personen mit einem physiologischen
Bedarf an schnell verdaulichen Proteinen nicht ausreichend ausgenutzt.
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Es
sind bereits verschiedene Behandlungen von Proteinen bekannt, mit
denen ihre Verdauungsgeschwindigkeit verändert wird.
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Beispielsweise
wird in
WO97/05786 (Milupa
GmbH) angegeben, dass die Behandlung von Proteinen mit Transglutaminase
insbesondere bei Milchcasein eine Herabsetzung der Verdauungsgeschwindigkeit
bewirkt. Es ist bekannt, dass Transglutaminase [EC2.3.2.13], auch
Faktor XIIIa, γ-Glutamyltransferase
oder Fibrinoligase genannt, Proteine modifiziert, indem sie Reaktionen
der Polymerisation, Desamidierungen und den Amineinbau katalysiert
(Nielsen, Food biotechnol., 9, 119–156, 1995).
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WO 93/22930 gibt an, dass
man durch Behandlung von Milch mit Transglutaminase Milch oder ein Produkt
auf Milchbasis erhält,
die bzw. das physikalisch stabiler als ähnliche bekannte Milchprodukte
ist. Diese Schrift erwähnt
die Verdauungsgeschwindigkeit nicht.
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Auch
EP-A-0 725 145 beschreibt
die Behandlung von Proteinen mit Transglutaminase. Hierbei handelt es
sich um Proteine, die als pharmazeutische Produkte verwendet werden,
die durch die Transglutaminase so modifiziert werden, dass ihr Verschwinden
aus dem menschlichen Blut infolge der abbauenden Wirkung des Stoffwechsels
verhindert wird. Diese Schrift erwähnt nicht die Verdauungsgeschwindigkeit.
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Ferner
kennt man lösliche
diätetische
Fasern zur Erhöhung
der Viskosität
des Magen-Darm-Inhalts und dadurch zur Erhöhung der Zeit der Hydrolyse
und der Absorption der Zucker (Cameron-Smith et al., Br. J. Nutr.,
71, 563–571,
1994). Im selbem Sinn schlägt
US 5126332 (Terumo Kabushiki
Kaisha) vor, Casein mit Carrageenanen oder einem Guargummi zu mischen,
so dass sich im Magen ein Gel bildet, das sich im Darm langsam zersetzt,
und dadurch die Aufnahme der Zucker und wahrscheinlich auch des
Caseins verlangsamt wird, wodurch im Blut von Diabetikern ein schneller
Anstieg der Glucose verhütet
wird.
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Ein
anderes wirksames Mittel zur Erhöhung
der Verdauungsgeschwindigkeit der Proteine besteht im Allgemeinen
darin, dass man eine starke Hydrolyse vornimmt, bis man Hydrolyserückstände von
weniger als beispielsweise 10000 Dalton erhält. Zu diesem Zweck beschreibt
US 5039532 ein Verfahren,
bei dem man Molke einer partiellen enzymatischen Hydrolyse mit proteolytischen
Enzymen unterzieht, sie einer thermischen Behandlung zur Denaturierung
der verkürzten
Proteine unterzieht, sie auf diese Weise für einen darauf folgenden enzymatischen
Abbau zugänglich
macht, sie kühlt
und dann einer zweiten Hydrolyse und einer neuerlichen thermischen
Behandlung zur Inaktivierung des Enzyms unterzieht (vgl. auch
EP 96202475.8 ;
EP 629350 ;
JP 3-18168 ; Beaufrère et al., Am. J. Physiology,
30, E907–E914,
1994).
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Ziel
der Erfindung ist die Deckung des Ernährungsbedarfs von gewissen
Personengruppen mit Hilfe von ursprünglich langsam verdaulichen
Proteinen, die in schnell verdauliche Proteine überführt wurden.
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Zusammenfassung der Erfindung
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Zu
diesem Zweck betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Erhöhung der
Verdauungsgeschwindigkeit eines Proteinmaterials, bei dem man ein
Proteinmaterial mit Transglutaminase behandelt und mit anionischen Polysacchariden
mischt.
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Die
Erfindung betrifft ferner die Verwendung eines schnell verdaulichen
Proteinmaterials, das heißt
eines Materials, das, wenn es von Ratten von 140–200 g eingenommen wird, zu
einem Verschwinden der Hälfte des
im Verdauungskanal vorhandenen eingenommenen Stickstoffs in weniger
als 70 min führt,
für die
Herstellung einer Nahrungsmittelzusammensetzung, die zur Ernährung von
Patienten in einer postoperativen oder posttraumatischen Periode
bestimmt ist, um die Aufrechterhaltung, die Wiederherstellung oder
die Entwicklung ihrer Proteinmasse zu gewährleisten und/oder die mit
Magen-Darm-Motilitätsstörungen verbundenen
Probleme zu begrenzen und/oder postprandiale Übelkeitsgefühle bei schwangeren Frauen
zu begrenzen und/oder die postprandiale Gefahr der Regurgitation
und/oder des gastro-oesophagealen Refluxes zu begrenzen, wobei dieses
Proteinmaterial zuvor so behandelt wurde, dass die langsam verdaulichen
Proteine, die es enthielt, in schnell verdauliche Proteine überführt werden,
die im Wesentlichen mindestens das gleiche Anfangsmolekulargewicht
beibehalten haben.
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Ausführliche Beschreibung der Erfindung
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Wider
alles Erwarten kann man die Verdauungsgeschwindigkeit eines Proteins
erhöhen,
ohne zuvor seine Hydrolyse vornehmen zu müssen.
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Trotz
der bisherigen Überzeugung
besitzen mit Transglutaminase behandelte Proteine und/oder Proteine,
denen man anionische Fasern zusetzt, eine erhöhte Verdauungsgeschwindigkeit.
WO 97/05785 (Milupa GmbH)
behauptet, ohne es zu beweisen, dass die Behandlung von Proteinen
mit Transglutaminase, insbesondere von Milchcasein, eine Herabsetzung
ihrer Verdauungsgeschwindigkeit bewirkt. Da diätetische Fasern die Viskosität des Magen-Darm-Inhalts
erhöhen,
war man ferner der Meinung, dass die Verdauungszeit aller Nahrungsmittel,
die in einer solche Fasern enthaltenden Mahlzeit vorliegen, dadurch
verlängert
werden müsste (vgl.
hierzu
US 5126332 ).
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Die
erfindungsgemäßen Behandlungen,
die eine Erhöhung
der Verdauungsgeschwindigkeit der Proteine bezwecken, wirken sich
nicht zum Nachteil der Verdaulichkeit der Proteine aus. Die auf
diese Weise behandelten Proteine führen somit zu keiner wesentlichen
Erhöhung
des errechneten Verhältnisses
zwischen der Menge der oral eingenommenen Proteine und der Menge
der vom Körper
absorbierten Proteine (vgl. beispielsweise Vaughan et al., Am. J.
Clin. Nitrition, 30, 1709–12712,
1977).
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Im
Rahmen der Erfindung entspricht der Ausdruck "postprandialer Plasmaaminosäurenpeak" einer schnellen
und beträchtlichen
Erhöhung
des Aminosäurengehalts
des Plasmas nach einer Mahlzeit, worauf eine ebenso schnelle Abnahme
folgt (vgl. nachstehende 3).
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Zur
Durchführung
des vorliegenden Verfahrens verwendet man ein Proteinmaterial, das
heißt
alle Arten von Proteinen enthaltende Materialien tierischen, pflanzlichen
oder mikrobiellen Ursprungs, und zwar insbesondere beispielsweise
Proteine der Milch, von Ölfrüchten, Hülsenfrüchten, Eigelb
oder Bierhefe.
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Unter
Milch versteht man einerseits Milch tierischen Ursprungs, wie z.B.
Kuhmilch, Ziegenmilch, Schafmilch, Büffelmilch, Zebumilch, Stutenmilch,
Eselsmilch, Kamelmilch usw. Der Begriff Milch umfasst auch das,
was man gewöhnlich
pflanzliche Milch nennt, das heißt einen Extrakt von behandelten
oder nicht behandelten pflanzlichen Materialien, wie Hülsenfrüchten (Soja,
Kichererbsen, Linsen usw.) oder Ölfrüchten (Colza, Soja,
Sesam, Baumwolle usw.), wobei dieser Extrakt in saurem Medium koagulierbare
Proteine in Lösung
oder in colloidaler Suspension enthält. Schließlich umfasst der Begriff Milch
auch Mischungen aus tierischen und pflanzlichen Milcharten.
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Proteinmaterialien,
die entsprechend den Ernährungsempfehlungen
einen hohen Nährwert
haben, sind im Rahmen der Erfindung besonders angezeigt, wie z.B.
Casein und Proteine von Ei, Soja, Erbsen, Bohnen, Linsen, Kichererbsen,
Lupinen, Johannisbrot, Colza oder Proteinmaterial aus anderen Quellen,
die für
ihren Nährwert
bekannt sind (FAO/WHO, Protein Quality Evaluation, Nr. 51, Rom 1991).
Diese Proteine können einen
ausgewogenen und hohen Gehalt an jeder der für den Körper essentiellen Aminosäuren enthalten,
wie z.B. Lysin, Tryptophan, Leucin, Isoleucin, Valin, Phenylalanin,
Methionin und Threonin.
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Das
nicht behandelte Proteinmaterial enthält vorzugsweise langsam verdauliche
Proteine, das heißt Proteine,
die, wenn sie von Ratten von 140–200 g eingenommen werden,
beispielsweise in mehr als 80 min zu einem Verschwinden der Hälfte des
im Verdauungskanal vorhandenen eingenommenen Stickstoffs führen. Proteine,
die im Magen koagulieren, wie Casein, sind meistens langsam verdauliche
Proteine. Bekannt lich wird nämlich
die Geschwindigkeit der Verdauung der Nahrungsmittelproteine durch
den Magen gesteuert, und zwar genauer gesagt durch die Magenentleerung
(Gaudichon et al., American Institute of Nutrition, Milk and Yoghurt
Digestion 1970–1977,
1994). Das auf diese Weise im Magen gebildete Koagulum wird schwer
abgeführt,
was die Verdauung des Proteins verzögert.
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Zur
Durchführung
des vorliegenden Verfahrens wird dieses Proteinmaterial dann mit
Transglutaminase behandelt, um Reaktionen der Polymerisation, Desamidierungen
und den Amineinbau zu katalysieren (Nielsen, Food biotechnol., 9,
119–156,
1995). Die Behandlungsbedingungen können je nach den Anforderungen der
vorliegenden Erfindung variieren. Im Allgemeinen werden die Proteine
beispielsweise in einem wässrigen Medium
in einer Menge von 1 bis 30 Gew.-% in Suspension gebracht, wird
Transglutaminase in einer Menge von 100 bis 100000 Einheiten pro
Liter zugesetzt, setzt man die Suspension optimalen Hydrolysebedingungen aus
(pH7, 50°C)
und inaktiviert man das Enzym mit Hitze und/oder durch hydrostatischen
Druck von 300–1100 MPa
(vgl. hierzu
EP 686352 und
EP 748592 von S.P.N.).
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Dann
setzt man dem Proteinmaterial nach oder vor der Behandlung mit Transglutaminase
anionische Polysaccharide zu, die insbesondere aus den Alginaten,
Xanthan, Gummi Arabicum, Pectinen, Kappa-Carrageenanen, Iota-Carrageenanen,
Lambda-Carrageenanen,
Carboxymethylcellulose, sulphatierten Dextranen und/oder Gellangummi
ausgewählt
sind. Die Behandlungsbedingungen können je nach den Anforderungen der
vorliegenden Erfindung variieren. Im Allgemeinen setzt man beispielsweise
zwischen 0,05 und 30 Gew.-%/Volumen anionische Polysaccharide zu.
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Die
Bedingungen der Behandlung des Proteinmaterials müssen vorzugsweise
so gewählt
sein, dass man beispielsweise einen solchen Grad der Erhöhung der
Verdauungsgeschwindigkeit des Proteinmaterials erreicht, dass es,
wenn das behandelte Proteinmaterial Ratten von 140–200 g oral
verabreicht wird, zu einem Verschwinden der Hälfte des im Verdauungskanal
vorhandenen eingenommenen Stickstoffs beispielsweise in weniger
als 70 min führt.
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Das
auf diese Weise behandelte Proteinmaterial kann in vorteilhafter
Weise für
die Herstellung einer Nahrungsmittelzusammensetzungen oder einer
pharmazeutischen Zusammensetzung verwendet werden, die dazu bestimmt
ist, oral einem Säuger
verabreicht zu werden, um einen postprandialen Aminosäurenpeak
im Plasma auszulösen
und infolgedessen um den postprandialen Proteinzuwachs zu verändern und/oder
die mit Störungen
der Magen-Darm-Motilität
verbundenen Probleme zu begrenzen und/oder postprandiale Übelkeitsgefühle bei
Schwangeren zu begrenzen und/oder die postprandiale Gefahr der Regurgitation
und/oder des gastro-oesophagealen Refluxes zu begrenzen.
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Die
vorliegende Verwendung ist jedoch nicht auf ein erfindungsgemäß behandeltes
Proteinmaterial begrenzt. Auch andere Behandlungen können nämlich eine
Erhöhung
der Verdauungsgeschwindigkeit eines Proteinmaterials induzieren.
Gegenstand der Erfindung ist deshalb auch die Verwendung aller Proteinmaterialien,
die zuvor so behandelt wurden, dass die langsam verdaulichen Proteine,
die es enthielt, in schnell verdauliche Proteine überführt werden,
die im Wesentlichen mindestens das gleiche Anfangsmolekulargewicht behalten
haben.
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Zu
diesem Zweck kann man eines der oben genannten Proteinmaterialien
verwenden, das jedoch mit Transglutaminase behandelt wurde, wie
sie beispielsweise in
WO 97/05786 (Milupa
GmbH) beschrieben werden. In diesem Fall erhöht sich das Molekulargewicht
der auf diese Weise behandelten Proteine infolge ihrer Polymerisation.
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Man
kann auch nur Mischungen von Proteinen und anionischen Fasern verwenden,
wie sie in
US 512633 beschrieben
werden, indem insbesondere beispielsweise die oben erwähnten Polysaccharide
verwendet werden. In diesem Fall bleibt das Molekulargewicht der
auf diese Weise behandelten Proteine gleich, aber ihre physikalisch-chemischen
Eigenschaften werden aufgrund der Interaktion mit den Polysacchariden
modifiziert.
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Zur
praktischen Umsetzung der vorliegenden Verwendung benutzt man vorzugsweise
ein Proteinmaterial, das ursprünglich
langsam verdauliche Proteine enthielt, das heißt Proteine, die, wenn sie
von Ratten von 140–200
g eingenommen werden, zu einem Verschwinden der Hälfte des
im Verdauungskanal vorhandenen eingenommenen Stickstoffs in mehr
als 80 min führen.
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Proteinmaterialien
mit hohem Nährwert
sind auch besonders angezeigt. Diese Materialien können bei Personen
eingesetzt werden, die einen physiologischen Bedarf an schnell verdaulichen
Proteinen haben, wie Patienten in einer postoperativen oder posttraumatischen
Periode oder Personen, die eine physiologische Abneigung gegen den
Verzehr von langsam verdaulichen Proteinen haben, wie älteren Personen,
unter mentaler Anorexie leidenden Personen oder unter Übelkeit
leidenden Schwangeren.
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Die
Nahrungsmittelzusammensetzungen oder pharmazeutischen Zusammensetzungen,
die diese Proteinmaterialien mit beschleunigter Verdauung enthalten,
werden vorzugsweise im Rahmen von Diäten oder therapeutischen Behandlungen
verwendet, die eine Verhütung
oder Behandlung von mit besonderen pathologischen oder physiologischen
Zuständen
verbundenen Problemen gestatten. Die Bedingungen, denen diese Diäten unterliegen,
hängen
natürlich
von den betreffenden Personengruppen ab. Im Allgemeinen gilt, dass
die Zusammensetzung eine ausreichende und wirksame Proteinmaterialmenge
enthält, um
einen postprandialen Aminosäurenpeak
im Plasma zu induzieren.
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Schließlich haben
auch Patienten in einer postoperativen oder posttraumatischen Phase
einen hohen physiologischen Bedarf an Aminosäuren. Die Nahrungsmittelzusammensetzungen
sind vorzugsweise so zusammengesetzt, dass sie auch kräftigend
bzw. revitalisierend wirken. Zu diesem Zweck enthalten sie auch
zusätzlich
zu der Proteinquelle beispielsweise eine Quelle für schnell
verarbeitbare Glucide, Lipide sowie Mineralsalze und Vitamine.
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Störungen der
Magen-Darm-Motilität
sind häufig
mit Alter und pathologischen Zuständen verbunden, wie z.B. mentaler
Anorexie, Diabetes, Vorliegen eines Magenkarzinoms, neurologischen
Störungen
(Parkinson), Drogenabhängigkeit,
Alkoholismus usw.. Bei diesen Personen ist die für die Magenentleerung und die Verdauung
erforderliche Zeit anormal hoch, was zu Anorexieerscheinungen, Übelkeit
und Erbrechen führt.
Bei diesen Personen kann es auch zu einem zu starken und anhaltenden
Sättegefühl nach
einer Mahlzeit kommen, so dass eine regelmäßige und ausreichende Ernährung erschwert
wird. Eine Zusammensetzung, die Proteine mit hohem Nährwert enthält, die
aus dem Magen schnell abgeführt
werden und schnell verdaut werden, trägt zur Beseitigung dieser Probleme
bei. Diese Zusammensetzung kann eine Proteinquelle enthalten, die
10 bis 30 % der Gesamtenergie darstellt. Diese Proteinquelle kann
im Wesentlichen aus mindestens einem der oben beschriebenen behandelten
Proteinmaterialien bestehen.
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Während der
Schwangerschaft besteht infolge der Zunahme der Körpermasse
aufgrund der Empfängnis
(Fötus,
Plazenta) und der Hypertrophie mancher Gewebe der Mutter (Uterus,
Brüste,
extrazelluläre
Flüssigkeiten)
ein höherer
Bedarf an Energie und Proteinen. Viele schwangere Frauen leiden
jedoch zeitweise an Übelkeit,
was sie an der Einnahme einer ausgewogenen Diät hindert. Eine Zusammensetzung,
die Proteine mit hohem Nährwert
enthält,
die schnell aus dem Magen abgeführt
und schnell verdaut werden, trägt
zur Beseitigung dieser Probleme bei. Diese Zusammensetzung kann
z.B. eine Proteinquelle enthalten, die 10 bis 30 % der Gesamtenergie
darstellt. Diese Proteinquelle kann im Wesentlichen aus mindestens
einem der oben beschriebenen behandelten Proteinmaterialien bestehen.
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Probleme
des gastro-oesophagealen Refluxes werden häufig bei schwangeren Frauen,
Neugeborenen oder Frühgeborenen
insbesondere nach Einnahme von Milch beobachtet. Die gegenwärtigen Behandlungen
bestehen darin, dass die Nahrungsmittel verdickt werden und/oder
die Magenentleerung beschleunigt wird und die Tonizität des gastro-oesophagealen
Sphinkter erhöht
wird, und zwar mit Hilfe von Medikamenten. Die Erfindung ist besonders
für die
Verhütung
bzw. Behandlung solcher Störungen
ausgelegt. So können
diese Zusammensetzungen eine Proteinquelle enthalten, die 10 bis
40 % der Gesamtenergie darstellt. Diese Proteinquelle kann im Wesentlichen
aus mnindestens einem der oben beschreibenen behandelten Proteinmaterialien bestehen.
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Insbesondere
Zusammensetzungen, die anionische Polysaccharide enthalten, spielen
bei der Behandlung von Refluxproblemen eine dreifache Rolle. Erstens
besitzen die Proteinmaterialien eine Viskosität, die die Refluxprobleme begrenzt.
Zweitens werden diese Proteinmaterialien schnell aus dem Magen entfernt, was
die Refluxprobleme ebenfalls begrenzt, und drittens sind diese Proteinmaterialien
sehr leicht verdaulich.
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Bei
Neugeborenen oder bei auf enteralem Weg ernährten Patienten treten ferner
Probleme der Regurgitation auf, die zur Verstopfung der Atemwege
führen
können.
In enteralen Zusammensetzungen werden komplexe Mischungen von Mikro-
und Makro-Nährstoffen
verwendet, um den Ernährungszustand
der Patienten zu verbessern. Bisher verwendet man bei diesen Patienten
im Allgemeinen drei Aminosäurenquellen,
und zwar intakte Proteine, hydrolysierte Proteine (Peptide) und
Aminosäuren.
Aminosäuren
und Peptide haben einen unangenehmen Geschmack und verursachen eine
Erhöhung
der Magen-Darm-Osmolarität, eines
Parameters, der zum Auftreten von Durchfall führt. Ferner ist der Nährwert von
freien Aminosäuren
nicht mit dem von intakten Proteinen vergleichbar. Für die intakten
Proteine wird bei der Mehrzahl der enteralen Zusammensetzungen Casein
verwendet. Dieses koaguliert jedoch im Magen und verlängert dadurch
die Entleerung des Magens. Die vorliegende Erfindung schlägt die Verwendung
einer Zusammensetzung vor, die einen guten Geschmack besitzt und
nicht hydrolysierte Proteinmaterialien enthält, die sehr schnell verdaut
werden. Diese Zusammensetzung kann z.B. eine Proteinquelle enthalten,
die 15 bis 25 % der Gesamtenergie darstellt. Diese Proteinquelle
kann im Wesentlichen aus mindestens einem der oben beschriebenen
behandelten Proteinmaterialien bestehen.
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Die
Nahrungsmittelzusammensetzungen oder pharmazeutischen Zusammensetzungen
enthalten vorzugsweise eine Glucidquelle, die 50 bis 70 % der Gesamtenergie
liefert. Die Glucide sind insbesondere nach einem postoperativen
Traumatismus, während
der Schwangerschaft und bei Neugeborenen wichtige Nährstoffe
zur Wiederherstellung der Zuckerreserven und einer Hypoglykämie. Es
können
alle Glucide verwendet werden, und zwar insbesondere beispielsweise
Maltodextrine, Saccharose, Lactose und Glucose.
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Die
Nahrungsmittelzusammensetzungen oder pharmazeutischen Zusammensetzungen
können
eine Lipidquelle enthalten, die 15 bis 35 % der Gesamtenergie liefert.
Empfohlen werden pflanzliche öle,
insbesondere öle,
die von Soja, Ölpalme,
Kokospalme, Sonnenblume usw. stammen. Den Zusammensetzungen können je
nach Bedarf auch Mineralstoffe, Vitamine, Salze, Emulgatoren oder
aromatische Verbindungen zugesetzt werden.
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Die
Nahrungsmittelzusammensetzungen oder die pharmazeutischen Zusammensetzungen
können auf
jede Art und Weise hergestellt werden, wobei die Herstellungsschritte
im Allgemeinen eine Dispersion der Zutaten in Wasser und eine Pasteurisierung
umfassen. Die Zusammensetzungen können in Form von Getränken oder
flüssigen
Konzentraten oder in Form von Pulver, das man beispielsweise in
Wasser usw. rekonstituieren kann, hergestellt werden.
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Die
Erfindung wird im Nachstehenden ausführlicher anhand von Beispielen
der Herstellung von Nahrungsmittelzusammensetzungen, die die Durchführung der
Erfindung gestatten, beschrieben. Vor diesen Beispielen werden kurz
die Figuren beschrieben. Die Prozentsätze beziehen sich auf das Gewicht,
sofern nichts anderes angegeben wird. Diese Beispiele dienen jedoch
nur zur Veranschaulichung des Gegenstands der Erfindung und begrenzen
diese in keiner Weise.
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1 zeigt
die Änderung
des Stickstoffinhalts des Magens in Abhängigkeit von der Zeit bei Ratten, die
mit nativem Casein, mit mit Transglutaminase behandeltem Casein
oder mit einer Mischung von nativem Casein und Xanthan ernährt werden.
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2 zeigt
die Änderung
des Stickstoffinhalts von Magen und Darm (Verdauungskinetik) in
Abhängigkeit
von der Zeit bei Ratten, die mit nativem Casein, mit mit Transglutaminase
behandeltem Casein oder mit einer Mischung von nativem Casein und
Xanthan ernährt
werden.
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3 zeigt
die Änderung
des Aminosäurengehalts
im Blut in Abhängigkeit
von der Zeit bei Ratten, die mit mit Transglutaminase behandeltem
Casein oder mit einer Mischung von nativem Casein und Xanthan ernährt werden.
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Beispiel 1 Behandlung mit Transglutaminase
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Man
behandelt bei 50°C
während
1 Stunde eine Suspension, die 10 Gew-%/Volumen micelläres Casein
enthält,
mit 5 Einheiten/ml mikrobieller Transglutaminase (Ajinomoto) mit
pH 7 und inaktiviert dann das Enzym durch eine Wärmebehandlung mit 80°C während 10
min.
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Die
auf diese Weise polymerisierte Caseinsuspension geliert nicht und
bleibt selbst bei pH 3 stabil. Im Vergleich dazu fällt natives
micelläres
Casein bei pH 3 aus, indem es große Aggregate bildet.
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Die
Geschwindigkeit der Verdauung des auf diese Weise behandelten Caseins
wird in vivo an männlichen
Sprague-Dawley-Ratten
(Iffa-Credo, Frankreich) mit einem Gewicht von 140 bis 200 g bestimmt.
Nach einer Eingewöhnungsperiode
von 2 Tagen trennt man die Ratten, lässt sie während 22 h nüchtern,
verabreicht ihnen mit der Sonde 5 ml einer Suspension, die 5 Gew.-%
behandeltes Casein enthält,
und betäubt
dann verschiedene Rattengruppen 0 min (5 Ratten), 30 min (2 Ratten),
60 min (2 Ratten), 90 min (2 Raten), 120 min (2 Ratten), 150 min
(2 Ratten), 180 min (2 Ratten), 210 min (2 Ratten), 240 min (2 Ratten)
oder 360 min (5 Ratten) nach der Sondenfütterung. Man tötet die
Tiere, öffnet
die Bauchhöhle,
entnimmt Blut aus der Portalvene und der dorsalen Aorta und gewinnt
die Magen- und Darminhalte, indem man die verschiedenen Schleimhäute mit einer
0,9 % Natriumchlorid enthaltenden Suspension wäscht.
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Man
mischt die Blutproben mit Heparin, zentrifugiert sie, deproteiniert
die Plasmaproben mit einer Sulfosalicylsäurelösung (3,6 % Endkonzentration)
und gefriert die Proben bis zur Analyse ihres Aminosäurengehalts
mit einem Analysator 6300-Beckman ein.
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Man
konserviert die Magen- und Darminhalte kalt und analysiert ihren
Gesamtstickstoffgehalt unter Verwendung der Methode Kjedahl.
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Zum
Vergleich werden 5 Ratten, die demselben Protokoll ohne den Sondenfütterungsschritt
unterzogen wurden, zur Bestimmung der Basiswerte des endogenen Gehalts
an Magen-Darm-Stickstoff
und an Plasmaaminosäuren
verwendet.
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Die
in 1 dargestellte Kinetik des Magenstickstoffinhalts
zeigt, dass die Hälfte
des eingenommenen Stickstoffs bei dem behandelten Casein in 35 min
aus dem Magen verschwindet, während
sie bei dem nativen Casein in 87 min verschwindet. Ferner bleibt
das behandelte Casein wider alles Erwarten im Magen weiterhin flüssig, ohne
ein Koagulum zu bilden. Die Parameter dieser Kinetik sind in der
Tabelle 1 von Beispiel 2 aufgeführt.
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Die
Verdauungskinetiken werden erhalten, indem man die Werte des Magenstickstoffinhalts
und des Darmstickstoffinhalts addiert. Die in 2 dargestellten
Ergebnisse zeigen, dass die Hälfte
des eingenommenen Stickstoffs bei dem behandelten Casein in 69 min
aus dem Verdauungskanal verschwindet, während sie bei dem nativen Casein
in mehr als 99 min verschwindet. Die Parameter dieser Kinetik sind
in der Tabelle 1 von Beispiel 2 aufgeführt.
-
Die
in 3 dargestellte Kinetik des Auftretens der Aminosäuren im
Blut zeigt das schnelle Auftreten eines Plasmaaminosäurenpeaks
bei dem behandelten Casein.
-
Beispiel 2 Behandlung mit anionischen
Polysacchariden
-
Man
stellt mehrere Suspensionen her, die 0,1 bis 10 Gew.-%/Volumen eines
anionischen Polysaccharids enthalten, das ausgewählt ist aus den Alginaten (Protanal
LF20®,
Pronova Biopolymers), den Pektinen (LM12CG®, Pomosin),
Xanthan (Ketronl F®, Kelco), Guargummi, (Guardan
178, Grinsted) und Carboxymethylcellulose (Nr. 99-7H4XF, Aqualon),
Gummi Arabicum (fibregum®, AS IRX 29830, CNI, Frankreich),
und setzt dann 5 % micelläres
Casein zu.
-
Bei
pH3 fallen die Suspensionen aus und bilden ein Koagulum von schleimiger
Konsistenz. Das Aussehen dieses Koagulums ist sehr verschieden von
dem, das bei pH3 bei nativem micellären Casein erhalten wird, welches
Gerinnsel mit porösem
Aussehen bildet.
-
Die
Geschwindigkeit der Verdauung der auf diese Weise behandelten Caseine
wird in vivo an Ratten bestimmt. Die Ergebnisse sind mit den in
Beispiel 1 angeführten
Ergebnissen vergleichbar. Als Beispiel werden die im Besonderen
mit Xanthan erhaltenen Ergebnisse im Nachstehenden dargelegt.
-
Hierzu
zeigt die in 1 dargestellte Kinetik des Magenstickstoffinhalts,
dass die Hälfte
des eingenommenen Stickstoffs bei der Mischung von Casein und Xanthan
in 28 min aus dem Magen verschwindet, während sie bei nativem Casein
in 87 min verschwindet. Ferner bleibt das behandelte Casein wider
alles Erwarten im Magen weiterhin flüssig, ohne ein Koagulum zu
bilden. Die Parameter dieser Kinetik sind in der nachstehenden Tabelle
1 angeführt.
-
Die
in 2 dargestellte Verdauungskinetik zeigt, dass die
Hälfte
des eingenommenen Stickstoffs bei der Mischung aus Casein und Xanthan
in 50 min aus dem Verdauungskanal verschwindet, während sie
bei dem nativen Casein in mehr als 99 min verschwindet. Die Parameter
dieser Kinetik sind in der nachstehenden Tabelle 1 angeführt.
-
Die
Kinetik des Auftretens der Aminosäuren im Blut, die in
3 dargestellt
ist, zeigt das schnelle Auftreten eines Plasmaaminosäurenpeaks. Tabelle 1: Rate (K)
1 und
t
1/2 2 der Magenentleerung
und der Verdauung bei behandeltem und nativem Casein.
Casein | Magenentleerung | Verdauung |
K(x10–3,
min–1) | t1/2 (min–1) | K(x10–3,
min–1) | t1/2 (min) |
Nativ | 8 | 87 | 7 | 99 |
Casein-Transglutaminase | 22 | 32 | 10 | 69 |
Caseine-Xanthan | 25 | 28 | 14 | 50 |
- 1Errechnet aus
der Gleichung Nt=AeKt,
worin Nt = die im Magen oder im Magendarmsystem
bleibende Stickstoffmenge zu einer Zeit t ist, A = der Stickstoffinhalt
bei t = 0 und K = Verdauungs- oder Magenentleerungsrate.
- 2Errechnet aus der Gleichung t1 /2=ln2/K, worin
t1 /2 = die Zeit,
die erforderlich ist, damit die Hälfte des Stickstoffs aus dem
Magen entfernt wird oder verdaut wird.
-
Beispiel 3 Behandlung mit Transglutaminase
und Polysacchariden
-
Man
setzt der Suspension von micellärem
Casein, das gemäß Beispiel
1 mit Transglutaminase behandelt wurde, 1 % Xanthan (Ketrol F®,
Kelco) zu. Die Geschwindigkeit der Verdauung des auf diese Weise
behandelten Caseins wird in vivo an Ratten auf die in Beispiel 1
beschriebene Weise bestimmt. Die Ergebnisse sind mit den in den
Beispielen 1 und 2 erhaltenen Ergebnissen vergleichbar.
-
Beispiel 4 Nahrungsmittelzusammensetzung
für Säuglinge
-
Man
stellt eine Nahrungsmittelzusammensetzung für Säuglinge in Form eines löslichen
Pulvers mit der in der nachstehenden Tabelle 2 definierten Zusammensetzung
her. Dieses Pulver wird in einem Anteil von 13 % in Wasser verwendet,
was einer Energiedichte von etwa 70 kcal/100 ml (292,6 kJ/100 ml)
entspricht.
-
Zur
Herstellung dieses Pulvers reinigt man Wasser durch Umkehrosmose,
erhitzt es auf 70°C,
setzt ihm eine Proteinquelle und eine Kohlenhydratquelle zu, setzt
ihm ferner eine Lipidquelle zu, in der zuvor die fettlöslichen
Vitamine dispergiert wurden, erhitzt die Mischung während 5
min durch Dampfeinspritzung auf 80°C, kühlt sie auf 60°C, setzt
ihr die wasserlöslichen
Mineralstoffe und Vitamine zu, homogenisiert sie in 2 Schritten
bei 10 mPa und dann bei 7 mPa, trocknet sie durch Zerstäubung unter
einem Heißluftstrom
bis zu einem Wassergehalt von 4 % und zerkleinert sie dann zu einem
feinen wasserlöslichen
Pulver. Tabelle 2
PROTEINE | 2,3
g/100 kcal (0,55 g/100 kJ) |
Casein,
behandelt gemäß Beispiel
1 | 40
% |
Molke | 60
% |
GLUCIDE | 10
g/100 kcal (2,39 g/100 kJ) |
Lactose | 100
% |
LIPIDE | 5,5
g/100 kcal (1,32 g/100 kJ) |
Milchfett | 70
% |
Canolaöl | 15
% |
Maisöl | 14
% |
Sojalecithin | 1
% |
MINERALSTOFFE | (mg/100
kcal) (mg/418 kJ) |
Natrium | 24 |
Kalium | 100 |
Chlorid | 67 |
Calcium | 65 |
Phosphor | 32 |
Magnesium | 7 |
Eisen | 1,4 |
Zink | 0,7 |
Kupfer | 0,07 |
VITAMINE | (auf
100 kcal) (mg/418 kJ) |
Vitamin
A | 300
iu |
Vitamin
D | 65
IU |
Vitamin
E | 1,3
IU |
Vitamin
K | 8,2 μg |
Vitamin
C | 8,1
mg |
Thiamin | 60 μg |
Riboflavin | 130 μg |
Niacin | 760 μg |
Vitamin
B6 | 70 μg |
Folsäure | 10 μg |
Pantothensäure | 460 μg |
Vitamin
B12 | 0,3 μg |
Biotin | 2,5 μg |
Cholin | 8
mg |
Inositol | 5
mg |
-
Beispiel 5 Nahrungsmittelergänzung für Sportler
(Vergleichsbeispiel)
-
Man
stellt einen flüssige
Nahrungsmittelergänzung
her, die für
Sportler und insbesondere für
Personen nach körperlichen
Aktivitäten
bestimmt ist. Das Herstellungsverfahren ist ähnlich dem von Beispiel 4.
Dieses flüssige
Nahrungsprodukt besitzt eine Energiedichte von 60 kcal/100 ml (251
kJ/100 ml). Die Zusammensetzung dieses Produkts ist in der nachstehenden
Tabelle 3 detailliert aufgeführt. Tabelle 3
PROTEINE | 5
g/100 kcal (1,2 g/100 kJ) |
Casein,
behandelt gemäß Beispiel
1 | 100
% |
GLUCIDE | 10
g/100 kcal (2,39 g/100 kJ) |
Maltodextrine | 64
% |
Saccharose | 36
% |
MINERALSTOFFE | mg/100
ml |
Natrium | 20 |
Kalium | 45 |
Calcium | 15 |
Magnesium | 7 |
Phosphor | 17 |
Eisen | 0,5 |
Iod | 0,01 |
Selen | 0,02 |
VITAMINE | mg/100
ml |
C | 30 |
B1 | 0,25 |
B2 | 0,33 |
B5 | 1,4 |
B6 | 0,35 |
B12 | 0,8 |
Biotin | 28 |
D3 | 0,8 |
K | 8 |
PP | 3,5 |
-
Beispiel 6 Zusammensetzung für enterale
Ernährung
-
Man
stellt eine flüssige
Zusammensetzung zur enteralen Ernährung mit den in der nachstehenden
Tabelle 4 angeführten
Zutaten auf dieselbe Weise wie im Beispiel 4 her, jedoch mit dem
Unterschied, dass man die Mischung durch Dampfeinspritzung bei 150°C homogenisiert,
sie auf 75°C
kühlt und
sie in Behältern
keimfrei verpackt. Diese Zusammensetzung hat eine Energiedichte
von 100 kcal/100 ml (418 kJ/100 ml). Tabelle 4
PROTEINE | 6,5
g/100 ml |
Casein,
behandelt gemäß Beispiel
2 (Xanthan: Casein Verhältnis
5 : 1) | 100
% |
GLUCIDE | 11,3
g/100 ml |
Feststoffe
von Maissirup | 66
% |
Saccharose | 34
% |
LIPIDE | 3,4
g/100 ml |
Kokosöl | 50
% |
Canolaöl | 30
% |
Maisöl | 14
% |
Sojalecithin | 6
% |
MINERALSTOFFE | (mg/100
ml) |
Calcium | 80 |
Kalium | 150 |
Phosphor | 70 |
Chlorid | 130 |
Natrium | 87,6 |
Zink | 1,4 |
Magnesium | 40 |
Eisen | 1,2 |
Kupfer | 0,2 |
Mangan | 0,3 |
Selen | 0,1 |
Chrom | 0,004 |
Molybdän | 0,012 |
Iod | 0,01 |
VITAMINE | (auf
100 ml) |
Vitamin
A | 400
IU |
β-Caroten | 0,2
mg |
Vitamin
D | 30
IU |
Vitamin
E | 4
IU |
Vitamin
C | 15
mg |
Vitamin
K | 8 μg |
Thiamin | 0,2
mg |
Riboflavin | 0,25
mg |
Niacin | 2,4
mg |
Pyridoxin | 0,4
mg |
Folsäure | 50 μg |
Pantothensäure | 1,4
mg |
1
Vitamin B12 | 0,8 μg |
Biotin | 40 μg |
Cholin | 45
mg |
-
Beispiel 7 Nahrungszusammensetzung für Kinder
(Vergleichsbeispiel)
-
Man
stellt eine flüssige
Nahrungszusammensetzung für
Kinder und/oder Jugendliche in Form von mit Schokolade aromatisierter
Milch her. Diese Zusammensetzung hat eine Energiedichte von 75 kcal/100
ml (360 kJ/100 ml) und ihre Bestandteile sind in der nachstehenden
Tabelle 5 aufgeführt.
Sie wird auf dieselbe Weise wie in Beispiel 4 hergestellt, jedoch
mit dem Unterschied, dass man die Mischung durch Dampfeinspritzung bei
150°C homogenisiert,
sie auf 75°C
kühlt und
in Tetra-Brick
®-Behältern keimfrei
verpackt. Tabelle 5
PROTEINE | 4
g/100 kcal | (0,957
g/100 kJ) |
Casein
behandelt gemäß Beispiel 1 | 100
% | 100
% |
GLUCIDE | 15
g/100 kcal | (3,59
g/100 kJ) |
Feststoffe
von Maissirup | 62
% | 62
% |
Saccharose | 38
% | 38
% |
LIPIDE | 2,5
g/100 kcal | (0,598
g/100kJ) |
Milchfett | 40
% | 40
% |
Maisöl | 42
% | 42
% |
Kakaobutter | 10
% | 10
% |
Sojalecithin | 8
% | 8
% |
MINERALSTOFFE | (mg/100
kcal) | (mg/100
kJ) |
Calcium | 50 | 12 |
Phosphor | 30 | 7,2 |
Zink | 0,3 | 0,0625 |
Magnesium | 4 | 0,96 |
Eisen | 0,5 | 0,12 |
Selen | 0,02 | 0,0048 |
Zink | 0,7 | 0,167 |
Iod | 0,01 | 0,00239 |
VITAMINE | (auf
100 kcal) | (auf
100 kJ) |
Vitamin
A | 250
IU | 59,8
IU |
Vitamin
D | 50
IU | 12
IU |
Vitamin
E | 1
IU | 0,21
IU |
Vitamin
C | 8
mg | 1,91
mg |
Thiamin | 60 μg | 13,4 μg |
Riboflavin | 130 μg | 31,1 μg |
Niacin | 760 μg | 181,8 μg |
Vitamin
B6 | 70 μg | 16,7 μg |
Folsäure | 10 μg | 2,39 μg |
Pantothensäure | 460 μg | 110 μg |
Vitamin
B12 | 0,8 μg | 0,191 μg |
-
Beispiel 8 Milchersatz für Schwangere
-
Man
stellt eine pulverförmige
Zusammensetzung her, die als Ersatz für Kuhmilch für die Ernährung von schwangeren
Frauen bestimmt ist, die unter Übelkeit
und/oder Erbrechen leiden. Dieses Pulver kann in Wasser in einem
Anteil von 10,7 % rekonstituiert werden. Die Energiedichte der rekonstituierten
Zusammensetzung beträgt
etwa 50 kcal/100 ml (209 kJ/100 ml). Die Zutaten der Zusammensetzung
sind in der nachstehen den Tabelle 6 angeführt. Diese Zusammensetzung
wird auf dieselbe Weise wie in Beispiel 4 hergestellt. Tabelle 6
PROTEINE | 4,0
g/100 kcal | 0,957
g/100 kJ |
Casein,
behandelt gemäß Beispiel
3 (Xantan : Casein, 1 : 5) | 40
% | 40
% |
Molke | 60
% | 60
% |
GLUCIDE | 14,8
g/100 kcal | 3,54
g/100 kJ |
Maltodextrin | 55
% | 55
% |
Saccharose | 45
% | 45
% |
LIPIDE | 2,7
g/100 kcal | 0,646
g/100 kJ |
Milchfett | 20
% | 20
% |
Maisöl | 74
% | 74
% |
Sojalecithin | 6
% | 6
% |
MINERALSTOFFE | (mg/100
kcal) | (mg/100
kJ) |
Calcium | 280 | 67 |
Kalium | 60 | 14,4 |
Phosphor | 140 | 33,5 |
Chlorid | 60 | 14,4 |
Natrium | 30 | 7,2 |
Zink | 6 | 1,44 |
Magnesium | 23 | 5,5 |
Eisen | 5 | 1,2 |
Iod | 0,05 | 0,012 |
VITAMINE | (auf
100 kcal) | (auf
100 kJ) |
Vitamin
A | 250
IU | 59,8
IU |
Vitamin
D | 120
IU | 28,7
IU |
Vitamin
E | 4,7
IU | 1,12
IU |
Vitamin
C | 35
mg | 8,37
mg |
Thiamin | 0,4
mg | 0,0957
mg |
Riboflavin | 0,4
mg | 0,0957
mg |
Niacin | 5
mg | 1,2
mg |
Pyridoxin | 0,8
mg | 0,191
mg |
Folsäure | 150 μg | 35,9 μg |
Pantothensäure | 1,2
mg | 0,287
mg |
-
Beispiel 9 Ernährungszusammensetzung für ältere Personen
-
Man
stellt eine pulverförmige
Zusammensetzung her, die als Ersatz für Kuhmilch in der Ernährung von älteren Personen
bestimmt ist, die unter Störungen
der Magendarmmotilität leiden.
Dieses Pulver kann in Wasser in einem Anteil von 10,7 % rekonstituiert
werden. Die Energiedichte der rekonstituierten Zusammensetzung beträgt etwa
50 kcal/100 ml (209 kJ/100 ml). Die Zutaten der Zusammensetzung
sind in der nachstehenden Tabelle 7 angeführt. Diese Zusammensetzung
wird auf dieselbe Weise wie in Beispiel 4 hergestellt. Tabelle 7
PROTEINE | 3,0
g/100 kcal | 0,718
g/100 kJ |
Casein,
behandelt gemäß dem Verfahren
von Beispiel 3 mit Kappa-Carrageenan (Kappa-Carrageenan : Casein
: 1 : 5) | 45
% | 45
% |
Molke | 55
% | 55
% |
GLUCIDE | 15,3
g/100 kcal | 3,66
g/100 kJ |
Maltodextrin | 70
% | 70
% |
Saccharose | 30
% | 30
% |
LIPIDE | 3,0
g/100 kcal | 0,718
g/100 kJ |
Milchfett | 20
% | 20
% |
Maisöl | 74
% | 74
% |
Sojalecithin | 6
% | 6
% |
MINERALSTOFFE | (mg/100
kcal) | (mg/100
kJ) |
Calcium | 200 | 245 |
Phosphor | 120 | 28,7 |
Chlorid | 50 | 12 |
Natrium | 20 | 4,78 |
Zink | 4 | 0,957 |
Magnesium | 20 | 4,17 |
Eisen | 4 | 0,957 |
Iod | 0,05 | 0,012 |
VITAMINE | (auf
100 kcal) | (auf
100 kJ) |
Vitamin
A | 150
IU | 35,9
IU |
Vitamin
D | 120
IU | 28,7
IU |
Vitamin
E | 3
IU | 0,718
IU |
Vitamin
C | 40
mg | 9,57
mg |
Thiamin | 0,4
mg | 0,096
mg |
Riboflavin | 0,3
mg | 0,072
mg |
Niacin | 5
mg | 1,2
mg |
Pyridoxin | 0,75
mg | 0,18
mg |
Folsäure | 75 μg | 17,98 μg |
Pantothensäure | 1
mg | 0,24
mg |