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Diese Erfindung betrifft Zusammensetzungen
und Kits zur Verbesserung der oralen Bioverfügbarkeit von clitaxel und die
Verwendung derartiger Zusammensetzungen für die Herstellung von Medikamenten
zur oralen Behandlung von Patienten, die an Krebs leiden. Insbesondere
betrifft die Erfindung die Verwendung von 9,10-Dihydro-5-methoxy-9-oxo-N-[4-[2-(1,2,3,4-tetrahydro-6,7-dimethoxy-2-isochinolinyl)ethyl]phenyl]-4-acridincarboxamid und
physiologisch verträgliche
Salze und Solvate davon, um die orale Bioverfügbarkeit von Paclitaxel zu verstärken.
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Viele wertvolle pharmakologisch wirksame Verbindungen
können über den
oralen Verabreichungsweg aufgrund ihrer schlechten systemischen Absorption
aus dem Gastrointestinaltrakt nicht wirksam verabreicht werden.
Alle diese pharmazeutischen Mittel werden aus diesem Grund im Allgemeinen über den
intravenösen
oder intramuskulären Verabreichungsweg
verabreicht, was das Eingreifen eines Arztes oder einer anderen
in der Gesundheitspflege ausgebildeten Person erfordert, was ein
beträchtliches
Unbehagen und ein potenzielles lokales Trauma für den Patienten mit sich bringt
und sogar die stationäre
Verabreichung im Krankenhaus mit einem chirurgischen Zugang, wie
im Fall von bestimmten i. v. Infusionen erfordert.
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Es ist darüber nachgedacht worden, dass
in einigen Fällen
die schlechte Bioverfügbarkeit
eines Arzneistoffs nach der oralen Verabreichung Ergebnis der Aktivität eines
Multidrug-Transporters
ist, eines Membran-gebundenen P-Glycoproteins, das als energieabhängige Transport-
oder Efflux-Pumpe funktioniert, um die intrazelluläre Akkumulation
des Arzneistoffs über
das Ausstoßen
von Xenobiotika aus der Zelle zu vermindern. Dieses P-Glycoprotein
wurde in normalen Geweben des sekretorischen Endotheliums, wie der
Gallenblasen-Auskleidung,
der Bürstensaummembran
des proximalen Tubulus in der Niere und der luminalen Oberfläche des
Darms und den vaskulären
Endothelzellen, die die Blut-Hirn-Schranke, die Plazenta und die Hoden
auskleiden, identifiziert.
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Es wird angenommen, dass die P-Glycoprotein-Efflux-Pumpe
bestimmte pharmazeutische Verbindungen daran hindert, die Schleimhautzellen
des Dünndarms
zu überqueren
und sie aus diesem Grund daran hindert, in die systemische Zirkulation aufgenommen
zu werden. Es wurde von einer Anzahl bekannter, nicht-cytotoxischer
pharmakologischer Mittel, einschließlich von Cyclosporin A (auch
bekannt als Cyclosporin), Verapamil, Tamoxifen, Chinidin und Phenothiazinen,
unter anderen, gezeigt, dass sie das P-Glycoprotein hemmen. Viele
dieser Studien zielten darauf, eine größere Akkumulation der cytotoxischen
Arzneistoffe in Tumorzellen zu erreichen. Tatsächlich wurden klinische Untersuchungen
durchgeführt,
um die Wirkungen der Cyclosporine auf die Pharmakokinetik und Toxizität von Paclitaxel
(Fisher et al. Proc. Am. Soc. Clin, Oncol., 13: 143, 1994); Doxorubicin
(Bartlett et al., J. Clin. Onc., 12: 835–842, 1994) und Etoposid (Lum
et al., J. Clin. Onc., 10: 1635–42,
1992) zu untersuchen, die alle Anti-Krebsmittel sind, die bekannt
dafür sind,
der multiplen Arzneimittelresistenz (MDR) unterworfen zu sein. Diese
Versuche zeigten, dass Patienten, die Cyclosporine intravenös vor oder
zusammen mit den Anti-Krebsmitteln erhielten, vermutlich durch eine verminderte
Clearance durch den Körper
höhere Blutspiegel
von diesen Arzneistoffen aufwiesen, und die erwartete Toxizität bei wesentlich
niedrigeren Dosierungswerten zeigten. Diese Befunde gaben einen Hinweis
darauf, dass die begleitende Verabreichung von Cyclosporin die MDR-Wirkung
des P-Glycoproteins unterdrückt,
was größere intrazelluläre Akkumulationen
der therapeutischen Mittel ermöglicht. Zur
allgemeinen Diskussion der pharmakologischen Implikationen für die klinische
Verwendung der P-Glycoprotein-Inhibitoren
siehe Lum et al., Drug Resist. Clin. Onc. Hemat., 9: 319–336 (1995);
Schinkel et al., Eur. J. Cancer, 31A: 1295–1298 (1995).
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In den vorstehend beschriebenen Studien, die
die Verwendung von Cyclosporin zur Erhöhung der Blutspiegel von pharmazeutischen
Mitteln betreffen, die der P-Glycoprotein vermittelten Resistenz unterworfen
sind, wurden die Wirkstoffe und das Cyclosporin intravenös verabreicht.
In diesen Publikationen wurde kein Vorschlag gemacht, dass das Cyclosporin
oder andere Substanzen, von denen angenommen wird, dass sie die
P-Glycoprotein-Efflux-Pumpe hemmen, oral verabreicht werden könnte, um
die Bioverfügbarkeit
von oral verabreichten Anti-Krebs-Arzneistoffen oder anderen pharmazeutischen
Mitteln wesentlich zu erhöhen,
die selbst schlecht vom Darm aufgenommen werden, ohne hoch toxische
Nebenwirkungen zu erzeugen. Tatsächlich
zeigten Lum et al. in dem vorstehend zitierten Übersichtsartikel von 1995,
dass die konkomitierende i. v. Verabreichung von MDR-Inhibitoren
und Chemotherapeutika, die der MDR unterworfen sind, die Toxizitäts-Werte
erhöhte
und die schweren Nebenwirkungen für die Patienten verschlimmerte. Schinkel
et al. wiesen kurz auf die Tatsache hin, dass MDR 1 und P-Glycoprotein
in den Schleimhautzellen des Darms reichlich vorhanden sind, und
dass dies die orale Bioverfügbarkeit
von Arzneistoffen, die Substrate für das P-Glycoprotein sind,
beeinflussen kann, aber sie legten nicht nahe oder wiesen nicht darauf
hin, dass die orale Verabreichung von MDR-unterdrückenden
Mitteln die Bioverfügbarkeit für die oral
nicht verfügbaren
Mittel verstärken
könnte.
Darüber
hinaus warnten Schinkel et al. wie Lum et al. davor, dass die P-Glycoprotein-Inhibitoren
die Toxizität
für die
Chemotherapie-Patienten dramatisch erhöhen könnten und aus diesem Grund
vorsichtig verwendet werden sollten.
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In einer früheren Veröffentlichung zeigten Schinkel
et al., dass die Absorption von oral aufgenommenem Ivermectin in
Mäusehomozygoten
mit einer Störung
des MDR 1a Gens im Vergleich mit normalen Mäusen erhöht war, was zeigte, dass P-Glycoprotein
eine Hauptrolle in der Verminderung der Bioverfügbarkeit dieses Mittels spielte
(Cell 77: 491–502,
1994). Zusätzlich
zeigte diese Studie auch, dass die Penetration von Vinblastin in
verschiedene Gewebe in der mutierten Maus gesteigert war. Eine jüngere Veröffentlichung
von Sparreboom et al. (Proc. Natl. Acad. Sci. USA 94: 2031–2035, 1997) bestätigte diese
Untersuchungen, indem sie zeigte, dass die Aufnahme von oralem Taxol
in diesen Mäusen
erhöht
war.
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Keine der veröffentlichten Studien stellte eine
Anweisung zur Durchführung
der wirksamen oralen Verabreichung von sonst schlecht bioverfügbaren Arzneistoffen
bereit, z. B. indem die jeweiligen Dosierungsbereiche und die zeitliche
Abfolge der Verabreichung für
spezifische Ziel-Arzneistoffe und Mittel zur Verstärkung der
Bioverfügbarkeit
(biologische Verstärker)
aufgezeigt wurden oder indem demonstriert wurde, welche MDR-hemmenden
Mittel am besten für
die Förderung
der oralen Absorption des jeweiligen Ziel-Arzneistoffs oder einer
Klasse von Arzneistoffen geeignet sind.
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Die auf dem Fachgebiet offenbarten
Verfahren zur Verbesserung der Aufnahme von Arzneistoffen im Darm,
die bis jetzt nur parenteral verabreicht wurden, fokussieren im
Allgemeinen auf die Verwendung von Permeations- und Löslichkeitsverstärkern als
fördernde
Mittel oder auf die Co-Verabreichung mittels intraluminaler Perfusion
im Dünndarm
oder durch den intravenösen
Verabreichungsweg von P-Glycoprotein-Inhibitoren, z. B. Leu et al.,
Cancer Chemother. Pharmacol., 35: 432–436, 1995 (die Perfusion oder
i. v. Infusion von Chinidin unterdrückt den Efflux von Etoposid
in das Lumen des gastrointestinal-Trakts aus dem Blut). Jedoch leiden
diese Verfahren an zahlreichen Nachteilen. Die Mittel zur Verstärkung der
Löslichkeit
und Permeation sind häufig entweder
für die
orale Verbreichung in den erforderlichen Dosen nicht praktikabel
oder unwirksam und können
die pharmakologische Wirksamkeit des Zielarzneistoffs und/oder anderer
in Kombination mit dem Zielarzneistoff verbreichter Arzneistoffe
stören. Die
parenterale Verabreichung von P-Glycoprotein-Inhibitoren in therapeutischen
(oder annähernd therapeutischen
Dosen) an den Menschen kann schwere klinische Folgen verursachen.
Im Fall von Chinidin kann zum Beispiel die i. v. Verabreichung Arrhythmien,
periphere Vasodilatation, gastrointestinale Verstimmung und dergleichen
hervorrufen.
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In der veröffentlichten PCT-Anmeldung
WO 95/20980 (veröffentlicht
am 10. August 1995) offenbaren Benet et al. ein angebliches Verfahren
zur Erhöhung
der Bioverfügbarkeit
von oral verabreichten hydrophoben Arzneimitteln. Dieses Verfahren
umfasst die orale Verbreichung derartiger Verbindungen an den Patienten
gleichzeitig mit einem biologischen Verstärker, der einen Inhibitor eines
Zytochrom P450 3A-Enzyms oder einen Inhibitor des P-Glycoproteinvermittelten
Membran-Transports umfasst. Jedoch stellen Benet et al. eigentlich
keinen Weg zur Identifizierung bereit, welche Mittel zur Verbesserung
der Bioverfügbarkeit
die Verfügbarkeit
bestimmter „Ziel"-Arzneimittel verstärken werden,
noch geben sie spezifische Mengen, Zeitpläne oder Anweisungen zur Dosierung
für die
Verabreichung der verstärkenden
Mittel oder der Ziel-Agenzien an. Tatsächlich sind, obwohl die Benet-Veröffentlichung
Dutzende von potenziellen Verstärkern
(P450 3A-Inhibitoren) und Ziel-Arzneistoffen (P450 3A-Substrate)
auflistet, Ketoconazol als Verstärker
und Cyclosporin A als Ziel-Agens die einzige durch experimentellen
Beweis unterstützte
Kombination eines verstärkenden
Mittels und eines Ziel-Agens in der Veröffentlichung. Infolgedessen
besteht immer noch Bedarf an einem sicheren und wirksamen Verfahren
zur Erhöhung
der systemischen Verfügbarkeit
unter oraler Verabreichung von Arzneistoffen, die parenteral verabreicht
werden. Die gegenwärtige
Verabreichung derartiger Arzneistoffe ist auf den parenteralen Verabreichungsweg beschränkt, weil
diese Arzneistoffe nicht ausreichend oder einheitlich absorbiert
werden, wenn sie auf dem oralen Verabreichungsweg verabreicht werden.
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In der veröffentlichten PCT-Anmeldung WO97/15269
(veröffentlicht
am 1. Mai 1997) lehren Broder et al., dass die Kombination von Paclitaxel
mit Cyclosporin oral vergleichbare lokale Gewebekonzentrationen
erreicht, wie über
den intravenösen
Verabreichungsweg verabreichtes Paclitaxel. Darüber hinaus lehrt WO97/15296,
dass Ketoconazol eine bedeutende verstärkende Wirkung auf die orale
Bioverfügbarkeit
aufweist, während
andere MDR-Inhibitoren wie Verapamil, Dipyridamol und Megestrol
eine geringere verstärkende
Wirkung aufweisen und Progesteron sogar gar keine aufweist. Broder
et al. lehren deshalb, dass nur bestimmte P-Glycoprotein-Inhibitoren die orale Bioverfügbarkeit
erhöhen.
Darüber hinaus
interagieren die beiden erfolgreichsten biologischen Verstärker, Cyclosporin
und Ketoconazol, mit P450 3A.
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Es wurde nun entdeckt, dass überraschenderweise
9,10-Dihydro-5-methoxy-9-oxo-N-[4-[2-(1,2,3,4-tetrahydro-6,7-dimethoxy-2-isochinolinyl)ethyl]phenyl]-4-acridincarboxamid oder
ein Salz davon, insbesondere sein Hydrochloridsalz, verwendet werden
kann, um die orale Bioverfügbarkeit
des sonst schlecht verfügbaren
Paclitaxel wesentlich zu erhöhen.
9,10-Dihydro-5-methoxy-9-oxo-N-[4-[2-(1,2,3,4-tetrahydro-6,7-dimethoxy-2-isochinolinyl)ethyl]phenyl]-4-acridincarboxamid ist
ein P-Glycoprotein-Inhibitor, hemmt jedoch nicht das Zytochrom-P450-System.
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Dementsprechend betrifft die vorliegende
Erfindung die Verwendung von 9,10-Dihydro-5-methoxy-9-oxo-N-[4-[2-(1,2,3,4-tetrahydro-6,7-dimethoxy-2-isochinolinyl)ethyl]phenyl]-4-acridincarboxamid oder
eines Salzes davon zur Herstellung eines Medikaments zur Verwendung
zur Erhöhung
der Bioverfügbarkeit
von Paclitaxel. Eine derartige Verwendung würde mittels oraler Verabreichung
von Paclitaxel (des Wirkstoffs) zusammen mit dem biologischen Verstärker (9,10-Dihydro-5-methoxy-9-oxo-N-[4-[2-(1,2,3,4-tetrahydro-6,7-dimethoxy-2-isochinolinyl)ethyl]phenyl]-4-acridincarboxamid)
durchgeführt
werden.
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Die vorliegende Erfindung betrifft
in einer anderen Ausführungsform
ein Verfahren zur Erhöhung der
oralen Bioverfügbarkeit
von Paclitaxel durch vorherige und/oder gleichzeitige Verabreichung
des biologischen Verstärkers
an eine Testperson über
den oralen Verabreichungsweg. Wenn die vorherige Verabreichung angewendet
wird, muss der biologische Verstärker
in ausreichenden Mengen und innerhalb eines ausreichend kurzen Zeitraumes
vor der Verabreichung von Paclitaxel verabreicht werden, sodass eine
ausreichende Menge des verstärkenden
Mittels zum Zeitpunkt der Verabreichung des Ziel-Agens am Ort der
Absorption verbleibt, um die Aktivität des P-Glycoproteins oder
anderer Multi-Drug-Transporter-Substanzen
wirksam zu hemmen. 9,10-Dihydro-5-methoxy-9-oxo-N-[4-[2-(1,2,3,4-tetrahydro- 6,7-dimethoxy-2-isochinolinyl)ethyl]phenyl]-4-acridincarboxamid
selbst weist eine sehr schlechte Bioverfügbarkeit über den Darm auf, was es zu
einem besonders guten biologischen Verstärker macht, da es am Ort der
Absorption verbleibt, um die Aktivität des P-Glycoproteins wirksam
zu hemmen.
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Die Erfindung betrifft auch pharmazeutische Kits,
die eine oder mehrere orale Darreichungsformen umfassen, die als
Ziel-Agens Taxol enthalten und eine oder mehrere orale Darreichungsform,
die als verstärkendes
Agens 9,10-Dihydro-5-methoxy-9-oxo-N-[4-[2-(1,2,3,4-tetrahydro-6,7-dimethoxy-2-isochinolinyl)ethyl]phenyl]-4-acridincarboxamid enthalten.
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Die vorliegende Erfindung betrifft
(a) ein Verfahren zur Erhöhung
der oralen Bioverfügbarkeit
von Paclitaxel (gegenwärtig
als TAXOL® von
Bristol-Myers Squibb Oncology Division auf dem Markt); (b) Darreichungsformen
und Kits zur oralen Verabreichung von Paclitaxel; und (c) die Verwendung
von derartigen Zusammensetzungen zur Herstellung von Medikamenten
für die
orale Behandlung von Patienten, die an Krebs leiden.
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Die Begriffe "orale Bioverfügbarkeit" und "Bioverfügbarkeit nach oraler Verabreichung" beziehen sich wie
hierin verwendet auf die systemische Verfügbarkeit (d. h. Blut-/Plasmaspiegel)
einer gegebenen Menge eines Arzneistoffs, der einem Patienten oral verabreicht
wird.
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Der Begriff "biologischer Verstärker" (oder "verstärkendes Mittel") bezieht sich wie
hierin verwendet auf eine Verbindung, die die orale Bioverfügbarkeit
einer Verbindung, die normalerweise eine schlechte Bioverfügbarkeit
aufweist, verstärkt
und dadurch erhöht.
Die Verbindung, deren orale Bioverfügbarkeit verstärkt werden
soll, wird als Wirkstoff (oder Ziel-Agens) oder Ziel-Arzneistoff bezeichnet. Der
biologische Verstärker
(das verstärkende
Mittel) der vorliegenden Erfindung ist 9,10-Dihydro-5-methoxy-9-oxo-N-[4-[2-(1,2,3,4-tetrahydro-6,7-dimethoxy-2-isochinolinyl)ethyl]phenyl]-4-acridincarboxamid,
während
der Wirkstoff (Ziel-Agens,
Ziel-Arzneistoff) der vorliegenden Erfindung Paclitaxel ist.
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Paclitaxel [2aR-[2aα,4β,4aβ,6β,9α(αR*,βS*)-11α,12α,12aα,12bα]]-β-(Benzoylamino)-α-hydroxybenzolpropansäure-6,12b-bis(acetyloxy)-12-(benzoloxy)-2a,3,4,4a,5,6,9,10,11,12,12a,12b-dodecahydro-4,11-dihydroxy-4a-8,-13,13-tetramethyl-5-oxo- 7,11-methano-1H-cyclodeca[3,4]benz[1,2-b]oxet-9-ylester;
5β,20-epoxy-1,2α,4,7β,10β,13α-hexahydroxytax-11-en-9-on-4,10-diacetat-2-benzoat-13-ester
mit (2R,3S)-N-benzoyl-3-phenylisoserin ist ein natürliches
Diterpenprodukt, das aus der Pazifischen Eibe (Taxus brevifolia)
isoliert wird. Es ist ein Mitglied der Taxanfamilie der Terpene.
Es wurde erstmals 1971 von Wani et al., J. Am. Chem. Soc., 93: 2325,
1971, isoliert, der seine Struktur durch chemische und Röntgen-Kristallographie-Verfahren
charakterisierte. Ein Mechanismus seiner Wirksamkeit betrifft die
Fähigkeit
von Paclitaxel, Tubulin zu binden und dadurch das Wachstum von Krebszellen
zu hemmen. Schiff et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 77: 1561–1565 (1980);
Schiff et al., Nature, 277: 665–667
(1979); Kumar, J. Biol. Chem. 256: 10435–10441 (1981). Für einen Überblick über die
Synthese und die Anti-Krebs-Wirksamkeit einiger Paclitaxel-Derivate
siehe: D. G. I. Kingston et al., Studies in Organic Chemistry, Vol.
26, Titel: "New
Trends in Natural Products Chemistry 1986", Attaur-Rahman, P. W. Le Quesne, Hrsg.
(Elsevier, Amsterdam, 1986), S. 219–235.
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Paclitaxel ist für die klinische Anwendung in der
Behandlung von retraktärem
Eierstockkrebs in den Vereinigten Staaten zugelassen (Markman et
al., Yale Journal of Biology and Medicine, 64: 583; 1991; McGuire
et al., Ann. Intern. Med., 111: 273, 1989). Es ist wirksam in der
Chemotherapie verschiedener Typen von Neoplasmen, einschließlich der
Brust (Holmes et al., J. Nat. Cancer Inst., 83: 1797, 1991) und wurde
zur Behandlung von Brustkrebs ebenfalls zugelassen. Es ist ein potenzieller
Kandidat zur Behandlung von Neoplasmen der Haut (Einzig et al., Proc.
Am. Soc. Clin. Oncol., 20: 46) und von Kopf- und Halskarzinomen
(Forastire et al., Sem. Oncol., 20: 56, 1990). Die Verbindung zeigt
auch ein Potenzial zur Behandlung der polyzystischen Nierendegeneration
(Woo et al., Nature, 368: 750, 1994), des Lungenkrebses und der
Malaria.
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Paclitaxel ist in Wasser nur gering
löslich, und
dies hat bedeutende Probleme bei der Entwicklung von geeigneten
injizierbaren Formulierungen und Infusionsformulierungen, die für die Anti-Krebs-Chemotherapie
nützlich
sind, aufgeworfen. Einige Formulierungen von Paclitaxel zur i. v.
Infusion wurden aufgrund der Wasserunlöslichkeit von Paclitaxel unter
Verwendung von CREMOPHOR ELTM (polyethoxyliertes
Rizinusöl)
als Arzneistoff-Träger entwickelt.
Zum Beispiel wurde Paclitaxel, das in klinischen Tests unter dem
NCl verwendet wurde, in 50% CREMOPHOR ELTM und
50% absolutem Alkohol formuliert. Jedoch ist CREMOPHOR ELTM, wenn es intravenös verabreicht wird, selbst
toxisch und führt
bei Hunden zu Vasodilatation, erschwerter Atmung, Lethargie, Hypotonie
und Tod. Es wird auch angenommen, dass es für die Reaktionen allergischen
Typs, die während
der Paclitaxel-Verabreichung
beobachtet wurden, verantwortlich ist.
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In einem Versuch, die Löslichkeit
von Paclitaxel zu erhöhen
und sicherere klinische Formulierungen zu entwickeln, wurden Studien
darauf ausgerichtet, Paclitaxel-Analoga zu synthetisieren, wobei
die 2' und/oder
7'-Position mit
Gruppen derivatisiert ist, die die Löslichkeit in Wasser steigern.
Diese Versuche haben Prodrug-Verbindungen ergeben, die stärker wasserlöslich sind
als die Stammverbindung und die die cytotoxischen Eigenschaften
nach Aktivierung entfalten. Eine wichtige Gruppe derartiger Prodrugs schließt die 2'-Oniumsalze von Paclitaxel
und Docetaxel, insbesondere die 2'-Methylpyridiniummesylat (2'MPM)-salze ein.
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Paclitaxel wird, wenn es oral verabreicht wird,
sehr schlecht absorbiert (weniger als 1%); siehe Eiseman et al.,
Second NCl Workshop on Taxol and Taxus (Sept. 1992); Stuffness et
al. in Taxol Science and Applications (CRC Press 1995). Eiseman
et al. weisen darauf hin, dass Paclitaxel eine Bioverfügbarkeit
von 0% nach oraler Verabreichung aufweist, und Stuffness et al.
berichten, dass die orale Dosierung mit Paclitaxel nicht möglich scheint,
da kein Hinweis auf eine Anti-Tumor-Wirksamkeit bei oraler Verabreichung
von bis zu 160 mg/kg/Tag gefunden wurde. Darüber hinaus wurde kein wirksames
Verfahren entwickelt, um die wirksame Verabreichung von oralem Paclitaxel
zu ermöglichen
(d. h. ein Verfahren zur Erhöhung
der oralen Bioverfügbarkeit
von Paclitaxel) oder von anderen oralen Taxanen oder Paclitaxel-Analoga wie Docetaxel,
die Anti-Tumor-Wirksamkeit zeigen. Aus diesem Grund wird Paclitaxel
bis jetzt nicht oral an humane Patienten verabreicht und sicherlich
nicht im Verlauf von Behandlungen von auf Paclitaxel ansprechenden
Erkrankungen.
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9,10-Dihydro-5-methoxy-9-oxo-N-[4-[2-(1,2,3,4-tetrahydro-6,7-dimethoxy-2-isochinolinyl)ethyl]phenyl]-4-acridincarboxamid und
seine Synthese ist in dem erteilten europäischen Patent Nr. 0569380,
abgeleitet von der PCT-Anmeldung WO 92/12132, und in der veröffentlichten
Patentanmeldung EP-A-0494623 offenbart.
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9,10-Dihydro-5-methoxy-9-oxo-N-[4-[2-(1,2,3,4-tetrahydro-6,7-dimethoxy-2-isochinolinyl)ethyl]phenyl]-4-acridincarboxamid ist
auch in einer Veröffentlichung
von Hyafil et al. (Cancer Res., 53 (19), 1. Oktober 1993, 4595–4602) offenbart,
wo gesagt wird, dass es ein MDR-Inhibitor sei, der die Anti-Tumor-Wirkung
von Doxorubicin verstärken
könne.
Paclitaxel ist in dieser Veröffentlichung
nicht offenbart.
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Eine Veröffentlichung von Sikic et al.,
(Cancer Chemother. Pharmacol., Supplement, 40/-(S13– S19),
1997, offenbart, dass 9,10-Dihydro-5-methoxy-9-oxo-N-[4-[2-(1,2,3,4-tetrahydro-6,7-dimethoxy-2-isochinolyl)ethyl]phenyl]-4-acridincarboxamid ein
potenter neuer Inhibitor des P-Glycoproteins
ist, der eine hohe Affinität
zu dem P-Glycoprotein aufweist. Die Verwendung von 9,10-Dihydro-5-methoxy-9-oxo-N-[4-[2-(1,2,3,4-tetrahydro-6,7-dimethoxy-2-isochinolyl)ethyl]phenyl]-4-acridincarboxamid mit
Paclitaxel ist in dieser Veröffentlichung
nicht offenbart.
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Es ist nun entdeckt worden, dass
Paclitaxel oral mit ausreichender systemischer Absorption wirksam
verabreicht werden kann, um therapeutisch wirksame Mengen zu zeigen,
wenn die Agenzien oral co-verabreicht werden mit einer oralen Dosis
von 9,10-Dihydro-5-methoxy-9-oxo-N-[4-[2-(1,2,3,4-tetrahydro-6,7-dimethoxy-2-isochinolyl)ethyl]phenyl]-4-acridincarboxamid
und seinen Salzen, die dafür
bekannt sind, die multiple Arzneistoffresistenz, die Arzneistoff-Transport-Aktivität der intrazellulären P-Glycoprotein-Pumpe,
zu hemmen.
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Das Verfahren der Erfindung zur Erhöhung der
oralen Bioverfügbarkeit
eines Paclitaxels umfasst die orale Verabreichung eines die orale
Absorption oder die Bioverfügbarkeit
verstärkenden
Mittels an einen Säugetier-Patienten
(Mensch oder Tier), gleichzeitig mit oder vor oder beides gleichzeitig,
mit und vor der oralen Verabreichung, um die Menge und die Dauer
der Absorption des intakten Ziel-Wirkstoffs in den Blutstrom zu
erhöhen.
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Das oral verabreichte verstärkende Mittel, das
erfindungsgemäß verwendet
werden soll, ist 9,10-Dihydro-5-methoxy-9-oxo-N-[4-[2-(1,2,3,4-tetrahydro-6,7-dimethoxy-2-isochinolyl)ethyl]phenyl]-4-acridincarboxamid
oder ein Salz davon. Das am stärksten
bevorzugte Salz ist das Hydrochloridsalz.
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Das oral verabreichte therapeutische Ziel-Agens,
dessen orale Absorption durch die verstärkenden Mittel erhöht wird,
ist Paclitaxel.
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Der Dosierungsbereich des verstärkenden Mittels,
das erfindungsgemäß mit dem
Ziel-Wirkstoff co-verabreicht
werden soll, beträgt
etwa 0,1 bis etwa 150 mg/kg, bevorzugt von 5 bis 50 mg/kg des Körpergewichts
des Patienten. Stärker
bevorzugt 10 bis 30 mg/kg und am meisten bevorzugt etwa 20 bis 30 mg/kg.
Unter "Co-Verabreichung" des verstärkenden Mittels
wird die Verabreichung im Wesentlichen als gleichzeitig mit dem
Ziel-Agens (entweder weniger als 1 Stunde vor, bevorzugt weniger
als 0,5 Stunden vor, weniger als 0,5 Stunden danach oder zusammen)
verstanden, von etwa 0,5 Stunden bis etwa 24 Stunden vor der Verabreichung
des Ziel-Agens oder beides, d. h. mit einer oder mehrerer Dosen
der gleichen oder verschiedener verstärkender Mittel, die mindestens
0,5 Stunden vor dem Ziel-Agens gegeben werden und eine Dosis, die
im Wesentlichen gleichzeitig (entweder zusammen oder unmittelbar davor
oder danach) mit dem Ziel-Agens gegeben wird. Zusätzlich wird
die "Co-Verabreichung" verstanden als Verabreichung
mehr als einer Dosis des Ziel-Wirkstoffs innerhalb von 24 Stunden
nach einer Dosis des verstärkenden
Mittels, mit anderen Worten, das (die) verstärkende(n) Mittel muss (müssen) nicht
wieder vor oder mit jeder Verabreichung des Ziel-Agens verabreicht
werden, kann (können)
jedoch in Abständen
während
des Verlaufs der Behandlung verabreicht werden.
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Das Verfahren der Erfindung ermöglicht es, Paclitaxel
und Derivate oder Analoga davon oral im Bereich von etwa 20 mg/m2 bis etwa 1000 mg/m2 (basierend
auf der Körperoberfläche des
Patienten) oder etwa 0,5–30
mg/kg (basierend auf dem Körpergewicht
des Patienten), bevorzugt 2 bis 20 mg/kg und am meisten bevorzugt
5 bis 10 mg/kg als Einzeldosis oder als geteilte (2–3) tägliche Dosis
zu verabreichen, und ermöglicht
es, die Plasmaspiegel von Paclitaxel im Menschen im Bereich von
10–500
ng/ml, bevorzugt 20–500
ng/ml über
verlängerte
Zeiträume (z.
B. 8–12
Stunden) nach jeder oralen Dosis zu erhalten.
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Diese Spiegel sind mindestens vergleichbar zu
denen, die mit einer 96stündigen
i. v. Infusions-Therapie
mit Taxol erreicht werden (die dem Patienten große Unbequemlichkeit, Unbehagen,
Zeitverlust, Infektionspotential etc. verursacht). Darüber hinaus
sind derartige Plasmaspiegel von Paclitaxel mehr als ausreichend,
um die gewünschten
pharmakologischen Wirkungen des Ziel-Arzneistoffs, z. B. um die
Hemmung der Tubulin-Disassemblierung (die bei Spiegeln von etwa
0,1 μM oder
etwa 85 ng/ml eintritt) und die Hemmung der Protein-Isoprenylierung (die
bei Spiegeln von etwa 0,03 μM
oder etwa 25 ng/ml eintritt) bereitzustellen, die direkt mit ihren Anti-Tumor-Wirkungen
verbunden sind, indem onkogene Funktionen und andere signalübertragende
Proteine gehemmt werden, die eine zentrale Rolle in der Regulation
des Zellwachstums spielen.
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Es kann unter einigen Umständen angebracht
sein, der Testperson eine höhere
Anfangsdosis des Ziel-Agens zu verabreichen, um Spitzen-Blutwerte
zu erreichen, gefolgt von niedrigeren Erhaltungsdosen.
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Zwei oder mehr unterschiedliche verstärkende Mittel
und/oder zwei oder mehr verschiedene Ziel-Agenzien können zusammen
verabreicht werden, abwechselnd oder in Abständen in allen verschiedenen
Ausführungsformen
des Verfahrens der Erfindung.
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Die vorliegende Erfindung schließt auch
die Verwendung derartiger Zusammensetzungen für die Herstellung von Medikamenten
zur oralen Behandlung von Patienten ein, die an Tumoren, Kaposi
Sarkom, Malignitäten,
unkontrollierter Gewebe- oder Zellproliferation infolge von Gewebeverletzungen und
an jeglichen anderen Erkrankungszuständen leiden, die auf Paclitaxel
ansprechen. Unter diesen Typen von Karzinomen, die besonders wirksam
mit oralem Paclitaxel behandelt werden können, sind das hepatozelluläre Karzinom
und Lebermetastasen und Karzinome des Gastrointestinaltrakts, des
Pankreas und der Lunge. Beispiele für nicht krebsartige Erkrankungszustände, die
mit diesen erfindungsgemäß oral verabreichten
Wirkstoffen wirksam behandelt werden können, sind unkontrollierte
Gewebe- oder Zellproliferation infolge von Gewebeverletzung, polyzystische
Nierendegeneration und Malaria, einschließlich der Chloroquin- und Pyrimethamin-resistenten
Malaria-Parasiten (Pouvelle et al. J. Clin. Invest., 44: 413–417, 1994).
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Die Anti-Tumor-Mittel, die bisher
nur parenteral verabreicht wurden, können nun erfindungsgemäß über den
oralen Verabreichungsweg mit ausreichender Bioverfügbarkeit
verabreicht werden, um die pharmakologisch wirksamen Blutkonzentrationen
bereitzustellen, die insbesondere in der Behandlung von Patienten
mit primären
Tumoren und Metastasen wirksam sind. Steady-state Plasmaspiegel
des Paclitaxels können
unter der oralen Co-Verabreichung mit dem verstärkenden Mittel der Erfindung
innerhalb der ersten Woche der Verabreichung, bevorzugt innerhalb
der ersten fünf
Tage und am meisten bevorzugt innerhalb der ersten drei Tage der
Verabreichung erreicht werden. Die Spiegel des Ziel-Agens, die im steady-state erreicht
wurden, sind denen vergleichbar, die in Patienten durch eine 96stündige i.
v. Infusion von Paclitaxel erreicht wurden.
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Die orale Bioverfügbarkeit von Paclitaxel, das
mit 9,10-Dihydro-5-methoxy-9-oxo-N-[4-[2-(1,2,3,4-tetrahydro-6,7-dimethoxy-2-isochinolyl)ethyl]phenyl]-4-acridincarboxamid und/oder
seinen Salzen verabreicht wurde, beträgt mehr als 20%, bevorzugt
mehr als 25%, stärker
bevorzugt mehr als 30% und am meisten bevorzugt mehr als 50%. Ein
Bereich von 20 bis 200% oraler Bioverfügbarkeit wird erreicht, bevorzugt
zwischen 30 und 100% und am meisten bevorzugt zwischen 40 bis 75%.
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Die maximal erreichte Plasmakonzentration kann
mehr als 5-fach, bevorzugt mehr als 10-fach höher sein, wenn Paclitaxel und/oder
seine Analoga/Derivate in Kombination mit dem biologischen Verstärker der
vorliegenden Erfindung oral verabreicht werden. Eine Ansprechrate
von 27% wurde in Taxan-Versager-Patienten mit metastasierendem Brustkrebs
gefunden, die mit einer kontinuierlichen 96stündigen Infusion alle drei Wochen
behandelt wurden (Seidmann et al. J. Clin. Oncol., 14: 1877, 1996).
Man nimmt an, dass ähnliche
Ergebnisse mit den Behandlungsmethoden der vorliegenden Erfindung
erreicht werden können,
ohne das Unbehagen, die Unbequemlichkeit und die Risiken einer verlängerten
i. v. Infusion.
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Darüber hinaus, und dies ist ziemlich
bedeutsam, ist die Konzentration der Eliminierungsphase des Paclitaxels
im Blut, wenn es, wie hierin bereitgestellt, oral verabreicht wird,
annähernd
gleich zu der, die mit der i. v. Verabreichung erreicht wird, und
diese hohen, therapeutisch wirksamen Spiegel können so lange wie 8–12 Stunden
nach jeder Verabreichung aufrecht erhalten werden.
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Orale Darreichungsformen der Ziel-Agenzien,
deren Bioverfügbarkeit
durch die Co-Verabreichung
der verstärkenden
Mittel erhöht
werden, können
in Form herkömmlicher
Tabletten, Kapseln, Caplets, Gelcaps, Pillen, Flüssigkeiten (z. B. Lösungen, Suspensionen
oder Elixiere), Lutschtabletten und jeglichen anderen oralen Darreichungsformen
vorliegen, die auf dem pharmazeutischen Fachgebiet bekannt sind.
Die flüssigen
Zubereitungen können
zum Beispiel Paclitaxel oder andere Taxane in einem Vehikel, das
CREMOPHOR EL oder ein anderes polyethoxyliertes Rizinusöl, Alkohol
und/oder ein polyethoxyliertes Sorbitan Monooleat (z. B. TWEEN® 80,
ICI Americas, Inc.) umfasst, einschließen. Jede Darreichungs form
schließt
eine wirksame Menge eines Ziel-Agens (zum Beispiel Anti-Tumor- oder
Anti-Neoplasmen-wirksame
Mengen eines Anti-Tumor- oder eines Anti-Neoplasmen-Mittels) und
pharmazeutisch inerte Bestandteile, z. B. herkömmliche Excipienten, Vehikel,
Füllstoffe,
Bindemittel, Sprengmittel, Lösungsmittel,
solubilisierende Mittel, Süßstoffe,
Farbstoffe und jegliche anderen inaktiven Bestandteile, die in der
Regel in pharmazeutische Darreichungsformen für die orale Verabreichung eingeschlossen sind,
ein. Viele derartige Darreichungsformen und orale Vehikel sind unmittelbar
nach der Auflistung von inaktiven Bestandteilen dafür in Remington's Pharmaceutical
Sciences, 17. Ausgabe (1985) bekannt gemacht. Jede Darreichungsform
enthält
auch eine pharmakologisch wirksame Menge, zum Beispiel eine wirksame
antineoplastische oder Tumor-reduzierende Menge, eines der Ziel-Arzneistoffe.
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Darreichungsformen des Paclitaxels
können ausreichende
Mengen von Paclitaxel beinhalten, um eine tägliche Dosierung von etwa 20–1000 mg/m2 (basierend auf der Körperoberfläche des Patienten) oder etwa
2–30 mg/kg
(basierend auf dem Körpergewicht
des Patienten) als Einzel-Tagesdosis oder geteilte (2–3) Tagesdosen
bereitzustellen.
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Um eine Behandlungsanweisung für einen bestimmten
Patienten zu erstellen, der mit oralen, den Ziel-Arzneistoff enthaltenden
Darreichungsformen dieser Erfindung behandelt wird, ist es notwendig,
die erhöhte
Bioverfügbarkeit,
die durch die begleitende oder vorherige orale Verabreichung der verstärkenden
Mittel bereitgestellt wird, zu berücksichtigen.
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Dosierungspläne für das Behandlungsverfahren
der vorliegenden Erfindung, zum Beispiel die Behandlung von auf
Paclitaxel ansprechenden Erkrankungen mit oralen Paclitaxel-Darreichungsformen,
die mit den verstärkenden
Mitteln co-verabreicht werden, können
gleichfalls angepasst werden, um den Eigenschaften des Patienten
und dem Krankheitszustand Rechnung zu tragen. Bevorzugte Dosierungspläne zur Verabreichung
von oralem Paclitaxel sind (a) die tägliche Verabreichung an einen
Patienten, der dessen bedarf, von 1–3 gleichmäßig geteilten Dosen, die etwa
20–1000
mg/m2 (basierend auf der Körperoberfläche) bereitstellen,
wobei die tägliche
Verabreichung für
1–4 aufeinander
folgende Tage alle 2–3
Wochen fortgeführt
wird oder (b) die Verabreichung für etwa einen Tag pro Woche.
Der erste Plan ist einer 96stündigen
Paclitaxel-Infusion alle 2–3
Wochen vergleichbar, der von einigen als die bevorzugte i. v. Behandlungsanweisung
angesehen wird.
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Die erfindungsgemäße orale Verabreichung wirkungsstarker
Chemotherapeutika kann die toxischen Nebenwirkungen in vielen Fällen, verglichen mit
der gegenwärtig
angewendeten i. v. Therapie, tatsächlich vermindern. Eher, als
dass eine plötzliche und
schnelle hohe Konzentration der Blutspiegel hergestellt wird, wie
es im Fall der i. v. Infusion üblich
ist, stellt die Absorption des Wirkstoffs durch die Darmwand (gefördert durch
die verstärkenden
Mittel) ein mehr allmähliches
Auftreten der Blutspiegel und eine stabile, steady-state Aufrechterhaltung
dieser Werte bei oder nahe an dem idealen Bereich für einen
langen Zeitraum bereit.
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Gemäß einer anderen Ausführungsform
der Erfindung werden orale Kombinations-Darreichungsformen bereitgestellt,
die festgelegte Mengen des biologischen Verstärkers und des Paclitaxels enthalten.
Zum Beispiel können
derartige Darreichungsformen aus Tabletten, Kapseln, Caplets, Gelcaps,
Pillen, Flüssigkeiten,
Lutschtabletten und jeglichen anderen herkömmlichen oralen Darreichungsformen bestehen,
die als aktive Bestandteile eine wirksame, die orale Bioverfügbarkeit
verstärkende
Menge eines Anti-Tumor- oder Anti-Neoplasmen-Agens enthalten, ebenso wie geeignete
unwirksame Bestandteile. Ein derartiges Kombinationsprodukt schließt etwa
0,5 bis etwa 15 mg/kg des wirksamen biologischen Verstärkers der
vorliegenden Erfindung zusammen mit etwa 20 bis etwa 1000 mg/m2 (basierend auf der durchschnittlichen Patienten-Körperoberfläche) des
Paclitaxels ein.
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Die Co-Verabreichung der verstärkenden Mittel
mit den Ziel-Arzneistoffen fördert
nicht nur die orale Bioverfügbarkeit
dieser Agenzien, sondern ermöglicht
auch ihre Verwendung in der Behandlung von Tumoren an Orten, die
durch die MDR hoch geschützt
sind, z. B. den Hoden und dem Gehirn. Eine andere Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung ist deshalb ein Verfahren zur Freisetzung
von Anti-Tumor-Arzneistoffen an Tumororten, die durch die MDR geschützt sind,
durch die orale Co-Verabreichung von verstärkenden Mitteln und den Anti-Tumor-Agenzien, was
es ermöglicht,
Gehirntumore wie das multiforme Glioblastoma zu behandeln.
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Eine zusätzliche Ausführungsform
der Erfindung betrifft Kits, die in der Behandlung von Säugetier-Patienten
verwendet werden, die unter Zuständen
leiden, die auf jegliche pharmakologisch wirksame Ziel-Agenzien,
deren orale Absorption und Bioverfügbarkeit durch ein verstärkendes
Mittel erhöht wird,
ansprechen. Diese Kits schließen
eine oder mehrere orale Darreichungsformen von mindestens einem
verstärkenden
Mittel und eine oder mehrere orale Darreichungsformen von mindestens
einem Ziel-Agens, oder eine oder mehrere Darreichungsformen ein,
die beide umfassen.
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Zur Veranschaulichung kann ein Kit
der Erfindung eine oder mehrere Tabletten, Kapseln, Caplets, Gelcaps
oder flüssige
Formulierungen, die den biologischen Verstärker der vorliegenden Erfindung enthalten,
einschließen
und eine oder mehrere Tabletten, Kapseln, Caplets, Gelcaps oder
flüssige
Formulierungen, die Paclitaxel in Dosierungsmengen innerhalb der
vorstehend beschriebenen Bereiche enthalten. Derartige Kits können in
Krankenhäusern,
Kliniken, Arztpraxen oder bei den Patienten zu Hause angewendet
werden, um die Co-Verabreichung
des verstärkenden
Mittels und des Ziel-Agens zu erleichtern. Die Kits sollten auch
als Beilage eine gedruckte Dosierungsinformation für die Co-Verabreichung
des verstärkenden
Mittels und des Ziel-Agens einschließen.
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Die betreffenden Kits können auch
Kombinationen von verschiedenen verstärkenden Mitteln und/oder Kombinationen
von Ziel-Agenzien einschließen.
Zum Beispiel kann ein Kit orale Darreichungsformen von 9,10-Dihydro-5-methoxy-9-oxo-N-[4-[2-(1,2,3,4-tetrahydro-6,7-dimethoxy-2-isochinolyl)ethyl]phenyl]-4-acridincarboxamid als
verstärkendes
Mittel mit Paclitaxel als Ziel-Agens allein oder mit einer Kombination
von Paclitaxel und einem anderen Anti-Tumor-Arzneistoff einschließen. Das
zweite Ziel-Agens ist Paclitaxel. Das Ziel-Agens kann zusammen mit
dem verstärkenden
Mittel in derselben Darreichungsform oder in einer separaten Darreichungsform
vorliegen.
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1.
Vergleich der Paclitaxelkonzentration gegenüber der Zeit nach oraler Verabreichung
des Paclitaxels in Kombination mit GF 120918 verglichen mit der
oralen Verabreichung von Paclitaxel allein.
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Beispiel 1
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Materialien und Verfahren
für Tierstudien
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Es wurden weibliche FVB Wild-Typ-Mäuse im Alter
von 10 bis 14 Wochen mit einem Gewicht zwischen 20 und 30 g verwendet.
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Arzneistoffe
und Verabreichungsweg
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Paclitaxel (TaxolTM)
von Bristol Myers Squibb wurde in einem Vehikel aus Cremophor EL
Ethanol (1 : 1) (Vol./Vol.) in einer Konzentration von 6 mg/ml gelöst. Paclitaxel
wurde oral mit einer Dosis von 10 mg/kg gegeben. Die orale Arzneistoff-Verabreichung erfolgte
durch Injektion mit einer stumpfen Nadel über die Speiseröhre in den
Magen.
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9,10-Dihydro-5-methoxy-9-oxo-N-[4-(2-(1,2,3,4-tetrahydro-6,7-dimethoxy-2-isochinolyl)ethyl]phenyl]-4-acridincarboxamid (GF
120918) (Hydrochloridsalz) von GlaxoWellcome wurde in einem Vehikel
bestehend aus 0,5% (Gew./Vol.) Hydroxypropylmethylcellulose (K15M Premium)
mit 1% (Gew./Vol.) Tween 80 in Wasser für Spüllösungen gelöst, was eine Endkonzentration
von 2,5 mg/ml ergab. GF 120918 wurde oral in einer Dosis von 25
mg/kg verabreicht. Die orale Verabreichung erfolgte durch Injektion
mit einer stumpfen Nadel über
die Speiseröhre
in den Magen.
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Herstellung des Stammvehikels
und der GF 120918 Suspension
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Herstellung eines konzentrierten
Stammvehikels für
GF 120918 (11): Man wiege 10 g von Hydroxypropylmethylcellulose
in einem geeigneten Behälter.
Man erhitze auf einer heißen
Platte annähernd 500
g Wasser für
Spüllösungen auf
nicht weniger als 80°C.
Man stoppe das Erhitzen des Gemischs und beginne mit einem Magnetrührstab und
einem Magnetrührer
zu rühren.
Man fahre mit dem Mischen fort und gebe die Hydroxypropylmethylcellulose
nach und nach zu. Man unterbreche das Rühren für mindestens 15 Minuten, um
die Dispersion zu gewährleisten.
Man fahre mit dem Rühren
fort, bis die Lösung
auf annähernd
30°C abgekühlt ist,
füge dann
20 g Tween 80 zu und mische gründlich
für annähernd 5 bis
10 Minuten. Man füge
ausreichend Wasser für Spüllösungen hinzu,
um ein Endgewicht von 1000 g zu erreichen und mische. Man dispensiere
die HPMC-Lösung
in einen geeigneten Behälter
und lagere diesen bei 2–8°C vor Licht
geschützt.
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2,2 mg GF 120918X/ml Suspension:
Man wiege 0,206 g von GF 120918 in einem geeigneten Behälter und
mische ausreichend Wasser für
Spüllösungen unter,
um eine Aufschlämmung
herzustellen. Man überführe 37,5
ml des abgemessenen konzentrierten Stammvehikels in einen Messzylinder
und gebe die GF 120918-Aufschlämmung
auf dieses konzentrierte Stammvehikel oben drauf. Man spüle alle
Transfergefäße mit Wasser
für Spüllösungen und überführe dies
in den Messzylinder, bis ein Volumen von 75 ml erhalten wird. Man
mische durch Inversion für
ungefähr
10 Minuten, um sicherzustellen, dass der Testgegenstand gleichmäßig in der
Suspension dispergiert ist. Man füge zusätzliche Wasser für Spüllösungen zu,
wenn der Meniskus der Zubereitung nach dem Mischen unter 75 ml gefallen
ist. Man dispensiere die 75 ml-Suspension in einen etikettierten Behälter und
mische die Suspension mit einem Polytron Homogenisator bis zu einer
Minute. Nach dem Mischen mit dem Polytron Homogenisator fahre man fort,
die Suspension mit einem Magnetrührstab
und einem Magnetrührer
zu mischen. Man dispensiere die Dosis-Zubereitung in etikettierte
braune Behälter. Man
lagere die Dosis-Zubereitung
zwischen 18°C und
25°C vor
Licht geschützt.
Das Material sollte mit einem Magnetrührstab und einem Magnetrührer mindestens
30 Minuten vor und während
der Verabreichung an die Tiere gemischt werden.
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Testgruppen
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Die Tiere wurden in zwei Testgruppen
A und B geteilt.
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Gruppe A (Kontrolle): bestand aus
insgesamt 42 Tieren. Paclitaxel wurde den Mäusen oral wie vorstehend beschrieben
verabreicht. Diese Gruppe erhielt kein GF 120918, nur das Vehikel.
Blutproben wurden nach 0,5, 1, 2, 3, 4, 6 und 8 Stunden durch Anästhesieren
der Tiere unter Verwendung von Diethylether, Fixierung auf dem Rücken mit
der Brust in einer aufrechten Position, genommen, sodass das Blut
mittels Herzpunktion unter Verwendung einer 1-ml-Spritze gefüllt mit 10 μl Heparinlösung als Antikoagulans gesammelt
werden konnte. Die Anzahl der Tiere pro Probeentnahme-Zeitpunkt betrug
6. Die Blutproben wurden in einem Eppendorf-Mikroröhrchen für 5 Minuten
bei 1500 g zentrifugiert. Die überstehende
Plasmafraktion wurde in ein sauberes Röhrchen überführt und bei –20°C bis zur Analyse
gelagert.
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Gruppe B (Test): bestand aus 60 Tieren.
Sowohl Paclitaxel als auch GF 120918 wurde den Mäusen oral verabreicht wie vorstehend
beschrieben. Blutproben wurden wie für Gruppe A beschrieben nach
0,5, 1, 2, 3, 4, 6, 8, 12, 16 und 24 Stunden von 6 Tieren pro Probeentnahme-Zeitpunkt gesammelt.
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Analytische
Verfahren
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Die Analyse der Paclitaxel-Spiegel
in den Plasmaproben wurde unter Verwendung eines gültigen HPLC-Verfahrens
(Bioanalytischer Bericht "Analysis
of paclitaxel in human plasma by high performance liquid chromatography
(HPLC) with UV detection" Version
2.0; Zulassung: 1. April 1996) durchgeführt.
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Ergebnisse:
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1 zeigt
klar, dass, verglichen mit oralem Paclitaxel ohne GF 120918 (Kontrolle),
die Kombination von Paclitaxel mit GF 120918 (Test) die systemische
Aussetzung der Wildmäuse
gegenüber
Paclitaxel bedeutend erhöht.
Genauer erhöht
GF 120918 in 1 den AUC-Wert
fünffach,
und die Plasmakonzentration von Paclitaxel ist siebenfach erhöht.
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Frühere Experimente ergaben einen AUC-Wert
von 710 ± 100
für intravenös verabreichtes
Paclitaxel (ohne GF 120918), was mit oralem Paclitaxel in Kombination
mit GF 120918 eine ungefähre
Zunahme der Bioverfügbarkeit
von 60% ergibt.