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Diese Arbeit basiert zum Teil auf
Unterstützung
des National Institutes of Health, Erteilungsnr. AI 34785, AI 01369
und TW00702. Gewisse Rechte daraus stehen möglicherweise dem Staate zu.
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HINTERGRUND
ZU DER ERFINDUNG
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RNA-Protein-Interaktionen sind für viele
zelluläre
Funktionen wie der Transkription, dem Spleißen der RNA sowie der Translation
von Bedeutung. Ein Beispiel einer derartigen Wechselwirkung stellt
der Mechanismus der trans-Aktivierung
der Genexpression des menschlichen Immunschwächevirus Typ 1 (HIV-1) dar,
die die Interaktion des Tat-Proteins
mit der in der auf trans-Aktivierung ansprechenden Region (TAR)
der RNA erfordert, nämlich
eine Stammschleifenstruktur mit 59 Basen, die an dem 5'-Ende sämtlicher
naszierender HIV-1-Transkripte angeordnet ist.
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Der in der U3-Region der viralen
Wiederholung am langen Terminal (LTR) angeordnete Promoter von HIV-1
ist ein induzierbarer Promoter, der durch das trans-Aktivatorprotein
Tat stimuliert werden kann. Wie in anderen Lentiviren ist das Tat-Protein
für eine
trans-Aktivierung einer viralen Genexpression von größter Bedeutung.
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Von Tat abgeleitete Peptide, die
die argininreiche RNA-Bindungsdomäne von Tat enthalten, sind
in der Lage, in vitro Komplexe mit TAR-RNA zu bilden. Strukturelle
Untersuchungen des Tat-Proteins zeigen, dass die RNA-Bindungsdomäne keine
starre Spirale ist. Da die RNA-Bindungsdomäne von Tat eine elastische Struktur
aufweist, ist die Symmetrie kleiner Peptide, die argininreiche Sequenzen
enthalten, für
eine TAR-RNA-Erkennung möglicherweise
unproblema tisch.
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Um wirkungsvolle Therapien für die Behandlung
und Vorbeugung von AIDS zu entwickeln, ist die Aufklärung der
Mechanismen, die dem Virus die Replikation im menschlichen Wirt
ermöglichen,
von größter Bedeutung.
Es ist daher offensichtlich, dass nach dem Stand der Technik noch
Bedarf nach Möglichkeiten
der Identifizierung und Charakterisierung von Agenzien besteht,
die in der Lage sind, den Prozess der Transkription des HIV-1 zu
verhindern oder zu verzögern.
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KURZDARSTELLUNG
DER ERFINDUNG
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Die vorliegende Erfindung betrifft
Oligocarbamatderivate, die als Peptidnachahmer für die Erkennung von und Bindung
durch RNA- und DNA-Strukturen verwendet werden können. Insbesondere betrifft
die Erfindung Tat-inhibitorische Oligocarbamatderivate der Formel
I
wobei: R
1 eine
p-Hydroxybenzyl- oder Benzylgruppe ist;
R
2 ein
Wasserstoff oder Methyl ist;
R
3 Guanidinopropyl
ist;
R
4 Aminobutyl oder Guanidinopropyl
ist; und
R
5 Amidomethyl oder Amidoethyl
ist; und die biologisch und pharmazeutisch verwendbaren Salze davon,
die vorteilhafte Eigenschaften aufweisen, einschließlich eines
spezifischen Bindens an HIV-1-TAR-RNA mit hohen Affinitäten und
Stabilität
der resultierenden Oligocarbamat-RNA-Komplexe gegenüber einer
proteolytischen Zersetzung. Stellenspezifische photochemische Quervernetzungstests
unter Verwendung eines photoaktiven Analogstoffs (4-Thio-Oracil),
der TAR-RNR enthält,
zeigen an, dass diese Oligocarbamate mit RNA in der Hauptrille interagieren.
Diese Oligocarbamate sind daher in der Lage, mit der TAR-RNA-Bindungsdomäne des Tat-Proteins
zu konkurrieren. Diese Verbindungen sind somit im Zusammenhang mit
der Behandlung von HIV-1-Infektion insofern nützlich, dass sie in der Lage
sind, die Interaktion von Tat-Protein mit TAR-RNA zu blockieren
und dadurch die Stufe der Transaktivierung im Replikationszyklus
von HIV-1 zu stören.
Die rationale Grundlage dieses Ansatzes liegt darin, dass derartige
Oligocarbamate was das Binden an TAR-RNA betrifft, mit Tat-Protein
in voller Länge
konkurrieren und dadurch die erforderlichen Interaktionen zwischen
anderen Domänen
in dem Tat-Protein und den Transkriptionsmechanismus im Keim verhindern.
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Eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung
ist es, Verbindungen zu schaffen, die für die Behandlung vielfältiger Krankheiten,
insbesondere solcher wie HIV-1, nützlich sind, indem sie in der
Lage sind, die Interaktion von Proteinen und deren RNA, insbesondere
des Tat-Proteins mit TAR-RNA, zu blockieren und dadurch die Interaktion
zwischen Protein und RNA, und im Falle von HIV-1, die Stufe der
Transaktivierung im Replikationszyklus dieses Virus zu stören.
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Es ist weiterhin eine Aufgabe dieser
Erfindung, pharmazeutische Zusammensetzungen zu schaffen, die sich
für die
Verabreichung derartiger Verbindungen eignen.
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Es ist eine noch weitere Aufgabe
der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren zur Behandlung von HIV-1 Infektionen
bei Säugern
zu schaffen, das die Verabreichung der Verbindungen der vorliegenden
Erfindung umfasst.
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Weitere Aufgaben und Vorteile erschließen sich
dem Fachmann beim Lesen der folgenden Beschreibung in Verbindung
mit den nachfolgenden, der Veranschaulichung dienenden Zeichnungen.
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KURZBESCHREIBUNG
DER FIGUREN
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1A zeigt
die Sequenz für
die von Tat abgeleiteten Peptidaminosäuren 47 bis 57, die die RNA-Bindungsdomäne des Tat-Proteins
enthält.
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1B zeigt
eine schematische Struktur der Oligocarbamathauptkette. Die Substituenten
der Sequenz des Oligocarbamats entsprechen den varianten Abschnitten
der Aminosäuren
des in 1A gezeigten Tat-Peptids.
Das von Tat abgeleitete Oligocarbamat wurde auf einem ABI-431-Peptid-Systhetisierer mittels N-α-Fmoc-geschützter p-Nitrophenylcarbonatmonomere
gemäß dem durch
Cho et al., Science 1993, 261, 1303–5 beschriebenen Verfahren
synthetisiert. Das Oligocarbamat wurde nach Abspaltung von dem Harz
mit Hilfe von HPLC auf einer Zorbax-300-SB-Cg-Säule gereinigt. Die Masse des
vollkommen isolierten und gereinigten Oligocarbamats wurde durch
FAB-Massenspektrometrie erfasst; 1831,3 (M + H).
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1C zeigt
die sekundären
Strukturen der in dieser Untersuchung verwendeten TAR-RNA des Wildtyps.
Wildtyp-TAR-RNA überspannt
die minimalen Sequenzen, die für
ein Ansprechen von Tat in vivo und für ein Binden von von Tat abge leiteten
Peptiden in vitro erforderlich sind. Wildtyp-TAR weist zwei Basenpaare auf,
die nicht vom Wildtyp sind, um die Transkription durch T7-RNA-Polymerase
zu fördern.
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1D zeigt
die sekundäre
Struktur der konstruierten Doppelstrang-TAR-RNA, die in photochemischen
Quervernetzungstests verwendet wurden. Die Doppelstrang-RNA enthält die Nukleotide
C18 bis C29 und G36 bis G44 aus der Wildtyp-TAR-RNA-Sequenz, und zusätzliche
flankierende Basenpaare, um die Hybridisierung von zwei RNA-Strängen zu
erleichtern. Die Nummerierung der Nukleotide in der Doppelstrang-TAR-RNA
entspricht deren Positionen in der Wildtyp-TAR-RNA. Sämtliche
RNAs wurden mittels in-vitro-Transkription hergestellt. Für Transkriptionsreaktionen
(20 ML), die 8,0 pMol Muster-DNA
enthielten, wurden 40–60
Einheiten T7-Polymerase (Promega) verwendet. Für die Synthese von mit 4-ThioU
markierter RNA, wurde UTP durch 4-ThioUTP (4 mM, endgültige Konzentration)
in dem Transkriptionspuffer ersetzt. 4-Thio-UTP wurde nach dem Verfahren
von Stade et al. synthetisiert. Die Reinigung und Markierung der
RNA wurde nach dem von Bayer. P., et al. in J. Mol. Biol. 247: 529–535 (1995)
beschrieben Verfahren durchgeführt.
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2 veranschaulicht
anhand einer Photographie die Analyse der Verschiebung der elektrophoretischen
Mobilität
des von Tat abgeleiteten Oligocarbamats, das an die TAR-RNA der
natürlichen
Form (wild) und die TAR-RNA der mutanten Form (mut) der Trinucleotidausbuchtung
bindet. RNA und RNA-Oligocarbamatkomplexe
sind mit R bzw. R-P bezeichnet. 32P-5'-endmarkierte TAR-RNAs wurden für 3 Minuten
auf 85°C
erhitzt und anschließend
in TK-Puffer (50 mM Tris-HCl (pH-Wert
7,4), 20 mM KCl, 0,1% Triton-X-100) auf Raumtemperatur abgekühlt. Das
Oligocarbamat wurde in reiner Form oder gemeinsam mit den konkurrierenden RNAs
(der natürlichen
Form TAR oder als mutantes TAR) zugefügt, in TK-Puffer für 3 Minuten
auf 85°C
vorgewärmt
und auf Raumtemperatur abgekühlt.
Die Oligocarbamat-RNA-Bindungsreaktionen wurden für 1 Stunde
bei Raumtemperatur durchgeführt
und durch Hinzufügen
von 30% Glycerol angehalten. Die Oligocarbamat-RNA-Komplexe wurden auf einem nicht
denaturierenden, 12%igen Acrylamidgel aufgelöst und mittels Autoradiographie
oder Phosphorspektroskopie sichtbar gemacht.
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3 veranschaulicht
anhand einer Photographie die stellenspezifische photochemische
Quervernetzungsreaktion des an Position 23 mit 4-ThioUracil markierten
TAR-RNA-Doppelstrangs
mit dem Oligocarbamat. Die Quervernetzung von RNA-RNA und RNA-Oligocarbamat
sind mit R-R bzw. R-P XL bezeichnet. Für die photochemischen Reaktionen
wurde der RNA-Doppelstrang durch Hybridisierung von zwei Strängen zubereitet.
Strang 1 des Doppelstrangs wurde mit 32P
5'-endmarkiert. Vorgeformte
RNA-Doppelstränge
(0,04 μM) wurden
in Abwesenheit oder Anwesenheit von Oligocarbamat (1,5 μM) bestrahlt
(360 nm) und mittels Denaturierungsgelen nach dem in Wang et al.,
Biochemistry, 1996 35: 6491–6499
beschriebenen Verfahren analysiert.
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4A veranschaulicht
anhand einer Photographie die Spezifität der durch Konkurrenzversuche
ermittelten Oligocarbamat-TAR-Komplexbildung. Die RNA-Oligocarbamatkomplexe
wurden zwischen 0,04 μM 32P-5'-endmarkierter
TAR-RNA und 1,5 μM
des von Tat abgeleiteten Oligocarbamats in Anwesenheit von nicht markierter
TAR-RNA der mutanten Form der Trinucleotidausbuchtung (A) oder der
Wildtyp-TAR-RNA gebildet.
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4B zeigt
anhand einer Photographie, dass die Konzentrationen der konkurrierenden
RNA in den Bahnen 1, 2, 3, 4, 5 jeweils 0,5, 1, 2, 3 und 4 μM betrug.
Die Bahn M ist eine Markerbahn, die die RNA und die RNA-Oligocarbamatkomplexe
zeigt, die mit R-P bezeichnet sind.
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5A und 5B zeigen anhand von Photographien
die Spezifität
der durch Konkurrenzexperimente ermittelten Oligocarbamat-TAR-RNA
Quervernetzungsreaktion. Die Oligocarbamat-RNA-Komplexe wurden in Anwesenheit
von nicht markierter Wildtyp-TAR-RNA (A) oder mutanter TAR-RNA (B)
zwischen 0,04 μM 32P-5'-endmarkierter
Doppelstrang-TAR-RNA und 1,5 μM
von Tat abgeleitetem Oligocarbamat gebildet. (A): Die Konzentrationen
der konkurrierenden RNA in den Bahnen 1, 2, 3, 4, 5 und 6 betrugen
0, 0,5, 1, 2, 3 bzw. 4 μM.
(B): Die Konzentrationen der konkurrierenden RNA in den Bahnen 1,
2, 3 und 4 betrugen 1, 2, 3 bzw. 4 μM. Bahn a: Doppelstrang-RNA
ohne UV-Licht. Bahn b: Doppelstrang-RNA unter UV-Licht, das die
elektrophoretische Mobilität
der RNA-RNA-Quervernetzung sichtbar macht. Bahn c: der Oligocarbamat-RNA-Komplex
in Dunkelheit. Die Quervernetzung von RNA-RNA und RNA-Oligocarbamat
sind mit R-R bzw. R-P XL bezeichnet.
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DETAILLIERTE
BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
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Die Interaktionen von Protein-RNA
und Protein-DNA sind für
den zellulären
Replikationsprozess kritisch. Ein Unterbrechen dieses Prozesses
stellt ein Verfahren zur Verfügung,
die Vermehrung vieler viraler und bakterieller Pathogene zu stören, und
ermöglicht
dadurch ein therapeutisches Eingreifen in den Verlauf unterschiedlicher
Erkrankungen.
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Das Tat-Protein des menschlichen
Immunschwächevirus
Typ-1 (HIV-1) bindet an seine Ziel-RNA, nämlich TAR, und aktiviert die
Transkription. Ein 36-Aminosäuren-Peptidabschnitt,
Tat (37–72),
der die RNA-Bindungsdomäne
von Tat enthält,
bindet speziell an TAR-RNA.
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Die Erfindung schafft durch chemische
Synthese Oligocarbamatderivate, die geeignet substituiert sind,
um das Tat(47-57)-Peptid nachzuahmen. Die Oligocarbamatderivate
der vorliegenden Erfindung sind durch die folgende Formel I dargestellt:
wobei R
1 eine
p-Hydroxybenzyl- oder Benzylgruppe ist;
R
2 Wasserstoff
oder Methyl ist;
R
3 Guanidinopropyl
ist;
R
4 Aminobutyl oder Guanidinopropyl
ist; und
R
5 Amidomethyl oder Amidoethyl
ist; und deren biologisch und pharmazeutisch verwendbare Salze.
Unter diesen sind gewisse Derivate bevorzugt, nämlich diejenigen, bei denen
R5 eine Amidoethylgruppe ist. Besonders bevorzugt ist das Derivat,
bei dem jeder der veränderlichen
R-Substituenten geeignet ausgewählt
ist, um die natürlich
vorkommende Tat-Sequenz, wie sie in SEQ ID NO: I gezeigt ist, nachzuahmen
oder zu simulieren. Dieses Derivat ist daher eine Verbindung gemäß Formel
I, wobei R1 eine p-Hydroxybenzylgruppe, R2 Wasserstoff, R4 Aminobutyl
und R5 eine Amidoethylgruppe ist.
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Überraschenderweise
stellte sich heraus, dass diese Oligocarbamate, wie durch die Verschiebung elektrophoretischer
Mobilitäts-
und stellenspezifische photochemische Quervernetzungstests ermittelt,
spezifisch mit hohen Affinitäten
an TAR-RNA binden und mit RNA in der erweiterten Hauptrille interagieren.
Die Oligocarbamatderivate verhindern die Bindung des L-Peptids an
TAR-RNA in vitro und inhibieren auf diese Weise die Tat trans-Aktivierung
in vivo.
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Solche Ergebnisse weisen nach, dass
die Oligocarbamatderivate der vorliegenden Erfindung in der Lage
sind, spezifische Nucleinsäurestrukturen
zu erkennen. Da diese Oligocarbamatderivatliganden resistent gegenüber Degradation
durch natürlich
auftretende Enzyme sind und keine kräftige humorale Immunantwort induzieren,
sind sie somit geeignet, um Protein-Nucleinsäure-Interaktionen in vivo zu
steuern.
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Um festzustellen, ob die Oligocarbamatderivate
natürlich
auftretende Nucleinsäurestrukturen
erkennen, wurde das Tat-Peptid (SEQ ID NO: 1, 1), das die an Basisarginin reiche Region
von Tat enthält,
mittels Festphasenpeptidsyntheseverfahren synthetisiert. Nach einer
HPLC-Reinigung und Charakterisierung durch Massenspektrometrie wurde
das Tat-Peptid auf
TAR-RNA-Bindung getestet. Ähnlich
wie im Falle von L-Tat war das Oligocarbamatderivat in der Lage,
an die TAR-RNA zu binden, und war nicht in der Lage, an eine die
Ausbuchtungsreste nicht aufweisende mutante TAR-RNA zu binden.
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Mittels direkter und konkurrierender
elektrophoretischer Mobilitätsversuche
wurden Gleichgewichtsdissoziationskonstanten der RNA-Komplexe von
Oligocarbamat-TAR ermittelt. Die Dissoziationskonstanten wurden
anhand mehrerer Versuchsreihen berechnet, die zeigten, dass das
Oligocarbamat mit einem Kd von 1,13 μM an TAR-RNA
bindet. Um die RNA-Bindungsaffinitäten des Oligocarbamats mit
natürlichem
Peptid zu vergleichen, wurde ein tat-abgeleitetes Peptid (Tyr47
bis Arg57) synthetisiert, das die RNA-Bindungsdomäne des Tat-Proteins
enthielt (1). Die Dissoziationskon stanten
der Tat-Peptid-RNA-Komplexe wurden anhand mehrerer Versuchsreihen
unter den gleichen Bedingungen ermittelt, wie sie für RNA-Komplexe
von Oligocarbamat-TAR verwendet wurden. Diese Versuche zeigten,
dass das Tat-Peptid (47-57) mit einem Kd von
0,78 μM
an TAR-RNA bindet. Eine relative Dissoziationskonstante (Krel) lässt
sich durch Messen der Verhältnisse des
Wildtyp-Tat-Peptids gegenüber
den Dissoziationskonstanten (Kd) von Oligocarbamat
für TAR-RNA
ermitteln. Die Ergebnisse wiesen nach, dass der berechnete Wert
für Krel 0,69 betrug, was anzeigt, dass die Carbamat-Hauptkettenstruktur
die TAR-Bindungsaffinitäten
des nicht natürlichen
Biopolymers nicht erheblich veränderte.
Auf die Spezifität
der RNA-Komplexbildung von Oligocarbamat-TAR wurde durch Konkurrenzexperimente
eingegangen. Die Komplexbildung von Oligocarbamat-RNA wurde durch
die Hinzufügung
nicht markierter Wildtyp-TAR-RNA inhibiert und nicht durch eine
mutante TAR-RNA. Diese Ergebnisse zeigen, dass das tat-abgeleitete-Oligocarbamat
geeignet ist, TAR-RNA spezifisch zu erkennen.
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Ohne eine Beschränkung auf eine spezielle Theorie
zu beabsichtigen, sind eine Anzahl von Weisen aufgezeigt, nach denen
das Oligocarbamatderivat der Formel I mit TAR-RNA interagieren könnte. Einige
beweiskräftige
Anzeichen weisen darauf hin, dass das Tat-Protein mit der TAR-RNA
in einer erweiterten Hauptrille interagiert.
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Ein stellenspezifisches Quervernetzungsverfahren,
das auf einer 4-Thio-Uracil (4-ThioU) verwendenden photochemischen
Untersuchung basierte, wurde eingesetzt, um die Konformation von
TAR-RNA und deren Interaktion mit Tat-Protein unter physiologischen Bedingungen
zu ermitteln. Um die Interaktionen von Oligocarbamatderivat-RNA
nachzuweisen, wurde TAR-RNA, das 4-ThioU an Position 23 aufweist,
synthetisiert und photochemische Quervernetzungstests, wie in 3 gezeigt, ausgeführt. Eine
Bestrahlung des Oligocarbamatderivat-RNA-Komplexes erbringt ein
neues Band mit einer elektrophoretischen Mobilität, die geringer ist, als diejenige
der RNA (3, Bahn 4).
Sowohl das Oligocarbamatderivat als auch UV-Bestrahlung (360 nm) sind
erforderlich, um diesen quervernetzten RNA-Peptidkomplex zu bilden
(siehe Bahnen 3 und 4). Da der vernetzte Oligocarbamatderivat-RNA-Komplex
gegenüber
alkalischen pH-Bedingungen
(9,5), hoher Temperatur (85°C)
und denaturierenden Bedingungen (8 M Urea, 2% SDS) stabil ist, kann
daraus geschlossen werden, dass es während der Quervernetzungsreaktion
zu einer Atombindung zwischen der TAR-RNA und dem Peptid kommt.
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Um die Proteasestabilität der Oligocarbamatderivat-RNA-Komplexe zu untersuchen,
wurden die Quervernetzungsprodukte der Oligocarbamatderivat-RNA
einer sehr intensiven Proteinase-K-Zersetzung unterworfen, wobei
sich zeigte, dass die Komplexe vollkommen stabil waren, und dass
es keine Anzeichen einer Degradation des Oligocarbamatderivats gab
(Bahn 5). Unter ähnlicher
Behandlung mit Proteinase-K zeigte sich, das die Photovernetzungsprodukte
der Tat-TAR die RNA-Proteinquervernetzung vollständig verloren und es zu einem
Ansteigen freier RNA kam, wie anhand der Bandintensität auf dem
Gel zu beobachten.
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Die Spezifität der Quervernetzungsreaktion
wurde durch Konkurrenzexperimente bestätigt. Eine Quervernetzung wurde
durch das Hinzufügung
nicht markierter Wildtyp-TAR-RNA und nicht durch eine mutante TAR-RNA
unterbunden, der die Trinucleotidausbuchtung fehlt (5A und 5B).
Daraus kann der Schluss gezogen werden, dass für eine photochemische Quervernetzung
die Bildung eines spezifischen RNA-Protein-Komplexes zwischen TAR-RNA und einem
Tat-ähnlichen
Oligocarbamatderivat unabdingbar ist. In dem Maße, wie der Anteil konkurrierender
RNA der natürlichen
Form erhöht
wurde, war (wie erwartet) eine Abnahme der RNA-Proteinquer vernetzung
zu beobachten, jedoch wurde gleichzeitig ein Anstieg von RNA-RNA-Quervernetzungen
verzeichnet. Diese Ergebnisse zeigen an, dass durch die Anwesenheit
des RNA-bindenden
Oligocarbamatliganden Zwischenstrang-RNA-Quervernetzung verhindert
wird. Ein ähnliches
Ergebnis wurde zuvor in photochemischen Quervernetzungstests erhalten,
bei denen ein 34 Aminosäuren
enthaltendes L-Tat-Fragment und TAR-RNA, die 4-Thio-U enthielt,
verwendet wurden.
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Um zu ermitteln, ob das Oligocarbamatderivat
geeignet ist, eine Komplexbildung von Tat-TAR in vitro zu verhindern,
wurden photochemische Quervernetzungstests an dem Tat-TAR-Komplex
in Anwesenheit steigender Mengen von Oligocarbamatderivat mit anschließender Proteinase-K-Zersetzung
durchgeführt.
Eine RNA-Proteinquervernetzung wurde in dem L-Tat-TAR-Komplex beobachtet,
der durch die Hinzufügung
von Proteinase-K-Enzym zu kleineren RNA-Peptidkomplexen zerfiel.
Da die D-Tat-TAR-Quervernetzung gegenüber Proteolyse resistent ist,
führte
eine Steigerung der Menge an Oligocarbamatderivat vor den Quervernetzungsreaktionen
zu einem Anstieg der RNA-Proteinquervernetzung nach der Proteinase-K-Zersetzung. In dem
Maße wie
die Konzentration des Oligocarbamatderivats erhöht wurde, ließ sich auch
eine Abnahme der kleineren RNA-Peptid-Quervernetzungsprodukte beobachten.
Diese Ergebnisse zeigen, dass das Oligocarbamatderivat nach Formel
I in der Lage ist, mit Tat zu konkurrieren, um mit TAR-RNA in vitro
einen Komplex zu bilden.
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Um zu ermitteln, ob das Oligocarbamatderivat
eine Transaktivierung von Tat in vivo inhibiert, wurde Oligocarbamatderivat
mit pSV2-Tat und pAL-Plasmiden in HeLa-Zellen transfiziert, die
einen integrierten LTR-CAT-Nachweisstoff enthielten. Die Plasmide
pSV2Tat und pAL exprimieren ein erstes Exon des Tat-Proteins bzw.
Luciferaseenzyms. Die Transfektion von pSV2Tat verbesserte, wie
durch die CAT-Aktivität ermittelt, die
Transkription. Eine Steigerung der Menge des Oligocarbamatderivats
bewirkte eine Verringerung der CAT-Aktivität, während dies auf die Luciferaseaktivität ohne Einfluss
blieb. Mit 5 μg
Oligocarbamatderivat wurde die trans-Aktivierung von Tat um mehr
als 50% unterbunden. Die Transfektion von Tat-Peptiden verringerte die
CAT-Aktivität
nicht, was nahelegt, dass die L-Peptide gegenüber Proteolyse in vivo nicht
stabil sind. Diese Ergebnisse zeigen, dass das Oligocarbamatderivat
spezifisch trans-Aktivierung durch Tat-Protein inhibiert.
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Diese Erkenntnisse zeigen an, dass
die simulierten Tat-Oligocarbamatderivate der vorliegenden Erfindung
spezifisch an die TAR-RNA binden und in der erweiterten Hauptrille
der TAR-RNA in einer ähnliche
Weise interagieren, wie dies im Falle von Tat zu beobachten ist.
Diese Erkenntnisse zeigen ferner, dass ein kleines tat-abgeleitetes
Oligocarbamat spezifisch an TAR-RNA bindet und in der erweiterten
Hauptrille von TAR-RNA interagiert. Aufgrund des Unterschieds der
Hauptkettenstruktur können
sich Oligocarbamate von Peptiden hinsichtlich Wasserstoffbindungseigenschaften,
Lipophilität,
Stabilität
und Konformationsflexibilität
unterscheiden. Darüber
hinaus sind Oligocarbamate gegenüber
Proteinase-K-Degradation resistent. Diese Charakteristiken von Oligocarbamaten
lassen sich nutzen, um pharmakokinetische Eigenschaften gegenüber Peptiden
zu verbessern. Die RNA-Erkennung durch ein nicht natürliches
Biopolymer ermöglicht
einen neuen Ansatz für
die Entwicklung von Medikamenten, die in der Lage sind, RNA-Protein-Interaktionen
zu modulieren.
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Der Nutzen der Oligocarbamatderivate
nach Formel I zeigt sich ferner in deren Fähigkeit die Replikation von
HIV-1 in einem akute Infektionsversuch zu verhindern.
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Ein ähnlicher Ansatz wurde berichtet,
bei dem das kationische Peptid N-Azetyl-(DArg)9-NH2 verwendet wurde. Es stellte sich allerdings
heraus, dass eine antivirale Aktivität des Peptids über eine
Inhibierung des viralen Eintrags konsistent mit einer antiviralen
Aktivität
war, die zu beobachten ist, wenn die Zellen 24 Stunden vor der Infizierung
mit Peptid vorbehandelt wurden. In der Untersuchung wurde die Wahrscheinlichkeit
einer Inhibierung der Transaktivierung durch ein blockierendes Tat-Protein
angenommen, jedoch nicht bewiesen, und es wurde kein Beweis erbracht,
dass das Peptid eine Spezifität
für TAR-RNA
zeigte.
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Die vorliegende Erfindung schafft
somit ein Verfahren der Behandlung einer retroviralen Proteaseinfektion
bei einem Säuger,
der einer derartigen Behandlung bedarf. Insbesondere lassen sich
die Oligocarbamate der vorliegenden Erfindung als Nachahmer der
Tat-Protein-RNA-Bindungsdomänen
verwenden, um die HIV-1-Infektion und die daraus resultierende Erkrankung
an AIDS zu behandeln. Bei dem behandelten Säuger kann es sich um einen
Menschen, einen Primaten, eine Katze oder dergleichen handeln, wobei
die Behandlung von Menschen besonders bevorzugt ist. Ein Tat-Antagonist würde sich
ferner eignen, die pathogenen Wirkungen des Tat-Proteins für Wirtszellen
aufgrund von Interaktionen mit TAR-ähnlichen Elementen auf zellulären Transkripten
zu verbessern. Neuere Untersuchungen an Peptidanalogen der Kerndomänensequenz
von Tat-Protein, von dem angenommen wird, dass es eher mit Wirtszellenfaktoren
als mit viral kodierter RNA interagiert, führten zu demselben Vorschlag
einer neuen Klasse therapeutischer Wirkstoffe gegen AIDS, die auf
einer Inhibierung der Transaktivierungsstufe in dem HIV-1-Replikationszyklus
basieren.
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Die Oligocarbamatderivate nach Formel
I und deren Analoge können
durch herkömmliche
Lösungsverfahren
oder durch aus dem Stand der Technik bekannte Festphasensynthesetechniken
synthetisiert werden.
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Für
die gesamte Beschreibung und die beigefügten Patentansprüche gilt,
dass die Oligocarbamatderivate nach Formel I und deren Analoge und
Salze sämtliche
Stereo-, optische und geometrische Isomere davon, sofern solche
Isomere existieren, sowie deren pharmazeutisch verwendbare Salze
und Solvate umfassen. Falls es angebracht ist, ist es möglich, das
Oligocarbamatderivat oder dessen Analoge als dessen entsprechende
Amidform zu verwenden.
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Der Begriff "biologisch und pharmazeutisch verwendbare
Salze" soll jedes
Salz umfassen, das aus einer anorganischen oder organischen Säure abgeleitet
ist und mit dem Säugerorganismus
verträglich
ist. Diese Salze umfassen, ohne darauf beschränkt zu sein, Azetat, Adipat,
Alginat, Citrat, Aspartat, Benzoat, Benzolsulfonat, Bisulfat, Hexanoat,
Succinct, Fumarat, Hydrochlorid, Hydrobromid, Laktat, Maleat, Phosphat,
Sulfat, Methansulfonat, Oxalat, Propionat, Tosylat und Mesylat.
Beispiele von Säuren,
die verwendet werden können,
um derartige Salze zu bilden, schließen anorganische Säuren wie
Salzsäure,
Schwefelsäure
und Phosphorsäure, und
organische Säuren
wie Oxalsäure,
Maleinsäure,
Sukzinsäure
und Zitronensäure
ein.
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Die Nomenklatur, die verwendet wird,
um die Oligocarbamate zu definieren, stimmt mit der herkömmlichen
Polypeptiddarstellung überein,
bei der die Aminogruppe an dem N-Terminal
links und die Carboxylgruppe an dem C-Terminal rechts erscheint.
NH2 kennzeichnet die freie Aminogruppe,
die an dem Aminoende des Oligocarbamats vorhanden ist. COOH kennzeichnet
die freie Carboxylgruppe, die an dem Carboxyende des Oligocarbamats
vorhanden ist.
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Dementsprechend sind Oligocarbamatderivatanaloge,
die gegenüber
den Derivaten nach Formel I im Wesentlichen äquivalente Aktivität aufweisen,
ebenso für
den Einsatz in der vorliegenden Erfindung in Betracht zu ziehen.
Diese Modifikationen lassen sich durch eine Synthese erzielen, die
das geeignete Ausgangsmaterial verwendet.
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Außerdem sollen die Begriffe "aktives Agens" "aktiver Wirkstoff" und "aktives Medikament" das hier speziell erwähnte Oligocarbamatderivat
nach Formel I sowie sämtliche
im Wesentlichen homologen Analoge desselben mit einschließen.
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In Angleichung an die Standardnomenklatur
für Peptide
in J. Biol. Chem., 243: 3552–59
(1969) sind Abkürzungen
für Aminosäurereste
in der nachfolgenden Tafel gegenübergestellt:
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TAFEL ZUR GEGENÜBERSTELLUNG
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Es ist zu beachten, dass sämtliche
Aminosäurerestsequenzen
hier durch Formeln dargestellt sind, deren Rechts-Links-Orientierung
im Sinne der herkömmlichen
Orientierung des Aminoterminus gegenüber dem Carboxyterminus ausgerichtet
ist. Ferner ist zu beachten, dass ein Bindestrich zu Beginn oder
am Ende einer Aminosäurerestsequenz
eine Peptidbindung an eine weitere Sequenz eines oder mehrerer Aminosäurereste anzeigt.
Obige Tafel dient dazu, die drei Buchstaben verwendende und die
einen Buchstaben verwendende Notation zu korrelieren, die hier jeweils
austauschbar eingesetzt sein können.
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Ein Substituent auf der Carbamathauptkette
in dem Oligocarbamatderivat dieser Erfindung kann gegenüber dem
entsprechenden Substituenten der Aminosäure in der natürlich auftretenden
Tat-Peptidsequenz in einer nicht konservativen Weise (d. h. durch
Verändern
eines Substituenten der Ausgangscarbonate, die einer Gruppierung
von Carbonaten mit einer speziellen Abmessung oder Charakteristik
zugeordnet sind, zu einem zu einer weiteren Gruppierung gehörendes Carbamat)
oder in einer konservativen Weise (d. h. durch Verändern eines
Carbonats, das zu einer Gruppierung von Carbonaten mit einer speziellen
Größe oder
Charakteristik zugeordnet ist, zu einem Carbonat, das zur selben
Gruppierung gehört)
verändert
werden. Eine derartige konservative Veränderung zieht im Allgemeinen
eine geringere Veränderung
der Struktur und Funktion des sich ergebenden Oligocarbonats nach
sich. Die vorliegende Erfindung sollte in den Schutzumfang Analoge mit
einbeziehen, deren Sequenzen konservative Veränderungen aufweisen, die die
Aktivität
oder Bindungscharakteristiken des sich ergebenden Oligocar bonats
nicht erheblich verändern.
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Im folgenden wird ein Beispiel der
unterschiedlichen Gruppierungen von Carbonaten beschrieben, die aufgebaut
sind nach der Formel:
wobei
R ein in einer natürlich
auftretenden Aminosäure
vorzufindender Substituent ist.
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Carbonate
mit nichtpolaren R-Gruppen R
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- CH3 (Methyl, Alaninanalog)
- CH3-CH(CH3)-
(Isopropyl, Valinanalog)
- CH3-CH(CH3)-CH2- (Isobutyl, Leuzinanalog)
- CH3-CH2-CH(CH3)- (1-Methylpropyl, Isoleuzinanalog)
- ϕCH2- (Benzyl, Phenylalanianalog)
- CH3-S-CH2-CH2- (Methylthioethyl, Methioninanalog)
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Carbonate mit elektrisch
neutralen polaren R-Gruppen R
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- H (Wasserstoff, Glyzinanalog)
- HO-CH2- (Hydroxymethyl, Serinanalog)
- CH3-CH(OH)- (α-Hydroxyethyl, Threoninanalog)
- HS-CH2- (Thiomethyl, Cysteinanalog)
- HO-ϕ-CH2- (Hydroxybenzyl, Tyrosinanalog) (Amidomethyl,
Asparaginanalog)
(Amidoethyl,
Glutaminanalog)
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Carbonate mit elektrisch
geladenen polaren R-Gruppen
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- HOOC-CH2- (Carboxymethyl, Aspartinsäureanalog)
- HOOC-CH2-CH2-
(Carboxyethyl, Glutaminsäureanalog)
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Grundlegende Carbonate
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- HN2-(CH2)4- (Aminobutyl, Lysinanalog)
- NH
- HN2-C-NH-CH2-CH2-CH2- (Guanidinopropyl,
Argininanalog)
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Eine weitere Gruppierung können Carbonate
mit Phenylgruppen darstellen, beispielsweise die Phenylalanin- und
Tyrosinanaloge.
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Eine weitere Gruppierung kann gemäß dem Molekulargewicht
gebildet sein (d. h. der Größe der R-Gruppen),
wobei Gruppen mit ähnlichem
Gewicht durch andere Gruppen ähnlichen
Gewichts ersetzt werden können.
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Besonders bevorzugte Substitutionen
sind das Glutaminanalog gegen das Argininanalog oder Lysinanalog.
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Carbonatsubstitutionen können ebenfalls
eingeführt
sein, um ein Carbonat mit einer besonders bevorzugten Eigenschaft
zu substituieren. Beispielsweise kann ein Cysteinanalog als eine
potentielle Stelle für
eine Disulfidbrücke
mit einem weiteren Cysteinanalog eingeführt sein.
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Exemplarische Analoge des Oligocarbonats
nach Formel 1 enthalten somit solche Analoge, bei denen
R1 p-Hydroxybenzyl ist;
R2 Wasserstoff
ist;
R4 Aminobutyl ist; und
R5 Amidoethyl ist;
R1 Benzyl
ist;
R2 Wasserstoff ist;
R4 Aminobutyl ist; und
R5 Amidoethyl
ist;
R1 P-Hydroxybenzyl ist;
R2 Wasserstoff ist; und
R5 Amidomethyl
ist.
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Das aktive Oligocarbonatderivat für den Einsatz
in der vorliegenden Erfindung kann ein Medikament, d. h. eine pharmazeutische
Zusammensetzung sein und vorzugsweise als eine solche verabreicht
werden. Wie weiter oben erörtert,
können
die erfindungsgemäßen Oligocarbamatderivate
und deren Analoge in pharmazeutischen Zusammensetzungen mit einem
geeigneten Trägerstoff
und in einer wirksamen Dosierung zubereitet sein, um einem Patienten,
dessen Gesundheitszustand sich aufgrund einer spezifischen neuronalen Degeneration
verschlechtert, auf unterschiedlichem Wege zur Therapie der Degeneration
verabreicht werden. Eine Vielfalt von Verabreichungstechniken können angewandt
werden, darunter parenterale Techniken wie subkutane, intravenöse und intraperitoneale
Injektionen, Katheterisierungen und dergleichen. Durchschnittliche
Mengen des Polypeptids oder deren Analoge des Peptids können variieren
und sollte insbesondere auf Empfehlungen und Verschreibungen eines
qualifizierten Arztes basieren.
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Die in den Verfahren dieser Erfindung
für eine
Verabreichung an Tiere und Menschen verwendeten pharmazeutischen
Zusammensetzungen umfassen die aktive Verbindung in Kombination
mit einem pharmazeutischen Trägerstoff
oder Vehikel.
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Das Medikament kann in Form von Tabletten
(einschließlich
Pastillen und Granulaten), Dragees, Kapseln, Pillen, Ampullen, intranasalen
Sprays oder Zäpfchen
vorliegen, die jeweils die Verbindung der Erfindung enthalten.
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Der Begriff "Medikament" in dem hier verwendeten Sinne bezeichnet
physikalisch diskrete, kohärente Portionen,
die sich für
eine medizinische Verabreichung eignen. Der Ausdruck "Medikament in Form
einer Dosierungseinheit" in
dem hier verwendeten Sinne bezeichnet physikalisch diskrete, kohärente Einheiten,
die sich für
eine medizinische Verabreichung eignen, die jeweils eine Tagesdosis
oder ein Vielfaches (bis zum Vierfachen) oder einen Bruchteil (bis
zu einem Vierzigstel) einer täglichen
Dosis der aktiven Verbindung der Erfindung in Verbindung mit einem
Trägerstoff
und/oder innerhalb einer Hülle
eingeschlossen enthalten. Ob das Medikament eine Tagesdosis oder
beispielsweise die Hälfte,
ein Drittel oder ein Viertel einer täglichen Dosis enthält, hängt davon
ab, ob das Medikament beispielsweise einmal, zweimal, dreimal oder
viermal täglich verabreicht
werden soll.
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Vorteilhafterweise sind die Zusammensetzungen
als Dosierungseinheiten formuliert, wobei jede Einheit eingerichtet
ist, um eine festgesetzte Dosis an aktiven Wirkstoffen zuzuführen. Tabletten,
beschichtete Tabletten, Kapseln, Ampullen, intranasale Sprays und
Zäpfchen
stellen Beispiele einer bevorzugten Dosierungsform gemäß der Erfindung
dar. Es ist lediglich erforderlich, dass der aktive Wirkstoff in
einer wirksamen Menge bereitsteht, d. h. so, dass eine geeignete
wirksame Dosierung mit der in einzelnen oder mehreren Dosiseinheiten
verwendeten Dosierungsform konsistent ist. Die genauen Einzeldosierungen,
sowie die Tagesdosen werden selbstverständlich anhand standardisierter
medizinischer Vorgaben unter der Leitung eines Arztes ermittelt.
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Die aktive Verbindung kann ferner
in Form von Suspensionen, Lösungen
und Emulsionen der aktiven Verbindung in einem wässerigen oder nicht wässerigen
Verdünnungsmittel,
Sirupen, Granulaten oder Pulver verabreicht werden.
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Zu den Verdünnungsmitteln, die in pharmazeutischen
Zusammensetzungen (z. B. Granulaten) verwendet werden können, die
die aktive Verbindung enthalten, die geeignet ist, um zu Tabletten,
Dragees, Kapseln und Pillen geformt zu werden, zählen nachfolgende Beispiele:
(a) Füllstoffe
und Streckmittel, z. B. Stärke, Zucker,
Mannitol und Kieselsäure;
(b) Bindungsagenzien, z. B. Carboxymethylcellulose und andere Zellulosederivate,
Alginate, Gelatine und Polyvinylpyrrolidon; (c) Befeuchtungsagenzien,
z. B. Glycerol; (d) Disintegrierende Agenzien, z. B. Agar-Agar,
Calciumcarbonat und Natriumbicarbonat; (e) Agenzien zum Verzögern der Auflösung, z.
B. Paraffin; (f) Resorptionsbeschleuniger, z. B. quaternäre Ammoniumverbindungen;
(g) oberflächenaktive
Agenzien, z. B. Cetylalkohol, Glycerolmonostearat; (h) adsorptive
Trägerstoffe,
z. B. Kaolin und Bentonit; (i) Gleitmittel, z. B. Talkum, Calcium
und Magnesiumstearat sowie feste Polyethylenglykole.
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Die Tabletten, Dragees, Kapseln und
Pillen, die die aktive Verbindung enthalten, können herkömmliche Beschichtungen, Hüllen und
schützende
Grundsubstanzen aufweisen, die gegebenenfalls Trübungsmittel enthalten. Diese
können
so eingerichtet sein, dass sie den aktiven Wirkstoff lediglich oder
vorzugsweise in einem speziellen Abschnitt des Intestinaltrakts,
und möglicherweise über eine
vorgegebene Zeitspanne hinweg freigeben. Die Beschichtungen, Hüllen und
schützenden
Grundsubstanzen können
beispielsweise aus polymeren Substanzen oder Wachsen hergestellt
sein.
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Der aktive Wirkstoff kann ferner
in Form von Mikro kapseln zusammen mit einem oder mehreren der oben
erwähnten
Verdünnungsmittel
hergestellt sein.
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Die Verdünnungsmittel, die in pharmazeutischen
Zusammensetzungen verwendet werden, die geeignet sind, um zu Zäpfchen geformt
zu werden, können
beispielsweise die üblichen
wasserlöslichen
Verdünnungsmittel
wie Polyethylenglykole und Fette (z. B. Kakaoöl und hochwertige Ester, (z.
B. C14-Alkohol mit C16-Fettsäure)) oder
Mischungen dieser Verdünnungsmittel
sein.
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Die pharmazeutischen Zusammensetzungen,
die Lösungen
und Emulsionen sind, können
beispielsweise die herkömmlichen
Verdünnungsmittel
enthalten (selbstverständlich
unter Ausschluss der oben erwähnten
Lösungsmittel
mit einem Molekulargewicht unterhalb von 200, außer es ist ein oberflächenaktives
Agens anwesend), beispielsweise Lösungsmittel, Auflösungsagenzien
und Emulgatoren. Zu speziellen nicht als beschränkend zu wertenden Beispielen
derartiger Verdünnungsmittel
zählen
Wasser, Ethylalkohol, Isopropylalkohol, Ethylcarbonat, Ethylazetat,
Benzylalkohol, Benzylbenzoat, Propylenglykol, 1,3-Butylenglykol,
Dimethylformamid, Öle
wie Erdnussöl,
Glycerol, Tetrahydrofurfuryl Alkohol, Polyethylenglykole und Fettsäureester
von Sorbitol oder Mischungen davon.
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Für
eine parenterale und intranasale Verabreichung sollten die Lösungen und
Suspensionen steril sein, z. B. in Ampullen eingeschlossenes Wasser
oder Arachisöl,
und, falls angebracht, blutisotonisch sein.
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Die pharmazeutischen Zusammensetzungen,
die Suspensionen sind, können
die üblichen
Verdünnungsmittel
enthalten, beispielsweise flüssige
Verdünnungsmittel,
z. B. Wasser, Ethylalkohol, Propylenglykol, oberflächenaktive
Agenzien (z. B. ethoxylierte Isostearylalkohole, Polyoxyethylensorbi tole
und Sorbitanester), mikrokristalline Zellulose, Aluminummethahydroxid,
Bentonit, Agar-Agar und Tragant, oder Mischungen davon.
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Die pharmazeutischen Zusammensetzungen
können
ferner Farbstoffe und Konservierungsstoffe, sowie Duftstoffe und
Geschmacksadditive (z. B. Pfefferminzöl und Eukalyptusöl und Süßstoffe
(z. B. Sacharin und Aspartam) enthalten.
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Die pharmazeutischen Zusammensetzungen
werden im Allgemeinen einen Gewichtsanteil von aktiven Wirkstoff
zwischen 0,5 und 90% enthalten.
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Zusätzlich zu der aktiven Verbindung
können
die pharmazeutischen Zusammensetzungen und Medikamente ferner andere
pharmazeutisch aktive Verbindungen enthalten.
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Jedes beliebige Verdünnungsmittel
in den Medikamenten der vorliegenden Erfindung kann ein beliebiges
jener oben in Verbindung mit den pharmazeutischen Zusammensetzungen
erwähnten
Verdünnungsmittel
sein. Solche Medikamente können
als das alleinige Verdünnungsmittel
Lösungsmittel
mit einem Molekulargewicht enthalten, das geringer ist als 200.
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Es kommt in Betracht, diese aktive
Verbindung peroral, intranasal, parenteral (beispielsweise intramuskulär, intrathekal,
intraperitoneal, subkutan, transdermal oder intravenös), rektal
oder lokal, vorzugsweise intranasal oder parenteral, insbesondere
perlingual, oder intravenös
zu verabreichen. Am meisten bevorzugt ist das Peptid nach Formel
I oder dessen Analog oder Salz auf intranasalem oder intravenösem Weg
verabreicht.
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Die Dosierungsrate liegt vorzugsweise
im Bereich von 0,01 bis 20 mg/kg Körpergewicht, und am meisten
vorzuziehen im Bereich von 0,5 bis 5 mg/kg Körpergewicht, und wird abhängen von
der Natur und dem Körpergewicht
des zu behandelnden Subjekts, von dem individuellen Ansprechen des
Subjekts auf die Behandlung, von der Art der Formulierung, in der
der aktive Wirkstoff verabreicht wird, von dem Modus, in dem die
Verabreichung durchgeführt
wird und von dem Zeitpunkt des Fortschritts der Erkrankung oder
von den Intervallen, in denen die Verabreichung erfolgen soll. Daher
reicht es möglicherweise
in manchen Fällen
aus, weniger als eine minimale Dosierungsrate einzusetzen, während in
anderen Fällen
eine obere Grenze überschritten
werden muss, um die gewünschten
Ergebnisse zu erzielen. In Fällen,
in denen größere Mengen
zu verabreichen sind, kann es angebracht sein, diese auf mehrere
einzelne Verabreichungen über
den Tag zu verteilen. Diesbezüglich
können
für die
intranasale Verabreichung aus dem Stand der Technik bekannte kalibrierte
Dosierungsvorrichtungen verwendet werden.
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Die nachfolgenden Beispiele werden
vorgeschlagen, um die bevorzugten Ausführungsbeispiele der Erfindung
vollständiger
zu veranschaulichen. Diese sollten jedoch auf keinen Fall als Beschränkung des
weiten Schutzumfangs der Erfindung aufgefasst werden.
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BEISPIELE
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BEISPIEL 1
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VERFAHREN
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RNA und von
Tat abgeleitete Peptidsynthese
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Sämtliche
RNAs wurden mittels in-vitro-Transkription29 präpariert.
Für Transkriptionsreaktionen
(20 μL),
die 8,0 pMol Muster-DNA enthielten, wurden 40–60 Einheiten T7- Polymerase (Promega)
verwendet. Für die
Synthese von mit 4-ThioU
markierter RNA wurde UTP durch 4-ThioUTP (4 mM, endgültige Konzentration) in
dem Transkriptionspuffer ersetzt. 4-Thio-UTP wurde gemäß dem Verfahren
von Stade, K., Rinke-Appel, J. & Brimacombe,
R. Nucl. Acids Res. 17: 9889–9909
(1989) synthetisiert. Die Reinigung und Markierung der RNA wurde
durchgeführt,
wie in Wang et al., Biochemistry 35, 6491-6499 (1996) beschrieben.
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Von Tat abgeleitete Peptide wurden
mittels N-α-Fmoc-geschützter Monomere24 auf einem ABI-431-Peptid-Systhetisierer
synthetisiert. Nach Abspaltung des Harzes wurden die Peptide mittels
HPLC auf einer Zorbax-300-SB-C8-Säule gereinigt.
Die Masse des vollkommen isolierten und gereinigten Peptids wurde durch
FAB-Massenspektrometrie erfasst; 4186,8 (M + H).
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Gelwanderversuche
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32P-5'-endmarkierte TAR-RNAs
wurden für
3 Minuten auf 85°C
erhitzt und anschließend
in TK-Puffer (50 mM Tris-HCl (pH 7,4), 20 mM KCl, 0,1% Triton-X-100)
auf Raumtemperatur abgekühlt.
Das Tat-Peptid wurde in reiner Form oder gemeinsam mit den konkurrierenden
RNAs (der natürlichen
Form TAR oder als mutantes TAR) zugefügt, in TK-Puffer für 3 Minuten
auf 85°C
vorgewärmt
und auf Raumtemperatur abgekühlt.
Die Peptid-RNA-Bindungsreaktionen wurden für 1 Stunde bei Raumtemperatur
durchgeführt
und durch Hinzufügen
von 30 Glycerol angehalten. Die Peptid-RNA-Komplexe wurden auf einem
nicht denaturierenden, 12%igen Acrylamidgel aufgelöst und mittels
Autoradiographie oder Phosphorspektroskopie sichtbar gemacht.
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Stellenspezifische
Photoquervernetzungsreaktionen
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Für
die photochemischen Reaktionen wurde der RNA- Doppelstrang durch Hybridisierung von
zwei Strängen24 zubereitet. Strang 1 des Doppelstrangs
wurde mit 32P 5'-endmarkiert. Vorgeformte RNA-Doppelstränge (0,02 μM) wurden
in Abwesenheit oder Anwesenheit des Peptids (0,1 μM) bestrahlt
(360 nm) und mittels Denaturierungsgelen nach dem in Wang et al.,
Biochemistry 35, 6491–6499
(1996) beschriebenen Verfahren analysiert.
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Während
die Erfindung hier anhand vielfältiger
spezieller Materialien, Verfahren und Beispiele beschrieben und
veranschaulicht wurde, versteht sich, dass die Erfindung nicht auf
die speziellen Materialien, Kombinationen von Materialien und für den jeweiligen
Zweck ausgewählte
Verfahren beschränkt
ist. Wie für den
Fachmann ersichtlich, können
zahlreiche Veränderungen
an diesen Einzelheiten vorgenommen werden.
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Es folgt eine Liste von Literaturstellen,
die mit der obigen Offenbarung und insbesondere mit den experimentellen
Verfahren und Erörterungen
verwandt sind. Die Literaturstellen sollten dahingehend berücksichtigt
werden, das auf deren gesamten Inhalt Bezug genommen ist.
-
Cullen, B. R. Microbiol. Rev. 56:
375–394
(1992).
-
Milton, R. C., Milton, S. C. & Kent, S. B. Science
256: 1445–8
(1992).
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Zawadzke, L. E. & Berg, J. M. J. Am. Chem. Soc. 114:
4002 (1992).
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Zawadzke, L. E. & Berg, J. M. Proteins 16: 301–5 (1993).
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Schumacher, T. N. M., et al. Science
271: 1854–1857
(1996).
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Dintzis, H. M., Symer. D. E., Dintzis,
R. Z., Zawadzke. L. E. & Berg,
J. M. Proteins 16: 306–8
(1993).
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Hamy, F., et al. J. Mol. Biol. 230:
111–123
(1993).
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Wang; Z. & Rana, T. M. Biochemistry 35: 6491–6499 (1996).
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Wang, Z., Wang. X. & Rana, T. M. J.
Biol. Chem. 271: 16995–16998
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Frankel, A. D. & Pabo, C. O. Cell 55: 1189–1194 (1988).
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Nordeen, S. K. Biotechniques 6: 454–457 (1988).
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Felber, B. K. & Pavlakis, G. N. Science 239: 184–187 (1988).
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Milligan, J. F. Groebe. D. R., Witherell,
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Jakobovits, A., Smith, d. h., Jakobovits, E. B. & Capon, D. J. Mot. Cell. Biol. 8:
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Aboul-ela, F., Karn. J. & Varani, G. J.
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